Während es im Westen Deutschland bis Anfang der neunziger Jahre als selbstverständlich galt, dass Löhne und Arbeitsbedingungen branchenweit geregelt wurden und dass fast alle Beschäftigten einem „Flächentarifvertrag“ unterlagen, ist die Situation heute in West- wie Ostdeutschland durch eine wesentlich größere Differenzierung und Dezentralisierung gekennzeichnet (Kohaut, Susanne / Schnabel, Klaus 2006, S. 3). Das alte System, in dem ein mächtiger Arbeitgeberverband und eine mächtige Gewerkschaft für eine ganze Branche in einem Gebiet einen Tarifvertrag schlossen, hat Risse bekommen.
Tarifverträge werden immer noch auf die gleiche Weise geschlossen, nur hat sich ihre Ausführung und die Gültigkeit in dem jeweiligen Tarifgebiet verändert. Tarifverträge sind heute mit verschiedenen Öffnungsklauseln durchsetzt, die es Unternehmen erlauben, von den beschlossenen Normen abzuweichen.
Es gibt weiterhin Firmen- und Haustarifverträge, die nur für ein Unternehmen gelten. Zum Teil handeln einige Arbeitnehmer, auch Facharbeiter, heute direkt mit ihrem Arbeitgeber den Arbeitsvertrag und die Arbeitsbedingungen aus. Hier hat eine klare Dezentralisierung in der Landschaft der Branchen- / Flächentarifverträge eingesetzt. Das Tarifsystem hat sich verändert und ist auch weiter Veränderungen unterworfen. Diese Veränderungen sollen in diesem Text erläutert werden, wobei zuerst die theoretischen Grundlagen des Tarifvertrags erläutert werden. Danach werden in dieser Arbeit die Veränderungen im deutschen Tarifsystem dargestellt, wobei insbesondere auf die Öffnungsklauseln in Tarifverträgen eingegangen wird.
Die Öffnungsklauseln, die heute in vielen Tarifverträgen vorhandenen sind, erlauben vom Branchen- / Flächentarifvertrag in den verschiedensten Punkten abzuweichen. Die aktuelle wissenschaftliche Forschung vertritt in einigen Texten die Meinung, dass Öffnungsklauseln die Flächentarifverträge absichern.
Wenn möglich soll daher am Ende der Arbeit eine Bewertung erfolgen, ob der Wandel im deutschen Tarifsystem durch Öffnungsklauseln verlangsamt und oder beschleunigt wird und wenn ja ob dies wünschenswert ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Tarifvertragssystem in Deutschland
- 3. Der Wandel des deutschen Tarifsystems und der Tarifverträge
- 3.1 Veränderungen der Tarifbindung
- 3.2 Zunahme Tarifloser Zustände
- 3.3 Abnahme von Flächentarifverträgen zugunsten von Firmentarifverträgen
- 3.4 Differenzierung und Dezentralisierung
- 3.5 Abnahme von Allgemeinverbindlicherklärungen
- 4. Öffnungsklauseln als Möglichkeit zur Sicherung von Flächentarifverträgen
- 5. Abschließende Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Wandel des deutschen Tarifsystems und analysiert die Rolle von Öffnungsklauseln bei der Sicherung von Flächentarifverträgen. Sie beleuchtet die Entwicklungen der letzten Jahre und bewertet deren Auswirkungen auf die Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Wirtschaftsstandorts.
- Veränderungen der Tarifbindung in Deutschland
- Zunehmende Tariflosigkeit und der Rückgang von Flächentarifverträgen
- Auswirkungen der Differenzierung und Dezentralisierung des Tarifsystems
- Die Bedeutung von Öffnungsklauseln in Tarifverträgen
- Bewertung der Effektivität von Öffnungsklauseln zur Stärkung von Flächentarifverträgen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Wandel des deutschen Tarifsystems und dem Einfluss von Öffnungsklauseln auf Flächentarifverträge. Sie betont die bisherige Stabilität des Systems und die damit verbundenen Wettbewerbsvorteile Deutschlands. Gleichzeitig wird der Wandel durch zunehmende Streiks und eine größere öffentliche Wahrnehmung dieser Entwicklungen hervorgehoben. Der Fokus liegt auf der Veränderung von flächendeckenden zu firmeninternen Tarifvereinbarungen und der Rolle der Öffnungsklauseln.
2. Das Tarifvertragssystem in Deutschland: Dieses Kapitel beschreibt die grundlegenden Elemente des deutschen Tarifvertragssystems. Es definiert den Tarifvertrag als schriftliche Vereinbarung zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden, die arbeitsvertragliche Bedingungen regelt. Es werden die rechtlichen Grundlagen, die Mindestnormen und die Beendigung von Tarifverträgen erläutert. Die verschiedenen Arten von Tarifverträgen (Entgelttarifverträge, Rahmen- und Manteltarifverträge) und deren Inhalte werden detailliert dargestellt, einschließlich der Unterscheidung zwischen schuldrechtlichem und normativem Teil. Schließlich wird die Bedeutung der Tarifbindung und die Rolle der Tarifpartner (Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände) hervorgehoben.
