In der Bundesliga geht es schon lange nicht mehr rein um den Sport an sich, sondern der beliebteste Freizeitsport Deutschlands kommt ohne den wirtschaftlichen Aspekt nicht mehr aus. In der höchsten deutschen Spielklasse, der Bundesliga, sind die Profimannschaften zum Teil nicht nur wie Kapitalgesellschaften aufgebaut, sondern werden auch wie solche geführt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Sport teilweise immer mehr in den Hintergrund rückt.
In der vorliegenden Arbeit werden die Auswirkungen der Kommerzialisierung analysiert und es wird untersucht, ob die emotionale Verbundenheit der Fans zu ihrem Verein unter der Kommerzialisierung leidet. Außerdem werden anhand des Forschungszieles Einflussfaktoren gesucht, an denen sich die emotionale Verbundenheit der Fans messen lassen kann. Anhand der durchgeführten Interviews kann festgestellt werden, warum die Fans den Werten eines Vereins so eine große Beachtung schenken und wie diese die Tradition der Vereine beeinflusst.
Durch die Ergebnisse der qualitativen Forschung können Handlungsempfehlungen an die Bundesligavereine gestellt werden. Sie können helfen die Fankultur in Deutschland zum einen zu bewahren und zum anderen Vorschläge zur Realisierung erster Kompromisse auf die lang diskutierte Frage zur sogenannten 50+1 Regel zu geben. Die Kommerzialisierung und die Bundesliga befinden sich in einem ständigen Wandel, aus diesem Grund kann es vorteilhaft sein, sich bestimmte Merkmale aus anderen Ländern und Sportarten abzuschauen und auf die Bundesliga zu übertragen.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Aktuelle Bedeutung der Kommerzialisierung für die Bundesliga
1.1 Die Bundesliga als Wirtschaftsfaktor
1.2 Einflussfaktoren der emotionalen Fanverbundenheit anhand empirischer Analyse
1.3 Methodik und Vorgehen der qualitativen Forschung
2 Die Struktur des Lizenzfußballs
2.1 Verantwortliche Verbände für den deutschen Fußball
2.2 Anforderungen für das Lizenzierungsverfahren
2.3 Bedeutung der rechtlichen Kriterien
2.3.1 Fußballvereine als Kapitalgesellschaften
2.3.2 Sonderregelung für langjährige Kapitalgeber
3 Auswirkungen der Kommerzialisierung
3.1 Vermarktung der Medienrechte
3.1.1 Aktueller Verteilerschlüssel
3.1.2 Neuer Verteilerschlüssel
3.1.3 Neuer internationaler Verteilerschlüssel
3.2 Steigende Transfersummen
3.3 Steigenden Spielergehälter
4 Typologie der deutschen Fankultur
4.1 Dimensionen der Fan-Arten
4.1.1 Verbraucherorientierte Fans
4.1.2 Erfahrungsorientierte Fans
4.1.3 Fußballabhängige Fans
4.2 Die Rolle der Fans in der Bundesliga
5 Emotionale Verbundenheit der Fans
5.1 Grundannahmen zur emotionalen Fanverbundenheit und Kommerzialisierung
5.2 Konzeption der empirischen Analyse zur Erfassung der emotionalen Fanverbundenheit
5.2.1 Datenerfassung
5.2.2 Wahl des Erhebungsinstrumentes
5.2.3 Gestaltung des Forschungsdesigns
5.2.4 Interviewleitfaden
5.2.5 Transkriptionsregeln
5.2.6 Umgang mit Gütekriterien
5.3 Analyse der demografischen Daten
5.4 Mastertabelle
5.4.1 Hintergrund des Fan-Daseins
5.4.2 Wertung der Tradition
5.4.3 Stellenwert der 50+1 Regel
5.4.4 Auswirkungen des Fan-Daseins im Alltag
5.4.5 Einfluss der Kommerzialisierung auf die emotionale Verbundenheit der Fans
5.4.6 Persönliche Folgen durch die Kommerzialisierung
5.4.7 Einfluss der Kommerzialisierung auf die Vereine
5.5 Einflussfaktoren auf die emotionale Verbundenheit der Fans
6 Chancen und Risiken der Bundesliga durch die Kommerzialisierung
6.1 Wertung der Ergebnisse
6.2 Limitationen der empirischen Analyse
6.3 Zukünftige Perspektiven der Kommerzialisierung in der Bundesliga
Anhang
Anhangsverzeichnis
Literaturverzeichnisverzeichnis
Dokumentenverzeichnis
7 Transkripte
7.1 Interview mit AM
7.2 Interview mit AH
7.3 Interview mit CS
7.4 Interview mit JF
7.5 Interview mit JA
7.6 Interview mit MB
7.7 Interview mit MH
7.8 Interview mit ML
Abstract
In der Bundesliga geht es schon lange nicht mehr rein um den Sport an sich, sondern der beliebteste Freizeitsport Deutschlands kommt ohne den wirtschaftlichen Aspekt nicht mehr aus. In der höchsten deutschen Spielklasse, der Bundesliga, sind die Profimannschaften zum Teil nicht nur wie Kapitalgesellschaften aufgebaut, sondern werden auch wie solche geführt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Sport teilweise immer mehr in den Hintergrund rückt.
In der vorliegenden Arbeit werden die Auswirkungen der Kommerzialisierung analysiert und es wird untersucht, ob die emotionale Verbundenheit der Fans zu ihrem Verein unter der Kommerzialisierung leidet. Außerdem werden anhand des Forschungszieles Einflussfaktoren gesucht, an denen sich die emotionale Verbundenheit der Fans messen lassen kann.
Anhand der durchgeführten Interviews kann festgestellt werden, warum die Fans den Werten eines Vereins so eine große Beachtung schenken und wie diese die Tradition der Vereine beeinflusst.
Durch die Ergebnisse der qualitativen Forschung können Handlungsempfehlungen an die Bundesligavereine gestellt werden. Sie können helfen die Fankultur in Deutschland zum einen zu bewahren und zum anderen Vorschläge zur Realisierung erster Kompromisse auf die lang diskutierte Frage zur sogenannten 50+1 Regel zu geben.
Die Kommerzialisierung und die Bundesliga befinden sich in einem ständigen Wandel, aus diesem Grund kann es vorteilhaft sein, sich bestimmte Merkmale aus anderen Ländern und Sportarten abzuschauen und auf die Bundesliga zu übertragen.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Umsatz der 1. & 2. Bundesliga von der Saison 2004/05 bis 2018/19
Abbildung 2: Erlös des europäischen Fußballmarktes in der Saison 2018/19
Abbildung 3: Aufteilung des Gesamterlöses der Big-Five in der Saison 2018/19
Abbildung 4: Struktur des deutschen Lizenzfußballs
Abbildung 5: Durchschnittliche Zuschauerzahlen in den Big-Five-Ligen von 2001/02 bis 2019/20
Abbildung 6: Verteilung der Medienrechteinnahmen bis 2020/21
Abbildung 7: Verteilungsschlüssel der Medienerlöse für 2021/22 bis 2024/25
Abbildung 8: Durchschnittliches Jahresgehalt in der 1. Bundesliga 2019/20
Abbildung 9: Research Framework
Abbildung 10: Verhältnis zwischen der Vereinsidentität und der emotionalen Verbundenheit der Fans
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Kapitalverhältnisse und Rechtsformen der Bundesligavereine
Tabelle 2: Unterschiedliche Zuschauerarten und ihre Motive
Tabelle 3: Demografische Daten: Geschlecht
Tabelle 4: Demografische Daten: Altersverteilung
Tabelle 5: Fußballaktivtäten der befragten Personen
Tabelle 6: Mastertabelle
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Aktuelle Bedeutung der Kommerzialisierung für die Bundesliga
1.1 Die Bundesliga als Wirtschaftsfaktor
Der Sport Fußball ist in Deutschland über die letzten Jahrzehnte zu einem immer größer werdenden Wirtschaftsfaktor geworden. Nicht nur, dass die Bevölkerung ein immer größer werdendes Interesse am Sport zeigt, auch die Medien und die Politik nehmen immer mehr Einfluss darauf. Die Umsatzzahlen vieler Bundesligavereine sind mittlerweile mit denen von mittelständischen Unternehmen zu vergleichen. Ebenfalls sind die Zahlen, die die größten Fußballligen in Europa zusammen aufweisen, mit dem Brutto- sozialprodukt1 vieler kleiner Länder gleichzusetzen.2 3 Die nächste Grafik veranschaulicht deutlich, anhand der Umsatzzahlen, die hohe wirtschaftliche Relevanz der Bundesliga.
