Die “Aufweichung” der Zensurbestimmungen in Russland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Beispiel für das Vordringen westlicher Werte


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Deckblatt

1. Einleitung – Russlands Sonderweg

2. Das Pressewesen im zaristischen Russland im Überblick
2.1 Die Entwicklung des russischen Pressewesens bis 1865
2.1.1 Die Anfänge im 18. Jahrhundert
2.1.2 Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts
2.2 Das Pressegesetz vom 6. April 1865 und seine Auswirkungen
2.3 Ideologische Diversifikation und neue Restriktion - Die Presselandschaft in Russland in der Mitte des 19. Jahrhunderts

3. Zeitgenossen zur russischen Pressepolitik und Zensurfrage im 19. Jahrhundert
3.1 Vorbemerkungen
3.2 Quellenanalyse: Fjodor Tjutschew: „Über die Zensur in Russland“ (1857)
3.2.1 Biografisches zum Autor in Kurzform
3.2.2 Plädoyer für Pressefreiheit - Eine Analyse von Tjutschews Position

4. Westliche Werte, Reformen und die zaristische Autokratie – Die Freiheit bahnt sich ihren Weg

5. Zusammenfassung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung – Russlands Sonderweg?

Die Entwicklung Russlands im 18. und 19. Jahrhundert verlief anders als im Rest Europas. Seit den Reformen der 1860er Jahre orientierte sich das Land zweifellos am Westen; insbesondere in der Agrarfrage. Dennoch blieben überlebte gesellschaftliche Strukturen und archaische Besonderheiten der Autokratie noch lange erhalten, bis das zaristische Russland schließlich aufgrund dieses Rückstandes implodierte. Dietrich Geyer weist in einem Aufsatz über den russischen Behördenstaat im 18. Jahrhundert mit dem bezeichnenden Titel „’Gesellschaft’ als staatliche Veranstaltung“ darauf hin, dass Alteuropa und das alte Russland bis tief hinein ins 19. Jahrhundert durch völlig unterschiedliche Sozialverfassungen gekennzeichnet waren.[1] Diese tiefliegenden historischen Gegensätze ließen sich dann auch unter Alexander II. nicht in einem Zug reformieren, zumal die Radikalität der Veränderungen in Verwaltung, Justiz- und Bildungs- sowie schließlich auch Pressewesen schnell Widerstand und Restauration auf den Plan rief.

Besonders das zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Russland noch wenig ausdifferenzierte Verhältnis von Staatsmacht und Bürokratie zur Gesellschaft ist häufig Gegenstand von wissenschaftlichen Analysen gewesen. Anders als im westlichen Europa entfalteten sich in Russland keine Formen korporativ verfasster Gesellschaften und politischer Standschaften.[2] Staat und Gesellschaft blieben weitgehend getrennt; politische Willensbildung im Sinne des „bottom-up-Prinzips“ war, vor allen Dingen durch das Fehlen einer Verfassung, unmöglich. Diese Vorbemerkungen sind deshalb so wichtig, da diese Arbeit das Ziel verfolgt, die Entwicklung der Presse und damit auch der Zensurbestimmungen seit dem Krimkrieg mit Schlaglichtern zu beleuchten, anhand einer Quellenanalyse genauer zu untersuchen und schließlich vor dem Hintergrund der allgemeinen Geschichte Russlands zu bewerten. Caspar Ferenczi stellte 1982 fest, dass zur Bedeutung der Presse und Öffentlichkeit im vorrevolutionären Russland bisher kaum Spezialuntersuchungen[3] vorlägen und führte dies auf eine Forschungstradition zurück, die sich einseitig nur auf staatliche Institutionen oder soziale und wirtschaftliche Prozesse konzentriert. Eine solche Sichtweise muss zwangläufig intermediäre gesellschaftliche Prozesse und den Einfluss des heute oft als „Vierten Gewalt“ bezeichneten Pressewesens vernachlässigen. Nach W. Mommsen stellt die russische Presse aufgrund ihres wachsenden politischen Einflusses in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine wertvolle historische Quelle dar, die es zu nutzen gelte, um die politischen Prozesse der Zeit besser einordnen zu können.[4]

Diese Arbeit maßt sich nicht an, eine hier möglicherweise noch bestehende Forschunglücke, wie sie Ferenczi sieht, zu füllen – zumal aus Gründen mangelnder Sprachkenntnisse keine russische Literatur hinzugezogen werden konnte. Nachgezeichnet werden soll viel mehr, welche Entwicklung die russische Presse seit dem Ende des Krimkrieges bis in die Achtzigerjahre des 19. Jahrhunderts durchgemacht hat. Anhand einer Quelle soll beispielhaft versucht werden, den Standpunkt liberal-konservativer Intellektueller in Russland nachzuzeichnen, die sich für moderate, am Westen ausgerichtete Reformen des Pressewesens einsetzten. Ausgewählt wurde ein Schreiben von des bekannten russischen Dichters Fjodor Tjutschew[5] an Fürst Michail Dmitrijewitsch Gortschakow[6] ; ein Plädoyer für die Abschaffung der Präventivzensur, das trotz seiner Kürze einen interessanten Einblick in das (Nach)Denken über den Gegensatz von Freiheit und Herrschaft offenbart. Zunächst soll jedoch anhand eines kurzen Überblicks skizziert werden, auf welchem Entwicklungsstand sich die russische Presse zur Zeit der Entstehung des Schreibens von Tjutschew befand.

2. Das Pressewesen im zaristischen Russland im Überblick

2.1 Die Entwicklung des russischen Pressewesens bis 1865

2.1.1 Die Anfänge im 18. Jahrhundert

Die erste genuin russische Zeitung war – bezeichnend für den Charakter russischer Presse- und Zensurpolitik auch in späterer Zeit – eine staatliche bzw. zaristische Gründung. Auf Erlass des Zaren Peters des Großen erschienen von 1702 bis 1727 die Vedomosti (Nachrichten), welche aus offiziellem Blickwinkel über russische Kultur und Innenpolitik berichteten.[7] Ab 1727 herausgegeben von der Petersburger Akademie der Wissenschaften unter dem Namen St. Peterburgskie Vedomosti (St. Petersburger Nachrichten) gelangte das „führende Organ des russischen Liberalismus“[8] erst 100 Jahre später zu wirklicher Popularität. Über einen langen Zeitraum und mit großem Erfolg konnten sich die Moskovskie vedomosti (Moskauer Nachrichten) halten. Das Blatt erschien von 1756 bis zu seinem Verbot im Zuge der russischen Revolution im Jahre 1917 und erlangte vor allem ab 1863 Popularität und Verbreitung, als der russische Verleger und frühere Redakteur des Blattes M. N. Katkow[9] die Zeitung übernahm und die Öffentlichkeit mit besonders scharfem Ton gegen den gerade ausgebrochenen polnischen Aufstand im russischen Teilungsgebiet mobilisierte.[10]

Auch wenn sich die Herstellung und Verbreitung von Presseerzeugnissen auf die Zentren des Reiches, sprich Moskau und St. Petersburg, konzentrierte, waren die Provinzen durchaus nicht von jeglicher Information ausgeschlossen. Seit 1837 täglich erscheinend, waren zum Beispiel die Gubernskie vedomosti (Provinznachrichten) in 40 weniger bedeutsamen Regionen des Reiches mit nur kleineren Städten verfügbar. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gelang es auch einer Reihe satirischer Zeitungen und Zeitschriften, Verbreitung zu erlangen. Truten’ (Die Drone) oder auch Zhivopiset’ (Der Maler), um nur einige zu nennen, kritisierten besonders die Willkür der Bürokraten und die Brutalität der Gutsherren. Die offiziell-konservative Leitlinie der Aristokratie fand in dieser Zeit ihren Ausdruck vor allem in der Zeitschrift Vsiakaia vsiachina (Dies und das), die von der Zarin Katharina der Großen ab 1769 herausgegeben wurde.

