Kinderarmut als soziales Problem

Ursachen, Lösungsansätze und der Einfluss von Medien


Hausarbeit, 2021

29 Seiten, Note: 1,9


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Armutsbegriff
2.1 Absolute und relative Armut
2.2 Wann spricht man von Kinderarmut
2.3 Entwicklungsverlauf von Kinderarmut als soziales Problem

3. Kinderarmut in Deutschland
3.1 Regionale Unterschiede
3.2 Kinderarmut in Berlin

4. Akteure
4.1 Wahrnehmung von Armut
4.2 Geschlechtsspezifische Wahrnehmung
4.3 Entlastende Faktoren

5. Konzepte
5.1 Unterversorgungskonzept
5.2 Deprivationskonzept

6. Ursachen

7. Individuelle und soziale Folgen

8. Lösungsansätze
8.1 Förderung und Lösungsansätze der sozialen Arbeit
8.2 Nachhaltigkeitspolitik
8.3. Politische Zielsetzungen
8.4. Institutionen und ihre Aufgaben
8.5 Bisher erreicht

9. Einfluss von Medien
9.1 Social Media Initiative

10. Fazit

11. Reflexionsprozess in der Arbeitsgruppe

12. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Prozentzahl der In Deutschland lebenden Kinder in Armut

Abbildung 2 Kinderarmut in Deutschland

1. Einleitung

„Kinderarmut schränkt Teilhabe-, Entwicklungs- und Entfaltungschancen von Kindern ein. Ihre Bekämpfung muss politische Priorität erhalten“ (Lücking-Michel 2009: 5). Die Vorsitzende des Bundesjugendkuratoriums macht darauf aufmerksam, dass Kinderarmut in Deutschland ein soziales Problem ist, welches mehr Aufmerksamkeit erhalten sollte. Auch in der Politik wurde Kinderarmut lange nicht genug thematisiert, was sich aber durch den Armuts- und Reichtumsbericht ändern sollte.

In der vorliegenden Arbeit werden wir zuerst auf den Armutsbegriff eingehen. Des Wei­teren beleuchten wir die Kinderarmut in Deutschland und ihre Akteure mit deren unter­schiedlichen Wahrnehmung der Armut. Danach gehen wir auf die Konzepte ein, welche die Armut und ihr Ausmaß bestimmen können. Im Folgenden erläutern wir die Ursa­chen sowie die individuellen und sozialen Folgen, unter denen die Kinder leiden. Anschließend bearbeiten wir die Förderung der sozialen Arbeit und gehen auf die ver­schiedenen Lösungsansätze ein. Nach der politischen Thematisierung betrachten wir den Einfluss der Medien. Abschließend beenden wir die Arbeit mit unserem Fazit zum Thema Kinderarmut in Deutschland.

2. Armutsbegriff

2.1 Absolute und relative Armut

Aus ökonomischer Sicht unterscheidet man zwei Varianten der Armut: Die “absolute- Armut” und die “relative Armut”. Bei der absoluten Armut befinden sich die Betroffe­nen mit ihrem vorhandenen Einkommen unter dem psychischen Existenzminimum. Bei der “relativen Armut” hingegen erreicht man einen mittleren Lebensstandard mit dem vorhandenen Einkommen (vgl. BMZ Armut: Lexikon).

Für die Kinder selbst ist es so, dass diese in die Armut durch ihre Familie hineingeboren werden. Armut kann bei Kindern nicht nur für materielle Einschränkungen sorgen, son­dern auch ihnen ihrer Zukunftsperspektiven berauben, durch Hinderung an unter ande­rem körperlichem, geistigem, emotionalem und sozialem Wachstum. Dies muss jedoch nicht der Fall sein, wenn die Eltern der Betroffenen es schaffen, die Eltern-Kind-Bezie­hung nicht zu beeinträchtigen und ihnen stattdessen das Gefühl von Nähe, Schutz und Geborgenheit geben, damit die Kinder mit der Situation besser umgehen können. Vielen Eltern fällt dies jedoch schwer durch ihre eigene psychische Belastung in der Armutsla­ge (vgl. Kieler).

