Die Sexarbeit im mediatisierten Zeitalter

Inwiefern verändert sich die Sexarbeit durch die Nutzung neuer Medien?


Hausarbeit, 2021

31 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Sexarbeit – ein ganz normaler Beruf?
2.1 Die Prostitution
2.2 Pornografie und mediatisierte Formen der Sexarbeit
2.3 Zur Notwendigkeit der Sexarbeit

3. Feministische Perspektiven auf die Sexarbeit

4. OnlyFans – eine feministische oder patriarchale Bestärkung?

5. Fazit und Ausblick

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Heutzutage wird oftmals von der Pornografisierung der Kultur gesprochen, welche mit der „[…] am Anfang des 21. Jahrhunderts zu beobachtende[n] Repräsentationsexplosion des Sex […]“ (Sengelin 2016: 2) begründet wird (vgl. Brents/Hausbeck 2007: 426). Diese hat ihren Ursprung besonders in der filmisch-lasziven Inszenierungen prominenter Frauen im 20. Jahrhundert, wodurch der „porn chic“ gesamtgesellschaftliche Popularität gewinnen konnte (vgl. McNair 2002: 62; vgl. Sengelin 2016: 4). Die Sexualisierung der Gesellschaft geschieht somit nicht ausschließlich in einem individuellen Rahmen. Sie wirkt sich auf verschiedene soziale Bereiche aus betrifft dabei vermehrt weiblich konnotierte Rollenzuschreibungen. Eine Schnittstelle dieser Rollenzuschreibungen und der Auslebung der Sexualität bietet dabei die Sexarbeit, die als eine Subkultur definiert wird. Obwohl sich diese besonders durch technische Neuerungen immer weiter ausweitet, bleibt sie für die Öffentlichkeit deviant (vgl. Weitzer 2011: 5). Während die Sexarbeit in der Nachkriegszeit aus Existenznöten florierte (vgl. Kreuzer 1988: 308), wird sie heute aus einem Lager der Emanzipation als selbstbestimmter Akt dargestellt. Jedoch gibt es ebenso kritische Perspektiven auf die Sexarbeit. Innerhalb der vorliegenden Arbeit sollen verschiedene Formen der Sexarbeit betrachtet und in Relation zu gesellschaftlichen Strukturen gesetzt werden. Dabei soll ein besonderer Fokus darauf gelegt werden, inwieweit technologische Fortschritte die Sexarbeit verändern und welche Chancen und Risiken damit einhergehen.

Um eine adäquate Betrachtung der Sexarbeit gewährleisten zu können, wird einleitend herausgearbeitet, wie die Sexarbeit entstanden ist und welche Formen sie annehmen kann. Um zwischen der direkten und indirekten Sexarbeit zu differenzieren, werden in den Kapiteln 2.1 und 2.2 die Prostitution und die Pornografie näher betrachtet. Dabei wird jeweils ein Subphänomen dieser Kategorien charakterisiert: die Drogenprostitution und das Camming. Abschließend wird in dem Kapitel 2.3 der gesellschaftliche Stellenwert der Sexarbeit erläutert. Die Sexarbeit wird in gesellschaftliche Normen und Rollenbilder eingebettet, wodurch erklärt wird, inwieweit sie eine Notwendigkeit für westliche Gesellschaften, welche innerhalb dieser Arbeit betrachtet werden, darstellt.

In dem dritten Kapitel werden zwei feministische Strömungen, die sich mit der Sexarbeit befassen, dargestellt. Hierbei werden die Rolle der Frau und ihre Motive für die Sexarbeit erläutert. Letztlich werden die Strömungen der Befürworter*innen und Kritiker*innen zusammengeführt, wobei die Sexarbeit als Emotionsarbeit verstanden werden soll. Dabei erfolgt eine endgültige Abgrenzung zu anderen Berufsgruppen.

Das vierte Kapitel stellt abschließend die Plattform OnlyFans als ein Produkt technischer und sexueller Innovationen dar. Dabei wird OnlyFans hinsichtlich der bereits vorgestellten Formen der Sexarbeit kontextualisiert und die Frage beantwortet, ob es sich hierbei um eine Form der weiblich-sexuellen Ermächtigung oder wiederum eine weitere Form der patriarchalen Unterdrückung handelt.

