Die Prävalenzraten psychischer Auffälligkeiten von Studierenden liegen mit 20 bis 25% überdurchschnittlich hoch. Vor dem Hintergrund der schlechten psychischen Gesundheit der Ärzte stellen Medizinstudierende eine besondere Risikogruppe unter Studierenden dar. Diese Situation erfordert es, protektive Faktoren psychischer Belastung von Medizinstudierenden zu identifizieren. Das Freizeitverhalten, als einem protektiven Faktor der psychischen Gesundheit, wird in der vorliegenden Arbeit untersucht. Die Untersuchung des Freizeitverhaltens erfolgt vor dem Hintergrund des freizeitgeförderten Modells zur Stressbewältigung von Iwasaki & Mannell.
Ziel dieser Studie ist es, die längsschnittliche Entwicklung der psychischen Belastung und des Freizeitverhaltens von Medizinstudierenden im Studienverlauf zu untersuchen. Darüber hinaus wird geprüft, ob Freizeitverhalten als protektiver Faktor für die psychische Belastung identifiziert werden kann.
Die Untersuchungsstichprobe besteht aus N=110 Medizinstudierenden, die über die ersten drei Semester im Rahmen einer Studierendenbefragung befragt wurden. Die psychische Belastung wurde mittels Brief Symptom Inventory (BSI) erfasst. Generierte Items wurden herangezogen, um das Freizeitverhalten quantitativ und qualitativ zu erfassen. Die Itemgenerierung zur Erfassung des Freizeitverhaltens erfolgte in Anlehnung an die von Caltabiano (1994) postulierten Bereiche von Freizeitaktivitäten – Sport, Politik, Ehrenamt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die psychische Belastung im ersten Studienjahr zunimmt. Bezugnehmend auf das Freizeitverhalten zeigt sich, dass die Anzahl der Hobbys im ersten Studienjahr abnimmt, wohingegen sich die für die Hobbys wöchentlich aufgebrachte Zeit nicht verändert. Mit politischen Themen beschäftigt sich die größte Anzahl der Studierenden. Die Zeit hingegen, die für Politik aufgebracht wird, ist am geringsten. Etwa drei Viertel der Medizinstudierenden beschäftigen sich mit Sport – der Bereich, für den Medizinstudierende den größten Teil ihrer Freizeit aufbringen. Zusammenhänge zwischen den Freizeitaktivitäten, insbesondere Sport, Politik und Ehrenamt, und der psychischen Belastung sind nicht festzustellen. Ein weiterer Aspekt, der untersucht wird, ist die Zufriedenheit mit den Hobbys. Diesbezüglich wird gezeigt, dass die Medizinstudierenden, die mit ihren Hobbys zufrieden sind, aktuell, aber auch zukünftig weniger psychisch belastet sind, beziehungsweise sein werden als die Unzufriedenen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Relevanz psychischer Erkrankungen in Deutschland.
- Psychische Gesundheit von Ärzten
- Psychische Gesundheit von Studierenden
- Psychische Gesundheit Studierender allgemein
- Psychische Gesundheit Medizinstudierender
- Theorie
- Das kognitiv-transaktionale Stressmodell nach Lazarus
- Zentrale Grundannahmen
- Das Copingkonzept und zentrale Weiterentwicklungen
- Paradigmenwechsel: Von der Pathogenese zur Salutogenese.
- Freizeitverhalten als protektiver Faktor.
- Modell zum Zusammenhang zwischen Freizeitverhalten und Gesundheit
- Hierarchisches Modell der freizeitgeförderten Stressbewältigung
- Bisherige Forschung zu drei Bereichen von Freizeitaktivitäten
- Fragestellungen
- Methoden
- Durchführung der Untersuchung
- Beschreibung der Untersuchungsinstrumente
- Kurzform des Brief Symptom Inventory (BSI-18)
- Freizeitverhalten
- Beschreibung der Stichprobe.
- Datenauswertung
- Poweranalyse
- Ergebnisse
- Entwicklung der psychischen Belastung Medizinstudierender im Studienverlauf
- Entwicklung des Freizeitverhaltens Medizinstudierender im Studienverlauf
- Qualitative Aspekte des Freizeitverhaltens
- Quantitative Aspekte des Freizeitverhaltens
- Zusammenhang zwischen Freizeitverhalten und psychischer Belastung.
- Zusammenhang auf quantitativer Ebene
- Zusammenhang auf qualitativer Ebene
- Untersuchung qualitativer Aspekte des Freizeitverhaltens auf Unterschiede in der psychischen Belastung
- Diskussion
- Limitationen und Implikationen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und Freizeitverhalten von Medizinstudierenden im Studienverlauf. Ziel ist es, die längsschnittliche Entwicklung der psychischen Belastung und des Freizeitverhaltens von Medizinstudierenden über drei Fachsemester zu analysieren und zu prüfen, ob Freizeitverhalten als protektiver Faktor für die psychische Belastung identifiziert werden kann.
- Entwicklung der psychischen Belastung im Studienverlauf
- Entwicklung des Freizeitverhaltens im Studienverlauf
- Zusammenhang zwischen Freizeitverhalten und psychischer Belastung
- Zufriedenheit mit Hobbies und deren Einfluss auf die psychische Belastung
- Modell der freizeitgeförderten Stressbewältigung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der psychischen Gesundheit von Studierenden, insbesondere Medizinstudierenden, ein. Sie beleuchtet die Relevanz psychischer Erkrankungen in Deutschland, den schlechten psychischen Gesundheitszustand von Ärzten und die besondere Belastungssituation von Medizinstudierenden.
Das zweite Kapitel beleuchtet den theoretischen Rahmen der Untersuchung. Es werden das kognitiv-transaktionale Stressmodell nach Lazarus, der Paradigmenwechsel von der Pathogenese zur Salutogenese und das Modell der freizeitgeförderten Stressbewältigung vorgestellt. Des Weiteren werden bereits bestehende Forschungsergebnisse zum Zusammenhang zwischen Freizeitverhalten und Gesundheit präsentiert.
Das dritte Kapitel beschreibt die Methoden der Untersuchung. Hier werden die Stichprobe, die eingesetzten Messinstrumente und das Vorgehen der Datenauswertung vorgestellt.
Das vierte Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Untersuchung. Es werden die Veränderungen der psychischen Belastung und des Freizeitverhaltens über die drei Studienjahre analysiert sowie der Zusammenhang zwischen Freizeitverhalten und psychischer Belastung untersucht.
Schlüsselwörter
Psychische Belastung, Freizeitverhalten, Medizinstudierende, Längsschnittanalyse, Stressbewältigung, Salutogenese, Coping, Modell der freizeitgeförderten Stressbewältigung, Brief Symptom Inventory (BSI).
- Quote paper
- Franziska Klimt (Author), 2018, Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und Freizeitverhalten bei Medizinstudierenden. Eine Längsschnittanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1182416