Diese Arbeit beschäftigt sich mit der primären Sozialisationstheorie von Alfred Lorenzer und ihrem Relevanzbereich für die sozialarbeiterische Praxis. Der Fokus ist hierbei die Arbeit mit als psychisch krank geltenden Menschen.
Zunächst geht es um die Reformulierungen, die Lorenzer zum Freud´schen Biologismus vorgenommen hat. Anschließend wird die Entwicklung des Symbolbegriffs dargestellt, da diesem in der Sozialisation eine zentrale Stellung zukommt. Dem folgend wird die schrittweise sich vollziehende psychische Strukturbildung dargestellt, um im Anschluss daran auf Beschädigungen dieser einzugehen. Das Szenische Verstehen nach Lorenzer bildet den letzten Teil dieser Arbeit, wobei eine Übertragung in die (sozial)pädagogische Praxis nötig ist, da diese Methode nicht ohne Abstriche aus der psychoanalytisch-therapeutischen Praxis übersetzt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Lorenzers Reformulierung des Freud´schen Biologismus
2.1 Zur Psychosexualität
2.2 Der Triebbegriff bei Lorenzer
2.3 Das Unbewusste
2.3.1 Sachvorstellung und Szene
2.3.2 Die Szene und das Unbewusste
3 Symboltheorie
3.1 Der Symbolbegriff bei Freud
3.2 Die Symboltheorie nach Cassirer und Langer
3.3 Die Symbolkonzeption bei Lorenzer
4 Psychische Strukturbildung
4.1 Die bestimmte Interaktionsformen
4.1.1 Einigung auf bestimmte Interaktionsformen
Exkurs : Zur gesellschaftlichen Praxis der Mutter
4.1.2 Öffnung der Mutter-Kind-Dyade zum familialen Feld
4.2 Die sinnlich-symbolischen Interaktionsformen
4.3 Die sprachsymbolische Interaktionsformen
4.4 Zusammenfassung
5 Ausgewählte Formen psychischer Erkrankung
5.1 Die Bildung von Klischees oder: Der Doppelcharakter des Spracherwerbs
5.2 Zeichen
5.3 Trauma und Traumatisierung
5.4 Der Traumabegriff von Lorenzer
6 Szenisches Verstehen als Chance der Re-symbolisierung
6.1 Das logische Verstehen
6.2 Das psychologische Verstehen
6.3 Das Szenische Verstehen
6.4 Szenisches Verstehen und die Differenzen der psychoanalytisch-therapeutischen und der (sozial)pädagogischen Praxis
7 Beantwortung der Fragestellung und Fazit
Literaturverzeichnis
„Der psychoanalytische Forscher muß in der Lage sein, Mißtrauen gegen sich selbst zu entwickeln; er ist nicht a priori im Besitz einer - normativ begründeten – Wahrheit, sondern kann lediglich in der Teilnahme am Leiden eine Perspektive der Wahrheits-Suche einnehmen.“ (Belgrad et al. 1987, S. 10)
1 Einleitung
Im Rahmen meines Studiums der Sozialen Arbeit, habe ich ein Praktikum in einer gemeindepsychiatrischen Einrichtung absolviert. Die Erfahrungen die ich hier mit den Mitarbeitern sowie mit den Bewohnern*innen machte, hatten großen Einfluss auf die Themenwahl dieser Arbeit. In der praktischen Arbeit kam es in manchen Situationen zu Spannungen zwischen mir, den Bewohnern*innen sowie Mitarbeitern*innen. Diese Spannungen waren m.E. dadurch geprägt, dass in Konfliktsituationen ein Unverständnis für das Verhalten und die Äußerungen des jeweils anderen vorherrschte. Ein Unverständnis insofern, als dass die Beteiligten der Situation, und hier schließe ich mich mit ein, das Verhalten des Gegenübers teilweise nicht nachvollziehen bzw. als sinnvoll akzeptieren wollten und konnten. Ich vermutete, dass sich hinter dem offensichtlichen Handeln der Interaktionspartner etwas verbergen muss, dass sie zu irrationalen Handlungen treibt. Seien es persönliche Gründe der Empathie oder Antipathie in Bezug auf das Gegenüber oder seien es eine Abneigung gegen z.B. die als „verrückt“ erklärten Erzählungen einiger Bewohnern*innen der Einrichtung, welche dem Wahn bzw. einfach der Krankheit, Psychose oder Ähnlichen zugeschrieben wurden sowie keine Bedeutung hätten. Ich erinnere mich an eine Interaktion, welche äußerst rigide war, was m.E. daran lag, -und das ist mein Vorwurf an bzw. Unterstellung der Fachkraft - dass kein Verständnis für die Lebenssituation der Betroffenen vorhanden war sowie nicht hinterfragt wurde, aus welchen Gründen die Interaktion sowie die folgenden sehr problematisch verliefen. Dies stellte natürlich die weitere Zusammenarbeit vor erhebliche Schwierigkeiten. Während meines Studiums habe ich die primäre Sozialisationstheorie, sowie das Szenische Verstehen des Sozialwissenschaftlers und Psychoanalytikers Alfred Lorenzers kennen gelernt. Ich hätte diese Arbeit ebenfalls über eine Interaktionsszene und deren Deutung schreiben können. Jedoch wollte ich begreifen, wie sich der theoretische Hintergrund dessen darstellt bzw. aus welchen Gründen das Handeln von Interaktionspartnern aus ihrem individuellen Gewordensein resultiert und was dies für Schwierigkeiten für die sozialarbeiterische Interaktion mit sich bringen kann. Die Theorie der Interaktionsformen von Alfred Lorenzer stellt für dieses Problem insofern einen Orientierungsrahmen dar, als hier dezidiert die psychische Strukturentwicklung beschrieben wird und gleichzeitig Beschädigungen herausstellt werden, die innerhalb des Sozialisationsprozesses geschehen. Demnach, soll hier die Nutzbarkeit bzw. die Relevanz der Theorie der Interaktionsformen in Bezug auf die sozialarbeiterische Praxis erläutert werden mit dem Fokus auf die Interaktion mit als psychisch krank geltenden Menschen.
Alfred Lorenzers (1922-2002) Schaffen lässt sich durch zwei Einflussgrößen beschreiben. Lorenzer studierte zunächst Medizin und promovierte bei Ernst Kretschmer. Parallel zu seiner psychiatrischen Facharztausbildung erfolgte seine psychoanalytische Ausbildung bei Felix Schottländer (vgl. Reinke 2013, S. 15). Neben der Psychoanalyse ist die Auseinandersetzung mit der Kritischen Theorie der Gesellschaft der zweite große Aspekt der Lorenzer in seinem Denken und Schaffen beeinflusste (ebd.). Das zentrale bei Lorenzer, ist seine grenzüberschreitende Perspektive innerhalb der Psychoanalyse. Als Psychoanalytiker
„[…] nahm Lorenzer gezielt die noch im Geist Freudschen Triebdenkens und Freudscher Kulturkritik entwickelten Bausteine der originären Konzeption auf, um sie zu Stützpfeilern seiner Wissenschaft vom Unbewussten zu verarbeiten. Daß die Anstößigkeit Freudscher Erkenntnis und die Kritikmotive des von Horkheimer und Adorno repräsentierten geschichtsmaterialistischen und sozialphilosophischen Denkens in engem Verbund stehen, hat Lorenzer ebenso beeindruckt wie die Möglichkeit, Kulturdiagnose (Horkheimers Kritik der instrumentellen Vernunft) und Utopie der Befreiung, der „rebellischen Subjektivität“ (Marcuses Freud-Philosophie) in einen sozialisationstheoretisch entfalteten Zusammenhang integrieren zu können.“ (Görlich 2003, S. 27).