In der vorliegenden Arbeit werden die Freier im generischen Maskulinum beschrieben, wobei diese tatsächlich mehrheitlich weiße cisgender Männer mittleren Alters darstellen (vgl. Brents et al. 2020: 90). Obwohl es diverse Konstellationen der Akteur*innen innerhalb der Sexarbeit gibt, wird sich in dieser Arbeit auf die weiblich-heterosexuelle Sexarbeit konzentriert, da diese institutionalisiert ist (vgl. Röhr 1972: 17). Da jedoch davon ausgegangen werden kann, dass Sexarbeiter*innen diverse Geschlechtsidentitäten und Sexualitäten haben (vgl. O’Neill et al. 2009: 34), werden sie im Folgenden nicht im reinen Femininum beschrieben. Zudem wird für die Betrachtung einiger Aspekte die Theatermetapher Erving Goffmans genutzt, welche hierbei jedoch bloß auf die Fassade der Rollenperformanz ausgerichtet ist. Weiteres kann ohne eine eigenständige Forschung nicht betrachtet werden. Insgesamt gibt es verschiedene Modelle zur Erklärung der Sexarbeit, jedoch wenige reliable Studien – besonders zu den mediatisierten Formen (vgl. ebd.: ebd.).

2. Die Sexarbeit – ein ganz normaler Beruf?

Die Sexarbeit ist ein historisches Phänomen, das bereits auf die frühe Menschheitsgeschichte zurückführbar ist. Bereits in den Hochkulturen Nordafrikas und Kleinasiens gab es Tempel- und Gastprostitution, zu welcher sich die Frau verpflichtete, während ihr Mann Gäste empfing (vgl. Röhr 1972: 24). Auffällig dabei ist, dass sie nicht immer als ein abweichendes und zu ächtendes Verhalten angesehen wurde, sondern erst um 350 nach Christus stigmatisiert wurde (vgl. O’Neill et al. 2009: 1f.). Dies kann mit dem dort aufkommendem Berufscharakter der Sexarbeit in einen Zusammenhang gebracht werden, wobei dieser vermehrt mit Zwang und Tendenzen zum Menschenhandel gleichgesetzt wird (vgl. Röhr 1972: 24; vgl. Ditmore 2008: o.S.). Derartige Typisierungen und Stigmatisierung sind dabei interaktionell funktional, da sie eine schnelle, situative Verhaltensanpassung ermöglichen (vgl. Fischer 1988: 7).

Die Stigmatisierung der Sexarbeit ist durch eine normative Unterscheidung des Sex begründbar, wobei nur solcher als gut klassifiziert wird, welcher innerhalb einer monogamen und emotionalen Partnerschaft vollzogen wird (vgl. O’Neill et al. 2009: 83). Diese Aspekte sind bei der Sexarbeit nicht gegeben, wodurch sie rechtlich und sozial reguliert wurde. Nachdem besonders die Prostitution durch den gesellschaftlichen Diskurs stets zwischen der Legalität und Illegalität schwankte, kann die Sexarbeit seit der sexpositiven Frauenbewegung der 1960er-Jahre weitgehend als legalisiert angesehen werden (vgl. Nazarova 2016: 36f.; vgl. Röhr 1972: 38; vgl. Bader 2016: 14). Durch die Etablierung kapitalistischer Systeme nach dem zweiten Weltkrieg, hat sich das globale ökonomische System von der Produktion zur Konsumption gewandelt (vgl. Brents/ Hausbeck 2007: 425), wovon auch die Kommodifizierung des Sex betroffen ist. Die weiterhin bestehende Stigmatisierung der Sexarbeit führt jedoch dazu, dass sie noch immer als ein Phänomen wahrgenommen wird, welches sich am Rand des Sozialen befindet und somit der Öffentlichkeit verwehrt bleiben soll (vgl. Löw/Ruhne 2011: 193).

