Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Fragestellung und Zielsetzung
1.2 Verlauf der Hausarbeit
2. Theorie
2.1 Definition der Depression im ICD- 10
2.2 Formen und Symptome der Depression nach ICD- 10
2.3 Diagnostik aus systemischer Perspektive
2.4 Ätiologie
2.4.1 Systemische Perspektive - Beziehungsmuster
2.5 Prävalenz
3. Methodischer Teil
3.1 Strukturbaum
3.2 Fragebogen
3.3 Durchführung
4. Diskussion
4.1 Kritische Reflexion der Methodik
4.2 Bewertung anhand von Gütekriterien
4.3 Lebensproblem / Problemsystem
4.4 Zusammenfassung und Ausblick
Anlagen
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Strukturbaum zum Konstrukt „Depression - Risikofaktoren aus systemischer Perspektive
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Depression in der ICD- 10
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen einer Hausarbeit im Kurs „Empirische Forschung und Theorie der systemischen Beratung“ verfasst. In den folgenden Unterkapiteln dieses ersten Kapitels wird auf die Fragestellung und Zielsetzung, sowie den Verlauf dieser Arbeit eingegangen.
Zur besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Formen beziehen sich immer auf beide Geschlechter.
1.1 Fragestellung und Zielsetzung
Depression ist eine psychische Erkrankung, dessen Relevanz im Kontext des Gesundheitssystems in den letzten Jahren stetig steigt (Bretschneider, Kuhnert & Hapke, 2017, S.81). „Schätzungen zufolge leiden weltweit inzwischen circa 350 Millionen Menschen unter einer Depression“ (Bundesministerium für Gesundheit, 2019). Die Depression zählt zu den häufigsten psychischen Erkrankungen (Haenel, 2018, S.1).
Die systemische Therapie stellt einen eigenständigen Ansatz der Psychotherapie dar und gilt als Weiterentwicklung der Familientherapie. (Ludewig, 2018, S. 7).
In der vorliegenden Arbeit werden das Störungsbild Depression und der psychotherapeutische Ansatz der systemischen Therapie in Bezug zueinander gesetzt, sodass die Depression aus systemischer Perspektive betrachtet und untersucht wird.
Ziel der Arbeit ist es sowohl das Störungsbild der Depression, als auch ihre Prävalenz und die ätiologischen Aspekte aus systemischer Sicht darzustellen. Ferner wird zur Operationalisierung des Konstrukts „Risikofaktoren zur Entstehung einer Depression aus systemischer Sicht“ ein Strukturbaum mittels einer dimensionalen Analyse erstellt. Auf dessen Basis wird im Rahmen dieser Arbeit ein Fragebogen entwickelt, der die Risikofaktoren zur Entstehung einer Depression aus systemischer Sicht, erheben soll.
1.2 Verlauf der Hausarbeit
Im zweiten Kapitel dieser Arbeit steht der theoretische Rahmen im Mittelpunkt. Dieser setzt sich aus der Darstellung und Beschreibung des Störungsbildes der Depression, sowie die verschiedenen Formen und Symptome einer Depression, als auch die Aspekte der Ätiologie und Prävalenz zusammen.
Im dritten Kapitel folgt der methodische Teil mit der Präsentation eines Strukturbaumes, der die Risikofaktoren zur Entstehung einer Depression aus systemischer Sicht darstellt. In einem weiteren Unterkapitel folgt ein Fragebogen zur Erhebung. Der methodische Teil schließt mit einer Erläuterung der Durchführung einer Erhebung.
Im vierten Kapitel folgt die Diskussion, die sich aus einer kritischen Reflexion und einem Ausblick zusammensetzt.
2. Theorie
Um das Störungsbild der Depression aus systemischer Perspektive optimal beleuchten zu können, folgt zunächst eine kurze Darstellung der systemischen Therapie in ihren Grundzügen, sowie eine Erläuterung und Definition des systemischen Verständnisses von Krankheit.
In der systemischen Therapie stellt der Mensch eine komplexe Einheit dar, die aus biologischen, psychischen und sozialen Systemen besteht. So sind Probleme oder Krankheiten nicht das Resultat eines einzelnen Menschen, sondern als Folge einer Störung im jeweiligen System zu sehen. Der Begriff „systemisch“ steht für eine Form des Beobachtens und des Erkennens. Dabei wird die Komplexität des jeweiligen Systems mit all jenen Komponenten berücksichtigt, sodass die vorliegende Störung nicht auf ein einzelnes Element reduziert werden kann. Um systemisch therapieren zu können, müssen also immer alle Elemente des Systems vom Individuum berücksichtigt werden.
