Rohstoffinvestments. Der Superzyklus der 2020er Jahre

Eine Analyse über Inflationsschutz, nachhaltig investieren in Öl, Gold, Silber, Kaffee, Kupfer und andere Rohstoffinvestments


Wissenschaftliche Studie, 2022

82 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen des Rohstoffhandels
2.1 Weltweite Bedeutung von Rohstoffen und Begriffsdefinition
2.2 Einteilung von Rohstoffen in verschiedene Klassen
2.3 . Rohstoffe als Asset-Klasse - Darstellung von Anlagemöglichkeiten
2.3.1 Direkte Geldanlage in Rohstoffe.
2.3.2 Indirekte Rohstoffmvestition über Aktien, Fonds oder ETFs
2.3.3 Weitere Anlagemöglichkeiten

3 Besonderheiten der Rohstoffmärkte
3.1 Der Kassamarkt (Spotmarkt)
3.2 Der Terminmarkt (Future-Markt)
3.3 Mögliche Situationen an Terminmärkten
3.3.1 Backwardation und Contango
3.3.2 Zustandekommen von Rollverlusten und Rollgewinnen
3.3.3 Terminkurven als Unterstützungsinstrument
3.3.4 Beispielrechnung zur Verdeutlichung von Rollverlusten

4 Die Rohstofifpreisfindung und ihre Einflussfaktoren.
4.1 Globale Haupteinflussfaktoren der Rohstofihachfrage.
4.2 Die weltweiten Treiber und Bremsen des Rohstoffangebotes
4.3 Inflations- und Zinseinflüsse auf die Preisentwicklung
4.4 Auswirkungen von Devisenkursänderungen auf die Rohstoffpreise
4.5 Spekulanten und die Entwicklung der Rohstoffpreise
4.6 Das Zustandekommen der Rohstoffpreise am Praxisbeispiel Öl

5 Kritik an Rohstoflfinvestments in Bezug auf andere Asset Klassen

6 Die 2020er Jahre - Ein neuer Rohstoff Superzyklus
6.1 Aufholpotential der Rohstoffmärkte
6.2 Der Einfluss erneuerbarer Energien auf die Rohstoffpreise
6.3 Langfristiger Ölpreisausblick

7 Fazit

Quellenverzeichnis

Abkürzungsverzeicluiis

CFD Vertrag über den Handel der Kursdifferenz einer Investition

ETF Exchange Traded Funds

Long Käufeiposition in einem Handelsgeschäft

OPEC Organisation der Erdöl exportierenden Länder.

Short Käuferposition in einem Handelsgeschäft

Abbildung s Verzeichnis

Abbildung 1: Zuordnung einzelner Rohstoffe in verschiedene Klassen

Abbildung 2: Effect of Contango on Performance of Natural Gas Futures ETF

Abbildung 3: Februar 2016: Kupfer in Backwardation

Abbildung 4: Bloomberg Commodity Index vs. S&P 500

Abbildung 5: Rendite und Risiko nach Anlageklassen

Abbildung 6: Inflation und Rohstoffpreise im Vergleich

In dieser Arbeit erfahren Sie:

- Was Rohstoffe sind und wie diese Sie beeinflussen

- Warum es wichtig ist sich mit Rohstoffen zu beschäftigen
- Wichtige Kennzahlen + Begriffe
- Welche verschiedenen Klassen von Rohstoffen es gibt (Metalle, Energie, Ackerbau...)
- Wie man Rohstoffpreise misst
- Welchen Einfluss Rohstoffe auf unser tägliches Leben haben

- Wie Rohstoffpreise zustande kommen

- Theorien über den Einfluss verschiedener Faktoren auf die Roh­stoffpreise
- Welchen Einfluss Angebot und Nachfrage auf die Rohstoffpreise haben
- Wie knappe Güter die Preise treiben können
- Wie hohe Nachfrage die Preise nach oben schießen lassen kann

- Die Vor- und Nachteile von steigenden Rohstoffpreisen für Ihren Alltag

- Wer die Profiteure von hohen Rohstoffpreisen sind
- Wer von steigenden Preisen negativ getroffen wird
- Wie wichtig eine austarierte Angebots- und Nachfragesituation für die Wirtschaft ist