Diese Grenzüberschreitung deutete sich bereits in Lorenzer frühen Schriften über die Traumatische Neurose an (vgl. Reinke 2013, S. 16)1. Es geht Lorenzer einerseits darum, die These Psychoanalyse als „Geheimwissenschaft“ (a.a.O., S. 28) zu entkräften und sie damit für andere wissenschaftliche Disziplinen zugänglich zu machen sowie einen grenzüberschreitenden Austausch zu vollziehen (ebd.). Lorenzers Ziel einer Formulierung der Metatheorie der Psychoanalyse steht genau hiermit in Zusammenhang, nämlich den Wissenschaftscharakter der Psychoanalyse sowie die Eigentümlichkeit ihres Verfahrens sowie ihres Erkenntnisgegenstandes zu formulieren (Görlich 2002, S. 8). Dass dieser Anspruch nicht ohne eine eingehende Kritik der psychoanalytischen Positionen möglich ist, ist in Lorenzers Werken klar ersichtlich. Beispielhaft zu nennen sind hier die Kritik des psychoanalytischen Symbolbegriffs (vgl. 1970) sowie Die Wahrheit der psychoanalytischen Erkenntnis (vgl. 2015) in welchem es um die kritische Auseinandersetzung der wissenschaftlichen Verortung der Psychoanalyse, die Ausweisung der Methode und des Gegenstandes derselben sowie darum geht, Psychoanalyse in ein historisch materialistisches Licht zu rücken. Lorenzers kritische Betrachtung der Psychoanalyse orientiert sich dabei eng an den Freud´schen Konzeptionen sowie Begrifflichkeiten und geht an entscheidenden Punkten entschieden über diese hinaus. Hier vor allem Freuds Metapsychologie, wo es Lorenzer darum geht „[…] die tragenden Begriffe auf ihre leiblichen Dimensionen und zugleich auf ihre soziokulturellen Gehalte hin zu untersuchen.“ (Görlich 2003, S. 28). Der Bezug zu Freud ging ihm dabei in keiner Weise verloren, denn es ging Lorenzer gerade darum das Besondere der Freud´schen Erkenntnis aufzuzeigen und seine Metapsychologie als „Brückentheorie“ (a.a.O., S. 30) zwischen Natur- und Sozialwissenschaften metatheoretisch zu begreifen. Somit versucht Lorenzer ebenfalls, die Freud´sche Erkenntnis des Unbewussten sowie des Triebes in seine Metatheorie der Psychoanalyse zu fassen. Indem Lorenzer diese in die Perspektive einer Dialektik zwischen Natürlichkeit und Sozialität rückt (vgl. a.a.O., 31) und diese innerhalb seiner Sozialisationstheorie einbindet, „[…] erweisen sich die immer noch gegen Freuds Theorie erhobenen Vorwürfe des Naturalismus/Biologismus hier, des Psychologismus/Individualismus dort, als gegenstandslos“ (ebd.). Lorenzer zeigt in diesem Zusammenhang das die Grundbestandteile des menschlichen Erlebens und Handelns bereits in ihrer Konstitution Resultat dieser Dialektik sind und in intimen Interaktionen zwischen Mutter und Kind gebildet werden. Die Sozialisation ist genau jene Auseinandersetzung und die psychische Strukturbildung2 vollzieht sich im Sozialisationsprozess entlang jener Dialektik. Die psychische Strukturbildung schreitet stufenweise voran und manifestiert sich leiblich gebunden in bestimmten, sinnlich-symbolischen sowie sprachsymbolischen Interaktionsformen.
Die Psychoanalyse ist seit ihrer Entstehung an der Erforschung von Leiden und Leidensprozesses interessiert. Freud - eigentlich Biologe (vgl. Lorenzer 2002, S. 56) – hatte seine naturwissenschaftliche Ausrichtung von der Erklärung „hysterischer“ Phänomene in dem Moment zumindest teilweise verlassen, als er sich den Erzählungen und Darstellungen der Leiden seiner Patienten*innen widmete (a.a.O., S. 57 f). Das soziale Moment hinter diesen Leiden, erschloss sich ihm damit mehr und mehr. Lorenzer bringt dieses soziale Moment in einen neuen Begriffsrahmen und beschreibt dezidiert, wie sich erstens Subjektivität und subjektives Erleben im Kontext der Verschränkung von Natur und Gesellschaft bildet3. Andererseits und das ist das zentrale, beschreibt er ebenfalls die Widersprüchlichkeiten bzw. die Beschädigungen, die in der Ontologie individueller Struktur entstehen4, sowie die Möglichkeit der Erfassung und Möglichkeit der Veränderung derselben5. Freud hatte dies zweifellos ebenfalls getan, jedoch versucht Lorenzer die Beschädigung bzw. die psychische Strukturzerstörung des Subjekts -aufgrund der geschichtsmaterialistischen Grundlegung in seiner geschichtlichen Gewordenheit zu erfassen. Zudem zeigt er, wie innere und äußere Einflüsse (Szenen) den Grundbaustein der Individualität darstellt und über Symbole vermittelt6, das psychische Erleben7 bestimmt. Um diese Konstitution zu begreifen und verstehen, muss ein „[…] Verstehensmodus zur Anwendung gelang[en], der eben jene szenischen Arrangement erfaßt, in denen sich (auch beschädigte) Subjektivität zwangsläufig äußert.“ (Trescher 1993, S. 134). Um in der sozialarbeiterischen Praxis also jenen Formen von Erleben und Handeln und vor allem den darin enthaltenen Themen die die Person betreffen sich anzunähern, ist dieser „Verstehensmodus“ von zentraler Bedeutung. Lorenzer nennt diese Art des Verstehens das „Szenische Verstehen“ (vgl. Lorenzer 1985, S. 138 ff). Gerade weil die sozialarbeiterische Interaktion zwischen Menschen stattfindet, die ihrerseits Resultate eines Sozialisationsprozesses (dementsprechend auch mehr oder weniger beschädigte Persönlichkeiten) darstellen, kann Szenisches Verstehen hier einen Zugang zu teilweise auch nicht bewussten Verhaltens- und Erlebnisfiguren bieten, welche eine hohe Relevanz für die Beziehungsgestaltung zwischen Sozial Arbeiter*innen und Klient*innen haben. Denn die sozialarbeiterische Interaktion konstituiert sich nicht nur durch die sichtbaren Handlungsabläufe. So weist Dörr (1996, S. 96) darauf hin, dass die „latente Struktur“ der Beziehung immer zu beachten ist, „[…] die sich ja allererst durch die vollzogenen Handlungen und Gegenhandlungen der Individuen konstituiert, institutionalisiert und verändert. Sowohl die Einstellungen, Handlungsbereitschaften und Haltungen der ErzieherInnen, als auch die latenten und manifesten Antworten des »Zöglings« sind jeweils eingebettet in und vermittelt durch soziale Praxis.“. Ein Verstehender Zugang für die gemeinsame Beziehungsgestaltung erscheint m.E. als grundlegende Voraussetzung für die sozialarbeiterische Interaktion. Ich schließe mich hierbei Trescher (1993, S. 183) an, welcher sagt, dass ein „[…] geschärftes Problembewußtsein bezüglich der eigenen Konfliktneigungen und Verstrickungen […]“, entlastend für belastende Interaktionsverläufe ist und neue „Erfahrungs- und Handlungsperspektiven“ biete.