2.1.2 Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts

Größter Abnehmer und gleichzeitig Produzent von Zeitungen und Zeitschriften waren an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert und in den Jahrzehnten danach die Moskauer Salons. Hier traf man sich zum gemeinsamen Studium der Neuerscheinungen und zur Diskussion. Der Leserkreis war elitär und entsprang im wesentlichen dem Adel und der sehr kleinen Schicht von reichen Kaufleuten. „Die russische Presse [...] unterschied sich in wesentlichen Punkten von der damaligen Presse in Westeuropa. Sie war weder so zahlreich und vielfältig wie diese noch so verbreitet. [...] Hinzu kam aufgrund der Zensurverhältnisse eine starke Konzentration der Presse [...].“, stellte Anatole Leroy-Beaulieu[11] bereits 1884 zusammenfassend fest. Schwierig ist es, zu ermitteln, wie viel Prozent der Bevölkerung damals überhaupt in der Lage waren, zu lesen. Verlässliche Zahlen über den Grad der literacy [12] der Zeit sind schwer ermittelbar. Vermutlich betrug sie weniger als 25 Prozent (im Bezug auf die männliche Bevölkerung). William L. Mathes nimmt für das Jahr 1897 eine Quote von 30 Prozent bei den Männern und nur zehn bei den Frauen an.[13] Diese Schätzung bezieht sich aber auf die Zeit nach dem stetigen Ausbau der Bildungseinrichtungen seit den „Großen Reformen“ und hat deshalb nur bedingt Gültigkeit für die vorherigen Jahrzehnte, untermauert jedoch die These, dass Lesen, Bildung und Schreiben in Russland bis zu weitgehenden Alphabetisierungsanstrengungen durch die Kommunisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Privileg einer winzigen Oberschicht waren. Schließlich kann der Grad der Alphabetisierung nicht rückläufig gewesen sein. Außerdem ist noch zu bemerken, dass bis weit in das 19. Jahrhundert – ebenfalls im Unterschied zu Westeuropa – die literarische Zeit schrift im Gegensatz zur eher politischen Zei tung die häufigere Form von Druckerzeugnissen darstellte.[14]

Im Verlauf der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann langsam eine politische Diversifizierung der russischen Presselandschaft. Trotz herrschender Zensur[15] konnten beispielsweise die Ansichten der revolutionären Demokraten in den Otechestvennye zapiski („Notizen des Vaterlandes“) und ab 1847 in dem Sovremennik (Der Zeitgenosse) ihren Ausdruck finden. Leichter hatten es jedoch eher „unpolitische“ Druckwerke wie das Zhurnal manufaktor i torgovli („Handwerks- und Handelsjournal“) oder das Gornyi zhurnal („Bergbaujournal“), die heute nach Aussage von M. N. Mashkin und J. A. Alatortsewa als nützliche Quelle des Sozial- und Wirtschaftsleben der damaligen Zeit dienen können.

In den 1850er und 1860er Jahren begannen einige russische Schreiber und Verleger, die Möglichkeiten zur - im Vergleich zu Russland - freieren Entfaltung ihrer Gedanken im Ausland zu nutzen. Besonders der ins Reich geschmuggelte Kolokol („Die Glocke“) Alexander I. Herzens wetterte gegen zaristische Autokratie sowie Leibeigenschaft und war aus diesem Grund in Russland selbst verboten. Es war die Tätigkeit von Verlegern wie ihm sowie die Erfahrung der Revolutionen von 1848 / 1849, die den Zaren bis in das Jahr 1865 an den restriktiven Zensurbestimmungen festhalten lies und „staatsgefährdende Äußerungen“ über die inneren Zustände in Russland unter Strafe stellte.

2.2 Das Pressegesetz vom 6. April 1865 und seine Auswirkungen

Mit dem Pressegesetz von 1865, das die Vorzensur aufhob und der langsam, aber stetig steigenden Alphabetisierungsrate wuchs Umfang und Einfluss[16] der Presse in Russland. Dabei muss die Pressereform des Jahres 1865 im Lichte der gesamten Periode der „Großen Reformen“ betrachtet werden, die nach der Niederlage Russlands im Krimkrieg einsetzte und sich bis Mitte der sechziger Jahre hinzog. Die Autokratie begann nun „ [...] Aufgaben (und damit begrenzte Macht, der Verf.) auf neue staatliche, gesellschaftliche oder gemischt zusammengesetzte Einrichtungen [...]“[17] abzutreten – unter anderem, um die Forderungen von Adel und Intelligenz nach mehr Einfluss zufrieden zu stellen. Dabei wurde durch die neuen Gesetze und Bestimmungen allerdings kein vollständiger Systemwandel eingeleitet.[18] Das neue Presserecht – salopp bezeichnet als „vorübergehende Regelungen“ – behielt trotz unten näher erläuterter „Aufweichungsversuche“ – formell Gültigkeit bis 1882. Es hob die Vorzensur für Werke mit mehr als 160 Seiten auf und übersetzte Bücher waren von nun an legal erhältlich bis zu einer Länge von 320 Seiten. Kleine Werke der volkstümlichen Literatur waren weiterhin der kirchlichen Sittenzensur ausgesetzt. Über alle diese Bestimmungen wachte das Innenministerium. Bei Zuwiderhandlung konnten Verleger und Herausgeber mit Geldbußen belegt sowie die zeitweilige oder dauerhafter Schließung des Blattes angeordnet werden.[19]

Während Edgar Hösch und Hans-Jürgen Grabmüller[20] betonen, dass das die Neuregelung des Publikationswesens zwar die Vorzensur abschaffte, gleichzeitig jedoch der Willkür der Beamten Vorschub leistete, geht Volker Mettig in seiner Beurteilung der Pressereform von 1865 noch einen Schritt weiter: „Die Zensurreform von 1865 begründete keineswegs die Presse- und Meinungsfreiheit in Russland.“[21] Er untermauert diese Position unter anderem mit den Tatsachen, dass die Provinzen von der Reform ausgenommen waren und Zeitungsneugründungen weiterhin administrativ erschwert wurden.

Dennoch muss wohl insgesamt eher der positive Effekt der Reform auf die Entstehung einer öffentlichen Meinung in Russland herausgestellt werden. Wichtig für die intellektuelle Öffentlichkeit war die Möglichkeit, in den Zentren Petersburg und Moskau publizieren zu können. Auch hatte der bereits zuende gegangene Krimkrieg und der polnische Aufstand von 1863 schon ihren Teil dazu beigetragen, die Öffentlichkeit so zu interessieren und zu politisieren[22], dass dem aufgestauten Informationsbedürfnis endlich Befriedigung verschafft werden musste.