1. Bundesliga
2. Bundesliga
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Vgl. Statista, 2020, eigene Abbildung
Abbildung 1: Umsatz der 1. & 2. Bundesliga von der Saison 2004/05 bis 2018/193
Dem Schaubild ist zu entnehmen, dass die Umsatzzahlen in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen sind, vor allem die Differenz zwischen der 1. und 2. Bundesliga wird immer größer.4 Dies kann zum einen von der Attraktivität des Fußballs abhängen, wobei dies für jeden Fan und Zuschauer individuell ist. Zum anderen ist auch das Interesse der Medien, im sogenannten Oberhaus des deutschen Fußballs, viel größer als in den Ligen darunter. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass es für die Aufsteiger aus der 2. Bundesliga, eine immer größere Herausforderung wird, finanziell mit den Bundesligisten mitzuhalten und dass die Kommerzialisierung in der Bundesliga kontinuierlich zunimmt. Die Mannschaften aus der Bundesliga sind mittlerweile auch keine einfachen Vereine mehr, sondern viel mehr große Privatunternehmen und werden dementsprechend auch wie solche geführt. Im Zuge der stetig ansteigenden Kommerzialisierung hat die DFL die sogenannte 50+1 Regel im Jahre 1988 eingeführt. Diese sorgt dafür, dass die Vereine mindestens 50 + eine weitere Stimme der Stimmrechte am Verein besitzen müssen.5 Sie soll die Bundesligavereine vor großen Investoren schützen, die ansonsten die Stimmenmehrheit an einem Fußballverein aufkaufen würden. Dadurch könnten die Vereine ihre Unabhängigkeit und Selbstständigkeit verlieren. Außerdem soll die 50+1 Regel einen sportlichen und fairen Wettbewerb in der Bundesliga garantieren und die Fußballvereine nicht als Investitionsobjekt darstellen. Zumindest sind das die Meinungen vieler Fans und Verantwortlichen in der Bundesliga. Diese Meinungen können jedoch weit auseinander gehen. Aus diesem Grund sorgte diese Regelung in den letzten Jahren schon für besonders viel Diskussionsstoff. Ob sie nun ein Schutzschild für die Vereine darstellt oder vielleicht doch nur ein Hindernis gegenüber der internationalen Konkurrenz ist, zeigt sich im Laufe dieser Arbeit. Mannschaften aus anderen Ligen, ohne die 50+1 Regel, haben so nämlich viel größere Möglichkeiten zur Kapitalbeschaffung. Viele Fußballfans haben eine klare Einstellung zu dieser Regel, welche sie auch schon oft in der Öffentlichkeit kundgetan haben. Fußballfans haben meist eine hohe emotionale Verbindung zu ihrem Lieblingsverein und stellen somit auch eine elementare Interessensgruppen im Fußball dar. Ein aktueller Höhepunkt zu dieser Diskussion fand während dem Bundesligaspiel, TSG 1899 Hoffenheim gegen den FC Bayern München, am 24. Spieltag der Saison 2019/20 statt. In der 77. Spielminute kam es zu einer Spielunterbrechung. Der Grund dafür waren Banner, die von Bayern-Fans6 hochgehalten worden waren. Die „Beleidigungen [darauf, richteten sich] gegen Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp“. Der SAP-Mitgründer stand bereits des Öfteren in der Kritik vieler anderer Fußballfans aus der Bundesliga. Da er als großer Investor der TSG 1899 Hoffenheim dem Verein durch seine finanziellen Investitionen, auf unkonventionelle Weise7, den Aufstieg aus den Amateurligen, bis hin zur 1. Deutsche Fußball Bundesliga verhalf.8 Damit ist er allerdings nicht der einzige große Investor in der Bundesliga, der in einen deutschen Fußballverein investiert. Weshalb das trotz der 50+1 Regel möglich ist, wird in Kapitel 2.3.2 genauer erläutert. Die Fans haben also ein eigenes Bild darüber, wie sie zur Kommerzialisierung in der Bundesliga stehen. Auf die Frage Kommerz oder Fankultur gilt es für die Verantwortlichen der Vereine und der DFL nun die Möglichkeiten abzuwägen und Lösungen für die aktuelle Situation in der Bundesliga zu finden.
1.2 Einflussfaktoren der emotionalen Fanverbundenheit anhand empirischer Analyse
Die Bundesligavereine sind aufgrund steigender Transfersummen, steigenden Personalkosten, dem immer größer werdenden Einfluss durch Sponsoren und weiteren Auswirkungen, nicht nur aus finanzieller, sondern auch aus sportlicher Sicht gezwungen, dem Trend der Kommerzialisierung zu folgen. Diese Entwicklung führt teilweise zu einem Verlust der Fankultur, doch die Vereine sind auf ihre Fans angewiesen, sowohl sportlich als auch finanziell. Das Ziel dieser Arbeit ist es daher herauszufinden, welche Einflussfaktoren sich auf die Verbundenheit der Fans zu ihrem Verein auswirken. Die erhobenen Daten sollen helfen den Vereinen in der Bundesliga Handlungsempfehlungen auszusprechen, wie sie den Konflikt zwischen der Kommerzialisierung und den Fans lösen können. Dafür muss allerdings zuerst geklärt werden, warum ein Fan eine emotionale Verbundenheit zu einem Verein verspürt und wie diese durch die Kommerzialisierung beeinflusst wird.
Das exakte Forschungsziel dieser Arbeit lautet daher: Welche Einflussfaktoren wirken sich auf die emotionale Verbundenheit der Fans zu ihrem Verein aus?
Dies wird anhand einer empirischen Analyse geprüft und in Form mehrerer Interviews analysiert und ausgewertet. Die Schwerpunkte werden in den Interviews besonders auf die Verbundenheit der Fans zu ihrem Verein, der Kommerzialisierung im Fußball und der 50+1 Regel in der Bundesliga gelegt. Der Hintergrund dieses Forschungsziels liegt vor allem an der spürbar ansteigenden Kritik gegenüber der Kommerzialisierung in der Bundesliga. Als Quintessenz wird hierfür häufig die 50+1 Regel durch die Fans und Medien in den Mittepunkt gestellt. Die qualitative Forschung wird an ausgewählten Interviewpartnern durchgeführt. Sie sollen zum einen aufgrund ihrer demografischen Daten ein breites Spektrum der Fans repräsentieren und zum anderen auch einen Verein aus der Bundesliga priorisieren. Es ist wichtig klarzustellen, dass die Entscheidung, die Beibehaltung oder Abschaffung der 50+1 Regel nicht gleichzusetzen ist, mit der Entscheidung sich für Tradition oder für Kommerzialisierung zu entscheiden. Das Ziel hingegen ist es, die unterschiedlichsten Einflussfaktoren auf die emotionale Verbundenheit der Fans zu ihrem Verein zu bestimmen und zu analysieren, wie stark die Kommerzialisierung darauf Einfluss hat. So können Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen für die Bundesligavereine ermittelt werden.
1.3 Methodik und Vorgehen der qualitativen Forschung
„Fußball ist Geschäft und Spektakel, Vergnügen und Zeitvertreib - und in diesem Sinne auch ein Spiegel unserer Zeit. Aber gerade deshalb ist es umso wichtiger, dass der Fußball auch seiner sozialen und ethischen Verantwortung gerecht wird.“9, diese Aussage zeigt was für einen großen Stellenwert der Fußball in Deutschland hat und wie wichtig es ist, die Kultur dahinter zu erhalten. Daher genügt es nicht, sich lediglich die Zahlen, Daten und Fakten zu diesem Thema genauer anzusehen, sondern es ist viel mehr nötig, die Gründe dahinter auch zu begreifen. Dadurch fällt es leichter die emotionale Verbundenheit der Fans zu ihrem Verein zu verstehen und die Einflussfaktoren dahinter zu identifizieren. Daraus lässt sich ableiten, wie diese mit den Auswirkungen der Kommerzialisierung zusammenhängen.
Die Grundlagen für das oben genannte Forschungsziel werden im ersten Teil dieser Arbeit durch eine Sekundärforschung analysiert und erläutert. Die theoretischen Grundlagen werden zum einen aufgeteilt in die Struktur der Bundesliga und den Merkmalen der Kommerzialisierung. Diese Grundlagen bilden das Fundament für die empirische Analyse im dritten Teil dieser Arbeit. Anhand einer qualitativen Forschung werden Experteninterviews durchgeführt und ausgewertet.
Die Ergebnisse aus den erhobenen Daten werden im letzten Kapitel noch einmal diskutiert, entstandene Limitationen dieser Arbeit werden erläutert und es werden mögliche Anregungen für zukünftige Arbeiten gegeben.
