Befreiungstheologie in Lateinamerika


Hausarbeit, 2008

14 Seiten, Note: 2,0

Sofie Ellingsen (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Gustavo Gutiérrez

3. Geschichtliche Entwicklung
3.1. Zweites Vatikanisches Konzil
3.2. Medéllin
3.2.1. Sehen-Urteilen-Handeln
3.3. Puebla

4. Befreiungstheologie nach Gutiérrez

5. Option für die Armen
5.1. Materielle und geistige Armut
5.2. Armut als Sünde

6. Schlussbemerkung

7. Quellen

1. Einleitung

Laut einem Bericht der Berliner Zeitung vom 19 November 2007 ist die Armut in Lateinamerika deutlich gesunken. Dies bedeutet jedoch nur, dass die Zahl der Menschen, die in Armut leben, heute erstmals seit 1990 unter 200 Millionen gesunken ist.

Als arm gilt hier, wer mit weniger als einem Dollar am Tag auskommen muss.[1]

Sieht man solche Zahlen ist es nur schwer verständlich, dass die Armen Lateinamerikas immer noch als Minderheit dargestellt werden und politisch kaum bis gar kein Mitspracherecht haben.

Jedoch ist in den letzen 50 Jahren ein deutlicher Trend erkennbar: Die Armen werden sich ihrer Situation bewusst und werden von der Öffentlichkeit zusehends wahrgenommen.

Zwar hatte die Globalisierung für die Armen Lateinamerikas schwerwiegende Folgen dahingehend, dass sie zunehmend ausgenutzt und unterdrückt wurden, allerdings hat sie auch eine entscheidende positive Veränderung bewirkt: Die Armen wurden sich der Ungerechtigkeit ihrer Situation bewusst und es wuchs der Wunsch, die Wurzeln dieser Situation aufzudecken und zu bekämpfen.

Genau hier setzt die Befreiungstheologie an.

Im dem folgenden Text möchte ich einige Grundzüge der Befreiungstheologie näher erläutern, aufgrund der gebotenen Kürze werde ich mich speziell mit der geschichtlichen Entwicklung der Befreiungstheologie ab dem Zweiten Vatikanischen Konzil im Jahre 1962 sowie der vorrangigen Option für die Armen beschäftigen.

Da die Befreiungstheologie keine einheitliche Theologie darstellt und verschiedene Theologen die Art sowie den Sinn der Befreiungstheologie unterschiedlich auslegen, werde ich mich in dem folgenden Text vor allem nach den Ausführungen Gustavo Gutiérrez richten.

Die Theologie war und ist viel Kritik ausgesetzt. Konstruktive Kritik hat im Laufe der Jahre dazu geführt, die anfänglichen Thesen zu überarbeiten und zu verbessern.

Jedoch gibt es auch viele Kritiker, die der Theologie der Befreiung absprechen, eine echte Theologie zu sein, statt dessen handle es sich bei ihr um reine Soziologie oder sogar Politikwissenschaft.

Laut G. Gutiérrez liegt aber gerade in dieser Vielschichtigkeit das Wesen der Befreiungstheologie.

Er bezeichnet sie als neue Art Theologie zu betreiben, indem sie den ganzen Menschen und seine sozialen und politischen Bedingungen in den Theologieprozess aufnimmt. In all seinen Büchern betont er immer wieder, dass die Hineinnahme des Weltlichen in die Theologie keinesfalls den Ausschluss des Theologischen und des Spirituellen bedeutet.

2. Gustavo Gutiérrez

Gustavo Gutiérrez wurde am 8.Juni 1928 in Lima (Peru) geboren.

Er studierte Medizin an der National University of Peru in Lima, entschied sich 1959 jedoch für das Priesteramt. Desweiteren studierte er Psychologie und Philosophie an der Catholic University of Louvain (Belgien) und Theologie an der Catholic University of Lyon (Frankreich) und an der Gregorian University in Rom. 1985 promovierte er in Lyon zum Doktor der Theologie.

Er arbeitete einige Jahre als Priester in Rimac (Peru) und gründete 1974 das Bartolomé de Las Casas Institute in Lima, das er auch leitete.

Weiterhin lehrte er an der Pontifical University of Peru sowie an einigen Universitäten in Europa und Nordamerika.[2]

Gutiérrez gilt als der Vater der Befreiungstheologie, nicht nur deshalb, weil er den Begriff der Befreiungstheologie erstmalig in einer Rede vor dem Nationalkongress der Priesterbewegung ONIS im Juli 1986 benutzte.[3]

Auch sein erstes Buch „Theologie der Befreiung“, erstmals erschienen 1972, gilt als Grundlage der weiteren Befreiungstheologie.

3. Geschichtliche Entwicklung

Es gibt viele theologische Strömungen aus früheren Zeiten, die man als Wegbereiter der Befreiungstheologie bezeichnen könnte.