2.3 Ideologische Diversifikation und neue Restriktion - Die Presselandschaft in Russland in der Mitte des 19. Jahrhunderts

Die faktischen Errungenschaften der „Vorläufigen Regeln“ waren auf den ersten Blick von nur kurzer Dauer. Nachdem Attentat auf den Zaren von 1866 und besonders nach seiner Ermordung im Jahre 1881 wurden die liberalen Zugeständnisse an die Presse Schritt wieder aufgehoben. Bereits für das Jahr 1875 konstatiert Mettig: „Ein knappes Jahr nach der Einführung der Zensurreform war dieser erste gesetzgeberische Ansatz zu einer freieren russischen Presse praktisch wieder beseitigt.“[23] Diese Aussage trifft aber nur auf die rechtlich-technische Seite des Phänomens zu. Schließlich stiegen trotz der behördlichen Restriktionen die Auflagenzahlen, die Blätter näherten sich vom Aussehen an westeuropäische Vorbilder an und manche Verleger und Redakteure genossen so hohes Ansehen, dass ihre entsprechenden Kontakte der Bürokratie Zensur und Verbot erschwerten.[24]

Spätestens ab den 1860er Jahren kann man außerdem festhalten, dass eine ideologische Diversifikation innerhalb des russischen Publikationswesens stattfand.[25] Die klar reaktionäre, promonarchische Seite wurde unter anderem von Vest’ und den Moskovskie vedomosti vertreten; die Spanne der unterschiedlichen Meinungen reichte aber bis hin zu den illegalen Publikationen der sozialistischen Linksgruppierungen wie Zemlia i volia (Land und Freiheit) oder Narodnaia volia (Volkswille), die bis in die 1880er Jahre Verbreitung fanden, obwohl die Zensur sie verfolgte. Dieses Phänomen zeigt, dass die Zensurbehörden nicht allmächtig waren und ein Teil verbotener Literatur stets Verbreitung fand.

Leroy-Beaulieu bemerkt zusätzlich, dass die Einteilung in unterschiedliche politische Lager nur begrenzt mit der in Westeuropa zu vergleichen sei, die Presselandschaft Russlands weise seiner Meinung nach eher einen Charakter sui generis auf: „Es gibt wie überall Konservative und Liberale, Aristokraten und Demokraten, aber alle diese Benennungen haben dort weder dieselbe Klarheit noch dieselbe Schärfe wie in anderen Ländern.“[26]. Angesichts der Entwicklung und Verbreitung, die die Presse in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts erfuhr, muss man Russland in diesem Sektor eine enorme Aufholleistung gegenüber dem Westen bescheinigen. Diese „Explosion“ des Zeitungs- und Zeitschriftenmarktes als ein alleiniges Resultat der geänderten Zensurbestimmungen aus dem Jahres 1865 zu sehen, ist sicherlich übertrieben; dennoch kann man „1865“ als einen ersten „Dammbruch“ betrachten, deren Errungenschaften, wenn auch später revidiert, die liberale Grundrichtung der Pressepolitik markierten. Stück für Stück wurde es für Redakteure mit Fingerspitzengefühl in Russland möglich, ihre Meinung zu äußern. Für Änderungen im Presserecht hatte sich ein großer Teil der liberalen Intelligenz in Russland lange eingesetzt. Anhand eines Beispiels soll einer von ihnen, der Dichter, Wissenschaftler und Beamte Fjodor Tjutschew, vorgestellt und sein Einsatz für die Abschaffung der Vorzensur analysiert werden.

3. Zeitgenossen zur russischen Pressepolitik und Zensurfrage im 19. Jahrhundert

3.1 Vorbemerkungen

Die erste russische Zeitung war eine Gründung des Zaren (siehe Kapitel 2.1.1) und Katharina II., die entsetzt über die fehlende Bildung der russischen Oberschicht im Vergleich zu der Westeuropas war, förderte die Herausbildung einer öffentlichen Meinung indem sie zeitweise sogar selbst eine Zeit schrift (Vsjakaja Vsjačina), die erste überhaupt in Russland, herausgab.[27] Nur zwei Beispiele aus dem 18. Jahrhundert, die in einem recht widersprüchlichen Verhältnis zu den zeitgleich geltenden restriktiven Vorzensurbestimmungen gesehen werden können. Eine lesende und diskutierende, schließlich Forderungen an die Regierungen herantragende Öffentlichkeit wie in Westeuropa (Revolutionen von 1848/49) wollte der Staatsapparat in Russland nicht. Und dennoch: Immer wieder versuchte die Autokratie, sich die Mittel der modernen (Massen)presse für ihre eigenen Zwecke nutzbar zu machen. Gelesen werden sollte in Russland nicht und wenn schon, dann „das Richtige“. Richard Pipes sieht bereits in der Presse- und Zeitschriftenpolitik Katharinas II. den Beginn der obščestvennoe dviženie (etwa: gesellschaftliche Bewegung), also einen breiten Strom von Meinungsäußerungen und er geht sogar so weit, zu behaupten, dass der russische Staat im – Widerspruch zu seinem Allmachtsanspruch – seine Kontrahenten, also zunächst eine kritische Presse und Wissenschaft, sowie später eine revolutionäre Bewegung selbst durch eigene Zeitungsgründungen (mit)erschuf.[28] Genau für dieses vorgehen, also Ausnutzung der Presse im Sinne des Interesses der Regierung, plädiert auch Tjutschew.[29]

Eine Analyse von Tjutschews Gedanken kann uns offenbaren, wie sehr die russische konservative Elite seiner Zeit von dem Glauben an eine Geschichtsphilosophie erfasst war, die das russische Reich als Großmacht sowie die Prinzipien Orthodoxie und Autokratie als dem Westen überlegen ansah[30], gleichzeitig jedoch für „westliche“ Werte wie mehr Pressefreiheit argumentierte. Tjutschew soll hier als Beispiel dafür stehen, wie Tradition und Moderne im zaristischen Russland – in dieser Arbeit mit Blick auf Meinungsfreiheit und Pressewesen – einander gegenüberstanden und doch ineinander verschränkt waren. Eingegangen wird dabei im folgenden Kapitel auch auf die Zwiespältigkeit der Person Tjutschews selbst: „[...] gesprochenes Wort und gelebte Tat stehen bei Tjutschew oft im krassen Gegensatz zueinander. Nahezu jede Schrift, die ihm gewidmet ist, beschäftigt sich mit diesen Widersprüchen.“[31] Als Person voller Gegensätze könnte Fjodor Tjutschew als beispielhaft für seine Zeit gelten; in jedem Fall gibt sein Brief „Über die Zensur in Russland“ an Michail Dmitrijewitsch Gortschakow Auskunft über den sich vollziehenden Wandel des Verhältnisses zur öffentlichen Meinung in Russland. Anschlussüberlegungen an die Quellenanalyse versuchen dann, den Widerspruch von „westlichen Werten“ und den Prinzipien der Autokratie zu untersuchen und zu bewerten.