- Wie Sie in Rohstoffe investieren können

- Wie Inflation Ihre Ersparnisse schrumpfen lässt
- Wie Sie ihr Vermögen gegen mit Rohstoffinvestments gegen Inflation absichern können
- Welche direkten Rohstoffinvestments es gibt
- Wie Sie indirekt in Rohstoffe investieren können
- Wie Sie ein breit gestreutes Portfolio für alle Wirtschaftsphasen aufbauen

- Welche Rolle Rohstoffe in den wichtigsten Volkswirtschaften der Welt spielen

- Wie die aktuelle Situation in den USA, EU und Deutschland ist
- Welche Unterschiede es weltweit beim Abbau und der Verfüg­barkeit von Rohstoffen gibt
- Welche Rolle der US-Dollar spielt
- Wie die Regierungen bzw. Zentralbanken den Rohstoffmarkt beeinflussen

- Warum wir uns auf einen Superzyklus zubewegen

- Weshalb die Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen steigt
- Was Analysten und Banken zur Rohstoffpreisentwicklung sagen
- Welche Faktoren im nächsten Jahrzehnt die Preise treiben könn­ten
- Welche Preistreiber sich nach und nach auflösen könnten
- In welche Rohstoffe Sie in Zukunft investieren sollten

Fragen die sich vorab stellen:

- Welche Auswirkungen haben Rohstoffe auf
- meinen Alltag?
- Wie kann ich mich vor steigenden Rohstoffprei­sen schützen?
- Wie kann ich Rohstoffe und deren Preise für
- mich nutzen?
- Welche Chancen und Risiken bieten Rohstoffin­vestments für mich?
- Welche Strategien sind für mich als Anleger möglich?

Auf diese und weitere Fragen werde ich Ihnen in dieser Arbeit eine ausführliche Antwort liefern und Ihnen dabei das Handwerkszeug mitgeben, das Sie brauchen um das komplexe Thema Rohstoffe zu verstehen und damit er­folgreich umgehen zu können. Um zu begreifen, warum Rohstoffe in der heutigen Zeit so wichtig sind, müssen wir nur die Nachrichten einschalten.

So bringen steigende Rohstoffpreise neben manchen positiven Aspekten leider auch vermehrt Risiken mit sich.

Dazu gehören:

- Das Marktrisiko: Geldanlagen in Rohstoffe kön­nen in Abhängigkeit von verschiedenen Markt- und Wirtschaftsfaktoren wie steigender Inflation sowohl lokal als auch international sehr volatil und unvorhersehbar sein.
- Das Zinsänderungsrisiko: Änderungen der Zinss­ätze können sich in unterschiedlichem Ausmaß auf die Rohstoffpreise auswirken. Dies spielt ge­rade in Zeiten steigender Preise eine wichtige Rolle, da Zentralbanken dann meist auch die Zin­sen anheben.
- Das Globale Risiko: Der weltweite Rohstoffmarkt ist sehr offen und wird daher von wirtschaftlichen Themen in allen wichtigen Märkten beeinflusst. Sie sind daher Ereignissen wie Lieferengpässen rund um den Globus ausgesetzt und müssen dies bei Ihrer Risikobewertung berücksichtigen.
- Das Unternehmensrisiko: Ein Unternehmen, in das Sie investieren, kann durch steigende Roh­stoffpreise einen starken Gewinnrückgang erlei­den oder sogar in Konkurs gehen. Dies könnte das Ergebnis vieler Faktoren sein, wie z. B. schlechtes Management, Verlangsamung der Branche und Wettbewerb.
- Fehlverhalten des Unternehmens: Ein Unterneh­men, in das Sie investieren, kann ein unsachge­mäßes Management haben das es nicht versteht angemessen auf Verknappungen bei der Verfüg­barkeit von Rohstoffen zu reagieren.
- Das Währungsrisiko: Wenn Sie in Rohstoffe inves­tieren, tragen Sie zusätzlich das Währungsrisiko für ungünstige Entwicklungen des Euro/Dollar Wechselkurses. Rohstoffe werden meist in US- Dollar gehandelt, was deren Preis bei einem star­ken Anstieg bzw. Rückgang des Dollars im Ver­gleich zur Heimatwährung erheblich beeinflussen kann.

