Die Erwerbstätigkeit Älterer - Eine komparative Analyse Deutschlands und Schwedens auf der Basis eines Modells der rationalen Wahl


Diplomarbeit, 2008

124 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Erkenntnisziel
1.2 Aufbau der Arbeit

2. Der demografische Wandel und seine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
2.1 Bisherige Entwicklungen und Zukunftsprognosen
2.1.1 Die Entwicklung der Geburtenhäufigkeit
2.1.2 Die Entwicklung der Lebenserwartung
2.1.3 Die Entwicklung von Wanderungen
2.2 Auswirkungen auf Bevölkerungszahl und Altersstruktur der Gesellschaft
2.2.1 Auswirkungen auf die Bevölkerungszahl
2.2.2 Auswirkungen auf die Altersstruktur
2.3 Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

3. Die Erklärung kollektiver Phänomene unter Bezugnahme der Theorie der rationalen Wahl
3.1 Die Erklärung kollektiver Phänomene in der Soziologie
3.2 Bausteine und Prinzip einer Theorie der rationalen Wahl
3.3 Kritische Würdigung der Rational-Choice-Theorie
3.4 Der Einfluss sozialer Kräfte auf das individuelle Handeln
3.5 Das Grundmodell der soziologischen Erklärung

4. Die Erklärung der Erwerbsbeteiligung Älterer
4.1 Definition „ältere Erwerbspersonen“
4.2 Das Rational-Choice-Modell der Erwerbsbeteiligung Älterer
4.2.1 Die Logik der Situation
4.2.1.1 Die soziale Situation der Erwerbstätigen
4.2.1.2 Die soziale Situation der Erwerbslosen
4.2.1.3 Die Verbindung zwischen sozialer Situation und Akteur
4.2.2 Die Logik der Selektion
4.2.3 Die Logik der Aggregation

5. Die Erwerbsbeteiligung Älterer in Deutschland und Schweden – eine komparative Analyse
5.1 Die komparative historische Analyse
5.1.1 Charakteristika
5.1.2 Einsatz und Schwächen
5.1.3 Methoden
5.2 Die Arbeitsmarktsituation älterer Erwerbspersonen in Deutschland und Schweden
5.2.1 Überblick über die Arbeitsmarktsituation Älterer in Deutschland und Schweden
5.2.2 Deutschland und Schweden in europäischer Perspektive
5.3 Die komparative Analyse der sozialen Situation in Deutschland und Schweden
5.3.1 Makroebene
5.3.1.1 Die Konjunktur
5.3.1.2 Das generalisierte Altersbild
5.3.1.3 Die Ausgestaltung des Wohlfahrtsstaates
5.3.1.3.1 Das System der Arbeitsbeziehungen
5.3.1.3.2 Die Arbeitsmarktpolitik
5.3.1.3.3 Die Ausgestaltung des Rentensystems
5.3.1.3.4 Weitere Grundpfeiler der Sozialpolitik
5.3.1.4 Auswirkungen der Makroebene auf die Erwerbsbeteiligung Älterer
5.3.2 Mesoebene
5.3.2.1 Die betriebliche Personalpolitik in Bezug auf Ältere
5.3.2.2 Die Bekämpfung des Qualifikationsrisikos Älterer im Betrieb
5.3.2.3 Die Bekämpfung des Krankheitsrisikos Älterer im Betrieb
5.3.2.4 Auswirkungen der Mesoebene auf die Erwerbsbeteiligung Älterer
5.3.3 Die Mikroebene
5.3.3.1 Das individuelle Qualifikationsniveau
5.3.3.2 Der individuelle Gesundheitszustand
5.3.3.3 Wunsch nach alternativer Gestaltung der Lebenszeit
5.3.3.4 Wiedereintrittswunsch und empfundene -wahrscheinlichkeit
5.3.3.5 Auswirkungen der Mikroebene auf die Erwerbstätigkeit Älterer

6. Schlussfolgerungen

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Geburtenrate in DE und SE im Zeitverlauf

Abbildung 2: Wanderungssaldo je 1.000 Einwohner in DE und SE

Abbildung 3: Altersaufbau in SE und DE (2000)

Abbildung 4: Altersaufbau der deutschen Bevölkerung im Erwerbsalter

Abbildung 5: Zusammenhang zwischen Makro-, Meso- und Mikroebene

Abbildung 6: Das Grundmodell der soziologischen Erklärung

Abbildung 7: Das Grundmodell zur Erklärung der Erwerbsbeteiligung Älterer

Abbildung 8: Phasen eines Konjunkturzyklus

Abbildung 9: Belastungsarten im Betrieb

Abbildung 10: Zusammenhang zwischen U(A), U(V) sowie der Bewertung der Situationsfaktoren

Abbildung 11: Erwerbsbeteiligung nach Altersgruppen in DE und SE (2006)

Abbildung 12: Erwerbsbeteiligung der Älteren nach dem Geschlecht in DE und SE (2006).51

Abbildung 13: Erwerbsbeteiligung 55- bis unter 65-Jähriger der EU-19-Länder (2006)

Abbildung 14: BIP pro Kopf der EU-27-Länder (2006)

Abbildung 15: BIP pro Kopf in DE und SE im Zeitverlauf

Abbildung 16: Erwerbstätigkeit und -losigkeit in DE und SE im Zeitverlauf

Abbildung 17: Ausgaben für aktive und passive Arbeitsmarktpolitik in Prozent des BIP (2006)

Abbildung 18: Beschäftigung im öffentlichen Dienst als Anteil an Erwerbspersonen (2006).68

Abbildung 19: Rentenzugangspfade in DE und deren Anspruchsvoraussetzungen

Abbildung 20: Ausgaben für Langzeitpflege und Bevölkerungsanteil der über 80-Jährigen (2000)

Abbildung 21: Institutionelle Kontexte und deren Einfluss auf die Erwerbstätigkeit Älterer .78

Abbildung 22: Krankenstand in DE und SE (1996)

Abbildung 23: Physische Belastung am Arbeitsplatz in DE und SE (2005)

Abbildung 24: Erreichte Bildungsabschlüsse der 25-bis 64-Jährigen in DE und SE (2005)

Abbildung 25: Erreichte tertiäre Bildungsabschlüsse nach Eintrittskohorten in den Arbeitsmarkt in DE und SE in Prozent (2005)

Abbildung 26: Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands der 55- bis unter 65-Jährigen in DE und SE (2005)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung in DE (1950 bis 2005)

Tabelle 2: Situationsfaktoren der älteren Erwerbstätigen

Tabelle 3: Situationsfaktoren der älteren Erwerbslosen

Tabelle 4: Formulierung von Brückenannahmen

Tabelle 5: Ausgewählte Gesundheitsindikatoren in SE und DE im Vergleich (2006)

1. Einleitung

1.1 Erkenntnisziel

Die Erwerbsbeteiligung Älterer wird vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in den Industrienationen ein immer mehr zu diskutierendes Thema unserer Zeit. Die deutsche Gesellschaft ist hinsichtlich ihrer Bevölkerungszahl und Altersstruktur in einem tief greifenden Wandel begriffen: einerseits in einer Schrumpfung und andererseits in einer Alterung, was vornehmlich auf die Kombination aus einer niedrigen Fertilität mit einer immer weiter steigenden Lebenserwartung zurückzuführen ist. Daraus resultiert, dass ältere Menschen in allen gesellschaftlichen Teilbereichen immer mehr in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken – so auch auf dem Arbeitsmarkt.

Wie die Gesellschaft im Ganzen ist auch die Gruppe der Erwerbspersonen von den aufgezeigten Trends betroffen:

„Das wichtigste aus der Bevölkerungs- und Arbeitsplatzentwicklung resultierende Arbeitsmarktproblem besteht in den nächsten 10 Jahren darin, daß es in den kommenden Jahrzehnten eine absolut wachsende Anzahl älterer Arbeitnehmer geben wird und es zentral darauf ankommt, daß die Älteren zu altersgerechten Bedingungen produktiv im Arbeitsprozess integriert bleiben“ (Skarpelis-Sperk 1993, S. 79).

Personen von 55 und mehr Jahren stellen daher einen immer größeren Anteil des Erwerbspersonenpotenzials dar. Betrachtet man jedoch die Arbeitsmarktsituation dieser in Deutschland, ist erkennbar, dass sich jene Erkenntnis nicht in einer entsprechenden Höhe der Erwerbsbeteiligung widerspiegelt. Mit 55,3 Prozent liegt Deutschland im europäischen Ländervergleich zwar noch im oberen Mittelfeld, bleibt jedoch weit hinter Ländern wie Schweden mit entsprechenden 77 Prozent zurück. Der Abstand vergrößert sich ferner markant, wird nur die reine Erwerbstätigkeit dieser Personengruppe analysiert. Hier verbleibt Deutschland noch unter dem 2001 in Stockholm formulierten EU-Ziel von 50 Prozent, während das skandinavische Land dieses weit übertrifft (vgl. OECD 2008a).

Fraglich ist nun, worauf es zurückzuführen ist, dass sich die Erwerbsbeteiligung der besagten Personengruppe in den beiden Ländern derart gravierend unterscheidet. Liegt dies an einer besseren wirtschaftlichen Verfassung des skandinavischen Landes oder an einer altersintegrierenderen Personalpolitik der dortigen Betriebe?