Im Folgenden geht es zunächst um die Reformulierungen die Lorenzer zum Freud´schen Biologismus vorgenommen hat. Anschließend wird die Entwicklung des Symbolbegriffs dargestellt, da diesem in der Sozialisation eine zentrale Stellung zukommt. Dem folgend, wird die schrittweise sich vollziehende psychische Strukturbildung dargestellt um im Anschluss daran auf Beschädigungen dieser einzugehen. Das Szenische Verstehen nach Lorenzer bildet den letzten Teil dieser Arbeit, wobei ein Übertrag in die (sozial)pädagogische Praxis nötig ist, da diese Methode nicht ohne Abstriche aus der psychoanalytisch-therapeutischen Praxis übersetzt werden kann.
2 Lorenzers Reformulierung des Freud´schen Biologismus
Psychoanalyse sieht sich in einer Diskussion verstrickt, die nicht erst in neuerer Zeit aufgetaucht ist (vgl. Lorenzer 1984a S. 8 ff). Schon die Anfänge, z.B. die Spaltung zwischen Freud und seinem Kollegen und Freund Josef Breuer oder die Trennung zwischen Freud, Alfred Adler und Carl Gustav Jung, zeigen, dass Kontroversen von Beginn an bestanden (vgl. Lorenzer 1984a, S. 10). Dabei bestanden die Unterschiede hauptsächlich in einer Abgrenzung zur Freud´schen Orthodoxie, wenngleich man „[…] Zweifel hegen darf, ob [z.B.] Breuer sich so entschieden von der Sexualdeutung der Neurose abgegrenzt hat, wie Freud es später darstellte […]“ (ebd.). Kritik an Freud wurde entschieden an dem aus seiner Forschung hervorgegangenen „Kristallisationspunkt“ der „Sexualproblematik“ geübt, welcher bis heute für Kontroversen sorgt (vgl. a.a.O., S. 177). Die neu gebildeten psychoanalytischen Schulen bezogen sich zwar alle mehr oder weniger auf Freuds Forschungen und theoretische Konstrukte, hatten aber gerade in Bezug auf seine Metapsychologie bzw. Trieblehre andere Ansichten. Görlich (vgl. 1998, S. 15) merkt an, dass sich die „Dissidenten“ in der Debatte um die Freud´sche Entdeckung des Unbewussten, immer wieder an einem Punkt festbissen; dem Triebbegriff. Nun muss gesagt werden, dass die Psychoanalyse wie Freud sie begründet hatte, keineswegs im luftleeren Raum entstanden ist. Vielmehr ist von Anfang an von einer „[…] innigen Bezogenheit von Praxiserfahrung und begrifflicher Anstrengung […]“ (a.a.O., S. 18) des Theoretikers Freud zu sprechen. Freud sah sich immer diesem Wechsel von Beobachtungen der Praxis sowie gleichzeitig der begrifflichen Fassung des Beobachtungsgegenstandes konfrontiert, was eine ständige Korrektur innerhalb der Theoriebildung bedeutete. Trescher (1993, S. 153 f) merkt an, dass die „[…] Einheit von Theorie und Praxis, ihre wechselseitige Befruchtung und Korrektur, […] die Basis der Entfaltung der Psychoanalyse als Wissenschaft […]“ war und ist. Dies zeigt sich unteranderem in Freuds begrifflichen Umbauten des Triebdualismus, die Gegenüberstellung von Ich- und Sexualtrieb, später in dem Dualismus von Eros- und Todestrieb (Görlich 1998, S. 19 sowie Lorenzer 1973, S. 52 ff). Der Begriff des Triebes taucht bei Freud erst nach Jahrzehnten der psychoanalytischen Forschung im Zusammenhang mit der Sexualtheorie auf (vgl. Görlich 1998, S. 19). Freud entwirft einen umfassenden Rahmen, theoretischer und praktischer Implikationen, welcher viele Anknüpfungspunkte für Weiterentwicklung und Reformulierung bietet. Diesem Vorhaben hat sich Alfred Lorenzer in seinen metatheoretischen Schriften gewidmet. Indem Lorenzer den Freud´schen Biologismus nicht verwirft, wie es viele Wissenschaftler*innen getan haben (vgl. Lorenzer 2006, S. 135 ff), sondern über ihn hinaus geht, entwickelt er eine nahe an Freuds Gedanken orientierte, sozialwissenschaftlich ausgerichtete Metatheorie der Psychoanalyse, die „[…] dort Einspruch geltend mach[t], wo sich Freud selbst verstrickt und in die Gefahr der Verdinglichung der Begriffe begeben hat, weil er bei seiner Orientierungssuche in der Biologie und in den Naturwissenschaften insgesamt die gesellschaftliche Dimension seines Gegenstandes allzusehr an den Rand gedrängt hat.“ (Görlich 1998, S. 21). Die von Freud begründete Psychoanalyse lässt sich wie folgt kurz darstellen. Angefangen von einer ärztlichen Disziplin, welche das neurotische Leiden8 der Patienten*innen in einer Beschädigungen der Psyche sowie des Nervensystems vermutete, welche Resultat von traumatischen Lebenseindrücken waren (vgl. Lorenzer 2006, S. 44 f auch Lorenzer 1973 S. 18 ff), entwickelte sie sich Schritt für Schritt aus der Enge der Naturwissenschaftlichkeit heraus, ohne diese jedoch gänzlich zu verlassen (vgl. Lorenzer 1973, S. 28 f). Freud enthüllte, dass es sich um traumatische Szenen handelte, um „Sexualtraumen“ (vgl. Lorenzer 1973, S. 36), die sich in der Kindheit abgespielt hatten (vgl. Lorenzer 2006, S. 45 auch Lorenzer 1973, S. 36 f). Nur dadurch, dass er sich den umfangreichen Leidenserzählungen seiner Patienten*innen widmete, in dem er diese Zu-Wort-Kommen (vgl. Lorenzer 1973, S. 35) ließ, erlangte er ein tieferes Verständnis von deren psychischer Belastung. Dadurch offenbarte sich ihm der zutiefst „soziale Gehalt“ (vgl. Lorenzer 2002, S. 60) dieser Darstellungen. So kam Freud der Annahme näher, dass Beziehungsproblematiken als sozial hergestellt und als leibliche Erfahrung zu formulieren sind (vgl. ebd.). Diese „[…] ausführlich und konkret die individuell-besonderen, leiblich-intim konstituierten […] Erlebniskonflikte […]“ (Görlich 2013, S. 114) in der Kindheit, fasst Freud unter den Terminus der »Psychosexualität« (a.a.O., S. 113) zusammen. Die Psychosexualität umfasst die „[…] Bedeutung des leiblichen Interagierens und der leibbezogenen Phantasien und Traumata im Zentrum bestimmter lebensgeschichtlich fundierter Konflikt[e].“ (ebd.). Damit keine Missverständnisse entstehen: Die alte Hypothese Freuds, nach der das infantile Sexualtrauma, also „[…] die unzeitige, die Entwicklung des neurophysiologischen Apparates unzuträglich schockierende sexuelle Verführung des Kindes durch den Erwachsenen […]“ (Lorenzer 1973, S. 36), als Grund für die Neurose galt, musste Freud aufgeben (vgl. a.a.O., S. 38 f). Falsch war jedoch, laut Lorenzer, nicht die Problematisierung einer traumatischen Sexualbeziehung, sondern vielmehr ihr Verständnis als realer „Sexual eingriff“ (a.a.O., S. 47). Mit der Verwerfung der Lehre vom Sexualtrauma als Realitätsgefüge konzentrierte sich Freud zunehmend auf die inneren Welten seiner Patienten*innen (vgl. Lorenzer 2002, S. 60). Hier entzifferte er den Sexualtrieb als das „innere Movens“ (ebd.) neurotischer Phänomene. Streng den Naturwissenschaften folgend, kam er zu der Einsicht, dass die Bezogenheit des Menschen im Leib eingesenkt ist, dieser quasi eine „soziale Struktur“ (ebd.) bildet und weiterhin kam er durch dezidiertes Verfolgen der Lebensgeschichte in die frühe Kindheit zu der Einsicht, dass „[…] Leiblichkeit und Sozialität, die wir Sexualität nennen […] zum zentralen Konstituens der Persönlichkeit, zur Zentrallinie des Persönlichkeitsaufbaus […]“ (ebd.) forciert. Diese Linie der Bezogenheit von Leiblichkeit und Sozialität in Verbindung mit der Persönlichkeitsentwicklung, soll auch im Folgenden beibehalten werden. Zunächst jedoch zu einem Begriff der zuvor gefallen ist, dem der Psychosexualität, denn genau hier ist der „Kristallisationspunkt“ den schon Freud in der Spannung von Leiblichkeit und Sozialität sah und dessen Spannung er auf dem Grund neurotischen Leidens ausmachen konnte (Lorenzer 1984a, S. 196).
