Der Einfluss von Stress auf das Immunsystem

Am Beispiel der Pandemie um SARS-CoV-2


Hausarbeit, 2021

18 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Psychoneuroimmunologie
2.1 Stressforschung

3 COVID-19
3.1 Virusinfektion und Auswirkung
3.2 Psychosoziale Stressoren und immunologische Auswirkungen
3.3 Psychosoziale Schutzfaktoren und immunologische Auswirkungen

4 Diskussion

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Im Dezember 2019 wurde die Welt von einem Ausbruch des Coronavirus SARS- CoV-2 überrascht. Das Virus hat sich schnell global verbreitet und wurde von der Weltgesundheitsorganisation schon im März 2020 unter dem Namen COVID-19 (abgekürzt aus dem englischen coronavirus disease 2019) zu einer Pandemie erklärt. Nicht nur die Ansteckung mit dem Coronavirus, auch die Überlastung der Gesundheitssysteme und drohende Konsequenzen lösen Angst und Sorgen in der Bevölkerung aus (Petzold et al., 2020, S. 4). Studien aus Deutschland berichten über einen Anstieg von psychischem Stress in der Pandemie bei mehr als 65 % der Teilnehmenden (Bendau et al., 2021, S. 417). In der Wissenschaft ist bekannt, dass Stress durch seine biologischen Verarbeitungswege Einfluss auf die körpereigene Homöostase hat. Der junge Forschungsstrang der Psychoneuroimmunologie (kurz: PNI) setzt sich diesbezüglich seit einigen Jahren mit den Wirkmechanismen von Stress auf die Immunaktivität auseinander (Schubert, 2013, S. 17). Da eine gute Immunantwort der Schlüsselfaktor für gelungene Virusabwehr und -bekämpfung ist, stellt sich nun die Frage:

Welche psychosozialen Faktoren können in der COVID-19 Pandemie Einfluss auf das Immunsystem im Hinblick auf einen Atemwegsinfekt, insbesondere ausgelöst durch das SARS-CoV-2, nehmen?

Einführend wird auf die Psychoneuroimmunologie und ihre Relevanz eingegangen. Es folgt eine Analyse des aktuellen Wissensstandes zu COVID-19 und Studien zur Stressbelastung während der Pandemie. Empirische Befunde aus der PNI werden dann herangezogen, um Zusammenhänge zwischen Stress und Funktion des Immunsystems verständlich zu machen. Auf diese Weise sollen psychosoziale Stressoren identifiziert werden, die das Immunsystem schwächen und möglicherweise einen Atemwegsinfekt begünstigen. Zusätzlich werden Schutzfaktoren herausgearbeitet, die das Immunsystem stärken.

Eine Implementierung von psychoneuroimmunologischem Wissen kann so helfen, mit COVID-19 richtig umzugehen und die Pandemie positiv zu bewältigen.

Durch eine Einordnung in die Gesundheitspsychologie können solche wissenschaftlichen Beiträge auch in Zukunft zur „Förderung und Erhaltung der Gesundheit, Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten, Bestimmung des Risikoverhaltens sowie Verbesserung der Gesundheitsversorgung“ (European Journal of Health Psychology, 2021, o. S.) beitragen.

2 Psychoneuroimmunologie

In der Gesundheitspsychologie nimmt man an, dass biologische, psychologische und soziale Prozesse ganzheitlich an Krankheit und Gesundheit beteiligt sind (Suls, Luger & Martin, 2010, S. 18). Eine Forschungsrichtung, die sich mit einem derartigen Zusammenspiel beschäftigt, ist die Psychoneuroimmunologie (kurz: PNI). Sie untersucht den „Einfluss von psychosozialen Ereignissen, psychischen Faktoren als auch psychologischen [...] Interventionen auf diverse Immunfaktoren [...]“ (Schubert, 2018, S. 8). Das Immunsystem dient dem Körper zur Abwehr und Bekämpfung von Krankheitserregern (Kruse, 2015, S. 2). Man geht davon aus, dass das Immunsystem, Nervensystem und die Psyche eng miteinander verknüpft sind. Sie sprechen eine gemeinsame biochemische Sprache und verfolgen ein gemeinsames, übergeordnetes Ziel: den Schutz des Organismus, der im ständigen Austausch mit seiner Umwelt laufend unterschiedlichen Gefahren ausgesetzt ist (Schubert & Singer, 2015, S. 47).

