Freundschaft und Liebe. Zwei Namen für das gleiche Phänomen


Hausarbeit, 2021

19 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einführung

2. Definitionen
Liebe
Freundschaft

3. Gemeinsamkeiten

4. Ende der Bindungen

5. Abschließende Worte und Fazit

6. Quellenverzeichnis

1. Einführung

Liebe und Freundschaft – zwei Begriffe, denen auch in unserem Alltag eine besondere Wichtigkeit zukommt. Auch einige philosophische Fragen und Debatten thematisieren diese Phänomene. Was ist Liebe ? Was heißt es zu lieben ? Was ist Freundschaft ? „Wie grenzen sich Liebe und Freundschaft voneinander ab?“. Freundschaft und Liebe scheinen zwar ähnlich zu sein, allerdings ordnen wir ihnen im Alltag unterschiedliche Rollen zu.

Genau diesen Fragen widmet sich diese Arbeit. Zunächst werden allgemein anerkannte Definitionen der beiden Phänomene vorgestellt. Diese werden die Unterscheidung verdeutlichen, die oftmals vorgenommen wird. Im nächsten Schritt jedoch wird mit Hilfe anderer Definitionen und Ansichten gezeigt, dass die allgemeinen und einfachen Diskussionen einiges außer Acht lassen. In diesem Kapitel werden einige Ähnlichkeiten aufgezeigt, die verdeutlichen, dass die Grenzen zwischen Liebe und Freundschaft verschwindend gering sind. In Kapitel vier wird gezeigt, dass auch das Ende einer Liebesbeziehung dem Ende einer Freundschaft sehr ähnlich ist. Das fünfte Kapitel vereint die zuvor gewonnenen Erkenntnisse und vertritt ein neues Verständnis von Liebe und Freundschaft.

Die Argumentation wird durch Hinzuziehen philosophischer Texte vorgenommen, die aus verschiedenen Epochen stammen und unterschiedliche Aspekte beleuchten. Da sich diese sowohl widersprechen als auch ergänzen, wird durch das Zusammenführen der Texte ein einheitliches Bild entstehen, das der Argumentation dieser Arbeit entspricht.

Zusammengenommen argumentiert diese Arbeit also dafür, dass Liebe und Freundschaft nur zwei unterschiedliche Bezeichnungen sind, die eigentlich dasselbe Phänomen meinen, das sehr vielschichtig ist und unterschiedliche Erscheinungsformen hat.

2. Definitionen

Liebe

Liebe und Freundschaft zu definieren ist natürlich nicht ganz so einfach. Schaut man zunächst einmal in den Duden, so findet man für Liebe mehrere Definition. Die erste lautet: „starkes Gefühl des Hingezogenseins; starke, im Gefühl begründete Zuneigung zu einem [nahestehenden] Menschen“. Die zweite: „auf starker körperlicher, geistiger, seelischer Anziehung beruhende Bindung an einen bestimmten Menschen, verbunden mit dem Wunsch nach Zusammensein, Hingabe o.Ä.“. Während diese Definitionen das Gefühl der Liebe auf einen anderen Menschen lenken, geht die dritte Definition einen Schritt weiter: „gefühlsbetonte Beziehung zu einer Sache, Idee o.Ä.“ – man kann also auch Dinge lieben, sowie Abstraktes, wie Ideen1. Worin sich diese Definitionen einig sind, ist dass es in der Liebe um eine Art der Beziehung, der Bindung, geht. Wir gehen eine Beziehung ein, wir binden uns an einen Menschen.

Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, wieso Menschen eine solche Bindung eingehen möchten. Laut Frankfurt ist ein sehr wichtiger Grund hierfür, dass wir in dem, was wir lieben, einen außergewöhnlichen inneren Wert erkennen (Frankfurt 2014, 42). Dies ist für die Liebe eine notwendige Bedingung, denn „[w]äre das geliebte Wesen in unseren Augen nicht wertvoll, dann liebten wir es nicht“ (Frankfurt 2014, 42). Weiterhin ist es für uns Menschen unabdingbar, dass wir Endzwecke haben, die wir versuchen zu erreichen (Frankfurt 2014, 64). Wir setzen uns beispielsweise das Ziel zu heiraten und eine Familie zu gründen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir notwendigerweise eine Beziehung eingehen, die im optimalen Fall auf Liebe beruhen sollte. Frankfurt betont die Wichtigkeit der Endzwecke damit, dass er sagt, dass es „ohne sie nichts Wichtiges für uns zu tun gibt“ (Frankfurt 2014, 64). Sie werden also für ein erfülltes Leben benötigt. Ein weiterer Grund, warum wir eine Beziehung eingehen möchten, definiert Robert Nozick in The Examined Life. Er sagt, dass Liebe in diesem Sinne bedeutet, dass wir mit einer anderen Person, auf die sich unsere Liebe richtet, ein wir bilden möchten – eine neue Entität in der Welt, die beide Parteien stärkt und unterstützt (Nozick 1990, 70). Kurz gesagt fühlen wir uns von dem, was wir lieben, in irgendeiner Form angezogen. Der innere Wert weckt unser Interesse, wir erkennen die Möglichkeit, mit dieser Person unsere Endzwecke zu erreichen, indem wir mit ihr ein wir bilden, das uns beide stärkt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Liebe ist das zurückgeliebt werden. „Wer liebt, will wiedergeliebt werden“ (Krebs 2015, 51). Das, was wir anderen entgegenbringen, möchten wir auch selbst erfahren. Dies ist deshalb so wichtig für uns, da „Liebe […] in einem Miteinander [besteht], das nur zustande kommt, wenn beide dazu beitragen“ (Krebs 2015, 52). Wir möchten auch, dass diese Liebe auf uns als Mensch gerichtet ist und nicht auf ein spezifisches Merkmal, das wir besitzen (Rorty 1993, 73). Dies, argumentiert Rorty, kommt daher, dass wir darüber besorgt sind, wie beständig die Liebe, die uns entgegengebracht wird, ist, wenn sie sich auf ein wandelbares Merkmal bezieht. Werden wir aber für uns geliebt und nicht für eine Eigenschaft, so ist diese Liebe beständiger und wir fühlen uns sicherer (Rorty 1993, 73).

