Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Historische Einordnung
3 Die Wichtigkeit des Rheins und des Rheinlandes für die Deutschen
4 Die Strategie Hitlers
5 Die Reaktionen der Schlüsselparteien
5.1 Frankreich
5.2 England
6 Folgen
6.1 Innenpolitisch
6.2 Außenpolitisch
7 Fazit
8 Quellen- und Literaturverzeichnis
8.1 Quellenverzeichnis
8.2 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
„ Wären die Franzosen damals ins Rheinland eingerückt, dann hätten wir uns mit Schimpf und Schande wieder zurückziehen müssen, denn die militärischen Kräfte, über die wir verfügten, hätten keineswegs auch nur zu einem mäßigen Widerstand ausgereicht. “1
Mit diesen Worten beschrieb Adolf Hitler den Einmarsch der deutschen Truppen in die entmilitarisierte Zone des Rheinlandes am 7. März 1936. Die Rheinlandbesetzung oder auch Remilitarisierung des Rheinlandes war neben dem Austritt aus dem Völkerbund und der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht der dritte Wochenend-Coup Hitlers.2 Dieser untergrub sowohl den Versailler Vertrag als auch den Locarno-Vertrag und destabilisierte die politische Ordnung in Europa weiter. Wieder einmal nutzte Hitler die verfahrene Situation anderer Länder wie zum Beispiel die Abessinien-Krise3 oder die innerpolitische Situation Frankreichs schamlos aus, um seine machtpolitischen Interessen ein weiteres Mal durchzusetzen. Die offizielle Rechtfertigung für sein Handeln fand Hitler im zuvor geschlossenen französisch-sowjetischen Beistandspakt. Ursprünglich war die von vielen Deutschen gewünschte Aktion erst für das Jahr 1937 geplant, da Deutschland bis dahin an militärischer Stärke zugenommen hätte. Jedoch schien die Zeit bereits im März 1936 günstig und die politische Situation bot es an, den Einmarsch der Truppen ins Rheinland vorzuziehen. Die Unsicherheit, die sich daraus ergab, war dementsprechend allgegenwärtig: Hitler befahl nur drei Infanteriebataillonen symbolisch ins Rheinland vorzustoßen, da er wohl mit einer ernsthaften Gegenwehr zu rechnen schien.4 So räumte er später ein, dass dies die „ aufregendsten Tage seines Lebens “ gewesen seien.5 Eine ebenso prägnante Beschreibung der Situation traf der damalige Oberst Jodl, der betonte, ihm wäre so unheimlich zumute gewesen „ wie einem Spieler, der sein ganzes Vermögen im Roulette auf Rot oder Schwarz setzt “.6
Die Frage, die sich daraus und aus dem zu Beginn genannten Zitat ergibt, ist ebenso offensichtlich wie fundamental: Wieso griff Frankreich bei diesem aggressiven Schachzug Hitlers nicht ein, obwohl es – so Hitler – die militärischen Mittel dazu gehabt hätte? Weitere Fragen, die sich daraus ergeben, sind die der ausbleibenden Reaktion Englands und die nach der Strategie Hitlers. Diese drei Fragen sollen in der vorliegenden Arbeit erörtert werden.
Hierzu soll zunächst eine historische Einordnung der Ereignisse im März 1936 stattfinden, die als Basis für die weitere Analyse und Beantwortung der Forschungsfragen dient. Zu erwähnen sei hierbei, dass der Fokus gemäß des Proseminar-Themas auf den außenpolitischen Schritten Hitlers und gemäß der Thematik der Arbeit auf der Vorgeschichte des Rheinlandes liegt. Darauf folgt ein Kapitel, welches die strategische, aber auch kulturelle Wichtigkeit des Rheins und des Rheinlandes für die Deutschen beleuchten soll. Anschließend soll die erste Forschungsfrage näher betrachtet werden: Wie und mit welchen Strategien hat Hitler diesen Coup trotz der zahlreichen Hürden bewerkstelligt? Im fünften Kapitel soll es dann um die Reaktionen der beteiligten Schlüsselparteien Frankreich und England gehen, indem deren mögliche Gründe für ihr Verhalten aufgezeigt werden. In einem vorletzten Schritt werden die innen- und außenpolitischen Folgen der Rheinlandbesetzung beleuchtet, die einen Ausblick auf die folgenden Ereignisse und Entwicklungen bieten. Am Ende sollen in einem Fazit die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammengefasst und die Forschungsfragen soweit möglich prägnant beantwortet werden.