Die öffentliche Wahrnehmung folgt trotz der Stigmatisierung um die Sexarbeit einer Binarität. Einerseits wird sie als glamourös angesehen und lockt Tourist*innen an Orte wie Las Vegas, andererseits scheint sie ein Phänomen der sozio-ökonomisch unteren Klasse zu sein (vgl. Brents/ Hausbeck 2007: 427). Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass Sexarbeiter*innen eine diverse Gruppe bezüglich des Alters und des sozialen Hintergrunds darstellen (vgl. O’Neill et al. 2009: 34). Neben der direkten Sexarbeit, welche eher kommerziell gefasst und durch physische Leistungen definiert wird, gibt es auch die indirekte Sexarbeit (vgl. ebd.: 18). Im Folgenden werden jeweils eine Form der direkt und indirekten Sexarbeit dargestellt: die Prostitution und die Pornografie.

2.1 Die Prostitution

Die Prostitution wird als „[…] eine sexuelle Dienstleistung außerhalb der Ehe gegen Entgelt“ (Röhr 1972: 16) definiert. Seit 1927 kann sie in Deutschland als weitgehend legalisiert betrachtet werden, wovon Kinder- und Zwangsprostitution ausgeschlossen sind (vgl. Jolin 1993: 129). In den siebziger Jahren konnte die Prostitution dilatieren, woraufhin sie jedoch durch die Inflation in den westlichen Ländern stagnierte (vgl. Kreuzer 1988: 282). Darauf folgt ein Trend der „Billig-Prostitution“, welcher einer kapitalistischen Massenproduktion und -abfertigung ähnelt und besonders in Großstädten stattfindet (vgl. Acton 1969: 126; vgl. Kreuzer 1988: 282). Die Sexualität wurde dabei in das kapitalistische Konsumverhalten integriert und somit auch über Marktprinzipien kontrolliert (vgl. Röhr 1972: 41). Durch die Öffentlichkeit und Zugänglichkeit der Schauplätze kann die Massenproduktion der Prostituierten gewährleistet werden. Tatsächlich ist die Straßenprostitution meist an Hauptverkehrsknotenpunkten zu lokalisieren, weshalb in vielen Städten unter der Prämisse des Jugendschutzes Sperrbezirke eingeführt wurden (vgl. Walden 1984: 11; vgl. Röhr 1072: 49), die wiederum die Zugänglichkeit der Prostitution restringieren. Dadurch wird erkennbar, dass sie für die Öffentlichkeit nicht sichtbar sein soll.

Neben der Straßenprostitution gibt es auch die Prostitution in geschlossenen Räumen, die die Arbeit in Bordellen, Bars oder Hotels einschließt und welche auch innerhalb eines Sperrbezirks stattfinden darf (vgl. Weitzer 2011: 22; vgl. Röhr 1972: 50). Diese Form der Sexarbeit ist wiederum kaum einsehbar für die Öffentlichkeit, weshalb die Arbeiter*innen weniger vulnerabel sind und in geschützten Räumen die Möglichkeit bekommen, ihre Arbeit einvernehmlicher auszuführen (vgl. Weitzer 2011: 23; vgl. Fischer 1988: 21). Die Prostitution in Innenräumen wird mit einem erhöhten sozio-ökonomischem Status der Sexarbeitenden konnotiert, wobei sie auch mit einer erhöhten Abhängigkeit von Gatekeepern einhergeht (vgl. Weitzer 2011: 23ff.).

Besonders bekannt und konstituierend für die Rolle der Prostituierten, ist dennoch die Straßenprostitution. Um die Straßenprostitution näher darzustellen, wird im Folgenden die ethnografische Studie „Klandestine Welten. Mit Goffman auf dem Drogenstrich.“ von Antje Langer (2003) genutzt. Obwohl der Drogenkonsum häufig mit der Prostitution assoziiert wird und dabei eine besondere Schwierigkeit für den Austritt aus dieser darstellt, ist die Drogenprostitution als eine Subkultur der Drogenabhängigkeit und nicht des Prostitutionsmilieus anzusehen (vgl. O’Neill et al. 2009: 41; Langer 2010: 184). Eine weitere Besonderheit der Drogenprostitution stellt die durch fehlende Meldungen und das Aufhalten in Sperrbezirken bedingte Illegalität dar (vgl. Langer 2010: 187f.). Dadurch kann die Studie als ein besonderer Zugang zu diesem Milieu angesehen werden, welches anderweitig nicht erforscht ist.

