Das Ziel dieser Arbeit ist es, die gnostischen Motive in Hermann Hesses Entwicklungsroman "Demian" darzustellen. Da die Begriffe Gnosis und Gnostizismus nicht selten miteinander verwechselt werden, wird im ersten Kapitel der Arbeit versucht, sie zu definieren und voneinander abzugrenzen. Darüber hinaus werden die wichtigsten Themen im Zusammenhang mit der gnostischen Lehre beschrieben: beginnend mit dem historischen Hintergrund, über die zeitgenössischen schriftlichen Quellen, bis hin zu den wichtigsten gemeinsamen Merkmalen fast aller gnostischen Systeme. Der Beitrag geht auch auf den Einfluss des bedeutenden Psychologen Carl Gustav Jung auf die Werke des Autors von "Demian" ein. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass Hermann Hesse höchstwahrscheinlich nicht mit den gnostischen Schriften vertraut war und sein Wissen über diese alte Lehre aus Gesprächen mit dem Schüler Sigmund Freuds bezog. Der Roman "Demian" ist dem Genre des Entwicklungsromans zuzuordnen. Der Beitrag skizziert die wichtigsten Merkmale dieser Art von Roman und zeigt, wie diese Elemente im Werk des Literaturnobelpreisträgers vorkommen. Darüber hinaus wird ein interessantes Konzept von drei Stufen der Menschwerdung charakterisiert, das von Hermann Hesse selbst entwickelt wurde. Der nächste Teil der Arbeit befasst sich mit der Analyse des Romans Demian.
Die Entstehungsgeschichte des Werks sowie sein formaler Aufbau und seine Struktur werden kurz erläutert. Die Figuren, die den größten Einfluss auf die Entwicklung des Protagonisten Emil Sinclair hatten, wurden vorgestellt. Im letzten Kapitel des Werkes werden die Motive aufgezeigt, die im Roman hervorstechen und die als gnostisch angesehen werden können. Besonders hervorzuheben sind der Dualismus, der durch das Konzept der zwei Welten dargestellt wird, die alternative gnostische Interpretation des Gleichnisses von Kain und Abel und die Figur der Gottheit Abraxas. Auch andere Motive finden sich in dem Text, die mehr oder weniger auf gnostisches Gedankengut verweisen. Es gibt eine detaillierte, aufschlussreiche Analyse und Interpretation von Motiven, die mit Gnosis und Gnostizismus verbunden sind, und entwickelt einen unkonventionellen Interpretationsweg für einen der wichtigsten Romane Hermann Hesses.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Gnosis und Gnostizismus – theoretische Grundlagen
2.1. Gnosis
2.2. Gnostizismus
2.2.1. Historischer Hintergrund
2.2.2. Quellen
2.2.3. Die Hauptmerkmale der gnostischen Ideologie
2.2.3.1. Gottheit, Mensch und Dualismus
2.2.3.2. Kosmologie und Kosmogonie
2.2.3.3. Moralität
2.2.3.4. Symbolik von Schlaf und Ruf
3. Hermann Hesse und Gnosis
3.1. Der Einfluss von Carl Gustav Jung auf Hermann Hesses Werk
4. Entwicklungsroman – Gattungsmerkmale
4.1. Die drei Stufen der Menschenwerdung
4.2. Demian als Entwicklungsroman
5. Demian – die Romananalyse
5.1. Entstehungsgeschichte
5.2. Aufbau und Struktur
5.3. Die wichtigste Figuren und ihre Bedeutung in Bezug auf die gnostische Lehre
5.3.1. Emil Sinclair
5.3.2. Max Demian
5.3.3. Franz Kromer
5.3.4. Beatrice
5.3.5. Pistorius
5.3.6. Jakob Knauer
5.3.7. Frau Eva
6. Die gnostische Motive in Demian
6.1. Dualismus
6.2. Kain und sein Zeichen
6.3. „Der Vogel kämpft sich aus dem Ei“
6.3.1. Abraxas
6.4. Der Weg der spirituellen Entwicklung – Sinclairs Erkenntnisse mit Gnosistönen
7. Schlussbetrachtungen
8. Literaturverzeichnis
8.1. Primärliteratur
8.2. Sekundärliteratur
8.3. Internetquellen
1. Einleitung
Die signifikante Bedeutung der Gnosis für die europäische Kultur wurde am treffendsten von Jacek Sieradzan in die Worte gefasst: „Gnosis durchdringt die Welt wie Salz das Meerwasser“.1 Die Gnosis, als ein Phänomen spiritueller Natur, drang in alle Schichten unserer komplexen Kultur ein und hinterließ ihre Spuren in der Philosophie, Literatur, Musik, Kinematographie und sogar in politischen Strömungen. Obwohl die gnostischen Systeme des zweiten Jahrhunderts nicht in ihrer ursprünglichen Form bis zum heutigen Tag erhalten geblieben sind, haben sie nicht aufgehört, zeitgenössische Künstler zu inspirieren. Als Beispiel für ein Werk, in dem gnostische Einflüsse prominent sind, kann der Entwicklungsroman Demian des eminenten deutschen Schriftstellers und Literaturnobelpreisträgers Hermann Hesse dienen.
Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, die gnostischen Motive in Hermann Hesses Entwicklungsroman Demian darzustellen und ihre Bedeutung zu erläutern. Die Begriffe Gnosis und Gnostizismus werden nicht selten miteinander verwechselt, daher wurde im zweiten Kapitel der Arbeit versucht, sie zu definieren und zu unterscheiden. Darüber hinaus werden die wichtigsten Themen im Zusammenhang mit der gnostischen Lehre beschrieben: beginnend mit dem historischen Hintergrund, über die schriftlichen Quellen, die gegenwärtig bekannt sind, bis hin zu den wichtigsten gemeinsamen Merkmalen nahezu aller gnostischen Systeme.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Hermann Hesses Verhältnis zur Gnosis und dem Einfluss, den der bedeutende Psychologe und Kenner der gnostischen Lehre Carl Gustav Jung auf sein Werk hatte. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass Hermann Hesse höchstwahrscheinlich mit gnostischen Schriften nicht vertraut war und sein Wissen über diese alte Lehre aus Gesprächen mit dem Schüler von Sigmund Freud bezog.
Der Roman Demian fällt in das Genre des Entwicklungsromans. Deshalb werden im vierten Kapitel die Hauptmerkmale dieser literarischen Gattung vorgestellt und es wird gezeigt, inwiefern Demian in ihre Definition hineinpasst. Außerdem wird ein interessantes Konzept der drei Stufen der Menschwerdung näher gebracht, das Hermann Hesse 1932 in seinem Aufsatz Ein Stückchen Theologie formuliert hat.