2 Historische Einordnung
Bezüglich der Außenpolitik, agierte das Regime nach der „Machtergreifung“ Hitlers 1933 vorerst noch recht vorsichtig und zurückhaltend, da die militärische Stärke Deutschlands zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgereift genug war, um eine aktivere Außenpolitik zu gestalten.7 Ein weiteres Charakteristikum der damaligen Außenpolitik war die Kontinuität, die beispielsweise dadurch forciert wurde, dass Konstantin von Neurath weiterhin das Auswärtige Amt bekleidete.8 Prägend ist auch schon in diesem Stadium die Ideologie der arischen Rasse, die mehr Lebensraum bräuchte, der tendenziell im Osten zu finden sei. Hitlers vorläufige Strategie nach außen hin friedliche Absichten auszustrahlen, lässt sich exemplarisch in seiner ersten wichtigen (die Außenpolitik betreffenden) Rede erkennen: Am 17. Mai 1933 versprach er im Reichstag die bestehenden Verträge anzuerkennen und auf eine friedliche Lösung hinzuarbeiten. Er unterzeichnete daher am 25. Februar sowie am 4. April 1933 ein Kreditabkommen und einen Nichtangriffsvertrag mit der Sowjetunion. Am 14. Oktober folgte dann der erste außenpolitische Coup: Der Austritt aus dem Völkerbund. Im Januar 1934 schloss Hitler ebenfalls einen Nichtangriffspakt mit Polen. Mit dem Anschluss des Saarlandes am 13. Februar 1935, der Gründung der deutschen Luftwaffe unter Göring am 10. März 1935 und der Wiedereinführung der Wehrpflicht sechs Tage später setzte Hitler von nun an eindeutig auf einen anderen, offensiveren Kurs. Durch diese Aktionen brach Hitler offensichtlich den Versailler Vertrag. Vor allem in Frankreich wurde dieser politische Kurs kritisch betrachtet, weshalb am 2. Mai 1935 der französisch-sowjetischen Beistandspakt ins Leben gerufen wurde. Frankreich versuchte gleichzeitig auch England und Italien von einem Bündnis gegen Hitler zu überzeugen und erschuf schließlich die Stresa-Front am 14. April desselben Jahres. Die Briten hatten jedoch auch eigene Pläne und schlossen daher am 18. Juni ein Flottenabkommen mit Deutschland, was in Frankreich für Missgunst sorgte.9 Im Abessinien-Krieg Mussolinis ab dem 3. Oktober 1935 fand Hitler dann schließlich alles, was er für die folgende Rheinlandbesetzung brauchte.10
Die Vorgeschichte des Rheinlands im Speziellen lässt sich folgendermaßen charakterisieren: Aufgrund der Erfahrungen des Ersten Weltkrieges strebte Frankreich danach, sich gegen Deutschland abzusichern. Als natürliche Grenze diente hierfür der Rhein. Dementsprechend wurde in Artikel 42 und 43 des Versailler Vertrags festgehalten, dass Deutschland weder im Rheinland noch in einer 50-Kilometer-Zone östlich des Rheins Truppen stationieren durfte. Dieser Bereich galt somit als entmilitarisiert.11 Der originale Wortlaut der beiden genannten Artikel lautete wie folgt:
„ Es ist Deutschland untersagt, auf dem linken Ufer des Rheines und auf dem rechten Ufer westlich einer 50 km östlich des Stromes verlaufenden Linie Befestigungen beizubehalten oder anzulegen. “12
„ Ebenso ist in der im Artikel42bezeichneten Zone die ständige oder zeitweise Unterhaltung oder Sammlung von Streitkräften untersagt. Das gleiche gilt für jedwede militärischen Übungen und die Beibehaltung aller materiellen [engl. Text: statt "materiellen", "ständigen"] Vorkehrungen für die Mobilmachung. “13
In Artikel 44 wird weiter definiert, wie man mit einem Verstoß Deutschlands umzugehen hätte:
