Das Hauptaugenmerk der vorliegenden Abschlussarbeit liegt auf dem Themengebiet des Wohlbefindens in Zusammenhang mit der Nutzung von Social-Media-Plattformen. Dabei werden speziell Menschen mit einer psychischen Störung betrachtet. Es gibt bereits Studien, die den Zusammenhang zwischen dem Wohlbefinden bzw. der psychischen Gesundheit und der Nutzung von sozialen Netzwerken untersuchen. Bisher unerforscht ist jedoch der Sachverhalt bei Menschen, die bereits an einer psychischen Störung leiden. Mit Hilfe dieser Arbeit soll ein erster Schritt gegangen werden, um die Forschungslücke zu schließen.
Zur Erreichung dieses Ziels wurde eine empirische Untersuchung durchgeführt, welche die Zusammenhänge zwischen dem persönlichen Wohlbefinden und der Nutzung von Social-Media-Plattformen bei Menschen mit einer psychischen Störung erforscht. Die Untersuchungsobjekte der durchgeführten empirischen Untersuchung sind zum einen die sozialen Netzwerke Facebook, Instagram und What’s App und zum anderen die Nutzer, die an einer Depression, einer Angststörung oder einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden. Mittels einer quantitativen Online-Befragung wurden 972 Betroffene zu ihrem Social-Media-Verhalten sowie ihrem Wohlbefinden befragt.
Inhaltsverzeichnis
Abstrakt
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung der Arbeit
1.3 Aufbau der Arbeit.
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Was ist Wohlbefinden?
2.1.1 Aktuelles vs. habituelles Wohlbefinden
2.1.2 Hedonisches vs. eudaimonisches Wohlbefinden
2.1.3 Subjektives Wohlbefinden
2.2 Psychische Störungen
2.2.1 Definition psychischer Störungen
2.2.2 Entstehung und Entwicklung von psychischen Störungen
2.2.3 Spezifische Störungsbilder
2.2.3.1 Depression
2.2.3.2 Posttraumatische Belastungsstörung
2.2.3.3 Angststörung
2.2.4 Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten psychischer Störungen
2.3 Social Media
2.3.1 Begriffsbestimmung
2.3.2 Instagram
2.3.3 Facebook
2.3.4 What’s App
2.4 Social Media und psychische Störungen
2.4.1 Betroffene in sozialen Netzwerken
2.4.2 Aktuelle Diskussionen und Studien
2.5 Ableitung der untersuchungsrelevanten Forschungsfragen
3 Methode
3.1 Untersuchungsobjekt: Social-Media-Nutzer mit psychischer Störung
3.2 Die Befragung
3.2.1 Wahl der Methodik
3.2.2 Darstellung der Zielgruppe
3.2.3 Operationalisierung und Strukturbaum
3.2.4 Aufbau des Befragungsinstruments
3.2.5 Durchführung der Befragung
3.2.6 Beschreibung der Stichprobe
4 Ergebnisse
4.1 Methodik zur Datenauswertung
4.2 Auswertung des Datenmaterials der Befragung
4.3 Prüfung der Annahmen
4.3.1 Ergebnisse zu Hypothese 1
4.3.2 Ergebnisse zu Hypothese 2
4.3.3 Ergebnisse zu Hypothese 3
5 Diskussion
5.1 Interpretation und Beurteilung der Ergebnisse
5.2 Kritische Reflexion der Methodik
5.3 Kritische Reflexion der Ergebnisse
5.4 Fazit mit Zukunftsausblick
Anhang
Literatur- und Internetquellenverzeichnis
Abstrakt
Das Hauptaugenmerk der vorliegenden Abschlussarbeit liegt auf dem Themengebiet des Wohlbefindens in Zusammenhang mit der Nutzung von Social-Media-Plattformen. Dabei werden speziell Menschen mit einer psychischen Störung betrachtet. Es gibt bereits Studien, die den Zusammenhang zwischen dem Wohlbefinden bzw. der psychischen Gesundheit und der Nutzung von sozialen Netzwerken untersuchen. Bisher unerforscht ist jedoch der Sachverhalt bei Menschen, die bereits an einer psychischen Störung leiden. Mit Hilfe dieser Arbeit soll ein erster Schritt gegangen werden, um die Forschungslücke zu schließen. Zur Erreichung dieses Ziels wurde eine empirische Untersuchung durchgeführt, welche die Zusammenhänge zwischen dem persönlichen Wohlbefinden und der Nutzung von Social-Media-Plattformen bei Menschen mit einer psychischen Störung erforscht. Die Untersuchungsobjekte der durchgeführten empirischen Untersuchung sind zum einen die sozialen Netzwerke Facebook, Instagram und What’s App und zum anderen die Nutzer, die an einer Depression, einer Angststörung oder einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden. Mittels einer quantitativen Online-Befragung wurden 972 Betroffene zu ihrem Social-Media-Verhalten sowie ihrem Wohlbefinden befragt.
Im Fokus der Arbeit stehen die folgenden drei Aspekte, welche sich zugleich in den Hypothesen widerspiegeln: die Nutzungsdauer von Social-Media-Plattformen im Zusammenhang mit dem Wohlbefinden, das Nutzungsverhalten der verschiedenen Plattformen und die Nutzungsintensität in Verbindung mit den Symptomen der psychischen Störung. Durch diese Studie wurden alle drei Hypothesen falsifiziert, d.h. es bestehen Zusammenhänge zwischen den beiden Parametern. Dabei ist zu beachten, dass nicht festgestellt werden kann in welche Richtung der Zusammenhang besteht, sondern lediglich dessen Stärke. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass zumeist Zusammenhänge mit schwachen Effekten vorhanden und somit nicht vollkommen eindeutig sind. Die durchschnittlichen 3,76 Stunden, die auf sozialen Netzwerken verbracht werden, korrelieren negativ mit den Gesamtsummenwerten des allgemeinen, körperlichen und psychischen Wohlbefindens. Es bestehen jedoch keine Unterschiede, welche Plattform vorrangig genutzt wird. Auch bezüglich der Symptomatik ist lediglich bei Facebook ein schwacher Zusammenhang mit den Symptomen einer Depression zu erkennen. Daraus ergibt sich auf jeden Fall weiterer Forschungsbedarf, um die Ergebnisse näher untersuchen und verifizieren zu können.
Die Autorin dieser Arbeit erhofft sich selbst einen interdisziplinären Erkenntnisgewinn, Einblicke in das Nutzungsverhalten sozialer Plattformen von Menschen mit einer psychischen Störung und deren Wohlbefinden sowie die Erweiterung ihrer Fähigkeiten in der empirischen Forschung.
Schlüsselwörter: Social Media – Instagram – Facebook – What’s App – Psychische
Störungen – Depression – Posttraumatische Belastungsstörung –
Angststörung – Wohlbefinden
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Einfluss von Social-Media-Plattformen auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden bei Nutzern zwischen 14 – 24 Jahren
Abbildung 2: Strukturmodell des Wohlbefindens
Abbildung 3: Flourishing Model nach Keyes
Abbildung 4: Begriffsfeld des subjektiven Wohlbefindens
Abbildung 5: Einflussfaktoren auf das subjektive Wohlbefinden
Abbildung 6: Variablen des subjektiven Wohlbefindens als State und Trait
Abbildung 7: 12-Monats-Prävalenz psychischer Störungen
Abbildung 8: Vulnerabilitäts-Stress-Modell psychischer Störungen
Abbildung 9: 3-Ebenen-Modell sozialer Medien
Abbildung 10: 3-Ebenen-Modell sozialer Medien – Individuelle Ebene
Abbildung 11: 3-Ebenen-Modell sozialer Medien – Technologische Ebene
Abbildung 12: 3-Ebenen-Modell sozialer Medien – Sozio-ökonomische Ebene
Abbildung 13: Ranking der beliebtesten sozialen Netzwerke und Messenger-Dienste in der deutschen Bevölkerung im Jahr 2017, in %
Abbildung 14: Nutzung von sozialen Netzwerken mindestens einmal täglich, in Deutschland im Jahr 2018
Abbildung 15: Nutzungshäufigkeiten Instagram, in Deutschland, in %
Abbildung 16: Nutzungshäufigkeiten Facebook, in Deutschland, in %
Abbildung 17: Nutzungshäufigkeiten What’s App, in Deutschland, in %
Abbildung 18: Gruppen „Psychische Störung“ auf Facebook, Stand: 19.05.19
Abbildung 19: Instagram Recovery-Account @zurueckinmeinleben
Abbildung 20: What’s App Selbsthilfegruppe – Aufruf in Facebook
Abbildung 21: Nutzung sozialer Netzwerke, b4p 2018 III
Abbildung 22: Ausschnitt des Strukturbaums zur Operationalisierung des Konstrukts
Abbildung 23: Rücklauf Statistik während des Befragungszeitraums, 04.06.-15.06.2019
Abbildung 24: Honeycomb Framework of Social Networks
Abbildung 25: Honeycomb Framework of Social Networks – Gefahren Social Media
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Struktur des subjektiven Wohlbefindens
Tabelle 2: Vor- und Nachteile der Social-Media-Nutzung bei psychischen Störungen
Tabelle 3: Referenzwerte FAHW-12
Tabelle 4: Cut-off Werte MDI Auswertung
Tabelle 5: Auswertung Spearman-Rangkorrelation nach Gesamtscores
Tabelle 6: Auswertung Spearman-Rangkorrelation nach Gesamtscores, Filter auf PTBS
Tabelle 7: Auswertung Spearman-Rangkorrelation SMDS
Tabelle 8: Auswertung Mann-Whitney-U Test nach Gesamtscores
Tabelle 9: Auswertung Mann-Whitney-U Test nach Gesamtscores
Tabelle 10: Auswertung Kruskal-Wallis Test nach Gesamtscores
Tabelle 11: Auswertung Mann-Whitney-U Test – FAHW-12
Tabelle 12: Auswertung Mann-Whitney-U Test – FAHW-12
Tabelle 13: Auswertung Mann-Whitney-U Test – FEW-16
Tabelle 14: Auswertung Mann-Whitney-U Test – FEW-16
Tabelle 15: Auswertung Spearman-Rangkorrelation: Nutzungsintensität & Symptomatik
Tabelle 16: Strukturbaum
1 Einleitung
„Wer nur noch 30 Minuten täglich auf Instagram und Co. verbringt, fühlt sich besser.“ (jetzt.de, 2018)
Eine Studie der University of Pennsylvania im Jahr 2018 zeigte, dass die Nutzung von den Social-Media-Plattformen Facebook, Instagram und Snapchat einen Einfluss auf das Wohlbefinden von Studierenden hat. Wird die Nutzung auf diesen Social-Media-Plattformen auf 30 Minuten am Tag – 10 Minuten pro Plattform – reduziert, zeigen sich deutlich geringere Ausprägungen in den Aspekten Einsamkeit und Depression und dies schon innerhalb eines Zeitraums von nur drei Wochen. Die Schlussfolgerung: Eine Reduktion der täglichen Zeit in sozialen Netzwerken wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus (Hunt, Marx, Lipson, & Young, 2018, p. 751 ff.).
