Fußball. Subkultur oder Parallelgesellschaft?


Seminararbeit, 2008

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Fußball als eigenständiges System

3 Politik im Fußball und in der Gesellschaft

4 Religion und Familie im Fußball und in der Gesellschaft

5 Zusammenfassung

6 Literatur- und Quellenverzeichnis

1 Einleitung

In den letzten einhundert Jahren hat sich der Fußball als Vertreter des Sports zu einem der herausragenden Massenerlebnisse entwickelt. Als Sport des kleinen Mannes in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts angefangen, steigerte sich seine Bedeutung innerhalb des Sports und innerhalb der Gesellschaft immens. Dabei ist Fußball nicht nur auf Deutschland oder Europa begrenzt, sondern ein globales Phänomen. Menschen aller Länder verfolgen Großereignisse wie Weltmeisterschaften oder kontinentale Meisterschaften.

Betrachtet man alleine die gigantischen Summen, die für Spielertransfers, Stadionneubauten, sogenannten „Leistungszentren“ und Werbung ausgegeben werden, kann man feststellen, dass der Fußball in Deutschland nicht länger „nur“ ein Sport ist. Die Frage besteht natürlich in wie weit Fußball eine Rolle innerhalb der Gesellschaft einnimmt – oder aber ob Fußball an sich schon eine Subkultur, wenn nicht sogar eine Parallelgesellschaft ist.

Betrachtet man die jüngsten Entwicklungen in Italien, Spanien oder aber auch Deutschland, so stellt man fest, dass es Fans und Anhänger von bestimmten vereinen gibt, die ihren Verein durch jede mögliche Form unterstützen. So bilden sich zum Beispiel Hooligan - Gruppen, also gewaltbereite Vereinigungen, die entweder selbst kriminelle Vereinigungen sind oder aber mit solchen zusammen arbeiten. Diese Gruppen, die selber für sich genommen eigene Hierarchien und Strukturen bilden, sind eine Facette der Separierung einer „Fußballgesellschaft“.

Die totale Identifizierung mit dem Verein durch eine Fangruppe, wie auch immer geartet, führt zu einer starken emotionalen Bindung zum Verein und damit zu den Spielergebnissen. Nicht selten entstehen Rivalitäten bei sogenannten „Derbies“, wo benachbarte Vereine gegeneinander antreten. Nicht selten erhält ein solches Spiel durch seine Fans eine größere Bedeutung als nur den Fußball. Nimmt man den BV Borussia Dortmund 09 und den FC Schalke 04 als Beispiel, so hat man im Falle des „Ruhrpott – Derbys“ ein Spiel, bei dem es für beide Seiten um „Ehre“ geht. Insgesamt betrachtet ist der FC Schalke 04 in Paradebeispiel für den Einfluss des Fußballs auf die Gesellschaft.

In der folgenden Arbeit soll versucht werden diesen Einfluss der Sportart auf die Gesellschaft herauszuarbeiten und die oben genannte Fragestellung in Ansätzen zu beantworten.

Grundlage hierfür bildet das Werk von Bernd Schulze: Sportarten als soziale Systeme, Münster 2005, in welchem eben diese Thematik angesprochen wird. Anhand empirischer Untersuchungen vergleicht er verschiedene Entwicklungen in Sport und Gesellschaft. Dieses Werk basiert nach wie vor auf dem ersten Hauptwerk von Niklas Luhmann „Soziale Systeme“ von 1984. Ergänzen wurden mit Masse Werke von N. Luhmann hinzugezogen.