2.1 Zur Psychosexualität
Es ist eben der Begriff der Psychosexualität gefallen, welcher einiger Erklärung bedarf. Lorenzer hat es prägnant formuliert, was Freud mit der Wahl dieses Begriffs ausdrückt, weshalb hier eine Passage eingefügt wird:
„[…] die »körperliche Liebe« ist der Stoff, aus dem die gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen gebaut sind. Verknüpft man diese Einsicht in die fundamentale Bedeutung der Sexualität mit der Perspektive der »Lebensgeschichte«, so wird klar, daß die körperlichen Regungen, die Freud unter dem Stichwort der Psychosexualität erfaßt hat, nicht nur die Matrix des sozialen Verhaltens der Individuen bilden, sondern diese >subjektiv< konstituieren. Körper und Geist, Körperlichkeit und soziales Geschehen, Körperlichkeit und »Sinn« sind in einer Weise miteinander verwoben […]“ die Freud als „[…] die »Körperlichkeit der Sinnstrukturen« und die »Sinnhaftigkeit des Körpers« erkannt[e] […]“ (Lorenzer 1984a, S. 194).
Das Missverständnis bzw. das Unverständnis von Sexualität, dass was Freud später Psychosexualität nannte, ist älter als die Arbeit von Freud selbst und ragt bis in die Gegenwart hinein (vgl. a.a.O., S. 177 ff). Gewiss hatte Freud die Sexualthematik nicht als erster in Beziehung zu Neurosen gesetzt, „[…] [d]ie Einsicht in den »Sinn der Symptome«, die wortwörtlich-konkrete Ermittlung der Sexualdramatik, die in den Schilderungen der Patientin auftauchte, und die Entschlüsselung des »Sexualschicksals« bleiben [jedoch] die Pioniertat Freuds.“ (a.a.O., S. 181). Gerade zu Beginn seiner Arbeit, hatte Freud noch ein wörtlich-konkretistisches Verständnis von Sexualität (a.a.O., S. 190 f). Erst mit Freuds Werk Zur Einführung des Narzißmus (vgl. 1946, S. 137 ff) erhielt Sexualität den Status des „[…] Grundtriebes aller sozialen Zuwendungen […]“ (a.a.O., S. 191). Mit der Bestimmung des Begriffs der Psychosexualität macht Freud im Gegensatz zur Sexualität, den Sachverhalt deutlich, dass die Geschlechtsliebe, die geschlechtliche Vereinigung, das gesamte Beziehungsgeflecht zwischen Menschen bis hin zu abstrakten Ideen und Gegenständen (a.a.O., S. 194) bezeichnet. In dem Begriff fasst Freud gleichsam zwei Ebenen zusammen, die der Körperlichkeit sowie die der Sinnfindung, Sinnproduktion oder auch Lebensentwürfe und Formeln gesellschaftlichen Verhaltens (vgl. a.a.O., S. 194 f). Damit hatte er die Verklammerung von sozialer Interaktion und Körperlichkeit vollzogen und zwar nicht nur im Bereich der beobachtbaren Erscheinungen körperlicher Symptomatik. Ebenfalls die innere Ebene, der „Sinn der Symptome“ war hiermit gemeint und steht mit ersterem in Zusammenhang (vgl. a.a.O., S. 195). Inzwischen lässt sich sagen, dass Sexualität der Schnittpunkt ist, an dem sich Individualität und Gesellschaftlichkeit austauschen (vgl. ebd.). Sexualität ist „[…] Beweggrund und Angelpunkt unserer Welterfahrung als einer sinnlich-sozialen Erfahrung, und sie ist die Zentralachse der Welterfahrung zurück bis in die Uranfänge der Ontogenese.“ (ebd., S. 195 f). Die Konsequenzen daraus sind, dass soziale Erfahrungen das Individuum in zweifacher Weise in seiner Leibhaftigkeit treffen. Denn die ins Individuum „einsozialisierten Werte, Normen und Regeln“ (a.a.O., S. 196) stehen im Widerspruch zu den -aus der Ontogenese (und zwar bereits intrauterin) stammenden- „[…] fundamentalen Bewegungsformeln, dem Reich der körperlichen Wünsche und unbewußten Sinnstrukturen. Sexualität ist [demnach] der Ort, an dem die Auseinandersetzung zwischen individueller Eigenart und kollektiven Normen unausweichlich wird – ein Schauplatz der Anpassung ebenso wie des Widerstandes.“ (ebd.). Hier wird klar, dass der „Kristallisationspunkt“ Psychosexualität jene widersprüchliche Dynamik9 beschreibt, die bis in die Grundstruktur des Individuums verankert ist und auf der die gesamte Entwicklung der Menschen aufbaut, also „[…] jener Persönlichkeitsgrund, den wir heute unter dem Stichwort »Natürlichkeit des Sozialen« und »Sozialität der Natur« im Grundelement »Interaktionsform« schon des Triebes begreifen.“ (Görlich in Görlich 1980, S. 347).
