Von der bürgerlichen zur modernen Kernfamilie. Ein Wandel durch Individualisierung


Hausarbeit, 2019

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Begriffserklärung und Anmerkung

Einleitung

Vom Ganzen Haus zur bürgerlichen Kernfamilie

Vater und Mutter: Rollenstrukturen und Individualisierung

Rollenstrukturen der modernen Kernfamilie

Ehescheidungen

Fazit

Begriffserklärung und Anmerkung

Unter einer Kern- oder Kleinfamilie wird eine familiäre Zusammensetzung aus den Eltern[MS2] teilen sowie [MS3] den dazugehörigen Kindern verstanden. Weitere Familienmitglieder, wie zum Beispiel Großeltern, Tanten oder Cousinen werden nicht als Bestandteil einer Kernfamilie definiert1. In dieser Arbeit kann aus Gründen des Umfangs nur die klassische Familienform, bestehend aus Mutter Vater und Kindern, berücksichtigt werden . Auch wenn viele Fakten, die im Folgenden heraus erarbeitet werden, auf einen Großteil verschiedener europäischer Kulturen zutreffen, werde ich meinen Fokus, aus Gründen des Umfangs, nur auf die deutsche Kernfamilie legen können. Studien zeigen zudem oft unterschiedliche Werte im Hinblick auf West- und Ostdeutschland auf. In dieser Arbeit wird allerdings kein Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland gemacht, da sie lediglich einen Überblick über die Entwicklung der Familienstrukturen geben soll.

Einleitung

Die deutsche Kern- oder Kleinfamilie hat in den letzten Jahrzehnten einen deutlichen Wandel durchlebt, welcher sich von einem festen, traditionellem Familienleitbild zu einer heutigen Pluralität verschiedener Familienformen verschoben hat. Wie genau sich dieser Wandel äußert, wird durch eine Analyse[MS4] der verschiedenen Rollenstrukturen der einzelnen Familienmitglieder deutlich. Durch den somit zustande kommende [MS5] Traditionsverlust, gewinnt die individuelle Freiheit mehr an Bedeutung[MS6] . Der damit eng verbundene Begriff der Individualisierung2, wie er von Beck benannt wird, spielt somit eine wichtige Rolle beim Klären dieses Wandels und soll im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit näher erläutert werden[MS7] . [MS7] Weiterhin beschäftigt sich diese Arbeit mit den steigenden Scheidungszahlen der Ehen in der heutigen Zeit. Dabei wird die Ursache dieses Phänomens untersucht.

[MS7] Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung von einer bürgerlichen Kernfamilie zu den modernen Familienformen aufzuzeigen und dabei festzustellen, inwiefern sich die Rollenbilder innerhalb der Familienstrukturen verändert haben.

Vom Ganzen Haus zur bürgerlichen Kernfamilie

Bevor[MS8] im nächsten Abschnitt die Rollen der bürgerlichen Kernfamilie betrachtet werden, ist es nötig, ihre Struktur zu erläutern. [MS8] Bis ins 18. Jahrhundert zeichnete sich das familiäre Umfeld in Form des „ganzen Hauses“ aus. Das Ganze Haus stellte eine Wirtschaftsgemeinschaft dar. Folglich lebten mehrere Generationen mit ihren Bediensteten in einem Haus, sodass die Familie eng mit der Arbeit verbunden war. Existenzsicherung und der Erhalt der Generationenabfolge wurden priorisiert. Demzufolge wurden Ehen auch hauptsächlich aus ökonomischen Gründen geschlossen.[MS9] Das Zusammenpassen des Paares war nicht von sonderlicher Bedeutung[MS10] . Ein in der Literatur bekanntes Beispiel für eine solche Lebensform lässt sich in Thomas Manns Buddenbrooks wiederfinden3:[MS11] Zu Anfang des Romans leben drei Generationen (die Großeltern, die Eltern, die vier Kinder [MS12] und die Dienstkräfte) zusammen in einem Haushalt. Gearbeitet wird ebenfalls im Haus[MS13] . Die Ehen hatten das Ziel eine finanzielle Sicherheit zu geben und wurden demnach nicht aus romantischen Motiven geschlossen.4

