Lehramtsstudium und Schulalltag aus Sicht von Referendaren und Referendarinnen


Examensarbeit, 2008

82 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

1 Einleitung
Relevanz des Themas
Ziel der Arbeit
Aufbau der Arbeit

2 Theorie
Was ist Schulalltag?
Die Lehrerausbildung
Erste Phase: Das Lehramtsstudium
Zweite Phase: Vom Student zum Lehrer

3 Stand der Forschung

4 Methodisches Design
Planung
Stichprobe
Leitfadeninterview
Leitfaden
Auswertung

5 Durchführung der Studie

6 Darstellung der Ergebnisse
Einzelfalldarstellung
Interview 1
Ausgewählte biographische Daten
Analyse des Interviews
Fazit des ersten Interviews
Interview 2
Ausgewählte biographische Daten
Analyse des Interviews
Fazit des zweiten Interviews
Interview 3
Ausgewählte biographische Daten
Analyse des Interviews
Fazit des dritten Interviews
Interview 4
Ausgewählte biographische Daten
Analyse des Interviews
Fazit des vierten Interviews
Interview 5
Ausgewählte biographische Daten
Analyse des Interviews
Fazit des fünften Interviews
Interview 6
Ausgewählte biographische Daten
Analyse des Interviews
Fazit des sechsten Interviews
Vergleichende Zusammenfassung

7 Wie reagiert die Universität auf die Kritik der LiVs?

8 Fazit

9 Quellenverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Relevanz des Themas

„Die Leistungen des deutschen Schulsystems werden aktuell wieder heftig diskutiert. Da ein Schulsystem aber nicht besser sein kann, als die darin Unterrichtenden, stehen im Zuge dieser Diskussion auch die professionelle Kompetenzen der Lehrerschaft wieder auf dem Prüfstand.“ (http://bildungsklick.de 08.03.2008 um 12:16 Uhr).

Während früher Lehrer als Respektspersonen angesehen wurden, die mit einer umfassenden Allgemeinbildung beeindruckten, vor denen die Eltern Hochachtung und die Kinder Respekt hatten, werden heute Lehrer und ihre Arbeit in der Öffentlichkeit zunehmend in Frage gestellt. Vor allem auf Grund der Ergebnisse der verschiedenen PISA-Studien wurden in Massenmedien, in der Politik und auch in der Bevölkerung die Institution Schule sowie die darin tätigen Lehrer öffentlich kritisiert und ihre Arbeit hinterfragt.

Andererseits haben unter anderem Schaarschmidt und Terhart erkannt, dass an den Lehrerberuf heute zunehmend mehr und vielfältigere Anforderungen gestellt werden als früher. Neben den damaligen Hauptaufgaben Wissens-vermittlung und Erziehung steht der Lehrer heute durch den schnellen gesellschaftlichen Wandel vor neuen großen Herausforderungen.

„Die Pluralisierung von Lebens- und Familienformen, die Liberalisierung der familiären Erziehungspraktiken und der vermehrte Einfluss von Medien aller Art auf Kinder und Jugendliche zwingen den Lehrer in seinem Schulalltag zu einer ständigen Auseinandersetzung und Reaktion auf diese Phänomene. Das heute geforderte „Allroundtalent“ Lehrer sollte neben dem üblichen fachlichen und didaktischen Wissen auch über Know-how im Krisenmanagement verfügen, um die fehlenden finanziellen Mittel der Schulen durch Kreativität und Zusammenarbeit mit Kollegen und Eltern aufzufangen. Es sollte pädagogisch-psychologische Kompetenzen ebenso mitbringen wie solche für den Umgang mit verhaltensgestörten und lernbehinderten Kindern. Daneben wird von Lehrern erwartet, dass sie sich über die Weiterentwicklung der pädagogischen Forschung informieren, um neue pädagogische Maßnahmen im eigenen Unterricht umsetzen zu können.“ (http://bildungsklick.de 08.03.2008 um 12:37 Uhr).

Daneben kommen zusätzliche Aufgaben in der Schulsozialarbeit, Drogen- und Suchtprävention, der Ausgleich von Erziehungsfehlern im Elternhaus, die Integration von behinderten Kindern in die Regelschule, Migrationsprobleme usw. auf den Lehrer zu.

Daher stellt sich mir natürlich die Frage, ob die Referendare auf diese viel-fältigen Aufgaben auch genügend vorbereitet werden?

Das Thema dieser Arbeit lautet: „Lehramtsstudium und Schulalltag aus der Sicht von Referendaren und Referendarinnen .“ Seit 2005 wurden in Hessen die Referendare und Referendarinnen in „Lehrer im Vorbereitungsdienst (LiV)“ umgenannt. Deshalb verwende ich in folgender Arbeit statt der im Thema genannten Begriffe Referendare und Referendarinnen die Abkürzung der neuen Bezeichnung „LiVs“ (Lehrer im Vorbereitungsdienst).

Daneben wird in dieser Arbeit aus Gründen der Vereinfachung und besseren Lesbarkeit eine geschlechtsneutrale Ansprache gewählt. Selbstverständlich meint die Verfasserin z.B. mit dem Begriff „Lehrer“ auch die „Lehrerin“, was für alle anderen weiblichen Begriffe gleichermaßen gilt.

