Ironie aus pragmatischer Sicht

Drei Theorien im Vergleich


Hausarbeit, 2020

12 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsabgrenzung: Was ist verbale Ironie?

3. Ironie als konversationelle Implikatur nach Grice
3.1 Vorteile der Theorie von Grice
3.2 Kritik

4. Ironie als Echo nach Wilson & Sperber
4.1 Vorteile der Echo-Theorie
4.2 Kritik

5. Echo als Pretence nach Clark & Gerrig
5.1. Vorteile der Pretence-Theorie
5.2 Kritik

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Verbale Ironie ist ein gängiges Element der Alltagssprache und dem Großteil der Menschen ein Begriff. Der allgemeine Konsens außerhalb der Wissenschaft ist, dass eine ironische Aussage das Gegenteil davon meint, was der eigentliche propositionale Gehalt der Aussage ist. Pragmatisch gesehen ist verbale Ironie also also eine Form des nicht-wörtlichen Sprechens (Lapp 1992: 12). Der Begriff der Ironie ist jedoch „difficult to pinpoint precisely“ (Garmendia 2018: 1), weshalb Ironie ein beliebter Gegenstand der pragmatischen Forschung ist, diese jedoch gleichermaßen vor eine Herausforderung stellt. Denn, so stellt Edgar Lapp fest, ist die Definition von Ironie als „das Gegenteil von einer Aussage meinen“ bei näherer Analyse nicht zufriedenstellend oder ausreichend, da das Gegenteil einer Äußerung entweder schwer zu etablieren ist oder nicht das semantisch-lexikalische Gegenteil, sondern lediglich etwas anderes gemeint ist als das wörtlich Kommunizierte (Lapp 1992: 13). Die zentralen Problemstellungen für die Pragmatik sind hier zum einen die Frage nach der Definition von Ironie sowie die Prozesse der Konzeption und Rezeption von ironischen Äußerungen. Drei besonders prägende Theorien, die diese Fragen erstmalig zu begründen zu versuchten, sollen in dieser Arbeit vorgestellt werden: Paul Grice (1975) vertritt einen klassischen Ansatz und sieht die Ironie als gemeintes Gegenteil, das durch das Verletzen der Konversationsmaximen und durch konversationelle Implikaturen hervorgerufen wird. Wilson & Sperber (Wilson & Sperber 1981) bauen ihre Theorie zwar auf den von Grice etablierten Grundlagen auf, sahen ihre Konzeption von Ironie als Echo jedoch als eine wesentlich zielführendere Theorie an, da sie behaupten Fragen zu beantworten, die zuvor bei Grice offen geblieben waren. Die Theorie von Clark & Gerrig (Clark & Gerrig 1984) hingegen definiert Ironie als eine Art „Pretence“, also „Vortäuschung“, und stellt eine konkurrierende Ansicht zur Echo-Theorie dar, obwohl die beiden ebenso viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Auf die Erklärung der wesentlichen Merkmale der jeweiligen Theorien wird ein Überblick über die Vorteile des jeweiligen Ansatzes, sowie eine Sammlung der gängigsten Aspekte der Kritik folgen.

Da die Forschungslage in Hinsicht auf die verbale Ironie „äußerst heterogen und kontrovers“ (Lapp 1992: 14) ist, soll diese Arbeit lediglich einen Überblick über die drei populärsten Thesen bieten, die jedoch durchaus stetig modifiziert und weiterentwickelt werden und Anlass für die Entwicklung gänzlich neuer Ansätze geboten haben. Zunächst einmal ist jedoch eine Definition sowie eine genauere Ein- und Abgrenzung des Begriffs „Ironie“ nötig, welche in Abschnitt zwei erfolgt.

