Im unbestimmten Mondlicht ist die Welt nicht mehr in hell und dunkel entzweit; die
Konturen lösen sich auf und die Dinge verlieren ihre Gegenständlichkeit, ihr Entge-
genstehen. Darum ist das Mondlicht zum Lieblingsmotiv einer Zeit geworden, die im
Äußeren den Ausdruck des Inneren suchte.
In der deutschsprachigen Lyrik ist das Motiv des Mondes ein auffallend häu-
fig gewähltes Thema. Gerade im 18. Jahrhundert, und hier besonders in der
zweiten Hälfte, findet sich eine Vielzahl von Gedichten, deren Verfasser sich
der Darstellung des Mondes, des Mondscheins oder der Mondnacht annah-
men; die Jahre zwischen 1770 und 1779 wurden vom Schriftsteller Jean Paul
(1763-1825) gar als ,Seleniten-Jahrzehnt′ bezeichnet. Beginnend von der
späten Aufklärung über die literarische Strömung der Empfindsamkeit bis zur
Phase des Sturm und Drang ist diese Mondmotivik über die Jahre hinweg ei-
ner Reihe von Wandlungen unterworfen.
Um diese Veränderungen aufzuzeigen, werde ich zunächst einen kur-
zen Überblick über die Entwicklung der deutschen Lyrik zwischen den Jah-
ren 1750 und 1785 geben und zu diesem Zweck die diesen Zeitraum bestim-
menden literarischen Richtungen Anakreontik, Empfindsamkeit und Sturm
und Drang kurz vorstellen.
Anhand einiger für die Lyrik dieser Zeit bedeutsamen Dichter möchte
ich dann explizit auf die in diesen Jahren von ihnen behandelte Mondmotivik
und deren unterschiedliche Darstellungen eingehen.
Dass sich die Ambivalenz in den Darstellungen des Mondes nicht nur
im Vergleich der Werke verschiedener Dichter miteinander, sondern auch in
der Nebeneinanderstellung von Gedichten, die von einer Person verfasst wor-
den sind, zeigt, werde ich anhand einer Analyse des Gedichts
An den Mond
(veröffentlicht 1769), sowie der frühen und späten Fassung des gleichnami-
gen Gedichts
An den Mond
(1776-1778 bzw. 1788) von Johann Wolfgang
von Goethe (1749-1832) darlegen. Die Mondgedichte von Goethe bieten sich
nicht nur aufgrund dessen Ausnahmestellung in der deutschen Literatur an,
sondern eignen sich auch deshalb als exemplarisches Beispiel, da in ihnen entscheidende Gehalts- und Formtendenzen der literarischen Strömungen sei-
ner Zeit besonders vielfältig und nachdrücklich zum Ausdruck kommen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur deutschsprachigen Lyrik in den Jahren 1750-1785
- Anakreontik
- Empfindsamkeit
- Sturm und Drang
- Die Mondmotivik in der deutschsprachigen Lyrik des 18. Jahrhunderts
- Die Mondmotivik bei Johann Wolfgang von Goethe in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
- An den Mond (1768/1769)
- An den Mond - Vergleich der ersten Fassung (1776-1778) mit der späteren (1788)
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Mondmotivik in der deutschsprachigen Lyrik der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, insbesondere bei Johann Wolfgang von Goethe. Ziel ist es, die Entwicklung und Wandlung dieser Motivik im Kontext der literarischen Strömungen Anakreontik, Empfindsamkeit und Sturm und Drang aufzuzeigen.
- Entwicklung der deutschen Lyrik von 1750-1785
- Die Rolle des Mondes als Motiv in der Lyrik des 18. Jahrhunderts
- Vergleichende Analyse der Mondmotivik in verschiedenen literarischen Strömungen
- Detaillierte Betrachtung der Mondgedichte Goethes
- Ambivalenz in der Darstellung des Mondes
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Mondmotivik in der deutschsprachigen Lyrik des 18. Jahrhunderts ein. Sie betont die Bedeutung des Mondlichts als Motiv, das die Auflösung von klaren Konturen und die Suche nach dem Ausdruck des Inneren symbolisiert. Die Arbeit skizziert den zeitlichen Rahmen und die literarischen Strömungen, die untersucht werden, und kündigt die Methode der Analyse an, die sich auf ausgewählte Dichter und insbesondere auf Goethes Mondgedichte konzentriert.