Dies zeigt auch, dass es sich bei vielen sozialen Problemen nicht um Probleme handelt, welche aus eigenem Handeln verschuldet beziehungsweise zu beheben sind. Es benötigt eine kollektive Verantwortung über politische und gesellschaftliche Maßnahmen, um das Problem zu beheben (vgl. Groenemeyer 2011: 1499ff).

2.2 Wann spricht man von Kinderarmut

Hier stellt sich jedoch eine weitere Frage, ab wann wird überhaupt von Kinderarmut gesprochen?

Zur Armutsgruppe generell zählt man, wenn das Einkommen der Familie bei 50-60% des deutschen Durchschnittseinkommens liegt. Man kann jedoch bei Kindern zwischen drei Lebenslagentypen unterscheiden, um zu erkennen, ob sie in Armut leben oder nicht (vgl. Holz 2008: 146).

Der erste Lebenslagentyp ist das Wohlergehen. Hier hat die Familie der Betroffenen keine Einkommensprobleme und bezieht somit auch keinen Sozialhilfebezug, da sie diese nicht benötigen (vgl. ebd.: 146f).

Der zweite Lebenslagentyp ist die Benachteiligung diese ist vergleichbar mit der relati­ven Armut. Die Betroffenen können sich nur die wichtigsten Güter leisten, hierdurch kommt es oft zu einem materiellen Defizit der Kinder, da sich diese nicht ständig neue Klamotten oder Technologie leisten können. Die relative Armut grenzt jedoch auch stark an der absoluten Armut an, würde die Familie nur 10% weniger verdienen, könn­ten sie in diese abrutschen (vgl. ebd.: 147).

Der dritte Lebenslagentyp ist die Multiple Deprivation. Diese ist vergleichbar mit der absoluten Armut. Man kann sich hier nicht immer die überlebenswichtigen Güter leisten und befindet sich somit unter dem Existenzminimum (vgl. ebd.: 147).

Zum Existenzminimum gehören generell Dinge wie Nahrung, Kleidung, Wohnung und medizinische Versorgung. Das Existenzminimum ist jedoch kulturspezifisch und somit relativ. In Deutschland gehören die meisten Kinder die unter dem Existenzminimum leben nicht direkt zur absoluten Armut, sondern zur relativen Armut, da die meisten Familien trotzdem genug Geld haben damit das Kind nicht hungern muss. Hier fehlt es jedoch den Kindern an anderen Dingen, zum Beispiel fehlende Freizeitaktivitäten, da dafür das Geld nicht ausreicht, fehlende Kontakte zu gleichaltrigen, da man sich für die Wohnumstände schämt, auch die Bildung bleibt meistens hinterher durch die Umstände (vgl. Aware Malteser: Kinderarmut in Deutschland).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Prozentzahl der In Deutschland lebenden Kinder in Armut (2017)

Um deutlich zu machen, wie viele Kinder welchen Lebenstypen angehören, ist ein Dia­gramm der Bertelsmann Stiftung angeführt. Das Diagramm aus 2017 zeigt Kinder mit ähnlichen Einkommensverläufen aus dem Zeitraum von fünf Jahren zusammengefasst.

Der orangene, lila und pinke Bereich ergeben zusammen 21%, was bedeutet, dass in der Zeitspanne von fünf Jahren, 21% der untersuchten Kinder in dauerhafter oder wieder­kehrender Armutslage leben, und somit dauerhaft Leistungen bezogen haben. Bei 11,6% (Lila-Bereich) hat jedoch nicht mal der Leistungsbezug ausgereicht, um sie zu sichern. Während auch 9,9% (gelber Bereich) in einer temporären Armutslage leben. Temporär bedeutet hier, dass die Familien vorübergehend Leistungen beansprucht haben.

