Das Leipziger Konzertleben

Von den Anfängen bis zum Gewandhaussaal 1781


Seminararbeit, 2008

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

0. Einleitung

1. Das klingende Leipzig – Frühe Entfaltung
1.1 Von der Gründung der Stadt und ihrer wirtschaftlichen, geografischen und kulturellen Vorzüge
1.2 Das Musikleben seit der Stadtgründung
1.3 Erste Festangestellte Musiker: Die Stadtpfeiffer

2. Musik in Leipzig nach 1648 und erste „Musikgesellschaften“
2.1 Öffentliches Musizieren
2.2 Collegia Musica
2.2.1 Georg Philipp Telemann
2.2.2 Johann Sebastian Bach

3. Das „Große Concert“
3.1 Die Kaufmannskonzerte
3.2 Johann Adam Hiller
3.3 Die Musikübende Gesellschaft

4. Das Gewandhaus 1781 – Neues Zentrum der Musik

5. Schlussbetrachtungen

Literatur

0. Einleitung

Diese Hausarbeit handelt vom Konzertleben Leipzigs und bezieht sich auf den Zeitraum seit der Stadtgründung bis zum Bau des Gewandhaussaals im Jahre 1781.

Ich beginne mit der Stadtgründung und dem sich entwickelnden Musikleben, sei es durch die Kirche, die Universität, den Stadtrat oder den privaten Bereich, weil genau diese verschiedenen Einrichtungen das sich später entwickelnde Konzertleben enorm beeinflusst, wenn nicht sogar erst hervorgebracht haben.

Dabei gehe ich auf die ersten Festangestellten Musiker, wie die Stadtpfeiffer und Kunstgeiger, ein, die den Anfang einer organisierten Musikausübung zur Unterhaltung der Massen und Repräsentation der Stadt bilden, wie es sie vorher nicht gab.

Weiterhin werde ich über die Studenten berichten, die sich in so genannten Collegia Musica zusammenfinden. Dabei sind es immer auch Persönlichkeiten, die mit ihrem Einsatz Neues hervorbringen. Ich werde im Besonderen auf Georg Phillip Telemann, Johann Sebastian Bach und Adam Hiller eingehen, womit die Bedeutung Anderer aber nicht herabgesetzt werden soll.

Das „Große Concert“ bildet den Höhepunkt meiner Hausarbeit, weil es die Vollendung des Konzertwesens bedeutet.

Zum Schluss werde ich einen kurzen Ausblick über die Weiterentwicklung der Gewandhauskonzerte geben und abschließend noch einmal alle wesentlichen Punkte aufführen, die zur Entwicklung des Konzertes und somit natürlich auch zu einem Konzert-Leben geführt haben.

Leider kann ich nur sehr oberflächlich auf die einzelnen Entwicklungen/Strömungen eingehen; die komplette Entwicklungsgeschichte des Konzerts und speziell die des Konzertlebens in Leipzig in Gänze darzustellen, würde den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen.

Deswegen hoffe ich, dass beim Lesen dieser Arbeit folgendes Zitat von Kurt Masur hilfreich sein kann, weil es bereits das Wesentliche über die Musiker, das Orchester und die Wahl des Konzertsaals ausdrückt:

„Wer zwischen den Zeilen lesen kann, wird erkennen, dass in den zurückliegenden Jahrhunderten bis heute durch die ständig wachsende Bedeutung und Ausstrahlungskraft dieses Orchesters immer Menschen, ausführende wie zuhörende, bereit waren, ihr Leben mit diesem Klangkörper zu verbinden.“[1]

1. Das Klingende Leipzig – Frühe Entfaltung

1.1 Von der Gründung der Stadt und ihrer wirtschaftlichen, geografischen und kulturellen Vorzüge

Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Leipzig finden sich Spuren einer früheren Besiedelung, die weit über 4000 Jahre alt sind. Seit dem 7. Jahrhundert ist dieser mitteldeutsche Raum Durchzugsgebiet wandernder Germanenvölker gewesen. In dieser Zeit entstehen erste Ansiedlungen von Slawen im Zusammenfluss von Elster und Parthe. Sie nennen diese Siedlung „Lipzi“[2] – altsorbisch für Linde. Die erste Erwähnung der „urbs Libzi“ findet man in der Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg. Otto der Reiche verlieh der Stadt im Jahre 1165 das Stadtrecht und das Marktprivileg[3], weshalb dieses Jahr allgemein als Gründerjahr Leipzigs gilt.