1 Einleitung

Wie bei vielen anderen Errungenschaften, geht auch die Geschichte des Rohstoffhandels bis in die Steinzeit zu­rück. Bereits vor mehreren tausend Jahren wurden durch den Tausch von Tieren gegen das damals gängige Zah­lungsmittel, bestehend aus seltenen Muscheln, versucht allgemein gültige Maßstäbe einzuführen und damit erste Standards bezüglich Menge, sowie Qualität einzuführen. Mit fortschreitender Erkundung des sinnvollen Einsatzes von mehr und mehr verschiedenen Rohstoffen, wuchs folglich auch das weltweite Handelsvolumen stetig an, so handelten die Römer verschiedenste Rohstoffe, wie bei­spielsweise Nickel oder Kupfer zum Bau von Schiffen o­der auch Wasserrohren in erheblichem Umfang. Etwa Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden dann die ersten Handelsplätze für Rohstoffe. Im japanischen Osaka wur­den zu dieser Zeit die weltweit ersten Terminkontrakte über den Agrarrohstoff Reis geschlossen. Dort wurde dann aufgrund von gegenseitiger Planungssicherheit auch über den Kauf von Rohstoffen mit erst zukünftigem Liefertermin, zu am Verhandlungstag festgelegtem Preis verhandelt. Zwei Jahrhunderte später wurde in den USA, Chicago wegen der hervorragenden Lage nach und nach zum von Händlern aus aller Welt gesuchten Umschlag- platz für verschiedenste Rohstoffe. Sodass dort die erste offizielle Warenterminbörse „Chicago Board of Tra- de“ 1848 eröffnet wurde. In den folgenden Jahren wur­den aufgrund steigender Bedürfnisse, weltweit immer mehr Rohstoffbörsen gegründet.1

Das Ziel dieser Seminararbeit ist, die verschiedenen Roh­stoffe und deren Eigenschaften übersichtlich darzustellen und anhand von Kriterien zu ordnen, sowie Rohstoffin­vestmentmöglichkeiten anhand von Vor- und Nachteilen zu analysieren. In der Arbeit soll gezielt auch der Frage nachgegangen werden, wie sich die Rohstoffmärkte von anderen Anlagemärkten unterscheiden, sowie eine aus­führliche Analyse der Preisbildungseinflüsse von Rohstof­fen durchgeführt werden. Zudem soll untersucht werden, inwiefern sich Rohstoffinvestments im Vergleich zu ande­ren Anlageoptionen, hinsichtlich Rendite- und Risikoge­sichtspunkten, lohnen.

Für einen besseren Überblick, wird in der Arbeit zunächst die Bedeutung und weltweite Verwendung von Rohstof­fen, sowie eine Zuordnung in unterschiedliche Klassen dargestellt. Anschließend folgt eine detaillierte Anfüh­rung von existierenden Rohstoffinvestmentprodukten, verbunden mit einer Abwägung und Analyse, in welchen Situationen das jeweilige Finanzprodukt aussichtsreiche Rendite erzielen konnte und wann besser auf andere Anlageinstrumente zurückzugreifen ist.

Zudem sollen die wesentlichen Spezifikationen des Roh­stoffhandels, verbunden mit den Stichpunkten Termin- und Kassamärkte untersucht werden. Ausführlich analy­siert werden sollen dabei auftretende Schwierigkeiten und Phänomene bei der Renditeerzielung, sowie die durchschnittliche Höhe der über die letzten 25 Jahre er­reichten Rendite und das dabei auftretende Risiko. Hier soll vor allem der Fokus auf den Terminmärkten liegen und die Besonderheit des Wechsels zwischen zwei an der Terminbörse geschlossenen Kontrakten und deren Aus­wirkung auf die Rendite untersucht werden.

Außerdem sollen die Preiseinflüsse auf die Bildung der Rohstoffpreise detailliert erarbeitet und anschaulich er­klärt werden. Dabei liegt der Schwerpunkt vor allem auf der Herausarbeitung der Angebots- und Nachfragefakto­ren, welche die Rohstoffpreise beeinflussen können. Weiterhin werden auch mögliche Preisauswirkungen von Devisenkursänderungen, Inflation und Zinsen, sowie Spekulanten erforscht.

Einige allgemeinen, sich auf die Preisentwicklung fast aller Rohstoffe auswirkenden Erkenntnisse sollen zudem an einem Praxisbeispiel bezüglich des Zustandekommens des Ölpreises zur Anwendung kommen und zusätzlich spezifische Ölpreiseinflüsse identifiziert werden.

