Im Mai 1968 erlebte Paris durch das gemeinsame Vorgehen von Studenten und
Arbeitern die größte soziale Bewegung seit langer Zeit, vielleicht sogar seit der
Französischen Revolution. Die kognitive Identität der 68er-Bewegung zeigte sich im
internationalen Vergleich ganz stark in ihrem Unmut gegenüber der gesamten
Gesellschaftsordnung und gegenüber der Außenpolitik der Vereinigten Staaten von
Amerika. Der Vietnamkrieg politisierte die Studenten nicht nur in Frankreich, sondern
auch in anderen Ländern, einschließlich der USA. Die Unzufriedenheit der Studenten
gegenüber den nationalen Gesellschaftsordnungen mit dem Ruf nach Revolution
führte überall zum Erstarken der linken Politik und zum sozialen Wandel. Die
Linksorientierung der Studenten fand durch die Gründung der New Left ihren Anfang
in den USA. New Left verstand sich als politische Bewegung und Teile aus ihrem
Konzept wurden auch von den Bewegungen in Westeuropa übernommen. In
Frankreich war die neue politische Bewegung die Nouvelle Gauche, und in Italien
begann sie mit der von jungen Intellektuellen geführten Movimento Studentesco
Trentino.
Die Studentenbewegung in Frankreich und Italien
- historischer Vergleich -
Im Mai 1968 erlebte Paris durch das gemeinsame Vorgehen von Studenten und Arbeitern die größte soziale Bewegung seit langer Zeit, vielleicht sogar seit der Französischen Revolution. Die kognitive Identität der 68er-Bewegung zeigte sich im internationalen Vergleich ganz stark in ihrem Unmut gegenüber der gesamten Gesellschaftsordnung und gegenüber der Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika. Der Vietnamkrieg politisierte die Studenten nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen Ländern, einschließlich der USA. Die Unzufriedenheit der Studenten gegenüber den nationalen Gesellschaftsordnungen mit dem Ruf nach Revolution führte überall zum Erstarken der linken Politik und zum sozialen Wandel. Die Linksorientierung der Studenten fand durch die Gründung der New Left ihren Anfang in den USA. New Left verstand sich als politische Bewegung und Teile aus ihrem Konzept wurden auch von den Bewegungen in Westeuropa übernommen. In Frankreich war die neue politische Bewegung die Nouvelle Gauche, und in Italien begann sie mit der von jungen Intellektuellen geführten Movimento Studentesco Trentino. Die Bewegungen hielten die Ideologie der alten Linken für überholt und interpretierten das politische Konzept des Marxismus und Sozialismus neu, um es auf die Gesellschaftsordnung der 50er und 60er Jahre anzupassen. Auf der Grundlage der gesellschaftlichen Analyse entstanden in Italien drei antiautoritäre Gruppen, die Potere Operaio (Arbeitermacht), die Sinistra Universitaria (universitäre Linke) und die Potere Studentesco (Studentenmacht), die vor allem durch die landesweite Mobilisierung der Studenten mittels permanenter Aktionen als die einflussreichste dieser Gruppen galt. In Frankreich, Italien, den USA und der Bundesrepublik Deutschland sollte durch dauerhafte Aktionen eine sozialistische Gesellschaftsordnung geschaffen werden, in der das entfremdete Individuum aus dem kapitalistischen System befreit und die Individualität jedes Einzelnen fokussiert würde. Die Universitäten dienten in Frankreich und Italien anfangs zur Formierung der Bewegung, sie waren aber nicht das Ziel. Die Mobilisierungsdynamik in Frankreich begann im internationalen Vergleich sehr spät, schaffte es aber binnen weniger Wochen den Formierungsprozess einzuholen und darüberhinaus überholte sie sogar in ihrem Ausmaß die Bundesrepublik und die USA. Durch kleine Aktionen wie Regelverletzungen, Provokationen und Tabubrüchen wurde im Frühjahr 1968 der Universitätsbetrieb in Paris massiv gestört. Das primäre Ziel dieser Studentenbewegung in Frankreich und Italien war zunächst die Reformierung der Universitäten durch größere demokratische Beteiligung der Studenten und besseren Studienmöglichkeiten. In Frankreich entstand während dessen ein Wechselspiel studentischer Aktionen und staatlicher Repression, das eine enorme Mobilisierungsdynamik mit sich trug. Im Vergleich hierzu erreichten die Bundesrepublik und die USA erst nach Monaten bzw. Jahren durch Protestaktionen einen Mobilisierungsschub wie Frankreich. In Italien wurde die Mobilisierung zwischen 1966 und 1968 erreicht. Zunächst besetzten in Trient die Soziologiestudenten ihre Fakultät mit der Idee eine „Negative Universität“ zu schaffen. Studenten sollten so durch kritisches Denken interne Veränderungen der eigenen Universität ermöglichen. Binnen weniger Wochen schwappten die Proteste nach Mailand, Perugia, Florenz u.a. Städte über. Ihren Höhepunkt erreichten diese Protestaktionen im März 1968, also vor Frankreich, mit der „Schlacht in der Valle Guilia“. Paris erreichte seinen Höhepunkt in der Nacht der Barrikaden am 10. Mai. Sowohl die „Schlacht in der Valle Guilia“ als auch die „Nacht der Barrikaden“ bilden in beiden Ländern den Höhepunkt dieser Bewegung und gleichzeitig den Übergang von friedlichen Demonstrationen zu gewaltsamen Ausschreitungen der Studenten gegen die Polizei, wobei es wichtig ist, dass in Frankreich bereits Arbeiter an den Straßenbarrikaden involviert waren. In Italien solidarisierten sich die Arbeiter erst nach der „Schlacht bei Valle Guilia“ mit den Studenten. Sie erkannten nämlich, dass die Regierung kompromissbereit war und den Forderungen der Studenten nachging. Somit wurden die Aktionen der Studenten auf die Fabriken verlagert. Dort kämpften die Studenten dann gemeinsam mit den Arbeitern für bessere Arbeitsbedingungen, Lohnerhöhungen usw.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Text "Die Studentenbewegung in Frankreich und Italien - historischer Vergleich -"?