1.2 Ziel der Arbeit

Zusätzlich zu den oben beschriebenen Eigenschaften des Lehrers wachsen mit zunehmender Selbstständigkeit der Schulen auch deren Verantwortung und Entscheidungsspielräume. Diese Heterogenität der Aufgaben stellt hohe und immer neue Herausforderungen an die Lehrer, die ein immer höheres pädagogisches Handlungsrepertoire erfordern.

Um diese vielfältigen Herausforderungen zu bewältigen, werden neue pädagogische Konzepte sowohl im Schulalltag als auch in der Lehrerausbildung an Universitäten und Studienseminaren entwickelt. So beschreibt z.B. Christian Reintjes in seiner empirischen Studie mit Hauptseminarleitern in Nordrhein-Westfalen, dass die „Debatte um Struktur und Inhalte der Lehrerbildung mehr als 150 Jahre alt ist, in zyklischen Abständen wiederkehrt und den Eindruck entstehen lässt, dass die Lehrerbildung eigentlich nie gut war und dennoch unglaublich gut werden kann.“ (Reintjes, C. 2006: 182.)

In dieser Arbeit werde ich empirisch ermitteln, inwieweit sich die Lehrer im Vorbereitungsdienst (LIV), auf das modularisierte Referendariat und den Schulalltag vorbereitet fühlen.

Die Studie soll sich, wie der Titel schon sagt, mit dem Lehramtsstudium und dem Schulalltag aus Sicht der Referendare auseinandersetzen. Dabei sollen gezielt die Referendare befragt werden, die nach der alten Studienordnung studiert haben und anschließend ihre Referendariatsausbildung in modulari-sierter Form absolvieren.

Die Studie soll einen Überblick geben, ob die Referendare eine Verbesserung der universitären Ausbildung als wichtig erachten bzw., ob sie das modularisierte Referendariat als Verbesserung ansehen. Des Weiteren möchte ich herausfinden, ob es übereinstimmende positive aber auch negative Aspekte gibt.

Ich untersuche auch, ob die Referendare eine klare Trennung zwischen der Universität und dem Studienseminar erlebt haben. Oder arbeiten die beiden Instanzen nach Meinung der LiVs doch enger zusammen als man dies bisher vermutet hat?

1.3 Aufbau der Arbeit

Nach der Darstellung der Relevanz des Themas und dem Ziel sowie dem Aufbau der Arbeit behandele ich zuerst für die nachfolgende empirische Studie notwendige theoretische Grundlagen. In diesem Teil der Arbeit kläre ich, was unter dem Begriff „Schulalltag“ verstanden wird. Dieser gestaltet sich für den Lehrer und die LiVs als ausgesprochen komplex mit den verschiedensten Problemen und Anforderungen an die Unterrichtenden.

Um diese zu bewältigen, werden in Deutschland die Lehrer in zwei Phasen ausgebildet; der ersten Phase, dem Studium an der Universität, folgt die zweite, das Referendariat, welches an den beiden Ausbildungsorten Schule und Studienseminar stattfindet. Bei der Beschreibung von Letzterem stelle ich die Studienordnung vom 13.11.1996 des erziehungs- und gesellschaftswissen-schaftlichen Kernstudiums vor, da diese meiner Meinung nach am engsten mit dem Referendariat verbunden ist.

Diese Vorgehensweise begründe ich unter anderem mit dem thematischen Schwerpunkt des Kernstudiums. „Das Kernstudium soll darauf hinwirken, Studierende durch die praxisorientierte Vermittlung von Theorie auf ihre künftige Tätigkeit als Lehrerin und Lehrer vorzubereiten.“ (siehe Studienordnung). Weiterhin unterstützt die Struktur des Kernstudiums meine Aussage. Diese besagt, dass das Kernstudium die Grundlagen für den Beruf des Lehrers darlegt. Nach dieser Studienordnung studierten die von mir befragten LiVs. Die heutige Modulprüfungsordnung wird im Gliederungspunkt sieben beschrieben und soll die Veränderung des Studiums auf Grund der zum Teil heftigen Diskussionen um unser Schulsystem und der damit verbundenen Lehrerausbildung darstellen.

Auch das Referendariat wurde dahingehend schon auf eine modularisierte Form umgestellt. Da die von mir befragten LiVs nach dieser Ordnung ausgebildet werden, wird diese im Theorieteil behandelt.

Schaefers, Terhart und Tillmann kommen zwar zu dem Ergebnis, dass es eine theoriegeleitete, systematische empirische Forschung zur Lehrerausbildung kaum gäbe. (vgl. Schaefers 2002, 80; Terhart 2001, 50; Tillmann 2002). Ich stelle dennoch im dritten Teil meiner Arbeit drei Studien aus diesem Bereich vor, die thematisch zu meiner hier beschriebenen Studie passen.

Im vierten Teil beschreibe ich im methodischen Design, wie ich meine Unter-suchung geplant, durchgeführt und ausgewertet habe.

Ich habe mich für eine Zufallsauswahl der Probanden in einer Stichprobe entschieden, die ich dann mit Hilfe eines Leitfadeninterviews befragen werde.