Ziel der vorliegenden Arbeit soll es sein, Ursachen für diese Variation aufzuzeigen. Bereits im Vorfeld ist augenscheinlich, dass hier eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle spielen wird – zum einen auf der Ebene der Gesellschaft, wobei hier vor allem an wohlfahrtsstaatliche Arrangements wie das Rentensystem zu denken ist, weiterhin auf der Ebene des Betriebs und zwar z.B. hinsichtlich der Förderung Älterer im Rahmen betrieblicher Weiterbildung sowie schließlich auf der Ebene des Individuums selbst, sei es in Bezug auf dessen Gesundheitszustand oder Qualifikationsniveau. Auch ist anzunehmen, dass eine Unterscheidung zwischen der Situation der Erwerbstätigen und der Erwerbslosen erfolgen muss, da sich die jeweiligen Personengruppen unterschiedlichen Situationsbedingungen ausgesetzt sehen.

Um dem Ländervergleich eine Struktur zu geben, wird zunächst deduktiv ein Modell aufgestellt, mit dessen Hilfe es möglich sein soll, die Höhe der Erwerbsbeteiligung in einem beliebigen Wohlfahrtsstaat zu erklären. Als Basisannahme soll gelten, dass diese zurückgeführt werden kann auf Entscheidungen von Individuen, auf dem Arbeitsmarkt zu verbleiben oder diesen zu verlassen. Die zentrale Herausforderung liegt dabei in der sauberen und klaren Identifikation und Abgrenzung relevanter Faktoren, die diese Entscheidung hauptsächlich beeinflussen, wobei aufgrund der Komplexität des vorliegenden Phänomens eine Abstrahierung von der Realität unabdingbar sein wird.

Die Erklärung der abweichenden Niveaus der Erwerbsbeteiligung in verschiedenen Ländern wird dem Modell nach über die jeweilige Ausgestaltung der Einflussfaktoren der Entscheidung erfolgen. Je günstiger diese für den Verbleib Älterer auf dem Arbeitsmarkt sind, desto höher wird die Erwerbsbeteiligung in dem betreffenden Land sein.

Auf der Grundlage des entwickelten Erklärungsmodells erfolgt anschließend als zweiter Schritt der Ländervergleich Deutschlands und Schwedens. Gemäß dem Modell müsste Schweden insgesamt eine günstigere Ausprägung der abgegrenzten Einflussfaktoren aufweisen als Deutschland. Das skandinavische Land bietet sich in zweifacher Hinsicht als Vergleichsland an: Zum einen weist es, wie bereits erwähnt, ein deutlich höheres Niveau der Erwerbsbeteiligung Älterer auf. Zum zweiten verspricht der Umstand, dass die beiden Länder einer Einteilung von Esping-Andersen zufolge unterschiedlichen Wohlfahrtsregimen zuzuordnen sind, unter der Annahme der Relevanz unterschiedlicher wohlfahrtsstaatlicher Arrangements gewinnbringende Erkenntnisse. Bestätigen die Ergebnisse dieser komparativen Analyse das aufgestellte Erklärungsmodell, kann dies als erster Hinweis für dessen Gültigkeit anerkannt werden.

Klarzustellen ist, dass es nicht das Ziel der Arbeit sein soll, eine Lösung des Problems zu erörtern, wie Deutschland die Erwerbsbeteiligung älterer Erwerbspersonen erhöhen kann. Vielmehr sollen Ursachen, welche aber sicherlich gleichzeitig Lösungsansätze implizieren, aufgezeigt werden, wie eine derartige Variation zu Schweden erklärt werden kann.

1.2 Aufbau der Arbeit

Unter Berücksichtigung dieser Vorüberlegungen ist die vorliegende Arbeit folgendermaßen aufgebaut:

Das zweite Kapitel ist dem Auslöser der Themenstellung gewidmet – dem demografischen Wandel. Der Fokus liegt dabei auf der Schilderung dessen einzelner Stellschrauben – der Entwicklung der Geburtenhäufigkeit, der Lebenserwartung und der Wanderungen – sowie wiederum deren Auswirkungen auf Bevölkerungszahl, Altersstruktur und Arbeitsmarkt in den zu untersuchenden Ländern. Wie bereits angedeutet, sind in Deutschland, aber auch in Schweden tief greifende Veränderungen im Sinne einer Schrumpfung sowie Alterung der Gesellschaft wie auch der Erwerbspersonen zu erkennen.

Das dritte Kapitel dient als Vorbereitung zur Entwicklung des Erklärungsmodells der Erwerbsbeteiligung Älterer. Zunächst werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie kollektive Phänomene – z.B. die Erwerbsbeteiligung – in der Soziologie grundsätzlich erklärt werden können. Essers Grundmodell der soziologischen Erklärung, auf welchem das Modell zur Erklärung der Erwerbsbeteiligung Älterer fußen wird, geht als Rational- Choice-Modell von der Vorstellung aus, diese Phänomene seien die Folge von individuellen Handlungen, welche von Akteuren ausgeführt werden. Welche Handlung dabei gewählt wird, ist abhängig davon, welche Alternative der betroffenen Person in der jeweiligen Entscheidungssituation, in der sie sich befindet, den größten Nutzen verspricht. Der Einsatz der Rational-Choice-Theorie ist in der Wissenschaft nicht unumstritten, weshalb auch auf deren Schwächen und Grenzen verwiesen werden soll. Diesen eingedenk wird ein Abschnitt daher dem Einfluss sozialer Kräfte auf das individuelle Handeln gewidmet, wodurch das Modell weiter spezifiziert wird.

Im vierten Kapitel wird schließlich das Modell zur Erklärung der Erwerbsbeteiligung Älterer aufgestellt. Dazu ist es zunächst sinnvoll, zu definieren, wer mit dem Begriff der älteren Erwerbsperson überhaupt umfasst wird. Im Folgenden wird das Grundmodell von Esser auf die Problemstellung übertragen. Die Höhe der Erwerbsbeteiligung Älterer in einer Gesellschaft ist daher zurückzuführen auf die Entscheidungen von Akteuren, ob sie auf dem Arbeitsmarkt verbleiben oder nicht, was wiederum abhängig von der Bewertung der Situation ist, in welcher sie sich befinden. Die größte Herausforderung liegt dabei, wie bereits erwähnt, in der Beschreibung dieser bzw. in der Bestimmung der relevanten Situationsvariablen – einerseits für die Erwerbstätigen, andererseits für die Erwerbslosen. Daneben ist es weiterhin vonnöten, eine Verbindung zwischen der Situation und dem einzelnen Akteur herzustellen, festzulegen, anhand welcher Entscheidungsregel dieser sich in der Situation für eine Handlungsalternative entscheiden wird, und schließlich zu bestimmen, wie diese einzelnen Entscheidungen letztendlich die Erwerbsbeteiligung Älterer innerhalb einer Gesellschaft bilden.

Das fünfte Kapitel stellt das umfangsreichste der vorliegenden Arbeit dar. Hier findet das aufgestellte Modell zur Erklärung der Erwerbstätigkeit Älterer seine praktische Umsetzung in dem Vergleich der Länder Deutschland und Schweden. Bevor dies jedoch erfolgen kann, wird zum einen eine kurze Zusammenfassung der Charakteristika der komparativen historischen Analyse, deren Methoden sowie Einsatzgebiete und Schwächen gegeben sowie zum anderen ein Überblick über die Arbeitsmarktsituation der älteren Erwerbstätigen in den zu untersuchenden Ländern, welcher die Ausgangsbasis des folgenden Vergleichs darstellen soll. Für eben diesen bieten sich als probate Vergleichsmomente die im Modell abgegrenzten Situationsvariablen an, welche sich den drei Ebenen der Gesellschaft, des Betriebs sowie des individuellen Akteurs zuordnen lassen. Der Vergleich stützt sich dabei zuvörderst auf empirische Ergebnisse sowie Fachliteratur.

Das Fazit schafft schließlich die Gelegenheit, die wichtigsten Ergebnisse nochmals pointiert zusammenzufassen und Resümee hinsichtlich der Gültigkeit des Erklärungsmodells zu ziehen.

2. Der demografische Wandel und seine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Der Begriff des demografischen Wandels verweist auf Veränderungen bezüglich der Bevölkerungszahl einer Gesellschaft sowie deren Altersstruktur. Diese Bewegungen werden dabei vornehmlich von dem Zusammenwirken dreier Faktoren beeinflusst: der Entwicklung von Geburtenraten, der Entwicklung der Lebenserwartung sowie der Entwicklung von Wanderungen.

Die folgenden Ausführungen erfolgen exemplarisch anhand von Deutschland (DE) und Schweden (SE) und stützen sich vor allem auf OECD-Daten sowie die 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland. Diese, 2006 vom Statistischen Bundesamt vorgestellte Vorausschätzung, basiert auf dem Bevölkerungsstand zum 31.12.2005 und zeigt Varianten auf, wie sich Bevölkerungszahl und -struktur unter bestimmten Annahmen bis zum Jahre 2050 entwickeln werden.

