Konformismusforschung. Welche Ursachen und Faktoren werden in sozialpsychologischer Literatur für nonkonformes Verhalten postuliert?


Hausarbeit, 2021

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Erkenntnisinteresse
2.1. Forschungsfrage

3. Begriffsdefinition und Abgrenzung
3.1. Konformität

4. Experimente und Theorien
4.1. Das Milgram-Experiment
4.2. Der Asch-Linientest
4.3. Das Stanford-Prison Experiment
4.4. Kurt Lewin

5. Analyse und Interpretation

6. Stellungnahme und Schlussfolgerung

7. Zusammenfassung

8. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Die Konformismusforschung ist ein Gebiet der Sozialpsychologie, welches von hoher Relevanz für die Gesellschaft ist. Schaut man sich die Geschichte der Menschheit an, so kam es immer wieder zu dynamischem, kollektivem Verhalten. Ob der Holocaust im zweiten Weltkrieg oder das Befolgen von allgemeingültigen Regeln in einem politischen System. Eine funktionierende Gesellschaft baut auf konformen Verhaltensweisen der Mitglieder auf. Somit ist das Verständnis konformen bzw. nonkonformen Verhaltens notwendig, um einerseits geschichtliche Ereignisse verstehen und das Wiederholen in Zukunft gegebenenfalls verhindern zu können. Konformität hat auch viele positive Aspekte. Gesellschaftliche Regeln und Normen bestehen, weil die Mitglieder der jeweiligen Gruppe sich an ihnen orientieren und diese befolgen, wodurch ein friedliches und angepasstes Zusammenleben entstehen kann. Obwohl wir heutzutage in einer individualistisch geprägten Gesellschaft leben, wird nonkonformes Verhalten stark verurteilt und bestraft. Hierbei spielen soziale Einflüsse, sowie soziale Normen eine große Rolle. In einer Zeit, in der ein Gruppengefühl durch Portale im Internet geschaffen werden kann, Fake News an der Tagesordnung stehen und die rechtsextreme Szene an Aufschwung gewinnt, ist die Relevanz der Konformismusforschung größer denn je. Jeder Mensch ist in der Lage seine Ideologien und Ansätze, dank der Meinungsfreiheit, zu verbreiten und sich mit gleichdenkenden Menschen auf der ganzen Welt zu verbinden, denn auch die Art der Propaganda hat sich in den vergangenen Jahren verändert.

Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen die negativen Einflüsse von Konformität. Mit Blick auf die Ereignisse im zweiten Weltkrieg, dem heutigen Wachstum an rechtsradikalem Gedankengut, sowie den gegenwärtigen, gewalttätigen Ausschreitung bei Demonstrationen, stellt sich die Frage, inwiefern und wodurch konformes bzw. nonkonformes Verhalten beeinflusst und gefördert wird. Es ist ein sehr komplexes Thema, welches hier nur partiell beleuchtet werden kann.

2. Erkenntnisinteresse

Wie bereits erwähnt, erleben wir in der heutigen Zeit einen Wachstum an rechtsradikalen Sympathisant*innen. Der Druck auf die Politik steigt, Demonstrationen nehmen zu und die Demokratie in Deutschland wird in Frage gestellt. Mit Blick auf vergangene Ereignisse, wie beispielsweise dem nationalsozialistischem Regimee in Deutschland, wirkt diese Entwicklung beängstigend. Die Frage nach den Beweggründen eines Individuums, sich konform bzw. nonkonform zu verhalten, ist von besonderem Interesse, um in Zukunft entstehende Gruppendynamiken besser verstehen zu können. Als Basis für das Verständnis dient der Begriff der Konformität, der durch die Sozialpsychologie geprägt und mit der englischen Religionsgeschichte verbunden ist. Ein Mensch, der sich der englischen Staatskirche nicht unterworfen hat, und sich somit der herrschenden Meinung nicht anschloss, wurde als „Nonconformist“ betitelt. Bereits Gustav Le Bon (1895) schrieb: „Die Masse ist grundsätzlich impulsiv, beweglich, irritierbar, suggestibel, leichtgläubig, besessen von schlichten Ideen, intolerant und diktatorisch.“ Die Masse ist laut Le Bon (1895) eine Versammlung von Menschen, wobei die Persönlichkeit des Einzelnen schwindet, und eine seelische Einheit der Masse entsteht. Interessant ist, dass Nonkonformismus bei einem einzelnen Individuum anfängt, die Masse gleichzeitig auch einen wichtigen Einflussfaktor darstellt, wobei sich nicht trennen lässt, ob die Masse zuerst das Individuum beeinflusst, oder das Individuum die Masse (Le Bon, 1895). Die Antwort auf die Frage nach dem Entstehen von konformen bzw. nonkonformen Verhalten ist nicht eindimensional oder allgemeingültig beantwortbar und es bedarf einer intensiven Recherche, um die Komplexität dieses Phänomens zu begreifen.

