Stasi-Methoden – mit diesen Worten beschrieb ein Mitarbeitender des Online-Modehauses Zalando das dort genutzte Personalbeurteilungssystem Zonar (Hagelüken & Kläsgen, 2019). In dieses System fließen nicht nur die Bewertungen der Vorgesetzten, sondern auch die der Kolleginnen und Kollegen, mit ein. Jeder kann jedem Feedback erteilen, was Auswirkungen auf Aufstiegschancen oder Gehaltserhöhungen haben kann. Während es von Zalando selbst als 360 Grad Feedback
dargestellt wird, nehmen es Mitarbeitende des Unternehmens eher als 360 Grad Überwachung wahr, was für sie Stress und dauerhaften Leistungsdruck bedeutet.
Eine Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist wie ein solches System zu objektiven Bewertungen führen kann, wenn alle Konzern-Angehörigen einen Einfluss auf sie haben. Denn die Objektivität eines Verfahrens wird als eines der wichtigsten Merkmale bei einer Personalbeurteilung angesehen (Becker, 2009). Genau 20 Jahre bevor der Skandal rund um den Bewertungsprozess von Zalando im Jahr 2019 öffentlich diskutiert wurde, bezeichnete Kanning (1999) die Objektivität in der Personalbeurteilung als Utopie. Als Gründe nannte er den Einfluss von Emotionen oder eine selektive Wahrnehmung auf den Beurteilungsprozess. Im Folgenden soll kritisch reflektiert werden, ob es sich dabei tatsächlich um eine Utopie handelt oder ob das Ziel einer möglichst objektiven Personalbeurteilung nicht doch realistisch umsetzbar ist.
Inhaltsverzeichnis
- 2. Objektivität in der Personalbeurteilung
- 2.1. Grundsätze der Objektivität
- 2.2. Objektivität in der Personalbeurteilung bisher
- 2.3. Ansätze und Vorschläge für objektivere Personalbeurteilungen
- 3. Fazit
- 4. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit der Frage, ob Objektivität in der Personalbeurteilung eine Utopie ist oder ein erstrebenswertes Ziel. Er analysiert die historische Entwicklung von Personalbeurteilungssystemen und die damit verbundenen Herausforderungen in Bezug auf Objektivität. Der Text beleuchtet auch verschiedene Ansätze und Vorschläge, um die Objektivität in der Personalbeurteilung zu verbessern.
- Die historische Entwicklung der Personalbeurteilung
- Die Bedeutung von Objektivität in der Personalbeurteilung
- Die Herausforderungen bei der Erreichung von Objektivität
- Mögliche Ansätze und Vorschläge für objektivere Personalbeurteilungen
Zusammenfassung der Kapitel
2. Objektivität in der Personalbeurteilung
Dieses Kapitel definiert zunächst die Grundsätze der Objektivität in Bezug auf diagnostische Verfahren. Es wird erläutert, dass Objektivität die Grundlage für Reliabilität und Validität ist. Im weiteren Verlauf wird die historische Entwicklung von Personalbeurteilungssystemen beleuchtet und aufgezeigt, wie sich die Anforderungen an Objektivität im Laufe der Zeit verändert haben. Es werden verschiedene Ansätze und Kritikpunkte im Hinblick auf die Objektivität von Personalbeurteilungen diskutiert, darunter das „Forced Ranking“ und die Bedeutung von klaren Kompetenzmodellen.
Schlüsselwörter
Personalbeurteilung, Objektivität, Reliabilität, Validität, Forced Ranking, Kompetenzmodelle, Leistungsbeurteilung, Mitarbeitermotivation, Entwicklungspotenziale, Transparenz, Gerechtigkeit, Feedback, Verhaltenshinweise, Zielvereinbarung.
- Quote paper
- Simon Rettenberger (Author), 2021, Objektivität in der Personalbeurteilung. Utopie oder erstrebenswertes Ziel?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1181214