Diese Arbeit ist das Ergebnis eines langen Prozesses in der Beschäftigung mit den Thesen und Werken von John Cage. Mein Verständnis von Musik und Kunst wurde dadurch maßgeblich beeinflusst und verändert. An diesem Punkt und bei einer akademischen Arbeit ist wohl zu allererst den Menschen zu danken, die mich zu diesem Thema brachten.
Somit ist diese Arbeit nicht nur eine Arbeit über einige Begriffe, mit denen man dem Werk von John Cage näher kommen kann, sondern auch eine Arbeit über den Prozess der Verschiebung von allzu vertraut gewordenen Begrifflichkeiten, von denen man glaubt, dass man sie auch John Cage aufzwingen könnte. Dass man es letztlich nicht kann und immer wieder Korrekturen oder auch nur Veränderungen in der Form des Schreibens vornehmen muss, ist das zweite Ergebnis, das diese Arbeit präsentieren möchte. Die Frage, die dabei im Mittelpunkt steht, ist natürlich die Frage danach, ob und wie man John Cage in einer europäischen Avantgarde verorten könnte. Beantwortet man diese Frage wiederum zögerlich oder gar verneinend, muss man sich viele weitere Fragen stellen, wie zum Beispiel die Frage danach, wie man,
falls John Cage eben auf die eine oder andere Weise aus einem europäischen Kontext heraus fällt, über ihn sprechen sollte. Stürzen die Mauern der westlichen Wissenschaft ein, wenn man sich mit fernöstlichen „Weisheiten“ und ebensolchen Fragestellungen beschäftigt, oder verändern sie sich nur und werden letztlich
stabiler, weil sie etwas integrieren, das bisher oftmals verdrängt wurde?
Die Frage ist, ob ich hier eine Arbeit über John Cage geschrieben habe, oder ob mir John Cage Anleitung dazu war, den Wissenschafts- und Kunstbegriff mit seiner Hilfe zu verschieben.
Sie soll beides sein: sie soll zeigen, auf welche Probleme man stößt, wenn man mit einem Künstler arbeitet, der nur schwer in einen akademischen Kontext gestellt werden kann. Zugleich bin ich aber der Meinung, dass man mit Hilfe der Begrifflichkeiten und Reflexionen deutlicher sehen kann, was die Bedeutung von John Cage ausmachen könnte. So sollen die vorliegenden Ausführungen auch eine Art theoretischer Brille sein, mit deren Hilfe man gewisse Aspekte im Schaffen von John Cage deutlicher und schärfer wahrnehmen kann.
Inhaltsverzeichnis
- DANKSAGUNGEN
- 1. EINLEITUNG
- 1.1. Vorwort
- 1.2. Unterwegs zu John Cage
- 2. THEORETISCHE GRUNDLEGUNGEN
- 2.1. Theorie des Begehrens
- 2.2. Intermedialität
- 2.3. Unruhe und synchroner Schnitt
- 2.4. Rhizom und Bricolage
- 2.5.,,Empty Words\" - ein Rhizom?
- 2.6. Autoren vs. Diskurse
- 2.7. Francois Jullien
- 2.8. Überleitung
- 3. FASSUNG DER BEGRIFFE STILLE, WERK, ZUFALL, Leben
- 3.1. Stille
- 3.1.1. FRANCOIS JULLIEN
- 3.1.2. I-GING
- 3.1.3. TON UND KLANG
- 3.2. Werk
- 3.2.1. DIE FRAGE DER PERFORMANZ
- 3.2.2. NIETZSCHE UND METZGER ÜBER CAGE
- 3.2.3. DERRIDA UND DAS,, THEATER DER GRAUSAMKEIT\"\
- 3.2.4. INTENTION UND ZUFALL
- 3.3. Leben
- 4. EXEMPLARISCHE UNTERSUCHUNGEN
- 4.1. Vorbemerkungen
- 4.2.,,4:33\"\
- 4.2.1. EINE ANNÄHERUNG
- 4.2.2. DAS BLACK MOUNTAIN COLLEGE
- 4.2.3. THEORETISCHE ÜBERLEGUNGEN
- 4.2.4. DIE AUFFÜHRUNGSPRAXIS
- 4.2.5. DIE EIGENE STILLE?
- 4.2.6. STRUKTUR, ZEITLICHKEIT, RÄUMLICHKEIT
- 4.3.,,Untitled Event\"\
- 4.3.1.VORBEMERKUNGEN
- 4.3.2. EINE ANNÄHERUNG
- 4.3.3. ARTAUD UND FUTURISMUS
- 4.3.4. ÜBERLEGUNGEN
- 5. FRAGESTELLUNGEN ZUM THEORIE- UND KUNSTBEGRIFF
- 5.1. Die Anwendbarkeit der Theorie
- 5.2. Der Kunstbegriff
- 6. UNTERWEGS MIT JOHN CAGE
- LITERATUR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem Werk von John Cage aus einer intermedialen Perspektive. Im Zentrum stehen die Begriffe Stille, Werk, Zufall und Leben. Die Arbeit untersucht, wie diese Begriffe in Cages Werk und Denken zum Tragen kommen und welche Bedeutung sie für ein Verständnis seiner Kunst haben. Die Arbeit möchte einen Beitrag zum Diskurs über John Cage liefern, der sich nicht nur auf die musikalischen Aspekte seiner Arbeit konzentriert, sondern auch die intermedialen Verbindungen zu anderen Kunstformen, Philosophie und Kulturtheorie beleuchtet.
- Intermedialität und die Überwindung von Disziplingrenzen
- Die Rolle von Stille und Zufall in Cages Werk
- Die Relevanz des Begriffs „Werk“ in einer intermedialen Perspektive
- Die Verbindung von Kunst und Leben in Cages Denken
- John Cage im Kontext der europäischen Avantgarde
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz von John Cage für die heutige Kunst und Kultur beleuchtet. Im zweiten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen der Arbeit erläutert, darunter die Theorie des Begehrens, Intermedialität, Rhizom und Bricolage. Der dritte Teil beschäftigt sich mit der Bedeutung der Begriffe Stille, Werk, Zufall und Leben in Cages Werk. Im vierten Kapitel werden exemplarische Untersuchungen zu zwei zentralen Werken Cages durchgeführt: „4:33“ und „Untitled Event“. Das fünfte Kapitel widmet sich der Frage nach der Anwendbarkeit der Theorie auf Cages Werk und dem Kunstbegriff im Allgemeinen. Die Arbeit schließt mit einem Ausblick auf die weitere Bedeutung von John Cage für die zeitgenössische Kunst.
Schlüsselwörter
John Cage, Stille, Werk, Zufall, Leben, Intermedialität, Avantgarde, Rhizom, Bricolage, Francois Jullien, „4:33“, „Untitled Event“, Performance, Kunstbegriff.
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- Mag. Markus Stegmayr (Author), 2008, Am Nullpunkt der Kunst? - John Cage aus intermedialer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117257