„ Jeder etwaige Verstoß Deutschlands gegen die Bestimmungen der Artikel 42 und43 gilt als eine feindselige Handlung gegen die Signatarmächte des gegenwärtigen Vertrags und als Versuch einer Störung des Weltfriedens. “14
Am 16. Oktober 1925 wurde zusätzlich der Locarno-Vertrag verabschiedet, der mit dem sogenannten „Rheinpakt“ diese Regelungen noch einmal bekräftigte. Im Unterschied zum Versailler Vertrag wurde der Locarno-Vertrag freiwillig von Deutschland unterzeichnet. Zwischen 1929 und 1932 errichtete Frankreich als zusätzliche Absicherung die Maginot-Linie, die die defensive Strategie der Franzosen unterstrich. Sowohl das Sicherheitsgefühl, das daraus resultierte als auch die Mängel, welche die Befestigungsanlage aufgrund von Ersparnisgründen aufwies, wurden Frankreich später zum Verhängnis, wie man in einem späteren Kapitel sehen wird.15 Nichtsdestotrotz war die Maginot-Linie zur damaligen Zeit ein modernes und beeindruckendes Bollwerk gegen die deutsche Bedrohung.
3 Die Wichtigkeit des Rheins und des Rheinlandes für die Deutschen
Wie im eingangs genannten Zitat von Oberst Jodl deutlich geworden sein sollte, war der Rheinland-Coup wohl eine der risikoreichsten Aktionen Hitlers. Doch nicht umsonst wurde dieses Risiko, alles zu verlieren, eingegangen. Der Rhein und das Rheinland hatten für die Deutschen sowohl eine immense strategische als auch eine zutiefst kulturelle Bedeutung.
Hinsichtlich der strategischen Bedeutung lässt sich folgendes festhalten: Zum einen war das Rheinland beispielsweise mit dem Kohleabbau im Ruhrgebiet ein wirtschaftlich relevantes Gebiet, das für Hitlers Aufrüstungspläne somit eine zentrale Rolle spielte. Des Weiteren ermöglichte dessen Kontrolle eine einfachere Verteidigung der Westgrenze Deutschlands. Dieser eher defensive Vorteil offenbarte jedoch gleichzeitig eine offensive Möglichkeit: Die Rückenfreiheit einen Krieg im Osten zu führen. Dies stellte für Hitler und seine Lebensraum-Ideologie einen zentralen Faktor dar. Doch auch im Westen konnte die Kontrolle des Rheinlandes offensiv benutzt werden, wie Hitler später bewies, indem er die Maginot-Linie im Norden umging.16 Ein weiterer strategischer Vorteil ergab sich daraus, dass das Ruhrgebiet als eine Art Barriere für das französische Heer fungierte, und dieses somit nicht ohne weiteres seinen östlichen Verbündeten (wie zum Beispiel Polen) helfen konnte. Damit wäre das Bündnissystem Frankreichs entscheidend geschwächt.17 Neben dem industriellen Reichtum des Rheinlandes war aber ebenso die dort lebende Bevölkerung ein zentraler Punkt, der dieses Gebiet für Deutschland so wichtig erscheinen ließ. Denn für den Aufbau eines Angriffsheeres wie Hitler es plante, benötigte man viele Männer, die durch die allgemeine Wehrpflicht zu Soldaten ausgebildet wurden. Insgesamt lässt sich festhalten, dass Deutschland ohne die Kontrolle des Rheinlandes und die damit verbundene Möglichkeit der Befestigung der Grenzen und der rapiden Aufrüstung vermutlich nicht in der Lage gewesen wäre, den Krieg zu führen, der folgen sollte.18 Militärisch betrachtet war die Rheinlandbesetzung für Deutschland also unabdingbar.19