3.2 Quellenanalyse: Fjodor Tjutschew: „Über die Zensur in Russland“ (1857)

3.2.1 Biografisches zum Autor in Kurzform

Der Dichter Fjodor Tjutschew (* 1803) entstammte einer russischen Adelsfamilie, die Waleri Brjussow in seinem Essay über das Leben Tjutschews als gewöhnlich beschreibt.[32] Aufgewachsen ohne materielle Not, konnte Tjutschew, der bereits seit seinem siebten Lebensjahr (!) kleine Gedichte schrieb, ab 1818 an der Moskauer Universität Philosophie studieren. Während des Studiums freundete er sich mit Michail Pogodin an, der in seinen eigenen Memoiren ein durchweg positives Bild seines Kommilitonen zeichnet und besonders dessen dichterische Begabung lobt. Sein Studium schien Tjutschew trotz ihm allseits bescheinigten breiten Wissens nicht besonders ernst genommen zu haben; dafür war er wohl bereits zu sehr Künstlernatur. Dennoch bestand er seine Abschlussprüfungen und schon kurz darauf, im Juli 1822, trat er einen Posten in der russischen Botschaft in München an. Dank hervorragender Fremdsprachenkenntnisse übersetzte er neben seiner regulären Arbeit Werke Goethes, Schillers und auch Shakespeares ins Russische und lies sich kaum von der „unbeschwerten und oberflächlichen Lebensweise“ der Stadt verführen. Dennoch veränderten ihn die Jahre in Deutschland; zunehmend kritischer stand er seiner Heimat Russland gegenüber. Aus seiner späten Jugendzeit ist das Zitat „Rußland ist eine Kanzlei und Kaserne, alles bewegt sich nur um Rang und Peitsche“ überliefert. Dieser „Freiheitsdrang“ innerhalb der eigenen Persönlichkeit war jedoch nur von kurzer Dauer; der ältere Tjutschew spricht wieder anders über seine Heimat und Westeuropa. Zu den Bekannten Tjutschews in München zählten später auch Heine und Schelling; Reisen führten in durch ganz Deutschland, in die Schweiz sowie einmal nach Russland und auch beruflich stieg er eine Beamtenkarriere durchlaufend schnell auf. Seine dichterischen Fähigkeiten blieben jedoch selbst seinen Nächsten lange verborgen. Erst 1836 gelangten Werke von ihm an eine breitere Öffentlichkeit, als der ihm ebenfalls persönlich bekannte Puschkin diese in seiner Zeitschrift Sovremennik – allerdings anonym – veröffentlichte.

Schwere Einschnitte erfuhr das Leben Fjodor Tjutschews durch den Tod seiner ersten Frau im Jahre 1838 und eine „Zwangsversetzung“ an die russische Botschaft in Turin. Bereits ein Jahr später jedoch heiratete Tjutschew erneut; seine Anstellung in Turin verlor er wegen einer unbedeutenden Verfehlung und kehrte deshalb nach München zurück, wo er von dort an als Privatmann lebte. Erst in dieser Zeit verfestigte sich sein slavophil-russozentrisches Weltbild. 1845 konnte er aufgrund seiner dichterischen Berühmtheit und guter Kontakte in den Staatsdienst zurückkehren. Diese Rehabilitierung fiel gleichzeitig mit seiner Heimkehr nach Russland zusammen. 1848 war er schließlich angesehener Oberzensor in der Sonderkanzlei des Außenministers in Petersburg. Schnell lebte er sich in der Heimat wieder ein; nun sprach er im Gegensatz zum oben aufgeführten „Kasernenzitat“ teilweise abfällig über die Jahre im Ausland und nennt sie in einem Brief einen „abgetrennten Finger“, der niemals ihm gehört haben könne. Tjutschew war seit seiner Rückkehr in den russischen Staatsdienst kaum mehr dichterisch oder wissenschaftlich aktiv gewesen. Dies änderte sich jedoch unter dem Eindruck der Revolutionen von 1848 und des Krimkrieges. Beide Ereignisse nahmen ihn auch persönlich sehr mit; einmal mehr litt Tjutschew unter dem Weltorchester (Alexander Block). In den Vierziger- und Fünfzigerjahren nahm dann plötzlich Tjutschews Popularität als Dichter zu, ohne dass er selbst noch veröffentlichte. Aus dieser Zeit stammen jedoch seine wichtigen politischen Artikel (Russland und die Revolution; Das Papsttum und die römische Frage), die wie auch seine Dichtkunst, die in den entsprechenden Interessentenkreisen in ganz Europa Verbreitung fanden.

Der Grund dafür, dass Tjutschew auf dem Weg zu großem Ruhm nie ganz sein Ziel erreichte, muss auch in seinem privaten Leben gesucht werden. Ein ab 1850 dauerndes Liebesverhältnis mit einer jungen Schülerin im Alter seiner eigenen Töchter führte zu breiter öffentlicher Missbilligung, die bis in die Kreise des Zaren reichte. Von der inneren Zerrissenheit, die der verheiratete Tjutschew wegen dieser unglücklichen Liebe ertragen musste, zeugen viele seiner melancholischen Gedichte (z.B. O wie zerstörerisch wir lieben), die er jedoch auch gegen Ende seines Lebens nie für wertvoll genug empfand, um sie ordentlich und gesammelt zu publizieren. Tjutschew schätzte – auch noch im hohen Alter und gezeichnet durch Krankheiten – den mündlichen Austausch mit anderen Intellektuellen in den Salons und feinen Gesellschaften, in denen er wegen seiner Scharfzüngigkeit hoch anerkannt war. Zwei Schlaganfälle grenzten seine Schaffensmöglichkeiten jedoch zusehends weiter ein und fesselten ihn schließlich ans Bett. Am 15. Juni 1873 verstarb Fjodor Tjutschew.

3.2.2 Plädoyer für Pressefreiheit - Eine Analyse von Tjutschews Position

Tjutschews Brief an Gortschakow unter Berücksichtung seines komplexen Charakters und Denkens zu analysieren fällt nicht leicht. Michael Harms’ zu Folge steht Tjutschew als „Dr. Jekyll (Beamter) und Mister Hyde (Dichter) [...] zwischen und gleichzeitig über den Fronten.“[33] Dies kann sowohl bezogen auf seine Stellung im politischen Leben, als auch auf seine langen Auslandsaufenthalte, die ihn zum „Exilrussen“ in Westeuropa und später nie wieder ganz in Russland heimisch werdenden Weltbürger machten, verstanden werden.

