Amnesty International

Charakterisierung einer NGO


Seminararbeit, 2008

29 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

Der Gesprächspartner von Amnesty International

Die Entstehung von Amnesty International

Die formale Struktur
Amnesty International Organigramm
Expandiert oder schrumpft die Mitgliederzahl?
Interne Willensbildung bei Amnesty International

Die Ziele von Amnesty International

Die Arbeitsweise von Amnesty International
Beispiele für die Ortsgruppenarbeit auf lokaler Ebene
Beispiel für die Arbeit auf nationaler Ebene
Beispiel für die Arbeit auf internationaler Ebene
Grundsätzliches über die Arbeit von Amnesty
Gibt es eine bestimmte Region auf die Amnesty den Fokus gerichtet hat?

Finanzierung

Außenkontakte
Kontakt zur Zielgruppe vor Ort

Probleme von Amnesty International

Was hat sich bei Amnesty International seit der Gründung verändert?

Frage an Rolf Opalka: Wie sehen sie die Zukunft von Amnesty International?

Skalen

Einordnung von Amnesty International in das Thema Entwicklungspolitik anhand ausgewählter Kriterien

Fazit

Selbstreflektion zum Interviewverlauf

Literaturverzeichnis

Einleitung

Ich habe mich für Amnesty International als die NGO entscheiden, welche ich im Rahmen meines besuchten Seminars zum Thema „Entwicklungspolitik“ untersuchen möchte. Mein Motiv hierfür war mein Eindruck, den ich aus den Medien über die Organisation gewonnen hatte, Amnesty International ist eine weltumspannende Organisation deren Wort in der Öffentlichkeit Beachtung findet und geschätzt wird.

Um die Zielsetzungen für diese Arbeit (Charakterisierung der NGO mit Hintergrund, Darstellung der NGO in formaler Hinsicht, gründliche Auswertung des Experteninterviews, Einordnung in das NGO Thema Entwicklungspolitik) erfüllen zu können, möchte ich wie folgt vorgehen:

Leitlinie für die Arbeit wird der im Seminar erarbeitete Fragenkatalog für das Interview, dabei fasse ich die einzelnen Punkte zusammen und bringe sie in eine Reihenfolge, die mir am sinnvollsten erscheint. Anfangs stelle ich meinen Gesprächspartner vor, um den Leser einen Eindruck zu geben, von welcher Quelle die Hälfte der Informationen für diese Arbeit stammen. Anschließend erörtere ich die Entstehungsgeschichte von Amnesty und stelle die formale Struktur der Organisation mit dem Fokus auf Deutschland dar. Die nächsten Punkte ,mit denen ich mich beschäftige, sollen die Ziele und die Arbeitsweise der Organisation sein, welche ich anhand von Beispielen verdeutliche, dem folgt der Punkt Finanzierung. Bis zu diesem Punkt sollte der zentrale Charakter der Organisation dem Leser klar geworden sein.

Die anschließenden Teile der Arbeit beinhalten die Unterpunkte Außenkontakte, Probleme, und Veränderungen bei Amnesty seit der Gründung. Ich schließe die Arbeit ab mit einer Einschätzung meines Gesprächspartners zur Zukunft von Amnesty International und der Einordnung der Organisation in das NGO Feld Entwicklungspolitik.

In meinem Fazit werde ich die zentralen Erkenntnisse, welche über Amnesty International gewonnen wurden, zusammenfassend darstellen. Grundsätzlich soll diese Arbeit einen umfangreichen und detaillierten Überblick über die Organisation „Amnesty International“ selbst und ihre Arbeitsweise geben, und zwar vor dem Hintergrund eines möglichen Wandels den Amnesty seit seiner Gründung vollzogen haben könnte.

