Journalistische Recherche - Theoretische und praktische Aspekte


Hausarbeit, 2001

28 Seiten, Note: befriedigend


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0 Einleitung

1 Theorie
1.1 Einführung zum Begriff
1.2 Allgemeiner Ablauf einer Recherche
1.3 Dimensionen der Recherche
1.4 Recherchiermethoden
1.5 Recherchemittel

2 Praxis
2.1. Einführende Gedanken
2.2 Analyse
2.2.1 Formale Struktur
2.2.2 Quantitative und qualitative Betrachtung
2.2.2.1 Einführende Worte
2.2.2.2 Erstes Buch
2.2.2.3 Zweites Buch
2.2.2.4 Drittes Buch
2.2.2.5 Viertes Buch
2.3 Zusammenfassung des Praktischen Teils

3 Fazit

Bibliographie

Anhang

0 Einleitung

Wir haben unsere Arbeit über die journalistische Recherche in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil werden wir uns mit den theoretischen Aspekten der Recherche grundsätzlich auseinandersetzen. Wir werden hierbei vor allem auf Recherchemethoden[1], Recherchemittel, eventuelle Probleme beim Recherchieren und die qualitativen Merkmalen der Recherche eingehen.

Des weiteren werden wir versuchen, im praktischen Teil nachzuweisen, dass die journalistische Recherche in Medienangeboten einen wichtigen Bestandteil darstellt. Deshalb werden wir an Hand der lokalen Zeitung „Freies Wort“ eine Analyse von Recherchemethoden[2] durchführen.

1 Theorie

1.1 Einführung zum Begriff

Der Begriff der Recherche stammt ursprünglich aus dem Lateinischen. Später wurde der Wortstamm in das Französische übernommen. Dies spiegelt sich in den Wortstämmen der Verben „chercher“ wieder, was soviel bedeutet wie „suchen“ und „rechercher“, was bedeutet „wieder suchen“. Der Wortstamm hat Einzug ins Spanische, Italienische und in viele weitere Sprachen gefunden. Die Bedeutung im Sinne des „Suchens“ aus bereits recherchiertem Material wird vor allem in der Dokumentation und Publikation von Informationen genutzt. Die Bedeutung im Sinne des „Nachforschens“ hingegen wird in der Literaturarbeit gebraucht, dort haben sich die Literaturrecherche, beziehungsweise die wissenschaftliche Recherche als Begriffe manifestiert.[3]

Die Recherche bezeichnet sowohl die Tätigkeit, als auch das Ergebnis dieser Tätigkeit. Die Tätigkeit kann die Standortermittlung bibliographisch bekannten Materials oder die Ermittlung bestimmter Fakten und Informationen sein. Sie ist eine systematische, bewusste und zielgerichtete Forschungstätigkeit, die die Benutzung von bestimmten Recherchemitteln und – methoden voraussetzt. Auf die einzelnen Mittel und Methoden werden wir später näher eingehen und sie umfassend erläutern.

1.2 Allgemeiner Ablauf einer Recherche

Vorab gilt es zu klären, wie ein möglicher journalistischer Rechercheablauf aussehen könnte. Zu bemerken ist, dass es sich lediglich um einen groben Ablaufplan handelt, der als eine Möglichkeit betrachtet werden kann. Es exsistiert kein allgemeingültiger Weg; lediglich ein roter Faden kann hierbei gegeben werden. Dieser Weg ist wiederum abhängig von den individuellen Entscheidungen des einzelnen Rechercheurs und von der entsprechenden journalistischen Situation.

Am Anfang einer journalistischen Recherche steht das Thema, über welches der Journalist berichten wird. Hierbei sollte sich der Journalist Klarheit über das Ausmaß und den Zweck seiner Recherche verschaffen und sie dahingehend eingrenzen. Eine durchdachte und präzise Vorarbeit ermöglicht einen störungsfreieren Ablauf der folgenden Rechercheschritte. Es ist von Nutzen, dabei bereits im Vorfeld auf eventuelle Wünsche und Forderungen der entsprechenden Parteien oder der Auftrageber einzugehen, um möglichen späteren Differenzen vorzubeugen.