Hier ist von einer Verschränkung von Natur und Sozialität die Rede, die den Menschen zunächst von Anbeginn des Lebens an charakterisiert und die Grundstruktur jener Ontogenese bestimmt, sowie die inhärente Doppeldeutigkeit z.B. im Phänomen neurotischen Handelns, offenlegt. Es sind hier einige Sachverhalte genannt, die es zu erklären gilt. Zum Beispiel jener, dass Normen und Werte einsozialisiert werden und dass unbewusste Sinnstrukturen bereits intrauterin gebildet werden. Wie aber kommt dieses Außen, die Umwelt in das Individuum hinein? Was bedeutet der gefallene Begriff der Interaktionsform? Was ist unter dem leiblich-intimen Punkt von dem die Rede war zu verstehen? Und was hat dies mit dem Unbewussten zu tun? Um diese Fragen zu beantworten, ist einige Vorarbeit nötig, wobei man freilich bei Lorenzers Reformulierung des Freud´schen Treibbegriffs beginnen muss.
2.2 Der Triebbegriff bei Lorenzer
Es ist demnach zu erörtern, was unter dem Trieb, diesem zentralen Begriff der Psychoanalyse verstanden wird um dann gleichsam den Übertrag zu der Konstitution des Unbewussten zu suchen.
„Weil die Lehre von der verhaltensdeterminierenden Bedeutung der Inhalte des Unbewußten, des Triebes, eine entscheidende Grundfigur der psychoanalytischen Persönlichkeitsauffassung ist, dürfen wir den Trieb nicht geschichtslos biologistisch deuten, sondern müssen zeigen, wie er in sozialen Prozessen hergestellt wird.“ (Lorenzer 2002, S. 85).
Dieses Projekt, was die Frage beantworten soll, wie Triebe bzw. das Unbewusste sozial hergestellt werden, hat Lorenzer unter anderem in seinem Buch Zur Begründung einer materialistischen Sozialisationstheorie formuliert (vgl. Lorenzer 1972a). Die Perspektive die er hier einnimmt ist eine andere als die Freuds. Freud hatte den Trieb letztlich als naturhaft-biologisch begründet (Görlich 1998, S. 38 f). Der Trieb, diese basale Struktur menschlichen Handelns und Erlebens (vgl. a.a.O., S. 43), rückt Lorenzer in ein historisch-materialistisches Licht, was bedeutet, dass der Trieb in sich schon als realisierte „innere Natur“ zu begreifen ist (a.a.O., S. 44). Lorenzers Perspektive ist jene, dass Entwicklung „[…] an keiner Stelle, auch nicht am Punkt basal-ürsprünglich und deshalb biologisch-naturhaft erscheinender Stationen, aus dem geschichtlich, gesellschaftlich und kulturell bestimmten Vermittlungszusammenhang herausfällt; sie stellt aber zugleich heraus, daß es innerhalb des Vermittlungsprozesses selbst Brüche, Widersprüche, Verwerfungen gibt, die von der Spannung der aufeinanderprallenden, aber nicht ineinander aufgehenden Pole Natürlichkeit und Sozialität herrühren.“ (Görlich 1998, S.43). Kurz: Der Trieb, den Freud bereits als Grenzbegriff zwischen dem Somatischen und Seelischen (vgl. Görlich 2013, S. 113) angesiedelt hatte, ist die zentrale Stelle an der sich die beiden Pole Natürlichkeit und Sozialität dialektisch vermitteln. Der Freud´schen Bestimmung des Triebes als Grenzbegriff haftet jedoch noch der „Geist des Dualismus“ an, welcher ein „Nebeneinander“ von Natur und Sozialität postuliert (Görlich 2013, S. 128). Lorenzer entwickelt seine primäre Sozialisationstheorie und setzt an die Stelle der Vermittlung der beiden Pole die Theorie der Interaktionsformen. Hier ist der entscheidende Punkt, der Kern Lorenzers Überlegungen. Was meint jedoch der Begriff Interaktionsform ? Hier ist gleich einzuwenden, dass der Begriff der Interaktionsform, keineswegs den Begriff des Triebes ersetzen soll und dass der Trieb nicht ein von außen unabhängiges Potenzial, als „pures Bios“ (Görlich 2013, S. 129) verstanden wird. Wie verhält sich der neue Begriff der Interaktionsform zum Trieb, wie zum Erleben oder anders gefragt: Wie fügt sich der Begriff in die bisherigen Ausführungen der Freud´schen Psychoanalyse ein? Die Antwort hierzu gibt Lorenzer selbst in einem Gespräch zwischen ihm und Görlich:
Görlich fragt: „Ist das noch »Freudsche Psychoanalyse«?“ Lorenzer antwortet daraufhin: „Ja und nein. Das ist ein Schritt über die Freudsche Begrifflichkeit hinaus. »Trieb« verstanden als »Gefüge von Interaktionsformen« stellt das »Es« (und die daraus hervorgehenden Instanzen »Ich« und »Über-Ich«) so in die Spannung von Natur und Gesellschaft, daß klar wird: Interaktionsformen sind Praxis […] Der Begriff Interaktionsform -unbewußte Interaktionsformen, sinnlich-unmittelbare symbolische Interaktionsformen, sprachsymbolische Interaktionsformen und Zeichen – bringt der objektiven Analyse gegenüber die Einheit von Leiblichkeit, Erlebnis und Bewußtsein in ihren »Bildungsstufen« zur Geltung.“ (Görlich/Lorenzer in Görlich 1980, S. 347).
Es wurde mit dem Zitat etwas vorgegriffen. Zunächst folgendes: Wenn Lorenzer Triebe als Gefüge von Interaktionsformen charakterisiert, stellt sich die Frage, wie diese „gesellschaftliche Herstellung“ von statten geht. Lorenzer geht in seinen Überlegungen, der Entschlüsselung der Dialektik von Natur und Sozialität, zurück bis an die Stelle an der sich diese Pole zum ersten Mal vermitteln. Diese Stelle ist als „[…] erste[r] Ansatzpunkt der Bildung der Grundelemente individueller Struktur […]“ (Lorenzer 1977, S. 42) zu begreifen. Interaktionsformen erwachsen aus einer Einigungssituation, dem Wechselspiel zwischen mütterlichem und kindlichem Organismus (vgl. Lorenzer 1972a, S. 23 ff). Dabei lassen sich bei Interaktionsformen unterscheiden in bestimmte Interaktionsformen, sinnlich-symbolische Interaktionsformen, sowie sprachsymbolische Interaktionsformen. Sie sind auf unterschiedlichen Bildungsstufen des Subjekts angesiedelt. Bestimmte Interaktionsformen sind auf der niedrigsten Stufe angesiedelt und bilden sich bereits intrauterin (ebd.). An genau dieser Stelle findet die Dialektik von Natur und Sozialität ihren Anfang, „[…] wobei die Pole dieser praktisch-dialektischen Auseinandersetzung im Zuge subjektiver Konstitution »innere Natur« (des Kindes) einerseits und – da die Handlungen der Mutter als Teil der gesellschaftlichen Praxis anzusehen sind - »äußere Natur« andererseits sind.“ (Lorenzer 2015, S. 118). Indem also die innere Natur des Kindes in Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Praxis steht, bilden sich bestimmte Interaktionsformen, erhält die Natur des Kindes seine gesellschaftliche Formbestimmung (a.a.O., S. 116). Dies geschieht intrauterin. Lorenzer bezieht sich hierbei auf die Erkenntnisse der pränatalen Medizin, welche bewiesen hat, dass sich ein Embryo zwar in einem getrennten Raum befindet (dem Mutterleib), dort jedoch Außenreize eindringen können, wie z.B. Töne, Druck, Schwingungen etc. (vgl. Lorenzer 2002, S. 127). Hierdurch nimmt der Organismus übermittelt durch den Organismus Mutter und deren „vegetativen Reaktionen“, an den sozialen Verhältnissen teil (ebd.). Bestimmte Interaktionsformen sind wie folgt zu charakterisieren: Sie sind
1. „- hergestellt als Grundelement individueller Struktur, Grundelement des Denkens und Handelns, was wiederum in wirklichen Interaktionen realisiert werden soll. Kurz: »Bestimmte Interaktionsform« verweist auf eine individuelle Struktur im Kontext der hier und heute gegebenen objektiven Bedingungen.“ (Lorenzer 2015, S. 130).