Das fünfte Kapitel ist der Analyse des Romans Demian gewidmet. Es stellt eine notwendige Einführung in das nächste Teil der Arbeit dar, in dem die Motive, die sich auf Gnosis und Gnostizismus beziehen, analysiert und interpretiert werden. Das Kapitel beginnt mit einem Abriss der Entstehungsgeschichte des Romans und beschreibt dann den formalen Aufbau und die Struktur des Werkes. Abschließend werden die wichtigsten Figuren charakterisiert, die im Prozess der Entwicklung des Protagonisten eine wesentliche Rolle gespielt haben.
Das letzte und zugleich wichtigste ist das sechste Kapitel, in dem ausgewählte gnostische Motive, die im Roman Demian zu finden sind, präsentiert werden. Unter ihnen stechen der Dualismus, der durch das Konzept der zwei Welten dargestellt wird, die gnostische, alternative Interpretation des Gleichnisses von Kain und Abel und die Figur der Gottheit Abraxas besonders hervor. Es sei darauf hingewiesen, dass in dem vorliegenden Kapitel die offensichtlich gnostischen Motive im Werk analysiert und interpretiert werden, ebenso wie weitreichende Assoziationen, die auf einem gründlichen Studium der Themen Gnosis und Gnostizismus basieren. Damit wird ein unkonventioneller Interpretationsweg für einen der wichtigsten Romane von Hermann Hesse entwickelt.
In den Schlussfolgerungen liegt der Schwerpunkt auf dem Aspekt, der die gnostische Idee mit dem Roman Demian verbindet – nämlich auf ihrer Zeitlosigkeit. Es wird aufgezeigt, dass Hermann Hesses Werk, das vor über hundert Jahren verfasst wurde, immer noch begeistert und die Probleme der zeitgenössischen Jugend berührt.
2. Gnosis und Gnostizismus – theoretische Grundlagen
Das Fehlen einer klaren Unterscheidung zwischen Begriffen Gnosis und Gnostizismus verursachte Verwirrung in der Forschung über diese Phänomene. Besonders im deutschsprachigen Raum wurden diese Ausdrücke seit jeher zur Beschreibung desselben Gegenstandes verwendet, nämlich sowohl zur Bezeichnung der großen gnostischen Systeme, die in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung blühten, als auch der allgemeineren geistigen Strömung, der sie angehörten. Im Gegenzug hat sich der Terminus Gnostizismus unter englischsprachigen Gelehrten besser durchgesetzt.2
Das Wort Gnostizismus tauchte erst im 17. Jahrhundert auf. Es wurde von dem englischen Philosophen Henry More eingeführt, der zur Gruppe der sogenannten Cambridger Platoniker gehörte.3 Der Begriff wurde hauptsächlich gebraucht, um „die christlich-gnostischen Systeme des 2. und 3. Jahrhunderts“4 zu beschreiben. Allerdings war er aufgrund seiner abwertenden Charakterisierung etwas problematisch. Die negative Wahrnehmung dieses Ausdrucks wurde wahrscheinlich durch frühchristliche antiketzerische Schriften beeinflusst. Das in ihnen häufig vorkommende Adjektiv gnostisch (auf Englisch: gnostic) bezog sich fast ausschließlich auf den Gnostizismus, und dieser galt als Ketzerei.5
Das Chaos, das durch die Unklarheit der Terminologie verursacht wurde, war ein ziemliches Problem. Es ist kaum verwunderlich, dass der britische Altphilologe und Religionswissenschaftler – Arthur Darby Nock – in seiner Rezension des ersten Bandes von Hans Jonas' Gnosis und spätantiker Geist schrieb, dass er in einem terminologischen Nebel gelassen sei.6 Ein Versuch, die Termini Gnosis und Gnostizismus deutlicher zu definieren, wurde auf dem Internationalen Kongress über die Ursprünge des Gnostizismus im April 1966 in Messina (Italien) unternommen. Die Gruppe von sieben herausragenden Experten auf dem Gebiet, mit dem sich der Kongress befasste, schlug folgende Lösungen vor7 :
Um einen undifferenzierten Gebrauch der Ausdrücke Gnosis und Gnostizismus zu vermeiden, scheint es im Interesse aller zu liegen, durch gleichzeitige Anwendung der historischen und der typologischen Methode einen bestimmten Sachverhalt festzuhalten: den Gnostizismus, d.h. methodisch von einer bestimmten Gruppe von Systemen des zweiten Jahrhunderts nach Christus auszugehen, die Gnostizismus nennen zu sollen man sich allgemein einig ist. Im Gegensatz dazu würde man unter Gnosis ein „Wissen um göttliche Geheimnisse, das einer Elite vorbehalten ist“, verstehen.8
Diese Abgrenzung stieß jedoch bei vielen Forschern auf keine Zustimmung. Einer der bedeutendsten deutschen Kenner der Gnosis, Kurt Rudolph, stellte fest, dass eine solche „Auseinanderreißung der beiden“9 Termini sowohl aus historischer, als auch aus theoretischer Sicht „allerdings nicht sehr sinnvoll“10 sei. Er blieb bei der für die deutsche Wissenschaftstradition charakteristischen Verwendung beider Begriffe zur Beschreibung bestimmter religiöser Systeme. Seit 1985 predigte er jedoch die Idee, dass es am besten wäre, den Begriff Gnostizismus fast vollständig aufzugeben11, weil er „nicht nur pejorativ, sondern auch irreführend ist“.12
Ein weiterer Forscher, der die auf dem Kongress in Messina vorgeschlagene Unterscheidung der Begrifflichkeiten nicht akzeptiert hat, ist Michael Allen Williams. In seiner Publikation mit dem Titel Rethinking „Gnosticism“: An Argument for Dismantling a Dubious Category [ „Gnostizismus“ neu denken: Ein Argument für die Demontage einer zweifelhaften Kategorie ], legte er eine Reihe von Argumenten vor, um zu beweisen, dass es in der Geschichte kein System von Glaubensvorstellungen und Praktiken bestand, das eindeutig als Gnostizismus bezeichnet werden könnte. Er stimmte jedoch zu, dass es auf der Grundlage einiger Schriften aus dem 2. Jahrhundert möglich ist, das Vorhandensein einer Gruppe von Systemen zu beweisen, die unter Berücksichtigung des kosmogonischen Kriteriums als Gnostizismus klassifiziert werden könnten, wie es in Messina geschah. Im Gegensatz zu Rudolph war Williams der Meinung, dass die Begriffe Gnosis und gnostisch in Ermangelung keiner klaren, konkreten Definition zugeordnet werden sollten.13
Roelof van den Broek, der niederländischer Religionsgelehrter, schlug vor, die religiöse Strömung, die von der Erlösung durch Gnosis ausging, gnostische Bewegung oder gnostische Religiosität zu nennen. Wichtig ist, dass die Hauptideen der großen gnostischen Systeme der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung in Mythen ausgedrückt wurden. Zwischen den Sagen der einzelnen Systeme sind Unterschiede deutlich erkennbar, in ihrer Gesamtheit weisen sie jedoch starke Ähnlichkeiten auf. Es wird empfohlen, den Begriff Gnostizismus zu vermeiden, wenn er jedoch verwendet wird, sollte er auf diese „mehr oder weniger kohärenten Äußerungen (coherent expressions) der mythologischen Gnosis“14 beschränkt werden.15
Ich habe großen Respekt vor den Meinungen von Experten wie Rudolph oder Williams. Für die Zwecke meiner Arbeit habe ich mich jedoch entschieden, bei der Einteilung zu bleiben, die auf dem Kongress in Messina vorgeschlagen wurde. Wenn ich demnach das Wort Gnosis verwende, meine ich Erkenntnis (Wissen) esoterischer Natur, und wenn ich Gnostizismus erwähne – eine Gruppe von religiösen Systemen des 2. und 3. Jahrhunderts nach Christus.