Zu Beginn der eigentlichen Recherche sollte sich der Verantwortliche für einen bestimmten Rechercheweg entscheiden, damit eventuell benötigte Recherchemittel rechtzeitig bereitgestellt werden können.[4]

Zur Durchführung einer Recherche ist es hilfreich folgendes zu beachten:

- Bereits gesammeltes Material hinsichtlich Relevanz und Hierarchie sichten und beurteilen.
- Gegebenfalls die Gliederung in einzelne Teile vornehmen, beispielsweise Literaturzusammenstellungen und Reproduktionen.
- Den Umfang und die Proportionen der Recherche eindeutig vorab festlegen.

Am Ende jeder Recherche ist es günstig, die gefundenen Ergebnisse zusammen zu fassen, sie gegebenenfalls zu überprüfen und wiederholt zu besprechen, um sie für die redaktionelle Bearbeitung vorzubereiten.

Zur Durchführung der Recherche kann sich der Journalist bestimmter Methoden[5] bedienen.

1.3 Dimensionen der Recherche

Mi den nun folgenden Dimensionen der Recherche kann der Journalist den Wünschen der Rezipienten entsprechen.

Die Relevanz ist eine Dimension der Recherche. Dabei sollte die Informationen über den Sachverhalt so speziell wie nötig und so allgemein wie möglich gehalten sein. Für den Leser ist es entscheidend, dass er sich in „seinem“ Medium wiederfindet.[6]

Ein weitere Dimension journalistischer Recherche ist die Gültigkeit der Aussagen. Denn: „Im weiteren Sinne ist es [die Recherche] ein Verfahren zur adäquaten Abbildung realer, d.h. sinnlich wahrgenommener Wirklichkeit mit den Mitteln der Sprache. “[7] Das bedeutet für den Rechercheur, dass er versucht sein sollte mit den Mitteln seines Mediums den Sachverhalten auf den Grund zu gehen und somit seine recherchierten Informationen dem Rezipienten wahrheitsgetreu zugänglich zu machen. Hierin liegt die öffentliche Verantwortung des einzelnen Journalisten, keine Halbwahrheiten zu veröffentlichen, da es nicht gerade von Professionalität zeugt “[...] unzureichend recherchierte Beiträge dem Leser vorzusetzen.“[8] Das heißt aber auch das der Journalist darauf bedacht sein sollte, seine Recherche nicht ausufern zu lassen. Die Recherche ist nicht dann beendet, wenn der Journalist alles weiß, sondern wenn er alle relevanten Informationen und Fakten für seinen Leser zusammengetragen hat.[9]

Weiterhin sollte der Journalist darauf achten, dass die Recherche eine gewisse Informationsdichte beinhaltet und dass zwischen den einzelnen Geschehnissen ein logischer Sinnzusammenhang hergestellt wird. Mit der Erfüllung dieser Parameter sorgt der Rechercheur dafür, dass der Beitrag umfassend und verständlich ist.[10]

Nun gilt es festzustellen, ob die Informationen des Artikels erklärend sind, das heißt, ob sie auch einen Sinn für den Rezipienten ergeben. Mit der Frage nach dem „Warum?“ schafft der Journalist Aufklärung für den Leser.[11]

Wenn der Informationssuchende die vier Dimensionen der Recherche, also die Relevanz, die Gültigkeit , die Erweiterung und den Sinn erfüllt, hat er „[...] ein profundes Bild über den jeweiligen Sachverhalt [ge]geben[...].“[12]

1.4 Recherchiermethoden

Warum sollte die Recherche eigentlich auf bestimmten Methoden basieren? Diese Frage bedarf einer näheren Klärung.

Eine Methode ist ein wissenschaftliches und folgerichtiges Verfahren. Die Verwendung einer Methode kann dem Suchenden (dem Journalisten) die Arbeit erleichtern. Das „Recherchieren [..] im engeren Sinne ein Verfahren zur Beschaffung und Beurteilung von Aussagen, die ohne dieses Verfahren nicht preisgegeben, also nicht publik würden.“[13] Auf diese Verfahren werden wir im Folgenden eingehen.

Beim Recherchieren besteht stets die Gefahr, sich im Thema zu verlieren und die konkreten Zielsetzungen dabei zu vernachlässigen. Je tiefer der Rechercheur auf einem Gebiet vordringt, desto unübersichtlicher, komplexer und unsystematischer können sich die Informationen gestalten. Daher ist es für ihn ratsam, sich an bestimmte Methoden zu halten.