2.1 Bisherige Entwicklungen und Zukunftsprognosen

2.1.1 Die Entwicklung der Geburtenhäufigkeit

Einen ersten Einflussfaktor des demografischen Wandels stellt die Geburtenhäufigkeit bzw. Fertilität dar. Als Maß gereicht dafür die so genannte zusammengefasste Geburtenziffer. „[Diese] ergibt sich aus der Addition der durchschnittlichen Kinderzahlen je Frau in jedem einzelnen Altersjahr des gebärfähigen Alters von 15 bis 49 Jahren, also der 35 altersspezifischen Geburtenziffern“ (Statistisches Bundesamt 2006a, S. 52). Eine für den Ersatz der Elterngeneration durch deren Kinder obligatorische Geburtenrate beträgt grundsätzlich 2,1 Kinder pro Frau (vgl. Wöhlcke et al. 2004, S. 63). Während zu Beginn der 1960er Jahre in beiden Teilen Deutschlands ein temporärer Anstieg der Geburtenzahlen auf 2,5 Kinder pro Frau dieses Erfordernis übersteigen ließ, nahm die Geburtenziffer in Westdeutschland ab 1967, diejenige in Ostdeutschland ab 1964 rapide ab. Im früheren Bundesgebiet setzte sich dieser Geburtenrückgang weiter fort und erreichte Mitte der 1980er Jahre sein Tief mit weniger als 1,3 Kindern pro Frau. Die ehemalige DDR versuchte ab 1974 einem ähnlichen Trend durch umfangreiche staatliche Fördermaßnahmen für Familien mit Kindern entgegenzuwirken. Der beachtliche Erfolg, der sich in einer Geburtenziffer von 1,94 Kindern pro Frau niederschlug, verebbte allerdings noch vor der Wende und wurde gefolgt von einem massiven Einbruch der Geburten im Zuge der wirtschaftlichen und sozialen Umbrüche in den Jahren vor und nach der Wiedervereinigung. Seit Mitte der 1990er Jahre steigt die Geburtenziffer in den neuen Ländern wieder kontinuierlich an und verblieb 2004 nur noch um 5 Prozent unter den alten Ländern, in denen sie bis heute geringfügig um 1,4 Kinder je Frau schwankt. Dieser frühe und radikale Rückgang der Reproduktionsrate wird in der Literatur zumeist durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren wie der Einführung moderner Verhütungsmittel, dem Wandel der Lebensstile, einem längeren Verbleib im Bildungssystem, einer erhöhten Frauenerwerbstätigkeit und Weiterem begründet (vgl. Schinkel 2007, S. 17).

Im europäischen Vergleich ist festzustellen, dass der demografische Wandel kein auf Deutschland begrenztes Phänomen darstellt. Auffällig ist jedoch, dass Deutschland deutlich stärker betroffen ist als die Mehrzahl der OECD- und EU-Staaten (vgl. Werding 2006, S. 49). Zwar zeichnen sich alle Industriegesellschaften durch das so genannte „Low- fertility-Syndrom“ (Klose 1993, S. 10) aus, jedoch machte sich dieses bei den Deutschen früher und ausgeprägter bemerkbar als in manchen anderen Ländern. Den europäischen Vergleich führen Frankreich und Island mit Werten knapp unter dem Bestandserhaltungsniveau an, dicht gefolgt von Irland und den übrigen nordischen Ländern. Schlusslichter hinter Deutschland stellen Litauen, Rumänien, Slowenien mit 1,31 Kindern pro Frau dar (vgl. Eurostat 2008a).

Abbildung 1: Geburtenrate in DE und SE im Zeitverlauf

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: OECD 2008b, eigene Darstellung

Schweden zeichnet sich im Vergleich durch eine recht hohe Geburtenrate aus, was zumeist der exzellenten Gesundheitsversorgung sowie der Familienpolitik zugeschrieben wird, die sich früh der Schaffung von Möglichkeiten zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf verschrieben hat. Im Zeitverlauf betrachtet, erreicht dort die Fertilität ihren Gipfelpunkt im Jahr 1990 mit 2,13 Kindern pro Frau. Eine anschließend einsetzende gravierende Wirtschaftskrise zog einen radikalen Einbruch dieser nach sich, wobei jedoch seit 1998 wieder ein deutliches Ansteigen zu verzeichnen und Schweden im Jahr 2006 mit 1,85 Kindern pro Frau im europäischen Vergleich auf dem 5. Platz zu verorten ist (vgl. Eurostat 2008a). Auch für die Zukunft ist nach Wöhlcke et al. ein weiterer Zuwachs anzunehmen (vgl. Wöhlcke et al. 2004, S. 65).

Für Deutschland bezweifeln Zukunftsprognosen bis 2050 eine radikale Trendwende zu einem starken (Wieder-)Ansteigen der Fertilität. Die Geburtenhäufigkeit wird voraussichtlich auf einem Niveau von 1,4 Kindern pro Frau verbleiben, während hinsichtlich des Gebäralters eine Fortschreibung der Entwicklung der letzten 20 Jahre angenommen wird, in welchen sich dieses um 1,6 Jahre erhöhte. Die Annahme, Zuwanderungen könnten zu einer Abfederung des Geburtendefizits beitragen, ist aufgrund der zunehmenden Anpassung des generativen Verhaltens der Ausländerinnen an das der Deutschen, nicht haltbar.

2.1.2 Die Entwicklung der Lebenserwartung

Die Entwicklung der Lebenserwartung bildet eine zweite essentielle Stellschraube für den demografischen Wandel. Das Statistische Bundesamt bezeichnet damit „die durchschnittliche Zahl von weiteren Jahren, die ein Mensch in einem bestimmten Alter nach den zum aktuellen Zeitpunkt geltenden Sterblichkeitsverhältnissen voraussichtlich noch leben könnte“ (Statistisches Bundesamt 2006a, S. 51). Unterschieden wird dabei zwischen der durchschnittlichen Lebenserwartung bei Geburt sowie der ferneren Lebenserwartung für Personen, die bereits ein bestimmtes Alter erreicht haben. Seit mehr als hundert Jahren ist in beiden Ländern ein erheblicher Anstieg beider Arten festzustellen.

Erstere konnte vor allem durch die Erfolge bei der Verringerung der Säuglings- und Kindersterblichkeit seit Ende des 19. Jahrhunderts verlängert werden. 1881 betrug sie in Deutschland bei Geburt für Jungen noch 35,6 Jahre und für Mädchen 38,4 Jahre. Seitdem hat sich die Lebenserwartung für neugeborene Jungen und Mädchen mehr als verdoppelt. Im Jahre 2006 lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt von Jungen bereits bei 77,2 Jahren und für Mädchen bei 82,4 Jahren. Auch für ältere Personen ist die Lebenserwartung gestiegen. Konnte im Jahre 1881 ein 60-jähriger Deutscher mit einer ferneren Lebenserwartung von 12,1 Jahren rechnen, so betrug diese im Jahre 2006 bereits 21,1 Jahre. Zu dieser entscheidenden Verlängerung der Lebensdauer haben zuförderst Fortschritte in der medizinischen Versorgung, der Hygiene, der Ernährung, der Wohnsituation sowie verbesserte Arbeitsbedingungen und gestiegener materieller Wohlstand beigetragen. Weitere zu erwartende Errungenschaften in den genannten Feldern machen in Deutschland einen zusätzlichen, aber moderateren Anstieg der Lebenserwartung bis 2050 wahrscheinlich. Das Statistische Bundesamt errechnet daher als Basisannahme1 für das Jahr 2050 eine durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt von 83,5 Jahren für Männer und 88,0 Jahren für Frauen. 60-jährige Frauen könnten noch mit 29,1 weiteren Lebensjahren rechnen, 60-jährige Männer noch mit 25,3 Jahren.

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bezüglich der Lebenserwartung im Mittelfeld hinter Ländern wie Schweiz, Island oder Schweden, was die eben erwähnte Annahme unterstützt, dass sich diese noch weiter erhöhen wird (vgl. Eurostat 2008b). Schweden erreicht bei der Lebenserwartung bei Geburt mit 78,8 Jahren für Jungen und 83,1 Jahren bei Mädchen jeweils den vierten Platz in der europäischen Rangliste. Auch die Lebenserwartung mit 60 Jahren ist bei den Männern um 0,7 und bei den Frauen um 0,4 Jahren höher als in Deutschland. Diese hohen Werte sind – wie später noch detaillierter zu zeigen sein wird – vornehmlich auf die präventive Ausrichtung des Gesundheitssystems zurückzuführen.

2.1.3 Die Entwicklung von Wanderungen

Für die Vorhersage der zukünftigen Bevölkerungszahl und der Altersstruktur ist schließlich die Entwicklung des Wanderungssaldos, also der Differenz zwischen Zuzügen ins Inland und den Fortzügen ins Ausland, ein entscheidender Faktor. Die Ableitung künftiger Prognosen gestaltet sich dabei schwierig, da der Saldo

„auf der einen Seite vom Migrationspotenzial in Folge politischer, wirtschaftlicher, demografischer oder auch ökologischer Entwicklungen in den Herkunftsländern ab[hängt]. Auf der anderen Seite wird er von der Migrationspolitik in Deutschland sowie der wirtschaftlichen und sozialen Attraktivität Deutschlands als Zielland beeinflusst“ (Statistisches Bundesamt 2006a, S. 19).