2.1. Gnosis
Der Terminus Gnosis (γνῶσις) stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Erkenntnis oder Wissen. Der Hinweis auf die falsche Gnosis (Irrlehre) ist bereits im biblischen 1. Brief des Paulus an Timotheus zu finden, in dem der Aposteljünger vor dem angeblichen höheren Wissen gewarnt und angewiesen wurde, sich von dieser falschen Lehre fernzuhalten.16 Darin ist zu lesen:
Lieber Timotheus, bewahre, was dir anvertraut ist, und meide das gottlose Geschwätz dieser Leute und die fragwürdigen Behauptungen einer fälschlich so genannten Erkenntnis. Schon manche, die sich darauf eingelassen haben, sind vom Weg des Glaubens abgekommen. (1 Tm 6, 20 – 21)17
Aufgrund der oben genannten Vorwürfe stellten die Gnostiker die Echtheit jenes Briefes in Frage.18 Dieses Problem wurde auch vom ersten Kirchenvater – Irenäus von Lyon (ca. 140/150–200) in Entlarvung und Widerlegung der fälschlich so genannten Gnosis angesprochen. Sein Werk gilt als eine der umfangreichsten antihäretischen Schriften. Es besteht aus fünf Büchern und wird meist unter dem lateinischen Titel Adversus haeres [ Wider die Häresien ] zitiert.19 Einer der bedeutendsten evangelischen Kirchenhistoriker des 20. Jahrhunderts, Hans von Campenhausen20, bezeichnete das Werk des Irenäus als ein „typische[s] Beispiel einer unübersichtlichen und ermüdenden Ketzerbestreitung, die aus Mangel an geistiger Überlegenheit nach jedem Argument greift, mit dem sich die Gegner verunglimpfen, verdächtigen und karikieren lassen“.21
Der polnische Gnostiker und Anthroposoph Jerzy Prokopiuk definiert Gnosis als die transrationale Erkenntnis, d. h. jenseits des Rahmens von Vernunft und Intellekt. Diese Erfahrung kann jedoch nicht als irrational eingestuft werden, da ihre Ergebnisse sich durch die Sprache der Ideen und der abstrakten Konzepte ausdrücken lassen.22 Prokopiuk versucht, die auf dem Kongress in Messina aufgestellte Definition zu präzisieren und fügt hinzu, dass Gnosis eine direkte, innere Erfahrbarkeit von Bereichen des Daseins sei, die dem empirisch-rationalen Erkennen nicht zugänglich seien – mit anderen Worten, unter Gnosis versteht man die Erkenntnis der „göttlichen Geheimnisse“.23 Die vorgenannten Bereiche umfassen den geistigen Aspekt des Menschen, den Kosmos als auch die Gottheit.24 An dieser Stelle möchte ich noch einen Punkt erwähnen, der auf dem Kongress in Messina vereinbart wurde:
Der Typ von Gnosis, um den es im Gnostizismus geht, unterliegt folgenden ontologischen, theologischen und anthropologischen Bedingungen: Nicht jede Gnosis ist Gnostizismus, sondern nur diejenige, welche in diesem Zusammenhang die Vorstellung von der Wesensgleichheit der Natur des Göttlichen mit der des wiederzubelebenden und wiederherzustellenden Funkens enthält.25
Grundsätzlich existieren zwei Möglichkeiten, Gnosis zu erhalten. Erstens kann die gnostische Erfahrung spontan erscheinen, in Form von Offenbarung. Diese Art der Erkenntnis wird als apokalyptisch beschrieben. In einem solchen Fall kann eine Gottheit oder ein anderes geistiges Wesen verdächtigt werden, daran beteiligt zu sein. Das gnostische Erkenntnis erfolgt auch durch Erleuchtung oder Einweihung. Die Aufgabe eines Adepten besteht darin, den Prozess der Selbstumwandlung bereits auf der Ebene seines sogenannten höheren Selbst zu initiieren. Er muss sich einem eigenartigen Training unterziehen, das aus zahlreichen psychomoralischen als auch meditativen Übungen besteht. Es sollte erwähnt werden, dass in diesem Zusammenhang eine angemessene vorherige Vorbereitung eine notwendige Voraussetzung für den Empfang der Gnosis ist. Als Beispiele für ein solches Training können die verschiedenen Wege des Yoga dienen.26 Die Gnosis spielt eine wesentliche Rolle auch in der Anthroposophie Rudolf Steiners, die zu den Formen der zeitgenössischen Manifestation des Gnostizismus (Neognostizismus) gezählt wird. Basierend auf Steiners Terminologie lassen sich drei Stufen der gnostischen Erkenntnis unterscheiden: die imaginative, die inspirierte (willensartige27), als auch die intuitive Erkenntnis.28 In dem Buch Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? skizziert Steiner einen Einweihungsweg und beschreibt spezifische Übungen, die zum Erreichen einer höheren Erkenntnisebene der geistigen Welten führen, die dem unvorbereiteten Individuum unzugänglich ist.29
Ich möchte die Aufmerksamkeit besonders auf die Rolle lenken, die die Intuition in der gnostischen Erkenntnis einnimmt. Die Gnostiker bezeichnen sie mit dem philosophischen Begriff Nous. Jeder Mensch verfügt über einen Verstand, aber nur wenige sind mit dem mächtigen „Organ für die Gnosis“30 – der Intuition – ausgestattet worden. Die Tatsache, dass Intuition eine Gabe ist, wurde in einigen Abhandlungen des Corpus Hermeticum festgestellt. Es sollte beachtet werden, dass ausschließlich diejenigen, die damit ausgestattet sind, die Gnosis erfolgreich erreichen können.31
Über die gnostische Erkenntnis, die durch den Prozess der Selbstumwandlung erlangt wird, schreibt ebenfalls der niederländische Theologe Gilles Quispel. In seinem Werk mit dem Titel Gnosis als Weltreligion schlägt er die folgende Definition vor: „Gnosis ist mythische Projektion der Selbsterfahrung“.32 Prokopiuk entwickelt die Definition von Quispel weiter, indem er hinzufügt, dass Gnosis die transrationale Selbsterkenntnis des Menschen sei – das bedeutet, dass der Mensch die Erkenntnis seines Selbst erfährt und dadurch auch die materielle Welt, die geistige Welt und die Welt der Seelen erkennt.33 Mit anderen Worten, „[d]ie Gnosis ist ein Moment in der Verinnerlichung und Vertiefung in die unbekannten Bezirke der Seele“.34 In einer der Schriften der Gnostiker wurde der Kern von Gnosis wie folgt geschildert: „Erkenntnis, wer wir sind und was wir geworden sind; woher wir stammen und wohin wir geraten; wohin wir eilen und wovon wir erlöst sind; was es mit unserer Geburt, was es mit unserer Wiedergeburt auf sich hat“.35
