Schule als diversitätssensible Bildungsinstitution. Durch welche spezifischen Maßnahmen lässt sich Diversitätssensibilität in deutschen Schulen fördern?


Hausarbeit, 2021

18 Seiten, Note: 2,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Diversität

3. Schule als diversitätssensible Bildungsinstitution
3.1 Akteure
3.2 Spezifische Maßnahmen zur Förderung
3.3 Diversitäts-Dilemma

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Schulen werden vielfältiger und die Klassenräume heterogener. Damit steigen die Anforderungen an die Schule. Konflikte lassen sich nicht immer ver­meiden. Umso wichtiger ist es, Chancengerechtig­keit zu fördern, Diskriminierungen zu verhindern und Antidiskriminierung als Bildungsziel zu verankern1“.

Die Bildungsinstitution Schule steht in Deutschland großen Herausforderungen gegenüber. Immer mehr aufkeimende rechtsradikale bis rechtsextreme Tendenzen, sowie lesben-, schwulen-, bi- und transsexuelle Diskriminierungen und weitere Diskriminierungen jeglicher Art von Gesellschaftsgruppen und Individuen, sind nicht nur gesamtgesellschaftliche Diskurse, sondern auch Herausforderungen für deutsche Schule. Einer Etablierung gesellschaftlicher Diversität stehen manche Menschen noch immer skeptisch gegenüber bzw. sehen es als Angriff auf ihre eigene Kultur oder Lebensweisen. Aktueller denn je sind Bewegungen der LGBTQIA+-Szene (lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, queere, intersexuelle und asexuelle Menschen) oder BLM (Black Lives Matter), welche sich für Antidiskriminierung, Gleichbehandlung und Diversität einsetzen und damit aufzeigen wollen, dass es egal ist, welcher Nationalität oder Kultur man angehört oder welche sexuelle Identität man besitzt und deswegen öffentlich gegen gesellschaftliche und institutionelle Diskriminierung ankämpfen. Um Antidiskriminierungen entgegenzuwirken und Gleichbehandlung zu etablieren, bedarf es diversitätssensibler Schulbildung und -räume, damit schon frühzeitig dem Keim von Diskriminierung und Hass Einhalt geboten werden kann.

„Die Vielfalt unserer Gesellschaft zeigt sich besonders in den Schulen. Über ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Da sie deutlich häufiger von Armut betroffen sind, haben Schulen in strukturschwachen Regionen nicht selten einen Anteil von 70 bis 80 Prozent an Schüler*innen mit Migrationsgeschichte2“.

Deutschland gilt als Einwanderungsland und durch die im deutschen Grundgesetz festgelegte Religionsfreiheit Art. 4 GG, sowie der Debatte um Art. 3 GG um die zusätzliche Einfügung der „sexuellen Identität“3 nach welcher man neben Herkunft, Geschlecht, Glauben etc., nicht benachteiligt bzw. bevorzugt werden darf, findet dabei ein immer intensiv werdender Diskurs um Diversität in der Gesellschaft statt. Die genannten Dimensionen bieten aus vielerlei Hinsicht Chancen für den Bildungsraum Deutschland, aber auch erhöhtes Diskriminierungspotenzial für Gesellschaftsgruppen und einzelne Individuen.

Innerhalb dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, durch welche spezifischen Maßnahmen Diversitätssensibilität an deutschen Schulen gefördert werden kann. Dazu wird zunächst der Begriff der „Diversität“ (2) näher erläutert und welche Dimension diese mit sich bringt. Im weiteren Verlauf werden im nächsten Kapitel die Akteure aufgezeigt, welche in diesem Kontext wichtige Rollen einnehmen (4.1) und die spezifischen Maßnahmen zur diversitätssensiblen Schulbildung werden aufgezeigt (4.2). In (4.3) wird zudem noch kritisch Stellung gegenüber dem Diversitäts-Dilemma genommen. Im letzten Kapitel (5) werden die wesentlichen Erkenntnisse dieser Arbeit zusammenfassend dargestellt.

2. Diversität

„Im aktuellen sozialwissenschaftlichen Diskurs wird mit dem Begriff Diversität oder Diversity auf individuelle, soziale und strukturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Menschen und Gruppen fokussiert. Dabei handelt es sich vorwiegend um gesellschaftlich gesetzte Unterschiede wie Alter, Hautfarbe, Geschlecht, ethnische Herkunft, Religion und Weltanschauung, sexuelle Orientierungen, Behinderungen und Beeinträchtigungen4“.