Deutschland wird seit mehreren Jahren als Einwanderungsland tituliert. Bestätigt wird diese Behauptung dadurch, dass in früheren Wanderungsverläufen Zuwanderungen die Abwanderungen zumeist übertrafen. Zu unterscheiden ist dabei das Wanderungsverhalten deutscher und ausländischer Personen. Letzteres, welches zu rund 80 Prozent das gesamte Wanderungsvolumen bestimmt, unterlag in den letzten Jahrzehnten starken Schwankungen, was vornehmlich auf politische Regulierungen wie den Anwerbestopp 1973, das Rückkehrhilfegesetz 1983 oder das Asylverfahrensgesetz 1993 zurückzuführen ist (vgl. Statistisches Bundesamt 2006a, S. 20). Der Wanderungssaldo der Deutschen hingegen spielte zahlenmäßig erst im Zuge des Umbruchs in Ost- und Südost-Europa eine bedeutendere Rolle. Mit 213.000 Personen erreichte er sein Hoch im Jahre 1990 durch den Zuzug der Spätaussiedler. Die anschließend rückläufigen Zahlen derer und die Zunahme an Fortzügen führten in den letzen Jahren zu einem erheblichen absoluten Rückgang der Nettozuwanderung der Deutschen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Zuwanderungen seit mehr als 60 Jahren jährlich die Abwanderungen übersteigen, wenn jedoch auch ein Nachlassen zu verzeichnen ist.

Abbildung 2: Wanderungssaldo je 1.000 Einwohner in DE und SE

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eurostat 2002, S. 3

„Schweden hat sich während der letzten 150 Jahre von einem Auswanderungs- zu einem Einwanderungsland gewandelt“ (Ring 1998, S. 242). Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Zuwanderung aufgrund des akuten Arbeitskräftemangels als willkommen angenommen. Aufgrund von hauptsächlich gewerkschaftlichen Initiativen aus Angst vor einem lohndrückenden Effekt wurde die Arbeitskräfteeinwanderung im Jahr 1972 gesetzlich gestoppt. Anstelle von Arbeitskräften waren es nun vermehrt Flüchtlinge aus Griechenland und der Tschechoslowakei, die in das Land einströmten. Im Jahre 1975 besann sich das skandinavische Land auf seine 1968 verabschiedete Politik der Gleichstellung der Einwanderer und öffnete die Grenzen wieder. Die unaufhaltsam steigenden Zuwanderungen und die Schwächung des Arbeitsmarktes infolge der genannten Wirtschaftskrise 1990 zwangen zu einer restriktiveren Politik, die sich in einer strengeren Auslegung der Genfer Flüchtlingskonventionen oder der Ausstellung nur begrenzter Aufenthaltsgenehmigungen zeigte (vgl. Ring 1998, S. 242ff.). Abbildung 2 zeigt jedoch, dass für die späteren Jahre wieder ein deutliches Anwachsen zu verzeichnen ist.

2.2 Auswirkungen auf Bevölkerungszahl und Altersstruktur der Gesellschaft

Die drei beschriebenen Einflussfaktoren sind jedoch nicht gesondert, sondern immer im Zusammenspiel zu betrachten. Erst der kombinierte Effekt aus niedrigen Geburtenzahlen, steigender Lebenserwartung sowie den Entwicklungen des Wanderungssaldos resultiert zum einen in die Schrumpfung, zum anderen in die demografische Alterung einer Bevölkerung.

2.2.1 Auswirkungen auf die Bevölkerungszahl

Zuwächse oder Rückgänge in der Bevölkerungszahl einer Gesellschaft werden üblicherweise mit der so genannten Bevölkerungsbilanz – Lebendgeborene minus Gestorbene plus bzw. minus Wanderungssaldo – zum Ausdruck gebracht.

Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung in DE (1950 bis 2005)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Statistisches Bundesamt 2008a, Statistisches Bundesamt 2008b, eigene Darstellung

Das negative Vorzeichen, das sich in Deutschland aufgrund vorher aufgezeigter Trends seit 1972 bei dem Abgleich der ersten beiden Rechnungselemente manifestierte, konnte in der Vergangenheit zumeist durch Wanderungen aufgefangen werden. Diese wendeten einen realen Bevölkerungsrückgang zumindest bis zum Jahr 2003 ab. Seither sind die seit einigen Jahren sinkenden Wanderungssalden jedoch nicht mehr ausreichend, um das Geburtendefizit auszugleichen (vgl. Tabelle 1). Der daraus resultierende Prozess, d.h. das Hineinschlittern der Bevölkerungszahl in eine Abwärtsspirale aufgrund dauerhaft unzureichender biologischer Reproduktion, wird als Bevölkerungsimplosion bezeichnet (vgl. Schmid 2006, S. 35). Das Statistische Bundesamt prognostiziert – unter Annahme einer konstanten Fertilität von 1,4 Kindern pro Frau, eines moderaten Anwachsens der Lebenserwartung sowie eines positiven jährlichen Wanderungssaldos von 100.000 Personen – eine Schrumpfung der Bevölkerung bis zum Jahre 2050 um knapp 17 Prozent.

Grundsätzlich verläuft die demografische Entwicklung in den einzelnen EU- Mitgliedsländern ähnlich, aber nicht völlig synchron (vgl. Wöhlcke et al. 2004, S. 38). Daher ist nach einer Studie von Wöhlcke et al. festzustellen, dass „alle Mitgliedsländer der heutigen EU nacheinander in eine Phase des Bevölkerungsrückgangs eintreten werden [bzw. bereits eingetreten sind] – zuerst Schweden und zuletzt Luxemburg“ (ebd.). Schweden weist zwar eine deutlich höhere Geburtenrate auf als Deutschland, jedoch erreicht auch es nicht das Bestandserhaltungsniveau von 2,1 Kindern pro Frau. Wanderungen haben auch hier einen abmildernden Effekt, weshalb ohne diese auch in Schweden schon viel früher ein Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen gewesen wäre (vgl. Eurostat 2002, S. 1).

2.2.2 Auswirkungen auf die Altersstruktur

Das Zusammenspiel aus rückläufigen Geburtenzahlen, steigender Lebenserwartung und Wanderungen führt zu einem inneren Umbau der Altersstruktur. Diese hat sich in den letzten 100 Jahren in Deutschland einem starken Wandel unterzogen. Im Jahr 1910 nimmt der Bevölkerungsaufbau des Deutschen Reiches die Form einer Pyramide an: Kinder repräsentieren die stärksten Jahrgänge der Bevölkerung, wobei sich mit zunehmendem Alter die Besetzungszahlen der Jahrgänge deutlich reduzieren, was wiederum zu einem relativ geringen Anteil der älteren Jahrgänge führt. Tiefe Einschnitte durch die beiden Weltkriege sowie der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 kennzeichnen das Bild im Jahr 1950. Im Jahr 2000 gleicht der Aufbau durch die Verschlankung der jüngeren Jahrgänge und der zahlenmäßig starken Besetzung des mittleren Alters zunehmend einer „zerzauste[n] Wettertanne“ (Statistisches Bundesamt 2006a, S. 34), was in Abbildung 3 verbildlicht dargestellt wird. Wie oben ausgeführt, resultiert dies vor allem aus dem zunehmenden Geburtenrückgang. In der Prognose des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2050 wird der Altersaufbau in Zukunft eine noch glattere und steilere Form annehmen, da die noch stark besetzten mittleren Jahrgänge von den zahlenmäßig kleineren jüngeren ersetzt werden. Diesem Trend der demografischen Alterung der Bevölkerung kann durch die Entwicklung des Altersquotienten zahlenmäßiges Gewicht verliehen werden. Eben dieser gibt das Verhältnis von Personen im Alter von und über 65 Jahren an, bezogen auf die Bevölkerung im Alter von 25 bis unter 65 Jahren. Betrug dieser im Jahre 1979 noch 27,5, lag er im Jahre 2005 bereits bei 32. Die logische Folge daraus ist ein Ansteigen des Durchschnittsalters der Bevölkerung: Bereits von 1990 bis 2005 nahm es um drei Jahre auf 42 zu, für das Jahr 2050 wird ein Durchschnittsalter von 50 Jahren antizipiert. Analog zur Entwicklung der Bevölkerungszahl wirken auch hier Wanderungen abmildernd. Zuziehende ausländische Personen sind im Durchschnitt jünger als die fortziehenden, wodurch ein Verjüngungseffekt eintritt, der in Deutschland jedoch nicht ausreichend ist, um die Alterung umzukehren (vgl. Schinkel 2007, S. 23ff.).

Abbildung 3: Altersaufbau in SE und DE (2000)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: MEA 2005, S. 9

Doch nicht nur in Deutschland tritt dieser Umbau der Altersstruktur zutage, sondern die „demographische Alterung ist inzwischen ein weltweites Phänomen geworden“ (Wöhlcke et al. 2004, S. 56). Der Altersaufbau Schwedens weist eine gleichmäßigere Struktur auf als der Deutschlands (vgl. Abbildung 3). Bezüglich der demografischen Alterung ist aufgrund dessen, dass sich die „relativ hohe Fertilität und hohe Lebenserwartung hinsichtlich der Faktoren der Alterung teilweise ausgleichen“ (Wöhlcke et al. 2004, S. 57), eine langsamere Verschlechterung der Situation zu erwarten.

Bei den Ausführungen bezüglich demografischer Veränderungen darf die Trägheit demografischer Prozesse, auf welche Abbildung 3 verweist, nicht vergessen werden. Vergangene Veränderungen sind in der vorhandenen Altersstruktur eingeschrieben und determinieren die zukünftige Bevölkerungsentwicklung. Die gegebene Bevölkerungsstruktur lässt sich daher nicht en passant korrigieren (vgl. Winkels 2007, S. 28f.).

2.3 Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Der demografische Wandel hat Auswirkungen auf nahezu alle gesellschaftlichen Teilbereiche, so auch auf den Arbeitsmarkt. Die Veränderungen auf der Ebene der Gesamtbevölkerung ziehen dabei zwangsläufig ähnliche Entwicklungen in der Gruppe der Bevölkerung im Erwerbsalter nach sich, welche alle Personen zwischen 20 und 64 Jahren umfasst2. Aufgrund der oben dargestellten Trends im Hinblick auf Geburten, Lebenserwartung und Wanderungen wird es in Europa zukünftig zum einen zu einer zahlenmäßigen Reduktion dieser Gruppe sowie zum anderen zu deren Alterung kommen.

