In der Tierfabel Reinhart Fuchs treffen viele Waldtiere wie Fuchs, Wolf, Bär und Meise, aber auch exotische Tiere wie Elefant, Kamel und Löwe aufeinander und bilden eine soziale Gesellschaft. Der Autor Heinrich de Glîchezare beabsichtige jedoch nicht eine Fabel zur reinen Unterhaltung zu schreiben, denn bei genauerer Betrachtung fallen uns bei den jeweiligen Tieren menschliche Eigenschaften auf, die ihre Parallelen zur damaligen Zeit ziehen. Vor allem der Löwe, König der Tiere, fällt durch den Autor gemachte Änderungen gegenüber anderen Fassungen deutlich auf.
Zur Lebenszeit des Autors war die soziale Gesellschaft noch sehr streng geordnet. Meistens war der Stand schon bei der Geburt gegeben, ohne Möglichkeit aus diesem Muster auszubrechen. Dass diese Ordnung nicht ideal war, wird im Reinhart Fuchs skizziert. Nicht nur die Gefahren und Nachteile der feudalen, monarchischen Gesellschaft werden verdeutlicht - Reinhart gilt im Ausgang sogar als Zerstörer der Monarchie. Doch im realen Leben sich gegen diese Ordnung aufzubäumen, war eine gefährliche Handlung. Der Adel war nicht bereit die herrschende Stellung aufzugeben und setzte dies, wenn nötig, auch mit Gewalt durch.
Das einzige Mittel ein klares Bild der Gesellschaft abzubilden und scharfe Kritik zu üben, war die Schriftstellerei. In literarischen Werken nutzen viele Autoren Metaphern und andere stilistische Mittel, um ihre Meinung kundzutun. Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit ist die mittelalterliche Ständegesellschaft im Reinhart Fuchs mit dem Fokus auf den Löwen Vrevel. Im Hinblick der Arbeit wurde die Frage gestellt, ob der Reinhart Fuchs unter dem Deckmantel einer Tierfabel eine gezielte Kritik gegen den zu Lebzeiten des Autors herrschende König war. Zudem erweitert sich bei Bejahung die Frage, mit der Eingrenzung um welche konkrete Person die Kritik abzielte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Darstellung der Hierarchie der Tiergesellschaft
- Anthropomorphismus
- Der Löwe Vrevel
- Der Bär Brun
- Der Elefant und das Kamel von Thuschalan
- Anthropomorphismus
- Parallelen zum Mittelalter
- Einordnung in die Geschichte
- Der König als kritische Figur
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den letzten Teil des mittelhochdeutschen Tiermärchens "Reinhart Fuchs" und untersucht, ob dieser unter dem Deckmantel einer Fabel eine Kritik an der mittelalterlichen Gesellschaft und insbesondere an der Herrschaft des Königs übt. Der Fokus liegt auf der Figur des Löwen Vrevel, einem König, der durch seine Tyrannei und Willkür auffällt.
- Die Hierarchie der Tiergesellschaft im "Reinhart Fuchs"
- Parallelen zwischen der Tierfabel und der mittelalterlichen Gesellschaft
- Der Löwenkönig Vrevel als kritische Figur
- Die Machtstrukturen und das Verhältnis von Herrscher und Untertanen
- Die Rolle von Gewalt und Heimtücke in der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den Kontext des "Reinhart Fuchs" dar und beleuchtet die Motivation des Autors, Heinrich der Glîchezare, die mittelalterliche Gesellschaft kritisch zu betrachten. Der Fokus liegt auf der Darstellung des Löwen Vrevel und seiner Rolle im dritten Teil des Epos.
- Darstellung der Hierarchie der Tiergesellschaft: Dieses Kapitel untersucht die soziale Ordnung im "Reinhart Fuchs" und die Bedeutung des Anthropomorphismus. Der Löwenkönig Vrevel wird als das Oberhaupt der Gesellschaft beschrieben, wobei die Tiere in einer hierarchischen Ordnung entsprechend ihrer physischen Größe und Bedeutung angeordnet sind.
- Parallelen zum Mittelalter: Dieses Kapitel verdeutlicht die Parallelen zwischen der Tierfabel und der mittelalterlichen Gesellschaft. Die hierarchische Struktur der Tiergesellschaft spiegelt die feudale Ordnung des Mittelalters wider. Der Löwenkönig Vrevel steht symbolisch für die Monarchie und die Macht des Adels.
- Der König als kritische Figur: Dieses Kapitel analysiert die Figur des Löwen Vrevel und seine Eigenschaften. Der Autor verwendet den Namen "Vrevel" als Kontrast zu "Nobel", um den König als gewalttätig, arrogant und tyrannisch darzustellen. Vrevels Verhalten und seine Herrschaftsweise verdeutlichen die kritische Perspektive des Autors auf die Machtverhältnisse und die Lebensumstände im Mittelalter.
Schlüsselwörter
Mittelalter, Tierfabel, "Reinhart Fuchs", Heinrich der Glîchezare, Löwenkönig Vrevel, Tyrannei, Gewalt, Hierarchie, Anthropomorphismus, Kritik, Herrschaft, Feudalismus, Machtstrukturen, Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Christina Anacker (Autor:in), 2021, Satirische Kritik über den König in Reinhart Fuchs. Besonderheiten des tyrannischen Löwenkönigs Vrevel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1176169