Zwischen Zeitstress und Spaß mit Freunden. Welchen Einfluss hat der Besuch einer Ganztagsschule auf die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen in der Grundschule?


Hausarbeit, 2021

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Ganztagsschule

3. Emotionale und soziale Kompetenzen
3.1 Definition & Erwerb
3.2 Unterstützung
3.3 Freundschaften in der Kindheit

4. Emotionale und soziale Kompetenzen in der Ganztagsschule
4.1 Unterstützung
4.2 Bedeutung

5. Kritische Reflektion

6. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Um 7.30 Uhr aus dem Haus; um 8 Uhr beginnt der Unterricht. Nach dem Unterricht geht es in die Nachmittagsbetreuung bis 16 Uhr, gegen 16.30 Uhr ist man wieder zu Hause. Danach geht man zum Sporttraining oder zum Musikunterricht, und dann neigt sich der Tag auch schon dem Ende zu. Dies ist eine Skizze des typischen Tagesablaufs eines*r Grundschülers*in in Deutschland, der*die eine der vielen Ganztagsgrundschulen besucht.

Die Ganztagsschule wird von der Gesellschaft häufig als Stressfaktor und Reizüberflutung für Kinder betrachtet, obwohl sie genau das verhindern soll. Im Gegenteil ist eins der Ziele die vielfältige Förderung der emotionalen und sozialen Kompetenzen der Schüler*innen. Das meint, dass der ganztägige Schulbesuch dazu beitragen soll, dass Kinder ihre eigenen Emotionen einschätzen, regulieren und in der Interaktion geltend machen können. Gleichzeitig ist gemeint, dass auf die Emotionen der Mitmenschen eingegangen wird, kommuniziert wird und Konflikte gelöst werden, und das in der Art, dass sich alle Beteiligten fair, zufriedenstellend und respektvoll behandelt fühlen. Kann das der ganztägige Schulbesuch wirklich leisten?

Um zu untersuchen, wie der Besuch der Ganztagsschule die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen beeinflusst, wird zu Beginn dieser Arbeit der Aufbau einer Ganztagsschule skizziert. Daraufhin werden emotionale und soziale Kompetenzen definiert und darüber hinaus festgehalten, wie der Erwerb dieser verläuft und unterstützt wird. Dabei wird ein besonderer Blick auf Freundschaften in der Grundschule geworfen, um darauffolgend die Aspekte Schule und emotional-soziale Kompetenzen zusammenzuführen und den Einfluss der Ganztagsschule auf die ebendiese Kompetenzen herauszufinden und darzustellen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden durch eine kritische Reflektion abgerundet.

2. Die Ganztagsschule

“Um vier Uhr ist die Schule aus, Hausaufgaben gibt es selten - das bringt Ganztagsschule in Kürze auf den Punkt.” (BMBF 2003, S. 6). So wird die Ganztagsschule, oder kurz GS1, vor mittlerweile 18 Jahren im Investitionsprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beschrieben. Diese Form von Schule möchte den Familien-, Schul- und Gleichaltrigenbereich, die Kinder allesamt als Unterstützung beim Lernen und zur bestmöglichen Entwicklung ihrer Fähigkeiten benötigen, miteinander verbinden. Was die Ganztagsschule ursprünglich initiieren sollte, war ein größeres Spektrum an Möglichkeiten. Möglichkeiten zum Unterricht in verschiedenen Gruppengrößen und -zusammensetzungen, zur individuellen Förderung, zur Hausaufgabenbetreuung, zu unterrichtsbezogenen Ergänzungsstunden, zu “themenbezogene[n], klassenübergreifende[n] Projekte[n]” (BMBF 2003, S. 6), zu Pausen- und Entspannungsphasen (vgl. ebd.).

Eine gute Ganztagsschule bietet “Raum und Zeit für künstlerische, musische, sportliche, spielerische und andere Aktivitäten und Interessen [...], denen [Kinder] außerhalb der verlängerten Schulzeit nicht mehr in wünschenswertem Maße nachgehen könnten” (BMFSFJ 2006, S. 21), also Freizeitgestaltung in der Schule. Dafür werden neue Interessengebiete eröffnet und Schüler*innen dazu angeregt, Spaß an Hobbys zu finden, die sie außerhalb der Schule nicht für sich getestet hätten. Die Freizeitgestaltung geschieht gewöhnlich in Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern, wie zum Beispiel Sportvereinen, um ein vielfältiges und ansprechendes Angebot zu ermöglichen. Nachmittags ist daher keineswegs von reiner Betreuung im Sinne von “verlässliche[r] Beaufsichtigung” (ebd., S. 4) zu sprechen, sondern von einer erweiterten individualisierten und ganzheitlichen Förderung. An welchen Angeboten die Schüler*innen letztendlich teilnehmen, entscheiden sie selbst.

Es wird unterschieden zwischen offenen, gebundenen und teilweise gebundenen Modellen. In einer offenen GS steht es den Schüler*innen frei, ob sie an den Ganztagsangeboten teilnehmen möchten oder nicht. Es handelt sich also um ein freiwilliges Nachmittagsprogramm. Schüler*innen einer gebundenen GS nehmen verpflichtend an mind. drei Tagen pro Woche am Schulalltag bis 15 oder 16 Uhr teil. An solchen Schulen ist es üblich, dass der Unterricht auf den ganzen Tag verteilt wird; im Gegenzug werden entspannte Aktivitäten und AGs auch schon vormittags eingeräumt. Die SuS2 profitieren also von einer geänderten Unterrichtsstruktur ohne verlängerte Unterrichtszeit, die ganzheitliches Lernen in Projekten vereinfacht. Beim teilweise gebundenen Modell gilt die Verpflichtung zum Ganztag nur für einen Teil der Schüler*innen, z.B. für eine Klasse oder eine Stufe. (vgl. Fischer, Kuhn, Tillack 2016, S. 17; vgl. BMBF 2003, S. 7.)