2. Begriffsabgrenzung: Was ist verbale Ironie?

Zunächst einmal ist es wichtig festzuhalten, dass Ironie kein reiner Gegenstand der Pragmatik ist. Historisch ist die Ironie als Forschungsgegenstand der Stilistik und der Rhetorik zuzuordnen. Da sich die Pragmatik jedoch mit den zwei Ebenen der Kommunikation - was gesagt wird und was damit gemeint ist - beschäftigt, ist die Ironie auch aus pragmatischer Sicht höchst interessant.

Je häufiger und geläufiger ein Begriff jedoch verwendet wird, desto schwieriger gestaltet sich der Versuch, eine eindeutige Definition festzulegen, die den verschiedenen Auffassungen des Begriffs gerecht wird. Verbale Ironie wird in der Alltagssprache oft mit anderen Formen nicht-wörtlichen Sprechens, wie beispielsweise „parody, satire and, in particular, sarcasm“ (Garmendia 2012: 9) gleichgesetzt. Auch „Spott, Hohn und Häme“ (Lapp 1992: 12) weisen genug ähnliche Merkmale auf, sodass sie leicht mit Ironie verwechselt werden könnten.

Was all diese Beispiele gemeinsam haben ist, dass durch sie etwas ausgedrückt wird, was vom propositionalen Gehalts einer Aussage abweicht. Zwar können in der Alltagssprache die Übergänge zwischen diesen Formen fließend sein, jedoch ist für eine pragmatische Analyse eine klare Abgrenzung eines sprachlichen Phänomens notwendig. Lapp sieht den entscheidenen Aspekt, der Ironie von anderen Ausprägungen des nicht-wörtlichen Sprechens unterscheidet, in der Sprecherintention: „Während Spott, Hohn und Häme andere Menschen direkt treffen soll, tut es die Ironie nur ,verkleidet‘ oder indirekt“ (Lapp 1992: 12). Ähnliches trifft auf den Sarkasmus zu, er ist eine Form, mit der „der Sprecher sich oder andere verletzen und angreifen will“ (Ebd.: 13). Besonders wichtig ist bei nicht-wörtlichen Äußerungen die Variation des Kontextes, die dem Rezipienten Hinweise darauf gibt, was ein Sprecher mit seiner Aussage wirklich meint, wie Lapp durch ein Beispiel verdeutlicht:

"So könnte die Äußerung 'Es wird heiß hier' durch Variation des Kontextes auf mindestens drei Arten nicht-wörtlich verstanden werden: metaphorisch, wenn sich ein Streit anbahnt; als indirekter Sprechakt, wenn der Sprecher dem Hörer zu verstehen geben will, dass er möchte, dass dieser die Heizung abstellt; oder ironisch, wenn er darauf anspielt, dass die Raumtemperatur zu niedrig ist." (Lapp 1992: 11f)

Die letzte Variante, in der die Sprecheraussage „Es wird heiß hier“ das genaue Gegenteil kommunizieren soll, ist ein Beispiel der Ironie nach dem klassischen Verständnis. Lapp ergänzt diese Konzeption um den Aspekt, dass Sprecher oft nicht das Gegenteil, sondern lediglich „etwas anderes zum Ausdruck bringen wollen“ (Lapp 1992: 11). Der Aspekt der konträren Bedeutung reicht also nicht als Definition aus. Diese Problematik, die die Pragmatik zu lösen versucht, wurde bereits in der Einleitung grob umrissen. Was jedoch die kommunikative Funktion von Ironie ist und wie diese erfolgreich durchgeführt wird, benötigt eine tiefere Analyse.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Ironie aus pragmatischer Sicht
Untertitel
Drei Theorien im Vergleich
Hochschule
Universität zu Köln  (Institut für deutsche Sprache und Literatur 1)
Veranstaltung
Semantik/ Pragmatik
Note
2,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
12
Katalognummer
V1172377
ISBN (eBook)
9783346590718
ISBN (Buch)
9783346590725
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ironie, sicht, drei, theorien, vergleich
Arbeit zitieren
Katharina Spreier (Autor:in), 2020, Ironie aus pragmatischer Sicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1172377

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