Die Durchführung der Studie wird im fünften Teil beschrieben., indem ich die Fragen beantworte, wer befragt wird, an welchem Ort die Befragung stattfindet und welche Hilfsmittel eingesetzt werden.

Daran schließt sich der Gliederungspunkt „6 Darstellung der Ergebnisse“ an.

Insgesamt werden sechs LiVs interviewt, drei weibliche Probandinnen aus dem Grundschulbereich und drei männliche aus dem Haupt- und Realschulbereich. Diese Befragungen werden einzeln und mit jeweils gleichem Aufbau wiedergegeben. Nach einer kurzen Biographie folgt die Analyse des Interviews mit den original mitgeschnittenen Textausschnitten. Daran schließt sich jeweils ein Fazit an. Nach dem sechsten Interview fasse ich nochmals die wesentlichen Aussagen in einem Gesamtfazit zusammen.

Wie oben schon beschrieben, folgt im siebten Teil ein Ausblick auf die geänderte modularisierte Studienordnung.

Zum Schluss stelle ich in einem Gesamtfazit dieser Untersuchung meine persönliche Meinung zu der Problematik dar und fasse zusammen, inwieweit das Lehramtsstudium den LiVs eine fundierte Ausbildung zur Bewältigung der Aufgaben in ihrem Schulalltag gegeben hat. Danach vergleiche ich diese mit der geänderten Modulprüfungsordnung.

2 Theorie

2.1 Was ist Schulalltag

Unter dem Begriff „Alltag“ werden routinemäßige Abläufe und immer wiederkehrende Tätigkeiten im Tagesablauf verstanden. Diese sind alle Wiederholungen aus den Bereichen allgemeines Leben (Hygiene, Essen, Kommunikation usw.), Arbeitsalltag und auch Freizeitverhalten.

Speziell unter dem Schulalltag verstehen H.-E. Tenorth und R. Tippelt den „gesamten Ereignisbereich dessen, was in der Schule täglich stattfindet. Er wird von den handelnden Personen (v. a. Schüler, Lehrer, Eltern), von der spezifischen Kommunikation im Unterricht und von Ereignissen, die im unmittelbaren Zusammenhang mit Schule erlebt werden (z.B. Hausaufgaben, Prüfungen, Zeugnisse), geprägt.“ (Tenorth, H.-E./ Tippelt, R. (Hrsg.) (2007): 615.)

Aber wie lässt sich das Bild eines Lehrers charakterisieren, was macht ihn im Wesentlichen aus?

Hartmut von Hentig hat vielleicht die kürzeste Beschreibung eines Lehrers aufgestellt: „Die Menschen stärken, die Sachen klären“ (siehe von Hentig 1985). Man könnte hier auch sagen: Erziehung und Unterricht.

Ein Lehrer ist einerseits ein gegenüber den Schülern völlig autonom handelnder Akteur, andererseits ein verantwortlicher Teil einer Institution, die ihrerseits bestimmte gesellschaftliche Aufgaben zu erfüllen hat; noch dazu sehr verschiedene Aufgaben.

Der Münchener Arbeitsphysiologe Wolf Müller-Limmroth schreibt: „Wahrscheinlich gibt es nicht viele Berufe, an die die Gesellschaft so widersprüchliche Anforderungen stellt: Gerecht soll er sein und zugleich menschlich und nachsichtlich, straff soll er führen, doch taktvoll auf jedes Kind eingehen, Begabungen wecken, pädagogische Defizite ausgleichen, Suchtprophylaxe und Aids-Aufklärung betreiben, auf jeden Fall den Lehrplan einhalten, wobei hochbegabte Schüler gleichermaßen zu berücksichtigen sind wie begriffsstutzige. Mit einem Wort: Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe von Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nordsüdlicher Richtung zu führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Zielorten ankommen.“ (siehe Müller-Limmroth, W. 1988).

Diese humoristische Darstellung bringt die Anforderungen eines Lehrers auf den Punkt: Der Beruf des Lehrers stellt sich als ein ziemlich spannungsreiches Gefüge unterschiedlicher Aufgaben dar.

Doch wie sehen die Lehrer von morgen, also die LiVs ihren Schulalltag?

Wenn man sich mit ihnen über ihren Schulalltag unterhält, hört man meistens Aussagen, wie z.B.:

- anstrengend
- viel Arbeit
- sehr stressig
- viel Unterrichtsplanung usw.

Inzwischen wird von immer mehr Menschen erkannt, dass der Schulalltag für die Unterrichtenden zunehmend schwieriger, nervenaufreibender und belastender wird. Dies gilt natürlich auch für die LiVs.

Früher (um 1900) herrschten Sekundärtugenden, wie z.B. Disziplin, Gehorsam und Pünktlichkeit. Der Lehrer führte seine Schüler mit einem autoritären Erziehungsstil, er erteilte Strafen und oftmals sogar Züchtigungen.

Bis heute hat sich die Rolle des Lehrers dagegen weitgehend verändert. Dies resultiert meines Erachtens u.a. aus dem gesellschaftlichen Wandel, der sich auf die Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen auswirkt.