Die Prostitution – besonders die Straßenprostitution – zeichnet sich dadurch aus, dass es viele Voyeure gibt, die letztlich keine Kontaktaufnahme zu den Sexarbeiter*innen suchen (vgl. Langer 2007: 92). Diese Schaulustigkeit kann durch die Stigmatisierung der Sexarbeit begründet werden, da so Kontakt zu einem sozial geächteten Milieu aufgenommen werden kann, ohne aktiv daran zu partizipieren. Innerhalb der Straßenprostitution wird demnach durch die reine Anwesenheit der Sexarbeiter*innen für diese Arbeit geworben (vgl. O’Neill et al. 2009: 27). Im Gegensatz zu der Prostitution in geschlossenen Räumen, bietet die Straßenprostitution den Sexarbeiter*innen jedoch ebenso weniger Schutz vor verschiedenen Akteur*innen – hauptsächlich der Polizei. Diese Situation beschreibt Antje Langer mit Erving Goffmans Theatermetapher, welche eine Unterscheidung zwischen der Vorder- und Hinterbühne innerhalb von Interaktionen bietet. Die Straßenprostitution wird dabei als ritualisiert und choreografiert beschrieben (vgl. Langer 2007: 94). Auf der Vorderbühne wird eine Rolle eingenommen, welche von anderen vor dem Hintergrund bestehender Rollenzuschreibungen interpretiert wird (vgl. Goffman 1956: 69). Auf der Hinterbühne wird dieser Eindruck bewusst widerlegt (vgl. ebd.: ebd.). Ursprünglich geschieht dieser Bühnenwechsel auf einer räumlichen Ebene. Antje Langer stellt jedoch fest, dass dies bei der Straßenprostitution nicht möglich ist, somit beide Bühnen öffentlich zugänglich sind und ein Bühnenwechsel durch physische Gesten stattfindet (vgl. Langer 2010: 191ff.). Dies erhöht wiederum die Risiken, denen die Prostituierten seitens der Polizei und den Freiern ausgesetzt sind. Um diesen zu entgehen, verhalten sich einerseits die Sexarbeiter*innen, aber andererseits besonders die Freier unauffällig, sodass für Laien das Angebot der Sexarbeit durchaus größer als die Nachfrage erscheint (vgl. ebd.: 190).

In den von Antje Langer geführten Interviews wurde vermehrt von Gewaltakten und Vergewaltigungen berichtet, welche oftmals durch ein fehlendes Verständnis seitens der Polizei nicht zur Anzeige gebracht werden (vgl. McClelland 2016: o.S.; vgl. Langer 2007: 93). Die Gewaltausübungen können durch Dispute um Geld und sexuelle Praktiken begründet werden (vgl. O’Neill et al. 2009: 44). Somit kann die Straßenprostitution zwar als eine unabhängigere, allerdings auch gefährlichere Form der Sexarbeit eingeordnet werden. Andere Prostituierte teilen dahingegen vermehrt positive Erfahrungen innerhalb ihres Berufes mit der Öffentlichkeit (vgl. McClelland 2016: o.S.), sodass eine differenzierte und standortabhängige Betrachtungsweise notwendig ist. Die genannte Unabhängigkeit ist explizit in der Drogenprostitution durch die dahinterstehende Drogenabhängigkeit eingeschränkt (vgl. Langer 2018: 127), wodurch Grenzüberschreitungen in Form von physischen und psychischen Gewaltakten seitens der Freier erleichtert werden. Dadurch ist die Drogenprostitution als eine besonders gefährliche Prostitutionsform einzuordnen, wobei den Freiern durch das Nutzen von Leihwagen und damit einhergehend das Auftreten in Autokorsos ein erhöhter Grad an Anonymität geboten wird (vgl. Langer 2010: 201ff.).

Um Irrtümer oder Ablehnung zu vermeiden, werden Strategien der Freier genutzt, die die Sexarbeiter*innen zum ersten Gesprächskontakt auffordern (vgl. ebd.: 200). Dies erfolgt über die nicht-zentrierte Interaktion, unter der die Körpersprache zusammengefasst werden kann (vgl. Goffman 1969: 42). Somit entsteht ein direkt angenommener Konsens für die darauffolgenden Interaktionsmöglichkeiten. Die physische Interaktion nimmt demnach bereits vor dem Antritt der tatsächlichen Sexarbeit eine zentrale Rolle ein. Viele Straßenprostituierte ziehen klare Grenzen in ihrer Tätigkeit, wobei teilweise als intim empfundene Tätigkeiten, welche unter dem Begriff der „Girlfriend Experience“ zusammengefasst werden und zu denen beispielsweise das Küssen gehört, abgelehnt werden (vgl. Langer 2018: 130; vgl. O’Neill et al. 2009: 19). Die Girlfriend Experience wird jedoch vermehrt von Freiern eingefordert, da diese oftmals die intime Nähe präferieren und der Sex somit nicht mehr das unabdingbare, primäre Handlungsmotiv darstellt (vgl. Weitzer 2011: 35).