Abbildung 4: Altersaufbau der deutschen Bevölkerung im Erwerbsalter

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Statistisches Bundesamt 2003, S. 36

Detailliertere, nach Altersgruppen gegliederte Entwicklungen für Deutschland können Abbildung 4 entnommen werden. Sowohl die jüngere Gruppe der 20- bis unter 30-Jährigen als auch die mittlere Gruppe der 30- bis unter 50-Jährigen werden bis zum Jahre 2050 kontinuierlich schrumpfen. Hier zeigt sich der Bevölkerungsrückgang besonders deutlich. Eine Regression der Bevölkerung im Erwerbsalter kann bis ca. 2020 durch das Anwachsen der Altersgruppe der 50- bis unter 65-Jährigen aufgefangen werden bevor auch diese Altersgruppe wieder zu ihrem Ausgangswert von 2006 zurückkehrt.

Den Berechnungen des Statischen Bundesamts zufolge wird die Zahl der Personen im Erwerbsalter daher von rund 50 Millionen im Jahr 2005 auf ca. 40 Millionen im Jahr 2050 zurückgehen, was einer Verringerung von 20 Prozent entspricht. Dieser absolute Rückgang der Personen im erwerbsfähigen Alter bis 2050 wird fast ausschließlich innerhalb der beiden jüngeren Gruppen stattfinden, wobei sie sich langfristig weder durch einen Anstieg der Frauenerwerbsbeteiligung noch durch Netto-Zuwanderung aufhalten lässt (vgl. u.a. Werding 2006, S. 50; Kistler 1998, S. 9).

Die Alterung der Bevölkerung im Erwerbsalter lässt sich am besten mit Hilfe der Veränderung der Größenanteile der drei Altersgruppen im Zeitablauf darstellen (vgl. Abbildung 4). Während im Jahr 2001 die mittlere Altersgruppe mit 38 Prozent die zahlenmäßig stärkste Gruppe darstellt, wird sie schon innerhalb von zwanzig Jahren von der älteren Altersgruppe abgelöst, die dann 39 Prozent der Personen im Erwerbsalter stellen. Damit kommt es zu einer zahlenmäßigen Verschiebung der Altersstruktur innerhalb des Erwerbsalters zugunsten der Älteren3.

Die am Beispiel Deutschlands aufgezeigten Auswirkungen der demografischen Entwicklungen auf den Arbeitsmarkt stellen dabei ein Phänomen dar, welches sämtliche moderne Industrieländer betrifft – so auch Schweden, wenn auch weniger gravierend, wie der Altersaufbau aus Abbildung 3 impliziert. In der logischen Konsequenz ist mit einem erheblichen Bedeutungszuwachs Älterer auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen, der sich zumindest in Deutschland mit 55,3 Prozent jedoch noch nicht in Form einer entsprechend hohen Erwerbsbeteiligung derer widerspiegelt, wie dies z.B. in Schweden mit 73 Prozent bereits der Fall ist.

Diese Variation der Erwerbsbeteiligung älterer Erwerbspersonen stellt ein Phänomen dar, der im Folgenden auf den Grund gegangen werden soll. Dazu wird zunächst deduktiv ein allgemeines Modell aufgestellt, wie die Erwerbsbeteiligung der genannten Personengruppe in einem beliebigen Wohlfahrtsstaat erklärt werden kann. Dies erfolgt unter Bezugnahme der Rational-Choice-Theorie. In einem zweiten Schritt sollen dann die beiden Länder Deutschland und Schweden auf dessen Grundlage und mit Hilfe einer komparativen Analyse verglichen werden sowie Hinweise auf dessen Gültigkeit gesucht werden.

3. Die Erklärung kollektiver Phänomene unter Bezugnahme der Theorie der rationalen Wahl

3.1 Die Erklärung kollektiver Phänomene in der Soziologie

Kollektive Phänomene wie beispielsweise die Erwerbsbeteiligung in einer Gesellschaft sind Phänomene, die auf der Makroebene, d.h. der Ebene der Gesellschaft, in Erscheinung treten. Im Allgemeinen existieren zwei Möglichkeiten, sie zu erklären. Eine erste besteht darin, von bestimmten Bedingungen auf der Makroebene direkt auf das Explanandum, d.h. das zu Erklärende, zu schließen. Dieses Vorgehen wird als „Variablensoziologie“ oder „causal modeling“ bezeichnet. Hier werden zwei oder mehrere Variablen mit Hilfe statistischer Methoden miteinander korreliert. Ist die Korrelation dabei ungleich null, spricht man von einem Effekt der unabhängigen auf die abhängige Variable (vgl. Brüderl 2004, S. 164). Die Schwachpunkte dieser Strategie fasst Esser mit den Worten „not explanatory, (…) incomplete, and (…) meaningless“ (Esser 1996, S. 159) zusammen und verweist damit vor allem auf ein zentrales Problem: das Fehlen einer tatsächlich erklärenden Verbindung zwischen unabhängiger und abhängiger Variable. Durch die vorrangige Verwendung von Standardvariablen der Demografie wie Alter oder Einkommen, werden Hintergrundvariablen mit tatsächlichem Erklärungsgehalt ausgeblendet. Die Frage, warum es zu bestimmten Handlungen kommt, bleibt dabei ungeklärt, weswegen hier häufig von „black-box explanations“ (Hedström/Swedberg 1998a, S. 9) gesprochen wird. Mit dieser Begrifflichkeit wird ferner die Unvollständigkeit und Bedeutungslosigkeit der Erklärungen aufgezeigt (vgl. Esser 1996, S. 159ff.).

Hedström und Swedberg verweisen demgegenüber auf eine zweite Möglichkeit, kollektive Phänomene zu erklären, nämlich mit Hilfe sozialer Mechanismen.

„The search for mechanisms means that we are not satisfied with merely establishing systematic covariation between variables or events; a satisfactory explanation requires that we are also able to specify the social ‘cogs and wheels’(...) that have brought the relationship into existence” (Hedström/Swedberg 1998a, S. 7).

Dieser Ansatz zeichnet sich den Autoren zufolge durch vier Charakteristika aus: Aktion, Präzision, Abstraktion und Reduktion. Ersteres Spezifikum basiert auf dem Konzept des methodologischen Individualismus, nach welchem Phänomene auf der Makroebene nur mit Rückbezug auf die Mikroebene, d.h. auf das Handeln von Akteuren, erklärt werden können. Danach ist das Explanandum als aggregierte Wirkung des Handelns von Akteuren zu rekonstruieren. Die mit Hilfe sozialer Mechanismen aufgestellten Erklärungen sollen zudem präzise sein, d.h. sich nicht auf vage Themenbereiche beziehen oder versuchen, universelle soziale Gesetze zu entwickeln. Die dritte Eigenschaft verweist auf den Primat des Analytischen, nämlich dass Erklärungen kollektiver Phänomene mit Hilfe von kausalen Modellen erfolgen, welche aber immer eine Abstraktion von der Realität darstellen, indem nur die für die Problembearbeitung relevanten Aspekte der Situation aufgenommen, andere jedoch ignoriert werden. Der Begriff der Reduktion bezieht sich ferner auf das Ziel, die Lücke zwischen Explanans und Explanandum in einem Erklärungsmodell zu schließen, also dem Füllen der black-box zwischen unabhängiger und abhängiger Variabler (vgl. ebd., S. 11ff.).

Die Theorie der rationalen Wahl, welche dem zu entwickelnden Erklärungsmodell zugrunde gelegt werden soll, hat sich das Aufdecken dieser sozialen Mechanismen auf ihre Fahnen geschrieben. Ihr Ziel ist „die Suche nach Tiefenerklärungen zur Überwindung der Unvollständigkeit kollektiver Erklärungen durch die Verbindung sozialer Bedingungen mit den allgemeinen Regeln des absichtsvollen Handelns von Menschen“ (Esser 1991, S. 267).

3.2 Bausteine und Prinzip einer Theorie der rationalen Wahl

Diekmann und Voss definieren Rationalität als das „Handeln in Übereinstimmung mit den Annahmen (Axiomen) einer Entscheidungstheorie“ (Diekmann/Voss 2004, S. 13). Zusammen mit dem Ziel, kollektive Effekte aus Annahmen über individuelles Handeln zu erklären, welches wiederum in einen sozialen Kontext eingebettet ist, ergeben sich drei zentrale Bausteine einer Rational-Choice-Theorie:

„1. Den Ausgangspunkt bilden Akteure.
2. Diese verfügen über Ressourcen (bzw. handeln unter Restriktionen), haben Präferenzen und können demgemäß zwischen mindestens zwei Alternativen wählen.
3. Die Theorie enthält eine Entscheidungsregel, die angibt, welche Handlung ein Akteur ausführen wird“ (ebd., S. 15).

Das Prinzip der Rational-Choice-Theorie beinhaltet, dass „Akteure in Entscheidungssituationen unter Restriktionen versuchen, ihre Präferenzen möglichst gut zu realisieren“ (ebd.). Die Formulierung kann deshalb nur so abstrakt verbleiben, da viele verschiedene Modellvarianten existieren. Die Unterschiede beziehen sich vordergründig zum einen auf das zugrunde liegende Menschenbild sowie zum anderen auf die verfeinerten Annahmen der Entscheidungsregel. Im Folgenden wird nun zum einen die so genannte SEU-Theorie als Entscheidungsregel sowie zum anderen das Menschenbild des RREEMM vorgestellt, da diese Konzepte im späteren Modell ihre Verwendung finden sollen.