Die Sozialpsychologie bietet eine Vielzahl von Erklärungsansätzen, um die Entstehung von konformen bzw. nonkonformen Verhaltens zu verstehen. In dieser Arbeit liegt der Fokus auf drei bekannten Experimenten, dem Milgram-Experiment, dem Asch-Linientest, dem Stanford- Prison-Experiment, sowie den Gedanken und Äußerungen Kurt Lewins.

2.1 Forschungsfrage

Aus dem bereits genannten Erkenntnisinteresse ergeben sich einige Forschungsfragen meiner Arbeit. Welche konkreten Ursachen oder auslösende Faktoren für nonkonformes Verhalten werden in sozialpsychologischer Literatur postuliert und könnten diese auch heute wirksam sein? Unter welchen Umständen könnte in Deutschland, laut der herangezogenen Autoren, nonkonformes Verhalten, in Form einer mehrheitlichen politischen Umorientierung entstehen und zu gesellschaftlichem Handeln führen? Und inwiefern unterscheiden sich die einzelnen Autoren in ihren Ansätzen voneinander?

3. Begriffsdefinitionen und Abgrenzungen

Der erste Teil widmet sich der terminologischen Erklärung. Um sich den Forschungsfragen anzunähern, bedarf es der Definition und Abgrenzung des thematisierten Konstrukts der Konformität.

3.1 Konformität

Was bedeutet Konformität? In der Sozialpsychologie wird Konformität beispielweise operationalisiert als „eine mögliche Reaktionsform auf sozialen Einfluss, der von Personen oder Gruppen (der „Konformitätsquelle“) auf ein Individuum ausgeübt wird.“ (Fischer & Wiswede, 2009). Aronson, Wilson und Akert (S. 261, 2014) definieren Konformität als „die Änderung des Verhaltens aufgrund des realen oder vermeintlichen Einflusses anderer.“ Konformität kann also etwas mit der Verhaltensweise eines Individuums zutun haben, welches sich nicht intrinisch motiviert verändert bzw. anpasst, sondern aufgrund äußerer Einflüsse. Konformität kann dabei als abweichendes Verhalten oder als Uniformität definiert werden (Wiswede, 1979). Unterschieden werden kann, je nach Grad der Akzeptanz, zwischen „public compliance“ und „private acceptance“ (Aronson et al., 2014). Die „public compliance“, in deutsch Anpassungskonformität, bezieht sich auf den Gehorsam und die Anpassung, aufgrund von äußerer Kontrolle. Die Akzeptanz resultiert nicht aus einer inneren Überzeugung, sondern aus Vernunfts- oder instrumentellen Gründen, wodurch kognitive Dissonanzen entstehen können. Oft widerspricht die Anpassungskonformität bzw. äußere Konfirmität den eigenen Überzeugungen und Selbstbild, wodurch ein innerer Konflikt entsteht (Fischer & Wiswede, 2009). Um diese Dissonanzen abzubauen, kann es zu einer Verinnerlichung der Werte, Normen und Verhaltensweisen kommen, wodurch aus der Anpassungskonformität eine Einstellungskonformität, oder auch innere Konformität, entsteht (Fischer & Wiswede, 2009). Konformität kann allerdings auch als Ergebnis von Identifikations- und Internalisierungsprozessen angesehen werden, was sich von der resultierenden Konformität aus Gruppenprozessen abhebt (Fischer & Wiswede, 2009, S. 613). „Private acceptance“ oder auch Einstellungskonformität beschreibt konformes Verhalten aufgrund eigener Überzeugungen (Aronson et al., 2014). Hierbei spielen äußere Einflüsse, Anpassung oder Gehorsam keine Rolle, da die Konformität auf Grundlage der eigenen Werte und Normen resultiert. Eine weitere Unterscheidung, die man treffen sollte ist die zwischen normativer und informativer Konformität. Die normative Konformität bezieht sich auf das Bedürfnis akzeptiert zu werden,

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Details

Titel
Konformismusforschung. Welche Ursachen und Faktoren werden in sozialpsychologischer Literatur für nonkonformes Verhalten postuliert?
Hochschule
Sigmund Freud Privatuniversität Wien  (Psychologische Fakultät)
Note
2,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
15
Katalognummer
V1180591
ISBN (eBook)
9783346600219
ISBN (Buch)
9783346600226
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konformusmusforschung, Nationalsozialismus, Gegenwartsbezug, Lektüreseminar, Paradigmengeschichte, Sozialpsychologie
Arbeit zitieren
Jonna Streit (Autor:in), 2021, Konformismusforschung. Welche Ursachen und Faktoren werden in sozialpsychologischer Literatur für nonkonformes Verhalten postuliert?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1180591

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