2 Die Struktur des Lizenzfußballs
Die Bundesliga, gegründet am 28.07.196210, gehört zu einer der fünf größten Fußballligen in Europa, wenn nicht sogar auf der ganzen Welt. Diese fünf Ligen werden auch die Big-Five genannt. Sie setzen sich neben der Bundesliga aus der spanischen La Liga, der französischen Ligue 1, der italienischen Serie A und dem Vorreiter aus England der Premier League zusammen.
Weshalb diese fünf Ligen diesen Namen tragen, zeigt sich an dem großen Marktanteil (17 Milliarden €), den sie im europäischen Fußball besitzen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Vgl. Deloitte, 2020, S. 7. eigen Abbildung
Abbildung 2: Erlös des europäischen Fußballmarktes in der Saison 2018/19
Die Zahlen in
Abbildung 2 bringt die Sport Business Group der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte jährlich heraus (siehe Abbildung 2). Diese zeigen, dass der Umsatz der Big- Five in der Saison 2018/19 58,82% des gesamten Marktvolumen ausmacht. Der Anteil der Big-Five ist somit um 9% (1,4 Mrd. Euro) im Gegensatz zum Vorjahr angestiegen.11 Der Fokus der Medien und auch der Zuschauer liegt also primär auf den Big-Five- Ligen. Um genauer zu verstehen aus welchen Einnahmequellen sich die 17 Milliarden Umsatz der Big-Five-Ligen generieren, ist es sinnvoll die folgende Abbildung genauer zu analysieren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Vgl. Deliotte, 2020, S. 9. eigen Abbildung
Abbildung 3: Aufteilung des Gesamterlöses der Big-Five in der Saison 2018/19[12]
Die Summe aller Kategorien ergeben einen Gesamterlös von 16.968 Millionen Euro. Die Differenz zur Abbildung 1 ist der Tatsache geschuldet, dass die Transfererlöse (32 Millionen) nicht berücksichtigt wurden.12 13 Trotz dessen ist zu erkennen, dass die englische Premier League klar hervorsticht und zeigt, warum sie der Vorreiter unter dem Gesichtspunkt der Kommerzialisierung in den Big-Five ist. Ebenfalls ist zu erkennen, dass durch die Digitalisierung des Sports, die Erlöse aus den Rundfunk- und Medienrechten den größten Profit für die Ligen ergeben. Daraus kann man schließen, dass der Verkauf der Medienrechte eine wichtige Einnahmequelle für die Vereine darstellt. Hierauf wird in Kapitel 3.1noch einmal genauer eingegangen. Da es in diesem Kapitel allerdings ausschließlich um den deutschen Fußball geht und um die Struktur in der Bundesliga, wird im nächsten Teil dieser Arbeit auf die zwei Verbände, welche für den Fußball in der Bundesliga verantwortlich sind, genauer eingegangen.
2.1 Verantwortliche Verbände für den deutschen Fußball
Um herauszufinden wieso der DFB und die DFL Einfluss auf die Kommerzialisierung haben, ist es wichtig zu verstehen, wie der professionelle Fußball in Deutschland überhaupt aufgebaut ist. Der DFB setzt sich aus allen Regional- und Landesverbänden in ganz Deutschland und der DFL zusammen und vertritt deren Interessen im Inland sowie im Ausland. Unter seinen Aufgaben versteht der DFB in erster Linie die Förderung des Sportes Fußball, dies teilt sich auf in „die nachhaltige Führung und Organisation des Spielbetriebs [, ...] die Vermittlung von Werten im und durch den Fußballsport, [...] die angemessene Unterstützung gesellschafts-politischer Aspekte mit den Möglichkeiten des Fußballs, [. und] die Errichtung, Unterhaltung und Wiederherstellung von Einrichtungen, die den vorgenannten Aufgaben dienen, zu unterstützen.“14 Somit ist der DFB auch nach §21 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) und §5 Satzung DFB ein sozial und gemeinnütziger eingetragener Verein.15 Die hohen Umsatzzahlen erzeugen auf den ersten Blick allerdings keinen Eindruck von gemeinnütziger Arbeit. Die folgende Grafik soll einen genaueren Überblick über den Aufbau des Lizenzfußballs in Deutschland bieten und die vorherigen Aussagen zu unterstreichen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In den folgenden Absätzen werden die einzelnen Beziehungen zwischen den Verbänden und Institutionen anhand der Nummerierung erläutert.
1. Im deutschen Lizenzfußball spielt die DFL Deutsche Fußball Liga e.V. eine zentrale Rolle. Die DFL wurde am 18.12.2000, die bis 2016 noch Ligaverband hieß, durch die damaligen 36 Mannschaften aus der 1. und 2. Bundesliga gegründet. Dieser Entschluss lag auf der Grundlage, dass durch den Druck der Kommerzialisierung, die Vereine eine zentrale Schnittstelle zwischen sich und der Öffentlichkeit gründen wollten. Die Aufgaben belaufen sich nach §4 in der Satzung der DFL auf die auferlegten Tätigkeiten durch den DFB. Zu den Tätigkeiten gehören Aufgaben, wie den Spielbetrieb in der Bundesliga aufrechtzuerhalten und die Herausgabe der Spiellizenzen an die jeweiligen Vereine. Aufgrund des jährlichen Wechsels, durch Auf- und Absteiger, rotieren die Clubs in der 1. und 2. Bundesliga jedes Jahr. Aus diesem Grund ist die Lizenz immer nur für eine Saison gültig. Die Lizenz ist sozusagen die Eintrittskarte, um am Spielbetrieb in der 1. und 2. Bundesliga teilnehmen zu dürfen. Die Bundesligavereine erlangen diese, sofern sie den „sportlichen, rechtlichen, personellen und administrativen, infrastrukturellen und sicherheitstechnischen, medientechnischen sowie finanziellen Kriterien“16 gerecht werden. Wie der DFB handelt die DFL e.V. überwiegend nicht im eigenwirtschaftlichen Interesse. Einnahmen erzielt die DFL destotrotz, zum Beispiel durch den Verkauf der Lizenz- und Medienrechte der 1. und 2. Bundesliga.
Diese Einnahmen gibt die DFL an die Vereine aus der 1. und 2. Bundesliga wieder weiter. Wie in
2. Abbildung 2 erneut zu sehen ist, sind die Einnahme durch die Medien eine große Einnahmequelle für die Liga und somit auch für die Vereine. Nicht nur für die Vereine der 1. Bundesliga, sondern auch für die der 2. Bundesliga.
3. Damit die DFL e.V. ihre administrativen Aufgaben weiterhin durchführen kann, zahlen die Vereine aktuell 6,25% aus ihren Einnahmen an die DFL e.V. zurück. Die abzugebenden Anteile werden berechnet aus den Einnahmen der Medienrechte, Sponsoring und der Vermarktung.17
4. Die DFL GmbH ist eine Tochtergesellschaft, die zu 100 Prozent dem DFL e.V. angehört. „Die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH führt das operative Geschäft [der DFL durch.] [...] Einzige Gesellschafterin der DFL GmbH ist der, Die LigaFußballverband e.V.“18 Die Liga-Fußballverband, heute DFL e.V., zahlt der DFL GmbH im Gegenzug für ihre Tätigkeit ein Entgelt aus.
Im Gegensatz zum DFL e.V. ist die DFL GmbH kein Verein und hat daher das Ziel, Gewinn zu erwirtschaften. Zu den operativen Tätigkeiten der DFL GmbH gehört die Lizensierung der Bundesligavereine, die Vermarktung der Medienrechte und der Spielbetrieb.19
5. Die DFL e.V. unterliegt dem DFB, auf hierarchischer Ebene. Der DFB gibt die Rahmenbedingungen vor, in denen die DFL e.V. und somit auch die DFL GmbH ihre Tätigkeiten ausüben können. Während der DFB für den gesamten Fußball in Deutschland verantwortlich ist, dient die DFL wie in 1. beschrieben als Schnittstelle zwischen der 1. und 2. Bundesliga und dem DFB.20 Die Beziehung zwischen den beiden ist im Grundlagenvertrag geregelt. In diesem steht unter anderem: „Der DFL e.V. hat ein Vorschlagsrecht für die Vertretung des DFB in den Ausschüssen und Kommissionen und anderen Gremien der UEFA und der FIFA.“21 Was der DFB für den deutschen Fußball ist, ist die UEFA für den europäischen und die FIFA für weltweiten Fußball. Sie tragen für ihre jeweils geografischen Gebiete die Verantwortung für den Spielbetrieb. So wird die Europameisterschaft zum Beispiel von der UEFA ausgetragen und die Weltmeisterschaft durch die FIFA.