Dieses[MS14] Familienleitbild ändert sich mit dem Übergang zur Moderne. Aus einer bislang bestehenden „Arbeitsgemeinschaft“ wird eine „Gefühlsgemeinschaft“. Daraus entwickelte sich der Begriff der „bürgerlichen Kernfamilie.“5

Vater und Mutter: Rollenstrukturen und Individualisierung

Als soziale Rollen werden nach Dahrendorf (1961:22) „ ein Bündel von Erwartungen, die sich in einer gegebenen Gesellschaft an das Verhalten der Träger von Positionen knüpfen “ verstanden. Demnach werden verschiedene Verhaltens- und Einstellungsmuster als Rollen bezeichnet. Die Existenz einer [MS15] „Mutter“- oder Vaterrolle“ dient einer gesellschaftlichen Differenzierung. Die biologischen Eigenschaften, welche [MS16] mit[MS17] Begriffen wie „Mutter“ und „Vater“ automatisch in Verbindung gesetzt werden, schreiben den Rollen somit differenzierte Fähigkeiten und Eigenschaften zu, welche zu geschlechterspezifischen Aufgabenverteilungen führen.6 Nach Parsons und Goode waren Vätern ausschließlich ökonomische Aufgaben, also die wirtschaftliche Versorgung und somit die Sicherung der Familie, und Müttern die Pflege der Kinder und Führung des Haushalts zugeordnet. Des Weiteren wurden den beiden Rollen stark differenzierte Verhaltensmuster zugeschrieben. Der Mutter ein „expressives Verhalten“,[MS18] da sie gefühlvoll und auf die Bedürfnisse anderer bedacht sei, dem Vater hingegen wurde ein[MS19] „instrumentales Verhalten[MS20] “ zugeordnet, da er die Verantwortung für die ökonomische Sicherstellung der Familie trage.7 Demnach wird der Erfolg des Mannes an beruflichem Erfolg festgestellt[MS21] . Er muss dem Ideal[MS22] des „fürsorglichen Ehemannes“ und „des guten [MS23] Ernährers“ nachkommen. Ein emotionales Verhalten wurde daher von Männern unterdrückt, da diese Fähigkeit den Frauen gilt. Aufgrund der Gebärfähigkeit der Frauen, [MS23] arbeiten diese im Haushalt und betreuen die Kinder. Resultierend aus diesen Verhaltensweisen zeigen sich Unterschiede in der Berufswelt. Frauen beschäftigen sich vermehrt um das Wohlbefinden im internen Familienleben, während Männer sich auf das externe Wohl konzentrierten.8

Diese Rollenbilder sind aus der heutigen Sicht nicht mehr üblich. Nur noch wenige Haushalte können sich mit dieser Rollenverteilung identifizieren.

An dieser Stelle bekommt nun der Begriff der Individualisierung Bedeutung. Ulrich Beck beschreibt den Individualisierungsprozess als eine „Nebenfolge langfristig angelegter Modernisierungsprozesse in reichen westlichen Industriegesellschaften.“ Durch die modernisierte Gesellschaft werden Individualisierungsprozesse demzufolge leichter ermöglicht. Solche Modernisierungsprozesse stellen beispielsweise Wohlstand, Mobilisierung, Ausbildung und Recht dar. Eine der wichtigsten zeitlich herbeigeführten Veränderungen verkörpert die Bildungsexpansion.9

[...]


1 Vgl. Nave-Herz., S.16.

2 Vgl. ebd., S.13.

3 Vgl. Mattern/Neuhaus, S.135.

4 Vgl. ebd., S.127 ff.

5 Vgl. Beck/Beck-Gernsheim, S.69.

6 Vgl. Nave-Herz, S.43.

7 Vgl. ebd., S.14.

8 Vgl. Beck/Beck-Gernsheim s.35.

9 Vgl. Beck/Beck-Gernsheim., S.17.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Von der bürgerlichen zur modernen Kernfamilie. Ein Wandel durch Individualisierung
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
1,3
Autor
Jahr
2019
Seiten
17
Katalognummer
V1170529
ISBN (eBook)
9783346583314
ISBN (Buch)
9783346583321
Sprache
Deutsch
Schlagworte
soziologie, Familie, Rollenwandel, Geschlechter, Gender, Individualisierung
Arbeit zitieren
Teresa Simon (Autor:in), 2019, Von der bürgerlichen zur modernen Kernfamilie. Ein Wandel durch Individualisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1170529

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