Die systemische Therapie sieht Krankheit, wie bereits beschrieben, nicht als ein Merkmal einer Person, sondern als ein Teil einer größeren Interaktion innerhalb eines Systems, in der eine Störung vorherrscht, die vom Betreffenden als belastend erlebt wird. Durch dieses Erleben leidet die Person so sehr, dass ihr einen Krankheitswert zugeschrieben wird (Schweitzer & Schlippe 2015, S. 15ff). System wird hier verstanden als eine beliebige Gruppe von Elementen, die durch Beziehungen miteinander verbunden und durch eine Grenze von ihren Umwelten abgrenzbar sind“ (Schlippe & Schweitzer, 2016, S. 22). Solche Systeme sind im täglichen Leben allgegenwärtig, z.B. die Kommunikation im familiären oder beruflichen Kontext. Es wird von krankheitsbezogenen Interaktionen gesprochen. Diese können sich auf verschiedenen Systemebenen abspielen. Diese Ebenen umfassen die biologische, psychische und soziale Ebene, welche im späteren Verlauf der Arbeit näher erläutert werden.
Äquivalent zu den anderen Psychotherapien basiert auch die systemische Therapie auf der Ebene der Kommunikation. Es wird davon ausgegangen, dass die Kommunikation zwischen Patient und Therapeut zu einer veränderten Kommunikation führt. Diese Veränderung bewirkt wiederum eine Veränderung sowohl im psychischen als auch im sozialen System des Patienten bzw. wird diese angeregt, sodass durch die sozialen Interaktionen im Rahmen der Therapie die Gefühle und Gedanken des Patienten indirekt beeinflusst und somit zu einer Veränderung angeregt werden (Schweitzer & Schlippe, 2015, S. 15ff).
2.1 Definition der Depression im ICD- 10
In diesem Kapitel wird das Störungsbild der Depression nach dem ICD-10 definiert. Die Abkürzung ICD steht für International Classification of Diseases. Das internationale Klassifikationssystem psychischer Störungen wurde von der Weltgesundheitsorganisation entwickelt. Mit dem ICD- 10 liegt die zehnte Revision vor. Verhaltensweisen werden operational beschrieben. Dauern diese eine gewisse Zeit an, wird ihnen bzw. der Person ein Krankheitswert zugeschrieben. Dies gilt genauso für die Häufigkeit und Intensität der jeweiligen Verhaltensweisen. Der ICD- 10 gliedert sich in zehn Hauptkapitel. Depression ist dem Kapitel V der affektiven Störungen (F30-39) zugeordnet (Schweitzer & Schlippe 2015, S. 24). Es werden verschiedene depressive Störungen unterschieden. Diese umfassen deutliche Veränderungen der Stimmungslage einer Person. Die Stimmungslage kann sich sowohl in Richtung einer Manie entwickeln, als auch in Richtung einer Depression. Manie ist das Gegenteil einer Depression. Während bei einer Manie die Stimmung des Betroffenen weit über dem Normalniveau ist und somit mit einem übertriebenen Antrieb und Motivation einhergeht, weist die Depression einen deutlich verminderten Antrieb auf. Zudem gibt es Mischformen, die sowohl manische als auch depressive Elemente enthalten. Diese nennt man bipolare Störungen. Depressive Veränderungen der Stimmungslage werden als unipolare Störung bezeichnet. Die Differenzierung ist von der Anzahl und Intensität der depressiven Symptome abhängig (Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information, 2018). Die unterschiedlichen Formen und Symptome einer Depression werden im folgenden Kapitel dargestellt.
Da im Rahmen dieser Arbeit der Fokus auf der Störung einer Depression liegt, werden ausschließlich die unipolaren Störungen erläutert.
2.2 Formen und Symptome der Depression nach ICD- 10
Die Symptome einer Depression sind zahlreich und zeigen sich in den verschiedensten psychischen Funktionsbereichen. So können Bereiche wie Motivation, Emotion, Kognition, Verhalten und Körper betroffen sein. (Caspar, Pjanic & Westermann, 2018, S. 56). Es wird zwischen Haupt- und Zusatzsymptomen unterschieden.