Schließlich soll der Rohstoffhandel anhand von einigen Gesichtspunkten in Bezug auf andere Investmentklassen verglichen und kritisiert werden. Dabei soll vor allem deutlich werden, wann, in welcher Form und ob über­haupt ein Rohstoffinvestment gegenüber anderen Asset- Klassen lohnend sein kann.

2 Grundlagen des Rohstoffhandels

Zur Schaffung eines allgemeinen Überblicks über das weitreichende Gebiet des Rohstoffhandels, soll eine Definition des Rohstoffbegriffs Aufschluss geben und durch Einteilung in unterschiedliche Klassen die Vielfalt der Asset-Klasse verdeutlichend und anschaulich dargestellt werden.

2.1 Weltweite Bedeutung von Rohstoffen und Begriffsdefinition

Im Allgemeinen sind alle Erzeugnisse aus Forst-, Fischerei-, und Landwirtschaft sowie jedes in natürlicher oder veränderter Form existierende Mineral, falls die durchgeführte Veränderung für den Vertrieb notwendig ist, als Rohstoffe zu bezeichnen.2

Rohstoffe bilden zudem zusammen mit Hilfsstoffen und Betriebsstoffen die Oberklasse der Werkstoffe. Weiterhin sind Rohstoffe Teil des globalen Handels, mit dem Ziel der Befriedigung von Bedürfnissen, finden aber auch häufig als Asset-Klasse, womit durch Investition eine Rendite erzielt werden soll, Verwendung.3

2.2 Einteilung von Rohstoffen in verschiedene Klassen

Zur besseren Handhabung der existierenden Vielzahl an Rohstoffen, werden diese aufgrund von gemeinsamen Eigenschaften in Gruppen, wie beispielsweise Gold zu „Edelmetalle“, eingeordnet. Diese Gruppen lassen sich wiederum in Obergebiete, zum Beispiel „Metalle“, zu­sammenfassen, welche dann wiederum mit den Energie­trägern die Oberkategorie „Hard Commodities“ bilden. Die durchgeführte Zuordnung soll anhand der folgenden Grafik anschaulich dargestellt werden.4

2.3 Rohstoffe als Asset-Klasse - Darstellung von Anlagemöglichkeiten

Aufgrund der schnell voranschreitenden wirtschaftlichen Aufholjagd der Entwicklungs- sowie Schwellenländer gegenüber den Industrienationen, verbunden mit der allgemein soliden globalen wirtschaftlichen Konstellation in den letzten Jahren, stieg das Aufkommen weltweiter

Rohstoffbedürfnisse erheblich an. Diese Situation lenkte auch zunehmend die Aufmerksamkeit vieler Investoren auf die Asset-Klasse der Rohstoffe. Folglich legten Finan­zinstitute weltweit mehr und mehr ihren Fokus auf die Idee der Geldanlage in Rohstoffe, was in dieser Asset- Klasse zur immer noch wachsenden Entwicklung einer Vielfalt von verschiedenen Finanzprodukte geführt hat. Dies führt jedoch vor allem für private Kleinanleger zur Unsicherheit, zu entscheiden, welche Anlagemöglichkeit zu welchem Zeitpunkt die Sinnvollste sein könnte, auf­grund teilweise völlig unterschiedlicher Reaktion einzel­ner Rohstoffpreise auf bestimmte Ereignisse und Infor­mationen. So lässt sich oftmals auch ein gegenläufiges Marktverhalten beobachten, wie nach der US-Wahl von Donald Trump zum Präsidenten, als der Ölpreis am Mor­gen danach um etwa zwei Prozent nachgab, während der Preis für Gold um fünf Prozent anstieg. Noch bizarrer wird die Tatsache, dass der Goldpreis am Ende des Tages nach der Wahl sogar noch leicht im Minus schloss, wäh­rend der Ölpreis fast noch in den positiven Bereich ge­dreht hat.5

Aufgrund ihrer einzigartigen Zusammensetzung bieten Rohstoffe den Anlegern mehrere Vorteile:

Portfoliodiversifikation: Historisch gesehen haben

Rohstofffonds eine niedrige Korrelation mit den Bewe­gungen des Aktienmarktes, was sie zu einer wertvollen Quelle der Diversifizierung in einem Portfolio macht.