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal der Gnosis ist ihr esoterischer Charakter. Das heißt, dass sie „einer Elite vorbehalten ist“.36 Diese Aussage sollte dennoch nicht dahingehend fehlinterpretiert werden, dass die Gnosis an zufällig ausgewählte Individuen gegeben wird. Nur diejenigen, die richtig darauf vorbereitet sind, können sie empfangen.37
Der Zweck der Gnosis ist die Erlösung, die jeder Gnostiker anstrebt.38 Hier manifestiert sich der praktische Aspekt der Gnosis.39 In allen bekannten gnostischen Hymnen und Mythen wird betont, „dass die Erlösung darin besteht, dass der Mensch sich seines Ursprungs erinnert und sich der Göttlichkeit seines in Dunkel gehüllten Selbst bewusst wird“.40 Beispielsweise erscheint in einer der Hymnen des manichäischen gnostischen Systems eine Aussage: „Glückselig, wer seine Seele versteht“.41
Das Heil besteht in der Verwandlung des Menschen und dem Erreichen der letztlichen Vollkommenheit. Der Mensch wird vergöttlicht, was bedeutet, dass er von diesem Zeitpunkt an ein Teilnehmer der göttlichen Existenz ist.42 Schließlich verwandelt sich der Gnostiker vom gefallenen Menschen in den erlösten Menschen.43
Als passende Zusammenfassung dieses Unterkapitels kann eine Sentenz aus Quispels Gnosis als Weltreligion dienen:
Die Gnosis ist ein geheimes Wissen um die verborgenen Zusammenhänge des Universums, um eine esoterische Tradition der Urweisheit, die von Göttern den Menschen offenbart ist, es ist die Enthüllung des tiefsten Wesen des Menschen, die Erhellung des Sinnes seines Seins in der Welt und ein Schauen der Bilder.44
2.2. Gnostizismus
Wie wir aus der auf dem Kongress in Messina aufgestellten Definition wissen, bezeichnet der Terminus Gnostizismus eine bestimmte Gruppe religiöser Systeme des 2. und 3. Jahrhunderts. In diesem Unterkapitel werde ich versuchen, den historischen Hintergrund und den Ursprung des Gnostizismus näher zu bringen. Außerdem werde ich die wichtigsten Quellen vorstellen, die von den Forschern zur Anwendung kommen, und schließlich die Hauptmerkmale der gnostischen Ideologie und Mythologie skizzieren.
2.2.1. Historischer Hintergrund
Um den Entstehungsprozess der gnostischen Systeme vollständig zu verstehen, ist es notwendig, sich mit der Geschichte der hellenistischen Epoche vertraut zu machen. Als „Wendepunkt in der Historie der antiken Welt“45 wird die Eroberung des Ostens durch den makedonischen König Alexander den Großen bezeichnet. Der Beginn der hellenistischen Periode wird mit 323 v. Chr. datiert, als die Makedonier und Griechen die Gebiete des ehemaligen Persischen Reiches unterwarfen.46 Durch seine Eroberungen schuf Alexander die Möglichkeit, eine kulturelle Einheit von außergewöhnlicher Reichweite für die damalige Zeit zu schaffen und die Welt des Ostens und des Westens zu vereinen. Unter Osten ist in diesem Zusammenhang der Bereich der orientalischen Zivilisationen von Ägypten bis Indien zu verstehen, während unter Westen – das griechische Gebiet in der Ägäis. „In der Struktur des Römischen Reiches erhalten die Begriffe Osten und Westen neue Bedeutungen – Osten wird zur griechischen und Westen – zur lateinischen Hälfte der römischen Welt“.47
Es lassen sich vier Phasen in der Entwicklung der griechischen Kultur unterscheiden. Die erste ist die klassische Stufe der nationalen Kultur, die vor der Eroberung durch Alexander den Großen stattfand. Die nächste ist eben der Hellenismus, der als kosmopolitische säkulare Kultur beschrieben wird. Auf diese Stufe folgte die späthellenische Periode. Sie hat sich zu einer heidnischen religiösen Kultur entwickelt. Die letzte Phase ist der Byzantinismus. Dieser Begriff wird verwendet, um die griechisch-christliche Kultur zu bezeichnen.48
Der Prozess der Verschmelzung der Kulturen begann in den Königreichen der Diadochen, also der Befehlshaber von Alexanders Armee.49 Die Ansichten als auch die Gebräuche der sogenannten Barbaren waren den Griechen seit den Zeiten von Herodot, der als Vater der Geschichtsschreibung (pater historiae)50 bekannt ist, nicht gleichgültig. Allerdings konnten nur Hellenen, die den Status eines vollwertigen Bürgers hatten und frei geboren wurden, die hellenische Lebensweise voll genießen.51 Diese Situation änderte sich in der Zeit von Alexander. Von da an war nicht mehr der Geburtsstatus ausschlaggebend, sondern die Erziehung und Bildung. Das bedeutete, dass sogar ein Barbar von Geburt an das Recht hatte, Hellene zu werden. Dieser Wandel wäre ohne den Einfluss der Philosophie nicht möglich gewesen. Die griechischen Denker erkannten die Vernunft als das Höchste im Menschen und führten folglich den Begriff des Menschen als solchen ein. Zur Herausbildung der humanistischen Kultur trugen die Stoiker bei, die verkündeten, dass das wertvollste Gut der griechischen Ethik, die Freiheit, eine rein intrinsische Qualität sei. Aus dieser These können wir schließen, dass auch ein Sklave wirklich frei sein kann52, „solange er weise ist“.53 Durch die Philosophie wurde sich der Mensch immer mehr seines Selbst bewusst. Dieser Prozess wurde hauptsächlich durch die Entwicklung seines Denkens erreicht. Schritt für Schritt führte die Philosophie den Menschen aus der Welt der Mythen heraus und lenkte sein Interesse in neue Richtungen.54