Wie ist dieser letzte Teil zu verstehen? Auch Freud hatte bereits erkannt, dass der menschliche Organismus und besonders das Kind, zunächst unfähig ist, die in seinem Körperinneren drängende Beseitigung von Spannungszuständen selbst herbei zu führen (vgl. Görlich 1998, S. 38 f). Er ist auf fremde Hilfe, ein Gegenüber angewiesen um z.B. den Hunger-, Durst-, Sexualtrieb zu befriedigen. Nur: Freud sah diese Triebhaftigkeit biologisch begründet, als „[…] biologisch-autonomes inneres Potenzial, das nur auf die Chancen von Besetzungsmöglichkeiten lauert“ (a.a.O., S. 39). Freud nahm zwei getrennte Sinnebenen des Menschen an. Das „Reich der Triebwünsche, dem Es“ (Lorenzer 2002, S. 81) und die Sinnebene des Ich, welches die bewussten Interessen repräsentiert (ebd.). Der Mensch werde von einer unbewußten Triebschicht in seinem Verhalten determiniert, diese Triebschicht sah Freud jedoch als „biologisches Erbe“ an (vgl. a.a.O., S. 83). Lorenzer zufolge irrte Freud in der Annahme, dass Triebe von Anfang an da wären und nur „darauf warten“, dass ein Gegenüber den Trieb befriedigt und Besetzung10 an dieses Gegenüber stattfinden kann. Lorenzer sagt hingegen: „Auch der Trieb ist geschichtlich. Das konkrete »Es« ist als reale Triebpotenz ein Komplex hergestellter Interaktionsformen.“ (Lorenzer 2015, S. 120). Das Unbewusste, als eigenständige Sinnstruktur, ist bei Lorenzer selbst Resultat eines geschichtlichen Prozesses. Für Lorenzer ist es zentral, den Freud´schen Biologismus zu überwinden und zu zeigen wie das Unbewusste und der Trieb, „[…] in sozialen Prozessen hergestellt wird.“ (Lorenzer 2002, S. 85). Es gibt nicht nur Körperprozesse, die der homöostatischen Erhaltung dienen, sondern auch solche, die ein Gegenüber zur Auseinandersetzung verlangen. In dieser Auseinandersetzung zwischen den Organismen gibt es ebenfalls „[…] körperliche Prozesse, in denen die Abhängigkeit dieses Organismus von der Mitwelt und Umwelt erfahren und zur ständig drängenden Aufgabe wird.“ (Lorenzer 1977, S. 61). Das heißt, dass es Körperprozesse im Organismus gibt, in denen die Beziehung zu anderen Organismen bzw. der Umwelt organisiert ist. Diese Körperprozesse sind demnach als „[…] Körperbedürfnis »in-Beziehung-zu« […]“ (Lorenzer 1972a, S. 17) zu beschreiben. Es kann folgendes über das Verhältnis von Trieb, Interaktionsform und Erleben gesagt werden: Erleben ist determiniert von körperlich-materiellen Prozessen, „[…] die als Körperbedürfnisse, als »Triebe«, »inhaltlich« ins Erleben eingehen.“ (a.a.O., S. 16 f) und Triebe sind inhaltlich als Gefüge von Interaktionsformen, als Körperbedürfnisse in-Beziehung-zu zu charakterisieren. Das bedeutet, dass Triebe, dass das Es, inhaltlich in einer praktisch-dialektischen Auseinandersetzung gebildet werden und aus diesem Grund als geschichtlich geformt angesehen werden müssen. „[…] »Triebprofil« wie »Umwelthorizont« werden […] erst aufgebaut in der Einigung auf Interaktionsformen.“ (a.a.O., S. 45). Was hier klar wird ist, dass der zuvor unspezifische Körperbedarf des Kindes in der praktisch-dialektischen Auseinandersetzung Spezifität erhält oder wie es Lorenzer sagt: gesellschaftliche Formbestimmung (Lorenzer 2015, S. 116). Der unspezifische Körperbedarf wird zum spezifischen Körperbedürfnis in Beziehung-zu (vgl. Lorenzer 1972a, S. 16 f), dem Trieb.
Es geht für Lorenzer grundsätzlich darum, eine Brücke zwischen Psychoanalyse und Historischem Materialismus zu schlagen. Freud hatte menschliches Bewusstsein als triebbestimmt angesehen. Im Verständnis des Historischen Materialismus „[…] aber ist das Bewusstsein ohne Abstriche bestimmt vo[m] Sein der gesellschaftlich-geschichtlichen Basis.“ (Lorenzer 2015, S. 120). Der scheinbare Wiederspruch von Psychoanalyse und „geschichtsmaterialistischer Begründung des subjektiven Erlebens“ erweist sich somit als Scheingegensatz (ebd.), wenn man das bisher Erörterte betrachtet. Wenn der Trieb selbst Resultat einer dialektischen Auseinandersetzung zwischen „[…] gesellschaftlicher Praxis mit den biologisch-organismischen Regungen der inneren Natur [ist,] geht diese[r] inhaltlich in das Erleben ein. Volle Geschichtlichkeit widerspricht nicht der Annahme der »Triebdeterminiertheit« des Bewußtseins […] im Freudschen Sinne. Im Gegenteil, psychoanalytische Entwicklungstheorie und historischer Materialismus werden über eine geschichtsmaterialistisch begriffene Trieblehre verbunden.“ (ebd.). Genau aus diesem Grund verwirft Lorenzer den Freud´schen Biologismus nicht, sondern erweitert ihn und zeigt wie sich Triebe in sozialen Prozesses bilden und sich im Körper des Menschen neurophysiologisch einschreiben. Die Darstellung dieser psychoanalytischen Entwicklungstheorie, man sollte bei Lorenzer eher von der primären Sozialisationstheorie sprechen, folgt in Kapitel 4 mit Fokus auf die Theorie der Interaktionsformen. Es tritt mit dem oben Erläuterten eine weit wichtigere Frage auf. In dem eingangs gestellten Zitat, ist etwas enthalten, was bisher angeschnitten jedoch nicht hinreichend erörtert wurde und nun mit dem bereits Erläuterten verknüpft sowie zusammenhängend dargestellt werden soll: Die Thematik des Unbewussten. Die Frage ist, wie sich in der groben Skizze der Bildung von Interaktionsformen das Unbewusste einfügen lässt?
2.3 Das Unbewusste
Das Unbewusste ist die zentrale Kategorie innerhalb der Psychoanalyse. Ähnlich dem vorherigen Kapitel kann auch das Unbewusste nicht geschichtslos begriffen werden. Es ist im Folgenden aufzuzeigen, wie das Unbewusste als eigenes Sinnsystem in seiner Entstehung konstituiert ist.