Schutz vor Inflation: Die Rohstoffpreise tendieren da­zu, mit der Inflation zu steigen, was Rohstoffe zu einem der wenigen Vermögenswerte macht, die von der Inflati­on profitieren.

Potenzielles finanzielles Wachstum: Rohstoff preise steigen und fallen im Einklang mit Angebot und Nachfra­ge. Je mehr ein Rohstoff nachgefragt wird, desto höher steigt sein Preis, was dem Anleger höhere Gewinne be­schert.

2.3.1 Direkte Geldanlage in Rohstoffe

Auch für Neulinge auf dem Rohstoffmarkt stellt der di­rekte Weg in Rohstoffe zu investieren eine attraktive Möglichkeit dar, so ist beispielsweise Gold als sicherer Hafen in Krisenzeiten bekannt und reagiert im Normalfall mit einem Preisanstieg. Zudem ergibt sich wie im Januar 2016 immer wieder mit der Zeit eine interessante Anla­gemöglichkeit, wenn beispielsweise die Ölpreise unter 30 Dollar pro Barrel fallen und die meisten Produzenten nicht mehr profitabel arbeiten können, was früher oder später einen Preisanstieg zur Folge haben muss. So exis­tiert hier die einfachste Anlageoption beispielsweise mit dem direkten Kauf eines Goldbarrens. Jedoch ist hier zu beachten, dass es bei den meisten Rohstoffen zu Schwie­rigkeiten bezüglich Transport, Lagerung, sowie Haltbar­keit und dadurch auftretenden Kosten kommen kann.6 Damit diese Probleme umgangen werden können, gibt es zukunftsbezogene Verträge an den Warenterminbör­sen, die zudem das größte Handelsvolumen ausmachen. Hier ist es jedoch nötig, möchte man nach Ablauf eines Kontrakts nicht plötzlich einen LKW mit gekauftem Roh­stoff vor der Türe stehen haben, diese Verträge rechtzei­tig zu kündigen und - möchte man investiert bleiben - wieder neue Verträge abzuschließen. Zwischen den Ver­trägen wird vor allem nach unterschiedlicher Laufzeit, sowie verschiedenen Preisen differenziert. Wählt man diese Art der Rohstoffinvestition, ist es unerlässlich und zeitaufwändig, sich über diese Kontrakte zu informieren, sowie ständig aktuelle Marktentwicklungen im Auge zu behalten. Auch die Bereitschaft jederzeit zu verkaufen, verbunden mit hoher Reaktionsgeschwindigkeit auf wichtige Ereignisse spielt für das erfolgreiche Anlegen in zukünftige Verträge eine wichtige Rolle. Für Anleger, die den zeitaufwändigen Wechsel zwischen Kontrakten nicht gerne bewerkstelligen, stellt ein weiteres Produkt der Finanzinstitute, sogenannte CFDs, deren Handel auf die Differenz der Rohstoffkurse spezialisiert ist, eine Alterna­tive dar. Da diese Produkte jedoch oftmals gehebelt sind, ist man hier ziemlich hohen Verlustrisiken ausgesetzt, kann aber auch schnell überproportionale Gewinne ein- fahren.7

2.3.2 Indirekte Rohstoffinvestition über Aktien, Fonds oder ETFs

2.3.3.1 Rohstoff-Aktien

Neben der der direkten Investition in Rohstoffe, stellt auch der indirekte Weg beispielsweise durch Aktien, von Unternehmen, die sich mit der Exploration, der Produk­tion und dem Verkauf von Rohstoffen eine Anlagemög­lichkeit dar. Beispiele hierfür sind Öl- und Gasexplorati­ons- und -produktionsunternehmen (E&P), Metall- und Bergbauunternehmen sowie Unternehmen aus dem Ag- rarsektor. Rohstoffaktien bieten für den Anleger ein indi­rektes Investment in Rohstoffe, da sie Einnahmen aus der Produktion und dem Verkauf von Rohstoffen erzielen, weshalb ihre Erträge und Aktienkurse auf die Rohstoff­preise reagieren können.