Nicht zu vergessen ist die äußerst wichtige Rolle, die die Begriffssprache der griechischen Philosophen bei der Bildung der Terminologie vieler gnostischer Systeme spielte. Selbst die ältesten Gnostiker schöpften wahrscheinlich aus der Sprache der Philosophie. Möglicherweise wäre der Prozess der Entstehung des Gnostizismus in einer etwas anderen Form verlaufen, wenn es nicht den Einfluss der Sprache der Philosophie gegeben hätte. In den fast ausschließlich in Alexandria entstandenen „hochgnostischen Systemen des 2. Jahrhunderts n. Chr.“55 lassen sich sogar direkte Bezüge zum platonischen Gedanke finden. Unter den Merkmalen, die das allgemeine philosophische Denken in der Kaiserperiode auszeichneten, kann man die Überzeugung von der engen Beziehung zwischen Mensch und Gott und die Antipathie gegenüber der materiellen Welt erwähnen. Außerdem kann der für den Gnostizismus so charakteristische Dualismus mit dem platonischen Dualismus verglichen werden. Platon, einer der berühmtesten griechischen Philosophen, stellte „Geist und Materie, Seele und Leib, Gott und Welt“56 einander gegenüber. Diese Position kann zweifellos als eine der wichtigsten Fundamente der gnostischen Weltanschauung betrachtet werden.57
Als Grundlage der griechischen Kultur dienten die Poleis, also die Stadtstaaten. Die klassische Polis bezog ihre Bewohner in das politische Leben ein. Die Vollbürger hatten ein echtes Mitspracherecht bei den Entscheidungen, die getroffen wurden. Diese Zentren sind intern zurückgegangen. Durch den Zerfall wurden die Ideen des Individualismus und des Universalismus ausgelöst58 – der individuelle Aspekt der Kultur der alten Polis wurde geschwächt, so dass der darin enthaltene universelle geistige Wert in den Mittelpunkt rückte.59 Die oben erwähnten Ideen förderten zweifelsohne den Aufstieg gnostischer Systeme.60 Im Zuge der griechischen territorialen Expansion wurden jedoch neue Städte nach griechischer Art gegründet und mit typisch griechischen Institutionen ausgestattet. Die neu entstandenen Städte verloren ihren Status als unabhängige Staaten – sie waren Teil von zentral verwalteten Königreichen. Doch wo das städtische Leben blühte – blühte auch die hellenistische Kultur.61 Sogar einige ursprünglich orientalische Städte, in denen sich typisch hellenistische Institutionen zu etablieren begannen, wurden in Städte griechischen Typs transformiert. Als die Zentren, die sich am meisten entwickelt haben, können Alexandria in Ägypten sowie Antiochia am Orontes hervorgehoben werden.62
Die Einwohner ausländischer Herkunft wurden dem Prozess der Hellenisierung unterworfen. Er erfolgte durch kulturelle Assimilation. Einer der wichtigsten Faktoren war ihre Aneignung der griechischen Sprache. Interessanterweise blieb Griechisch die vorherrschende Sprache, obwohl diese Gebiete wahrscheinlich von Anfang an von mehr Personen mit fremder Abstammung als von einheimischen Griechen oder Makedoniern bewohnt wurden. Das signifikante Wachstum der großen städtischen Zentren kann lediglich durch den anhaltenden Zuzug der einheimischen Bevölkerung aus dem Osten erklärt werden.63
Osten und Westen begannen wirtschaftlich zu kooperieren, was zur Bildung einer Gemeinschaft führte, die auf den Ideen des Hellenismus basierte.64 Dieser kulturelle und wirtschaftliche Austausch bewirkte die Entstehung einer übernationalen Kultur. Die Ideen flossen frei zwischen den Vertretern verschiedener Nationen.65
In der Geschichte der hellenistischen Zivilisation spielte sich eine Art Klassenkampf ab.66 Der russische Historiker Michael Rostovtzeff schrieb: „Äußerlich war die hellenistische Welt eine Einheit, innerlich war sie dagegen in zwei ungleiche Teile aufgespalten“.67 Die Gesellschaft teilte sich in zwei Gruppen: Sklaven und ihre Besitzer. Die Oberschicht bestand hauptsächlich aus Bewohnern griechischer Abstammung. Darunter waren auch Einheimische aus den ehemals herrschenden Klassen zu finden. Im Gegensatz dazu hatten zahlreiche Mitglieder der unteren Klasse in der Regel orientalische Wurzeln.68 Die wachsenden Widersprüche zwischen den Vertretern der beiden Schichten führten zu einer Verschärfung des Konflikts zwischen der Stadt und der Provinz.69 Von Beginn ihrer Existenz an waren die gnostischen Bewegungen mit der Schicht des Proletariats verbunden. Der Gnostizismus half dem Einzelnen, seine Einzigartigkeit wiederzuentdecken. Durch ihr Konzept des göttlichen Funkens im Menschen gab die gnostische Ideologie dem Individuum den Status eines gottnahen Wesens. Dies ermöglichte es auch dem einfachen Armen, eine Beziehung zu Gott zu schaffen, ohne die Erfordernis der Teilnahme von Vermittler wie Priester. „Es ist daran zu erinnern, dass der sozialen Lage der Unterdrückten und Ausgebeuteten in der Antike nirgendwo große Beachtung geschenkt wurde“.70 Die untere Schicht sah sich also mit der Anforderung konfrontiert, ihre eigenen Konzepte zu erarbeiten. Trotz ihrer wirtschaftlichen Benachteiligung fühlte sich diese Gruppe „ideologisch-religiös zur Freiheit berufen“.71 Der Gnostizismus lehnte viele vorherrschende Normen ab und war sozusagen eine Rebellion gegen die Welt. Er kann als eine religiöse Ideologie wahrgenommen werden, durch die versucht wurde, die Probleme der damaligen Gesellschaft zu lösen. Ein solches Phänomen wurde von Karl Marx als „Protestation gegen das wirkliche Elend“72 beschrieben.73
Bei der Beschreibung des Prozesses der Verschmelzung des Westens mit dem Osten ist es unvermeidlich, die damals vorherrschende Situation im Osten zu erwähnen. Diese besonderen Bedingungen ermöglichten den Verlauf der Geschichte, wie er war. Jonas Hans ist der Meinung, dass der Osten in einem Zustand war, der sogar Eroberungen förderte. Faktoren wie „politische Apathie und kulturelle Stagnation“74 ließen ihn als unterwürfig charakterisieren. Zu diesem Zeitpunkt, der noch vor Alexanders Eroberungen lag, war Hellas eindeutig dominant.75 Die orientalische Welt und die griechische Welt unterschieden sich auf vielen Ebenen – eine davon war die kulturelle Einheit. Die griechische Seite war von dieser kulturellen Kohärenz geprägt, während auf der östlichen Seite – im Gegenteil – in verschiedenen Regionen unterschiedliche kulturelle Tendenzen zu erkennen waren.76 Gleichzeitig verharrte die intellektuelle Bewegung, die von den Zivilisationszentren am Euphrat und am Nil stammte, in kultureller Stagnation, sie hat aufgehört sich zu entwickeln. Es ist auch möglich, dass dieser Stillstand als die erreichte Vollkommenheit einer bestimmten Zivilisation interpretiert wurde – wie zum Beispiel im Fall von Ägypten.77