Um allerdings am Spielbetrieb der 1. und 2. Bundesliga überhaupt teilnehmen zu dürfen, benötigen die Vereine, wie in Punkt 1 der Abbildung erläutert, eine Lizenz. Die Kriterien, die die Vereine für den Erhalt der Lizenz erfüllen müssen, werden im nächsten Kapitel genauer erörtert.
2.2 Anforderungen für das Lizenzierungsverfahren
Das Lizenzierungsverfahren hat seinen Ursprung mit dem Start der Bundesliga im Jahre 1963, als aus 74 bewerbenden Mannschaften die ersten 16, heute 18, Bundesligisten ausgewählt wurden. Aus dieser Situation heraus wurden bestimmte Anforderungen definiert, welche die Vereine bis heute jedes Jahr erneut erfüllen müssen. Nur dadurch bekommen Sie ihre Lizenz, um am Spielbetrieb teilnehmen zu dürfen. Die Anforderun- gen haben sich mit den Jahren auch den neuen Gegebenheiten durch die Kommerzialisierung angepasst.
Zum einen die sportlichen Kriterien, sie werden anhand der Platzierung in der Tabelle festgelegt. Jedes Jahr wird die Platzierung der vorherigen Saison betrachtet. Die Tabellen zeigen aufgrund der Auf- und Abstiegsplätze22 in der 1., 2. und auch 3. Bundesliga die Mannschaften, die am Spielbetrieb der 1. und 2. Bundesliga teilnehmen dürfen. Dadurch wird das sportliche Niveau der Mannschaften garantiert. Außerdem müssen die Vereine ein Nachwuchsleistungszentrum führen. „Zweck des DFB ist die Förderung des Sports“23 und diese fängt erfahrungsgemäß schon in der Jungend an.24
Zum anderen gibt es noch die rechtlichen Kriterien. Die meisten Vereine in der Bundesliga haben ihre Profi-Mannschaften zu Kapitalgesellschaften ausgegliedert (Kapitel 2.3.1). Allerdings müssen die Vereine selbst, mehr als 50% (50+1 Regel) der Stimmrechte an der Kapitalgesellschaft besitzen. Anderenfalls würden sie keine Lizenz bekommen, um in der 1. oder 2. Bundesliga spielen zu dürfen.25
Personelle und administrative Kriterien müssen ebenfalls erfüllt werden. Darunter zählen zum einen die Spieler, Trainer sowie weitere Mitarbeiter, die in der Mannschaft oder im Verein angestellt sein müssen. Sie alle müssen einen gültigen Arbeitsvertrag besitzen und unter den Spielern müssen mindestens zwölf eine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.26
Unter die infrastrukturellen Kriterien fällt die Kapazität des Stadions. In Zahlen ausgedrückt bedeuten dies, dass mindestens 15.000 Plätze für Fans im Stadion vorhanden sein müssen. Dazu muss Anhand von Sicherheitsmerkmalen gewährleistet sein, dass das Spiel für Spieler und Zuschauer den Regeln entsprechend durchgeführt werden kann. Als Folge der Digitalisierung müssen die Stadien mittlerweile ebenfalls mit einer Torlinientechnik ausgestattet sein, um per Funk während dem Spiel überprüfen zu können, ob der Spielball im Tor war oder nicht.27
Unter dem fünften Gesichtspunkt fallen die medientechnischen Kriterien. Es wurde schon viel über die Vermarktung der Medienrechte an Funk und Fernseher berichtet.
Daher müssen die Gegebenheiten im Stadion den hohen Anforderungen gerecht werden. Nur so können den Zuschauern vor dem Fernseher und auch den Reportern und weiteren Medienvertretern im Stadion, die besten Voraussetzungen gegeben sein.28
Ein weiteres Kriterium beschäftigt sich mit dem finanziellen Aspekt. Die Vereine müssen offenlegen, wie sie wirtschaftlich aufgestellt sind und es wird geprüft, ob diese den Anforderungen für den Lizenzfußball gerecht werden. Hierzu gehört zum einen die Bilanz und zum anderen eine Planrechnung für das kommende Jahr. Dies soll gewährleisten, dass die Vereine auch während der zukünftigen Spielzeit den wirtschaftlichen Anforderungen der 1. und 2. Bundesliga gerecht werden. Während der Zeit als der Spielbetrieb aufgrund des Coronavirus SARS-CoV-2 stillstand, standen viele Vereine vor einem finanziellen Engpass.29 So mussten Spieler Gehaltskürzungen zustimmen, um den Verein aufrecht zu erhalten. Um den finanziellen Kriterien gerecht zu werden darf der Verein außerdem keine Verbindlichkeiten gegenüber anderen Vereinen, Steuerbehörden und Arbeitnehmern haben, weshalb die Spieler auch von sich aus den Gehaltskürzungen zustimmen mussten. Durch die Offenlegung der Geschäftszahlen, kann die Liquidität des Vereins ermittelt werden.30
Das letzte Kriterium sind die spielorganisatorischen Anforderungen, sie sind kein A- Kriterium und müssen daher nicht zwingend erfüllt werden. Den Vereinen würde die Lizenz trotz Nichterfüllung ausgestellt werden. Allerdings muss der Verein stattdessen mit einer Geldstrafe rechnen.31
Falls ein Verein aus der 1. und 2. Bundesliga die auferlegten Kriterien nicht erfüllen kann, wird ihm die Lizenz entzogen, beziehungsweise es wird keine Lizenz ausgestellt. Schlussfolgernd darf der Verein dann nicht mehr in der 1. oder 2. Bundesliga mitspielen und steigt automatisch in die 3. Bundesliga ab. Dies gilt solange, bis er die Kriterien wieder erfüllen kann. Auf das zweite Kriterium des Lizenzierungsverfahren wird im nächsten Kapitel genauer eingegangen.
2.3 Bedeutung der rechtlichen Kriterien
Die rechtlichen Kriterien sind in der Lizenzordnung festgelegt (siehe Anhang 4.2) und befassen sich weitestgehend mit der bereits erwähnten 50+1 Regel, siehe §4 Absatz 10 in der Lizenzordnung. Was ist die 50+1 Regel genau und was steckt dahinter?
„Nach Angaben der DFL erfolgte die Einführung der 50+1-Regel im Jahr 1998 „im Zuge der Öffnung des Spielbetriebs der Lizenzligen für Kapitalgesellschaften per Beschluss des DFB-Bundestags. Ziel dieser Öffnung war es, , Lizenzvereinen die Umwandlung ihres lizenzierten Spielbetriebs in eine Kapitalgesellschaft zu ermöglichen‘ und damit ,Finanzierungsmöglichkeiten am Kapitalmarkt' oder ,die organisatorisch verbindliche Einbindung von Sponsoren und anderen Interessierten‘ zu eröffnen.“32 Dadurch fundieren sie neben dem Verein, der noch die Amateur-Mannschaften und Jugendteams beinhaltet, als selbstständiges Unternehmen. Die Ausgliederung der Profi-Mannschaft ermöglicht den Vereinen neue Finanzierungsmöglichkeiten, in dem sie weitere Gesellschafter durch deren Kapital in den Verein, beziehungsweise in die Kapitalgesellschaft, aufnehmen können.
Die Tätigkeiten eines eingetragenen Vereins sind nach §21 BGB von nicht wirtschaftlichem Interesse. Da aber aufgrund der steigenden Kommerzialisierung die Vereine wirtschaftlich handeln müssen, siehe §43 BGB, kann ihnen die Rechtsfähigkeit entzogen werden, sofern sie nicht ihren, in der Satzung bestimmten Zweck, verfolgen. Außerdem kann man zwischen einem nicht wirtschaftlichen Verein (§21 BGB) und einem wirtschaftlichen Verein (§22 BGB) unterscheiden. Beide dürfen sich zwar wirtschaftlich betätigen, nicht wirtschaftliche Vereine werden allerdings steuerlich begünstigt. Die Vereine der Lizenzligen müssen sich aber in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit im Rahmen ihrer Satzung bewegen. Somit war die Ausgliederung der Profi-Mannschaft eines der Resultate, die die Kommerzialisierung mit sich brachte. Um auch in Zukunft sportlich und finanziell mit der nationalen und internationalen Konkurrenz mithalten zu können. Gleichzeitig soll diese Möglichkeit der Kapitalbeschaffung auch für mehr Wettbewerbsgleichheit unter den Mannschaften der 1. und 2. Bundesliga sorgen. Die 50+1 Regel sorgt bis heute noch für viel Diskussionsstoff. Da es den Vereinen nun erlaubt ist, ihre Profi-Mannschaften für den Lizenzfußball auszugliedern, sehen viele darin eine Chance ihren Gewinn weiter zu maximieren oder den Verein schuldenfrei zu bekommen. Dadurch könnte nicht nur der sportliche Erfolg steigen, sondern der Club kann für Investoren auch mehr Rendite erwirtschaften. Da die Kommerzialisierung seit der Auferlegung dieser Regelung immer weiter steigt, sehen viele diese Regelung mittlerweile als Hindernis an. Die internationale Konkurrenz aus den Big-Five-Ligen hat diese Regelung nicht. So stehen ihnen noch viel größere Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung. Aber wie genau sieht der Unterschied zu den deutschen Mannschaften aus?