„[Die Recherche] kann durchaus auch zu einem anderen Ergebnis führen, als [...] von vorn herein beabsichtigt [war], [da] Recherche ja letztendlich [das] Verifizieren ist.“[14] So sollte man den Begriff der Recherche nicht einschränken. Es ist aber hingegen korrekt, einen Großteil der Recherche darauf zu beschränken, Texte und Informationen zu überprüfen. Die Quellen werden hierbei auf Wahrheit, Zuverlässigkeit und Korrektheit examiniert. Nützlich bei dieser Arbeit können Kontrollfragen sein: Aus welcher Quelle stammt die Information? Ist die Quelle im vorliegenden Material genannt? Ist der Urheber genannt? Durch wen oder was ist Zuverlässigkeit der Quelle gegeben?[15] Je objektiver und neutraler eine bestimmte Aussage zu einem Ereignis oder zu einem Sachverhalt steht, desto eher kann der Journalist dieser Quelle Vertrauen schenken. Von tendenziösen Meinungen und Stimmungslagen sollte er sich ein Grundgerüst bauen, welches dann nachfolgend mit Wahrheit gefüllt werden sollte.[16]

Eine weitere und sehr effektive Methoden der Recherche ist das Vervollständigen[17]. Diese Methode findet sehr häufig Anwendung: „Wenn man ohnehin dort [die zu überprüfende Informationsstelle] anruft und sich erkundigt, dann stellt man in der Regel auch weitere Hintergrundfragen.“[18] Die Motive, diese Methode anzuwenden könne unterschiedlicher Natur sein; der Rechercheur möchte beispielsweise mehr über ein bestimmtes Thema erfahren. Dabei sollte er darauf achten, seine Nachforschungen möglichst zu begrenzen, damit der Leser anschließend nicht in einem Meer von Informationen ertrinkt.

„Stimmt es tatsächlich, dass...?“ Mit dieser Überprüfungsfrage sollte der Rechercheur die Thesenkontrolle beginnen. Sie stellt eine weiter Methode dar. Mit der Fragestellung: „Warum kam es dazu, dass...?“ sollte der Rechercheur versuchen, eine begründende Erklärung zu finden.[19]

Eine andere Methode ist die Rekonstruktionsrecherche.[20] Hierbei existieren zwei unterschiedliche Ausgangspunkte. Zum einen ist es wichtig, die Vorgeschichte zu klären („Wie kam es dazu?“). Zum anderen gilt es zu ergründen, welche Version der zu beschreibenden Geschichte der Wahrheit entspricht. Die Schwierigkeit besteht dabei in der Verschiedenartigkeit der Sichtweisen, die unter Umständen auch absolut kontrovers sein können. Der Rechercheur versucht in seiner Arbeit durch langsames Annähern die wirkliche Version herauszufiltern. „Der Anglizismus `investigativer Journalismus´ lässt sich im Sinne von ermittelnd, aufdeckend, enthüllend und nachforschend übersetzen. Ein wesentliches Kennzeichen ist die aufdeckende Recherche, mit der die Presse[...] aus eigener Initiative Informationen aufspürt.“[21] Die Rechercheure bewegen sich hierbei des öfteren an der Grenze des Erlaubten. „Der investigative Journalismus findet im Lokalen [...] kaum statt. Einfach weil nicht jeden Tag in der Stadt [...] irgendwelche Skandale und Unglaublichkeiten geschehen.“[22]. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass es im Lokalen nicht auch Themen gibt, die aufgedeckt werden wollen. Entscheidend hierbei ist vor allem die Motivation des einzelnen Journalisten und die Erwartungshaltung der Leserschaft. Genauere Klärung findet dieser Sachverhalt im praktischen Teil unserer Hausarbeit.