Die Entwicklung der Kultur wurde auch durch die von den Assyrern und Babyloniern durchgeführte Vertreibung und Umsiedlung der beherrschten Völker stark behindert, wenn nicht gar verhindert. Besonders betroffen waren Angehörige der sozialen Schichten, die maßgeblich an der Gestaltung des kulturellen Schaffens mitwirken und zum geistigen Wachstum beitragen konnten. Erschwerend kam hinzu, dass die Opfer dieser schändlichen Praktiken oft Völker waren, deren kultureller Entwicklungsprozess erst noch beginnen musste. Diese Nationen hatten schlichtweg keine Zeit, kulturell aufzublühen.78
Neben der kulturellen und intellektuellen Unbeweglichkeit herrschte ebenfalls eine politische Apathie. Als Grund dafür wird eine Reihe von Eroberungen angenommen, die zur Gründung neuer Imperien führten. Die Macht wurde sukzessive von neuen Herrschern übernommen, und die lokale Gemeinschaft gewöhnte sich in gewisser Weise an diese Veränderungen. Die Einheimischen fügten sich in ihr Schicksal und versuchten erst gar nicht, sich aufzulehnen, obwohl die rücksichtslosen Machthaber sie „mit der Kriegsbeute gleichstellten“.79
Der Zwang fast ganzer Völker, ihr ursprüngliches Land zu verlassen, hatte jedoch auch seine positiven Aspekte in Bezug auf die Rolle der östlichen Seite bei der Gestaltung der hellenistischen Ära. Zunächst brachten die Vertreter der vertriebenen Bevölkerungsgruppen kulturelle Inhalte mit, die dann in „Elemente eines kosmopolitischen Gedankenaustauschs“80 mit universellerem Charakter umgewandelt wurden. In dieser Form konnten sie den aufkommenden Hellenismus mit neuem kulturellen Material versorgen. Außerdem ist zu betonen, dass dieser Prozess einer der Faktoren war, der die Entstehung des religiösen Synkretismus ermöglichte.81 Unter diesem Begriff versteht man „die Vermischung von religiösen Ideen oder Philosophien zu einem neuen System oder Weltbild“.82 Gerade der Synkretismus, dessen Keim im Osten geboren wurde, bildete später eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale des Hellenismus.83
Bei der Analyse der Bedeutung des Ostens für den Aufstieg des Hellenismus sollte der bereits erwähnten „Transformation der Inhalte lokaler Kulturen in Ideologien“84 besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Im gesamten östlichen Bereich wiederholte sich ein gewisses Muster. Ursprünglich lokale oder nationale Glaubenssätze wurden so umgewandelt, dass sie zum Austausch von Ideen im globalen Maßstab beitragen konnten. Diese Prozesse basierten hauptsächlich auf Dogmatisierung. Dieses Konzept sollte als ein Phänomen begriffen werden, das darin besteht, ein bestimmtes Prinzip aus dem Material der Tradition zu extrahieren und dann weiterzuentwickeln, bis es schließlich die Form einer kohärenten Doktrin annimmt.85 Es wird davon ausgegangen, dass „der jüdische Monotheismus, die babylonische Astrologie und der iranische Dualismus“86 zu den Hauptkräften gehörten, die eine wesentliche Rolle bei der Ausbildung des Hellenismus spielten. Bei ihnen ist zu bemerken, dass sie nicht mehr an die konkreten Bedingungen eines bestimmten politischen Zentrums gebunden waren, sondern sich ganz auf ihren geistigen Inhalt stützten87. Nach Kurt Rudolph gehören zu diesen synkretistischen hellenistischen Religionen auch die Gnosis (bzw. der Gnostizismus – Rudolph war kein Befürworter der messinischen Unterscheidung zwischen beiden Begriffen).88
Es ist bemerkenswert, dass in alten Kulturen, einschließlich der griechischen, Mysterien eine bedeutende Rolle spielten. Ebenfalls in der orientalischen, östlichen Kultur entwickelte sich diese Form der Anbetung. Eine Skizze ihrer Funktionsweise wurde von Jerzy Prokopiuk in seinem Buch Gnoza i gnostycyzm vorgestellt. Das waren Initiationseinrichtungen, durch die man die Einweihung erhalten konnte, in diesem Fall verstanden als Erkenntnis eines bestimmten göttlichen Wesens. Diese Möglichkeit stand jedoch nicht jedem Willigen zur Verfügung – nur einige, richtig präparierte Ausgewählte konnten eingeweiht werden. Die Mysterien waren also esoterischen Charakters. Für die Durchführung der Riten waren die sogenannten Hierophanten zuständig. Ein Adept musste einen komplizierten Initiationsweg durchlaufen, der eine gründliche Vorbereitung auf die endgültige Erlangung des höchsten Grades der spirituellen Entwicklung war. Zu seinen Aufgaben gehörte u. a. die systematische Ausführung von anspruchsvollen Meditationsübungen. Oftmals wurden durch Mysterien neue religiöse Kulte geschaffen. Diese Institutionen zeichneten sich dadurch aus, dass sie die Gläubigen nicht aufgrund von Faktoren wie Rasse, Geschlecht, Nationalität, materieller Situation oder sozialer Stellung diskriminierten.89 Kurt Rudolph stellte eine Verbindung zwischen der Organisation der Mysteriengesellschaften und der Organisation einiger gnostischer Gemeinden fest. Der Gelehrte nannte Beispiele von Gruppierungen der Ophiten und Naasener, die wahrscheinlich dem Vorbild von Mysterientraditionen folgten, die in den Kultpraktiken einen Weg zur Erlösung sahen.90 Die Ursprünge des Gnostizismus in Mysterienreligionen suchte der Religionshistoriker Ugo Bianchi. Der italienische Wissenschaftler wies darauf hin, dass die typisch hellenistischen Mysterien darauf abzielten, den Menschen von den Fesseln des Körpers und der Welt zu befreien und seine spirituelle Transformation herbeizuführen. Seiner Meinung nach bekamen die Mysterien bis zum Ende der antiken Periode einen mystischen Ton und wurden allmählich mit philosophischen Elementen und Besonderheiten aus der östlichen Tradition angereichert. Die nächste Stufe in der Entwicklung der Mysterien sollte der Aufstieg des Gnostizismus sein.91