Besonders betroffen von diesen Situationen sind Kinder alleinerziehender Eltern, da der Elternteil mit dem Sorgerecht meistens auch weniger arbeiten geht, um sich um das Kind zu kümmern. Ebenso betroffen sind Familien mit mindestens drei Kinder, denn mehrere Kinder bedeutet auch mehr Ausgaben, gerade bei kleinen Kindern die schnell aus ihren Klamotten rauswachsen. Familien mit geringqualifizierten Eltern rutschen auch schnell in den Armutsbereich ab, da diese durch fehlende Qualifikationen meist weniger Lohn bekommen und somit ein geringes Gesamteinkommen haben (vgl. T-on-
line Bertelsmann-Stiftung).

2.3 Entwicklungsverlauf von Kinderarmut als soziales Problem

1976: Heiner Geißler, der ehemalige Bundesminister für Jugend, Familie und Gesund­heit von 1967 bis 1977, verwies mit seinem Buch “Neue soziale Frage” erstmals auf die steigende Armutslage hin, besonders auf Armutslage in Bezug auf die Kinder ging er ein, und sprach das Thema damit als erster Politiker richtig an (vgl. Wirtschaftslexikon: Neue Soziale Frage).

Bis zu den 90ern Jahren: Kinderarmut wurde von vielen Politiker*innen totgeschwie­gen, man machte nicht darauf Aufmerksam, dass besonders Kinder, unter Armut leiden in Deutschland (vgl. Rädler 2008: 6).

25. April 2001: Erster Armuts- und Reichtumsbericht des Bundestags wird veröffent­licht, seit dem Erscheinen gibt es regelmäßig neue Berichte (vgl. ARB - Archiv - Auf­trag und Ziel). Dieser Bericht weckt öffentliches Interesse und vermehrt die mediale Berichterstattung über das Thema, wodurch es in der Gesellschaft generell mehr Auf­merksamkeit erhält. Die steigende Aufmerksamkeit sorgt dafür, dass die Politik auf Dauer nicht wegsehen kann.

2004: Die Zahlen von Empfänger*innen von Sozialhilfebezug stiegen immer mehr an. Zu diesem Zeitpunkt lebte jedes siebte Kind unter Armutsbedingungen in Deutschland. Dies hängt damit zusammen, dass es immer noch nicht genügend Tagesbetreuungen gibt, wodurch gerade alleinerziehende Eltern nicht arbeiten gehen können (vgl. Kinder­report 2004).

1. Januar 2005: Es kommt zum Zusammenschluss von Arbeitslosenhilfe und Sozialhil­fe zu Hartz 4 (vgl. Wolfgang Meyer und Knut Gerlach 2005: 368). Dies verschlechtert die Lage vieler. Hartz lV regelt nur das Existenzminimum der Familie, weisen die El­tern keine Bemühung um Arbeit nach kann dies jedoch gekürzt werden, was bedeutet, dass die Kinder in den Familien unter dem Existenzminimums leben müssen.

2020: Die Corona Krise verschlechtert die Lage der Kinder noch mehr, da es zur Kurz­arbeit oder sogar kompletten Arbeitsverlust der Eltern kommen kann, wodurch das Ein­kommen der Familie niedriger wird und diese in eine Armutslage geraten kann. Die Kinderarmutsquote könnte um bis zu 15% ansteigen (vgl. Unicef 2020: Covid-19).

3. Kinderarmut in Deutschland

Kinderarmut ist in Deutschland ein gesellschaftliches Problem. Wenn wir in Deutsch­land von Kinderarmut sprechen, meinen wir zunächst materielle Armut, d.h. Einkom­mensarmut (vgl. Zander, Margherita: 17).

Fast jedes Kind, also rund 2.8 Millionen Kinder und Jugendliche, wachsen in Deutsch­land in Armut auf (vgl. Bertelsmannstiftung 2020: 1).

3.1 Regionale Unterschiede

Es gibt deutliche regionale Unterschiede was die Armutsbetroffenheit in Deutschland angeht.

Anmerkung der Redaktion: Die Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Kinderarmut in Deutschland (2020)

In der Abbildung ist zu erkennen, dass in den westlichen Bundesländern, wie das Saar­land, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg in dem Zeitraum von 2014 bis 2019 ein leichter Anstieg zu erkennen ist. Die Kinderarmut ist besonders hoch in den zwei Stadtstaaten Bremen und Berlin. Die Armutsquote in Berlin liegt da­mit deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt (vgl. Bertelsmannstiftung 2020: 3).