Wie durch die Öffnung des Spielbetriebs der Lizenzligen für Kapitalgesellschaften und der daraus resultierenden 50+1 Regel der Name schon sagt, muss der Verein selbst mindestens 50% + eine weitere Stimme der Stimmrechte an der Kapitalgesellschaft halten. Genau geregelt ist die 50+1 Regel in den Satzungen des DFB und der DFL. Zum einen steht in der Satzung des DFB §16c Absatz 2, dass die Vereine für ihre ausgegliederten Lizenzspielerabteilungen die Stimmenmehrheit besitzen müssen. In anderen Worten ausgedrückt bedeutet, dass: „Ein Verein kann nur eine Lizenz für die Lizenzligen und damit die Mitgliedschaft in der DFL Deutsche Fußball Liga erwerben, wenn er rechtlich unabhängig ist, das heißt auf ihn kein Rechtsträger einen rechtlich beherrschenden oder mitbeherrschenden Einfluss ausüben kann, über eine eigene Fußballabteilung verfügt und sportlich für die Teilnahme an einer Lizenzliga qualifiziert ist.“33. Das Pendant dazu findet man unter §8 der Satzung der DFL, hier wird außerdem erwähnt, dass: „Lizenzvereine und Kapitalgesellschaften [...] weder unmittelbar noch mittelbar an anderen Kapitalgesellschaften der Lizenzligen beteiligt sein [dürfen]; dies gilt für die Mitglieder von Organen der Kapitalgesellschaften bzw. der Lizenzvereine mit Ausnahme des jeweiligen Muttervereins entsprechend. Als mittelbare Beteiligung der Kapitalgesellschaft gilt auch die Beteiligung ihres Muttervereins an anderen Kapitalgesellschaften.“34 Dabei soll ein fairer und sportlicher Wettbewerb unter den Vereinen der 1. und 2. Bundesliga gewährleistet werden, genauso sollen die Vereine dadurch ihre Selbstständig- & Unabhängigkeit gegenüber den weiteren Gesellschaftern in der Kapitalgesellschaft beibehalten. Die Bundesligavereine lassen sich zu folgenden Kapitalgesellschaften ausgliedern.
2.3.1 Fußballvereine als Kapitalgesellschaften
Im Grunde haben die Vereine der 1. und 2. Bundesliga vier Möglichkeiten ihre ProfiMannschaft zu führen. Die erste Möglichkeit ist, die Mannschaft in dem Verein zu halten und weiterhin als eingetragener Verein (e.V.) zu führen. Die zweite ist es die Mannschaft zu einer GmbH auszugliedern, die dritte Möglichkeit ist die Rechtsform einer AG und die letzte Möglichkeit ist eine KGaA zu gründen. Die beiden Optionen die ProfiMannschaft zu einer GmbH oder AG auszugliedern, fallen unter die Kategorie einer Kapitalgesellschaft. Bei der KGaA handelt es sich dagegen „steuerrechtlich um eine 'Zwitterrechtsform'“35, zwischen einer Personen- und Kapitalgesellschaft. Ein weiterer Unterschied der Rechtsform ist der, dass eine GmbH in erste Linie dazu dient, Sponso- ren mit in den Verein einzubinden. Für eine AG und KGaA besteht außerdem die Möglichkeit, an die Börse zu gehen. Der einzige deutsche Verein, der bisher an der Börse notiert ist, ist der BVB aus Dortmund.36 Bei einer Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) besteht außerdem die Besonderheit, dass der Verein nicht die Mehrheit der Kapitalanteile besitzen muss. Vorausgesetzt der Verein besitzt die Rolle über den Komplementär in der KGaA und somit auch die Stimmenmehrheit.37 Für die Vereine besteht allerdings noch eine weitere Option der Rechtsformen. Sie ist aktuell die beliebteste in der 1. Bundesliga und ist eine hybride Form aus der GmbH und KGaA. Bei der GmbH & Co. KGaA ist der Verein, als GmbH, der einzige Komplementär der KG und haftet daher nur mit seinem Geschäftsvermögen.38 39 Die Kommanditisten werden durch die Investoren gebildet. Sie haben meist die Mehrheit des eingezahlten Kapitals an der Kapitalgesellschaft, dennoch besitzt der Verein als einziger Gesellschafter die Stimmrechte und erfüllt dadurch die rechtlichen Kriterien für die Lizenz. Da die Vereine aus der 2. Bundesliga pro Saison auf bis zu 6 Positionen, durch die Auf- und Absteiger, wechseln können und es in der 1. Bundesliga nur maximal drei auf- beziehungsweise absteigende Mannschaften sind. Zeigt die nächste Grafik ausschließlich die Vereine der 1. Bundesliga in der Saison 2020/21. In der Tabelle sind alle möglichen Rechtsformen beider Lizenzligen vertreten, dadurch wird auch ohne die Vereine der 2. Bundesliga ein repräsentables Bild abgegeben.
Tabelle 1[39]: Kapitalverhältnisse und Rechtsformen der Bundesligavereine
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten404142
Auffallend an den Rechtsformen der Bundesligavereine ist, dass nur vier Mannschaften aus der 1. Bundesliga aktuell ihre Profi-Mannschaft als eingetragener Verein führen. Die restlichen vierzehn Vereine sind mittlerweile schon als Kapitalgesellschaften ausgegliedert. Drei Mannschaften aus der Tabelle erfüllen die rechtlichen Kriterien nicht und erfüllen somit die Anforderungen der Lizenz nicht. Das ist dadurch zu erkennen, dass die Investoren der drei Mannschaften aufgrund der Rechtsform, ihren Kapitalanteilen und den daraus resultierenden Stimmrechten eigentlich keine Lizenz für den Spielbetrieb bekommen dürften. Zu den drei Vereinen gehören Bayer 04 Leverkusen, VfL Wolfsburg und die TSG 1899 Hoffenheim. Für diese Vereine gilt nämlich eine Sonderregelung.
2.3.2 Sonderregelung für langjährige Kapitalgeber
„Über Ausnahmen vom Erfordernis einer mehrheitlichen Beteiligung des Muttervereins nur in Fällen, in denen ein Wirtschaftsunternehmen seit mehr als 20 Jahren vor dem 1.1.1999 den Fußballsport des Muttervereins ununterbrochen und erheblich gefördert hat, entscheidet der Vorstand des Ligaverbandes. Dies setzt voraus, dass das Wirtschaftsunternehmen in Zukunft den Amateurfußballsport in bisherigem Ausmaß weiter fördert, sowie die Anteile an der Kapitalgesellschaft nicht weiterveräußert bzw. nur an den Mutterverein kostenlos rückübereignet. Im Falle einer Weiterveräußerung entgegen dem satzungsrechtlichen Verbot bzw. der Weigerung zur kostenlosen Rückübereignung, hat dies Lizenzentzug für die Kapitalgesellschaft zur Folge. Mutterverein und Kapitalgesellschaft können nicht gleichzeitig eine Lizenz besitzen.“43 Aus diesem Grund muss der Verein nicht an der Kapitalgesellschaft beteiligt sein, aber er muss weiterhin bestehen bleiben. Das hat den Grund, dass der Verein die Anteile bei einem Ausscheiden des Investors wieder entgegennehmen kann.
Die Definition aus der Satzung der DFL erklärt, dass der Investor den Verein mehr als 20 Jahre erheblich gefördert haben muss, um die Stimmenmehrheit am Verein besitzen zu dürfen. Die Auslegung “erheblich“ lässt sehr viel Interpretationsspielraum übrig. Daher wird bei dieser Sonderregelung der 50+1 Regel, das Ausmaß an 20 Jahre Förderung, immer separat durch den Vorstand der DFL entschieden.44 Zum jetzigen Zeitpunkt wurde diese Sonderregelung ausschließlich für die drei oben genannten Mannschaften genehmigt.