Zur deutschsprachigen Lyrik in den Jahren 1750-1785: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die drei dominierenden literarischen Strömungen der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: Anakreontik, Empfindsamkeit und Sturm und Drang. Es werden die charakteristischen Merkmale jeder Strömung beschrieben, wobei der Fokus auf dem zunehmenden Einfluss subjektiver Gefühle und Erfahrungen liegt. Die Kapitel untersuchen die Überschneidungen und die Gemeinsamkeiten dieser Strömungen und betont die Bedeutung des subjektiven Gefühls als Grundlage der poetischen Gestaltung.
Die Mondmotivik in der deutschsprachigen Lyrik des 18. Jahrhunderts: Dieses Kapitel (welches im vorliegenden Textfragment fehlt) würde sich voraussichtlich mit der allgemeinen Verwendung des Mondmotivs in der Lyrik des 18. Jahrhunderts auseinandersetzen, bevor es sich im folgenden Kapitel auf Goethe konzentriert. Es würde wahrscheinlich verschiedene Dichter und ihre jeweiligen Darstellungen des Mondes analysieren und die unterschiedlichen Interpretationen und symbolischen Bedeutungen des Motivs beleuchten.
Schlüsselwörter
Mondmotivik, deutschsprachige Lyrik, 18. Jahrhundert, Anakreontik, Empfindsamkeit, Sturm und Drang, Johann Wolfgang von Goethe, Lyrikanalyse, Subjektivität, Gefühl, Naturlyrik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse der Mondmotivik in der deutschsprachigen Lyrik des 18. Jahrhunderts
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Mondmotivik in der deutschsprachigen Lyrik der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, mit besonderem Fokus auf die Werke Johann Wolfgang von Goethes. Sie untersucht die Entwicklung und Wandlung dieses Motivs im Kontext der literarischen Strömungen Anakreontik, Empfindsamkeit und Sturm und Drang.
Welche literarischen Strömungen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die drei wichtigsten literarischen Strömungen der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: Anakreontik, Empfindsamkeit und Sturm und Drang. Es wird deren Einfluss auf die Darstellung des Mondmotivs untersucht und die Überschneidungen und Gemeinsamkeiten dieser Strömungen hervorgehoben.
Welche Rolle spielt Goethe in dieser Analyse?
Goethe spielt eine zentrale Rolle. Die Arbeit analysiert detailliert seine Mondgedichte, insbesondere "An den Mond" in seinen verschiedenen Fassungen (1768/1769 und 1776-1778/1788), um die Entwicklung seiner Darstellung des Mondmotivs aufzuzeigen.
Welche Aspekte der Mondmotivik werden untersucht?
Die Analyse konzentriert sich auf die Entwicklung und Wandlung der Mondmotivik im Laufe der Zeit und im Kontext verschiedener literarischer Strömungen. Ein besonderer Fokus liegt auf der symbolischen Bedeutung des Mondes und der Ambivalenz seiner Darstellung in der Lyrik.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zur deutschsprachigen Lyrik von 1750-1785 (mit Unterkapiteln zu Anakreontik, Empfindsamkeit und Sturm und Drang), ein Kapitel zur Mondmotivik in der deutschsprachigen Lyrik des 18. Jahrhunderts, ein Kapitel zur Mondmotivik bei Goethe (mit Analysen seiner Gedichte "An den Mond"), und ein Fazit.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Mondmotivik, deutschsprachige Lyrik, 18. Jahrhundert, Anakreontik, Empfindsamkeit, Sturm und Drang, Johann Wolfgang von Goethe, Lyrikanalyse, Subjektivität, Gefühl, Naturlyrik.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die Entwicklung und Wandlung der Mondmotivik in der deutschsprachigen Lyrik der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufzuzeigen und die Bedeutung dieses Motivs im Kontext der jeweiligen literarischen Strömungen zu analysieren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Darstellung der subjektiven Gefühle und Erfahrungen in Verbindung mit dem Mondmotiv.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine vergleichende Analyse der Mondmotivik in verschiedenen literarischen Strömungen und eine detaillierte Betrachtung ausgewählter Mondgedichte Goethes. Die Analyse konzentriert sich auf die symbolische Bedeutung des Mondes und die Veränderungen in seiner Darstellung im Laufe der Zeit.
- Quote paper
- Florian Steinacker (Author), 2004, Die Mondmotivik in der deutschsprachigen Lyrik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117496