2.3.1 Sachvorstellung und Szene
Ähnlich dem, wie es Lorenzer in seinen Ausführungen im Buch Die Sprache, der Sinn, das Unbewußte (vgl. Lorenzer 2002) tut, soll hier ein zentrales Zitat von Freud in den Mittelpunkt der Ausführungen gerückt werden:
„Was wir die bewußte Objektvorstellung heißten durften, zerlegt sich uns jetzt in die Wortvorstellung und in die Sachvorstellung, die in der Besetzung, wenn nicht der direkten Sacherinnerungsbilder, doch entfernterer und von ihnen abgeleiteter Erinnerungsspuren besteht. Mit einem Male glauben wir nun zu wissen, wodurch sich eine bewußte Vorstellung von einer unbewußten unterscheidet. Die beiden sind nicht, wie wir gemeint haben, verschiedene Niederschriften desselben Inhaltes an verschiedenen psychischen Orten, auch nicht verschiedene funktionelle Besetzungszustände an demselben Orte, sondern die bewußte Vorstellung umfasst die Sachvorstellung plus der zugehörigen Wortvorstellung, die unbewußte ist die Sachvorstellung allein.“ (Freud 1915a, S. 300 zit. n. nach Lorenzer 2002, S. 86).
Folgt man der Freud´schen Argumentation, dann ist das Unbewusste oder die unbewusste Objektvorstellung allein durch die Sachvorstellung charakterisiert. Was aber genau bedeutet diese Sachvorstellung? Laut Lorenzer sind Sachvorstellungen in vierfacher Weise zu beschreiben.
1.) „- als Summe der Empfindungen durch ein Ensemble verschiedenartiger Rezeptoren,“ (Lorenzer 2002, S. 135).
2.) „- als Resultat des Zusammenschlusses der Sensorik mit motorischen Reaktionen zu einem sensomotorischen Gestaltkreis, wobei die »Bahnungen« in beiden Anteilen sich in Erinnerungsspuren niederschlagen “ (ebd.)
3.) „- als Registrierung der sensomotorischen Impulse in den verschiedenen Relaisstationen der Nervenbahn “ (ebd.)
4.) „- als Notierungen in den Rindenarealen und Verbindungsbahnen des zentralen Nervensystems, des Gehirns.“ (ebd.)
Lorenzer zeigt an einem Beispiel wie genau sich eine Sachvorstellung bildet und verbleibt dabei ganz in neurophysiologischer Argumentation. Laut Lorenzer, hatte Freud bereits mit seiner Monographie über die Aphasien - und der darin enthaltenen Generalthese, dass die Sprachproduktion nicht in isolierten Produktionsstätten des Gehirns, sondern diese bei der Sprachproduktion zusammenhängen - den Brückenschlag zwischen Physiologie und Psychologie entfaltet (vgl. Lorenzer 2002, S. 92 f). Diese holistisch-funktionelle Sicht sieht Lorenzer als bestätigt (Lorenzer 2002, S. 93). Doch zurück zur Sachvorstellung. Lorenzer zeigt an dem Beispiel des Greifens mit der Hand, wie sich Sinneseindrücke neurophysiologisch verankern: Wird ein Gegenstand von der Hand ergriffen, so werden die verschiedenen Eigenschaften dieses Gegenstandes (Druck, Oberfläche, Temperatur, Schmerz etc.) über Rezeptoren auf der Haut erfasst und an das Gehirn weitergeleitet (vgl. a.a.O., S. 120 f). Was als Empfindung entsteht, ist nichts anderes als die Summe dieser Meldungen. Jedoch bleibt es nicht bei einer einfachen Sensorik, denn dass Greifen oder Abtasten schließt schon eine motorische Reaktion mit ein, was dazu führt, dass sich ein Gestaltkreis zwischen Sensorik und motorischer Reaktion bildet, der sich als Peripherie – Zentrale – Peripherie darstellen lässt (a.a.O., S. 121). Nun gibt es Gestaltkreise, z.B. Reflexbögen, die auf einen Reiz hin ausgelöst werden und zeigen „[…] wie ein sensomotorischer Reiz unmittelbar in eine motorische Reaktion übergehen kann, [und] diese motorische Reaktion dann wiederum sensorisch zurückgemeldet wird usw.“ (ebd.). Zwischen Peripherie und Gehirn findet ein Austausch von Sensorik und Motorik statt, welcher über Leitungen und gleichzeitig, über Niederschläge bzw. körperliche Einschreibung geschieht. Dies sieht man z.B. am Muskelaufbau, der „[…] Zunahme der Muskelquantität, wobei eine eingehende Betrachtung selbst in dieser simplen Körperbildung das »szenische Arrangement« […]“ (ebd.) erkennen lässt. Hinzu kommt, dass die neuere Forschung Hirnareale festmachen konnte, an denen die durchlaufenden Eindrücke auf ihre Qualität hin -und das bedeutet lustvoll oder unlustvoll- unterschieden werden und diese schlagen sich ebenfalls neurophysiologisch wieder. Denn „[…] auch für diesen Vorgang gilt, daß die Körperform aus dem Spiel der Körperfunktionen hervorgeht, daß Spuren des Ablaufs, des Ablaufenden im Körper zurückbleiben.“ (a.a.O., S. 122). Hier wird etwas erkennbar was grundlegend für die weiteren Ausführungen ist. Körpervorgänge, Eindrücke, Empfindungen und generell Realgeschehnisse von außen, schreiben sich in vielfacherweise in den Körper ein. „Es wird genau das gebildet, was Freud »Erinnerungsspur« genannt hat. Wobei der Begriff Erinnerungsspur ja synonym mit dem Begriff »Sachvorstellung« von ihm benutzt wurde.“ (a.a.O., S. 124). Lorenzer erweitert mit einem Beispiel aus der Tierwelt, welches er von Cassirer übernimmt (vgl. a.a.O., S. 124 f) dass diese Inhalte, die über Körpersensorik und Motorik aufgenommen werden, soziale Inhalte sind, welche das Verhalten -des Hundes bei Cassirer- bestimmen. „[…] [D]enn es sind Szenen dieser von Menschen hergestellten Welt. Die Erinnerungsspuren sind mithin Abbildungen von sozialen Verhältnissen, von Szenen einer Lebenswelt.“ (a.a.O., S. 125). Ähnlich dem Hund der über keine Sprache verfügt, ist ein Kind was auf einem vergleichbaren Stand der Entwicklung ist, in die sprachgebundene Praxis der Menschen eingebunden „[u]nd das heißt zugleich, beide Male wird die psychophysische Verhaltensstruktur aus menschlichen Praxisfiguren und d.h. Lebensentwürfen gebildet.