Kulturell betrachtet, lässt sich die Bedeutung des Rheins am Beispiel des Niederwalddenkmal sowie an dem damit verbundenen Lied Die Wacht am Rhein festmachen. Das Niederwalddenkmal wurde zur Erinnerung an den Sieg der Deutschen über die Franzosen am 18. Januar 1871 errichtet, welcher erstmals einen geeinten Nationalstaat auf deutschem Territorium zur Folge hatte. Kaiser dieses Staates sollte Wilhelm I werden. Das Denkmal steht bei Rüdesheim am Rhein, da dieser auch schon zuvor eine zentrale Grenz-Rolle zwischen den beiden Erbfeinden Frankreich und Deutschland einnahm. Das Denkmal ist 38,18 Meter hoch und wird von einer Germania-Figur gekrönt.20 Diese steht schon seit der Antike repräsentativ für die germanischen Völker und trägt eine Kaiserkrone sowie ein Schwert in Händen. Die genaue Deutung der von Johannes Schilling gehauenen Figur ist jedoch umstritten. Zwei gängige Thesen sind folgenden: Die Germania könnte dafür stehen, dass sie sich und somit das deutsche Volk selbst zum Gewinner krönt. Eine weitere Deutung ist, dass die Germania einen Kaiser sucht, der gekrönt werden soll und diesen in Wilhelm I findet, der sich auf dem Relief unter der Germania zwischen den deutschen Fürsten befindet. Das Schwert ist wiederum mit einem Lorbeerkranz verziert, was eindeutig auf den Sieg der Deutschen hinweist.21 Unter dem bereits erwähnten Relief mit Wilhelm I, ist der Text des Liedes Die Wacht am Rhein eingemeißelt. Dieses Lied wurde unter anderem von den 1870/71 kämpfenden Soldaten gesungen und war sogar die inoffizielle Hymne des neuen Kaiserreiches. Der Text wurde 1840 von Max Schneckenburger vor dem Hintergrund der Rheinkrise geschrieben und thematisiert daher den immerwährenden deutsch-französischen Konflikt und die Grenz-Frage der beiden Nationen.22 So heißt es im Lied: „ Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein! Wer will des Stromes Hüter sein? “.23 Hier wird der Rhein also klar als „Strom der Deutschen“ charakterisiert und somit als deutsches Herrschaftsgebiet ausgewiesen. Dies wird auch in der Zeile „ Du Rhein bleibst deutsch wie meine Brust.“ deutlich. Im Refrain „ Lieb´ Vaterland, magst ruhig sein, Fest steht und treu die Wacht, die Wacht am Rhein! “ wird proklamiert, dass Deutschland unbesorgt sein könne, da der Rhein als Grenze zwischen Frankreich und Deutschland stets bewacht werde. In der vierten Strophe wird Frankreich offensichtlich als Feind bezeichnet: „ Solang ein Tropfen Blut noch glüht, Noch eine Faust den Degen zieht, Und noch ein Arm die Büchse spannt, Betritt kein Feind hier deinen Strand. “. Innerhalb des Liedes wird allgemein immer wieder auf den Krieg hingewiesen, was an Begriffen wie „ Schwertgeklirr “ und „ Kampfeslust “ deutlich wird. Der Rhein wird also insgesamt als deutscher Verteidigungswall gegen den Feind Frankreich stilisiert, der im Notfall auch durch Waffengewalt verteidigt werden solle.
Es wird insgesamt deutlich, dass der Rhein und das Rheinland seit jeher sowohl strategisch als auch kulturell eine große Bedeutung für die Deutschen hatten und Hitler vermutlich deshalb das große Risiko der Rheinlandbesetzung einging.
4 Die Strategie Hitlers
Eine der Fragen, die sich nun stellt, ist die Folgende: Wie hatte Hitler diesen Coup zustande gebracht, obwohl das Verhalten eindeutig einen doppelten Vertragsbruch darstellte und nach Artikel 44 des Versailler Vertrages somit den Weltfrieden störte. Ein solches Verhalten zöge unter anderen Umständen eine sofortige Reaktion der beteiligten Nationen nach sich. Im folgenden Kapitel soll daher Hitlers Strategie behandelt werden.