Diversität lässt sich dabei erziehungswissenschaftlich in zwei verschiedene Strömungen aufteilen, welche sich zum einen auf betriebswirtschaftliche Ansätze, auch im Kontext von Personalmanagement bezieht, gesprochen wird hier explizit von „Diversity-Management“, zum anderen in eine Kritik an sozialgesellschaftlich, vorherrschenden Strukturen, u.a. in der Auseinandersetzung mit Diskursen von Inklusion, Migration, Geschlechtern und Diskriminierungen innerhalb dieser Kontexte. Während erstere Strömung sich eher mit ökonomischen Optimierungen durch eine Steigerung von Vielfalt und Diversität, Stärkung von diskriminierten und unterrepräsentierten Gruppen der Gesellschaft beschäftigt, thematisiert die zweite Strömung die gesamtgesellschaftliche Perspektive von Diversität, von der Bedeutung von Diversität bis hin zur bereits angesprochenen Kritik an sozialgesellschaftlichen Thematiken5 . Im weiteren Verlauf wird sich aufgrund der differenzierten Betrachtung der Bildungsinstitution Schule überwiegend auf die letztere der beiden Strömungen bezogen.

Diversität umfasst die Dimensionen von Geschlecht/Gender, Alter/Generationen, Race/Hautfarbe, Ethnizität/Nationalität, Behinderung/Beeinträchtigung, Sexuelle Orientierungen, sowie Religion und Weltanschauung. Diversität versteht sich dabei nicht ausschließlich auf Differenzen, was Spaltungs- und Konfliktpotenzial mit sich bringt bzw. mit sich bringen könnte, sondern auch auf der Herausstellung von Gemeinsamkeiten und Affinitäten. Innerhalb von pädagogischen Bildungsarbeiten befasst man sich demnach mit Unterschieden und auch Gemeinsamkeiten, um aus diesen Gegensätzlichkeiten den größten sozialpädagogischen Nutzen zu ziehen.6 Wie in der Einleitung bereits erwähnt gibt es auch Gegenbewegungen und Abneigung zu Vielfalt und Diversität. Sie bringt nachweislich neue Herausforderungen mit sich, die es zukünftig zu bewältigen gilt. Diesem stehen aber auch Chancen und neue Möglichkeiten gegenüber, welche Diversität mit sich bringen kann.

Ein Gedankenexperiment der Autorin Ana-Christina Grohnert soll dies verdeutlichen:

„Ein Mensch hat ein bestimmtes Problem zu lösen, und er kommt auf drei mögliche Lösungswege. Wie viele verschiedene Ansätze würden wohl zehn Menschen finden, die genauso denken wie dieser eine Mensch? Und wie viele Lösungsansätze würden demgegenüber zehn Menschen finden, die völlig unterschiedlich denken und unterschiedliche Perspektiven einbringen? Ich setze auf Vielfalt7“.

3. Schule als diversitätssensible Bildungsinstitution

3.1 Akteure

Politik:

Die deutsche Bildungspolitik setzt die Voraussetzungen für eine diversitätssensible und antidiskriminierende Bildung. Gerade im Hinblick auf die strukturelle Diskriminierung kann die Politik als Gesetzesgeber hier frühzeitig und direkt am Beginn der Problemkette tätig werden. Durch das Gleichbehandlungsgebot im Grundgesetz Art. 3, darf niemand aufgrund von Geschlecht, Abstammung, „Rasse“, Sprache, Heimat, Herkunft, Glauben, religiöser und/oder politischer Anschauungen und Behinderung benachteiligt oder bevorzugt werden, zudem ist in den jeweiligen Landesverfassungen durch die Schulgesetze explizit Diskriminierung auf unterschiedlichste Weise verboten. Diese Gesetze bzw. Regelungen kratzen jedoch zum Großteil nur an der Oberfläche der Problematik. Definitionen von Diskriminierungen, Zuständigkeit, sowie Beschwerde- und Verfahrensabläufe sind nur bruchteilhaft ausformuliert und greifen nicht genug in die Materie, sodass vorliegende Diskriminierungsfälle teilweise nur unzureichend und nicht zweckmäßig weitergeleitet, untersucht und geahndet werden können. Hier steht der Gesetzgeber in der Pflicht, strukturiertere und zweckmäßigere Maßstäbe zu setzen, um einen besseren Ablauf sicherzustellen8 .