Bayer 04 Leverkusen: Der erste deutsche Fußballverein, der seine Profi-Mannschaft zu einer Kapitalgesellschaft ausgliederte. Der TSV Bayer 04 Leverkusen e.V. gliederte seine Profimannschaft im Jahre 1999 in eine GmbH aus und gehört seitdem zu 100 Prozent der Bayer AG an.45 Da der Verein Bayer 04 Leverkusen schon immer die Betriebsmannschaft des Bayer-Konzerns darstellte, wird diese Sonderregelung auch Lex Leverkusen genannt.46 VfL Wolfsburg und TSG 1899 Hoffenheim: Auch für diese beiden Vereine greift die oben genannte Sonderregelung. Da der Autokonzern Volkswagen die Mannschaft aus der Autostadt Wolfsburg schon länger als 20 Jahre vor dem 01.01.1999 erheblich förderte und es auch bis heute noch tut, genehmigte die DFL der
Volkswagen AG mehr als > 50% der Stimmanteile zu besitzen. Im Vergleich zu den Mannschaften aus Leverkusen und Wolfsburg steht bei der TSG 1899 Hoffenheim, nicht ein ganzer Konzern als Investor hinter dem Verein, sondern eine einzelne Person. Dietmar Hopp der Mitgründer der Firma SAP steht vermutlich daher auch viel schärfer in der Kritik der Fans. Da er als Einzelinvestor eine direktere Angriffsfläche bietet als ein ganzer Konzern. Der Verein aus Sinsheim gehört auch erst seit der Saison 2007/08 der 2. und seit 2008/09 der 1. Bundesliga an. Ein schneller und unkonventioneller Aufstieg machte den Verein innerhalb weniger Jahre zu einer Profi- Mannschaft.47 Die junge Geschichte des Vereins im Profi-Fußball könnte ein weiterer Punkt sein, weshalb der Investor so scharf durch Fans attackiert wird.
Ein Verein, der ebenfalls häufig in der Kritik steht, ist der RB Leipzig. In Tabelle 1 ist zu erkennen, dass die Red Bull GmbH 99% der Kapitalanteile hält; der Verein allerdings als Gesellschafter der RB Leipzig GmbH die Stimmenmehrheit besitzt. Der Verein hatte ebenfalls einen vergleichsweisen unkonventionellen Aufstieg in die Bundesliga, wie die TSG 1899 Hoffenheim. Nur hatte die Red Bull GmbH, anders als Dietmar Hopp, nicht bereits seit 20 Jahren in den Verein investiert. Aus diesem Grund muss der Verein die Stimmenmehrheit besitzen. Der Energiedrink-Hersteller gilt bekanntermaßen als großer Investor für diverse Extremsportarten, zum Beispiel die Formel 1.48 Weshalb das Unternehmen und der Verein nun in der Kritik stehen liegt daran, dass sie sich in einer gewissen Grauzone der 50+1 Regel befinden. Der Verein wurde 2009 von SSV Markranstädt zu RB Leipzig umbenannt, aus dieser Situation heraus wurde dann der neue Verein gegründet.49 Der Name, das Wappen und vieles mehr wurde an das Unternehmen Red Bull angepasst. Davor hatte die Red Bull GmbH schon mit anderen Vereinen Kontakt aufgenommen, bevor sie schlussendlich als Investor in den Verein aus Leipzig investierte. Da der Verein in seiner sehr jungen Vereinsgeschichte, dank dem Kapital des neuen Investors, vermutlich nicht denselben sportlichen Erfolg gehabt hätte, kritisieren die Fans, dass das Unternehmen auf dem Papier zwar nicht die Mehrheit der Stimmenanteile besitzt, aufgrund des großen finanziellen Einflusses dennoch das Sagen im Verein hat. Somit würde es dem Verein an Unabhängigkeit fehlen. Jedoch wäre es voreilig hieraus ohne weitere Untersuchungen direkte Schlüsse zu ziehen, so lassen sich diese Zusammenhänge nur mutmaßen.
3 Auswirkungen der Kommerzialisierung
Die 1. und 2. Bundesliga ist ein geschlossenes System. Um in den Lizenzligen teilnehmen zu dürfen, müssen die Vereine besondere Kriterien erfüllen. Diese Kriterien, in Kapitel 2.2 beschrieben, sind allerdings nur die Voraussetzungen dafür. Um sich in den Lizenzligen zu etablieren und die Mannschaften auch dort zu halten, benötigen die Vereine neben Siegen auch viel Kapital. Anderenfalls wird es schwer sportlich, wie auch finanziell mit den althergebrachten Vereinen mitzuhalten. Die Finanzierungsmöglichkeiten der Vereine, durch die Aufnahme neuer Gesellschafter (siehe Kapitel 2.3.1), stellt eine Möglichkeit der Kapitalbeschaffung dar. In Abbildung 3 ist zu erkennen, dass Sponsoring eine weitere Einnahmequelle für die Vereine der Bundesliga darstellt. Daher ist es für die Vereine von großer Bedeutung, die Beziehung zu ihren Sponsoren zu pflegen und aufrechtzuerhalten.50
Der Unterschied von Sponsoren zu Investoren, kann im Rahmen dieser Arbeit wie folgt definiert werden. Sponsoren sind Geldgeber, die den Verein finanziell unterstützen. Investoren hingegen sind Geldanleger, die den Verein streng genommen ebenfalls finanziell unterstützen, sich aus dieser Investition allerdings eine Rendite erhoffen. Aber auch die Sponsoren von Fußballvereinen, gerade in der 1. und 2. Bundesliga, erhoffen sich aus der Beziehung zu einem Verein einen Vorteil. Die Lizenzligen in Deutschland, besonders die 1. Bundesliga genießt in den letzten Jahren national, wie auch international einen hohen Anstieg an Aufmerksamkeit. Die Vereine, zusammen mit ihren Sponsoren, erhöhen ihren Wiedererkennungswert und können dadurch ihren Absatz enorm steigern. Durch die Fans und die Kunden der Sponsoren, lassen sich vor allem auf dem amerikanischen und asiatischen Markt deren Marktanteil vergrößern. Aus diesem Grund sind besonders deutsche Automobilhersteller, die weltweit vertreten sind, wie Audi51, Volkswagen52 oder Mercedes53 als Sponsoren, beziehungsweise Investoren in der Bundesliga vertreten.54 Der Anstieg an Aufmerksamkeit in der Bundesliga ist nicht nur der sportlichen Attraktivität des Fußballs geschuldet, sondern ist besonders im europäischen Vergleich, an den hohen Zuschauerzahlen zu erkennen. In den letzten 20 Jahren haben sich allein die Stadionbesuche der Fans fast verdoppelt.
Die Stadien der Bundesligisten werden ausgebaut und erweitert oder es werden komplett neue Arenen gebaut.55
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Durchschnittliche Zuschauerzahlen in den Big-Five-Ligen von 2001/02 bis 2019/2056
Diese Grafik zeigt, dass in den Big-Five-Ligen, die Bundesliga deutlicher Spitzenreiter ist, was die Zuschauerzahlen betrifft. Der erkennbare Rückgang in der Saison 2019/20 ist eindeutig auf den COVID-19 Lockdown zurückzuführen. Damit geht auch eine große Einnahmequelle (Kategorie: Spieltag, siehe Abbildung 3) für viele Vereine verloren. Einen größeren Umsatz bringen allerdings der Erlös aus den Medienrechten, weshalb es für die meisten Bundesligisten von enormer Wichtigkeit war, die Saison trotz des Lockdowns fortzusetzten. Andernfalls wären viele Vereine finanziell vor dem Abgrund gestanden. Fraglich ist auch, ab wann wieder dieselben Zuschauerzahlen zu erwarten sind. Wenn man die Saison 2019/20 aufgrund der besonderen Umstände nicht berücksichtigt, hatte die Bundesliga seit der Saison 2001/02 (0 33.049 Zuschauer) ein Plus von 31,47% an Zuschauern im Vergleich zur Saison 2018/19 (0 43.449 Zuschauer). Welche Bedeutung die Fans und Zuschauer im Fußball neben dem finanziellen Aspekt haben, wird in Kapitel 4.2 genauer erläutert.
