In dieser Arbeit werden folgende Leitfragen beantwortet: Welche Rolle spielt der sakrale Komplex für das nachmetaphysische Denken? Was vermag der sakrale Komplex zu leisten? Warum spielen die Sakramente nach Habermas auch heute noch eine entscheidende Rolle? Und inwiefern kann die Theologie von Habermas hinsichtlich seines Religionsverständnisses lernen?
Jürgen Habermas hat 2019 sein letztes großes, aus zwei Bänden bestehendes Werk "Auch eine Geschichte der Philosophie" veröffentlicht. Die Relevanz und Reichweite des Werkes ist schon jetzt unbestritten. Habermas hat der Religion mit fortschreitendem Alter verstärkt seine intellektuelle Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei hat er stets betont, dass der sakrale Bezug der Religion respektive ihr Offenbarungsglaube für die Philosophie kognitiv unzumutbar bleibt. Dennoch hat Habermas in seinen jüngsten Werken emphatisch Bedeutung und Funktion des Christentums in der Gesellschaft betont.
Dass Habermas ausgerechnet den Sakramenten so viel Bedeutung zuschreibt, mag bei vielen Lesern Verblüffung und Irritation ausgelöst haben. Diese Irritation gab auch den Anlass für diese Arbeit, eine vertiefte Analyse und Interpretation der Genealogie des nachmetaphysischen Denkens zu wagen und dabei vor allem die Rolle respektive Bedeutung des sakralen Komplexes nach Habermas zu untersuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Projekt der Genealogie des Nachmetaphysischen Denkens
- Das moderne Selbstverständnis der Philosophie
- Die semantische Osmose zwischen Christentum und Philosophie
- Lernschritte und Weichenstellungen des nachmetaphysischen Denkens
- Symbiose von Glauben und Wissen
- Trennung von Glauben und Wissen
- Luther und der performative Eigensinn des Glaubens
- Subjektphilosophie
- Kant und die vernünftige Freiheit
- Hegel und der objektive Geist
- Die junghegelianische Wende
- Vom Weltbild zur Lebenswelt - Ein Zwischenfazit
- Sakraler Komplex – Reformation – Sakrament
- Die ambivalente Gattungserfahrung des vergesellschafteten Individuums
- Die sakrale Macht und der Sinn ritueller Praktiken
- Mythos und Ritus
- Transformation des sakralen Komplexes – Die Zäsur der Achsenzeit
- Sublimierung und Moralisierung des Heiligen
- Transformation ritueller Praktiken
- Reformation
- Theologische Grundannahmen Luthers
- Reformatorische Umwertung der kirchlichen Sakramente
- Die fremd gewordene Praxis – Ein Zwischenfazit
- Die Bedeutung des sakralen Komplexes in der postsäkularen Gesellschaft
- Kritische Überlegungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, die Genealogie des nachmetaphysischen Denkens nach Jürgen Habermas zu untersuchen und insbesondere die Rolle des sakralen Komplexes im nachmetaphysischen Denken zu beleuchten. Dabei soll analysiert werden, wie der sakrale Komplex entstanden ist, wie er sich entwickelt hat und welche Bedeutung er für das Verständnis von Religion und Gesellschaft hat.
- Das Projekt der Genealogie des nachmetaphysischen Denkens nach Habermas
- Die Rolle des sakralen Komplexes im nachmetaphysischen Denken
- Die Transformation des sakralen Komplexes, insbesondere im Kontext der Achsenzeit und der Reformation
- Die Bedeutung von rituellen Praktiken und der Sakramentenlehre für das Verständnis der Religion
- Die Relevanz des sakralen Komplexes in der postsäkularen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Arbeit ein und stellt das Werk von Jürgen Habermas „Auch eine Geschichte der Philosophie“ vor. Das zweite Kapitel beleuchtet das Projekt der Genealogie des nachmetaphysischen Denkens und diskutiert das Verhältnis von Philosophie und Religion. Das dritte Kapitel zeichnet wesentliche Grundlinien der Genealogie des nachmetaphysischen Denkens nach, indem es die Symbiose von Glauben und Wissen, die Trennung von Glauben und Wissen sowie die Entwicklung des nachmetaphysischen Denkens bei Kant, Hegel und den Junghegelianern beleuchtet. Das vierte Kapitel fasst die Entwicklung des nachmetaphysischen Denkens bis zu diesem Punkt zusammen.
Das fünfte Kapitel, das sich mit dem sakralen Komplex beschäftigt, untersucht den Ursprung und die Transformation des sakralen Komplexes. Es werden zwei entscheidende Transformationsstationen, die Achsenzeit und die Reformation, beleuchtet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf rituellen Praktiken und der Interpretation der Sakramentenlehre Luthers durch Habermas. Das sechste Kapitel fasst die Ergebnisse des fünften Kapitels zusammen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Philosophiegeschichte, der Religionsphilosophie und der Soziologie. Zentrale Schlüsselbegriffe sind das nachmetaphysische Denken, der sakrale Komplex, die Achsenzeit, die Reformation, rituelle Praktiken, Sakramente, Glauben und Wissen, sowie die postsäkulare Gesellschaft.
- Quote paper
- Micha Pante (Author), 2021, Sakraler Komplex, Reformation, Sakrament. Eine theologische Auseinandersetzung mit Jürgen Habermas' Genealogie des nachmetaphysischen Denkens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1172272