Für die Gestaltung einer Entscheidungsregel bestehen verschiedenste Möglichkeiten. Die meisten Ansätze gehen jedoch von einem Maximierungsprinzip aus, wobei variiert, was maximiert werden soll. Die Neumann-Morgenstern-Theorie fußt beispielsweise auf der Annahme der Maximierung des „Erwartungsnutzens“, die Theorie von Kahneman und Tversky auf der Maximierung von „prospects“.

Bei der Subjective Expected Utilities- (SEU-)Theorie wird von der Annahme einer objektiven Rationalität zugunsten der Rationalität aus der Sicht des Akteurs Abstand genommen. Der letztendlichen Entscheidung für eine Handlungsalternative stehen zunächst die Kognition der Situation sowie die Evaluation der Konsequenzen bevor. Erstere verweist vor allem auf die Umstände der Situation, die auf den Akteur einwirken. Die daran anschließende Evaluation der Handlungsalternativen meint die Bewertung dieser vor dem Hintergrund eigener Präferenzen und Erwartungen darüber, dass eine bestimmte Handlung zu einer bestimmten Folge führt. Diese Erwartungen beruhen auf subjektiven Einschätzungen, was auf das Konzept einer „bounded rationality“, d.h. einer begrenzten Rationalität aufgrund imperfekter Informationsverfügbarkeit und - verarbeitungsmöglichkeit verweist. Die Präferenzen gelten nicht als stabil, sondern können sich im Zeitablauf verändern. Für jede zur Verfügung stehenden Alternative kalkuliert der Akteur daher einen spezifischen Wert SEUi,derder Summe der Nutzenwerte der einzelnen möglichen Konsequenzen Uj,gewichtetmit den Wahrscheinlichkeiten ihres Eintretens pj, entspricht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Sind alle Alternativen mit einem individuellen SEU-Wert bewertet, kann die Selektion erfolgen, die sich nach dem Kriterium der Maximierung der subjektiven Nutzenerwartung richtet (vgl. Esser 1991, S. 255).

Mit dem Verweis auf die bounded rationality eignet sich die SEU-Theorie vor allem bei Entscheidungen unter Unsicherheit, weniger aber zur Modellierung von Situationen strategischer Interdependenz, in denen Handlungsergebnisse auch vom Handeln anderer Akteure abhängen (vgl. Diekmann/Voss 2004, S. 18).

Siegwart Lindenberg hat in Erweiterung des Menschenbilds von Meckling das des RREEMM entwickelt, was in seinem Akronym die Worte Resourceful, Restricted, Expecting, Evaluating, Maximizing Man verbirgt. Diesem Konzept zufolge verfügen handelnde Akteure über Ressourcen, die sie zur Suche von Handlungsalternativen einsetzen, gleichzeitig werden sie jedoch mit Restriktionen konfrontiert, die sie zur Wahl zwischen Entscheidungsalternativen zwingen. Die Akteure belegen zukünftige Ereignisse mit subjektiven Erwartungen, d.h. sie bilden Überzeugungsgrade in Bezug auf deren Ausgänge aus. Die Personen verfügen über Präferenzen und beurteilen zukünftige Ereignisse nach deren Nutzen, wobei sie sich letztlich für die Handlungsalternative entscheiden, mit welcher sie ihren Nutzen maximieren können (vgl. Lindenberg 1985, S. 100). Esser zufolge vermeidet dieses Menschenbild die Unvollständigkeiten der bekannteren Modelle des homo oeconomicus wie des homo sociologicus. Während ersteres aufgrund der Annahme vollständiger Information und damit sicherer Erwartungen sowie stabiler und von institutionellen Besonderheiten unabhängiger Präferenzen regelmäßig in Kritik gerät, ergibt sich bei letzterem der Schwachpunkt aus der zentralen Annahme der sozialen Determiniertheit des Verhaltens. Dem Grundkonzept des homo sociologicus fehlt, genau wie seinen Unterarten, eine explizite und präzise Selektionsregel für das Handeln (vgl. ebd., S. 100ff.; Esser 1999, S. 231ff.).

3.3 Kritische Würdigung der Rational-Choice-Theorie

Die Theorie der rationalen Wahl zeichnet sich durch spezifische Vorteile aus: „it is analytical; it is founded upon the principle of methodological individualism; and it provides causal cum intentional explanations of observed phenomena“ (Hedström/Swedberg 1998b, S. 71).

Die Tatsache, dass Modelle der rationalen Wahl explizit analytisch sind, vermeidet die Vermischung zwischen dem Abstrakten und dem Konkreten. Aktionen und Intentionen sind der Schlüssel der Erklärung und die spezifischen Situationsbedingungen werden nicht ignoriert, sondern stellen im Gegenteil einen zentralen Teil der Erklärung dar. Das Prinzip des methodologischen Individualismus verweist wiederum auf die Möglichkeit soziologischer Tiefenerklärungen mit Rückbezug auf die Ebene des handelnden Akteurs, auf deren Wichtigkeit bereits hingewiesen wurde. Eine intentionale Erklärung gibt eine Antwort auf die Frage, warum Akteure so handeln, wie sie handeln. Rational-Choice- Modelle repräsentieren einen speziellen Typ intentionaler Erklärung, der mehr analytisch als konkret ist und der Allgemeingültigkeit durch die Verbindung zu den Zwecken der Akteure erhält. Modelle der rationalen Wahl zeichnen sich ferner durch ihre Einfachheit aus, da sie im Prinzip nur aus zwei Variablen bestehen: Erwartung und Bewertung. Dadurch wird es auch möglich, komplexe Phänomene zu modellieren, was die Handhabung sehr flexibel macht (vgl. Esser 1991, S. 256).

Doch haben Rational-Choice-Modelle auch ihre Grenzen. Eben die genannte Einfachheit lässt die aufgestellten Thesen gelegentlich im Licht der Trivialität erscheinen. Ein zentraler Schwachpunkt ist ferner die Testbarkeit eines solchen Modells. Eine direkte Strategie, mit welcher versucht wird, den Kern des Modells, nämlich die Handlungstheorie, einem empirischen Test, zu unterziehen, scheitert an den Möglichkeiten, den Nutzen zu operationalisieren. „Der Nutzen einer Handlung ist ein latentes Konstrukt, welches durch Fragen kaum erfasst werden kann“ (Brüderl 2004, S. 168). Brüderl verweist auf eine zweite Strategie, nämlich das Testen der aufgestellten Brückenannahmen4. Der Haupteinwand dagegen liegt jedoch auf der Hand: Können diese Ableitungen nicht bestätigt werden, ist nicht klar, ob dies die Fehlerhaftigkeit des gesamten Erklärungsmodells bedeutet oder lediglich die der Brückenannahme.

Neben der Schwierigkeit, Modelle der rationalen Wahl zu testen, wird ihnen auch eine Vernachlässigung sozialer Strukturen sowie der Eigendynamik sozialer Prozesse vorgeworfen (vgl. Balog 1998, S. 48). Ein vierter, mehrfach angeführter Kritikpunkt ist der der Unhaltbarkeit der Annahme der omnipräsenten Rationalität im menschlichen Verhalten. Oftmals kann das Handeln von Menschen nicht nur als eingeschränkt rational, sondern gar als irrational betrachtet werden. Dies ist auch der Grund, weshalb zweckrationales Verhalten bei Max Weber neben dem wertrationalen, dem affektuellen und dem traditionalen Handeln lediglich einen von vier Typen des Handelns darstellt (vgl. Münch 2002, S. 147). Hier stößt die Rational-Choice-Theorie deutlich an ihre Grenzen. Der Ansicht des Verfassers nach überwiegen jedoch die Vorzüge der Theorie der rationalen Wahl die beschriebenen Nachteile, weshalb das aufzustellende Modell auf deren Basis gestellt wird. Dabei wird versucht, die Angriffsfläche zu reduzieren, indem zum einen vom Anspruch der objektiven Rationalität durch die SEU-Theorie Abstand genommen wird. Zum anderen nimmt das folgende Kapitel weitere Spezifizierungen hinsichtlich der Entscheidungsfreiheit des Akteurs vor, damit der Rolle sozialer Strukturen ebenfalls Rechnung getragen wird.

3.4 Der Einfluss sozialer Kräfte auf das individuelle Handeln

Die SEU-Theorie unterstellt, dass Akteure Handlungsalternativen anhand ihrer subjektiven Präferenzen bewerten und sich für die nutzenbringendste unter diesen entscheiden. Nun wird etwas genauer differenziert, unter welchen Bedingungen Akteure ihre Handlungsentscheidungen treffen. Dabei soll nicht von der weiteren Gültigkeit der SEU-Theorie Abstand genommen, aber doch der Annahme Rechnung getragen werden, dass das Wahlverhalten von Akteuren nicht nur auf purer Rationalität beruht, sondern auch von sozialen Kräften beeinflusst wird, welche gewissermaßen bereits die Weichen für eine bestimmte Entscheidung stellen können. Esser fasst dies folgendermaßen in Worte:

„Die Gesellschaft ist ein emergentes soziales Gebilde, das zwar nur Akteure – und niemand sonst – hervorbringen, das ihnen aber manchmal durchaus fremd vorkommen mag und als ,objektive’, zwingende Macht gegenüberzustehen scheint (Esser 1999, S. 338).