Eine weitere These über die Ursprünge des Gnostizismus besagt, dass diese religiöse Bewegung vom Christentum abstammt. In diesem Zusammenhang wird sie als christliche Häresie behandelt. Als eines der Argumente der Befürworter dieser Ansicht sticht die Tatsache hervor, dass keine gnostischen Quellen entdeckt wurden, die älter als die frühesten christlichen Berichte sind.92 Der Gnostizismus wäre eine „Fortführung bestimmter Konzepte des Urchristentums“.93 Wieder eine andere Gruppe von Forscher ist der Meinung, dass gnostische Systeme ihre Wurzeln im Judentum haben. Zu den Unterstützern dieser Auffassung gehören z. B. Quispel, Rudolph, Pokorný und Schenke.94 Ihre Schlussfolgerung über den jüdischen Ursprung des Gnostizismus zogen sie u. a. auf der Grundlage von Quellen, in denen der Einfluss alttestamentlicher Traditionen besonders auffällig ist. Zu diesen Schriften gehören die Texte der Naasener, der Mandäer als auch die Apokryphen des Neuen Testaments.95
Die Hypothesen über den Ursprung des Gnostizismus sind daher unterschiedlich. Jerzy Prokopiuk, der persönlich zu einer Mysteriengenese tendierte, teilte die gnostischen Systeme in vier Kategorien ein. Die erste davon bezeichnete er als heidnisch – sie umfasst den Hermetismus, also die griechisch-ägyptische mystische heidnische Gruppe. Der wichtigste hermetische Text ist die Sammlung von Abhandlungen Corpus Hermeticum.96 Die nächste Form des Gnostizismus, auf die Prokopiuk hinwies, ist die jüdische Form, die den sogenannten Samaritanismus und Mandaismus einschloss. Die erste von ihnen wurde von einem der berühmtesten Gnostiker, Simon Magus, sowie von Dositheos und Menander aus Samarien gegründet.97 Die letztgenannte Religion wird bis heute auf dem Gebiet Iraks und Irans gepflegt und hat sogar eine eigene kleine Vertretung in Australien.98 Ihr Name leitet sich von dem Begriff manda ab, der übersetzt Erkenntnis bedeutet. Ihre Anhänger betrachten Ginza als ihre heilige Schrift. Eine weitere Form des gnostischen Glaubens ist der sogenannte synkretistische Gnostizismus. Dieser Typ kombiniert heidnische, jüdische und in einigen Fällen auch christliche Elemente. Zu den Bekenntnissen, die zu dieser Splittergruppe gehören, werden unter anderem die Ofiten, Nasseniten, Kainiten und Sethianer gezählt. Ihr charakteristisches Merkmal bestand in der Verehrung der alttestamentarischen Schlange als Symbol für Wissen oder Weisheit. Informationen über sie sind hauptsächlich in den Berichten der Kirchenväter erhalten geblieben. Die letzte der Grundformen des Gnostizismus wird als christlich bezeichnet. Damit sind vor allem Gruppen gemeint, die als christliche Häresie abgestempelt wurden. Jerzy Prokopiuk weist auf eine interessante Tatsache hin, dass es sogar in den Lehren von Jesus Christus gnostische Motive gab.99 Für die herrschenden christlichen Kirchen war das inakzeptabel, sie interpretierten die Botschaften des Messias auf ihre eigene Weise, die sie für die einzig richtige hielten. Vertreter der Kirchen ergriffen Maßnahmen, um den Gnostizismus zu bekämpfen, und betrachteten ihn als eine Ketzerei. Als die wichtigsten gnostischen Häretiker gelten Basilides, Valentinus, Markion, Bardesanes und ihre Jünger.100
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1 Sieradzan, Jacek, Jezus Chrystus: mesjasz czy gnostyk?, in: Odcienie gnozy. Hrsg. von Mirosław Piróg, Wydawnictwo KOS: Katowice 2007, S. 55-67, hier S. 56 („gnoza przenika świat jak sól wodę morską” Wenn nicht anders angegeben, werden alle englisch- und polnischsprachigen Zitate von der Autorin der Arbeit übersetzt.).
2 Vgl. Van den Broek, Roelof, Gnosticism I: Gnostic Religion, in: Dictionary of Gnosis & Western Esotericism. Hrsg. von Wouter J. Hanegraaff, Brill: Leiden 2006, S. 403-416, hier S. 403.
3 Vgl. Ebd., S. 403.
4 Rudolph, Kurt, Die Gnosis: Wesen u. Geschichte e. spätantiken Religion. Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 1990, S. 65.
5 Vgl. Van den Broek, Roelof, Gnosticism I: Gnostic Religion, S. 403.
6 Vgl. Nock, Arthur, Gnosis und spätantiker Geist. Teil 1: Die mythologische Gnosis. Mit einer Einleitung: Zur Geschichte und Methodologie der Forschung by Hans Jonas. Review by: Arthur Darby Nock, in: „Gnomon“, 12. Bd., H. 11 (Nov., 1936), Verlag C.H.Beck, S. 605-612, zitiert nach: Van den Broek, Roelof, Gnosticism I: Gnostic Religion, S. 403.
7 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm. Daimonion: Warszawa 1998, S. 15.
8 Le Origini dello Gnostizismo. Colloquio di Messina 13-18 Aprile 1966. Hrsg. von Ugo Bianchi, Brill: Leiden 1970, S. XXIX.
9 Rudolph, Kurt, Die Gnosis, S. 65.
10 Ebd.
11 Vgl. Van den Broek, Roelof, Gnosticism I: Gnostic Religion, S. 404.
12 Rudolph, Kurt, ‘Gnosis’ and ’Gnosticism’: The Problems of Their Definition and Their Relation to the Writings of the New Testament, in: The New Testament and Gnosis: Essays in Honour of Robert McL. Wilson. Hrsg. von H. B. Logan, A. J. M. Wedderburn, T&T Clark International: Edinburgh 1983, zitiert nach: Van den Broek, Roelof, Gnosticism I: Gnostic Religion, S. 404 („it is not only pejorative, but also confusing”).
13 Vgl. Williams, Michael , Rethinking "Gnosticism": An Argument for Dismantling a Dubious Category. Princeton University Press: Princeton 1996, zitiert nach: Van den Broek, Roelof, Gnosticism I: Gnostic Religion, S. 404.
14 Van den Broek, Roelof, Gnosticism I: Gnostic Religion, S. 404 (”more or less coherent expressions of mythological Gnosis”).
15 Vgl. Ebd.
16 Vgl. Linzer Fernkurs, Neues Testament II, 5. Aussendung, https://www.dioezese-linz.at/dl/OtmLJKJLLooJqx4KOJK/1_Timotheusbrief_pdf [10.01.2021].
17 Neue evangelistische Übersetzung, https://www.bibel-online.net/buch/neue_evangelistische/1_timotheus/6/#1 [10.01.2021].
18 Vgl. Clemens Alexandrinus, Kobierce II 52, 5-6. Instytut Wydawniczy PAX: Warszawa 1994, zitiert nach: Quispel, Gilles, Gnoza. Instytut Wydawniczy PAX: Warszawa 1988, S. 215.