„Social media has become a space in which we form and build relationships, shape self-identity, express ourselves, and learn about the world around us; it is intrinsically linked to mental health.“
– Shirley Cramer, Chief Executive, RSPH (Royal Society for Public Health, 2017, p. 5)
Auch die Royal Society for Public Health in England bestätigt die Auswirkungen der Social-Media-Nutzung auf die psychische Gesundheit, vor allem bei jungen Menschen zwischen 16 und 24 Jahren. Eine von sechs Personen entwickelt einmal im Leben eine Angststörung, wobei der Anteil an jungen Menschen mit Ängsten und Depressionen generell in den letzten 25 Jahren um 70% anstieg. Die damit in Verbindung stehenden negativen Effekte der Social-Media-Nutzung werden in der oben genannten Studie deutlich (Royal Society for Public Health, 2017, p. 8). So wirkt sich die Nutzung nämlich nicht nur auf den Schlaf und das Körpergefühl aus, sondern es bestehen auch die Gefahren des Cybermobbings oder eines ausgeprägten Gefühls des Fear of Missing Out – das Gefühl etwas zu verpassen. Es wird deutlich, dass sich die Social-Media-Nutzung ganz vielfältig auf die Lebensbereiche der Menschen auswirkt und die Effekte dabei vermehrt negativ sein können (Royal Society for Public Health, 2017, p. 8 ff.).
Es ist nicht zu bestreiten, dass sich die Nutzung von Social Media auf das Wohlbefinden der Nutzer auswirkt, meist mehr in negativer Art und Weise als in Positiver.
1.1 Problemstellung
Jedes Jahr sind in Deutschland ca. 27,8% der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Störung betroffen. Dies entspricht ca. 17,8 Millionen Menschen (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, 2019). Dem BKK Gesundheitsreport zufolge wächst diese Zahl stetig an, wobei eine hohe Dunkelziffer zu beachten ist. Laut einer Statistik aus dem Jahr 2016 leiden vier Millionen Menschen in Deutschland an einer Depression und jedes Jahr nehmen sich rund 10.000 Menschen infolgedessen das Leben (Turczynski, 2016). Nichtsdestotrotz werden psychische Erkrankungen in der Gesellschaft nach wie vor nicht ausreichend akzeptiert, wobei die Zahl der Suizidversuche ausreichen sollte, um das Thema zu enttabuisieren. Betroffene werden in ihrem Alltag und vor allem auch im Beruf stigmatisiert und ausgegrenzt (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, 2019).
Ebenso steigt die Nutzeranzahl bei sozialen Netzwerken. Im Jahr 2017 weist die Social-Media-Plattform Facebook in Deutschland ca. 30 Millionen Nutzer auf, Instagram ca. 15 Millionen (Horizont, 2017). Bei What’s App konnten im Februar 2019 14,12 Millionen täglich aktive Nutzer erfasst werden (Priori Data, 2019). Auch hier ist die Tendenz steigend. Aus diesen Studien geht ebenfalls hervor, dass die Nutzer jeden Tag sehr viel Zeit auf den verschiedenen Social-Media-Plattformen verbringen. Dass sich diese immense Nutzung auch auf das Wohlbefinden der Nutzer auswirkt, konnte durch vergangene Studien belegt werden. So zeigte die Studie von The happiness research institute, dass ein einwöchiger Verzicht auf das Netzwerk Facebook das Wohlbefinden deutlich steigert. Die Teilnehmer geben an, dass sie sich nach einer Woche ohne Facebook deutlich weniger depressiv fühlen und ihr Leben mehr genießen. Solche Ergebnisse konnten bei Kontrollgruppen nicht erzielt werden (THE HAPPINESS RESEARCH INSTITUTE, 2015). Durch diese und weitere zahlreiche Studien wird deutlich, dass die Nutzung von sozialen Netzwerken in Zusammenhang mit dem persönlichen Wohlbefinden steht. Im Umkehrschluss wurde durch diverse Studien festgestellt, dass ein zu hohes Nutzungsmaß von Facebook einsam und depressiv macht (Jacobsen, 2018).
Die nachfolgende Abbildung zeigt anhand von fünf Social-Media-Plattformen inwiefern diese einen positiven bzw. negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutzer haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Einfluss von Social-Media-Plattformen auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden bei Nutzern zwischen 14 – 24 Jahren (Quelle: Royal Society for Public Health, 2017, p. 18)
Die Studie zeigt, dass YouTube einen eher positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit ausübt, während Instagram mit deutlichem Abstand zu Snapchat und Facebook auf dem letzten Platz rankt und einen negativen Einfluss nimmt (Royal Society for Public Health, 2017, p. 18). Für Menschen, die bereits an einer psychischen Störung leiden, kann dies fatale Konsequenzen nach sich ziehen und bspw. die Symptomatik verstärken bzw. verschlechtern. Aus der Einleitung dieser Arbeit geht hervor, dass die Social-Media-Nutzung bereits bei gesunden Menschen negative Auswirkungen haben kann, wie diverse Studien bestätigen. Bisher weniger erforscht sind allerdings die Zusammenhänge zwischen der Social-Media-Nutzung und dem Wohlbefinden bei Menschen, die bereits an einer psychischen Störung leiden. Das Forschungsinteresse liegt dabei auf den positiven und negativen Zusammenhängen zwischen der Nutzungsdauer und Nutzungsintensität der Social-Media-Plattformen Instagram, Facebook und What’s App und Menschen, die unter Depressionen, einer posttrauma tischen Belastungsstörung oder einer Angststörung leiden. Diese Zusammenhänge werden im Rahmen der vorliegenden Abschlussarbeit näher untersucht und erforscht. Die Ergebnisse und Erkenntnisse werden präsentiert und kritisch betrachtet, auch im Vergleich mit bisherigen Studien.
1.2 Zielsetzung der Arbeit
Wie aus der obigen Problemstellung deutlich wird, steigt die Zahl der Menschen mit einer psychischen Störung über die Jahre hinweg deutlich an. Daneben nimmt auch die Nutzerzahl der sozialen Netzwerke stetig zu. Dass die Nutzung von sozialen Netzwerken das Wohlbefinden der Menschen beeinflusst, wurde bereits in der Einführung der Arbeit anhand mehrerer Studien deutlich gemacht. Gerade der Messenger-Dienst What’s App erfreut sich hoher Bekanntheit, ebenso wie Facebook und Instagram. Der Fokus dieser empirischen Arbeit liegt somit auf der Nutzung dieser drei sozialen Netzwerke und dem Zusammenhang zum persönlichen Wohlbefinden der Nutzer. Der Schwerpunkt liegt dabei allerdings nicht auf allen Nutzern, sondern das Forschungsinteresse liegt nur auf Menschen, die unter einer psychischen Störung leiden. Aufgrund des breiten Spektrums unterschiedlichster psychischer Störungen wird hier eine Eingrenzung vorgenommen, sodass lediglich Menschen mit einer Depression, einer posttraumatischen Belastungsstörung (kurz: PTBS) oder einer Angststörung in die Zielgruppe fallen.
Diese Masterarbeit setzt sich zum Ziel die Zusammenhänge zwischen der Nutzung von sozialen Netzwerken und dem persönlichen Wohlbefinden bei Menschen mit einer psychischen Störung zu untersuchen. Dabei gilt es herauszufinden inwiefern ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen Nutzung und Wohlbefinden besteht. Von Bedeutung sind dabei zum einen die quantitativen Aspekte, wie z.B. Nutzungsdauer in Stunden und zum anderen die qualitativen Aspekte, d.h. die Intensität der Nutzung, wie z.B. Verfassen eigener Beiträge, Durchscrollen oder Chatten. Dadurch kann das Nutzerverhalten differenziert betrachtet und ausgewertet werden. Neben diesen Aspekten ist es ebenfalls Ziel der Arbeit herauszufinden, ob Unterschiede zwischen den Social-Media-Plattformen Facebook, Instagram und What’s App bestehen und wie sich diese beschreiben lassen. Des Weiteren wird in der empirischen Untersuchung geprüft, ob es Unterschiede im Nutzungsverhalten und in den Zusammenhängen mit dem Wohlbefinden bei den spezifischen Störungsbildern gibt. Die Betrachtung der Zusammenhänge zwischen Nutzungsverhalten und Symptomatik der psychischen Störung schließt die Zielsetzung dieser Arbeit. Daraus ergibt sich ein spannendes Forschungsfeld, welches bisher noch nicht umfassend Gegenstand wissenschaftlicher Studien wurde.