Weiterhin entsteht durch die Multikultigesellschaft und die fehlende Integration ausländischer Schüler und Migranten eine erschwerte Unterrichtssituation. Hier muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass laut Süddeutscher Zeitung vom 13.02.2008 nicht nur ausländische Schüler Probleme mit der deutschen Sprache haben, sondern auch immer mehr die deutschen Schüler.

Die fehlende Erziehungsfunktion vieler Eltern, die Auswirkungen des falschen Medienkonsums usw. erschweren den Schulalltag noch mehr.

Des Weiteren werden die Schüler in ihrem Verhalten nicht einfacher. So zeigen Untersuchungen z.B. von Rohde, dass die psychische Gesundheit von Schülern abnimmt. Besonders häufig treten bei ihnen Schlaf- und Konzentrations-beschwerden auf. (vgl. Rohde 1999).

Auch die Gewalt und der Drogenmissbrauch an Schulen nehmen immer mehr zu. Dazu kommt im Klassenzimmer ein durchschnittlicher Schallpegel von bis zu 65 Dezibel. (vgl. Studie Institut für interdisziplinäre Schulforschung, Uni Bremen 2004) Diese Lautstärke entspricht dem eines Rasenmähers. Weiter noch, der Spitzenwert beträgt rund 86 Dezibel. Das entspricht dem Lärm einer stark befahrenen Straße. (vgl. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2004)

Auch die Arbeitszeit eines Lehrers ist nicht nur, wie viele Menschen denken, auf den Vormittag verteilt. Hierzu hat Schönwälder in seiner Studie von 2003 die folgenden Ergebnisse aufgestellt.

Ein Blick auf diese Ergebnisse beweist, dass die Arbeitszeit eines Lehrers nicht kürzer ist, als diejenige in vergleichbaren Berufen. Es scheint eher das Gegenteil die Realität zu sein. Man erkennt, dass Lehrer die vorgegebene Arbeitszeit im öffentlichen Dienst von 1.702 Stunden erheblich überschreiten. So arbeiten z.B. Grundschullehrer im Durchschnitt 1.750 Stunden und Hauptschullehrer 1.791 Stunden. (vgl. Schönwälder 2003, 16).

Die „bestbezahlten Halbtagsjobber“, wie die Lehrer oftmals scherzhaft im Volksmund bezeichnet werden, arbeiten im Durchschnitt also erheblich mehr, als ihnen die Öffentlichkeit zugesteht. Dies liegt sicherlich an der Wahrnehmung, dass Lehrer scheinbar nur vormittags arbeiten. Dabei werden die Arbeitsbereiche: Beraten, Elterngespräche, Planung und Auswertung von Unterricht, Klausuren konzipieren, diese korrigieren, Konferenzen, Schulver-anstaltungen usw. nicht wahrgenommen. Gleichzeitig ist zu erwähnen, dass ein geringer Anteil von Lehrern durchaus diesen Vorurteilen entspricht. (im Vergleich auf die Jahreszeitbelastung). Diese Streuung ist jedoch auch fachlich bedingt. So muss z.B. ein Lehrer mit den Fächern Sport und Kunst erheblich weniger korrigieren usw. als ein Lehrer, der Deutsch und Englisch unterrichtet.

Wie schätzen die Lehrer ihren Schulalltag nun selbst ein? Laut Schaarschmidt fühlt sich jeder dritte von knapp einer Million Lehrern in der Bundesrepublik beruflich ausgebrannt (vgl. Schaarschmidt 2001). Große Belastungsmomente sehen die Lehrer selbst vor allem in Problemen mit der Organisation der Schule (50,3%), Probleme mit Schülern (47,9%), Probleme mit der Schulaufsicht (31,6%) mit Kollegen (28,5%) und Eltern (22,7%) (vgl. Terhart u.a. 1994, 176).

Auch die zweite Studie von Schaarschmidt „Psychische Gesundheit im Lehrerberuf – Analyse eines veränderungsbedürftigen Zustandes “ zeigt den teilweise problematischen Gesundheitszustand von Lehrern und LiVs. Diese Studie wurde in den Jahren 2000-2003 das erste Mal durchgeführt und in den Jahren 2004-2006 erweitert.

Alle diese Aspekte und Eindrücke prallen auf einen Lehrer und auf LiVs ein.

Um diesen verschiedensten Aufgaben und Anforderungen gerecht zu werden und die Stresssituationen meistern zu können, bedarf es einer guten und vielseitigen, vor allem auch praxisbezogenen Ausbildung. Bleibt zu prüfen, wie die angehenden Lehrer auf diese Anforderungen vorbereitet werden.

2.2 Die Lehrerausbildung

Die Lehrerausbildung in Deutschland basiert bundesweit auf zwei Phasen. Die erste davon ist das Lehramtsstudium und findet an den Hochschulen statt. In ihr werden vor allem akademisches Fachwissen und erziehungswissen-schaftliche Grundkenntnisse vermittelt. In der zweiten Phase soll von den LiVs dieses Wissen im Schulalltag umgesetzt werden und parallel dazu in den Studienseminaren pädagogisch-didaktisches Wissen vertieft bzw. neu vermittelt werden.