2.1 Stressforschung

Die Stressforschung innerhalb der PNI befasst sich mit der Wirkung von Stressoren auf das Immunsystem. Sogenannte Stressoren gelten als Reizereignisse, die eine Bewältigungsreaktion im Organismus auslösen (Rotter, Renneberg & Kaluza, 2020, S. 186). Wie konkrete Situationen dabei empfunden werden, hängt nach Lazarus und Folkman (1984, S. 22) maßgeblich von der subjektiven Bewertung und den zur Verfügung stehenden Bewältigungsressourcen ab. Auch die Stress-Ampel von Kaluza (2015, S. 16) beschreibt mehrere Ebenen der Einflussnahme: die äußeren belastenden Bedingungen und Situationen, individuelle Motive, Einstellungen und Bewertungen und die körperliche und psychische Reaktion des Menschen auf die Belastungen. Stress wird somit individuell wahrgenommen, kann „viele Qualitäten haben und entsprechend viele unterschiedliche Anpassungsreaktionen hervorrufen“ (Peters, Schedlowski, Watzl & Gimsa, 2021, S. 63).

In der PNI liegt der Fokus auf dem Ablauf der biologischen Stressreaktion, den zwei Stressachsen. Die schnelle, akute Stressreaktion verläuft über die Hypothalamus-Sympathikus-Nebennierenmark-Achse und „bereitet den Organismus durch die Ausschüttung von Noradrenalin und Adrenalin [.] darauf vor, einer drohenden Gefahr durch eine Kampf- oder Fluchtreaktion zu begegnen“ (Rotter et al., 2020, S. 187). Der Anstieg dieser Botenstoffe mobilisiert auch das Immunsystem und damit die körpereigene Abwehr z. B. vor Virusinfektionen (Schubert & Singer, 2015, S. 46). Eine zu hohe Aktivität würde dem Körper aber auf Dauer schaden. Daher reguliert die Hypothalamus-Hypophysen- Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) durch Ausschüttung von Glukokortikoiden nach kurzer Zeit zurück und bringt das Immunsystem wieder ins Gleichgewicht (Schubert & Singer, 2015, S. 47).

In der zweiten, langsamen Stressreaktion wird diese Hypothalamus-Hypophysen- Nebennierenrinden-Achse dauerhaft aktiviert. Langanhaltende Belastung und chronischen Stress münden in der konstanten Ausschüttung des Glukokortikoids Cortisol (Peters et al., 2021, S. 64). Cortisol setzt Energie frei (etwa durch erhöhten Blutzuckerspiegel), wirkt aber zeitgleich suppressiv auf das Immunsystem.

Nicht nur wird deshalb anhaltender Stress innerhalb der PNI als potenziell mitverursachender Faktor bei respiratorischen Virusinfektionen diskutiert, sondern auch seine Auswirkung auf den Krankheitsverlauf (Peters et al., 2021, S. 61).

Folglich sollten gerade in Krisenzeiten psychische Risiko- und Schutzfaktoren identifiziert werden, die in Verbindung mit Virusanfälligkeit und Immunfunktion stehen.

3 COVID-19

Als Auslöser der Krankheit COVID-19 gilt der Erreger SARS-CoV-2 ( severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2). Die ersten Fälle wurden im Dezember 2019 in Wuhan, China erfasst. Bedingt durch eine rapide globale Verbreitung erklärte die Weltgesundheitsorganisation COVID-19 schon im März 2020 offiziell zu einer Pandemie. Mit Stand 26.04.2021 wurden weltweit 146.689.258 Fälle und 3.102.410 Tote registriert (World Health Organization, 2021, o. S.). Chowdhury, Hossain, Kashem, Shahid und Alam (2020, S. 1619) fassen in ihrer Review die dramatische Situation zusammen: „The earth is relaxing but humans are dying.“