Tjutschew ist Dichter; sein Werk nicht immer heterogen. Die von ihm überlieferten politischen Äußerungen müssen unbedingt vor dem Hintergrund seines Erscheinungsdatums und damit vor dem Alter Tjutschews gesehen werden. Diese Widersprüchlichkeit zeigt sich gleich zu Beginn seines Briefes an Michail Dmitrijewitsch Gortschakow: Einleitend distanziert sich Tjutschew davon, eine eigene politische Meinung vertreten zu wollen und er erwähnt die Vernunft als unabdingbare Richtschnur menschlichen Handels. Für ihn – damit steht er ganz in der konservativen Denktradition seiner Zeit in Russland – „unterscheiden sich [die verschiedenen Meinungen, der Verf. ] nur hinsichtlich eines besseren oder schlechteren Verständnisses des Gegebenen“[34]. Nach diesen einleitenden Worten, die er abrupt[35] mit der Bemerkung „Doch kommen wir zur Sache.“[36] beendet, entwickelte Fjodor Tjutschew eine nach heutigem Standpunkt durchaus höchst politische Position, in dem er nämlich für eine Aufhebung der herrschenden Vorzensur im russischen Reich wirbt. Zunächst dankt er –hier passt der Begriff „Höflichkeitsfloskel“[37] – für die bereits erfolgten Lockerungen der Zensurbestimmungen, die nach der Thronbesteigung Alexander II. zwei Jahre vor Abfassung des Artikels von Tjutschew erfolgt waren. Bereits wesentlich schärfer und mutiger wird Tjutschew nur wenige Seiten später: „Und angesichts der freieren geistigen Betätigung (Anspielung auf die erwähnten Lockerungen, der Verf.) und der zunehmenden Erfolge der Literatur – verspürt man da nicht immer stärker den tagtäglichen Nutzen und die Notwendigkeit höherer Führung und Lenkung? Die Zensur allein, wie sie auch beschaffen sein mag, kann diesen neuen Anforderungen längst nicht mehr entsprechen.“[38] Und kurz darauf, noch deutlicher: „Zensur grenzt ein, leitet jedoch nicht.“[39] Das Beispiel Deutschlands nach der Revolution von 1848 führt Tjutschew an, um zu erläutern, dass sich die Macht der Presse auch bedienen könne[40], anstatt sie als „notwendiges Übel“[41] zu betrachten. Er kritisiert die am Hof des Zaren herrschende Ansicht, dass man durch Verbot ihrer Verbreitung ein spezielles Denken in den Köpfen ganz abschaffen könne („[...] eine aufgeklärte und energische Richtung (also revolutionäre Ideen, der Verf.) werden immer Köpfe finden, die bereit sind, ihr zu folgen.“[42] ). Schließlich schlägt Tjutschew selbst mit deutlichen Worten vor, wie man die Öffentlichkeit beeinflussen könnte: „Ich halte es für überflüssig zu betonen, daß ich die Regierung hierfür nicht in einen Prediger verwandeln möchte, der auf der Kanzel steht [...]. Sie müsste ihren Geist, nicht ihr Wort übermitteln, und das mit Hilfe der von ihr geförderten, unumwundenen Propaganda.“[43] Tjutschew spricht auch das Problem an, den genauen Grad zu bestimmen, an dem die öffentliche Diskussion – beispielsweise in Zeitungen – regierungsschädlich wird[44], kann aber selbst hier keine Lösung anbieten. Schließlich regt er Gortschakow dazu an, beim Zaren auf die Neugründung eines regierungstreuen Blattes hinzuwirken[45] und schließt seinen Brief mit dieser Empfehlung.

Nach heutigem Verständnis ist das Eintreten Tjutschews für die Meinungsfreiheit bei gleichzeitigem Glauben an Autokratie ohne Verfassung und die Unfehlbarkeit des Zaren zu schwer zu vereinbaren. Er erkennt jedoch, dass es ihm darum geht, Gorschakow (und den Zaren) zu überzeugen, die Presse für seine Zwecke zu benutzen anstatt zu versuchen sie völlig mundtot zu machen. In dieser Bemerkung liegt auch schon der Höhepunkt der recht simplen Argumentationskette Tjutschews. Ihm zufolge warte die russische Schreiber- und Dichterwelt nur darauf, dem Zaren angemessen durch ihr Werk (und ohne Vorzensur) dienen zu können („Man kann mit Sicherheit behaupten, daß in keiner anderen Epoche derart viele Köpfe zur Untätigkeit verdammt waren und darunter zu leiden hatten.“[46] ). Schlechtes, ja revolutionäre Gedanken, seien aus dem Volk gar nicht zu erwarten („Denn wahrhaftig, ungeachtet aller Leiden die uns quälen, und aller Laster, die uns verderben, sind in unseren Seelen [...] noch die Schätze der vernünftigen Bereitschaft [...] verborgen.“[47] ). Wird der „Geist“ in Russland befreit, so Tjutschew, würde das Land automatisch von allen ihm anhaftenden Problemen gesunden. Waleri Brjussow hat, sich stützend auf Tjutschews ersten Biografen Iwan Aksakow, in seinem Essay über das Leben Tjutschews dessen Überlegungen in der Zensurfrage als „kindlich-naiv“[48] bezeichnet. Doch für den Dichter und Geistmenschen Tjutschew, der auch im Alter trotz körperlicher Gebrechen noch intellektuell glänzen konnte, hatte die Zensurfrage – zumindest im Jahre1857 zur Zeit der Abfassung seines Artikels – große Wichtigkeit und Brisanz.

Vielleicht kann Tjutschews eigentümliche Position zur Pressefreiheit bei gleichzeitiger Bekleidung eines Postens als Zensors[49] wie folgt erkläret werden: Als junger Angestellter in der russischen Botschaft in München kam er in den Genuss, den vergleichsweise freiheitlichen Geist Europas im Vergleich zu Russland „einatmen“ zu können. Meinungsfreiheit und die theoretische Möglichkeit zu publizieren – wenn auch nicht immer von ihm genutzt[50] – waren für ihn als Dichter essentiell und eine Errungenschaft an sich. Auch nach seiner endgültigen Rückkehr nach Petersburg im Jahre 1844 und trotz einer mit der Distanz wachsenden Abneigung gegenüber Westeuropa – noch verstärkt durch die Erfahrung der Revolutionen der Folgejahre – nahm er nicht vollständig Abstand vom Sinn des Prinzip der Meinungsfreiheit und beharrte auf ihrer Nützlichkeit auch für das zaristische Russland. Die Bekleidung des Postens eines Oberzensors in der Sonderkanzlei des Außenministeriums durch Tjutschew, die auf den ersten Blick in haarsträubendem Widerspruch zu dem Inhalt von „Über die Zensur in Russland“ steht, muss ebenfalls unter rein praktischen Gesichtspunkten betrachtet werden und mutet dann schon verständlicher an. Waleri Brjussow erwähnt beispielsweise, „daß die Tjutschews schlecht wirtschaften konnten und angesichts der großen Familie und ihrer gesellschaftlichen Stellung oft an Geldmangel litten.“[51] Somit ist anzunehmen, dass es sich bei der Arbeit für den russischen Staat hauptsächlich um einen Broterwerb zur Finanzierung des ausschweifenden Lebenswandels des Dichters handelte. Er hatte diesen Posten schließlich in Zeiten eigener Arbeits- und Erwerbslosigkeit bekommen, nachdem er vorher unehrenhaft aus dem Dienst entlassen wurde. Diese Anmerkungen berücksichtigend ist Tjutschews Position logisch und inhaltlich schlüssig. Es soll nun darauf ankommen, seine Überzeugungen vor dem Hintergrund des politischen Geschehens seiner Zeit zu bewerten.