Wenn wir nun einen Menschen gefunden haben, den wir lieben und der uns zurückliebt für das, was wir sind, zeigt sich noch deutlicher, wie Liebe aussehen kann. Einander zu lieben bedeutet, dass das eigene Wohlergehen mit dem des Partners oder der Partnerin zusammenhängt (Nozick 1990, 68). Das bedeutet natürlich nicht, dass alle Gefühlslagen genau identisch sind. Es bedeutet aber, dass die Gefühle meines Partners oder meiner Partnerin direkt auf meine einwirken. Wird die eine Person befördert, so wird sich die andere mit ihr freuen. Wird die eine Person überfallen, so wird die andere mitleiden und sich sorgen. Uns kann es nicht gut gehen, wenn die andere Person leidet: „Der Liebende wünscht, dass das geliebte Wesen aufblüht und ohne Schaden bleibt“ (Frankfurt 2014, 47). Auch unsere Autonomie verändert sich. Wir treffen unsere Entscheidungen nicht mehr allein, sondern gemeinsam. In einer solchen Vereinigung ist es meine Pflicht, einen Teil meiner Selbstständigkeit aufzugeben, und der anderen das Recht einzuräumen, sich an der Entscheidung zu beteiligen. Gleichzeitig erhalte ich das Recht, mich ebenso an den Entscheidungen der anderen Person zu beteiligen (Nozick 1990, 70). Wir sagten bereits, dass wir wegen unserer selbst willen geliebt werden möchten. Doch in den meisten Fällen entsteht die Liebe zunächst dadurch, dass ein bestimmtes Merkmal oder eine Eigenschaft unser Interesse weckt. Doch ist die Liebe erstmal gefestigt, dann ist sie nicht mehr abhängig von diesem ursprünglichen Merkmal, da sie sich dann auf das Individuum richtet (Nozick 1990, 76). Diese Eigenschaft könnte also verschwinden und wir würden dennoch geliebt werden. Ein Beispiel hierfür wäre, dass ein Mann eine Frau erblickt, die am Klavier eine schöne Melodie spielt. Er fühlt sich von ihrem Talent hingezogen und spricht sie an. Wenn die beiden nun einander kennen und lieben lernen, wird die Liebe mit der Zeit gefestigt. Nehmen wir an die Frau ist in einen schlimmen Unfall verwickelt und verliert daher das Gefühl in ihren Händen, sodass sie nie wieder Klavier spielen kann. Der Mann wird sie deshalb nicht verlassen, nur da das, was ursprünglich sein Interesse weckte, nicht mehr da ist. Seine Liebe richtet sich nun auf die Person, nicht auf eine ihrer Fähigkeiten. Cicero beschreibt diesen Prozess der Festigung folgendermaßen: „[f]reilich festigt sich die Liebe, wenn man Dienste erwiesen bekommt, gegenseitige Neigung feststellen kann und noch der nähere Umgang Verbindung schafft“ (Cicero 2015, 39f). Diese Idee wird durch Rorty verstärkt: „When love is constant and enduring, it persists despite changes in the friend’s traits, even changes in those traits that first awoke the love and that were its central focus” (Rorty 1993,76). Auch wenn hier die Rede von “friend” ist, bezieht sich dies ebenfalls auf romantische Liebe.

[...]


1 https://www.duden.de/rechtschreibung/Liebe

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Freundschaft und Liebe. Zwei Namen für das gleiche Phänomen
Hochschule
Universität des Saarlandes
Note
2,7
Autor
Jahr
2021
Seiten
19
Katalognummer
V1176127
ISBN (eBook)
9783346597458
ISBN (Buch)
9783346597465
Sprache
Deutsch
Schlagworte
freundschaft, liebe, zwei, namen, phänomen
Arbeit zitieren
Sarah Sailer (Autor:in), 2021, Freundschaft und Liebe. Zwei Namen für das gleiche Phänomen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1176127

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