„Mit der Leitidee, alle Phasen der Lehrerbildung inhaltlich und organisatorisch zu vernetzen, hat das Amt für Lehrerbildung (AfL) am 1. Januar 2005 in Frankfurt seine Arbeit aufgenommen. Dieses Amt ist unmittelbar dem Hessischen Kultusministerium zugeordnet und verfügt über Außenstellen in ganz Hessen. Das AfL vernetzt inhaltlich und organisatorisch alle drei Phasen der Lehrerbildung: Studium, Vorbereitungsdienst (Referendariat) und Fortbildung. Es orientiert seine Arbeit bewusst phasenübergreifend und bezieht sich daher zugleich auf die wissenschaftliche Ausbildung an den Hochschulen, auf den Vorbereitungsdienst in den Schulen und in den Studienseminaren sowie auf die kontinuierliche Fort- und Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer während ihres gesamten Berufslebens.“ (http://bildungsklick.de 17.03.2008 um 15:29 Uhr)

2.2.1 Erste Phase: Das Lehramtsstudium

Schaut man in das hessische Lehrerbildungsgesetz, dann findet man verschiedene Ansprüche und Pflichten, die ein Lehramtsstudium erfüllen muss. Unter anderem ist hier auch festgehalten, dass das Lehramtsstudium in Hessen in die verschiedenen Schulformen gegliedert ist. Die „Richtlinien“ für das Studieren an der Universität sind in den jeweiligen Studienordnungen festgehalten.

Im Folgenden stelle ich die „alte“ Studienordnung vom 13.11.1996 vor.

An dieser Stelle wird der frühere Studiengang beschrieben, da die von mir für diese Arbeit befragten Probanden nach dieser Studienordnung studiert haben. Die neue Studienordnung wird in Gliederungspunkt sieben vorgestellt.

Die „Studienordnung regelt auf der Grundlage der Verordnung über die Erste Staatsprüfung für die Lehrämter vom 3. April 1995 (...) Ziele, Inhalte, Aufbau und Gliederung des erziehungs- und gesellschaftswissenschaftlichen Kernstudiums (...) an der Universität Gesamthochschule Kassel für die Studierenden der Lehrämter an öffentlichen Schulen (...).

Das erziehungs- und gesellschaftswissenschaftliche Kernstudium ist an der Universität Gesamthochschule Kassel erstmals durch die Studienordnung vom 09.02.1976 geregelt worden. Die vorliegende Ordnung baut auf diesem Konzept auf und versteht sich als dessen Neubearbeitung.“ (Studienordnung vom 13.11.1996, 1)

In der Studienordnung werden drei Aspekte des Wissenserwerbs unterschieden:

- „Realitäts- und Selbstwahrnehmungskompetenz,
- Wissenschaftliche Verfahrenskompetenz,
- Handlungs- und Praxiskompetenz.“

(Studienordnung S. 3)

Die individuell und soziokulturell bedingten gesellschaftlichen Wirklichkeits- und Selbsterfahrungen sollen beim ersten Aspekt bewusst gemacht werden. Beim zweiten Aspekt geht es einerseits um das Erlernen von Theorien und wissenschaftlichen Methoden, andererseits soll die praxisorientierte Ausbildung für den Lehrerberuf sicher stellen, dass eigene Erfahrungen gemacht werden und es eine methodenkritische Distanz gegenüber der beruflichen Praxis gibt. Der dritte und letzte Aspekt beschäftigt sich mit Qualifikationen, die zu einer wissenschaftlich begründeten persönlichen Kompetenz führen, die den Zweck erfüllt, sinnvoll an einer Gestaltung der Schul- und Unterrichtspraxis teilzunehmen.

Das Lehramtsstudium wird laut der Studienordnung in die vier folgenden thematischen Schwerpunkte unterteilt:

- „A Bildung, Curriculum, Unterricht
- B Sozialisation, Entwicklung des Individuums, Erziehung
- C Bildungssystem, Bildungsinstitutionen und Schulformen
- D Gesellschaftliche Entwicklung, politische Systeme und philoso- phisches Denken“ (Studienordnung S. 4ff.)

In dem Bereich A sollen folgende Themen bearbeitet werden:

- „Konzeption von Bildung, Erziehung und Unterricht in Geschichte und Gegenwart im europäischen Vergleich
- Allgemeine Didaktik und Curriculumentwicklung, Formen schulischen und außerschulischen Lernens; Lernorte
- Didaktik und Methodik des Unterrichts; Medien
- Theorie und Praxis des außerschulischen und des selbstorganisierten Lernens
- Analyse und Beurteilung von Bildungs- und Lernprozessen
- Theorie und Praxis integrativer Bildung“ (Studienordnung S. 4)

Bereich B behandelt Rahmenthemen, wie:

- „Entwicklung des Individuums
- Psychische Prozesse in der Entwicklung und in der Erziehung: Emotion, Lernen, Wahrnehmen, Denken, Handeln
- Probleme des Aufwachsens: Verhältnis der Geschlechter, Erziehungs-fragen in der Kindheit und im Jugendalter, interkulturelles Lernen
- Sozialisation, Interaktion und Erziehung in verschiedenen Kulturen, Institutionen und Situationen
- Umwelt und Erziehung“ (Studienordnung S. 4f.)