3. Der Wandel des deutschen Tarifsystems und der Tarifverträge: Dieses Kapitel analysiert die Veränderungen im deutschen Tarifsystem. Es beschreibt den Rückgang der Tarifbindung, die Zunahme tarifloser Zustände und den Ersatz von Flächentarifverträgen durch Firmentarifverträge. Die zunehmende Differenzierung und Dezentralisierung des Systems sowie der Rückgang von Allgemeinverbindlicherklärungen werden als wichtige Aspekte des Wandels identifiziert. Die Kapitel unterstreichen, dass sich das System, trotz der Beibehaltung der grundsätzlichen Verhandlungsstrukturen, in seiner konkreten Anwendung verändert hat. Die steigende Anzahl von Öffnungsklauseln, die Abweichungen von den vereinbarten Normen erlauben, spielt hier eine zentrale Rolle.
4. Öffnungsklauseln als Möglichkeit zur Sicherung von Flächentarifverträgen: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit Öffnungsklauseln in Tarifverträgen. Es untersucht die Frage, inwieweit diese Klauseln dazu beitragen können, Flächentarifverträge zu sichern oder ob sie deren Abbau eher beschleunigen. Der Fokus liegt darauf, die Argumentation und die wissenschaftliche Debatte um die Effektivität und die Folgen von Öffnungsklauseln zu analysieren und zu bewerten.
Schlüsselwörter
Tarifsystem, Flächentarifvertrag, Firmentarifvertrag, Tarifbindung, Tarifautonomie, Öffnungsklauseln, Dezentralisierung, Allgemeinverbindlicherklärung, Arbeitskampf, Wettbewerbsfähigkeit.
FAQ: Wandel des deutschen Tarifsystems und die Rolle von Öffnungsklauseln
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Wandel des deutschen Tarifsystems und analysiert die Rolle von Öffnungsklauseln bei der Sicherung von Flächentarifverträgen. Sie beleuchtet die Entwicklungen der letzten Jahre und bewertet deren Auswirkungen auf die Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Wirtschaftsstandorts.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt unter anderem Veränderungen der Tarifbindung, die zunehmende Tariflosigkeit und den Rückgang von Flächentarifverträgen, die Auswirkungen der Differenzierung und Dezentralisierung des Tarifsystems, die Bedeutung von Öffnungsklauseln in Tarifverträgen und die Bewertung der Effektivität von Öffnungsklauseln zur Stärkung von Flächentarifverträgen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Das Tarifvertragssystem in Deutschland, Der Wandel des deutschen Tarifsystems und der Tarifverträge, Öffnungsklauseln als Möglichkeit zur Sicherung von Flächentarifverträgen und Abschließende Bewertung. Zusätzlich enthält sie ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter.
Was wird in der Einleitung beschrieben?
Die Einleitung formuliert die zentrale Forschungsfrage nach dem Wandel des deutschen Tarifsystems und dem Einfluss von Öffnungsklauseln auf Flächentarifverträge. Sie beschreibt die bisherige Stabilität des Systems und die damit verbundenen Wettbewerbsvorteile Deutschlands sowie den Wandel durch zunehmende Streiks und eine größere öffentliche Wahrnehmung dieser Entwicklungen. Der Fokus liegt auf der Veränderung von flächendeckenden zu firmeninternen Tarifvereinbarungen und der Rolle der Öffnungsklauseln.
Was wird im Kapitel über das deutsche Tarifvertragssystem erläutert?
Dieses Kapitel beschreibt die grundlegenden Elemente des deutschen Tarifvertragssystems, darunter die Definition des Tarifvertrags, die rechtlichen Grundlagen, Mindestnormen, Beendigung von Tarifverträgen, verschiedene Arten von Tarifverträgen (Entgelttarifverträge, Rahmen- und Manteltarifverträge) und deren Inhalte, die Unterscheidung zwischen schuldrechtlichem und normativem Teil, die Bedeutung der Tarifbindung und die Rolle der Tarifpartner (Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände).
Welche Veränderungen des deutschen Tarifsystems werden analysiert?
Das Kapitel zum Wandel des deutschen Tarifsystems analysiert den Rückgang der Tarifbindung, die Zunahme tarifloser Zustände, den Ersatz von Flächentarifverträgen durch Firmentarifverträge, die zunehmende Differenzierung und Dezentralisierung des Systems sowie den Rückgang von Allgemeinverbindlicherklärungen. Es unterstreicht die Veränderung der konkreten Anwendung des Systems trotz Beibehaltung der grundsätzlichen Verhandlungsstrukturen und die steigende Anzahl von Öffnungsklauseln.
Wie werden Öffnungsklauseln behandelt?
Das Kapitel zu Öffnungsklauseln untersucht, inwieweit diese Klauseln dazu beitragen, Flächentarifverträge zu sichern oder deren Abbau zu beschleunigen. Es analysiert die Argumentation und die wissenschaftliche Debatte um die Effektivität und die Folgen von Öffnungsklauseln.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die relevanten Schlüsselwörter sind: Tarifsystem, Flächentarifvertrag, Firmentarifvertrag, Tarifbindung, Tarifautonomie, Öffnungsklauseln, Dezentralisierung, Allgemeinverbindlicherklärung, Arbeitskampf, Wettbewerbsfähigkeit.
- Arbeit zitieren
- Hendrik Hillebrand (Autor:in), 2008, Das deutsche Tarifsystem im Wandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118292