Die konkreten Fragestellungen und Hypothesen, die der Forschungsarbeit zu Grunde liegen, werden in Kapitel 2.5 näher vorgestellt und erläutert.
1.3 Aufbau der Arbeit.
Die vorliegende Abschlussarbeit gliedert sich in zwei Hauptbestandteile. Im ersten Teil werden zu Beginn die theoretischen Grundlagen vermittelt, um ein gemeinsames Grundverständnis für die Arbeit zu schaffen. Die Theorie umfasst die folgenden drei Themenblö />
2 Theoretische Grundlagen
Dieses Kapitel dient der Vermittlung von theoretischen Grundkenntnissen, die für die vorliegende Arbeit relevant sind. Zu Beginn wird auf das Wohlbefinden eingegangen. Der Begriff des Wohlbefindens wird zuerst allgemein definiert, bevor anschließend die verschiedenen Arten des Wohlbefindens getrennt voneinander vorgestellt werden. Nachfolgend wird ausführlich auf die psychischen Störungen eingegangen. Auch hier wird eine Begriffsbestimmung vorgenommen, ehe die Entstehung, Entwicklung und Folgen von psychischen Störungen nähergebracht werden. Des Weiteren werden drei spezifische Störungsbilder präsentiert, auf die sich im Rahmen der Forschungsarbeit spezialisiert wurde. Zum Abschluss des Unterkapitels werden die Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten bei psychischen Störungen vorgestellt. Im letzten Kapitel der theoretischen Grundlagen wird sich den Social-Media-Plattformen zugewandt. Neben der Begriffsbestimmung werden explizit die Plattformen Facebook, Instagram und What’s App näher begutachtet und deren Nutzungsweise dargestellt. Auf bisherige Studien zum Wohlbefinden und psychischer Gesundheit wird ebenfalls in den theoretischen Grundlagen kritisch diskutiert. Die Theorie schließt mit der Ableitung der Forschungsfragen für die nachfolgende empirische Untersuchung.
2.1 Was ist Wohlbefinden?
Das Wohlbefinden ist ein psychologisches Phänomen, welches einer hohen Komplexität unterliegt. Aus diesem Grund existiert eine Vielzahl an theoretischen Konzepten und Ansätzen, die versuchen das Wohlbefinden zu beschreiben.
Allgemein wird von dem Wohlbefinden etwas Angenehmes und Erstrebenswertes angenommen, das aus dem persönlichen Leben bekannt ist. Dabei ist davon auszugehen, dass Wohlbefinden nicht lediglich die Kehrseite von Missbefinden ist, sondern es sich um ein Erleben handelt, welches eine eigene Qualität besitzt (Frank, 2014, p. 27). Der Begriff Wohlbefinden wird dabei häufig synonym zu positiven Gefühlen wie Glück oder Freude betrachtet. Des Weiteren wird das Wohlbefinden häufig mit Zufriedenheit gleichgestellt, wodurch ersichtlich wird, dass das Wohlbefinden häufig als eine Art Ober- bzw. Sammelbegriff für mehrere Emotionen, die darunter subsumiert werden, verstanden wird. Nichtsdestotrotz wird das Wohlbefinden aber auch als ein Gefühl mit einer eigenen Erlebnisqualität, einem eigenen Ausdruck und einer eigenen physiologischen Komponente beschrieben, wodurch es sich von den ausschließlich positiven Begrifflichkeiten, wie z.B. Glück und Zufriedenheit, abgrenzt (Hascher, 2004, p. 19 f.).
Der Begriff des Wohlbefindens kann demnach in unterschiedliche Verwendungen unterteilt werden:
Wohlbefinden als spezifische Gefühlsqualität
Bradburn und Caplovitz gingen davon aus, dass das Wohlbefinden eines Individuums durch die Emotionen bestimmt wird. Überwiegen die positiven Emotionen die negativen stellt sich eher Wohlbefinden und Zufriedenheit ein. Unzufriedenheit und Unbehagen sind demnach die Folge überwiegend negativer Emotionen (Hascher, 2004, p. 21).
Wohlbefinden als spezifische Kombination von emotionalen und kognitiven Faktoren
Hierbei werden nicht nur positive Emotionen, sondern auch positiv konnotierte Werte und Lebensumstände als Wohlbefinden definiert. Veenhoven (1991) versuchte dabei das Wohlbefinden anhand von zwei Dimensionen zu systematisieren: subjektive vs. objektive Konzepte und individuelle vs. kollektive Ebenen und bestehende Mischformen. Somit wurde den emotionalen und den kognitiven Anteilen eine gleichberechtigte Bedeutung bei der Entstehung von Wohlbefinden zuteil (Hascher, 2004, p. 24).
Wohlbefinden als Sammelbegriff für positive Emotionen
Das Wohlbefinden wird synonym zu positiven Emotionen verwendet. Mayring (1992) fasste somit spezifische Gefühle, wie z.B. Freude, Glück, Lustgefühl, Erleichterung oder Zufriedenheit, unter dem Begriff Wohlbefindensgefühle zusammen. Alle fünf Einzeldimensionen sind positive Gefühle und können als positive Bewertungsemotionen klassifiziert werden, wodurch der Zusammenhang zum Wohlbefinden hergestellt werden kann (Hascher, 2004, p. 31 f.).
Aus den vorherigen Ausführungen werden die verschiedenen Dimensionen und Ausprägungen des Wohlbefindens deutlich. Für den weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit wird zur Beschreibung des Wohlbefindens folgende Definition und Faktoren angenommen und beibehalten.
Die Existenz von positiven Emotionen und Kognitionen sowie die Abwesenheit negativer Emotionen und Kognitionen bilden die Basis für das Vorliegen von Wohlbefinden. Durch den emotionalen Anteil grenzt sich das Wohlbefinden jedoch deutlich von bspw. der Zufriedenheit ab. Außerdem ist es nicht möglich das Wohlbefinden ausschließlich anhand der objektiven Lebensumstände zu definieren, da es hauptsächlich von subjektiven Komponenten geprägt und beeinflusst wird (Hascher, 2004, p. 10). Welche Einflussfaktoren dies im Speziellen sind, wird in Kapitel 2.1.1 aufgegriffen und erläutert.
Weiter kann bei der Betrachtung dieses subjektiven Wohlbefindens auf oberster Ebene eine Unterscheidung zwischen dem aktuellen und dem habituellen Wohlbefinden getroffen werden. Beides sind verschiedene Ausprägungen des Wohlbefindens, die aber beide von Faktoren der Person und der Umwelt abhängig sind (Hascher, 2004, p. 30). Beide Formen des Wohlbefindens wirken sich wiederum sowohl auf das psychische als auch das physische Wohlbefinden aus. In den nachfolgenden Kapiteln wird auf die unterschiedlichen Ebenen des Wohlbefindens näher eingegangen. Zuvor veranschaulicht die untenstehende Abbildung das Strukturmodell des Wohlbefindens, welches im Nachfolgenden näher erläutert wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Strukturmodell des Wohlbefindens (Quelle: Hascher, 2004, p. 29)
2.1.1 Aktuelles vs. habituelles Wohlbefinden
Wie aus der Abbildung 2 hervorgeht, lässt sich das Wohlbefinden in folgende Ausprägungen gliedern: aktuelles vs. habituelles Wohlbefinden und physisches vs. psychisches Wohlbefinden. Dabei ist zu beachten, dass sowohl das aktuelle als auch das habituelle Wohlbefinden jeweils mit dem psychischen und dem physischen Wohlbefinden kombiniert auftreten kann.
Nach Becker (1991) beschreibt das aktuelle Wohlbefinden das momentane positive Befinden. Dabei handelt es sich um einen vorübergehenden Zustand, der nur über eine begrenzte Dauer anhält und in starkem Ausmaß von situativen Bedingungen und ausgeübten Tätigkeiten beeinflusst wird (Frank, 2014, p. 27).
Aktuelles Wohlbefinden entsteht auf direktem Weg über angenehme sensorische Reize, erfolgreiche Handlungen, soziale Zuwendung und Nähe, glückliche Umstände und angenehme eigene Fantasien. Indirekt kann aktuelles Wohlbefinden durch die Beseitigung oder Reduktion aversiver Zustände ausgelöst werden (Frank, 2017, p. 11). Nach Becker wird das aktuelle Wohlbefinden in vier Zustände gegliedert:
1. Flow: hohe Aktiviertheit
2. Gelassenheit: niedrige Aktiviertheit
3. Positive Stimmung (Begeisterung): hohe Erregung
4. Positive Stimmung (Entspannung): niedrige Erregung (Frank, 2017, p. 11)
Alle vier Zustände sorgen dafür, dass bei einem Individuum ein aktuelles Wohlbefinden hervorgerufen wird, das sich vor allem im Grad der Aktiviertheit und im Ausmaß der Erregung unterscheidet.
Wie ebenfalls aus der Abbildung 2 ersichtlich wird, unterteilt sich das aktuelle Wohlbefinden in das psychische Wohlbefinden und das physische Wohlbefinden.