3.2 Kinderarmut in Berlin

Berlin hat in den Jahren Vorkehrungen getroffen die Armutsquote zu mindern. Zum ei­nen hat Berlin eine Landeskommission zur Prävention von Kinder- und Familienarmut eingerichtet, außerdem wurde in Berlin seit 2018 der Zugang zu Kitas durch die Aufhe­bung der Gebühren vereinfacht (vgl. Thewalt 2020).

Die Corona-Pandemie verstärkt die Ursachen nochmal und bringt dazu auch Folgen für die Kinder mit sich. Durch die längeren Schulschließungen wird vor allem die Bil­dungsungleichheit nochmal verstärkt. Durch den Online-Unterricht wird ein Laptop be­nötigt den die Kinder aber nicht haben (vgl. Bertelsmannstiftung 2020).

Dazu hat die Bildungssenatorin Sandra Scheer das Programm „Lern Brücken“ gestartet. Dabei werden Schüler*innen unterstützt, die keine Hilfe von Zuhause bekommen kön­nen. Außerdem werden Tablets an Schüler*innen verliehen.

Durch Telefon, E-Mail und Treppenhausgesprächen, durchgeführt durch Sozialpädago­gen von freien Trägern, versucht man die Kinder zu unterstützen und ihnen eine Mög­lichkeit zu geben mit einer anderen Person über ihre Probleme oder ihren Kummer zu reden (vgl. Thewalt 2020).

4. Akteure

Zu den Akteurstypen gehören Kinder und Jugendliche von 0-18 Jahren.

Außerdem gehören auch die Eltern dazu, den bei der Kinderarmut stehen die Erwerbssi­tuationen der Eltern an erster Stelle.

4.1 Wahrnehmung von Armut

Kinder einer dritten Grundschulklasse wurden befragt was sie unter Armut verstehen. Dabei wurde deutlich, dass sie vor allem äußerlich sichtbare und relativ negative besetz­te Merkmale nannten. Nur zu offensichtlich haben Kinder die vorwiegend negative ge­sellschaftliche Sicht von Armut ihrerseits verinnerlicht. Sich selbst oder die eigene Fa­milie als „arm“ einzustufen, käme daher einer Selbststigmatisierung gleich. Damit um­zugehen würde sie überfordern. Die von Armut betroffenen Kinder haben vor allem Einschränkungen in den verschiedenen Dimensionen ihrer Lebenslage, vorwiegend im Bereich von Freizeit und Erholung thematisiert (vgl. Zander: 28f).

Antje Richter hat die kindliche Bewältigung von Unterversorgungslagen aus psychi­scher Sicht untersucht. „Richter definiert Bewältigung als einen dynamischen Prozess, der von Haltungen, die in Handlungen einfließen oder in Handeln übergehen, bestimmt wird“ (vgl. Zander: 35).

Auf Grundlage der befragten Kinder im Grundschulalter hat sie vier Kategorien von Bewältigungsformen erarbeitet und diese zu problemlösenden bzw. problemmeidende Bewältigungsmustern zusammengefasst (vgl. Richter 2000: 92ff.).

Problemmeidende Bewältigungsmuster sind zum einen „mit sich selbst ausmachen“ wie zum Beispiel Senkung der Ansprüche oder Rückzug. Ein weiteres Muster ist „an­statt-Handlungen“ vollziehen wie zum Beispiel andere abwerten oder impulsiv konsu­mieren.

[...]

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Kinderarmut als soziales Problem
Untertitel
Ursachen, Lösungsansätze und der Einfluss von Medien
Hochschule
Hochschule Ludwigshafen am Rhein
Note
1,9
Autor
Jahr
2021
Seiten
29
Katalognummer
V1169255
ISBN (eBook)
9783346582027
ISBN (Buch)
9783346582034
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kinderarmut, problem, ursachen, lösungsansätze, einfluss, medien
Arbeit zitieren
Elena Seel (Autor:in), 2021, Kinderarmut als soziales Problem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1169255

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