Der Bereich „Bildungssystem, Bildungsinstitutionen und Schulformen“ (Bereich C) beinhaltet:

- „Konzeptionen von Bildung, Erziehung und Unterricht in Geschichte und Gegenwart
- Entwicklung und Situation des Bildungssystems in Deutschland, in den Staaten der Europäischen Union und in anderen Ländern
- Schul- und Berufsbildungsrecht, Organisation schulischer und außerschulischer Bildung
- Alternative Modelle schulischer und beruflicher Bildung im Zusammenhang gesellschaftlichen Lebens“ (Studienordnung S. 5)

Der letzte Bereich (Bereich D) behandelt gesellschaftliche Themen und politische Systeme, wie:

- „Historische und aktuelle Entwicklung, wissenschaftliches Denken
- Verfassungsnorm und Verfassungswirklichkeit – politische und soziale Entwicklung und gegenwärtige Strukturen
- Natur, Technik und Gesellschaft
- Herrschaft, Kultur, Arbeit und Bildung
- Interkulturelle Beziehungen und internationale Probleme“ (Studienordnung S. 6)

Verlangt wird von den Grundschul-, Haupt- und Realschullehramtsstudieren-den, dass sie 36 Semesterwochenstunden belegen, Gymnasiallehramtsstu-denten müssen lediglich 32 Semesterwochenstunden absolvieren, dafür haben sie aber eine um mindestens zwei Semester längere Regelstudienzeit. Das erste Studienjahr ist für alle Studenten gleich. In ihm müssen mindestens zwei Einführungs- bzw. Orientierungsveranstaltungen besucht werden.

Anschließend sollen Kompetenzen und Fähigkeiten in den vier Schwer-punkten erworben werden. Zur Vertiefung dieser müssen zwei von ihnen für das Staatsexamen ausgewählt werden. Folgende Schwerpunkte (Bereiche) können ein Paar für die Alternative zur Auswahl bilden: A/C, A/D, B/C und B/D.

Zusätzlich sind sechs Leistungsnachweise und Sitzscheine zu erbringen.

2.2.2 Zweite Phase: Vom Student zum Lehrer

Die zweite Phase der Ausbildung zum Lehrer findet an den beiden Ausbildungsorten Studienseminar und Schule statt.

An letzterem sind die LiVs in den Schulalltag integriert, einerseits durch schulische Veranstaltungen, Teilnahme an Konferenzen, Teambesprechungen, Schulrecht usw., aber auch durch Gespräche mit Kollegen, Eltern usw. und andererseits durch ihren eigenverantwortlichen Unterricht.

Da die Schüler heute andere Voraussetzungen mitbringen und sie und ihre Eltern andere Anforderungen an die Schule und die Lehrer stellen, müssen sich auch die Lehrer ändern.

Neben dem Wissensvermittler stellt der Lehrer auch einen Problemlöser dar, der bei zahlreichen gesellschaftlich-kulturellen Problemlagen für eine Bes-serung sorgen sollte.

Aber schaffen das die Lehrenden? Und wie fühlen sich die LiVs bei dieser Aufgabe? Dazu ein Zitat: „Nicht nur Schüler sehnen die nächste Pause herbei. Auch junge Lehrer im Referendariat erleben die Schule als Härtetest.“ (Zeit Campus 01/2008)

LiVs sehen Unterricht als eine komplexe Angelegenheit, die man lange vor- und nachbereiten muss. Maren Söhring geht in ihrem Aufsatz sogar noch weiter, sie redet von chronischer Überlastung. „Von einem Tag auf den anderen müssen sie den Schülern in den Klassen Respekt einflößen und bei den Kollegen im Lehrerzimmer Anschluss finden.“ (Zeit Campus 01/2008)

LiVs müssen ihren eigenen Unterrichtsstil entwickeln und in den Lehrproben guten Unterricht zeigen. Dabei kann , laut Ludwig Eckinger (Vorsitzender der Lehrergewerkschaft Verband für Bildung und Erziehung), kein Lehrer im Alltag die perfekte Stunde halten. Von einem LiV wird dieses aber wenigstens in Lehrproben und Unterrichtsbesuchen erwartet. Zusätzlich besuchen die LiVs dann die sogenannten Studienseminare und müssen auch hier noch Leistungen, wie z.B. Referate, Unterrichtsreflexionen, Unterrichtsplanungen usw. erbringen. Und bei alledem stehen sie ständig von Schülern, Eltern und Kollegen unter Beobachtung und werden beurteilt.

Viele LiVs stoßen während ihrer zweijährigen Ausbildung an ihre Grenzen. Auf der Internetseite www.referendar.de liest man zahlreiche Einträge wie z.B. „Ich habe auch unendlich gelitten!“ oder „Also es war die Hölle!!“.

Schauen wir uns also die Referendariatszeit einmal genauer an.