Rohstoffunternehmen werden jedoch nicht als "pure play" (d. h. perfekte Korrelation) mit den Rohstoffpreisen betrachtet, da eine Reihe von betrieblichen Faktoren die Einnahmen und Erträge beeinflussen können. Beispiels­weise setzen Rohstoffunternehmen häufig Hedges ein, um ihre Erträge in Zeiten fallender Rohstoffpreise zu schützen. Der Einsatz von Absicherungsgeschäften kann die Abwärtsentwicklung aus der Ertragsperspektive be­grenzen, jedoch können Absicherungsstrategien auch die Aufwärtsentwicklung begrenzen. Andere Faktoren, die sich auf die Erträge auswirken können, sind Betriebskos­ten, wie Löhne, Ausrüstung und Treibstoffpreise.

Darüber hinaus verwenden Rohstoffunternehmen in der Regel Fremdkapital zur Finanzierung des Betriebs. Der Einsatz von Fremdkapital kann dazu führen, dass Roh­stoffunternehmen eine Hebelwirkung auf den Kassapreis des zugrunde liegenden Rohstoffs haben. Mit anderen Worten, die Aktienkurse von Rohstoffunternehmen kön­nen potenziell volatiler sein als der Kassapreis des zu­grunde liegenden Rohstoffs, den sie produzieren.

Schließlich sind Rohstoffunternehmen börsennotierte Unternehmen, weshalb ihre Aktienkurse in bestimmten Zeiträumen mit den breiteren Aktienmärkten und in ge­ringerem Maße mit den Fundamentaldaten korreliert sein können.

Jedoch verbergen sich hinter Rohstoff-Aktien auch viele Risiken, wie plötzliche politische Einflüsse, konjunkturelle Veränderungen, steigende Leitzinsen oder Skandale wie Bilanzfälschungen.8

2.3.3.2 Futures-basierte Rohstoffprodukte und aktiv bzw. passiv gemanagte Fonds

Möchte man sein Geld nicht in Einzelaktien investieren, so stellt das Angebot vieler Finanzinstitute eine Alterna­tive dar, die nämlich Rohstofffonds in verschiedenen Ausprägungen anbieten. Hier stellen die Institute durch die Auswahl anhand verschiedener Kriterien, die aus ihrer Sicht in Zukunft aussichtsreichsten Rohstoffe als Fonds zusammen. So kann man beispielsweise in den Fonds der Landesbank Baden-Württemberg „LBBW Roh­stoffe 1“ investieren, dessen Kurs sich aus 15 unter- schiedlich gewichteten Rohstoff-Einzelkurswerten zu­sammensetzt.

Angesichts der Herausforderungen bei der Lagerung von Rohstoffen außerhalb des Edelmetallsektors wurden futuresbasierte Rohstoffprodukte geschaffen, um Anle­gern die Möglichkeit zu geben, in andere Arten von Roh­stoffen zu investieren. Futures-basierte Rohstoffproduk­te sind jedoch komplexe Produkte, die ein eigenes Risi­ko-Rendite-Profil aufweisen, das sich von physisch unter­legten ETFs und anderen Anlageklassen unterscheidet. Um die Erwartungen in Bezug auf die Performance zu steuern, müssen Anleger daher verstehen, wie Futures­basierte Produkte strukturiert sind. Diese Produkte sind nicht darauf ausgelegt, den Kassapreis eines zugrunde liegenden Rohstoffs abzubilden. Diese Produkte besitzen oder lagern den physischen Rohstoff nicht, sondern in­vestieren in Derivate, wie z. B. Terminkontrakte oder Swaps. Die Derivat-Investitionen können Sicherheiten erfordern, die dann normalerweise in Anleihen investiert werden.

Im Folgenden werden die Commodities broad basket funds als Hauptkategorie von futurebasierten Rohstoff­produkten beschrieben:

Commodities broad basket funds beziehen sich auf In­vestmentfonds und Exchange Traded Notes (ETNs), die ein Engagement in einem diversifizierten Portfolio von Rohstoff-Futures-Kontrakten bieten. Diese Arten von Fonds bieten typischerweise ein Engagement in einem Portfolio von Futures-Kontrakten, die über die Sektoren Energie, Edelmetalle, Industriemetalle, Landwirtschaft und Viehzucht diversifiziert sind. Commodities broad basket-Fonds bieten Anlegern ein Engagement in Fu- tures-basierten Rohstoffindizes, wie dem Bloomberg Commodity Index oder dem S&P Goldman Sachs Com­modity Index (S&P GSCI). Neben diesen beiden Indizes gibt es noch mehrere andere Rohstoff-Futures-Indizes, die sich in ihrer Konstruktionsmethodik drastisch unter­scheiden können. So bestimmt der Bloomberg Commo­dity Index die zugrundeliegende Rohstoffgewichtung auf Basis einer Kombination aus Futures-Handelsaktivitäten und globalen Produktionsdaten. Kein einzelner Roh­stoffsektor kann mehr als 33 Prozent des Indexes aus­machen. Der Index ist in der Regel etwa zu einem Drittel Energie, einem Drittel Metalle und einem Drittel Land- wirtschaft/Viehzucht gewichtet.