Die Auswirkungen der Kommerzialisierung in der Bundesliga können auf drei wichtige Punkte begrenzt werden
1. Vermarktung der Medienrechte
2. Steigenden Transfersummen für Spieler
3. Steigenden Gehälter der Bundesligaspieler
3.1 Vermarktung der Medienrechte
Da die Zuschauereinnahmen an den insgesamt 34 Spieltagen pro Saison in der 1. Bundesliga 2018/19 rund 520 Millionen Euro und in der 2. Bundesliga 131,3 Millionen Euro einbrachten, fällt ohne diese Einnahmequelle ein großer Baustein des Gesamtumsatzes für jeden einzelnen Verein weg. Umso wichtiger sind daher seit geraumer Zeit die Zuschauer und Fans vor dem Fernseher. Für die Vereine bedeutet dies, Einnahmen aus dem Verkauf der Medienrechte zu erwirtschaften. In Zahlen ausgedrückt waren das in der Saison 2018/19 1.483 Millionen Euro für die Mannschaften aus der 1. Bundesliga, eine Steigerung von 102,87% im Vergleich zur Saison 2014/15.57 Die DFL GmbH vermarktet die Rechte an die Medien alle vier Jahre für jeweils vier Saisons. Im aktuellen Zyklus, der Saison 2017/18 bis 2020/21, wurden die Medienrechte für insgesamt 4,64 Milliarden Euro verkauft. Diese Summe stellt damit einen Anstieg des Erlöses, im Vergleich zum vorherigen Zyklus, von 85 Prozent dar.58 Unter den Medienrechten versteht man die Rechte zur Live-Übertragung der Spiele, Wiederholungen und Nachbearbeitung des Spieltages und die Audio-Übertragung durch Radioberichte.59 Hierbei werden durch die DFL GmbH verschiedene Medienpakete geschnürt und an Funk und Fernsehen verkauft.
3.1.1 Aktueller Verteilerschlüssel
Wie die Einnahmen aus der Vermarktung der Medienrechte an die Vereine aus den Lizenzligen verteilt werden, zeigt folgende Abbildung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Verteilung der Medienrechteinnahmen bis 2020/2160
Die Erlöse aus der Vermarktung der nationalen Medienrechte werden von der DFL GmbH an die Vereine der Lizenzligen durch ein 4-Säulen-Modell verteilt.
Die erste Säule Bestand besteht aus 70 % der nationalen Einnahmen. Wie viel den Vereinen aus der 1. und 2. Bundesliga von den 70% zusteht, wird anhand der Endplatzierungen der letzten fünf Saisons festgelegt. Das Verhältnis der letzten fünf Saisons wird hierbei mit 5 : 4 : 3 : 2 : 1 gewertet. Für die Saison 2020/21 würden die 70% wie folgt verteilt, die Endplatzierung der Saison 2019/20 (x5) : 2018/19 (x4) : 2017/18 (x3) : 2016/17 (x2) : 2015/16 (x1). Aus den Endplatzierungen und den Verhältnissen wird eine neue Tabelle für die 1. und 2. Bundesliga erstellt. Die Säule Bestand wird dann prozentual anhand der neu erstellten Tabelle aufgeteilt.
1. Bundesliga: 1. Platz < ◦◦◦ > 18. Platz = 5,8% < ◦◦◦ > 2,9%
2. Bundesliga: 1. Platz < ◦◦◦ > 18. Platz = 1,69% < ◦◦◦ > 0,75%.61
Die zweite Säule Wettbewerb macht den zweitgrößten Posten aus den Einnahmen der Medienrechte aus. Die 23 % werden ebenfalls, wie in der erste Säule nach dem Verteilerschlüssel 5 : 4 : 3 : 2 : 1 verteilt. Anders als in der ersten Säule werden die Vereine aus der 1. und 2. Bundesliga direkt ins Verhältnis gesetzt und Platzierung von 1 bis 36 festgelegt. Den Plätzen 1 bis 6 werden hierbei dieselben Summen zugerechnet. Eine Besonderheit ist, dass keine aktuelle Mannschaft aus der 1. Bundesliga tiefer fallen kann als Platz 24 und keine aktuelle Mannschaft aus der 2. Bundesliga höher aufsteigen kann wie Platz 13. Was ein großer Nachteil für die Mannschaften aus der 2. Bundesliga darstellt, denn sofern eine Mannschaft vier Jahre in der 1. Bundesliga vertreten war und dann aus sportlichen Gründen absteigt, kommt sie nicht über Platz 13 hinaus, und ihr fehlen hohe Einnahmen aus dem Verkauf der Medienrechte.62
In der dritten Säule sportliche Nachhaltigkeit werden insgesamt 5 Prozent der Einnahmen aus der Vermarktung der Medienrechte verteilt. In dieser Säule werden beide Ligen gleichgesetzt und rückwirkend die letzten zwanzig Saisons betrachtet. In dieser Säule werden Punkte von 1 bis 91 an den letztplatzierten der 2. Bundesliga, bis zum 1. Platz der 1. Bundesliga verteilt. Dadurch ergibt sich ebenfalls eine Rangliste von 1 bis 36, wodurch die 5 Prozent verteilt werden.63
Die letzte und kleinste Säule ist der Nachwuchs. Die 2 Prozent werden anhand der Einsatzminuten von U23 Spielern64 in den Profi-Mannschaften verteilt. Dies ist die einzige Säule in diesem Verteilungssystem, bei der die Endplatzierung der Mannschaft keine Rolle spielt. Es wird stattdessen darauf geachtet, dass die Vereine vermehrt auf die Förderung junger Spieler setzt und damit auch dem Zweck des DFB (siehe Kapitel 2.1), die Förderung des Sportes, widerspiegeln. In dieser Säule wird immer nur die aktuelle Saison in Betracht gezogen, vom 1. bis zum 34. Spieltag. Die Nachspielzeiten oder Relegationsspiele in der Saison werden nicht berücksichtigt.65
3.1.2 Neuer Verteilerschlüssel
Für den Verteilerschlüssel bekam die DFL viel Kritik, da eine gerechte Verteilung zwischen den Lizenzligen nicht gegeben ist.66 Die großen und erfolgreichen Vereine würden weiterhin viel mehr Geld bekommen und die kleinen Vereine, die sich in den Lizenzligen etablieren wollen, haben es dadurch noch schwerer. Aus diesem Grund legte die DFL einen neuen Verteilungsschlüssel für den nächsten Zyklus 2021/22 bis 2024/25 fest. Wie dieser aufgebaut ist, zeigt die folgende Abbildung. Die Prozente
werden nach den ersten beiden Jahren dieses Zyklus neu angepasst, aus diesem Grund sind pro Säule immer zwei unterschiedliche Prozentangaben zugeordnet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Verteilungsschlüssel der Medienerlöse für 2021/22 bis 2024/2567
3.1.3 Neuer internationaler Verteilerschlüssel
Die Erlöse aus den internationalen Medienrechten betreffen nur die Mannschaften aus der 1. Bundesliga. Aus dem Grund, dass keine Mannschaft aus der 2. Bundesliga international spielen kann, werden die Einnahmen hauptsächlich nur auf die Lizenzvereine der 1. Bundesliga verteilt. Hierbei wird ein kleinerer Teil von 35% an alle Mannschaften der 1. Bundesliga gleichmäßig verteilt. Der größere Teil mit 65% wird auf Basis des internationalen Erfolgs der jeweiligen Mannschaften verteilt. Durch das Abschneiden der Vereine in den internationalen Wettbewerben, kann ermittelt werden, wieviel aus diesem Topf den einzelnen Vereinen zusteht. Lediglich ein sehr kleiner „Solidaritätsbetrag“68 von vier, beziehungsweise drei Prozent wird an die Vereine der 2. Bundesliga verteilt. Dieser kleine Beitrag richtet sich an die Platzierungen der aktuellen Saison. Durch den neuen Verteilerschlüssel versucht die DFL die Chancengleichheit innerhalb der Lizenzligen, anhand einer gerechteren Verteilung der Medienerlöse, zu gestalten. Die Schwerpunkte werden durch den neuen Verteilerschlüssel zwar neu gesetzt, dennoch bleiben die Spitzenreiter in der Tabelle auch weiterhin die Hauptverdiener aus den Medienerlösen.69 Sportlicher Erfolg bringt daher schlussfolgernd auch einen finanziellen Vorteil.
3.2 Steigende Transfersummen
Eine weitere Auswirkung der Kommerzialisierung auf die Bundesliga, sind die steigenden Transfersummen der Spieler. Der teuerste Transfer der Bundesligageschichte war Ousmane Dembélé, der für 130 Millionen Euro zum FC Barcelona wechselte. Eine enorm hohe Summe für einen Spieler. Wenn man allerdings die Transfersummen der restlichen Spieler ansieht, ist eine solche Summe gar nicht so fremd. Unter den zehn größten Transfers der Bundesliga-Geschichte wurde kein Spieler unter 52 Millionen Euro verkauft. Ein Überblick für die immer weiter steigenden Transfersummen, zeigt die Tabelle in Anhang 1.70
Auffallend an der Tabelle ist, dass neun Transfers von den Top-Ten in den letzten fünf Saisons von statten gingen und daher auch gerade in den letzten Jahren die Transfersummen enorm angestiegen sind. Besonders der bis Status quo international größte Rekordtransfer des Brasilianers Neymar von 222 Millionen Euro, hatte seit 2017 zu einer „Inflation am Transfermarkt beigetragen“71
[...]