„Über die Zulassung zum Vorbereitungsdienst entscheidet das Amt für Lehrerbildung. Voraussetzung für die Zulassung ist die bestandene Erste Staatsprüfung für ein Lehramt oder eine vom Amt für Lehrerbildung als gleich-wertig anerkannte Prüfung. Die pädagogische Ausbildung erfolgt an Studien-seminaren für Grundschulen, Hauptschulen, Realschulen und Förderschulen, Gymnasien, berufliche Schulen sowie an Ausbildungsschulen.“

(http://www.bildungsserver.de 19.03.2008 um 11:31 Uhr)

Da die LiVs von den jeweiligen Bundesländern bezahlt werden, kann die betroffene Schulverwaltung nur so viele LiVs einstellen, wie der Landtag Stellen und damit Geld zur Verfügung stellt. Ausschlaggebend für die Einstellung ist das studierte Lehramt, anschließend die Fächerkombination und bei gleicher Fächerkombination eine Einstellungsnote, die aus den Noten des Ersten Staatsexamen gebildet wird.

Die Dauer des Referendariats beträgt in Hessen schulstufenübergreifend zwei Jahre.

Das Referendariat ist in zwei Ausbildungsorte gegliedert: das Studienseminar (in Hessen gibt es 38 von ihnen) und die Ausbildungsschule. An letzterer arbeitet jeder LiV mehr oder weniger eng mit einem Mentor zusammen.

Das Studienseminar wird den LiVs von den jeweiligen Regierungspräsidien zugewiesen.

In diesem besprechen die LiVs im „Klassenverband“ Probleme, halten Referate, schauen sich gemeinsam den Unterricht ihrer Kollegen an und reflektieren Unterrichtssituationen usw..

In der Ausbildungsschule sollen sie hospitieren, Unterricht selbst vorbereiten, diesen dann auch durchführen und kritisch reflektieren und an verschiedensten Schulveranstaltungen, wie Elternabenden, Konferenzen usw. teilnehmen; zusätzlich werden sie in die Problematik des Schulrechts eingeführt.

Dabei orientiert sich die pädagogische und praktische Ausbildung an Kompetenzen und Standards für die Lehrerausbildung, die in der Kultusminis-terkonferenz bundesweit vereinbart wurden.

Laut Schaarschmidt ist das Referendariat ein schwieriger Abschnitt in der Berufslaufbahn eines Lehrers. So haben die LiVs in ihrem Referendariat oft körperliche Beschwerden, erleben das Referendariat als eine starke Belastung und haben ein vermindertes psychisches Wohlbefinden. (vgl. Schaarschmidt 2007, 136)

Das Referendariat gliedert sich in vier Semester: Einführungssemester, erstes und zweites Hauptsemester sowie ein Prüfungssemester.

Jede Referendarsgruppe wird entpersonalisiert betreut, d.h., dass die Ausbilder permanent wechseln. Die Beratung bezieht sich auf den Fortgang der pädagogischen Ausbildung, der Dokumentation des Lernprozesses, das Belegen der Module, die Führung des Portfolios und auf die Teile der zweiten Staatsprüfung. Jeder LiV muss während seiner gesamten Referendariatszeit ein Portfolio erstellen. Dieses wird als Modul über alle vier Semester mit einem Workload (Arbeitszeit) von 60 Zeitstunden festgelegt.

Neu an dem Referendariat ist die Organisation in Modulen. Pro Modul wird ein Workload von 60 Zeitstunden angesetzt. Der Zeitaufwand wird in Credits, die sich am ECTS (European Credit Transfer System) orientieren, bemessen.

Ein Credit entspricht einem Arbeitsaufwand von insgesamt 30 Zeitstunden. So ergibt sich für das Referendariat ein Umfang von 3.600 Zeitstunden.

Diese werden auf 2.520 Zeitstunden für die unterrichtspraktische Ausbildung und 1.080 Zeitsunden für die Module verteilt. Die Zeitstunden für die Module sind nochmals in 720 Stunden für landesweite bewertete Pflicht- und Wahlpflichtmodule sowie in 360 Stunden für seminarinterne Pflicht- und Wahlpflichtmodule gegliedert.

Die landesweit bewerteten Module werden noch einmal in neun Pflicht- und drei Wahlpflichtmodule unterteilt.

Die bewerteten Pflichtmodule sind landesweit verbindlich erstellt worden und gliedern sich in:

1. drei allgemeine Pflichtmodule zu den Kompetenzbereichen

a. Erziehen, Beraten, Betreuen

b. Diagnostizieren, Fördern, Beurteilen

c. Schule mitgestalten und entwickeln

2. in sechs spezifische Pflichtmodule zum Kompetenzbereich Unterrichten

a. zwei Module beziehen sich auf den schulformspezifischen Schwerpunkt (Lernprozesse in den Unterrichtsfächern beobachten und nach schulformbezogenen Prinzipien gestalten.)

b. vier Module beziehen sich auf die jeweiligen Unterrichtsfächer.

Nichtbewertete Pflicht- und Wahlpflichtmodule werden von den jeweiligen Studienseminaren selbst festgelegt.

(Vgl. Anlage 2: Strukturmodell zum Vorbereitungsdienst)

Die LiVs sollen im Modul „Erziehen, Beraten, Betreuen“ die sozialen und kulturellen Lebensbedingungen der Schüler kennen lernen und auf deren individuelle Entwicklung Einfluss nehmen. Des Weiteren sollen die LiVs den Schülern Werte und Normen vermitteln und diese in ihren selbstbestimmten Urteilen unterstützen.