2 Fußball als eigenständiges System

Verschiedene Wissenschaftler haben versucht herauszufinden, in wie weit Sport und Gesellschaft in Zusammenhang gebracht werden können. So stellt Mücke fest, dass die Gesellschaft Deutschlands ein kompliziertes Gesamtsystem ist, in dem der Sport, inklusive dem Fußball, eines der Subsysteme ist. Diese verschiedenen, nach Mücke autonomen Systeme, bilden ein Gefüge, in dem sie direkt Einfluss auf die Gesellschaft nehmen können.[1]

Becker stellt damit übereinstimmend fest, dass der Sport als eigenständiges Funktionssystem eine nahezu uneingeschränkte Exklusivstellung im Bezug auf Fragen der Bewegungssozialisation hat.[2]

Während Bette seine Thesen bezüglich der Eigenständigkeit nur auf den Spitzensport bezieht[3] und unterstellt, dass die Autonomie nicht vollständig sei, da es kein eigenständiges und generalisiertes Steuerungsmedium gebe und der Sport für die Reproduktion der Gesellschaft nicht unverzichtbar ist[4], zeigt Mücke durch eine Auflistung von bestimmten Anforderungskriterien[5], welche sich sowohl auf eine Gesellschaft, wie auch auf Teilsysteme beziehen können, dass die Anforderungen für die Bezeichnung als Teilsystem für den Gesamtbereich Sport durchaus erfüllt sind. Legt man diese Kriterien als Schablone an den Teilbereich Fußball an, so stellt man fest, dass der Fußball ebenfalls alles seine Kriterien erfüllt. Zusammengenommen mit seiner globalen Ausprägung und dem hohen Beliebtheitsgrad, stellt man fest, dass Fußball durchaus als Teilsystem der Gesellschaft bezeichnet werden kann.

Fußball wahrt global ein gewisses Maß an Autonomie, bewegt sich aber dennoch nicht im rechtslehren Raum, was an den jüngsten Streitigkeiten um die Abstellungspflicht von Nationalspielern für ihre jeweiligen Mannschaften zu Olympia deutlich wird. Hier treffen das deutsche bzw. international gültige Arbeitsrecht und die von der FIFA[6] und vom CAS aufgestellten Regularien aufeinander. Dieses Beispiel wird aber an späterer Stelle ausführlicher diskutiert.

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass der Sport Fußball ein eigenständiges System ist, das als Sub- oder Teilsystem in die heutige Gesellschaft eingebunden ist.

[...]


[1] Mücke, F.: Der Moderne Sportverein. Eine systemtheorerische Fallstudie., Frankfurt am Main 1986, S. 27

[2] Becker, P.: Steigerung und Knappheit. Zur Kontingenzformel des Sportsystems und ihren Folgen, in: Ders. (Hrsg.): Sport und Höchstleistung, Reinbek 1987, S. 17 - 37

[3] Im Gegensatz zu Mücke und Becker ist für Bette nur der Spitzensport „als ein Sinnsystem eigener Art verstanden, das viele verschiedene Positionen, Rationalitäten und Handlungsstrategien ausgeprägt und entwickelt hat und gleichsam auf dem Weg ist, sich als ein eigenständiges gesellschaftliches Teilsystem auszudifferenzieren.“ Aus: Bette, K.-H.: Die Trainerrolle im Hochleistungssport. Sankt Augustin 1984, S. 12f

[4] Bette, K.-H.: Körperspuren. Zur Semantik und Paradoxie moderner Körperlichkeit., Berlin 1989, S. 169

[5] Zielsetzung, Werte, Normen, Organisationsstrukturen, Steuerungsmedien, Herrschafts- und Machtverhältnisse, parallele, aber nicht zwangsweise gleichgerichtete Differenzierungsprozesse; Mücke, F.: Der Moderne Sportverein. Eine systemtheorerische Fallstudie., Frankfurt am Main 1986, S.25-28

[6] Fédération Internationale de Football Association

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Fußball. Subkultur oder Parallelgesellschaft?
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
16
Katalognummer
V117837
ISBN (eBook)
9783640208487
ISBN (Buch)
9783640208555
Dateigröße
414 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fußball
Arbeit zitieren
Patrick Saal (Autor:in), 2008, Fußball. Subkultur oder Parallelgesellschaft?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117837

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