Diese Arbeit befasst sich mit pädagogischen Themen und Konzepten zur professionellen und sensiblen Begleitung der Förderung der Selbstständigkeit von Kindern im Krippen- und Elementarbereich. Der pädagogische Alltag bringt häufig Schwierigkeiten für Kinder und Pädagogen mit sich, daraus resultierend vernachlässigen häufig Pädagogen die natürliche Explorationsfreude der Kinder. Die Kinder werden in ihrem Lernprozess zurückgehalten, aufgrund der Launen der Pädagogen. Die Selbstständigkeit wird nicht gefördert, sogar unterdrückt.
Hier werden fachliche Modelle und Konzeptionen beschrieben, die einen Leitfaden im pädagogischen Alltag darstellen sollen. Dazu gehören unter anderem psychoanalytische Modelle, lerntheoretische Annahmen und Kommunikationsmodelle, sowie auch pädagogische Konzepte und Methoden. Der pädagogische Ansatz nach Emmi Pikler gibt einen Leitfaden für die Arbeit im Krippenbereich, die Pädagogik nach Maria Montessori wird mit dem Elementarbereich verknüpft. Methoden wie Beobachtung, Scaffolding und das Freispiel werden näher beschrieben, um ein Konzept für den pädagogischen Alltag zu erarbeiten. Zudem wird die Beziehung zwischen Kind und Pädagoge, sowie die Rolle der Pädagogen erarbeitet, um einen Rahmen der Handlungen vorzubereiten. Das Ziel ist es, den pädagogischen Alltag für Kinder und Pädagogen stressfreier zu gestalten und den Kindern die Möglichkeit zur ganzheitlichen Entwicklung ihrer selbst zu bieten.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 EinleitungundProblemstellung
2 Begriffsdefinitionen zum Titel
2.1 Definition „Selbstständigkeit"
2.2 Definition „professionell"
2.3 Definition„sensibel"
3 Entwicklungspsychologische Modelle nach Freud und Erikson
4 LerntheoretischeAnnahmen
4.1 Ergebnisse aus der Hirnforschung
4.2 Konstruktivismus
4.3 Lernen am Modell
5 Kommunikation als Mittel in der Selbstständigkeitsentwicklung des Kindes
5.1 Die Anatomie einer Nachricht nach Friedemann Schulz von Thun
5.2 AktivesZuhören
5.3 Die fünfAxiome der Kommunikation nach Paul Watzlawick
6 Der pädagogische Ansatz nach Emmi Pikier zur Förderung der Selbstständigkeitsentwicklung im Krippenbereich
7 Der pädagogische Ansatz nach Maria Montessori zur Förderung der Selbstständigkeitsentwicklung im Elementarbereich
8 Beobachtung als Methode sozialpädagogischer Arbeit
9 Scaffolding als Methode im sozialpädagogischen Handeln
10 Die Beziehung zwischen Kind und Pädagoge
11 Die Entwicklung des Selbst mit Hilfe von Psychomotorik und Bewegungserziehung .
12 Das freie Spiel und seine Bedeutung im pädagogischen Alltag auf die Selbstständigkeitsentwicklung des Kindes
13 Raumgestaltung im Krippen- und Elementarbereich zur Unterstützung der Selbstständigkeitsentwicklung
14 Die Rolle der Pädagogen als Lernbegleiter im pädagogischen Alltag
15 DiskussionderMethode
16 DiskussionderErgebnisse
17 Fazit
Literaturverzeichnis
Executive Summary
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit pädagogischen Themen und Konzepten zur professionellen und sensiblen Begleitung der Förderung der Selbstständigkeit von Kindern im Krippen- und Elementarbereich.