Der Gesprächspartner von Amnesty International

Mein Gesprächspartner für das Interview war Robert Opalka, Bezirkssprecher des Bezirks Ruhr-Mitte. Als Motiv für seinen Einstieg bei Amnesty gab er an, dass er es einfach leid war zu Hause zu sitzen und die Schlechtigkeit der Welt zu ertragen, dies geschah im Alter von 33, heute ist er 54. Der letzte ausschlaggebende Grund war ein Artikel, den er über die Aktion einer Ortsgruppe gelesen hatte, weswegen er an einem ersten Treffen seiner Ortsgruppe teilnahm. Amnesty war für ihn keine Organisation die ihn in eine Schablone quetschte, außer dem gnadenlosen Eintreten für die Menschenrechte. Er bezeichnete dies als Intoleranz gegenüber Intoleranz. Durch die Organisation glaubt er seine eigenen Möglichkeiten nutzen zu können, ihm würden keine Sprachregelungen vorgegeben und sein Intellekt würde nicht beschädigt weil die Führungsetage irgendwelche Beschlüsse gefasst habe. Opalka genießt es, sich innerhalb eines sehr weit gefassten Arbeitsrahmens frei entfalten zu können.

„Ich kann abends ruhig schlafen weil ich dem Bösen in die Knie geschossen und den Menschen auf der Straße gezeigt habe wer die Guten sind. Ich habe es mal als die Liebe zu der Menschheit an sich bezeichnet, nicht die Liebe zu einem einzelnen Menschen, die auch in Hass umschlagen kann, sondern die grundsätzliche Menschenfreundlichkeit“(Opalka 2008).

Er habe Menschen kennen gelernt die aus politischen, religiösen oder humanitären Antrieb zu Amnesty gekommen wären, Menschen die sehr jung oder sehr alt waren und persönlich von Menschenrechtsverletzungen betroffen waren, Menschen die für ihre Überzeugungen im Gefängnis gesessen hatten und gefoltert wurden. Nach seinem Eintritt ließ er alles auf sich zu kommen, und nahm an der einen oder anderen Aktion teil, er wirkte an Straßenständen mit und arbeitet anschließend sehr lange Zeit zum Thema Burma. Anschließend beteiligte er sich an Aktionen zum Thema Usbekistan und führte persönlich, zusammen mit dem nationalen Generalsekretär, ein Gespräch mit dem usbekischen Botschafter, welches laut Opalka sehr positiv verlief und zu guten Ergebnissen führte. Opalka sprach auch mit Politikern und Abgeordneten und bezeichnet den Exilpräsidenten von Burma als persönlichen Freund. Er bekam die Möglichkeit 1991 bei der Verleihung des Friedensnobelpreises an die Burmesin Aung San Suu Kyi dabei zu sein. Ferner hatte er die Möglichkeit zu einem Gespräch mit dem Dalai Lama bekommen welcher ein Buch über Burma, an dem Opalka persönlich mitgeschrieben hatte, signierte. So bedingte in seiner Karriere bei Amnesty International eins das Andere, bis er Bezirkssprecher wurde, gewählt von allen Amnesty Mitgliedern des Bezirks Ruhr-Mitte. Seine Funktion als Bezirkssprecher sieht Opalka als nichts besonderes, er stehe den Leuten vor und halte große Reden, habe aber im Endeffekt nichts zu sagen da er ein primus inter pares sei. Seine Aufgabe sei es im Wesentlichen die Aktionsarbeit im Bezirk aufeinander abzustimmen und Kontakte zu den Nachbarbezirken zu halten. Ein Beispiel ist die Ruhr Triennale, welche sich über 3 Amnesty Bezirke erstreckt. Es solle vermieden werden, dass mehrere Gruppen mit dem gleichen Anliegen auf Veranstaltungen auftauchen. Ebenfalls ginge es darum, sich mit den Nachbarbezirken, über Aussagen in den Medien und Öffentlichkeitsarbeit im Allgemeinen abzustimmen, besonders in Bezug auf regionale und überregionale Zeitungen. Grundsätzlich versuche er nach außen hin als kompetenter Ansprechpartner zu wirken. Zusätzlich nimmt Opalka an der Bezirkssprecherkonferenz teil, eine graue Eminenz bei Amnesty auf welche ich in der Darstellung der formalen und tatsächlichen Struktur zu sprechen kommen werde.[1]