Hauptsymptome
Zu den Haupt- oder auch Kernsymptomen genannt, zählen:
- gedrückte, depressive Stimmung
- Interessensverlust, Freudlosigkeit
- Antriebsmangel und erhöhte Ermüdbarkeit.
Zusatzsymptome
Die Zusatzsymptome umfassen:
- Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
- Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
- Suizidgedanken- und Handlungen
- Schlafstörungen
- Verminderter Appetit
Es folgt eine Tabelle in der die verschiedenen Formen einer Depression nach ICD- 10 dargestellt werden. Anschließend werden diese in ihren Einzelheiten näher erläutert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Depression in der ICD- 10 Quelle: Schweitzer & Schlippe, 2015, S. 68
Eine Depression wird erst dann diagnostiziert, wenn diese mindestens zwei Wochen anhält. Erlebt man depressive Symptome in leichter und zeitlich begrenzter Form hat dies keinen Störungswert (Caspar et al., 2018, S. 56). Die depressiven Phasen ohne Störungswert nennt man subklinische Depression. Sind die depressiven Symptome in ihrem Auftreten nicht zeitlich begrenzt, spricht man von klinischen (majoren) Depressionen (Schlippe & Schweitzer, 2015, S. 68).
Eine leichte depressive Episode (F32.0) liegt dann vor, wenn zwei Kernsymptome und mindestens zwei der Zusatzsymptome beim Erleben des Patienten auftreten.
Eine mittelgradige depressive Episode (F32.1) wird dann diagnostiziert, wenn zwei Kernsymptome und mindestens drei oder vier Zusatzsymptome vorliegen.
Eine schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome (F32.2) beinhaltet die Merkmale aller drei Kernsymptome und mindestens vier der aufgelisteten Zusatzsymptome mit erheblicher Ausprägung.
Eine schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen (F32.3) hat die gleichen Merkmale wie F32.2, jedoch kommen Wahnideen. Halluzinationen oder depressiver Stupor hinzu (Hautzinger, 2013, S. 18ff). Depressiver Stupor umschreibt das Auftreten einer extremen Antriebshemmung, sodass eine starre Mimik und verzögerte Reaktionen und Bewegungen deutlich werden. Hier wird eine stationäre Aufnahme dringend empfohlen (Deutsche Depressionsliga, o.J.).
F33.0 steht für eine rezidivierende depressive Störung mit einer gegenwärtig leichten Episode. Der Unterschied zu den F32 Formen, besteht in den wiederholten depressiven Episoden. Zwischen den sich wiederholenden Episoden verbessern sich meisten die Symptome. Die F32 Formen sind einmalig in ihrem Auftreten. Die rezidivierende depressive Störung wird meistens durch belastende Ereignisse ausgelöst. Auch hier wird die Depression mit rezidivierendem Merkmal in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt.
F33.1 steht für eine mittelgradige Episode. F33.2 beschreibt den schweren Störungsverlauf einer rezidivierenden Depression ohne psychotische Symptome. F33.3 hingegen geht mit psychotischen Symptomen einher.
Bei den unipolaren Depressionen wird nochmals zwischen Episoden, wie sie gerade vorgestellt wurden, und der Dysthymie differenziert. Die Dysthymie umschreibt eine chronische Verlaufsform der Depression. Diese findet sich im ICD- 10 unter F34.1. Diese Form der Depression dauert wenigstens mehrere Jahre an (Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information, 2018) und ist auf der obigen Tabelle nach Schlippe & Schweitzer (2015, S.68) nicht aufgelistet.
2.3 Diagnostik aus systemischer Perspektive
In der systemischen Therapie wird Diagnostik nicht angewandt, um einen individualpsychologischen Zustand zu beschreiben, sondern um familiäre Kommunikationsabläufe und die damit zusammenhängenden Betrachtungsweisen der Betroffenen zu charakterisieren.
Durch diagnostische Fragen entstehen somit Bilder über familiäre Dynamiken, die einerseits der Diagnostik und Informationsgewinnung dienen, anderseits aber auch Feedbackschleifen für alle Beteiligten entsteht und sich mit Intervention ergänzt (Schweitzer & Schlippe, 2015, S. 26f).