4. Westliche Werte, Reformen und die zaristische Autokratie – Die Freiheit bahnt sich ihren Weg

Nach der Analyse von Tjutschews Position bleibt zu untersuchen, ob sich seine Hoffnungen bezüglich der Abschaffung der Vorzensur erfüllen konnten und – die vielleicht bedeutsamere Frage – ob er mit seiner Einschätzung der russischen publizierenden Schichten („Denn wahrhaftig, ungeachtet aller Leiden die uns quälen, und aller Laster, die uns verderben, sind in unseren Seelen [...] noch die Schätze der vernünftigen Bereitschaft [...] verborgen.“[52] ) Recht behalten hat. Tjutschew starb 1873, die vorläufige Abschaffung der von ihm kritisierten Vorzensur war zu diesem Zeitpunkt fast wieder aufgehoben. Er erlebte also die Erfüllung eines seiner Träume nicht mehr. Mit Ausnahme der Jahre 1905 bis 1917 unter Einschränkungen musste es noch fast hundert Jahre dauern, bis in Russland endlich vollständige Meinungs- und Gedankenfreiheit nach westlichem Muster etabliert wurden. Die jüngsten Entwicklungen im Russland unter Putin geben jedoch Anlass zu der Annahme, dass diese Errungenschaften erneut ausgehöhlt werden.

Zurückkehrend zu unser Analyse darf nicht vergessen werden, dass Tjutschew nie eine Presse wollte, in der jede Meinung gleichberechtigt vertreten werden kann. Er stellte sich und sein Schreiben in den Dienst des Zaren und nahm an, dass dies alle Intellektuellen in Russland aus sittlich-moralischen Gründen tun würden („Ohne Zweifel würde es den Herausgebern weder an Talent, noch an Eifer, noch an ehrlichen Überzeugungen mangeln [...]“[53] ). Die wachsende sozialistische Presse in Russland und die Agitation Herzens aus dem Ausland, dessen Einfluss Tjutschew unterschätzte[54], haben bewiesen, dass er sich irrte. Der Druck auf das alte System „von links“ verstärkte sich zusehends und erreichte mit den beiden Attentaten auf den Zaren von 1866 und 1881 ihren vorläufigen Höhepunkt. Schließlich konnte „die Revolution“, um mit Tjutschew zu sprechen, nicht aufgehalten werden. Nach dem Vorbild des Schicksals der Monarchien in Westeuropas geriet auch die russische Alleinherrschaft mehr und mehr ins Wanken bis sie zusammenbrach und paradoxerweise einem neuen unterdrückerischen Regime Platz machte. Natürlich konnte Tjutschew dies nicht ahnen, was nichts an der nüchternen Feststellung ändert, dass er und die liberalen Reformer falsch lagen. Man konnte in Russland nicht partiell Änderungen, „neue Werte“ aus Westeuropa in die russische Aristokratie „einbauen“, ohne das ganze alte System zum Wanken zu bringen. Eine Textstelle in „Über die Zensur in Russland“ lässt erkennen, dass sich Tjutschew dessen durchaus bewusst war: „Ich führe dieses Beispiel nur an, um zu zeigen, daß in Ländern, die schon stark vom revolutionären Geist befallen sind, eine aufgeklärte und energische Richtung immer Köpfe finden wird, die bereit sind, ihr zu folgen, [...]“.[55] Tjutschew macht in seiner Analyse hier jedoch einen Fehler. Er bezieht er sich lediglich auf die Zustände im seiner Meinung nach aufgrund von Sittenverfall dem Untergang nahen Europa („ [...] Aller Wahrscheinlichkeit sind wir beim Bankrott einer ganzen Zivilisation zugegen [...]“[56] ) und übersieht, dass „die Revolution“ schon längst in Russland angekommen ist. Zu Recht erkannte er, dass das Schicksal von Ost (Russland) und West (Europa) untrennbar verbunden sind.[57] Fälschlicherweise wähnte er die russischen Lebensform jedoch überlegen, ohne dafür konkrete Beweise oder eine Analyse vorzulegen. So bleibt auch seine Vision von der Zukunft seines Vaterlandes als in Imperium in Europa schwammig[58].

Wie bereits einleitende erwähnt (siehe Kapitel 3.1), musste der russische Konservatismus erkennen, dass Russland doch zu nah an Westeuropa liegt, um sich von den dortigen Entwicklungen abzukapseln oder zu versuchen, nur das „Angenehme“ von dort zu übernehmen. Man kann natürlich wie Richard Pipes behaupten, dass die russischen Autoritäten und Machthaber im Nachgeben gegenüber Modernisierungs-forderungen nach westlichem Muster die eigenen Gegner sogar noch stärkte[59]. Doch hatten sie wirklich eine Wahl? Es scheint bei einer Gesamtbetrachtung des 19. Jahrhunderts in Russland, dass es letztendlich zu einem Zusammenbruch des zaristischen Systems kommen musste. Moderne Wissenschaft und veraltete Strukturen und Institutionen ließen sich Dauer nicht vereinbaren.

5. Zusammenfassung

„Die geistige Angleichung im 19. Jahrhundert war nicht weniger bedeutsam als die politisch-administrative im 18. Jahrhundert. Wie Peter der Große Holland, Preußen und Schweden oder Frankreich imitierte, wenn es seinen politischen Zielen dienlich schien, so importierte die russische Intelligenz des 19. Jahrhunderts mit wahrem Feuereifer die geistigen Errungenschaften des Westens, deren bedeutungsvollste für die Demokratisierung des Denkens die soziologischen Theorien waren.“[60] Klaus von Beyme stellt hier die Behauptung auf, dass das moderne Werte, wie beispielsweise die Pressefreiheit nach Russland ohne Änderung übernommen wurden. Dies impliziert der Begriff „importiert“. Eine Analyse von Tjutschews Position beweist das Gegenteil. Die slavophil-zarentreuen Teile der russischen Intelligenz versuchten durchaus, russische Werte wie zaristische Autokratie und Orthodoxie mit westlichen wie Meinungs- und Pressefreiheit in Einklang zu bringen. Zwar haben Waleri Brjussow und Iwan Aksakow diesen Versuch nicht ganz zu Unrecht naiv genannt, doch konnten diese intellektuellen Kreise aufgrund ihres eigenen Wertesystems gar nicht anders handeln. Die Bemühungen der Autokratie um eine Vereinbarung von „russischen“ und „westlichen“ Werten dieser als Kurzsichtigkeit vorzuwerfen wäre unhistorisch. Heute wissen wir, auch aus der Erfahrung der friedlichen Revolutionen in Ostmitteleuropa, die zum Zusammenbruch des Kommunismus in der Welt führten, dass sich Grund- und Menschenrechte, besonders das Recht auf freie Meinungsäußerung, so wenig einsperren lassen, wie man Gedanken lesen oder gar kontrollieren kann. Öffnet man den freien Gedanken auch nur ein kleines Türchen – wie die Regierung es durch Genehmigung ihr vorteilhafter Propaganda tat – so werden sie bald das gesamte Tor einrennen - um in Bildern zu sprechen. Es liegt am Charakter des Konservatismus und den Spezifika der damals vorherrschenden Geisteshaltung, die das „Heilige Russland“ als einzigen Hort von Moral und Rechtsgläubigkeit auf der Welt ansah[61], dass man bis weit in das 19. Jahrhundert hinein das Gegenteil annahm und meinte, die Reformen in Westeuropa könnten nicht nach Osten übergreifen.