Die Vor-Ort-Recherche[23] ist dadurch geprägt, dass sie einen sehr schildernden und reportagenhaften Stil zum Ergebnis hat. Die Recherche zu einem Ereignis oder zu einem Sachverhalt findet hierbei direkt am Ort des Geschehens statt. Der Zeitpunkt des Ereignisses liegt dabei meist im Präteritum. Es gilt, am Ort des Geschehens, die Zusammenhänge und Sachverhalte zu ergründen, sich mit entsprechenden Instanzen auseinander zusetzen und so dem Leser ein unmittelbares Bild des Geschehens nahe zu bringen. „Die Vor-Ort-Recherche wird eigentlich nur bei größeren Komplexen und hintergründigen Dingen verwendet.“[24] Denn sie ist ein aufwendiges Verfahren und sie nimmt viel Zeit in Anspruch. Zeit, die der Journalist oft nicht hat. Vor allem im Tagesgeschäft ist er sehr starken zeitlichen Schranken unterworfen.[25] Es sollte nach Möglichkeit ein Kompromiss zwischen gründlicher Recherche und dem Zeitfaktor gefunden werden.

Letztendlich liegt es in der Entscheidungsgewalt des Rechercheurs, ob und in welchem Ausmaß er die soeben beschriebenen Verfahren anwendet. Ziel sollte es sein, Medienangebote zu schaffen, die den Leser interessieren und die Intention der jeweiligen Zeitung untermauern, denn nicht jeder Artikel passt in jede Zeitung. Dem zufolge sollte jeder Beitrag so austariert sein, dass er sich problemlos in das Erscheinungsbild des Mediums einfügt, ansonsten würde er die geistige Einheit sprengen und als Fremdkörper vom Leser identifiziert werden.

1.5 Recherchemittel

Nicht nur das Wissen um bestimmte Rechercheverfahren ist notwendig, um eine erfolgreiche Recherche durchführen zu können, sondern auch die Verfügbarkeit bestimmter Hilfsmittel ist eine wichtige Vorraussetzung. Der Rechercheur benötigt den Zugang zu zum Teil verschlossenen Information. Er bedient sich dabei sowohl technischer als auch informeller Hilfsmittel, die zur Durchführung einer zügigen und präzisen Recherche zwingend notwendig sind.

[...]


[1] Recherchemethoden und Rechercheverfahren werden in dieser Arbeit als Synonyme verwendet.

[2] Auf diese Methoden werden wir im Teil Recherchemethoden ausführlich eingehen.

[3] Vgl. Schmoll 1967, S. 7.

[4] An dieser Stelle soll nicht weiterführend auf Recherchemittel eingegangen werden, da es im Folgenden noch einmal Bestandteil unserer Überlegungen sein wird.

[5] Auf mögliche Methoden wird im folgenden Kapitel näher eingegangen.

[6] Vgl. Haller 1991, S. 20.

[7] Haller 1991, S. 215

[8] Bangert 2001, Anhang S. 3

[9] Vgl. Haller 1991, S. 21.

[10] Vgl. Haller 1991, S. 24-27

[11] Vgl. Haller 1991, S. 27.

[12] Bangert 2001, Anhang S. 5

[13] Haller 1991, S. 215.

[14] Bangert 2001, Anhang S. 2.

[15] Vgl. Haller 1991, S. 55.

[16] Vgl. Bangert 2001, Anhang S.2.

[17] Vgl. Haller 1991, S. 58.

[18] Bangert 2001,. Anhang S. 1.

[19] Vgl. Haller 1991, S. 62.

[20] Vgl. Haller 1991, S. 64.

[21] Janisch 1998, S. 31.

[22] Vgl. Bangert 2001, Anhang S.4.

[23] Vgl. Haller 1991, S. 86

[24] Bangert 2001, Anhang S. 3.

[25] Vgl. Bangert 2001, Anhang S. 3.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Journalistische Recherche - Theoretische und praktische Aspekte
Hochschule
Technische Universität Ilmenau  (Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften)
Veranstaltung
Medientheorie/Mediensoziologie III Thema: Medienangebote
Note
befriedigend
Autoren
Jahr
2001
Seiten
28
Katalognummer
V11733
ISBN (eBook)
9783638178044
ISBN (Buch)
9783638723114
Dateigröße
497 KB
Sprache
Deutsch
Arbeit zitieren
Dipl.-Medienwiss. Thomas Guttsche (Autor:in)Stephanie Sieburg (Autor:in), 2001, Journalistische Recherche - Theoretische und praktische Aspekte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11733

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