2.4 Ätiologie
Der Begriff der Ätiologie meint die ursächlichen Zusammenhänge einer Krankheit. Es wird also untersucht welche Ursachen zur Auslösung einer Krankheit führen (Caspar et al., 2018, S. 33).
Jeder Mensch verfügt über eine sogenannte psychobiologische Disposition. Diese umfasst körperliche, seelische und soziale Komponenten, die die Grundlage dafür gestalten, beim Auftreten bestimmter Lebensereignisse an einer Depression zu erkranken oder nicht (Wolfersdorf, 2002, S. 37). Die Risikofaktoren bzw. Ursachen, die eine Depression auslösen können, sind schwer zu beurteilen und sind bei jedem Menschen unterschiedlich. „Die Entstehung einer Depression ist... das Ergebnis einer vielschichtigen Wechselwirkung aus Veranlagung, biografischen Erfahrungen, körperlichem Befinden und sozialer Situation“ (Haenel, 2018, S.18). Laux (2007, S. 1497) spricht von einer multifaktoriellen Äthiopatho- genese. Genetische, biologische und psychosoziale Faktoren interagieren bei der Entstehung einer Depression miteinander, sodass man nie von einer Ursache, sondern immer von mehreren Ursachen ausgehen kann.
Haenel (2018, S. 14f) merkt an, dass im Grunde jeder Mensch das Risiko in sich trägt an einer Depression zu erkranken, allerdings ist die individuelle Schwelle bei jedem Menschen unterschiedlich hoch. So erholt sich z.B. der eine nach einem belastenden Erlebnis recht rasch und ein anderer reagiert mit einer Depression. Die Beurteilung einer Depression hat immer individuell zu erfolgen.
In der systemischen Therapie wird nicht davon ausgegangen, dass sich eine Erkrankung linear erklären lässt. Selbstredend werden lebensgeschichtliche Stationen des Betroffenen berücksichtigt, doch der Fokus liegt mehr auf den Erzählungen der Patienten und ihren persönlichen Sichtweisen, als auf den Fakten. Die Perspektiven über vergangene Geschehnisse werden oftmals unterschiedlichst tradiert. Während der eine die Vergangenheit als Chance zur Weiterentwicklung sieht, fühlt der andere sich machtlos und verharrt in seiner Opferhaltung. Genau diese Perspektiven und Betrachtungsweisen über Erlebtes sind relevant für die Risikofaktoren an einer Depression zu erkranken. Auch die Ideen und Gedanken über die eigene Zukunft nehmen eine relevante Position bei den Risikofaktoren ein. Weiterhin werden belastende Lebensereignisse, die vom sozialen Umfeld negiert und somit zum Tabuthema gemacht werden, sodass der Betroffene ein unterdrücktes Thema in sich trägt, als ein Risikofaktor gesehen. Zuletzt sieht die systemische Therapie in der Verantwortung des Individuums einen wichtigen Faktor. Die Vergangenheit kann zwar nicht geändert werden, allerdings kann der Mensch für sich entscheiden auf welche Aspekte der Vergangenheit er den Fokus legt und wie er sie betrachtet bzw. welchen Wert er ihr beimisst (Schweitzer & Schlippe, 2015, S. 29f). „Eine schwere Kindheit kann unter dem Gesichtspunkt des Leidens gesehen werden oder unter dem Gesichtspunkt, dass der eigene Lebenswille so stark war, dass diese Leiden ausgehalten wurden und überstanden sind“ (Schweitzer & Schlippe, 2015, S. 29).
In der systemischen Therapie ist die Frage nach der Chronifizierung bedeutsamer als die Frage nach der Ätiologie. „Chronifizierung wird als Ergebnis einer aktiven, wenngleich meist nicht bewussten Gemeinschaftsleistung angesehen, nicht als Ergebnis eines in der Person liegenden Defizits“ (Schweitzer & Schlippe, 2015, S. 30).
Um wieder Bezug auf die multifaktorielle Äthiopathogenese zu nehmen, werden folgend die genetischen, biologischen und psychosozialen Faktoren näher beleuchtet. Auf dessen Basis wird im späteren Verlauf der Arbeit ein Strukturbaum zum Konstrukt „Risikofaktoren für eine Depression aus systemischer Perspektive“ erstellt.
