Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Methodik
3. Hintergrundinformationen zu Health Literacy in der Beratung von Brustkrebspatientinnen
3.1. Beratung
3.2. Health Literacy
3.3. Brustkrebs
4. Health Literacy im Zusammenhang mit Brustkrebspatientinnen
5. Diskussion undFazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Chronische Krankheiten zählen, laut des Robert-Koch Institutes, heute zu den häufigsten Gesundheitsproblemen, die auch im finanziellen Gesundheitssektor an Bedeutung gewonnen haben. Dazu zählen ganz besonders die Krebserkrankungen (RKI, o.V., 2017). Brustkrebs ist laut des statistischen Bundesamtes die siebt häufigste Todesursache im Jahr 2015 in Deutschland. In der Tabelle der Krebserkrankungen steht Brustkrebs in seiner Häufigkeit des Auftretens an zweiter Stelle und die Zahlen steigen stetig (Statistisches Bundesamt, o.V., 2015). In dieser Arbeit liegt der Fokus auf Brustkrebspatientinnen und ihrem Weg der Beratung nach der Diagnosestellung. Aufgrund einer Studie von Rowlands et al. (2015) wurde ein neues Modell entwickelt, in dem gezeigt wird, dass die Gesundheit eines Menschen von drei Grundfaktoren beeinflusst wird. Der erste ist die persönliche Lebensweise. Der zweite das Sammeln von Gesundheitsinformationen und der dritte neben der familiären Disposition, die Volkszugehörigkeit und Kultur. Letztere Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Je nach Kultur und Volkszugehörigkeit, sowie der Erziehung, ist das Sammeln von Gesundheitsinformationen im Unterbewusstsein verankert (vgl. Rowlands et al., 2015. S.135). Das Sammeln von Gesundheitsinformationen trägt also ein Drittel zu der Gesundheit eines Menschen bei und wird unter einem Begriff, der Health Literacy, zusammengefasst. Das Thema Health Literacy (auf deutsch Gesundheitskompetenz (Lenartz, N., 2012, S.20)) gewinnt zunehmend an Bedeutung. In der globalisierten Welt und ihrem Gesundheitssystem gibt es stetig wachsende Angebote und Auswahl. Immer neue Behandlungsmöglichkeiten werden präsentiert und die Zweige der Medizinischen Fachbereiche wachsen. Genanntes verlangt den Patientinnen immer mehr Eigenverantwortung ab. Die Patientinnen werden zum Management der eigenen Gesundheit aufgefordert. Sie sollen präventive Maßnahmen ergreifen und werden bei wichtigen Entscheidungen oft allein gelassen (vgl. Lenartz, N., 2012, S.15ff.). Mit dieser Arbeit soll ein Versuch unternommen werden, die Frage zu beantworten, warum besonders die Health Literacy von Brustkrebspatientinnen in der Beratung gestärkt werden sollte. Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel. Im zweiten Kapitel wird das
Vorgehen bei der Literaturrecherche vorgestellt. Das dritte Kapitel widmet sich der terminologischen Klärung und soll die nötigen Hintergrundinformationen liefern, auf die der weitere Erkenntnisgang der Arbeit aufgebaut werden soll. Im Fokus des vierten Kapitels steht die Beantwortung der in der Einleitung genannten Fragestellung, die durch die Präsentation wissenschaftlich relevanter Ergebnisse und Schlussfolgerungen erarbeitet wird. Zum Schluss ziehe ich ein Fazit, indem ich eine kurze Zusammenfassung der vorhergegangenen Erkenntnisse liefere und das Thema kritisch durchleuchte. Außerdem wird erneut auf die Fragestellung eingegangen und ihre Beantwortung kurz repräsentiert.
2. Methodik
Die Literaturrecherche erfolgte über folgende Portale: Online Bibliothek der Universität Bielefeld, google Scholar, PubMed und ResearchGate. Es wurden deutsche und englische Texte, je nach Verfügbarkeit, ausgemustert. Nach relevanter Literatur wurde mit folgenden, in der Tabelle aufgeführten Begriffen gesucht:
Health literacy
Gesundheitskompetenz
Patientenschulung
Patientenberatung
Chronische Krankheiten
Brustkrebs
Breast cancer
Beratung
Breast cancer screening
Patient education
Selektiert wurde nach Fachliteratur und etablierten Erkenntnissen durch Studien.
Ausgewählte Literatur wurde inhaltlich überflogen und auf ihre Quellen untersucht, um möglichst viele Ursprungstexte heraus zu filtern. Über die Quellen wurde weitere qualitative Literatur gefunden. Gesucht wurde auch in Fachzeitschriften und auf Homepages etablierter Gesundheitsakteure.