Die Entstehung von Amnesty International

Amnesty International wurde von einer Einzelperson aus einem konkreten Anlass gegründet. Der britische Rechtsanwalt, Peter Benenson hatte in den 60er Jahren von der Inhaftierung portugiesischer Studenten, aufgrund ihrer Äußerungen zur Kolonialpolitik des damaligen Regimes, gelesen. Dies war bei ihm der Auslöser sich mit seinem wohl schon länger vorhandenem Interesse für die Rechte politischer Gefangener auseinander zu setzen. So veröffentlichte er im Observer den Artikel „the forgotten prisoner“ und merkte durch das Feedback, dass er nicht der Einzige war, der sich an derartigen Verhältnissen störte, womit die Geburtsstunde Amnestys angebrochen war. Weitere Rechtsanwälte und Journalisten schlossen sich zusammen und gründeten eine Gefangenenhilfsorganisation, welche sich seit der Gründung 1961 immens gewandelt hat, auf den Wandel möchte ich an anderer Stelle eingehen. Die deutsche Sektion wurde ebenfalls 1961 von den Journalisten Carola Stern und Gerd Ruge gegründet.[2]

Die formale Struktur

Amnesty International Organigramm

ehrenamtliche Struktur hauptamtliche Struktur

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[3],[4]

Die Strukturen sind je nach Organisationsgröße in dem jeweiligen Land unterschiedlich, ich beschränke mich hier auf Deutschland. Die Basis der Amnesty Arbeit ist eine Ortsgruppe, davon existieren in Deutschland aktuell ca. 600. Diese Gruppen sind rechtlich nicht selbstständig. Eine bestimmte variable Zahl an Ortsgruppen ist in einem Bezirk zusammengefasst, im Bezirk Ruhr-Mitte sind es zur Zeit 13 Gruppen, es gibt sowohl Bezirke mit weniger, als auch mit deutlich mehr. Die Bezirke sollen die Arbeit der Gruppen koordinieren, Entscheidungsbefugnis hat der Bezirkssprecher jedoch nicht, er soll als primus interpares lediglich die Abstimmung optimieren und nach außen hin als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Die Arbeit der Gruppen ist unterschiedlich eng miteinander verzahnt, je nach räumlicher Ausdehnung des Bezirks. In München zum Beispiel wird enger zusammen gearbeitet als im Ruhrgebiet, schon aus terminlichen Gründen ist es nicht möglich jede Woche in München auf dem Marienplatz eine Veranstaltung zu organisieren. Im Ruhrgebiet hingegen können die Gruppen unabhängig voneinander in ihren Städten agieren. Die Bezirksebene ist die oberste Grenze der rein ehrenamtlichen Organisationsstruktur. Als Mittler zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen Mitarbeitern fungiert die Bezirkssprecherkonferenz. Auf der Bezirkssprecherversammlung gibt es einen Informationsaustausch und Beschlussvorbereitungen, Beschlüsse werden diskutiert, Informationen werden zusammengetragen. Die Konferenz soll den Vorstand unterstützen und als Mittler zwischen Hauptamtlichen, Mitgliedern und Vorstand fungieren. Die Konferenz sorgt für eine Optimierung der Meinungsbildung. In letzter Konsequenz ist die Konferenz nicht beschlussfähig aber der Vorstand hört auf sie bzw. er ist gut beraten auf sie zu hören, die Konferenz ist also eine graue Eminenz. Die höchste nationale Ebene besteht aus dem Vorstand, welcher monatlich tagt und den Weg der Organisation bestimmt, jedoch in Abhängigkeit von den Beschlüssen auf internationaler Ebene. Die Beschlüsse werden jedoch nicht von den Hauptamtlichen gefasst, Amnesty ist eine Mitgliederorganisation und sind somit in eine ehrenamtliche und eine hauptamtliche Struktur unterteilt. Alles was auf der ehrenamtlichen Struktur geschieht, wird im Rahmen einer Vollversammlung, ob auf Bezirks- , nationaler oder internationaler Ebene festgeschrieben, hiernach hat sich die hauptamtliche Struktur zu richten. Hauptamtliche, auch die Generalsekretärin, sind Angestellte der Ehrenamtlichen die sich nach Maßgabe des Vorstandes und der Mitglieder in ihrem Handeln nach außen hin orientieren müssen. Die internationalen Beschlüsse werden alle 2 Jahre auf[5] [6] der internationalen Ratstagung von den Vorständen der Länder gefasst. Diese Vorstände werden gewählt durch den jeweiligen nationalen Vorstand, welcher sich aus gewählten Mitgliedern zusammengesetzt, die Wahl passiert auf der Jahresversammlung. Der Vorstand hat das Recht zur Unterstützung seiner Arbeit Referenten zu benennen und übt die Geschäfte auf nationaler Ebene aus. Auf internationaler Ebene gibt es als Gegenstück die internationale Ratstagung, wo die jeweiligen Generalsekretäre der Länder vertreten sind plus Vorstandsmitglieder und sonstige gewählte Vertreter, somit ist eine demokratische Organisationsstruktur gegeben.