Dabei beschreibt das aktuelle psychische Wohlbefinden einen Zustand, der geprägt ist von positiv getönten Gefühlen, positiven Stimmungen sowie einer Beschwerdefreiheit. Die positiv getönten Gefühle können dabei entweder den Primäremotionen wie Freude/Begeisterung, Interesse und Überraschung zugeordnet werden oder aber den erworbenen Emotionen, wie z.B. Liebe, Mitgefühl oder Stolz. Stimmungen, die im Gegensatz zu Gefühlen länger andauern und weniger intensiv sind, umfassen z.B. Wohlbehagen, Gelassenheit oder Heiterkeit. Die aktuelle psychische Beschwerdefreiheit besagt, dass Individuen sich in diesem Zustand unbeschwerter auf das Leben einlassen können (Frank, 2014, p. 27 f.).
Das aktuelle physische Wohlbefinden bezieht sich nun auf die körperlichen Aspekte, wie z.B. Schlaf, vorhandene Behinderungen, Körperbeschwerden oder Arbeitsfähigkeit (Berth, Balck, & Brähler, 2008, p. 278). Becker unterteilt das aktuelle physische Wohlbefinden in positives körperliches Empfinden und aktuelle körperliche Beschwerdefreiheit, wobei das körperliche Wohlbefinden von Mayring (2007) als Zustand von Lust beschrieben wird. Lust definiert er dabei als kurzfristigen, stark emotionalen aber eher passiven Zustand, der das Befinden überflutet und dem Ernüchterung folgt (Frank, 2014, p. 28).
Im Gegensatz zu dem aktuellen Wohlbefinden ist das habituelle Wohlbefinden als eine relativ stabile Eigenschaft zu verstehen (Frank, 2014, p. 29). Es beinhaltet somit Urteile über aggregierte emotionale und körperliche Erfahrungen der letzten Wochen und Monate. Individuen mit stark ausgeprägtem habituellen Wohlbefinden befinden sich meist in einem Zustand der Lebenszufriedenheit und des Wohlbefindens (Frank, 2017, p. 6).
Wie auch bei dem aktuellen Wohlbefinden untergliedert sich das habituelle Wohlbefinden in psychisches und physisches habituelles Wohlbefinden. Das psychische Wohlbefinden umfasst wiederum positive Gefühle wie Freude und Glück, positive Stimmungen und Beschwerdefreiheit. Das physische Wohlbefinden hingegen beschreibt positive körperliche Empfindungen und das Freisein von körperlichen Beschwerden (Frank, 2017, p. 6).
Während Bradburn (1969), Wegbereiter der Wohlbefindensforschung, noch davon ausging, dass eine Balance zwischen positiven und negativen Gefühlen für das Empfinden von Wohlbefinden ausreichend ist, wurde mittlerweile belegt, dass das Wohlbefinden stärker erlebt wird, wenn mehr positive als negative Gefühle erlebt werden (Frank, 2017, p. 6).
2.1.2 Hedonisches vs. eudaimonisches Wohlbefinden
Neben dem aktuellen und habituellen Wohlbefinden kann weiter eine Unterscheidung zwischen dem hedonischen und dem eudaimonischen Wohlbefinden vorgenommen werden.
Das hedonische Wohlbefinden liegt vor, wenn Individuen ein hohes Ausmaß an positiven Gefühlen und ein niedrigeres Ausmaß an negativen Gefühlen empfinden und insgesamt über eine hohe Lebenszufriedenheit verfügen (Frank, 2017, p. 62). Dies bedeutet, dass der Fokus sowohl auf positiven Erlebenswerten und Affekten, wie z.B. Lust, Freude oder Begeisterung, als auch auf kognitiven Komponenten der Zufriedenheit liegt. In der Psychologie wird diese Art des Wohlbefindens auch als subjektives Wohlbefinden bezeichnet (Jerich, 2016, p. 69). Das hedonische Wohlbefinden lässt sich auf allen vier Ebenen des Verhaltens beschreiben:
1. Affektive Ebene: Glück, Freude, Begeisterung als Elemente des subjektiven Wohlbefindens
2. Kognitive Ebene: erlebte Zufriedenheit, global oder auf bestimmte Bereiche bezogen, Leben nach persönlichen Vorstellungen leben
3. Körperliche Ebene: positiv erlebte körperliche Empfindungen, wie z.B. Zufriedenheit mit dem momentanen Körperzustand, Ruhe, Frische, Gepflegtheit etc.
4. Soziale Ebene: soziale Kohärenz, Aktualisierung, Integration, Akzeptanz, Geborgenheitsgefühl und der soziale Beitrag, den Individuen leisten
Das eudaimonische Wohlbefinden bezieht sich demgegenüber auf eine zufriedenstellende und erfüllende Lebensgestaltung. Der Fokus liegt dabei auf den psychosozialen Handlungsfähigkeiten, Temperamentsfaktoren, menschlichen Stärken, Tugenden und Ressourcen. Das eudaimonische Wohlbefinden geht demnach damit einher, ein engagiertes und blühendes Leben zu führen, bei dem gutes Gedeihen im Vordergrund steht (Jerich, 2016, p. 70 f.). Nach Ryff (1989) beschreibt das eudaimonische Wohlbefinden vor allem das aktive Streben nach Selbstverwirklichung und somit die Zweckbestimmung des eigenen Lebens und des persönlichen Weiterkommens (Adler & Uexküll, 2011, p. 96). Das eudaimonische Wohlbefinden weist als einzige Ausprägung Bezüge zu Hoffnung, der Suche nach dem Lebenssinn und der Beharrlichkeit beim Erreichen von Langzeitzielen auf. Es unterscheidet sich in dem Sinne von dem hedonischen Wohlbefinden, als dass es eine Haltung des Gebens widerspiegelt, während das hedonische Wohlbefinden eher die Haltung des Nehmens einnimmt (Frank, 2017, p. 62).
Das Konzept des eudaimonischen Wohlbefindens hängt unmittelbar mit dem Konzept der seelischen Gesundheit von Becker zusammen. Hedonisches Wohlbefinden allein reicht nicht aus, um zuverlässig von einer stabilen psychischen Gesundheit zu sprechen, sondern es bedarf zusätzlich dem eudaimonischen Wohlbefinden (Frank, 2017, p. 62). Das Konzept von Becker stellt ein hierarchisches Modell dar, auf dessen das Konstrukt der seelischen Gesundheit auf oberster Ebene steht. Die Verhaltenskontrolle steht neben der seelischen Gesundheit ebenfalls an oberster Stelle. Die seelische Gesundheit wird dabei als die Fähigkeit zur Bewältigung externer und interner Anforderungen definiert. Das Konstrukt wird von Becker anhand von drei Dimensionen mit sieben Kompetenzen operationalisiert:
1. Sinnerfülltheit
2. Selbstvergessenheit
3. Beschwerdefreiheit (Dimension: seelisch-körperliches Wohlbefinden)
4. Expansivität
5. Autonomie (Dimension: Selbstaktualisierung)
6. Selbstwertgefühl
7. Liebesfähigkeit (Dimension: selbst- & fremdbezogene Wertschätzung) (Jerich, 2016, p. 71)
Des Weiteren ist die seelische Gesundheit davon abhängig, inwiefern Individuen in der Lage sind ihre Bedürfnisse zu befriedigen, Ziele zu haben und dem eigenen Leben Sinn und Orientierung zu geben. Dabei ist es von großer Bedeutung eine Balance zwischen Stabilität und Veränderung zu erreichen. Die seelische Gesundheit ist eine bedeutende Voraussetzung für ein gedeihliches Leben (Jerich, 2016, p. 72).
Keyes und Annas (2009) haben das Konzept des Flourishing entwickelt. Das Flourishing ist ein komplexes Konstrukt, welches mit drei Komponenten die psychische Gesundheit beschreibt:
1. Hedonisches Wohlbefinden (emotional well-being): positive und negative Gefühle, Lebenszufriedenheit
2. Eudaimonisches Wohlbefinden (psychological well-being): Einstellungs- und Handlungsfähigkeiten, die für die psychische Gesundheit dienlich sind
3. Soziales Wohlbefinden (social well-being): soziale Akzeptanz, soziale Aktualisierung, sozialer Beitrag, soziale Kohärenz und soziale Integration (Frank, 2017, p. 62)
Die nachfolgende Abbildung veranschaulicht das Model des Flourishing nach Keyes grafisch.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Flourishing Model nach Keyes (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Keyes, 2007, p. 95 ff.)
Neben den Konzepten von Becker und Keyes & Annas gibt es weitere Konzepte und Ansätze zum Konstrukt der seelischen Gesundheit, auf die jedoch an dieser Stelle nicht weiter eingegangen wird.
2.1.3 Subjektives Wohlbefinden
Aus den vorherigen Ausführungen geht hervor, dass ein subjektives Wohlbefinden dann vorliegt, wenn ein hohes Ausmaß an positiven und ein niedriges Maß an negativen Gefühlen vorherrscht. Folglich liegt eine hohe Lebenszufriedenheit vor. Ist von subjektivem Wohlbefinden die Rede, wird die hedonische Ansicht angesprochen (Frank, 2017, p. 62).
Das subjektive Wohlbefinden umfasst viele Begrifflichkeiten, deren Einordnung die nachfolgende Abbildung gut zusammenfasst:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Begriffsfeld des subjektiven Wohlbefindens (Quelle: Wydra, 2014, p. 8)
Das subjektive Wohlbefinden wird dabei von einer Vielzahl an unterschiedlichen Faktoren beeinflusst, wie auch die vorangegangene Abbildung zeigt, wobei das subjektive Wohlbefinden alle positiven und negativen Erfahrungen und Bewertungen des eigenen Lebens, des Körpers und der Psyche repräsentiert. Es enthält sowohl emotionale als auch kognitive Komponenten, d.h. es werden sowohl die aktuellen Emotionen als auch die überdauernden Eigenschaften einer Person mit einbezogen (Sayvanska, 2015, p. 25).