Genetische Faktoren
Jeder Mensch bekommt von seinen Eltern körperliche und psychische Charakteristika vererbt, sodass er von Geburt an in einer gewissen Art und Weise geprägt ist. Studien belegen, dass die Gefahr bei Geschwistern an einer Depression zu erkranken, wenn bereits ein Geschwisterkind an dieser erkrankt ist, zwischen 13 und 53% liegt. Befunde bezüglich Zwillinge zeigen, dass die Konkordanzrate, also der Grad der Übereinstimmung bestimmter Merkmale, für eineiige Zwillinge bei 70% und bei zweieiigen Zwillingen bei 19% liegt. Bei Kindern, die in Adoptionsfamilien aufgewachsen sind, konnte herausgefunden werden, dass bei den leiblichen Eltern in Bezug auf die Adoptiveltern ein doppelt so hoher Anteil an depressiven Erkrankungen vorliegt (Wolfersdorf, 2002, S. 37ff).
Biologische Faktoren
Neurotransmitter dienen der Informationsübertragung innerhalb des Nervensystems. Diese nehmen im zentralen Nervensystem eine entscheidende Rolle ein. Nachweislich stehen die Neurotransmitter Noradrenalin, Serotonin und Dopamin im engen Zusammenhang mit Depression. Bei Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, besteht ein Mangel an diesen Neurotransmittern. Noradrenalin ist im Sympathikus u.a. für Konzentration und Motivation zuständig. Serotonin und Dopamin bewirken positive Gefühlserlebnisse und Glücksgefühle. Ein Mangel an Neurotransmittern wird als neuroendokrinologische Störung beschrieben (Wolfersdorf, 2002, S. 45). Liegt eine chronische körperliche Erkrankung vor liegt die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken bei 30- 40%. Häufig liegt bei Krebspatienten eine Depression vor (Schweitzer & Schlippe, 2015, S. 70). Auch neurologische Erkrankungen können eine Depression hervorrufen. Bei Patienten, die einen Schlaganfall, ein Schädel-HirnTrauma erlitten haben oder an Mobus Parkinson, Epilepsie, sowie multiple Sklerose erkrankt sind, liegt in 30- 50% der Fälle eine Depression vor (Laux, 2007, S. 1333). Weiterhin können chronische Überlastungen ein Risikofaktor für eine Depression darstellen. Chronische Überlastungen stehen im engen Zusammenhang mit psychologischen Komponenten. Besonders relevant sind an dieser Stelle frühkindliche Erfahrungen. Werden hier in der Beziehung mit den wichtigsten Bezugspersonen, in der Regel die Mutter, massive Versagens- oder Verlusterfahrungen gemacht, kommt es zu frühkindlichen Mangelerfahrungen. Es entstehen dann in Folge Gefühle von einem existentiellen zu Wenig, nicht geliebt, und anerkannt/wertgeschätzt werden. Daraus entstehen dann oft negative und entwertende Einstellungen über sich selbst und der eigenen Leistung, sodass eine emotionale Überbedürftigkeit vorherrschen kann. Die betroffene Person fordert dann von seinem Umfeld Zuwendung, Anerkennung und Nähe in einem Maße, welches das Umfeld kaum bewältigen kann. Dies wiederum bewirkt oftmals eine chronische Überforderung mit sich selbst, der Familie, dem Freundeskreis und dem Job (Wolfersdorf, 2002, S. 39ff). Wolfersdorf (2002, S. 47) nennt auch die Jahreszeit als einen relevanten biologischen Risikofaktor.
Psychosoziale Faktoren
Die in der frühen Kindheit erworbenen Persönlichkeitscharakteristika, sowie erworbene Einstellungen von Hilflosigkeit, die Art Belastungen zu bewältigen und eine negative Selbstwertung spielen entscheidende Rollen im Rahmen der Ätiologie (Wolfersdorf, 2002, S. 39ff). Ferner zählen sowohl ein niedriger oder kein Berufsabschluss, als auch ein niedriges Einkommen und Arbeitslosigkeit als Risikofaktoren, die eine Depression begünstigen können. Auch eine ungünstige Wohnsituation, keine Hobbies und keine befriedigenden sozialen Kontakte, sowie Trennung/Scheidung, fehlende vertrauensvolle Bezugspersonen und kritische Lebensereignisse, wie z.B. der Tod von Angehörigen oder das Erleiden einer schweren Krankheit werden in der Fachliteratur zur Ätiologie von Depression gezählt (Caspar et al., 2018, S. 59).
[...]