Im Vergleich dazu basieren die zugrundeliegenden Roh­stoffgewichtungen für den S&P GSCI hauptsächlich auf Produktionsdaten. Der S&P GSCI begrenzt das Engage­ment in einzelnen Rohstoffen oder Rohstoffsektoren nicht. Infolgedessen ist der Index aufgrund der produkti­onsmengengewichteten Methodik stark in Energieroh­stoffen gewichtet.

Die Anlagestrategien von Commodity-Breed-Basket- Fonds können sehr unterschiedlich sein. Einige Fonds verfolgen einen eigenen passiven Ansatz in Bezug auf den Rohstoffsektor und die Gewichtung einzelner Roh­stoffe. Weitere Fonds können zum Beispiel versuchen, den Bloomberg Commodity Index oder den S&P GSCI nachzubilden. Wiederum andere Fonds können einen aktiveren Ansatz verfolgen, indem sie Rohstoffsektoren und einzelne Rohstoffe im Vergleich zu ihren Bench­marks unter- oder übergewichten.

2.3.3.3 Rohstoff-ETFs

Neben diesen aktiv gemanagten Fonds, gibt es auch pas­sive ETFs, worunter man Indizes versteht, die nicht von Emittenten selbst oder Partnerbanken angeboten, son­dern direkt an der Börse gehandelt werden. Rohstoff- ETFs bilden den Wert von Rohstoffen wie Öl, Getreide, Gold und einer riesigen Auswahl anderer Materialien ab. Wie andere börsengehandelte Fonds werden Rohstoff- ETFs genau wie Aktien an der Börse gehandelt, wodurch sie unglaublich einfach zu kaufen und zu verkaufen sind.

Entgegen der Erwartung bei Rohstoff-ETFs, bilden diese nicht den aktuellen Preis der Rohstoffe nach (Kassa­preis), sondern reagieren vielmehr auf den Futures-Preis. Da Anleger in der Regel weder eine Wagenladung Kühe noch eine Ladung Öl nach Hause geliefert haben wollen, wäre unser ETF-Manager dazu gezwungen, uns horrende Lagerkosten zu berechnen, um all diese Kühe zu bun­kern, bis wir sie brauchen. Dieses Problem umgehen Rohstoff-ETFs, indem sie mit Rohstoff-Futures handeln und stattdessen den zukünftigen Preis verfolgen. Noch­mal zur Wiederholung: Futures sind Finanzkontrakte, die einen zum Beispiel dazu verpflichten, in drei Monaten 10.000 magere Schweine zu einem festgelegten Preis abzunehmen. Wenn der Liefertag näher rückt, verkauft unser ETF-Manager den Kontrakt vorab an jemanden weiter, der die Tiere tatsächlich haben will.

Die Funktionsweise von Rohstoff-ETFs lässt sich also als ein kontinuierlicher Prozess des Kaufs von Terminkon­trakten mit langen Laufzeiten und bequem weit entfern­ten Fälligkeitsterminen bei gleichzeitigem Verkauf von Terminkontrakten mit kurzen Laufzeiten beschreiben, um sicherzustellen, dass man sich nie Sorgen darüber machen muss, wo man all diese Schweine unterbringen soll. Durch diesen Mechanismus bietet ein Rohstoff-ETF ein praktisches Engagement in Indizes, die die Preise von Rohstoff-Futures abbilden.

Das Ergebnis des ganzen Future-Handels ist, dass die Renditen der Rohstoff-ETFs eine Mischung aus Kassap­reisschwankungen, Zinserträgen aus vom Fonds gehalte­nen Sicherheiten und der Roll-Rendite sind. Als Roll­Rendite wird beim ETF der Gewinn oder Verlust bezeich­net, den der Fonds durch seinen regulären Futures­Handel erzielt, also durch das Ausrollen von kurzfristigen Kontrakten und deren Ersatz durch langfristige Verträge. Demnach erzielt auch der ETF eine positive Roll-Rendite bei Backwardation, sowie eine negative bei Contango.