Die nachfolgende Abbildung veranschaulicht die oben genannten Einflussfaktoren, die sich auf das subjektive Wohlbefinden eines Individuums auswirken.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Einflussfaktoren auf das subjektive Wohlbefinden (Quelle: Hascher, 2004, p. 69)
Mayring (1991) präzisierte die Unterschiede verschiedener Faktoren des Wohlbefindens. Das Wohlbefinden stellt für ihn den Oberbegriff vier psychologischer Konstrukte dar: Glück, Zufriedenheit, Freuden und Belastungsfreiheit. Dies wird als der Vier-Faktoren-Ansatz subjektiven Wohlbefindens benannt. Demnach besteht das Wohlbefinden aus emotionalen und kognitiven, kurzfristigen und länger andauernden Anteilen, aus positiven Emotionen und dem Fehlen von negativen Emotionen, Beschwerden und Belastungen. Das Glücksempfinden ist Ausdruck höchster Freude und eines positiven Lebensgefühls, die Zufriedenheit das Resultat kognitiver Bewertungsprozesse und Freuden stellen Höhepunkte dar, die mit angenehmen Erlebnissen verbunden sind. Die Belastungsfreiheit vermittelt dabei eine psychische und physische Unversehrtheit. Dennoch ist zu beachten, dass das subjektive Wohlbefinden nicht allein als Indikator für ein gutes Leben betrachtet werden kann. Vielmehr müssen die Kompetenzen des Individuums, die Lebensbedingungen, die Konzepte psychischer Gesundheit und die Lebensqualität miteinander in Beziehung gesetzt werden (Hascher, 2004, p. 25 f.).
Zusammenfassend können die folgenden vier Faktoren als konstitutiv für das Wohlbefinden betrachtet werden:
1. Häufigkeit positiver Gefühle
2. Abwesenheit negativer Gefühle
3. Selbstakzeptierung
4. Fähigkeit zur Bedürfnisbefriedigung (Hascher, 2004, p. 27)
Des Weiteren sind neben den kognitiven und emotionalen Komponenten auch das körperliche und das soziale Wohlbefinden ausschlaggebend für das subjektive Wohlbefinden.
Das körperliche Wohlbefinden ist vor allem deshalb relevant, da es eine Vielzahl psychischer Störungen gibt, bei denen die Betroffenen auf ein negatives körperliches Erleben zentriert sind. So besteht z.B. bei einer Essstörung oder einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ein stark gestörtes Verhältnis zum eigenen Körper, wodurch körperliches Wohlbefinden verhindert wird und somit auch kein subjektives Wohlbefinden vorherrscht (Frank, 2014, p. 34).
Das soziale Wohlbefinden umfasst das subjektive Erleben von sozialem Wohlbefinden, wie z.B. Geborgenheitsgefühle, Gemocht werden oder soziale Akzeptanz. Es schließt außerdem das soziale Wohlbefinden als Resultat des sozialen Handelns mit ein. Es geht also um die soziale und gesellschaftliche Auseinandersetzung der Menschen mit ihrer sozialen Umwelt (Ecarius, Berg, Serry, & Oliveras, 2017, p. 177).
Die nachfolgende Tabelle zeigt zum Abschluss zusammenfassend die Struktur des subjektiven Wohlbefindens anhand der zuvor ausgeführten Komponenten und deren Inhalte.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Struktur des subjektiven Wohlbefindens (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an (Frank, 2014, p. 33))
Ein weiterer Ansatz zur Beschreibung des subjektiven Wohlbefindens stellt die State-Trait-Unterscheidung dar. Bei der Betrachtung der Variablen des subjektiven Wohlbefindens wird deutlich, dass die zeitliche Erstreckung des Zustandes des Befindens sehr unterschiedlich sein kann. Einer Person, die sich über längere Zeiträume immer wieder in bestimmten emotionalen Zuständen befindet, kann dies als überdauernde Persönlichkeitseigenschaft zugeschrieben werden. Somit kann dies ein Merkmal einer Person sein, auch wenn die Emotion in einem bestimmten Augenblick nicht empfunden wird. Für die Emotion Angst könnte dies wie folgt aussehen: Ängstlichkeit als Persönlichkeitseigenschaft (trait) wird von dem konkreten, situativen Angstgefühl (state) unterschieden (Ecker & Landwehr, 2007, p. 56).
Für das subjektive Wohlbefinden lässt sich die State-Trait-Unterscheidung wie folgt darstellen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Variablen des subjektiven Wohlbefindens als State und Trait (Quelle: Ecker & Landwehr, 2007, p. 56)
Lust und Freunde sind demnach eher den situativen State-Emotionen zuzuordnen, während Belastungsfreiheit ein überdauernder Persönlichkeitszug (trait) darstellt. Glück und Zufriedenheit können demgegenüber in beiden Erscheinungsformen auftreten (Ecker & Landwehr, 2007, p. 57). Die Wohlbefindensforschung geht der Frage nach, in welcher Beziehung Wohlbefindens-State und Wohlbefindens-Trait stehen. Bereits Diener (1984) unterschied zwischen Top-Down-Theorien und Bottom-Up-Theorien. Frederickson (2002) zeigt, dass heute eher die Bottom-Up-Theorien im Vordergrund stehen. Die Erfahrung positiver Emotionen, wie z.B. Freude, erweitert das Kognitions-Aktions-Repertoire einer Person, wodurch andauernde, persönliche Ressourcen gebildet werden und gleichzeitig negative Emotionen behindert werden. Daraus resultiert der Aufbau von Trait-Wohlbefinden. Das Trait-Glück steht somit für die Summe vieler positiver, freudiger Ereignisse und glücklicher Momente (Brandstätter & Otto, 2009, p. 588).
2.2 Psychische Störungen
Dieser Teil der theoretischen Grundlagen befasst sich mit den Aspekten der psychischen Störungen. Zu Beginn wird der Begriff der psychischen Störungen definiert, um ein gemeinsames Verständnis für den weiteren Verlauf zu erlangen. Nachfolgend wird auf die Entstehung und Entwicklung von psychischen Störungen eingegangen, ebenso wie auf die Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten. Die Störungsbilder der Depression, der posttraumatischen Belastungsstörung und der Angststörung werden im Besonderen betrachtet.
2.2.1 Definition psychischer Störungen
Bevor der Begriff der psychischen Störung definiert wird, sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass zwischen den Begrifflichkeiten psychische Störung und psychische Erkrankung ein Unterschied besteht. So geht es bei einer psychischen Krankheit in medizinisch-psychiatrischen Konzepten, um eine krankhaft veränderte Psyche, also einen Defekt. Dabei handelt es sich um qualitativ anderes, abnormes Verhalten (Stemmer-Lück, 2009, p. 22). Der Krankheitsbegriff impliziert dabei eine direkte Zuschreibung der Ursache von somatischer oder psychischer Art. Der Betroffene1 steht im Zentrum der Betrachtung, da er die Symptome zeigt und gleichzeitig als Träger der Krankheit identifiziert wird (Jungnitsch, 2009, p. 58). Mittlerweile wird der Begriff der psychischen Störung dem der psychischen Erkrankung vorgezogen. Auch für diese Arbeit und den weiteren Verlauf wird sich stets auf die psychische Störung bezogen.
Psychische Störungen werden „als dauerhaft schädliche Gedanken, Gefühle und Handlungen, die abweichend, quälend und dysfunktional sind“ (Myers, Hoppe-Graff, & Keller, 2014, p. 654) betrachtet. Diese dysfunktionalen Gedanken, Gefühle und Handlungen gehen mit momentanem Leid und Beeinträchtigungen einher, d.h. Betroffene haben bspw. Schwierigkeiten im Beruf oder in anderen Lebensbereichen. Die psychische Störung ist dabei der Ausdruck der verhaltensbezogenen, psychischen oder biologischen Dysfunktion des Individuums (Butcher, Mineka, Hooley, Plata, & Schleider, 2009, p. 11). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass eine psychische Störung dann vorliegt, wenn die normalen Funktionsweisen der emotionalen und kognitiven Prozesse und das Verhalten einer Person so beeinträchtigt sind, sodass ein Leidensdruck entsteht und die betroffene Person bei der Erreichung persönlicher Ziele beeinträchtigt wird. Die Lebensqualität wird dadurch deutlich beeinträchtigt (Zimbardo, Gerrig, & Hoppe-Graff, 2003, p. 602).
Der Begriff der psychischen Störung wird sowohl in der ICD-10 Klassifikation als auch beim DSM verwendet. Demnach liegt eine psychische Störung vor, wenn bestimmte Klassifikationskriterien der ICD oder des DSM erfüllt sind. Gemäß DSM-5 lässt sich eine psychische Störung als Syndrom definieren, welches durch eine Störung in der Kognition, in der Emotionsregulation oder des Verhaltens eines Menschen charakterisiert ist. Die Störungen drücken insbesondere dysfunktionale psychologische, biologische oder entwicklungsbezogene Prozesse aus, denen die psychischen oder seelischen Funktionen zugrunde liegen (Wirtz, 2017, p. 1240).
Nachfolgend werden die typischen Charakteristika einer psychischen Störung zusammenfassend aufgeführt, die auch nach ICD-10 als Symptome zu bezeichnen sind. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass psychische Störungen sehr individuell sind und sich bei jedem Menschen in unterschiedlicher Art und Weise und in unterschiedlicher Intensität zeigen und auswirken.