1 Die Summe aller Güter & Dienstleistungen eines Wirtschaftsbereiches in einem bestimmten Zeitrahmen.
2 Vgl. Hasel (2019), S. 2.
3 Vgl. Umsatz der 1. und 2. Fußball-Bundesliga bis 2018/2019 (2020), [zuletzt abgerufen am: 25.01.2021].
4 Vgl. DFL Wirtschaftsreport (2020), S. 37; (die Werte der vorherigen Saisons stammen aus den Publikati onen der Vorjahre), zitiert nach de.statista.com (2020).
5 Vgl. Fragen und Antworten zur 50+1-Regel (2019), [zuletzt abgerufen am: 25.01.2021].
6 Vgl. Minutenlanges Ballgeschiebe - so kam es zu den Spielunterbrechungen (2020), [zuletzt abgerufen am: 25.01.2021].
7 Darunter ist der schnelle Aufstieg innerhalb von 8 Jahren aus der Oberliga in die 1. Bundesliga gemeint.
8 Vgl. Historie TSG 1899 Hoffenheim, o. J., [zuletzt abgerufen am: 25.01.2021].
9 Hildebrandt (2019), S. 11.
10 Vgl. Hasel (2019),S. 4.
11 Vgl. Deloitte (2020), S. 7.
12 Vgl. Deloitte (2020), S. 9.
13 Vgl. Deloitte (2020), S. 9.
14 Vgl. Satzung DFB (1900), S. 5 ff.
15 Vgl. Satzung DFB (1900), S. 3 ff.
16 Satzung Ligaverband/DFL (2016), S. 5.
17 Vgl. DFL Wirtschaftsreport (2020), S. 6 f.
18 Vgl. Satzung Ligaverband/DFL (2016), S. 25.
19 Vgl. DFL Wirtschaftsreport (2020), S. 6 f.
20 Vgl. DFL Wirtschaftsreport (2020), S. 6 f.
21 Vgl. Grundlagenvertrag (2017), S. 3.
22 1. Bundesliga: 16. Platz Relegation gegen den 3. aus der 2. Bundesliga, 17. & 18. Platz Abstieg; 2.
Bundesliga: 1. & 2. Platz Aufstieg, 3. Platz Relegation gegen 16. der 1. Bundesliga, 16. Platz Relegation gegen den 3. der 3. Bundesliga, 17. & 18. Platz Abstieg; 3. Bundesliga: 1. & 2. Platz Aufstieg, 3. Platz Relegation gegen 16. der 2. Bundesliga
23 Satzung DFB (1900), S. 5.
24 Vgl. So funktioniert das Lizenzierungsverfahren (2020), [zuletzt abgerufen am: 28.01.2021].
25 Vgl. So funktioniert das Lizenzierungsverfahren (2020), [zuletzt abgerufen am: 28.01.2021].
26 Vgl. So funktioniert das Lizenzierungsverfahren (2020), [zuletzt abgerufen am: 28.01.2021].
27 Vgl. So funktioniert das Lizenzierungsverfahren (2020), [zuletzt abgerufen am: 28.01.2021].
28 Vgl. So funktioniert das Lizenzierungsverfahren (2020), [zuletzt abgerufen am: 28.01.2021].
29 Vgl. Gehaltsverzicht wegen Corona (2020), [zuletzt abgerufen am: 28.01.2021].
30 Vgl. So funktioniert das Lizenzierungsverfahren (2020), [zuletzt abgerufen am: 28.01.2021].
31 Vgl. So funktioniert das Lizenzierungsverfahren (2020), [zuletzt abgerufen am: 28.01.2021].
32 Vgl. Fragen und Antworten zur 50+1-Regel (2019), [zuletzt abgerufen am: 25.01.2021].
33 Satzung DFB (1900), S. 15 f.
34 Satzung Ligaverband/DFL (2016), 2016, S. 9.
35 Vgl. Hasler (2015), S. 5 ff.
36 Vgl. Hasler (2015), S. 5.
37 Vgl. Satzung Ligaverband/DFL (2016), S. 8.
38 Vgl. Engelhardt (2019), S. 33.
39 Vgl. Eberhardt (2018), [zuletzt abgerufen am: 29.01.2021].
40 Vgl. 1. FC Köln | Der FC, o. J., [zuletzt abgerufen am: 29.01.2021].
41 Vgl. Der Verein | DSC Arminia Bielefeld, o. J., [zuletzt abgerufen am: 29.01.2021].
42 „In Mannschaft und Infrastruktur investieren“ | HerthaBSC, o. J., [zuletzt abgerufen am: 29.01.2021].
43 Vgl. Satzung Ligaverband/DFL (2016), S. 9.
44 Vgl. Satzung DFB (1900), S. 19.
45 Vgl. Schilhaneck et al. (2008), S. 48 f.
46 Vgl. Littkemann et al. (2003), S. 417.
47 Vgl. Historie TSG 1899 Hoffenheim, o. J., [zuletzt abgerufen am: 25.01.2021].
48 Vgl. Die Red-Bullisierung des Sports (2021), [zuletzt abgerufen am: 23.02.2021].
49 Vgl. RasenBallsport Leipzig - ÜBER UNS, o. J., [zuletzt abgerufen am: 23.02.2021].
50 Vgl. Hasel (2019), S. 70.
51 FC Bayern München
52 VfL Wolfsburg
53 VfB Stuttgart
54 Vgl. Hasel (2019), S. 70.
55 Vgl. Hasel (2019), S. 1.
56 Vgl. Bundesliga 2019-2020 - Zuschauer - Gesamt (2021), [zuletzt abgerufen am: 01.02.2021]., (die Werte der vorherigen Saisons stammen aus den Publikationen der Vorjahre), zitiert nach de.statista.com, 2020, [zuletzt abgerufen am: 02.03.2021].
57 Vgl. Deloitte (2020), S. 21 ff.
58 Vgl. DFL überspringt erstmals Milliarden-Marke bei nationalen Medien-Rechten (2020), [zuletzt abgerufen am: 04.02.2021].
59 Vgl. Vermarktung der Bundesliga und 2. Bundesliga (2020), [zuletzt abgerufen am: 04.02.2021].
60 Vgl. DFL Verteilung der Medienerlöse 2021/22-2024/25 (2020), S. 4.
61 Vgl. DFL Verteilung der Medienerlöse 2021/22-2024/25 (2020), S. 4.
62 Vgl. DFL Verteilung der Medienerlöse 2021/22-2024/25 (2020), S. 4.
63 Vgl. DFL Verteilung der Medienerlöse 2021/22-2024/25 (2020), S. 4.
64 Die jungen Spieler müssen im Alter zwischen 15 und 21 Jahren für mindestens drei Jahre in dem Verein
ausgebildet worden sein und zum Zeitpunkt ihrer Einsatzminuten schon einen schriftlichen ProfiVertrag besitzen; U23 bedeutet vor Vollendung des 23. Lebensjahres. Spieler aus dem Ausland müssen spätestens ab dem 15. Lebensjahr für mindestens 3 Jahre beim DFB registriert worden sein.
65 Vgl. DFL Verteilung der Medienerlöse 2021/22-2024/25 (2020), S. 4.
66 Vgl. Fußball-Bundesliga - Neuverteilung der TV-Gelder in der Kritik (2020), [zuletzt abgerufen am:
04.02.2021].
67 Vgl. DFL Verteilung der Medienerlöse 2021/22-2024/25 (2020), S. 7 ff.
68 Vgl. DFL Verteilung der Medienerlöse 2021/22-2024/25 (2020), S. 16.
69 Vgl. Fußball-Bundesliga - Neuverteilung der TV-Gelder in der Kritik (2020), [zuletzt abgerufen am:04.02.2021].
70 Vgl. 1. Bundesliga - Transferrekorde, o. J., [zuletzt abgerufen am: 05.02.2021].
71 Vgl. Quitzau (2017), S. 1.
- Arbeit zitieren
- Simon Massler (Autor:in), 2021, Die Kommerzialisierung in der Bundesliga und ihr Einfluss auf die Fankultur. Chancen und Risiken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1182081
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