Im Modul „Diagnostizieren, Fördern, Beurteilen“ sollen die LiVs lernen, Lernvoraussetzungen und Lernprozesse von Schülern zu diagnostizieren. Weiterhin lernen sie Leistungen zu beurteilen und die Schüler sowie deren Eltern zu beraten.

Das letzte Pflichtmodul „Schule mitgestalten und entwickeln“ soll die LiVs dazu befähigen, sich an der Schulentwicklung beteiligen zu können.

Weiterhin gibt es sechs Pflichtmodule zum Kompetenzbereich Unterrichten.

Das Modul A2 „Lernprozesse in den Unterrichtsfächern beobachten und nach schulformbezogenen Prinzipien gestalten“ beinhaltet das Planen von Unterricht nach schulformbezogenen Prinzipien. Weiterhin lernen die LiVs die Lernprozesse von Schülern durch entsprechende Lernsituationen zu unterstützen.

Im Modul B2 „Lernprozesse in den Unterrichtsfächern professionell nach schulformbezogenen Prinzipien, nach Prinzipen der inneren Differenzierung und individuellen Förderung und fächerübergreifenden oder Fächer verbindenden projektorientierten Elementen gestalten“ lernen die LiVs die Schüler zu motivieren und sie dazu zu befähigen, Zusammenhänge herzustellen und Gelerntes zu nutzen.

Die nächsten 4 Pflichtmodule sind jeweils zwei Module in dem jeweiligen Unterrichtsfach. Hier werden die LiVs fachspezifisch unterrichtet. Daneben müssen sie noch drei Wahlpflichtmodule belegen.

Die besondere berufliche Belastung der LiVs im Referendariat beschreibt eine Studienseminarleiterin wie folgt: „Die Referendare verbringen mindestens zwölf Stunden in der Woche in der Schule. Hierzu zählen die zu leistenden Unterrichtsstunden und die Hospitation. Hinzu kommen Klassenleitertätig-keiten, Verwaltungsaufgaben, Konferenzen und Versammlungen, Sprechstun-den, Projekte, Klassenfahrten, Schulrecht usw. .

Referendare berichten, dass sie für eine Stunde Unterricht bis zu sechs Stunden und manchmal noch mehr in deren Vorbereitung investieren. Wenn man sich nun vor Augen führt, dass ein Referendar nach dem ersten Jahr acht Stunden pro Woche selbst zu unterrichten hat, so ist dies mit einer sehr großen zeitli-chen Belastung verbunden. Hinzu kommt der wöchentliche Besuch der Haupt- und Fachseminare an der Ausbildungsstätte, insgesamt ca. sieben Ausbildungs-stunden.“ (siehe Schaarschmidt 2007, 136)

Trotz des hohen Zeitaufwandes, den man im Referendariat hat, sind zum Einstellungstermin im Februar 2008 ca. 2.500 Bewerbungen eingegangen. Davon sind im Februar 2008 1.244 LiVs in Hessen eingestellt wurden. „Die 1.244 Einstellungen verteilen sich hessenweit folgendermaßen auf die Lehrämter: 400 Referendarinnen und Referendare für die Gymnasien, 248 für die Grundschulen, 352 für die Haupt- und Realschulen, 113 für die Förderschulen und 131 für die Beruflichen Schulen.“

(http://bildungsklick.de/pm/58508/1244-neue-lehrerinnen-und-lehrer-beginnen-ihren-vorbereitungsdienst-an-hessischen-schulen/ 17.03.2008,15:39h)

3 Stand der Forschung

Eine Auseinandersetzung mit der Forschung über das Referendariat kommt zu dem vernichtenden Ergebnis: „(...)der Stand der deutschen Lehrerausbildungs-forschung insgesamt ist eher niedrig“ (Schaefers 2002, 79).

„Die zweite Phase der Lehrerausbildung wird nicht nur kaum erforscht, darüber hinaus erscheinen die wenigen vorhandenen Ergebnisse aus forschungsmethodischer Perspektive äußerst defizitär.“ „Eine theoriegeleitete, systematische empirische Forschung zur Lehrerausbildung existiert nicht.“ (ebd., 80). Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch Terhart (2001, 50) und Tillmann (2002).

Im Folgenden stelle ich einige Forschungsergebnisse vor, die meiner Meinung nach am besten zu der von mir durchgeführten Studie passen. Es gab hier noch einige weitere Forschungsansätze, die sich aber für mein Thema als weniger relevant darstellten.

Über das modularisierte Referendariat habe ich bisher keine für meine Forschungsarbeit interessante Studie finden können.

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Details

Titel
Lehramtsstudium und Schulalltag aus Sicht von Referendaren und Referendarinnen
Hochschule
Universität Kassel
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
82
Katalognummer
V117541
ISBN (eBook)
9783640200009
ISBN (Buch)
9783640207916
Dateigröße
665 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lehramtsstudium, Schulalltag, Sicht, Referendaren, Referendarinnen
Arbeit zitieren
Ann-Kristin Schneider (Autor:in), 2008, Lehramtsstudium und Schulalltag aus Sicht von Referendaren und Referendarinnen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117541

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Titel: Lehramtsstudium und Schulalltag aus Sicht von Referendaren und Referendarinnen



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