Merton stellt diesbezüglich die Wahlmöglichkeit von Akteuren in den Vordergrund, die jedoch durch soziale Kräfte beeinflusst wird, was dem Individuum nicht unbedingt bewusst sein muss. Er unterscheidet dabei vor allem zwischen zwei Arten von Zwängen, die aus der Ebene der Gesellschaft erwachsen – kulturell definierte Ziele und institutionelle Normen. Kulturell definierte Ziele umfassen das, was in einer Gesellschaft erstrebenswert ist und bilden somit den „Bezugsrahmen der Ansprüche“ (Merton 1995, S. 128) der Individuen. „Das zweite Element reguliert und kontrolliert die zulässigen Formen des Strebens nach diesen Zielen“ (ebd.). Hier wird auf Regeln und Wege verwiesen, wie dem kulturellen Ziel entsprochen werden kann. Zusammengefasst bedeutet dies, dass das soziale Handeln von Individuen nicht gänzlich durch soziale Strukturen determiniert, aber auch nicht vollständig frei ist.

Abbildung 5 zeigt noch etwas detaillierter auf, welchen Einflüssen der Akteur ausgesetzt ist, der hierbei auf der Mikroebene zu platzieren ist.

Abbildung 5: Zusammenhang zwischen Makro-, Meso- und Mikroebene

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

Das Handeln der Individuen wird damit von zwei Ebenen beeinflusst: von der Makroebene und der Mesoebene. Erstere umschließt „sowohl große soziale Einheiten und gesamtgesellschaftliche Prozesse wie auch Austauschprozesse zwischen den einzelnen gesellschaftlichen Teilsystemen (z.B. Wirtschaft, Politik, Bildung)“ (Henecka 2006, S. 33). Mertons Ansatz lässt sich demnach dieser Ebene zuordnen. Zweitere ist entsprechend ihres Namens zwischen den beiden anderen zu verorten und meint die Ebene von Organisationen z.B. Industriebetrieben, Verbänden, Parteien, Kirchen usw. (vgl. ebd.). Sie nimmt diese Mittelstellung ein, da auch sie der Beeinflussung durch die übergeordnete Ebene der Gesellschaft ausgesetzt ist. Beide Ebenen bestimmen dabei die Bedingungen, unter welchen die Akteure ihre Entscheidungen treffen, mit und können – wie Merton anmerkt – den Akteuren bestimmte Entscheidungen bereits nahe legen, ohne dass diesen dies bewusst sein muss. Den folgenden Ausführungen liegt damit die Annahme zugrunde, dass Individuen zwar frei entscheiden können, sie jedoch von Gegebenheiten beeinflusst werden, welche nur in begrenztem Rahmen steuerbar sind.

Im nächsten Abschnitt werden nun die dargestellten Konzepte – Rational-Choice- Theorie, RREEMM, SEU-Theorie sowie der Einfluss sozialer Kräfte auf das individuelle Handeln – sinnvoll zusammengeführt, damit sie der Erklärung kollektiver Phänomene dienlich sind.

3.5 Das Grundmodell der soziologischen Erklärung

In Anlehnung an Max Webers Konzept der verstehenden Soziologie entwickelt Esser ein Grundmodell der soziologischen Erklärung (vgl. Abbildung 6).

Abbildung 6: Das Grundmodell der soziologischen Erklärung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Esser 1999, S. 98, eigene Darstellung

Dieses soll selbstverständlich zuvörderst dem Anspruch des Rückbezugs der soziologischen Erklärung auf die Handlungen von Individuen genügen. In ihrer Kernstruktur besteht diese demnach aus drei unterschiedlichen Schritten: der Logik der Situation, der Logik der Selektion sowie der Logik der Aggregation.

In der Logik der Situation wird zunächst eine Verbindung geschaffen zwischen einerseits der sozialen Situation auf der Makroebene sowie andererseits der Mikroebene, d.h. der Ebene des handelnden Akteurs. Dies bedeutet wiederum, dass die Situationsbedingungen und die sich daraus ergebenden möglichen Handlungsalternativen mit den Erwartungen und Bewertungen des Akteurs verknüpft werden. Diese Verbindung kann geschaffen werden über so genannte Brückenhypothesen.

„Bridge hypotheses describe the logic of the actors’ situation. They translate variables from the objective situation into the independent variables of an action theory which will explain the actors’ situation-specific action as a dependent variable” (Esser 1998, S. 95).

Der handelnde Akteur sieht sich zum einen Restriktionen ausgesetzt, die sich aus der Situation ergeben, zum anderen kann er findig nach neuen Handlungsalternativen suchen. Hier kommen demnach seine Eigenschaften „resourceful“ und „restricted“ zum Tragen. Auch ist bereits hier der Zeitpunkt, zu dem er Erwartungen im Hinblick auf zukünftige Ausgänge ausbildet, d.h. er verhält sich „expecting“. In dieser Phase wirken die eben beschriebenen sozialen Kräfte auf das Individuum ein und nehmen Einfluss auf seine Erwartungen und Bewertungen.

Die Logik der Selektion verbleibt auf der Mikroebene und beschreibt, wie Akteure eine bestimmte soziale Handlung auswählen. Zur Beschreibung dieses Schrittes bedarf es einer Entscheidungsregel. Hier kann die Verbindung mit der SEU-Theorie hergestellt werden, die im Folgenden als die geltende Entscheidungsregel zu betrachten ist.

„In der Logik der Selektion wird somit die methodisch erforderliche allgemeine und kausale funktionale Beziehung zwischen den situational geprägten Erwartungen und Bewertungen beim Akteur und dem Handeln hergestellt. Sie ist der analytisch- nomologische Kern des gesamten Modells. Nur mit diesem Kern wird das Ganze eine richtige ,Erklärung’“ (Esser 1999, S. 95).

Die Rolle des Akteurs in dieser Phase der Selektion ist es, zum einen die möglichen Handlungsalternativen zu bewerten („evaluating“) sowie diejenige zu wählen, die den größten subjektiven Nutzen verspricht („maximizing“).

In dem abschließenden Schritt der Logik der Aggregation erfolgt wieder der Sprung von der Mikro- auf die Makroebene. Sie endlich schafft über spezifische Transformationsregeln die Verbindung zum eigentlichen soziologisch interessierenden Explanandum, dem kollektiven Phänomen. Im einfachsten Fall entspricht dabei der kollektive Effekt der Summe voneinander unabhängiger individueller Handlungen.

Die Ausführungen machen deutlich, dass dieses Grundmodell sowohl dem Prinzip als auch den Bausteinen einer Rational-Choice-Theorie Rechnung trägt.

Weiter oben wurde erwähnt, dass die Theorie der rationalen Wahl die Auffindung sozialer Mechanismen verfolgt. Die drei Logiken, die Esser in seinem Grundmodell entwickelt, entsprechen den drei Arten von sozialen Mechanismen, die Hedström und Swedberg voneinander unterscheiden. Die Logik der Situation stimmen dabei mit den „situational mechanisms“ überein, die eine Makro-Mikro-Verbindung herstellen, die Logik der Selektion mit den „action-formation mechanisms“, die sich rein auf der Mikroebene abspielen und die Logik der Aggregation mit den „transformational mechanisms“, die wiederum den Bogen zurück zur Makroebene schlagen (vgl. Hedström/Swedberg 1998a, S. 23).

Bevor nun Essers Grundmodell der soziologischen Erklärung im Folgenden auf die Problemstellung übertragen wird, werden Voraussetzungen für die Erstellung eines Modells genannt, welche essentiell für das Gelingen eines soziologischen Erklärungsmodells sind:

„1. Es sollte für die Formulierung der Brückenhypothesen, der Handlungsgesetze und der Aggregationsregeln nicht allzu viel an Information über ,einzelne’ Individuen erforderlich sein, um bestimmte strukturelle Vorgänge zu erklären. Also: Es muß – zunächst – ausreichen, Modelle von typischen Situationen für typische Erwartungen und Motivationen und für typische Muster von Handlungsalternativen zu erstellen. (…)
2. Die Formulierung von Brückenhypothesen (und damit: die Modellierung der Logik der Situation) muß auf eine möglichst umkomplizierte Weise möglich sein.
3. Erkenntnisgewinne in den Theorien des Handelns und des Verhaltens (in den damit speziell befaßten Disziplinen) müßen (im Prinzip) Eingang in die verwendeten Theorien zur Logik der Selektion finden können.
4. Es muß (im Prinzip) möglich sein, den Grad der Vereinfachung in der Handlungstheorie nach Bedarf zu verringern und stärker realistische Annahmen in die Modellierung aufzunehmen.
5. Die verwendete Handlungs-Theorie selbst soll – sowohl als psychologische Theorie wie im Zusammenhang mit ihrer soziologischen Verwendung – gut bestätigt sein und systematisch berücksichtigen, daß Menschen findig, kreativ und initiativ sind. (…)
6. Die Parameter der Handlungstheorie sollen möglichst präzise benannt sein, und es muß eine explizite funktionale Beziehung zwischen den Parametern und der abhängigen Variablen – der zu erklärenden Handlung – angegeben werden. Ansonsten lassen sich weder präzise und einfache Brückenhypothesen formulieren, noch eine ,Logik’ der Selektion von Handlungen angeben“ (Esser 1999, S. 138).