Der Text bietet einen historischen Vergleich der Studentenbewegung in Frankreich und Italien, insbesondere im Zusammenhang mit den Ereignissen im Mai 1968 in Paris. Er untersucht die Ursachen, Ziele und den Verlauf der Bewegungen in beiden Ländern, wobei der Fokus auf den Gemeinsamkeiten und Unterschieden liegt.
Welche Rolle spielte der Vietnamkrieg in der Studentenbewegung?
Der Vietnamkrieg wird als ein wichtiger Faktor genannt, der die Studenten politisierte, nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen Ländern, einschließlich der USA. Er trug zur Unzufriedenheit mit der Gesellschaftsordnung und der US-Außenpolitik bei.
Was war die "New Left" und wie beeinflusste sie die europäischen Bewegungen?
Die "New Left" entstand in den USA und verstand sich als politische Bewegung, deren Konzept teilweise von den Bewegungen in Westeuropa übernommen wurde. In Frankreich war dies die "Nouvelle Gauche", und in Italien begann es mit der "Movimento Studentesco Trentino". Diese Bewegungen interpretierten den Marxismus und Sozialismus neu, um ihn an die gesellschaftlichen Bedingungen der 50er und 60er Jahre anzupassen.
Welche antiautoritären Gruppen entstanden in Italien?
In Italien entstanden drei antiautoritäre Gruppen: Potere Operaio (Arbeitermacht), Sinistra Universitaria (universitäre Linke) und Potere Studentesco (Studentenmacht), wobei Potere Studentesco als die einflussreichste galt.
Was waren die anfänglichen Ziele der Studentenbewegung in Frankreich und Italien?
Das primäre Ziel war zunächst die Reformierung der Universitäten durch größere demokratische Beteiligung der Studenten und bessere Studienmöglichkeiten.
Wie verlief die Mobilisierung der Studentenbewegung in Frankreich im Vergleich zu Deutschland und den USA?
Die Mobilisierung in Frankreich begann im internationalen Vergleich spät, holte aber schnell auf und übertraf sogar das Ausmaß in Deutschland und den USA.
Was war die "Schlacht in der Valle Guilia" und die "Nacht der Barrikaden"?
Die "Schlacht in der Valle Guilia" war ein Höhepunkt der Protestaktionen in Italien im März 1968, während die "Nacht der Barrikaden" am 10. Mai der Höhepunkt der Bewegung in Paris war. Beide Ereignisse markierten den Übergang von friedlichen Demonstrationen zu gewaltsamen Ausschreitungen.
Welche Rolle spielten die Arbeiter in den Studentenbewegungen in Frankreich und Italien?
In Frankreich waren die Arbeiter bereits in der Nacht der Barrikaden involviert. In Italien solidarisierten sie sich erst nach der "Schlacht bei Valle Guilia" mit den Studenten und verlagerten die Aktionen auf die Fabriken, um für bessere Arbeitsbedingungen und Lohnerhöhungen zu kämpfen.
Wie endete die Studentenbewegung in Frankreich?
Die Studentenbewegung in Frankreich endete schnell, nachdem Premierminister Pompidou den Forderungen nach Universitätsreformen nachgab und die Arbeiter Lohnerhöhungen und die Einführung der 40-Stunden-Woche erhielten. Eine große Gegendemonstration in Paris am 31. Mai 1968, bei der die Bevölkerung Präsident Charles de Gaulle empfing, markierte das Ende der Aktionen.
Wie ging es nach dem Ende der Studentenbewegung in Frankreich und Italien weiter?
In Frankreich zerfiel die "Nouvelle Gauche" in mehrere Subkulturen. In Italien wurde die linke Bewegung von der "Movimento Extraparlamentare" weitergeführt. In Deutschland entstand aus der Linksbewegung die "Außerparlamentarische Opposition".
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- Özlem Duranöz (Author), 2008, Die Studentenbewegung in Italien und Frankreich. Ein historischer Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117075