Die Prostitution ist somit als eine beinahe mechanische Abfertigung zu beschreiben, an der die Sexarbeiter*innen selbst keine Befriedigung finden (vgl. Fischer 1988: 20). Es kann davon ausgegangen werden, dass insbesondere in der Drogenprostitution vermehrt die persönlichen Grenzen überschritten werden. Somit ist der angenommene Konsens bloß eine stigmatisierende Rollenzuschreibung, durch die die Freier ihre Freiheit in der Interaktion mit der Prostituierten rechtfertigen. Dadurch wird jedoch die Freiheit und – wie durch die Berichte über Gewalterfahrungen ersichtlich – auch die Sicherheit der Sexarbeitenden eingeschränkt. Ein weiteres Stigma, welches die Prostitution betrifft, ist die vermehrte Verbreitung von Geschlechtskrankheiten. Diese nimmt jedoch seit den 1970er Jahren ab und ist tendenziell häufiger bei den Freiern als bei den Prostituierten selbst vorzufinden (vgl. Jolin 1993: 153).

2.2 Pornografie und mediatisierte Formen der Sexarbeit

Obwohl davon ausgegangen wird, dass die ausgeprägte Thematisierung von Sexualität im Film zu einer Gewöhnung an visuell-erotische Reize beigetragen hat, bleibt die Pornografie – welche ebenso als ein Filmgenre erfasst werden kann – verrufen (vgl. Paasonen 2016: o.S.; vgl. Lemke/Weber 2016: 89). Die Abgrenzung pornografischer Inhalte besteht dabei darin, dass Privates in Öffentliches transformiert wird, wobei ein repräsentativer Teil der Öffentlichkeit das Private darüber definiert, dass es einen masturbativen Wert hat (vgl. Preciado 2013: 266). Der Bundesgerichtshof definiert eine Darstellung dann als pornografisch, wenn unter Ausklammerung aller sonstigen menschlichen Bezüge die Vorgänge in einer aufdringlich-lüsternen Weise präsentiert werden (vgl. Bader 2016: 13).

Dass die Pornografie eine wesentliche Form der indirekten Sexarbeit darstellt, welche keinen direkten Körperkontakt erfordert, wird bereits über die Etymologie des Wortes abgeleitet, wobei sich die Pornografie aus „porne“ und „graphos“ zusammensetzt und als „über Huren schreiben“ übersetzt werden kann (vgl. Dworkin 1990: 239; vgl. O’Neill et al.: 19). Der Reiz an der Pornografie lag dabei auch historisch betrachtet an dem Grenzgang zwischen dem Akzeptablen und Unakzeptablen, wodurch sie – wie die Prostitution auch – unter dem Deckmantel des Jugendschutzes, reguliert werden musste1 (vgl. Paasonen 2016: o.S.).

[...]


1 Neben der freiwillig geteilten Pornografie, von welcher hierbei ausgegangen wird, gibt es ebenso solche, die ohne Einwilligung geteilt wird. Diese wird juristisch sanktioniert, kann jedoch besonders durch das Internet vereinfacht verbreitet werden (vgl. Dodge 2019: 122ff.).

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Die Sexarbeit im mediatisierten Zeitalter
Untertitel
Inwiefern verändert sich die Sexarbeit durch die Nutzung neuer Medien?
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
31
Katalognummer
V1168967
ISBN (eBook)
9783346579348
ISBN (Buch)
9783346579355
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gender, sex, sex work, Sexarbeit, OnlyFans, Prostitution, Feminismus
Arbeit zitieren
Caroline Fehlauer (Autor:in), 2021, Die Sexarbeit im mediatisierten Zeitalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1168967

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