Zu Beginn wurde festgestellt, dass die Entwicklung Russlands in der späten Neuzeit anders verlief als im Rest Europas (siehe Einleitung). Nach der Vergegenwärtigung der Veränderungen im Pressewesen und -recht (Kapitel zwei) unter Einschluss der Erkenntnisse der Quellenanalyse (Kapitel drei) aus kann man diesen These spezifizieren. Die Entwicklung Russlands erfolgte nur langsamer; Veränderungen fanden evolutionär statt und konnten nicht, wie die schnelle Rücknahme der neuen Pressebestimmungen aus dem Jahre 1865 zeigt, einem Zug durchgesetzt werden. Die Verwestlichung Russlands seit dem späten 17. Jahrhundert veränderte Russland zwar nicht grundlegend, aber doch so umfassend, dass die zaristische Autokratie daran kollabieren musste. Johann Gottfried Herder sah schon 1802 den Russlands in der Geschichte voraus: „Dem größten Erdstrich nach [gehört Russland, der Verf. ] zwar zu Asien; sein Herz aber liegt in Europa.“[62] Diese Tatsache wird auch für die weitere Entwicklung Russlands in der Gegenwart, die nur ein nach westlichem Vorbild ausgerichtete sein kann, bestimmend bleiben. Diese Lehre muss aus dem russischen 19. Jahrhundert gezogen werden.

6. Literaturverzeichnis

MONOGRAPHIEN

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BEITRÄGE IN SAMMELBÄNDEN

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BRJUSSOW (1911), Waleri Fjodor Tjutschew – Ein biographischer Essay. In: Stimmen aus Russland. Band 1: Fjodor Tjutschew. Russland und der Westen. Politische Ausätze, hrsg. von Michael Harms, Berlin. S. 23 – 47.

[Fortsetzung siehe nächste Seite]

GEYER (1975), Dietrich: „Gesellschaft“ als staatliche Veranstaltung. In: Wirtschaft und Gesellschaft im vorrevolutionären Russland, hrsg. von Dietrich Geyer. Köln. S. 20 – 53.

HARMS (1992), Michael: Dichtung und Politik – Vorwort des Herausgebers. In: Stimmen aus Russland. Band 1: Fjodor Tjutschew. Russland und der Westen. Politische Ausätze, hrsg. von Michael Harms. Berlin. S. 7 – 22.

LEXIKA

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MATHES (1979), W. L.: „Education in Russia prior to 1917”. In: The Modern

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SONSTIGE NACHSCHLAGEWERKE

BEYRAU (1983), Dietrich; HILDERMEIR, Manfred: Von der Leibeigenschaft zur frühindustriellen Gesellschaft. In: Handbuch der Geschichte Russlands. Band 3: 1856 – 1945. Von den autokratischen Reformen zum Sowjetstaat [unter Mitarbeit von Dietrich Beyrau u.a.] hrsg. von Gottfried Schramm. Stuttgart.

HÖSCH (1981), Edgar; GRABMÜLLER, H.-J.: Daten der russischen Geschichte – Von den Anfängen bis 1917. München.

QUELLEN

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Band 1: Fjodor Tjutschew. Russland und der Westen. Politische Ausätze, hrsg. von Michael Harms. Berlin. S. 87 – 94.

[...]


[1] Geyer, (1975) Dietrich: „Gesellschaft“ als staatliche Veranstaltung. In: Wirtschaft und Gesellschaft im vorrevolutionären Russland, hrsg. von Dietrich Geyer. Köln. S. 20.

[2] Ebenda.

[3] Siehe die Ausführungen in: Ferenczi (1982), Caspar: Außenpolitik und Öffentlichkeit in Russland 1906 – 1912. Husum, S. 15f. und Mashkin (1982), M.N.; Alatortseva, A.J.: „Press in the Russian Empire“. In: The Modern Encyclopedia of Russian and Soviet History. Band 29, hrsg. von J.L. Wieczynski. Gulf Breeze. S. 206.

[4] Mommsen (1926), Wilhelm: Die Zeitung als historische Quelle. In: Archiv für Politik und Geschichte, Band 6, S. 244 – 254. Teilweiser Neuabdruck in: Zeitungswissenschaft, Band 18, 1943. S. 4 – 13. Zitiert nach: Mettig, S. 25.

[5] Tjutschew, Fjodor (1857): Über die Zensur in Russland. In: Stimmen aus Russland. Band 1: Fjodor Tjutschew. Russland und der Westen. Politische Ausätze. hrsg. von Michael Harms. Berlin. S. 87 – 94.

[6] Michail Dmitrijewitsch Gortschakow (1795 – 1861), russischer General, kämpfte im Krimkrieg und war ein Vetter des russischen Außenministers Alexander Gortschakow.

[7] Mashkin; Alatortsewa, S. 206.

[8] Mettig, (1979), Volker: Russische Presse und Sozialistengesetze: Die deutsche Sozialdemokratie und die Entstehung des Sozialistengesetzes aus russischer Sicht 1869 – 1878. S . 24.

[9] Michail N. Katkow (1818 – 1887), russischer Verleger und Publizist, seine wichtigste Zeitung war die „Moskovskie vedomosti“. Aufgrund seiner panrussisch-konservativen Einstellung gewährte der Zar ihm große publizistische Freiräume, die er nutzen konnte um erheblichen Einfluss auf die öffentliche Meinung seiner Zeit auszuüben.

[10] Mettig, S. 35.

[11] Leroy-Beaulieu, Anatole (1884): Das Reich der Zaren und die Russen, Bd. 2. Berlin. S. 380 ff. und Lejkina-Svirskaja, V. R. (1904): Epocha censurnych reform 1859-1865 godov. Petersburg. S. 216f. Zitiert nach: Mettig, S. 21.

[12] Das Langenscheidt Millenium-Wörterbuch (Berlin, 2000) definiert den schwer ins Deutsche übersetzbaren Begriff der literacy als „Fähigkeit zu lesen und zu schreiben“, aber auch als „literarische Bildung“ und „Belesenheit“; ein Definition also, die auch auf den Grad der Bildung und nicht nur auf die reine Abwesenheit von „Analphabetismus“ abstellt. Es soll hier die Gesamtheit des Begriffs literacy aufgrund seiner Prägnanz zugrunde gelegt werden. Für eine angemessene Beurteilung von beispielsweise Zeitungsnachrichten ist schließlich mehr erforderlich als nur das bloße „Kennen“ der Buchstaben.

[13] Mathes, (1979) W. L.: “Education in Russia prior to 1917”. In: The Modern Encyclopedia of Russian and Soviet History. Band 10, hrsg. von J.L.Wieczynski. Gulf Breeze. S. 139.

[14] Mettig, S. 52.