- Auffällig abweichende Erlebens- und Verhaltensweisen
- Körperlich, biologisch oder somatisch bedingt
- Externe Faktoren (z.B. kritische Lebensereignisse) als auslösende Bedingungen
- Sozialer Kontext beeinflusst Entstehung und Verlauf der psychischen Störung
- Interindividueller stabiler, typischer Verlauf
- Extremausprägungen normalen menschlichen Verhaltens und Erlebens
- Kontextunabhängig durch Symptome und Syndrome des Individuums gekennzeichnet
- Komplexe Beziehung biologischer, psychischer und sozialer Aspekte, die nicht isoliert betrachtet werden können (Wirtz, 2017, p. 1240)
Es wird deutlich, dass psychische Störungen sehr vielseitig und komplex sind.
Die nachfolgende Abbildung zeigt eine Übersicht der häufigsten psychischen Störungen und deren 12-Monats-Prävalenz. Die Prävalenz beschreibt dabei den Prozentsatz aller Krankheitsfälle in einer definierten Population, zu einem bestimmten Zeitpunkt bzw. innerhalb eines bestimmten Zeitraums (Wittchen & Hoyer, 2011, p. 62).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: 12-Monats-Prävalenz psychischer Störungen in der EU (Quelle: Jacobi & Kessler-Scheil, 2013, p. 191)
In Kapitel 2.2.3 wird näher auf spezifische Störungsbilder eingegangen, insbesondere auf die Depression, die posttraumatische Belastungsstörung und die Angststörung.
2.2.2 Entstehung und Entwicklung von psychischen Störungen
In dem vorangegangenen Kapitel wurde bereits dargestellt, was unter einer psychischen Störung zu verstehen ist. In diesem Kapitel wird die Frage beantwortet, wie eine psychische Störung entsteht und sich entwickeln kann und ebenso welche Folgen dies für den Menschen haben kann. An dieser Stelle sei angemerkt, dass hier lediglich allgemein auf die Entstehung psychischer Störungen eingegangen wird und nicht auf die einzelnen Störungen, da dies den Rahmen dieser Arbeit deutlich übersteigen würde. Deshalb ist stets zu berücksichtigen, dass es Unterschiede zwischen den Störungen sowie zwischen einzelnen Individuen gibt.
Prinzipiell kann die Entstehung einer psychischen Störung durch das Zusammenwirken von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren erklärt werden. Dabei gibt es mittlerweile eine Vielzahl unterschiedlicher Störungstheorien, die der Erklärung des jeweiligen Störungsbildes Rechnung tragen. Zu unterscheiden sind dabei die universellen Störungstheorien, die versuchen alle psychischen Störungen zu erklären und die störungsspezifischen Störungstheorien, die eine ganz bestimmte Störung erklären (Auckenthaler & Baudisch, 2012, p. 66 f.). Um an dieser Stelle einen Überblick über mögliche Ursachen zu erhalten, eignet sich das Vulnerabilitäts-Stress-Modell psychischer Störungen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: Vulnerabilitäts-Stress-Modell psychischer Störungen (Quelle: Auckenthaler & Baudisch, 2012, p. 76; Wittchen & Hoyer, 2011)
Die Abbildung zeigt in der Spalte Vulnerabilitäten mögliche Ursachen, wie z.B. Persönlichkeit, genetische Veranlagung oder kritische Lebensereignisse. Es zeigt deutlich, dass es eine Vielzahl möglicher Ursachen gibt. Diese Ursachen führen aber nicht immer zu einer psychischen Störung, es besteht jedoch die Möglichkeit (Auckenthaler & Baudisch, 2012, p. 76).
Die Spalte der modifizierenden Variablen zeigt Faktoren, die ausschlaggeben dafür sind, ob eine psychische Störung entwickelt wird oder nicht und wie der Verlauf beeinflusst werden kann. Darunter fallen sowohl psychologische Faktoren, wie z.B. die Resilienz oder Coping-Strategien, als auch entwicklungsbezogene Faktoren, wie z.B. die Impulskontrolle und körperliche Faktoren (Auckenthaler & Baudisch, 2012, p. 76).
Es stellt sich nun die Frage, welche Folgen psychische Störungen nach sich ziehen können. Dabei wird zum einen zwischen den kurzfristigen und den langfristigen Folgen differenziert und zum anderen zwischen den Folgen für die betroffene Person selbst und den Folgen für das Umfeld. Die kurz- und langfristigen Folgen für die betroffene Person können der Abbildung 8 entnommen werden. Die Folgen für die Betroffenen äußern sich in starkem Leidensdruck bis hin zur Behinderung. Ein normales Leben ist häufig nicht mehr möglich. Die Betroffenen sind auf langfristige ärztliche und psychotherapeutische Hilfe angewiesen. Für das Umfeld ist der Umgang mit psychischen Störungen oftmals nicht leicht. In der Gesellschaft werden psychisch Kranke nach wie vor häufig stigmatisiert und Themen werden tabuisiert. Psychische Störungen werden noch nicht so anerkannt und toleriert wie körperliche Erkrankungen. Deshalb können die Reaktionen im Umfeld sehr unterschiedlich sein – von Verständnis bis hin zur Ablehnung – da psychische Störungen Unbehagen hervorrufen und eine Verletzung gesellschaftlicher Standards darstellen (Zimbardo et al., 2003, p. 602 f.). Nicht selten verschlimmern solche Reaktionen den Leidensdruck der Betroffenen. Dennoch heißt es nicht, dass wer einmal an einer psychischen Störung leidet immer leiden wird. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten, die teilweise sehr erfolgsversprechend sind. Welche Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten es gibt wird in Kapitel 2.2.4 näher ausgeführt.
2.2.3 Spezifische Störungsbilder
Wie bereits erwähnt sind psychische Störungen sehr vielseitig und komplex. Es gibt viele spezifische Störungen, die sich unterschiedlich auf die Funktionsweisen der emotionalen und kognitiven Prozesse der Betroffenen auswirken. Es gibt zwei Diagnosesysteme, welche die psychischen Störungen anhand der Symptome klassifizieren: das DSM-IV und die ICD-10. In Deutschland wird vorrangig auf die ICD-10 Klassifikation, herausgegeben von der Weltgesundheitsorganisation, zurückgegriffen. Das Kapitel V (F00 – F99) enthält dabei alle psychischen Störungen und Verhaltensstörungen und gliedert sich in zehn Unterabschnitte, die jeweils zusammengehörige Störungsgruppen abbilden (Disse, 2015, p. VI).
In der nachfolgenden empirischen Untersuchung wird sich auf drei Störungsbilder fokussiert: die Depression, die posttraumatische Belastungsstörung und die Angststörung. Diese Störungsbilder werden im Nachfolgenden getrennt voneinander vorgestellt, wobei die Störung jeweils definiert wird, bevor auf die Epidemiologie und Prävalenz eingegangen wird. Ebenfalls werden Ursachen und Symptome der jeweiligen psychischen Störung näher betrachtet.
2.2.3.1 Depression
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Depression als psychische Störung in Folge von psychischer Belastung.
Definition und Klassifikation nach ICD-10
Die Depression gehört zu den affektiven psychischen Störungen. Dabei versteht man unter einer Depression ein Symptomkomplex, das aus einer gedrückten, traurigen Verstimmung, Interessenlosigkeit und Antriebsstörung, einer motorischen und psychischen Hemmung, typischen depressiven Gedankeninhalten und bestimmten somatischen (körperlichen) Störungen besteht (Arnold, Eysenck, & Meili, 2007, p. 354). Kennzeichnend für eine Depression ist die Beeinträchtigung des Betroffenen im körperlichen Befinden, dem Denken, den Gefühlen, der Gestimmtheit, dem Bezug zur Umwelt, aber auch in Bezug zur eigenen Person und Zukunft (Wolfersdorf, 2010, p. 19). Komorbiditäten, die sog. Begleiterkrankungen der Depression, sind nicht selten. Angststörungen, Substanzmissbrauch und Persönlichkeitsstörungen sind häufige Begleiterkrankungen, die vor allem im Hinblick auf eine geeignete und erfolgreiche Behandlung berücksichtigt werden sollten (Coleman, 2014, p. 30). Im ICD-10 stellen die affektiven Störungen ein eigenes Kapitel dar – F3. Unterschieden werden in diesem Kapitel die manische, depressive und bipolare Verlaufsform. Die Depression (Unipolare Depression) trägt danach in der Diagnostik die F32 (Depressive Episode). Unterschieden wird weiter in eine leichte, mittelgradige und schwere Episode und Verläufe mit und ohne psychotischen Symptomen, wie z.B. Halluzinationen oder Wahn (Koeslin, 2008, p. 93). Eine weitere Voraussetzung für eine Depression nach der ICD-10-Klassifikation ist eine Dauer der depressiven Episode von mindestens zwei Wochen sowie das Vorhandensein von mindestens vier definierten Symptomen (Disse, 2015, p. 132). Auf diese Symptome, mögliche Ursachen und Folgen wird im Folgenden näher eingegangen, nachdem ein Blick auf die Epidemiologie und Prävalenz geworfen wurde.
Epidemiologie und Prävalenz
Die Depression gehört zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. Ca. 8% der deutschen Bevölkerung leiden unter einer behandlungsbedürftigen Depression, wobei Frauen (ca. 15,5%) häufiger betroffen sind als Männer (ca. 8%). Des Weiteren ist zu beobachten, dass es zwei Häufigkeitsgipfel gibt: zwischen dem 20. – 29. Lebensjahr und zwischen dem 50. – 59. Lebensjahr. Ebenso sind vor allem den Arbeitslosen und Städter höhere Depressionsraten zuzuweisen (Disse, 2015, p. 132). Weitere Zusammenhänge bestehen hinsichtlich des Alters, Geschlechts und dem sozioökonomischen Status (Busch, Maske, Ryl, Schlack, & Hapke, 2013, p. 734). Die Einschätzungen für die Lebenszeitprävalenz der depressiven Störung liegen zwischen 3% und 18%. Die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken liegt bei Männern bei ca. 12% und bei Frauen bei ca. 26% (Schauenburg & Hofmann, 2007, p. 8).