Bildungsinstitution Schule:

Die Schulen sind in der Lage, durch eigene Schulkulturen, Initiativen, Veranstaltungen und Workshops Antidiskriminierung und diversitätssensible, vorurteilsfreie Bildung und Unterrichte zu fördern und zu gestalten. Maßgeblich prägt die Institution Schule die weiteren Akteure und beeinflusst, inwieweit Vielfalt, Diversität und Antidiskriminierung sich entwickeln können und durch Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen auch verinnerlicht und in den Alltag implementiert wird. Jede Schule sollte dazu aufgefordert sein, durch bestimmte Gremien und verschiedene Prozesse strukturelle Diskriminierung zu bekämpfen und die Gemeinschaft, sowie speziell Lehrkräfte und Schüler*innen, im Sinne eines diversitätssensiblen Bildungsumfelds zu fördern.

Lehrkräfte:

Pädagogische Lehrkräfte und Lehrer*innen nehmen direkten Einfluss auf diversitätssensible Bildung und Unterrichte der Schüler*innen. Sie stehen damit auch direkten Herausforderungen gegenüber, welche Diversität mit sich bringen kann. Gleichzeitig nehmen sie aber auch Einfluss auf Chancen und Möglichkeiten einer diversitätssensiblen Unterrichtsgestaltung, wo individuelle Fähigkeiten und Lernmethoden gestärkt werden können. Sie sollten vorherrschende Stereotype und Diskriminierungen aufbrechen und Kindern neue Möglichkeiten und ihre individuellen Lernwege aufzeigen. Dabei ist es wichtig, dass das Lehrpersonal Diversität nicht nur als Herausforderung ansieht, sondern als Chance und Ressource für den Unterricht nutzt, beispielsweise verschiedene Sprachen oder multikulturelle Hintergründe, damit für Schüler*innen der größtmögliche pädagogische und bildende Nutzen daraus gezogen werden kann. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass diese im besten Fall intrinsisch motiviert, an Veranstaltungen und Workshops teilnehmen und sich nicht vor neuen und Lehr- und Lernmethoden, sowie diversitätssensiblen Schulkulturen verschließen. Sie benötigen darüber hinaus pädagogische Fähigkeiten, um mit Diskriminierungen verschiedenster Art umzugehen und Eltern, sowie Schüler*innen aus erziehungswissenschaftlicher Hinsicht andere Perspektiven aufzeigen, welche zu einem besseren Miteinander und einem diversitätssensiblen Schulalltag führen können9 .

[...]


1 Antidiskriminierungsstelle des Bundes (2019), S.4

2 Schraml 2021. Online: https://www.bildungsserver.de/innovationsportal/ bildungplusartikel. html?artid=1229 [Zugriff: 12.08.2021]

3 Vgl. Deutscher Bundestag 19. Wahlperiode Gesetzentwurf der Fraktionen FDP, DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Änderung des Artikels 3 Absatz 3 – Einfügung des Merkmals sexuelle Identität) Online: https://dserver.bundestag.de/btd/19/131/1913123.pdf [Zugriff: 16.08.2021]

4 Abdul-Hussain; Hofmann 2013, Online: https://erwachsenenbildung.at/themen/diversitymanagement/grundlagen/begriffserklaerung.php [Zugriff: 16.08.2021]

5 Vgl. Walgenbach 2021, S.43-44

6 Vgl. Abdul-Hussain; Hofmann 2013, Online

https://erwachsenenbildung.at/themen/diversitymanagement/grundlagen/dimensionen.php [Zugriff: 16.08.2021]

7 Verein Charta der Vielfalt e. V. 2016, S.5

8 Vgl. Andrades et al. 2018, S.14. Online: https://ide-berlin.org/wp-content/uploads/2018/04/e-paper_rechtsextremismususchule.pdf [Zugriff: 18.08.2021]

9 Vgl. Niedersächsisches Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (o.D.) Online: https://www.nibis.de/diversitaet_9298 [Zugriff: 17.08.2021]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Schule als diversitätssensible Bildungsinstitution. Durch welche spezifischen Maßnahmen lässt sich Diversitätssensibilität in deutschen Schulen fördern?
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Veranstaltung
Bildungssysteme und Sozialisationsinstanzen im innerstaatlichen und internationalen Vergleich: Konzepte und Praktiken der diversitäts- und diskriminierungssensiblen Entwicklung von Bildungsinstitutionen in der Migrationsgesellschaft
Note
2,3
Jahr
2021
Seiten
18
Katalognummer
V1173843
ISBN (eBook)
9783346592095
ISBN (Buch)
9783346592101
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schule, diversitätssensible, Bildungsinstitution, Diversität, Antidiskriminierung
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Schule als diversitätssensible Bildungsinstitution. Durch welche spezifischen Maßnahmen lässt sich Diversitätssensibilität in deutschen Schulen fördern?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1173843

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