[15] Unter Alexander II. (1818 – 81) , der 1855 den Thron bestieg, wurden die Bestimmungen hier zwar etwas gelockert, wirkliche Freiheit des Wortes brachte jedoch erst die neue Zensurverordnung von 1865 die weiter unten erläutert wird. Hierauf weist Michael Harms in den Anmerkungen zu seiner Übersetzung von Tjutschews Aufsatz „Über die Zensur in Russland“ (1857) hin. Siehe: Tjutschew, S. 88, Anm. 151.

[16] Kastl (1994), Georg: Am straffen Zügel. Bismarcks Botschafter in Russland, 1871 –

1892. München. S. 31f.; Mettig, S . 21.

[17] Beyrau (1983) Dietrich; Hildermeier, Manfred: Von der Leibeigenschaft zur frühindustriellen Gesellschaft. In: Handbuch der Geschichte Russlands. Band 3: 1856 – 1945. Von den autokratischen Reformen zum Sowjetstaat [unter Mitarbeit von Dietrich Beyrau u.a.] hrsg. von Gottfried Schramm. Stuttgart. S. 90.

[18] Kappeler (2002), Andreas: Russische Geschichte. München. S. 29.

[19] Die Erläuterung der Details der Reform folgen der Darstellung von Basil Dmitrischin in „A History of Russia“ (New Jersey, 1977, S. 371f.).

[20] Hösch, Edgar (1981); Grabmüller, Hans-Jürgen: Daten der russischen Geschichte – Von den Anfängen bis 1917. München. S. 212.

[21] Mettig, S. 53.

[22] Mettig, S. 52.

[23] Mettig, S. 60.

[24] Ebenda.

[25] Arsen’ev (1903), K.: Zakonodatel’stvo o pečati. Petersburg, S. 19. (zitiert nach Volker Mettig, S. 21)

[26] Leroy-Beaulieu II., S. 384. Zitiert nach Volker Mettig, S. 22.

[27] Pipes (1977), Richard: Russland vor der Revolution – Staat und Gesellschaft im Zarenreich. München. S. 259f.

[28] Ebenda.

[29] Die Argumentation von Pipes wird in Kapitel 3 weiterverfolgt und kommentiert.

[30] Harms (1992), Michael: Dichtung und Politik – Vorwort des Herausgebers. In: Stimmen aus Russland. Band 1: Fjodor Tjutschew. Russland und der Westen. Politische Ausätze, hrsg. von Michael Harms, Berlin. S. 9.

[31] Ebenda.

[32] Dieser Abschnitt folgt chronologisch dem Aufsatz Waleri Brjussows „Fjodor Tjutschew – Ein biographischer Essay (1911)“ (In: Stimmen aus Russland. Band 1: Fjodor Tjutschew. Russland und der Westen. Politische Ausätze, hrsg. von Michael Harms, Berlin. S. 23 – 47.). Auf einzelne Fußnoten wurde in diesem Anschnitt aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet.

[33] Harms, S. 20f.

[34] Tjutschew, S. 87.

[35] Der „Bruch“ an dieser Stelle legt den Verdacht nahe, dass Tjutschew sich verpflichtet fühlte, hier auf seine grundsätzliche Treue zur Autokratie und seine Ablehnung von Individualisierungsbestrebungen wie in Westeuropa hinweisen zu müssen, um sich nicht der „Umstürzlerei“ verdächtig zu machen. Auch die sich wiederholenden Lobpreisungen des Zaren in „Über die Zensur in Russland“ (zum Beispiel S. 89: „Man kann durchaus behaupten, daß [...] zwei Stimmungen in Rußland vorherrschend sind: [...] und zum anderen ein heiliges Vertrauen in die unbefleckten, ehrenhaften und wohltätigen Bestrebungen des Monarchen“.) sind unter diesem Gesichtspunkt vor allem als Floskeln zu werten.

[36] Ebenda.

[37] Siehe Anm. 35.

[38] Tjutschew, S. 89.

[39] Ebenda.

[40] Es muss hier offen bleiben, ob die Abhandlungen Tjutschews hierzu nicht rein taktischer Natur sind, um sich gegenüber Gortschakow nicht verdächtig zu machen und trotzdem für sein eigentliches Ziel zu werben. Die Benutzung der Presse durch die Macht zu eigenen Zwecken war in Russland nichts grundsätzlich Neues. Siehe hierzu Kaptiel 2.1.1 „Die Anfänge“.

[41] Tjutschew, S. 90.

[42] Ebenda.

[43] Tjutschew, S. 92.

[44] Ebenda.

[45] Tjutschew, S. 94.

[46] Ebenda.

[47] Ebenda.

[48] Brjussow, S. 44.

[49] Auf diesen wohl augenscheinlichsten Widerspruch in Tjutschew Persönlichkeit weist Michael Harms im Vorwort zu der von ihm herausgegebenen Aufsatzsammlung zu Tjutschew auf S. 8 ausdrücklich hin.

[50] Siehe hierzu den vorletzten Absatz des Kapitels „3.2.1 Biografisches zum Autor in Kurzform“.

[51] Brjussow, S. 33.

[52] Siehe Anm. 47.

[53] Tjutschew, S. 94.

[54] Tjutschew, S. 93f.

[55] Tjutschew, S. 90.

[56] Dieses Zitat stammt aus dem Aufsatz von Tjutschews erstem Biografen, Iwan Aksakow, unter dem Titel „Tjutschews geschichtsphilosophische Ansichten“ (1873). Abgedruckt in: Stimmen

aus Russland. Band 1: Fjodor Tjutschew. Russland und der Westen. Politische Ausätze, hrsg. von Michael Harms, Berlin. S. 97. Aksakow zitiert Tjutschew hier selbst aus einem unvollendeten Werk über die historische Mission Russlands und Europas.

[57] Aksakow (1873), Iwan: Tjutschews geschichtsphilosophische Ansichten. In:

Stimmen aus Russland. Band 1: Fjodor Tjutschew. Russland und der Westen. Politische Ausätze, hrsg. von Michael Harms, Berlin. S. 97.

[58] Aksakow, S. 95; Tjutschew, S. 91.

[59] Pipes, S. 260.

[60] Beyme (1965), Klaus v.: Politische Soziologie im zaristischen Russland. Aus der Reihe: Frankfurter Abhandlungen zur Osteuropäischen Geschichte. Band 1. Wiesbaden. S. 1.

[61] Kappeler, S. 83.

[62] Zitiert nach: Kappeler, S. 90.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die “Aufweichung” der Zensurbestimmungen in Russland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Beispiel für das Vordringen westlicher Werte
Hochschule
Universität Münster  (Historisches Seminar )
Veranstaltung
Öffentlichkeit und Außenpolitik in der Orientkrise 1875 – 1878
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V118081
ISBN (eBook)
9783640202195
ISBN (Buch)
9783640208791
Dateigröße
554 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zensurbestimmungen, Russland, Hälfte, Jahrhunderts, Beispiel, Vordringen, Werte, Außenpolitik, Orientkrise
Arbeit zitieren
Kamila Gesiorski (Autor:in), 2005, Die “Aufweichung” der Zensurbestimmungen in Russland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Beispiel für das Vordringen westlicher Werte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118081

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