Besonders begünstigt hat die geografische Lage Leipzigs den wirtschaftlichen und kulturellen Aufstieg der Stadt; sie lag direkt an der Kreuzung zweier Handelsstraßen: Via Regia (die von Rheinland nach Osteuropa führte) und Via Imperii (von Italien zur Ostsee).

1190 wurden die Ostermärkte und die Michaelismärkte durch den Markgrafen Otto von Meißen bestätigt und später durch den Neujahrsmarkt erweitert. Kaiser Maximilian I. erhob diese Jahrmärkte 1497 zu Reichsmessen, was bedeutete, dass im Umkreis von etwa 115 km keine andere Stadt das Recht hatte, Messen abzuhalten. Damit war Leipzig ein ganz wichtiger Ort für den internationalen Handel.

Es ist nur allzu verständlich, dass an Orten, wo viele Menschen aus unterschiedlichsten Gebieten aufeinander treffen, auch verschiedene Kulturen zusammen finden. Fahrende Spielleute gaben ihre Volksweisen zum Besten, nahmen Neues aus Leipzig auf und trugen es auf ihren Reisen weiter.[4]

1.2 Musikleben seit der Stadtgründung

Es lässt sich aufgrund der fehlenden Quellen nur schwer beweisen, dass schon kurz nach der Gründung der Stadt Leipzig ein reges Musikleben statt fand. Man sollte deshalb jedoch nicht denken, dass sich das Kunstleben in den ersten Jahrhunderten nur spärlich und zögernd entwickelt hat. Einige wenige dokumentarische Notizen belegen Folgendes: Im Jahre 1200 wird ein Spielmann namens Wilhelm als Gewerbetreibender urkundlich genannt. Der Minnesänger Heinrich von Morungen erhielt 1213 lebenslanges Wohnrecht im Leipziger Thomaskloster und für 1389 kann die erste Orgel in der Thomaskirche durch eine Aktennotiz bezeugt werden.

Man kann also festhalten, dass neben den fahrenden Spielleuten seit 1200 auch verschiedene Persönlichkeiten Leipzigs sowie das Thomaskloster für die Musikpflege im Mittelalter gesorgt haben. Die Klosterschüler wurden im gregorianischen Gesang geschult und Thidericus wird 1295 als erster Leiter einer solchen Schule genannt.[5]

Dass in Leipzig, wie auch andernorts, alle Volksfeste, z.B. Winteraustreiben, Fastnacht, Johannisfest, vorweihnachtliche Umzüge usw. mit Liedern und Tänzen verbunden waren, kann man mit Sicherheit annehmen. Die Musik durchdrang viele Lebensbereiche des mittelalterlichen Stadtbürgers, doch wird wie zur damaligen Zeit üblich, eine strenge Trennung zwischen den einzelnen Schichten und Ständen spürbar gewesen sein.

Mit der Gründung der Universität in Leipzig 1409 werden noch mehr Veranstaltungen, wie Singmessen oder Jahrgedächtnisse, musikalisch ausgeschmückt. Es gab auch eine Artistenfakultät, in der über Musik gelesen wurde[6]. Viele Leipziger Studenten wirkten über die Jahrhunderte hinweg als Instrumentalisten oder Sänger bei kirchenmusikalischen Aufführungen und offiziellen Anlässen mit. Sie gestalteten Ständchen und Nachtmusiken, betrieben Hausmusik und bereicherten das gesellige Leben.

Seit 1471 sind die besten auswärtigen Musiker in den Leipziger Stadtrechnungen nachgewiesen. Sie kamen wohl vorwiegend zu den Märkten, musizierten vor dem Rat und erhielten von diesem entweder etwas Geld oder zu Essen und zu Trinken.

1.3 Erste Festangestellte Musiker: Die Stadtpfeiffer

Die reicheren Bürger Leipzigs drängten seit dem 15. Jahrhundert immer stärker nach musikalischer Repräsentation, sei es für eine prächtige Hochzeit oder beim Besuch hoher Gäste.