3. Hintergrundinformationen zu Health Literacy in der Beratung von Brustkrebspatientinnen
In diesem Kapitel sollen Hintergrundinformationen und Grundlagen zu Health Literacy, Beratung und Brustkrebs gegeben werden. Angefangen mit Definitionen, Zahlen und Daten, soll dieses Kapitel auf die theoretische Zusammenführung im vierten Kapitel und die anschließende Diskussion dieser vorbereiten und den nötigen Background geben. Es werden bereits erste Erkenntnisse vorgestellt und aufeinander bezogen.
3.1. Beratung
Es gibt verschiedene Ansätze zur Erklärung bzw. Begriffsdefinition von Beratung. Engel und Sickendiek (2005) sagen, dass eine eindeutige Begriffserklärung von „Beratung“ wegen seiner Komplexität in Auftreten und Methodik kaum möglich ist (vgl. ebd., S.165). Beratung wird primär als Angebot von Hilfe fürjeden Ratsuchenden verstanden, unabhängig vom Ursprung oder Bereich seiner Probleme. Beratung findet überall statt. Sei es im Alltag wie z.B. in der Schule, wo Beratung seitens der pädagogischen Lehrkräfte stattfindet. Oder in einem professionellen Rahmen, wie der Beratung seitens Krankenhäusern, Krankenkassen oder sonstigen Institutionen, die Beratungsstellen präsentieren und Beratung als eigenes, professionelles Handlungsfeld definieren (vgl. Engel et al. ,2005, S. 163ff.). Gerade in den Gesundheitsberufen ist Beratung allgegenwärtig, obwohl die Beratung als solche im Laufe der Ausbildung in der Regel keinen Bestand hat. Die professionelle Beratung muss immer im Hinblick auf den thematisierten Bereich, sowie auf ihr Konzept betrachtet werden. Das heißt, auf der einen Seite, dass in dem Prozess der Beratung, seitens des Beratenden ein für den angefragten Bereich spezialisiertes Wissen Voraussetzung ist. Auf der anderen Seite muss der Beratende über ein fundiertes Wissen über Kommunikation und die vorherrschenden Beratungsmodelle verfügen. „Und erst wenn beides vorhanden ist und zusammenwirkt, kann man von professioneller Beratung sprechen.“ (Engel & Sickendiek, 2005, S. 165). Wiltrud Gieseke (2000) beschreibt Beratung im Allgemeinen als Durchführung einer Besprechung. Genauer gemeint sei psychosoziale Beratung oder auch Problemberatung, die als Unterstützung und Intervention fungiert, um Lebenszäsuren zu überwinden (vgl. Gieseke, 2000, S. 12). Auf der institutionellen Ebene soll Beratung grundlegende Veränderung durch Anregungen und Entscheidungsfindung bewirken. Beraterinnen werden nach Gieseke (2000) als Informationsquellen gesehen die einen Service anbieten, dem Ratsuchenden Mithilfe ihres spezifischen Wissens eine schnelle Lösung seiner Probleme möglich zu machen. „Der Beratungsbegriff ist zur flexiblen Schaltstelle für aktuell verwertbares Wissen geworden“ (vgl. ebd., S. 12). Beratung soll hier auf eine reflexive Art stattfinden, die der individuellen Entscheidungsfindung dient. In dem Prozess der Beratung sollten Wünsche, Motive, Bildungswege und Lebensrealitäten des Ratsuchenden unbedingt miteinbezogen werden (vgl. Gieseke, 2000, S.lOff.). Auch Heiner Barz (2000) erwähnt bei seiner Begriffserklärung die Problematik in der Unterscheidung zwischen Beratung und Therapie (vgl. ebd., S. 33ff.). Der alleinige Begriff Beratung sei sehr uneindeutig, da es verschiedenste Felder der Beratung gebe. Barz (2000) betont dass das Ersuchen von Beratung eine Entscheidungsabstinenz des Klienten voraussetzt (vgl. ebd., S33ff.). Barz (2000) setzt das Wissen des Beraters über psychodynamische Mechanismen und Reinszenierung von Abwehrstrukturen sowie das Management von individuellen Bedürfnissen voraus (vgl. ebd., S. 33ff.). Monika Tröster (2000) beschreibt Beratung mit einem Zitat von Fuchs-Brüninghoff:
„Jemanden beraten, bedeutet für uns, zwischen verschiedenen Informationen, die der Ratsuchende gibt, Bezüge herzustellen, Zusammenhänge zu erraten, Vermutungen und Hypothesen aufzustellen [...] Ob der Berater richtig geraten hat, darüber entscheidet der Ratsuchende. Wir gehen davon aus, dass der Ratsuchende implizit die Lösung für sein Problem mitbringt, dass es aber der Methoden des Beraters bedarf, um sie zu entdecken/zu entschlüsseln/zu erschließen. Grundlegende Prinzipien sind Freiwilligkeit und Gleichwertigkeit" (zit. Troster nach Fuchs-Bruninghoff, 2000, S. 127ff.)
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