Ursachen und Symptome
Die Ursachen und Symptome einer Depression werden im Nachfolgenden exemplarisch gelistet:
- Genetische Faktoren
- Störung in der Neurotransmission (relativer Mangel an Serotonin und Noradrenalin)
- Kritische Lebensereignisse (z.B. Verlust einer Bezugsperson)
- Chronobiologische Faktoren (Störungen der biologischen Rhythmen)
- Körperliche Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme (z.B. Parkinson)
- Fehlentwicklungen in der frühen Kindheit (Koeslin, 2008, p. 91 f.).
Ebenso umfangreich ist die Liste möglicher Symptome einer Depression. Diese Symptome können in vier Kategorien gegliedert werden:
- Auffälligkeiten in der Stimmung
Traurigkeit, Verlust von Freude und Aktivitäten, Gefühle der Ängstlichkeit, Scham und Schuld
- Auffälligkeiten im Denken
Niedriges Selbstwertgefühl, Pessimismus und Hoffnungslosigkeit auch hinsichtlich der eigenen Zukunft, Suizidgedanken
- Auffälligkeiten in der Motivation
Hemmung der Initiative und Reaktionen („Lähmung des Willens“), beeinträchtigte Entscheidungsfähigkeit
- Auffälligkeiten auf körperlicher Ebene
Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Gefühl der Schwäche, Müdigkeit (Zimbardo et al., 2003, p. 617)
Als weitere mögliche Symptome können z.B. Niedergeschlagenheit, Grübelneigung, Gefühl der Gefühlslosigkeit, Leere oder die Unfähigkeit zu Lachen oder Weinen genannt werden (Bandelow, 2010, p. 43 ff.). An dieser Stelle sei erneut angemerkt, dass die Symptome individuell verschieden sind und nicht bei allen Betroffenen in gleicher Weise auftreten.
2.2.3.2 Posttraumatische Belastungsstörung
Eine weitere psychische Störung, auf die sich im Rahmen dieser Arbeit spezialisiert wird, ist die posttraumatische Belastungsstörung.
Definition und Klassifikation nach ICD-10
Die posttraumatische Belastungsstörung (im Folgenden PTBS genannt) ist in der ICD-10 in Kapitel 5 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen aufgeführt. Die PTBS trägt das Klassifikationskürzel F43.1 und ist somit den Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen zuzuordnen (Disse, 2015, p. 167).
Die PTBS ist eine Störung von beachtlichem Schweregrad, die sich als Reaktion auf eine außergewöhnliche körperliche oder seelische Belastung entwickelt (Flatten, 2004, p. 32). Die zeitlich unmittelbaren psychischen Folgen nach einem traumatischen Ereignis werden in der Regel noch nicht als posttraumatisch aufgefasst, sondern als akute Belastungsreaktion bzw. -störung (Maercker, 2009, p. 14). Die PTBS hingegen entsteht als verzögerte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophalem Ausmaß. Diese Situationen und Ereignisse würden dabei bei fast jedem Menschen eine tiefe Verzweiflung hervorrufen (Disse, 2015, p. 170). Auf die genauen Ursachen und wie sich eine PTBS in Symptomen äußert, wird im Verlauf näher dargestellt.
Epidemiologie und Prävalenz
Die Entstehung einer PTBS wird durch das Zusammenwirken von drei Faktoren angenommen: bestimmte Charakteristika des traumatischen Ereignisses, biologische Faktoren, wie z.B. genetische Dispositionen, und psychologische Faktoren, wie bspw. eine prätraumatische Persönlichkeit oder die Abwehrprozesse nach einer Reizüberflutung. In Deutschland liegt die Lebenszeitprävalenz bei ca. 1,5 – 2% (Disse, 2015, p. 170 f.). Durch die Epidemiologic Catchment Area Survey konnten Lebenszeitprävalenzraten von 0,5% bei Männern und 1,3% bei Frauen ermittelt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass ca. 15% der Menschen nach einem traumatischen Erlebnis Symptome erlitten, diese aber nicht den strengen PTBS-Kriterien entsprachen (Flatten, 2004, p. 55).
Ursachen und Symptome
Wie zuvor bereits erwähnt, entsteht die PTBS als Reaktion auf ein traumatisches Erlebnis oder eine Situation mit außergewöhnlicher Bedrohung. Dazu gehören die im Nachfolgenden aufgelisteten Ereignisse und Situationen:
- Naturereignisse oder von Menschen verursachte Katastrophen
- Kampfhandlungen
- Unfälle oder Zeugen des gewaltsamen Todes anderer
- Opfer von Folter, Terrorismus, Vergewaltigung oder anderer Verbrechen (König, 2012, p. 10)
Die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung, die länger als einen Monat andauern müssen, sind sehr vielseitig und komplex. Um nach ICD-10 eine PTBS diagnostizieren zu können, müssen die folgenden Kriterien erfüllt werden.
- Erlebnis eines Traumas
Kurzdauerende Katastrophen, schwere Verkehrsunfälle, langdauernde Naturkatastrophen, lebensgefährliche Erkrankungen, kriminelle/ körperliche Gewalt, sexuelle Übergriffe/Gewalt (in der Kindheit), Kriegserleben, Folter etc. (Maercker, 2009, p. 15)
- Intrusionen
Ungewollte, wiederkehrende und belastende Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashbacks) (König, 2012, p. 10)
- Vermeidungsverhalten
Vermeidung von Reizen, die an das Trauma erinnern, wie z.B. Gedanken, Gefühle, Gespräche, Orte, Personen oder Aktivitäten (Flatten, 2004)
- Hyperarousal
Schlafstörungen, Reizbarkeit oder Wutausbrüche, Konzentrationsschwierigkeiten, übermäßige Wachsamkeit (Hypervigilanz), Schreckreaktionen (König, 2012, p. 11)
Weitere Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung können sein: emotionale Taubheit, Fehlen emotionaler Reaktionsfähigkeit, Derealisationserleben, Depersonalisationserleben, Dissoziationen (Flatten, 2004, p. 33).
Der Verlauf einer PTBS ist sehr wechselhaft, jedoch kann eine Heilung erwartet werden. Bei einigen wenigen Menschen kann die Störung jedoch über die Jahre hinweg chronisch werden und in eine andauernde Persönlichkeitsänderung übergehen (König, 2012, p. 11). Des Weiteren ist zu beachten, dass die oben aufgeführten Ursachen zu einer PTBS führen können, aber nicht zwingend bei jedem Menschen müssen. So gibt es Menschen, die ein traumatischen Erlebnis durchlitten haben, aber keine PTBS entwickelt haben.
2.2.3.3 Angststörung
Die Angststörung ist eine weitere psychische Störung, welche die höchste 12-Monats-Prävalenz aufweist. In diesem Kapitel wird diese Störung näher vorgestellt.
Definition und Klassifikation nach ICD-10
Der Begriff der Angst selbst beschreibt zunächst einen Zustand der Erregung des psychischen Systems als Reaktion auf die Wahrnehmung von empirischen Hinweisen oder imaginierter Vorstellungen hinsichtlich einer Gefahr oder Bedrohung (Gaede & Bliesener, 2007, p. 38). Die Angst ist ein Zustand, den jeder Mensch in bestimmten Lebenssituationen empfindet. Bei der Angststörung ist besonders das Ausmaß der erlebten Angst ausschlaggebend. Der Übergang von der natürlichen Angst hin zur Angststörung ist dabei meist nicht eindeutig. Dennoch kann festgehalten werden, dass die Angst zur Angststörung wird, wenn diese von der betroffenen Person so bedrohlich wahrgenommen wird, sodass infolgedessen die Bewältigung des Alltags stark beeinträchtigt oder gar nicht mehr möglich ist. Dies schließt mit ein, dass die Angst situationsunangemessen ist und ohne ausreichenden Grund bzw. ohne tatsächliche Bedrohung empfunden wird. Folglich kommt es zur Angst vor der Angst – die Angst wird vermieden und nicht die Auslöser (Niklewski & Riecke-Niklewski, 2010, p. 37 ff.). In der ICD-10 sind die Angststörungen, wie bereits erwähnt, im Kapitel Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen zu finden. Getrennt wird nach phobischen Störungen (F40) und anderen Angststörungen (F41). Bei den phobischen Störungen wird die Angst überwiegend durch eindeutig definierte Situationen oder Objekte hervorgerufen, z.B. die Agoraphobie (Platzangst) oder die soziale Phobie. Die anderen Angststörungen umfassen die Panikstörung und die generalisierte Angststörung. Die Angst bezieht sich dabei nicht auf eine bestimmte Umgebungssituation, stellt aber die Manifestation der Angst als Hauptsymptom dar (Disse, 2015, p. 149 ff.). Im weiteren Verlauf wird das Augenmerk auf die generalisierte Angststörung, nicht aber auf die Panikstörung gelegt.
Epidemiologie und Prävalenz
Internationalen Studien zufolge liegt die Lebenszeitprävalenz für Angststörungen zwischen 14 – 29%. Für die Bevölkerung in Deutschland wurde eine Lebenszeitprävalenz von ca. 15% ermittelt. Des Weiteren konnte beobachtet werden, dass sowohl phobische Ängste als auch die anderen Angststörungen bei Frauen häufiger auftreten als bei Männern. Die Lebenszeitprävalenz für die Panikstörung beträgt 2% und tritt gehäuft zwischen dem 35. – 65. Lebensjahr auf. Eine generalisierte Angststörung beginnt hingegen meist schon in der Jugend und dem jungen Erwachsenenalter (Disse, 2015, p. 149 ff.).