Wurden diese Aufgaben anfangs noch fahrenden Spielleuten übertragen oder gastweise verpflichtete Musiker angeheuert, so kam der Rat 1479 zu folgender Regelung: „Anno 1479 hat der Rat der Stadt zur Ergötzung Stadtpfeiffer angenommen…“[7] Am 10.07. diesen Jahres wurde Meister Hans Nagel mit zwei Söhnen zu diesem Dienst verpflichtet. Später kam noch ein Vierter hinzu und 1609 wurden diese durch drei Kunstgeiger erweitert.

Die Musiker sollten bei den Einwohnern und natürlich besonders den Besuchern den Eindruck einer musenfrohen Stadt fördern. Der Pfeiferstuhl im Festsaal des alten Rathauses und der Bläserbalkon von 1599 am Turm des Gebäudes erinnern noch heute an die Wirksamkeit der Stadtpfeiffer. Von dort blies man seit 1599 immer zweimal am Tag mit Zinken und Posaunen; bis 1861 blieb Leipzig dieses Ritual erhalten.

Das Gehalt der beamteten Stadtpfeiffer war offensichtlich sehr gering bemessen, weil sie den größten Teil ihres Unterhalts bei Hochzeiten, Doktoraten und anderen Festlichkeiten einspielten.[8] So trugen also die Bürger die meisten Kosten für die Stadtpfeiffer.

Die Ratsmusiker hatten gewisse Privilegien, weshalb in der Stadtchronik (J. Vogel) von vielen Zwistigkeiten zwischen ihnen und den nicht privilegierten Musikern bis in das 18. Jahrhundert hinein zu lesen ist.

Besonders bekannt sind die zwei Stadtpfeiffer Johann Christoph Pezel (1639 – 1694) und Johann Gottfried Reiche (1667 – 1734), die, wie alle Stadtpfeiffer, mehrere Instrumente spielen konnten und zudem als Virtuosen des Clarinblasens (der hohen Trompete) galten.

Leipziger Musikanten außer der Stadtpfeiffer waren Trommler und Pfeiffer in der Stadt, Lautenspieler und Lautenmacher sowie die schon erwähnten Spielleute vor der Stadtmauer.

Meiner Meinung nach ist für die Entwicklung des Musiklebens in Leipzig und den Ruf Leipzigs als Musikstadt der seit dem 16. Jahrhundert entstehende Buch- und Notendruck und die sich damit entfaltenden Tätigkeiten von Verlegern und Musikalienhandel, die sicherlich durch die zentrale Lage Leipzigs, den Messen und der Universität angelockt worden sind, ganz entscheidend.

[...]


[1] Johannes Forner (Hrsg.): Die Gewandhauskonzerte zu Leipzig, S. 2

[2] Man findet in der Literatur auch den Begriff „Lipsk“ für Lindenort

[3] Das Marktprivileg war die Erlaubnis, einen regelmäßigen Markt auf einem bestimmten Platz abzuhalten, der dann unter Marktfrieden, einem besonderen geltenden Recht, stand. Meist wurde dieses Privileg mit dem Stadtrecht verliehen.

[4] Vgl. Rudolf Wustmann: Musikgeschichte Leipzigs Band I – Auf den Seiten 5 und 6 wird anschaulich vom Lied von der Frau von Weißenburg berichtet, welches sich in mündlicher und schriftlicher Überlieferung weit über die Grenzen Deutschlands verbreitet hat.

[5] Vgl. Rudolf Wustmann: Musikgeschichte Leipzigs Band I, S. 8

[6] Vgl. ebenda S. 25 f.

[7] Johann Jacob Vogel: Leipzigisches Geschicht-Buch oder Annales

[8] Vgl. Rudolf Wustmann: Musikgeschichte Leipzigs Band I – Auf den Seiten 31 ff., 158 ff. wird besonders auf die finanzielle Lage der Stadtpfeiffer und die Ausgaben des Rates für Instrumente etc. eingegangen.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Das Leipziger Konzertleben
Untertitel
Von den Anfängen bis zum Gewandhaussaal 1781
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Musikwissenschaft)
Veranstaltung
Public Sphere - Die Entstehung musikalischer Öffentlichkeit
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
15
Katalognummer
V117276
ISBN (eBook)
9783640197286
ISBN (Buch)
9783640205226
Dateigröße
419 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Leipziger, Konzertleben, Public, Sphere, Entstehung, Collegia musica, Stadtpfeifer
Arbeit zitieren
Marie-Christin Heene (Autor:in), 2008, Das Leipziger Konzertleben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117276

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