Der erste Faktor, durch den Hitler einen Erfolg erzielte, war sicherlich die Abessinien-Krise, die einen Zwist zwischen England und Italien hervorrief. Hier entschied sich Hitler dazu, Abessinien Waffen zu liefern, um den Konflikt so lange wie möglich auszudehnen, da dieser die Aufmerksamkeit der Mächte auf sich zu lenken schien. In seinem Tagebuch schrieb Joseph Goebbels am 21. Januar 1936: „ Frage der Rheinlandzone. […]. Aber nicht jetzt, um den anderen nicht Gelegenheit zu geben, vom Abessinienkonflikt loszukommen. “24 Seine Strategie sollte aufgehen, denn die Stresa-Front zerbrach anschließend.25 Da Hitler sowohl gegen Italien arbeitete als auch auf ein Bündnis mit demselben und auch mit England hoffte, kann man seine damalige Strategie durchaus als doppelgleisig bezeichnen.26 Doch auch durch diese verbesserte strategische Lage ist nicht davon auszugehen, dass Hitler den Plan hatte das Rheinland lediglich durch Verhandlungen zurückzugewinnen.27
Die zweite Gegebenheit, die Hitler schamlos ausnutzte, war der sowjetisch-französische Beistandspakt, der am 2. beziehungsweise am 15. März 1935 geschlossen wurde. Dieser störte – so Hitler – das Gleichgewicht, welches durch den Locarno-Vertrag erhalten werden sollte. Daher sähe auch Deutschland sich nicht mehr in der Verpflichtung, sich an den Vertrag zu halten.28 Aus Frankreichs Perspektive war der Beistandspakt eine Reaktion auf die Einführung der Wehrpflicht, die einen Verstoß gegen die Rüstungsbestimmungen darstellte. Hitler kam dies - wie bereits erwähnt - genau richtig, um Deutschland als ein von potenziellen Feinden eingekreistes Land dazustellen, welches sich daher schützen müsste. Der französisch-sowjetische Beistandspakt wurde als Offensivbündnis gedeutet, der die Isolation Deutschlands zu vergrößern suchte. Demnach wäre das Vorgehen im Rheinland durchaus gerechtfertigt.29
Um die Jahreswende 1935/36 wollte Hitler die Öffentlichkeit in Frankreich und England beruhigen. Dies tat er, indem er französischen und englischen Zeitungen Interviews gab, in denen er die friedlichen Absichten Deutschlands untermauerte. So beteuerte er beispielsweise in einem Interview mit Madame Titayna die die Zeitung Paris Soir vertrat: „Mit anderen Worten: Es gibt keinen einzigen Deutschen, der den Krieg wünscht“.30 Auffallend ist, dass Hitler in diesen Interviews auf eine aggressive Rhetorik verzichtete und die anderen Mächte und deren Aufrüstung als Gefahr darstellte. Die Interviews führten dazu, dass sogar in Frankreich Stimmen laut wurden, die den Wunsch Deutschlands nach einer territorial vereinten Nation verstanden.31 Natürlich merzten diese Interviews nicht alle Zweifel in Frankreich aus, gleichwohl schienen die Franzosen jedoch geteilter Meinung zu sein, was den deutschen Kurs betraf. Dies kann durchaus als Erfolg gewertet werden.32 Goebbels schreibt darüber am 1. März in seinem Tagebuch: „Frage Rheinland. […]. Führer hat einem französ. Journalisten Interview mit Versöhnungsgeste gegeben. Macht in Paris guten Eindruck.“33
[...]
1 Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933-1945, 1986, S. 536.
2 Vgl. Jacobsen: Nationalsozialistische Außenpolitik 1933-1938, 1968, S. 375; Hitler verfolgte die Taktik außenpolitische Maßnahmen immer an einem Samstag durchzuführen, da er hoffte, dass sich bis dahin die Gemüter der Betroffenen beruhigt hatten und die Reaktionen abgeschwächt ausfielen.
3 Unter der Abessinien-Krise versteht man den Eroberungskrieg des faschistischen Italiens in Äthiopien (Ostafrika) der am 3. Oktober 1935 begann.