19 Vgl. Rudolph, Kurt, Die Gnosis, S. 15.
20 Vgl. Seite Hans von Campenhausen, in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_von_Campenhausen. [10.01.2021].
21 Von Campenhausen, Hans, Griechische Kirchenväter. Kohlhammer Verlag: Stuttgart 1967, S. 27.
22 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm, S. 16.
23 Vgl. Ebd., S. 17.
24 Vgl. Ebd., S. 16.
25 Le Origini dello Gnostizismo. Colloquio di Messina 13-18 Aprile 1966, S. XXX.
26 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm, S. 16.
27 Steiner, Rudolf, Die Stufen der höheren Erkenntnis. Rudolf Steiner Verlag: Dornach 1993, S. 5.
28 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Ścieżki wtajemniczenia Gnosis aeterna. tCHu, doM wYdawniczy: Warszawa 2000, S. 180.
29 Vgl. Steiner, Rudolf, Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?. Rudolf Steiner Online Archiv: 2010, Online-Fassung: http://anthroposophie.byu.edu/schriften/010.pdf [10.01.2021].
30 Quispel, Gilles, Gnosis als Weltreligion. Origo Verlag: Zürich 1951, S. 37.
31 Vgl. Quispel, Gilles, Gnosis als Weltreligion, S. 36-37.
32 Ebd., S. 17.
33 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm, S. 17.
34 Quispel, Gilles, Gnosis als Weltreligion, S. 20.
35 Clemens Alexandrinus, Excerpta ex Theodoto, 78, 2, zitiert nach: Leisegang, Hans, Die Gnosis. Alfred Kröner Verlag: Stuttgart 1985, S. 1.
36 Le Origini dello Gnostizismo. Colloquio di Messina 13-18 Aprile 1966, S. XXIX.
37 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm, S. 17.
38 Vgl. Ebd., S. 18.
39 Vgl. Jonas, Hans, Religia gnozy. Wydawnictwo PLATAN: Kryspinów 1994, S. 51.
40 Quispel, Gilles, Gnosis als Weltreligion, S. 18.
41 Quispel, Gilles, Gnosis als Weltreligion, S. 18.
42 Vgl. Jonas, Hans, Religia gnozy, S. 51.
43 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm, S. 18f.
44 Ebd., S. 38.
45 Jonas, Hans, Religia gnozy, S. 21 („punkt zwrotny w historii starożytnego świata”).
46 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm, S. 7.
47 Jonas, Hans, Religia gnozy, S. 21 („W strukturze Imperium Rzymskiego pojęcia „Wschodu i Zachodu” nabierają nowych znaczeń – „Wschód” staje się grecką, Zachód” – łacińską połową świata rzymskiego”).
48 Vgl. Ebd., S. 28.
49 Vgl. Ebd., S. 21.
50 Seite Herodot, in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, https://de.wikipedia.org/wiki/Herodot [14.01.2021].
51 Vgl. Jonas, Hans, Religia gnozy, S. 23.
52 Vgl. Jonas, Hans, Religia gnozy, S. 24.
53 Ebd., S. 24 („o ile jest on mądry”).
54 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm, S. 11.
55 Rudolph, Kurt, Die Gnosis, S. 304.
56 Ebd., S. 305.
57 Vgl. Ebd.
58 Vgl. Ebd. , S. 304.
59 Vgl. Rudolph, Kurt, Die Gnosis, S. 24.
60 Vgl. Rudolph, Kurt, Die Gnosis, S. 304.
61 Vgl. Jonas, Hans, Religia gnozy, S. 25.
62 Vgl. Ebd., S. 26.
63 Vgl. Ebd.
64 Vgl. Rudolph, Kurt, Die Gnosis, S. 308.
65 Vgl. Ebd. , S. 309.
66 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm, S. 8.
67 Rostovtzeff, Michael, Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte. Bd. 2, Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 1955, S. 880, zitiert nach: Rudolph, Kurt, Die Gnosis, S. 309.
68 Vgl. Rudolph, Kurt, Die Gnosis, S. 309.
69 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm, S. 8.
70 Rudolph, Kurt, Die Gnosis, S. 313.
71 Ebd.
72 Marx, Karl, Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung, in: „Deutsch-Französische Jahrbücher“, Hrsg. von Arnold Ruge und Karl Marx: Paris 1844, S. 71f, zitiert nach: Rudolph, Kurt, Die Gnosis, S. 313.
73 Vgl. Rudolph, Kurt, Die Gnosis, S. 313.
74 Jonas, Hans, Religia gnozy, S. 31 („Polityczna apatia i stagnacja kulturalna”).
75 Vgl. Ebd., S. 29.
76 Vgl. Jonas, Hans, Religia gnozy, S. 30.
77 Vgl. Ebd., S. 31.
78 Vgl. Ebd., S. 32.
79 Ebd., S. 31 („[traktowane] na równi z łupami wojennymi”).
80 Ebd., S. 32 („element[y] kosmopolitycznej wymiany idei”).
81 Vgl. Ebd.
82 Seite Religion-Begriffe, http://www.schulzentrum-groebzig.de/run_pdf/Rel_Grundbegriffe.pdf [21.03.2021].
83 Vgl. Jonas, Hans, Religia gnozy, S. 33.
84 Ebd. („przekształcenie treści kultur lokalnych w ideologie”).
85 Vgl. Ebd., S. 35.
86 Ebd. („żydowski monoteizm, babilońska astrologia i irański dualizm”).
87 Ebd., S. 34.
88 Vgl. Rudolph, Kurt, Die Gnosis¸ S. 307.
89 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm, S. 10.
90 Vgl. Rudolph, Kurt, Die Gnosis, S. 306.
91 Vgl. Bianchi, Ugo, Le probléme des origines du gnosticisme, in: ICOG S. 1-27, „Numen” 1965, S. 177, zitiert nach: Myszor, Wincenty, Wprowadzenie. Na tropach tajemnej wiedzy, in: Quispel, Gilles, Gnoza, S. 11-51, hier S. 39f.
92 Vgl. Myszor, Wincenty, Wprowadzenie. Na tropach tajemnej wiedzy, S. 39f.
93 Ebd. („[gnostycyzm był] kontynuacą pewnych koncepcji chrześcijaństwa pierwotnego”).
94 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm, S. 31.
95 Vgl. Myszor, Wincenty, Wprowadzenie. Na tropach tajemnej wiedzy, S. 42.
96 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm, S. 35.
97 Vgl. Ebd., S. 35f.
98 Seite Mandaizm, in: Wikipedia, wolna encyklopedia, https://pl.wikipedia.org/wiki/Mandaizm [31.05.2021].
99 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm, S. 36.
100 Vgl. Prokopiuk, Jerzy, Gnoza i gnostycyzm, S. 37.
- Arbeit zitieren
- Agnieszka Sankowska (Autor:in), 2021, Gnosis und Gnostizismus im Entwicklungsroman "Demian" von Hermann Hesse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1168945
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