Neben einer ganzheitlichen Entwicklungsförderung verfolgt die ganztägige Betreuung das Ziel, Eltern mehr Möglichkeiten zur Erwerbstätigkeit einzuräumen, gleichzeitig die Chancengleichheit zu verbessern und zu einem gewissen Grad soziale Ungleichheit zu kompensieren, wenn Peer-Group, Freizeitaktivitäten und Hilfe bei den Hausaufgaben nicht mehr von den Eltern oder deren sozialen Status abhängig sind. Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern soll in allen Bereichen vertieft werden, indem beide Instanzen Verantwortung für die Bildung der Kinder tragen und trotzdem die sozialen Problemlagen der SuS in der Gestaltung berücksichtigt werden (vgl. BMFSFJ 2006). Auch sozialpädagogische, sonderpädagogische und andere Förderungen (z.B. Deutsch als Zweitsprache) erhalten hier den nötigen Raum.

Von zentraler Bedeutung ist, dass die Kinder in einem rhythmisierten Tagesablauf leben (vgl. BMBF 2003, S. 19), in dem Bildung, Betreuung und Erziehung integriert sind und gleichberechtigt stattfinden. “Die individuelle ganzheitliche Bildung von Kindern und Jugendlichen, die Entwicklung ihrer Persönlichkeit, der Selbst- und Sozialkompetenzen, ihrer Fähigkeiten, Talente, Fertigkeiten und ihr Wissenserwerb sollen [dadurch] systematisch gestärkt werden.” (bass.schul-welt.de, n.d.) Ziel ist also eine umfassende Kompetenzentwicklung.

3. Emotionale und soziale Kompetenzen

3.1 Definition & Erwerb

Fischer, Kuhn und Zuechner beschreiben emotionale Kompetenz als die “Fähigkeiten, eigene Emotionen zu regulieren sowie diese und die Emotionen anderer Personen zu verstehen” und soziale Kompetenz kurz als die “Fähigkeit, eigene Intentionen sozial verträglich umzusetzen” (Fischer, Kuhn, Zuechner 2011, S. 247). Sie machen einhergehend deutlich, dass soziale und emotionale Kompetenzen kaum voneinander getrennt betrachtet werden können, da sie einander enorm beeinflussen und in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen. Soziales und emotionales Lernen umfasst demnach den Erwerb und die Anwendung von Wissen, Einstellungen und Fähigkeiten, um Emotionen zu verstehen und zu steuern, Empathie für andere zu empfinden und zu zeigen, eigene Ziele zu erreichen, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen und positive Beziehungen aufzubauen und zu pflegen (vgl. Schonert-Reichl 2017, S. 139).

Kanevksi und von Salisch benennen in ihrem Modell zur sozialen Kompetenz in Peerbeziehungen im Jugendalter sechs solcher emotionaler und sozialer Fähigkeiten: „Prosoziale Orientierung“ (Unterstützung und Motivation anderer und gleichzeitig die Fähigkeit, selbst Unterstützung anzunehmen), „Soziale Probleme konstruktiv lösen“, „Soziale Bewusstheit“, „Austausch über Emotionen in der Freundschaft“, „Selbstbewusstheit“ und „Selbstregulation“ (Kanevski, von Salisch 2011, S. 242). Ein sozial bewusster Mensch kann die Emotionen seiner Interaktionspartner*innen wahrnehmen, weiß, “wie unterschiedlich junge Menschen vergleichbare Situationen gefühlsmäßig erleben und wie unterschiedlich sie Emotionen äußern” (ebd., S. 239) und kann diese klar einschätzen. Zur Selbstbewusstheit gehört dementsprechend, auch die eigenen Emotionen zu reflektieren, “typische Auslöser und Folgen von Gefühlsreaktionen bei sich selbst” (ebd.) zu erkennen und einzuordnen. Diese Emotionen kann man selbst beeinflussen, bewältigen und begründet verhindern, dass sich diese auf Unbeteiligte ausbreiten (Selbstregulation) (vgl. ebd., S. 239, 242).

In der Schule zeigen sich soziale Kompetenzen vor allem darin, wie gut sich ein Kind mit seinen*ihren Mitschüler*innen versteht und wie gut es Konflikte lösen bzw. vorzeitig vermeiden kann (vgl. Fischer, Kuhn, Zuechner 2011, S. 247).

[...]


1 Ganztagsschule wird im Folgenden mit GS abgekürzt

2 Schülerinnen und Schüler wird im Folgenden mit „SuS“ abgekürzt

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Zwischen Zeitstress und Spaß mit Freunden. Welchen Einfluss hat der Besuch einer Ganztagsschule auf die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen in der Grundschule?
Hochschule
Universität zu Köln
Veranstaltung
Bildung und frühe Förderung im Kindesalter
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
13
Katalognummer
V1170331
ISBN (Buch)
9783346581761
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ganztagsschule, emotionale Entwicklung, soziale Entwicklung, Kinder, Kindesentwicklung
Arbeit zitieren
Gianna Krieger (Autor:in), 2021, Zwischen Zeitstress und Spaß mit Freunden. Welchen Einfluss hat der Besuch einer Ganztagsschule auf die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen in der Grundschule?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1170331

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