Dieses allgemeine Grundmodell der Erklärung nach Esser soll in den weiteren Ausführungen dazu gereichen, die Variation in den landesspezifischen Erwerbsbeteiligungen Älterer zu erklären. Dazu wird zunächst das Grundmodell auf das zu erklärende soziale Phänomen der Erwerbsbeteiligung übertragen, wobei der Fokus auf der Abgrenzung der Einflussfaktoren der sozialen Situation liegt.

4. Die Erklärung der Erwerbsbeteiligung Älterer

Im Folgenden soll das allgemeine Erklärungsmodell, welches in Kapitel 3 näher erläutert wurde, nun seine praktische Umsetzung finden. Ziel ist es, die Erwerbsbeteiligung Älterer mit Hilfe eines Modells der rationalen Wahl zu erklären. Als Voraussetzung dafür muss notwendigerweise dargelegt werden, was unter dem Begriff des „Älteren“ bzw. der „älteren Erwerbsperson“ zu verstehen ist.

4.1 Definition „ältere Erwerbspersonen“

Der Versuch einer klaren Abgrenzung dieser Personengruppe birgt Schwierigkeiten, da die in Literatur und Praxis verwendeten Definitionen voneinander abweichen. Fest steht, dass die Älteren nicht als homogene sozialdemografische Gruppe begriffen werden können. Menschen altern auf unterschiedliche Weise und weisen daher höchst verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten und -erwartungen auf. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Altern einen individuellen Prozess darstellt, abhängig von einer Vielzahl interdependenter sozialer, gesundheitlicher, psychischer, ökonomischer und kultureller Faktoren (vgl. Frerichs/Naegele 1997, S. 89; Flöter/Wenzel 1993, S. 47). Die Anlehnung an das kalendarische Alter bei der Abgrenzung der Personengruppe gilt deshalb nicht nur aus gerontologischer Sicht als überholt (vgl. z.B. Behrend 1983, S. 74; Schwitzer 1993, S. 274).

Hofbauer verweist darauf, dass mit dem abzugrenzenden Begriff Personen bezeichnet werden,

„die im Erwerbsleben bzw. auf dem Arbeitsmarkt in überdurchschnittlichem Maße mit altersbedingten Schwierigkeiten bzw. Risiken konfrontiert [sind], weil entweder tatsächlich oder vermeintlich von einer bestimmten Altersgruppe ab die berufliche Leistungsfähigkeit abnimmt“ (Hofbauer 1982, S. 99).

Dabei lassen sich auf betrieblicher Ebene das Arbeitsumfeld sowie die Branche als entscheidende Einflussfaktoren, ab wann eine Person als ältere Erwerbsperson eingestuft wird, nennen. Während z.B. Beschäftigte in leitenden Funktionen teilweise auch mit 60 und mehr Jahren noch nicht als Ältere wahrgenommen werden, kommt es auf der anderen Seite bei Arbeitern, die beispielsweise in der Produktion körperlich belastende Tätigkeiten ausführen, bereits wesentlich früher zur Einordnung in diese Gruppe. In den schnelllebigen Branchen der Informatik, Werbung und Telekommunikation kann es zudem vorkommen, dass eine Person mit 35 schon als alt gilt (vgl. Kratzer/Sing 1998, S. 262), während sie diese Bezeichnung in anderen Berufsfeldern erst mit 50 oder 55 treffen würde.

Trotz der angesprochenen Definitionsunterschiede und Abgrenzungsschwierigkeiten wird dieser Arbeit dennoch eine klare kalendarische Eingrenzung dieser Gruppe, nämlich 55 Jahre oder älter, zugrunde gelegt. Diese Entscheidung fußt auf Gründen der Vereinfachung: Zum einen können dadurch Unterschiede zu jüngeren Altersgruppen klarer demonstriert werden, zum anderen kann eine Anlehnung an einschlägige Studien und Befragungen erfolgen.

4.2 Das Rational-Choice-Modell der Erwerbsbeteiligung Älterer

Abbildung 7: Das Grundmodell zur Erklärung der Erwerbsbeteiligung Älterer

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

Zusammengefasst ist in Abbildung 7 folgende Aussage dargestellt: Die Höhe der Erwerbsbeteiligung älterer Erwerbspersonen in einer Gesellschaft ist zurückzuführen auf die Entscheidungen von Akteuren, nämlich älteren Erwerbspersonen, ob sie auf dem Arbeitsmarkt verbleiben oder nicht. Welche Alternative die Einzelnen wählen, ist dabei abhängig von der Bewertung der sozialen Situation, in welcher sie sich befinden. Oder anders ausgedrückt: Je günstiger die soziale Situation von älteren Erwerbspersonen eingeschätzt wird, desto größer erscheint ihnen der Nutzen, auf dem Arbeitsmarkt zu verbleiben und desto eher entscheiden sie sich für diese Alternative, was in der Aggregation zu einer höheren Erwerbsbeteiligung dieser Gruppe führt. Die einzelnen Schritte in Form der Logik der Situation, der Selektion sowie der Aggregation werden im Folgenden einer detaillierteren Betrachtung unterzogen.

4.2.1 Die Logik der Situation

Die Beschreibung der Logik der Situation stellt die größte Herausforderung bei der Aufstellung des Erklärungsmodells dar. Klar abgegrenzt werden kann zunächst die Gruppe der Akteure der älteren Erwerbspersonen innerhalb eines beliebigen Wohlfahrtsstaats, womit wiederum eine

„Form der Marktwirtschaft bezeichnet [wird], die durch eine verstärkte staatliche Intervention in die Selbststeuerung des Marktes gekennzeichnet ist, um Ziele wie Vollbeschäftigung, soziale Gerechtigkeit und Gleichheit zu erreichen“ (Hinz/Abraham 2005a, S. 365).

Es wird angenommen, dass diesen auf dem Arbeitsmarkt lediglich zwei Handlungsalternativen zur Auswahl stehen: den Arbeitsmarkt zu verlassen, was dem Eintritt in den Rentnerstatus entspricht, oder auf dem Arbeitsmarkt zu verbleiben5.

Die Beschreibung der sozialen Situation gestaltet sich jedoch diffiziler. Unumstritten ist sicherlich, dass zur Erklärung der Erwerbsbeteiligung Älterer nicht nur eine Variable auf der Makroebene ausschlaggebend ist, sondern ungleich viele Einflussfaktoren angeführt werden können, die sich wiederum unterschiedlichen Ebenen zuordnen lassen. Hinzu kommt erschwerend, dass zwischen der Gruppe der Erwerbstätigen und jener der Erwerbslosen unterschieden werden muss, die jeweils verschiedenen Situationsbedingungen ausgesetzt sind.

Zunächst können jedoch für beide Personengruppen drei gleiche Analyseebenen unterschieden werden, denen Bedeutung im Erklärungsmodell unterstellt wird – die Makroebene, die Mesoebene sowie die Mikroebene. Für das Erklärungsmodell spielen sozioökonomische und sozialrechtliche Faktoren eine wichtige Rolle, die auf der Makroebene zu verorten sind. Die Mesoebene fokussiert dabei die Ebene des Betriebs, während die Mikroebene auf individuelle und subjektive Faktoren des handelnden Akteurs verweist. Die soziale Situation setzt sich demnach nicht ausschließlich aus Bedingungen auf der Makroebene zusammen wie Abbildung 7 impliziert, sondern es findet ein etwas breiteres Verständnis der sozialen Situation ihre Anwendung.

Im Folgenden sollen diese drei Ebenen der sozialen Situation sowie die einzelnen Einflussfaktoren innerhalb dieser ausführlicher dargestellt werden. Diese Abgrenzung erfolgt zum Teil in Anlehnung an Behrend (2001, S. 75ff.) und Buchholz et al. (2006, S. 11ff.), zum Teil resultiert sie aus eigenen Überlegungen und erfolgt dabei getrennt nach Erwerbstätigen und Erwerbslosen.

[...]


1 Grundlage der Basisannahme bilden die kurzfristige Trendentwicklung seit 1970 sowie die langfristige Trendentwicklung seit 1871.

2 Diese Definition legt das Statistische Bundesamt in der Bevölkerungsvorausberechnung zugrunde. Es unterscheidet sich vom ILO-Standard, auf den sich der Mikrozensus oder OECD-Daten stützen, da dieser alle Personen zwischen 15 und mehr Jahren erfasst.

3 Der Begriff „Ältere“ wird im Folgenden als Synonym für ältere Erwerbspersonen verwendet.

4 Bzgl. Brückenannahmen siehe Kapitel 3.5

5 Die Möglichkeit des gleitenden Übergangs durch Altersteilzeit, die in vielen Ländern – allerdings auf unterschiedliche Weise – institutionalisiert ist, wird in Kapitel 5.3.1.3 näher beleuchtet.

Ende der Leseprobe aus 124 Seiten

Details

Titel
Die Erwerbstätigkeit Älterer - Eine komparative Analyse Deutschlands und Schwedens auf der Basis eines Modells der rationalen Wahl
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
124
Katalognummer
V117021
ISBN (eBook)
9783640189137
Dateigröße
1917 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erwerbstätigkeit, Eine, Analyse, Deutschlands, Schwedens, Basis, Modells, Wahl
Arbeit zitieren
Barbara Wolfer (Autor:in), 2008, Die Erwerbstätigkeit Älterer - Eine komparative Analyse Deutschlands und Schwedens auf der Basis eines Modells der rationalen Wahl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117021

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