Der wichtigste und bekannteste Vertreter einer solchen Strömung ist wohl Bartolomé de las Casas, der zur Zeit der Missionierung Lateinamerikas im 16. Jahrhundert für die Schaffung sozialer Gerechtigkeit für die Indianer eintrat, die er als Arme im Sinne des Evangeliums ansah.[4]

In den folgenden Ausführungen werde ich mich jedoch auf die Entwicklung der Befreiungstheologie ab dem Zweiten Vatikanischen Konzil im Jahre 1962 bis hin zur Dritten Generalkonferenz des lateinamerikanischen Epsikopats in Puebla 1979 beschränken.

3.1. Zweites Vatikanisches Konzil

Das Zweite Vatikanische Konzil fand von 1962 bis 1965 statt.

Erstmalig nahmen an diesem Konzil einheimische Bischöfe aller Kontinente, nicht wie bisher üblich nur der westlichen Länder, teil.

Unter anderem stellte man die Kirche in diesem Konzil als Weltkirche heraus, würdigte jedoch auch die rechtmäßigen Verschiedenheiten der einzelnen Teilkirchen und akzeptierte diese.[5]

Bei der Lektüre der Texte des Konzils stellt man fest, dass vor allem die dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen Gentium“ viele Passagen enthält, welche die Notwendigkeit einer Öffnung der bisher ausschließlich westlich geprägten Kirche zur Sprache bringt.

Deutlich wird diese Prinzip beispielsweise in dem Art. 23 „...In ihnen (den Teilkirchen) und aus ihnen besteht die eine und einzige katholische Kirche“[6] und wird im Art. 26 noch verstärkt, indem es heißt: „Diese Kirche Christ ist wahrhaft in allen rechtmäßigen Ortsgemeinschaften der Gläubigen anwesend, die in der Verbundenheit mit ihren Hirten im Neuen Testament auch selbst Kirchen heißen“[7]

„Es ist (...) Aufgabe des ganzen Gottesvolkes, vor allem auch der Seelsorger und Theologen, unter dem Beistand des Heiligen Geistes auf die verschiedenen Sprachen unserer Zeit zu hören, sie zu unterscheiden, zu deuten und im Licht des Gotteswortes zu beurteilen, damit die geoffenbarte Wahrheit immer tiefer erfasst, besser verstanden und passender verkündet werden kann.“[8]

Dieser Hinweis auf die Wichtigkeit der „Zeichen der Zeit“, wie G. Gutiérrez sie vielfach bezeichnet, bereitet den ersten Schritt auf dem Weg zur Befreiungstheologie, einer Theologie, die ganz auf der aktuellen Situation und dem geschichtlichen Hintergrund des lateinamerikanischen Volkes beruht.

3.2. Medéllin

Vom 24.08. – 06.09.1968 fand in der Stadt Medéllin (Kolumbien) die zweite Generalkonferenz des lateinamerikanischen Episkopats statt.

Erklärtes Ziel war die Anwendung des Zweiten Vatikanischen Konzils auf die lateinamerikanische Kirche, die Bewusstmachung der gesellschaftlichen Probleme sowie die Aufforderung an die Kirche, das soziale Engagement als ihre Aufgabe zu festigen.[9]

Die Versammlung stand unter dem Titel „Die Kirche in der gegenwärtigen Umwandlung Lateinamerikas im Lichte des Konzils“.

[...]


[1] Vgl. http://www.berlinonline.de

[2] vgl. http://www.biography.com

[3] vgl. Horst Goldstein (1989) S. 81

[4] siehe hierzu: Gustavo Gutiérrez (1984) S. 160ff.

[5] vgl. Wolfgang Seibel (1987) S. 7

[6] Kleines Konzilskompendium (Lumen Gentium) S. 149

[7] Kleines Konzilskompendium (Lumen Gentium) S. 154

[8] Kleines Konzilskompendium (Gaudium et spes) S. 495

[9] vgl. Willi Kraning et.al (1992) S. 83

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Befreiungstheologie in Lateinamerika
Hochschule
Universität Vechta; früher Hochschule Vechta  (Hochschule Vechta)
Veranstaltung
Theologische Grundlagen Sozialer Arbeit
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
14
Katalognummer
V117633
ISBN (eBook)
9783640198429
ISBN (Buch)
9783640211074
Dateigröße
402 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Auseinandersetzung mit der Theologie der Befreiung bezieht sich in dieser Arbeit auf die Werke des Befreiungstheologen Gustavo Gutiérrez.
Schlagworte
Befreiungstheologie, Lateinamerika, Theologische, Grundlagen, Sozialer, Arbeit
Arbeit zitieren
Sofie Ellingsen (Autor:in), 2008, Befreiungstheologie in Lateinamerika, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117633

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