Ursachen und Symptome
Wie für die zuvor bereits beschriebenen Störungsbilder auch, gibt es für die Angststörung nicht die eine Erklärung. Vielmehr entsteht die Angststörung durch eine Vielzahl an unterschiedlichen Faktoren. Folgende Faktoren können nach aktuellem Stand der Wissenschaft als Ursache für eine Angststörung genannt werden:
- Moderater bis erheblicher Erbfaktor (Faktoren verteilen sich über mehrere Gene)
- Veränderung der Neurotransmittersysteme im Gehirn
- Fehlkonditionierungen/ -kognitionen
- Frühkindliche Traumata
- Elterliche Erziehungsstile
- Akuter Stress und Belastungen (Bandelow, Gruber, & Falkai, 2013, p. 84 f.).
Nachdem nun ein Blick auf das breite Spektrum der möglichen Ursachen geworfen wurde, wird an dieser Stelle auf die spezifischen Symptome einer Angststörung eingegangen. Auch hier ist darauf hinzuweisen, dass die Symptome individuell auftreten und sich in der Art und Weise des Auftretens bei jedem Betroffenen unterscheiden können. Die Symptome werden klassischerweise in drei Bereiche gegliedert, die im Folgenden nun kurz aufgeführt werden:
- Körperliche Symptome
Herzklopfen, beschleunigter Puls, Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Atemnot oder Erstickungsgefühle, Hitzewallungen, Kälteschauer, Übelkeit, Schwindel, Benommenheit, Schwächegefühl
- Psychische Symptome
Derealisation, Depersonalisation, Angst die Kontrolle zu verlieren/verrückt zu werden/zu sterben
- Soziale und gesundheitliche Folgen als Symptome Unfähigkeit etwas alleine zu tun, Abhängigkeit zur Bezugsperson, Berufsunfähigkeit, Depression, Substanzmissbrauch (Alkohol, Beruhigungsmittel) (Koeslin, 2008, p. 118 f.)
Nachdem nun die drei für diese Arbeit relevanten psychischen Störungen vorgestellt wurden, wird im Nachfolgenden auf die Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten ebendieser eingegangen.
2.2.4 Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten psychischer Störungen
Nachdem in den vorangegangenen Kapiteln explizit auf drei spezifische psychische Störungen, deren Entstehung, Entwicklung und Folgen, eingegangen wurde, werden in diesem Kapitel die Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten solcher psychischen Störungen getrennt voneinander vorgestellt.
Prinzipiell kann bei der Behandlung von psychischen Störungen zwischen einer psychotherapeutischen und einer medikamentösen Behandlung in einem ambulanten, stationären oder teil-stationären Setting unterschieden werden. Aufgrund des begrenzten Rahmens dieser Arbeit wird sich in diesem Kapitel auf die psychotherapeutische Behandlung beschränkt. Es werden lediglich die drei wichtigsten Therapieverfahren kurz erläutert: die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die Psychoanalyse.
Allgemein wird die Psychotherapie wie folgt definiert (Strotzka, 1975): Die Psychotherapie ist ein bewusster, geplanter interaktioneller Prozess mit dem Ziel der Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem Konsensus für behandlungsbedürftig gehalten werden. Die Psychotherapie nutzt dazu psychologische (Kommunikations-)Mittel, meist verbal, aber auch non-verbal. Mittels lehrbarer Techniken und auf Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens wird ein gemeinsam erarbeitetes, definiertes Ziel angestrebt. In der Regel ist eine tragfähige emotionale Bindung zwischen Therapeut und Patient notwendig (Senf, Broda, & Amann, 2012, p. 2).
Verhaltenstherapie
Bisweilen gibt es keine einheitlich festgelegte Definition zur Beschreibung der Verhaltenstherapie. Dies würde dem Postulat der ständigen Weiterentwicklung in der Verhaltenstherapie widersprechen. Deshalb erfolgt eine Beschreibung anhand der charakterisierenden Merkmale dieser Therapieform. Die betreffenden Merkmale umfassen die folgenden Aspekte: Menschenbild, Störungsmodell, allgemeine Grundprinzipien, Methodologie, Anwendungsvoraussetzungen und Behandlungsindikationen (Batra & Angenendt, 2006, p. 9). Nachfolgend werden ausschließlich die allgemeinen Grundprinzipien näher betrachtet, da diese ausreichen, um einen für diese Arbeit grundlegenden Einblick in die Verhaltenstherapie zu erhalten. Es lassen sich neun Grundprinzipien identifizieren, welche die Verhaltenstherapie in ihren wesentlichen Zügen ausmacht: empirische Psychologie, problemorientiert, setzt an den prädisponierenden, auslösenden und aufrechterhaltenden Problembedingungen an, zielorientiert, handlungsorientiert, nicht auf das therapeutische Setting begrenzt, transparent, Hilfe zur Selbsthilfe und ständige Weiterentwicklung (Margraf, 2000, p. 4 f.). Die Verhaltenstherapie ist demnach eine Therapie, die Lernprinzipien anwendet, um unerwünschte Verhaltensweisen zu korrigieren (Myers et al., 2014, p. 710).
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist ein von der Psychoanalyse abgeleitetes Verfahren. Laut den Psychotherapie-Richtlinien (2009/2017, § 14a, 1) umfasst die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ätiologisch orientierte Therapieformen, mit deren Hilfe unbewusste Psychodynamik aktuell wirksamer neurotischer Konflikte und struktureller Störungen unter Beachtung von Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand behandelt werden (Wöller & Kruse, 2018, p. 10). Die Hauptmerkmale bestehen in der niedrigeren Frequenz der Sitzungen (im Vergleich zur Psychoanalyse), der Begrenzung der Regression und der Fokussierung auf einen bewusstseinsnahen Konflikt oder eine strukturelle Funktionsstörung (Hopf, Wittenberger, Burchartz, & Lutz, 2016). Eng verbunden mit den tiefenpsychologischen Verfahren ist, wie bereits angedeutet, die Psychoanalyse.
Psychoanalyse
Die Psychoanalyse wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Sigmund Freud begründet. Der Definition zufolge ist die Psychoanalyse der Titel eines Verfahrens zur Untersuchung von seelischen Vorgängen, die ansonsten kaum zugänglich sind und dient hauptsächlich der Behandlung von neurotischen Störungen. Die Psychoanalyse gründet auf der Konflikttheorie und geht deshalb von widerstreitenden Kräften in der Persönlichkeit aus. In der Psychoanalyse wird das Ziel verfolgt, dem Patienten auf der Suche nach Kontinuität und der Aneignung unbewusst gewordener Lebensgeschichte zu helfen. Damit dient die Psychoanalyse dazu, unbewusste Motive zu erforschen und deren Existenz anzuerkennen sowie abgespaltene bzw. abgewiesene Teile des Selbst zu integrieren. Somit geht es in der Psychoanalyse um die Befreiung von Fremdbestimmungen, die Ursachen für psychische Störungen und deren Symptome sind (Deutsche Psychoanalytische Vereinigung).
2.3 Social Media
Der letzte Teil der theoretischen Grundlagen setzt sich mit den sozialen Netzwerken (engl.: social media) auseinander. Nach einer Begriffsbestimmung werden ausgewählte Social-Media-Plattformen vorgestellt und ein Zusammenhang zur Nutzung der Plattformen durch Menschen mit psychischen Störungen hergestellt. Abschließend werden aktuelle Diskussionen und Studien vorgestellt und kritisch betrachtet.
2.3.1 Begriffsbestimmung
Soziale Netzwerke, auch Social Media genannt, sind Internet-Plattformen, auf denen Nutzer mit anderen Nutzern Beziehungen aufbauen und miteinander in Kommunikation treten können. Die Kommunikation bezieht sich dabei nicht nur auf den verbalen Austausch, sondern auch auf den Einbezug vieler multimedialer Formate, wie z.B. Fotos, Videos, Musik- oder Sprachaufzeichnungen. Die Nutzergemeinde auf diesen Plattformen wird dabei als Community bezeichnet (Heymann-Reder, 2011, p. 20). Die sozialen Medien2 subsumieren Online-Medien und Online-Technologien, die es den Nutzern ermöglichen, online einen Informationsaustausch durchzuführen. Dieser geht dabei weit über die klassische E-Mail-Kommunikation hinaus. Die sozialen Medien fördern die Kommunikation von many-to-many, die sich an gleichen Interessen und Vorhaben, ähnlichen Meinungen oder politischen Einstellungen orientiert. Durch den Austausch von Informationen und dem Teilen von eigenen Leistungen und Erlebnissen verfolgen die Nutzer soziale Ziele, wie z.B. den Wunsch nach Anerkennung (Kreutzer, 2014, p. 338).
Die sozialen Netzwerke werden, im Gegensatz zu klassischen Homepages, erst durch die Nutzer mit Inhalt gefüllt. Die Nutzer laden auf den sozialen Netzwerken Beiträge, Videos oder Kommentare hoch und füllen ihr persönliches Profil mit Daten und Informationen (Böker, 2013, p. 9 f.).
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1 Für einen besseren Lesefluss wird im weiteren Verlauf ausschließlich die männliche Form verwendet. Diese schließt die weibliche Form jedoch mit ein.
2 Social Media, soziale Netzwerke und soziale Medien sind bedeutungsgleich, sodass die Begriff- lichkeiten im weiteren Verlauf der Arbeit gleichbedeutend verwendet werden.
- Arbeit zitieren
- Franziska Pfoser (Autor:in), 2019, Social Media und psychische Störungen. Zusammenhänge zwischen der Nutzung von Social-Media-Plattformen und dem persönlichen Wohlbefinden bei Menschen mit einer psychischen Störung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1176241
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