Das Verhältnis zwischen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern ist kooperativ geprägt. Hauptamtliche haben bei Amnesty einen anderen Blick auf die Dinge, vielfach sind sie auch besser informiert als das Mitglied vor Ort, welches vielleicht ein spezifisches Wissen zu dem Arbeitsbereich hat, den es gerade bearbeitet. Jedoch kann kein hauptamtliches Mitglied den Ehrenamtlichen vorschreiben wie diese zu arbeiten haben. Man ist bemüht gemeinsam zu agieren, was auch bis auf wenige Ausnahmen funktioniert. Es wird wechselweise das Gespräch gesucht. Vielfach sind die hauptamtlichen Mitarbeiter auch ehrenamtlich für Amnesty tätig, so dass sie im Grunde die selben Probleme mit sich selbst haben. Hauptamtlicher wird man bei Amnesty nicht indem man den langen Weg durch die ehrenamtliche Arbeit geht, das gibt es zwar auch, jedoch handelt es sich bei den hauptamtlichen Stellen um ausgeschriebene Arbeitsplätze die im Grunde von den Ehrenamtlichen der Organisation ausgeschrieben werden, um Tätigkeiten durchführen zu lassen, die ehrenamtlich nicht zu erbringen sind. In Deutschland hat Amnesty 60.000 Mitglieder und etwa 30 hauptamtliche Mitarbeiter Weltweit zählt Amnesty International 1,5 Millionen Mitglieder, in Deutschland sind die 60.000 in 600 Gruppen organisiert, wobei der größte Teil mittlerweile nicht mehr in Gruppen tätig ist, sondern Amnesty als Einzelmitglied unterstützt.

Expandiert oder schrumpft die Mitgliederzahl?

Bei Amnesty International geht die Zahl der Mitglieder in Gruppen zurück, während die Zahl der Einzelmitglieder und Förderer steigt, letztendlich steigt die Mitgliederzahl. Die Mitgliederrekrutierung funktioniert bei Amnesty durch den sogenannten „direct dialogue“, also Straßenaktionen. Über einen gewissen Zeitraum, an mehreren Tagen, in mehreren[7]

[...]


[1] Opalka,2008

[2] www.amnesty.de

[3] Opalka,2008

[4] www.2amnesty.de

[5] Oplka,2008

[6] www.amnesty.de (Satzung)

[7] Opalka,2008

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Amnesty International
Untertitel
Charakterisierung einer NGO
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Veranstaltung
Vertiefungsseminar: Entwicklungspolitik in der Praxis
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
29
Katalognummer
V117904
ISBN (eBook)
9783640210916
ISBN (Buch)
9783640211029
Dateigröße
709 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Amnesty, International, Vertiefungsseminar, Entwicklungspolitik, Praxis
Arbeit zitieren
Florian Hoffmann (Autor:in), 2008, Amnesty International, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117904

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