Backwardation kann man dabei als Rückenwind betrach­ten, der den ETF beflügelt, und Contango als Gegenwind, der die Entwicklung bremst. Diese Kräfte können auch dazu führen, dass die Performance eines Rohstoff-ETFs deutlich von der Entwicklung der Kassapreise abweicht. Dies ist für den unerfahrenen Anleger wiederum ein gu- ter Grund, einen Rohstoff-ETF mit einem breiten Korb im Vergleich mit einem einzelnen Rohstoff-ETC zu wählen.

So gibt es verschiedene Arten von Rohstoff-ETFs, man­che bilden den Wert eines einzelnen Rohstoffs ab, der oft über einen Terminkontrakt oder ein Lager des Roh­stoffs selbst gehalten wird. Andere ETFs bilden mehr als einen Rohstoff oder eine Gruppe ähnlicher Rohstoffe in der gleichen allgemeinen Branche ab. Zusammengefasst sind Rohstoff-ETFs damit eine gute Alternative zu Investi­tionen in Futures-Optionen und -kontrakte - die oft risi­koreich sind - oder rohstoffbezogenen Aktien, die eben keine exakte Investition in den Preis eines bestimmten Rohstoffs darstellen.

Rohstofffonds und -ETFs können entweder komplett aus Rohstoffen oder aus einem Mix aus Rohstoffen und an­deren Beimischungen bestehen.

Der allgemein große Vorteil von ETFs gegenüber Fonds sind wesentlich geringere Transaktionskosten.

Rohstoff-ETFs haben darüber hinaus eine Vielzahl von weiteren Vorteilen für Investoren, von Steuervorteilen bis hin zur Einfachheit. Viele davon hängen mit der Art und Weise zusammen, wie ETFs gekauft und verkauft werden: an einer Börse neben alltäglichen Aktien.

Der wohl größte Vorteil eines Rohstoff-ETFs ist seine Ein­fachheit. Anleger, die sich mehr Gedanken über den Ge­samtwert eines Rohstoffs als über seinen Wert zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft machen, profitieren möglicherweise mehr von der einfacheren Natur eines Rohstoff-ETFs, als vom Handel oder Trading mit komple­xeren Produkten.

[...]


1 Vgl. Klett, 2012 S. 9

2 Vgl. Klett, 2012 S. 7

3 Vgl. Dennin, 2009 S. 5 ff.

4 Vgl. Eigene Darstellung in Anlehnung an: Bloomberg(Hrsg.), abgerufen am 21.12.2017, online

5 Vgl. Klett, 2012 S. 8

6 Vgl. Johnson, abgerufen am 22.12.2016, online

7 Vgl. Commerzbank AG (Hrsg.) 2016 S. 2

8 Vgl. Schönfelder, 2013 S. 17 ff.

Ende der Leseprobe aus 82 Seiten

Details

Titel
Rohstoffinvestments. Der Superzyklus der 2020er Jahre
Untertitel
Eine Analyse über Inflationsschutz, nachhaltig investieren in Öl, Gold, Silber, Kaffee, Kupfer und andere Rohstoffinvestments
Note
1,3
Autor
Jahr
2022
Seiten
82
Katalognummer
V1170514
ISBN (eBook)
9783346583437
ISBN (Buch)
9783346583444
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rohstoffe, rohstoffinvestments, rohstoff, gold, silber, platin, edelmetalle, rendite, inflation, inflationsschutz, rohstoffe buch, rohstoffe investieren, rohstoffe geld, rohstoff superzyklus, superzyklus, kryptowährungen, banken, krise, bitcoin, ethereum, öl, gas, erdöl, erdgas, kupfer, landwirtschaftliche erzeugnisse, metalle, lithium, höhere preise, gold investieren, wirecard, leerverkauf, leerverkäufer, donald trump, sturm auf das kapitol, rohstoffknappheit, holzpreis, stahlpreis, ölpreis, wti öl, brent crude, erneuerbare energerien investieren, nachhaltige investments
Arbeit zitieren
Dennis Pillat (Autor:in), 2022, Rohstoffinvestments. Der Superzyklus der 2020er Jahre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1170514

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