“ (a.a.O., S. 126). Der Aufbau der Körperstruktur und der Verhaltensstruktur stehen demnach in einem Verhältnis zueinander, das als Interaktionsspiel bezeichnet werden kann. Hier deuten sich bereits Verbindungslinien zu den Ausführungen über die Herstellung der bestimmten Interaktionsformen an. Damit verbunden können auch allen Thesen der Kulturisten sowie Biologisten, der Frage nach Anlagebestimmung oder sozialer Bestimmung des Menschen eine Absage erteilt werden, was gleichsam heißt, dass der oben erwähnte Freud´sche Dualismus wiederlegt ist. Es ist ein Wechselspiel, eine Verschränkung zwischen Körperlichkeit und Sozialität. Der Leib ist keine Wachstafel auf den sich die Gesellschaft einschreibt. Der Körper ist das Resultat „[…] einer Auseinandersetzung zwischen erbgenetischen Anlagen und sozialen Prozessen. Geschichtsmaterialistisch kann man es noch genauer sagen: Körper und Verhalten erwachsen aus der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit »innerer Natur«. Das Erbgut ist nur ein Set von gattungsgeschichtlich gewordenen Natur-Möglichkeiten, die durch die menschliche Praxis der Mutter-Kind-Einheit in einer sozial bestimmten Form verwirklicht werden. Es ist die konkrete Praxis der jeweiligen Mutter-Kind-Einheit, die den menschlichen Körper und das menschliche Verhalten herstellt.“ (a.a.O., S. 131). Zentral sind hieran anschließend die Konsequenzen, die Lorenzer zieht. Schon Freud hatte darauf hingewiesen, dass Gegenstände die mit der Hand erfasst werden, nicht partikular, aus dem Zusammenhang heraus gesehen werden können, sondern „Gegenstandserfahrungen“ sind, die sich dadurch charakterisieren, dass sie ein Verhältnis des Menschen zu einem Gegenstand beschreiben (vgl. a.a.O., S. 136 f) und dies in dreifacher Weise: Begreift man Gegenstandserfahrungen als zeitlichen Lernprozess, so sind sie, erstens durch das einfache Wahrnehmen -siehe oben-, zweitens durch bereits vergangene Erfahrungen -oder Erinnerungsspuren des Gegenstandes-, drittens in der Zukunft gesehen offen für neue bzw. erweiterte Erfahrungen, charakterisiert (vgl. a.a.O., S. 135 ff). Resümierend kann also folgendes gesagt werden: Gegenstandserfahrungen sind Szenen, die durch das Ensemble von Sinneseindrücken ihre Inhaltlichkeit erhalten. Dabei sind diese Szenen keineswegs rein äußerlich, sondern schon ihrem Wesen nach innere Szenen, die sich neurophysiologisch im Körper einschreiben bzw. verankern. Diese Szenen sind, gleichgültig ob man von Wahrnehmungsszenen oder Interaktionen spricht (vgl. a.a.O., S. 138), Abbild sozialer Verhaltensformen, „[…] die auf soziale Verhältnisse zurückweisen und die in actu dann Verhalten ja auch wiederum auf soziale Verhältnisse hin ausrichten.“ (a.a.O., S. 138). „Die Szene ist nämlich die Grundfigur, der wir bei der Konstitution individueller Struktur als erster begegnen, und zwar in »äußerer Hinsicht« in der Interaktion, dem szenischen Zusammenspiel von mütterlichem und kindlichem Organismus (schon am intrauterinen Ausgangspunkt der Ontogenese), sowie in »innerer Hinsicht« in der Interaktionsform als dem Niederschlag dieser Szene und aller folgenden.“ (Lorenzer 1977, S. 89). Dieses Zitat verdeutlicht die Verbindung zu der bereits oben beschrieben sozialen Herstellung des Triebes als Gefüge von Interaktionsformen. Bestimmte Interaktionsformen werden bereits intrauterin in einem praktisch-dialektischen Wechselspiel gebildet, was bedeutet, sie sind der Anfangspunkt jeglicher individueller Struktur und konstituieren demnach jede weitere Entwicklungsstufe der Persönlichkeit. Diese Feststellung führt dazu, dass auch das Unbewusste als Ergebnis eines Bildungsprozesses angesehen werden muss. „Die Grundelemente menschlichen Verhaltens sind auch in ihrem vorsubjektiven Anteil - dem Es – Ergebnis eines geschichtlichen Moments, Resultat konkret praktischer Auseinandersetzung zwischen innerer Natur und gesellschaftlichen Bildungsprozessen“ (Lorenzer 1977, S. 42). Das Unbewusste - das Es – ist also in seinem dialektischen Bildungsprozess durchweg konstituiert durch bestimmte Interaktionsformen, ein Resultat sozialer Prozesse. Der Begriff der bestimmten Interaktionsform ist so muss eingewendet werden ein „[…] strukturanalytischer Begriff, er gehört nicht in den Bereich beobachtbarer Erscheinungen (wie sichtbare Interaktionsfiguren), sondern ist eine Aussage übers »Wesen«. Als formgenetischer Begriff ist er in der Perspektive des historisch-materialistischen Verständnisses vom menschlichen Wesen zu verstehen.“ (Lorenzer 2015, S. 130).
2.3.2 Die Szene und das Unbewusste
Es soll nun anhand des Beispiels der Stillung des Hungers beim Kind gezeigt werden, was mit dem beschriebenen szenischen Charakter bestimmter Interaktionsformen gemeint ist. Dieses Beispiel stammt aus den Einwänden von Bloch (Lorenzer 2006, S. S. 39 ff) der dem Sexualtrieb als dem von Freud zentralsten Trieb -„[…] als den Grundtrieb aller sozialen Zuwendung, welcher Art auch immer […]“ (Lorenzer 1984a, S. 191)- den des Hungers gegenüberstellt (vgl. Lorenzer 2006, S. 39 ff). Nimmt man die genannte Formulierung „Körperprozesse in Beziehung-zu“ in Verbindung mit dem „szenischen Charakter“ bestimmter Interaktionsformen ernst, ergibt sich am Beispiel der Hungerstillens folgendes Bild: Die Stillung des Hungers geschieht zunächst intrauterin im Mutterleib -in der Perspektive des Embryos-, völlig autonom. Mit dem ersten Ansatz der Differenzierung11 enthüllt sich „[…] innerhalb der Mutter-Kind-Einheit Leben in Abhängigkeit von der Zufuhr von außen her.“ (Lorenzer 2002, S. 143). Die Stillung des Hungers ist also an sozialen Austausch gekoppelt, eben Körperbedürfnis in Beziehung-zu. Intrauterin bilden sich zwar erst erste Ansätze bzw. Vorformen dieser Körperbedürfnisse in Beziehung-zu, jedoch muss bereits dieser erste Ansatzpunkt als folgenreich für die weitere Entwicklung gewertet werden, da auf dieser ersten Differenzierung von Mutter und werdendem Organismus die gesamte weitere Entwicklung aufbaut und sich Interaktionen bereits hier neurophysiologisch verankern in sensomotorischen, organismischen Formeln (vgl. Lorenzer 1984b, S. 86) . Somit ist die pure materielle Stillung des Hungers nur ein Teil des sich entwickelnden Triebes.
[...]
1Dies wird in Kapitel 5.4 genauer erläutert.
2Dargestellt in Kap. 4
3Dargestellt in Kap. 2 sowie Kap. 4
4Dargestellt in Kap. 5
5Dargestellt in Kap. 6
6Dargestellt in Kap. 3
7Dargestellt in Kap. 4
8Es wird im Folgenden von Neurose/neurotischem Leiden etc. gesprochen, im Gegensatz zum umgangssprachlichen Begriff Hysterie/hysterisch.
9Am deutlichsten wird dies in Kapitel 4.3
10Zum Begriff der Besetzung siehe Brenner 1976, S. 28 f, sowie Lorenzer 2002 S. 90 f.
11Siehe Kapitel 4.1 bzw. 4.1.1
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