3.1 Virusinfektion und Auswirkungen

Das SARS-CoV-2 gehört zu der Familie der Coronaviren mit akut respiratorischem Syndrom. Das Virus nutzt die Tröpfchenübertragung, um über die Atemwege Zutritt zu dem Organismus zu erhalten (Peters et al, 2021, S. 64). Eine adaptive Immunantwort tritt schon bei Erstkontakt mit dem Erreger auf. Wiederholter Kontakt aktiviert das immunologische Gedächtnis, es werden Antikörper und proinflammatorische Zytokine zur Abwehr gebildet (Rink, 2015, S. 125). Ein funktionsfähiges Immunsystem definiert hierbei den Schwellenwert für eine Virusausbreitung (Rink, 2015, S. 135).

Das klinische Spektrum von COVID-19 variiert von einer asymptomatischen Form über milde Erkältungssymptome bis hin zu schweren Atemwegserkrankungen (Yazdanpanah, Hamblin & Rezaei, 2020, S. 1). Die Pathogenität des SARS-CoV- 2 ist bis heute noch nicht ganz entschlüsselt, Forschende gehen bei schweren Krankheitsverläufen von einer überschießenden Entzündungsaktivität des Immunsystems aus (Yazdanpanah et al., 2020, S. 2). Die derzeitige medizinische Versorgung umfasst erste Impfungen, unterstützende Behandlung und die Vorbeugung von Komplikationen. Es haben sich jedoch erst wenige Therapieansätze in klinischen Studien als wirksam erwiesen (Robert Koch-Institut, 2021, o. S.). Daher sollte verstärkt die Aufmerksamkeit auf das menschliche Immunsystem gelenkt werden: Es entscheidet maßgeblich über eine Vermeidung oder den Verlauf eines solchen Atemweginfektes.

3.2 Psychosoziale Stressoren und immunologische Auswirkungen

Es besteht allgemeiner Konsens, dass es sich bei der COVID-19 Pandemie um einen globalen Gesundheitsnotfall handelt (Haas, 2020, S. 27). Neben der physischen Gefahr einer Viruserkrankung bringt die Pandemie auch psychosoziale Stressoren mit sich.

„Seit jeher lösen Infektionskrankheiten bei Menschen negative Gedanken und Gefühle, allen voran Angst, aus“ (Haas, 2020, S. 11). In Deutschland berichten bis zu 50 % der Befragten unter COVID-19 spezifischen und erhöhter generalisierter Angst zu leiden (Bendau et al., 2021, S. 417). Aufkommende Ängste sind zum Großteil normale Reaktionen auf das Pandemieszenario. Angst ist eine biologisch angelegte Emotion auf potenziell gefährliche und unbekannte Situationen (Bendau et al., 2021, S. 422). Guo et al. (2020, S. 21) bestätigen diese situativen Charakteristiken im Pandemiekontext: Ungewissheit über Krankheit und Dauer, Kontrollverlust und ein Gefühl der Ohnmacht steigern das Angstempfinden von gesunden und infizierten Menschen. Es wird ein signifikant höheres Ergebnis für Angstsymptome bei Frauen gemessen (Petzold et al., 2020, S. 4). Auch Bäuerle et al. (2020, S. 674) stellen in ihrer Studie zum etwa gleichen Zeitpunkt der Pandemie (März/April 2020) erhöhte Angst- und Stresssymptome bei Frauen fest. Zusätzlich weisen sie nach, dass jüngere Personen häufiger leiden, aber auch ein hoher subjektiver Informationsstand in Bezug auf die Pandemie wird positiv mit steigender Angst in Verbindung gebracht (Bäuerle et al., 2020, S. 672).

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Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss von Stress auf das Immunsystem
Untertitel
Am Beispiel der Pandemie um SARS-CoV-2
Hochschule
Hamburger Fern-Hochschule
Note
1,0
Jahr
2021
Seiten
18
Katalognummer
V1172355
ISBN (eBook)
9783346590800
ISBN (Buch)
9783346590817
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einfluss, stress, immunsystem, beispiel, pandemie, sars-cov-2
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Der Einfluss von Stress auf das Immunsystem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1172355

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