4 Vgl. Thamer: Verführung und Gewalt, 1986, S. 534f.
5 Ebd., S. 536.
6 Ebd.
7 Vgl. Kitchen: Kurze Geschichte des Dritten Reiches, 2006, S. 130; Vgl. Funke: 7. März 1936. Fallstudie zum außenpolitischen Führungsstil Hitlers, 1978, S. 277.
8 Vgl. Hildebrand: Geschichte des Dritten Reiches, 2012, S. 27.
9 Vgl. Kitchen: Kurze Geschichte des Dritten Reiches, 2006, S. 130-137.
10 Vgl. Funke: 7. März 1936, 1978, S. 277f.
11 Vgl. Giro: Frankreich und die Remilitarisierung des Rheinlandes, 2006, S. 20f.
12 N.N: Friedensvertrag von Versailles. Artikel 31 bis 117. Politische Bestimmungen über Europa (28. Juni 1919), online unter: http://www.documentArchiv.de/wr/vv03.html (zuletzt abgerufen am 10.03.2021).
13 Ebd.
14 Ebd.
15 Vgl. Giro: Frankreich und die Remilitarisierung des Rheinlandes, 2006, S. 22f.
16 Vgl. Lüdi>
17 Vgl. Wolz: Die Rheinlandkrise 1936. Das Auswärtige Amt und der Locarnopakt 1933-1936, 2014, S. 12f.
18 Vgl. Ebd., S. 18.
19 Vgl. Jacobsen: Nationalsozialistische Außenpolitik, 1968, S. 418.
20 Vgl. N.N: Die Geschichte des Niederwalddenkmals, online unter: https://www.niederwalddenkmal.de/das-niederwalddenkmal/die-geschichte-des-niederwalddenkmals/ (zuletzt abgerufen am 12.03.2021).
21 Vgl. N.N.: Die Germania, online unter: https://www.niederwalddenkmal.de/das-niederwalddenkmal/die-germania/ (zuletzt abgerufen am 12.03.2021).
22 Vgl. N.N.: Die Wacht am Rhein, online unter: https://www.niederwalddenkmal.de/das-niederwalddenkmal/die-wacht-am-rhein/ (zuletzt abgerufen am 12.03.2021).
23 Dieses und die folgenden Textfragmente sind entnommen aus: Schneckenburger: Die Wacht am Rhein, online unter: https://www.dhm.de/mediathek/der-rhein-von-basel-bis-koblenz/deutsch-franzoesische-geschichte-am-rhein/wacht-am-rhein-liedtext/ (zuletzt abgerufen am 12.03.2021).
24 Goebbels: Tagebucheintrag vom 21. Januar 1936, online unter: http://db-1saur-1de-1yye1k95y0057.han.wlb-stuttgart.de/DGO/basicFullCitationView.jsf?documentId=TJG-3124 (zuletzt abgerufen am 21.03.2021).
25 Vgl. Esmonde: Hitler und die Sanktionen des Völkerbundes – Mussolini und die Besetzung des Rheinlands, 1978, S. 237.
26 Vgl. Ebd., S. 240.
27 Vgl. Esmonde: Zur Wiederbesetzung des Rheinlandes 1936, 1962, S. 178.
28 Vgl. Ebd., S. 180.
29 Vgl. Haarfeldt: Deutsche Propaganda im Rheinland 1918-1936, 2017, S. 344.
30 Domarus: Das Jahr 1936. Hitler. Reden und Proklamationen 1932 – 1945, online unter: https://db-1saur-1de-1yye1k9u70ce6.han.wlb-stuttgart.de/DGO/advancedFullCitationView.jsf (zuletzt abgerufen am 21.03.2021).
31 Vgl. Haarfeldt: Deutsche Propaganda im Rheinland 1918-1936, 2017, S. 345f.
32 Vgl. Ebd. S. 348.
33 Goebbels: Tagebucheintrag vom 1. März 1936, online unter: http://db-1saur-1de-1yye1k95y0057.han.wlb-stuttgart.de/DGO/basicFullCitationView.jsf?documentId=TJG-3146 (zuletzt abgerufen am 27.03.2021).