Der pädagogische Alltag bringt häufig Schwierigkeiten für Kinder und Pädagogen mit sich, daraus resultierend vernachlässigen häufig Pädagogen die natürliche Explorationsfreude der Kinder. Die Kinder werden in ihrem Lernprozess zurückgehalten, aufgrund der Launen der Pädagogen. Die Selbstständigkeit wird nicht gefördert, sogar unterdrückt. In dieser Bachelorarbeit werden fachliche Modelle und Konzeptionen beschrieben, dazu gehören unter anderem psychoanalytische Modelle, lerntheoretische Annahmen und Kommunikationsmodelle, sowie auch pädagogische Konzepte und Methoden. Der pädagogische Ansatz nach Emmi Pikier gibt einen Leitfaden für die Arbeit im Krippenbereich, die Pädagogik nach Maria Montessori wird mit dem Elementarbereich verknüpft. Methoden wie Beobachtung, Scaffolding und das Freispiel werden näher beschrieben, um ein Konzept für den pädagogischen Alltag zu erarbeiten. Zudem wird in der Bachelorarbeit die Beziehung zwischen Kind und Pädagoge, sowie die Rolle der Pädagogen erarbeitet, um einen Rahmen der Handlungen vorzubereiten.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Entwicklungsphasen nach Sigmund Freud
Abbildung 2: Entwicklungsphasen des psychosozialen Konzepts nach Erik H. Erikson
Abbildung 3: die Zuordnung der Aufgaben der Gehirnhälften
Abbildung 4: Die vier Seiten einer Nachricht
Abbildung 5: Beispiel zum Kommunikationsquadrat
1 Einleitung und Problemstellung
„Stell dich nicht so an!" - Sehr oft hört ein Kind diesen oder einen ähnlichen Satz von Erwachsenen, das sich beispielsweise die Schuhe nicht allein anziehen kann oder will. Im Gegenzug wäre doch: „Lass es uns gemeinsam versuchen" oder „Wir finden zusammen einen Weg, wie du es schaffen kannst." wesentlich sinnvoller und entspannter - sowohl für das Kind als auch den Pädagogen1 als Lernbegleitung. Das Wort „Lernbegleitung" findet hier häufig Anwendung, da es die Rolle der Pädagogen in diesem Thema umfassend beschreibt: der Pädagoge ist Begleiter des kindlichen Selbstlernprozesses. „Hilf mir, es selbst zu tun." (Dieter 2007: S.9), knüpft hierbei an. Es ist ein Leitsatz der Pädagogik nach Maria Montessori. Dieser Leitsatz spiegelt die Idee Montessoris, jeder Mensch könne sich zu einem eigenständig handelnden, selbstbewussten und selbstverantwortlichen Menschen entwickeln. Das Menschenbild Montessoris basiert auf menschenrechtlichen Werten und achtet die Freiheit jeden Individuums. „Hilf mir, es selbst zu tun" zeigt, dass es nur die Unterstützung der Umwelt der Kinder benötigt. In einer vorbereiteten Umgebung wird das natürliche Explorationsverhalten angeregt und die Kinder lernen nach ihrem Willen und Interesse (vgl. Dieter 2007: S.9).
Emmi Pikier war der Meinung, es sei unabdingbar für die Kinder, sich in sicheren, vertrauensvollen und verlässlichen Beziehungen zu entwickeln. Nur so könnten Kinder ihr volles Potential entwickeln (vgl. Ostermayer 2016: S.14). Pikier hat somit einen Leitfaden erstellt, mit dem Pädagogen die Kinder in ihren Bedürfnissen abholen und sie individuell begleiten. Eine Basis für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Kind und Pädagoge. Im weiteren Bereich hat Maria Montessori einen Weg geebnet, der es Pädagogen ermöglicht, die Kinder in ihrer Entwicklung zur Selbstständigkeit zu begleiten und dabei die Emotionen und Gefühle der Kinder zu (be)achten. In diesen beiden Konzepten wird die Rolle der Pädagogen deutlich gemacht, die in einer stabilen Umgebung für Kinder herrschen sollte. Daher hat sich die Autorin in Bezug auf das Thema für diese beiden pädagogischen Ansätze entschieden.
Leider ist es noch häufig der Fall, dass Pädagogen ihre Überlegenheit gegenüber Kindern ausspielen und nicht auf die Bedürfnisse der Kinder in ihrer Selbstständigkeitsentwicklung eingehen. Gefühle werden übergangen und die Kinder aus Bequemlichkeit der Pädagogen in ihrer Explorationsfreude zurückgehalten.
Besonders für Krippenkinder, die sich selbst, ihre Gefühle, ihre Umwelt und ihre Lernbegleiter erstmalig wahrnehmen und entdecken, ist eine professionelle und sensible Begleitung unabdingbar. Die Grundsteine der Selbstständigkeit entwickeln sich. Im Elementarbereich sind die Sicherheit zu sich selbst und in der Umwelt des Kindes besonders wichtig. Kinder wollen die Welt erkunden, sie wollen „groß" sein und mitmachen. „Kinder gestalten ihre Bildung und Entwicklung von Anfang an aktiv mit und übernehmen dabei entwicklungsangemessen Verantwortung, denn der Mensch ist auf Selbstbestimmung und Selbsttätigkeit hin angelegt." (Fthenakis, Berwanger & Reichert- Garschhammer 2019, S.20). Stattdessen wird ihnen häufig alles abgenommen. Anziehen, Essen zubereiten oder gar eigenständig Nahrung zu sich zu nehmen wird den Kindern nicht zugestanden, geschweige denn Erwachsenen zu helfen, zu lernen, sich zu entwickeln. Überall stoßen Kinder immer wieder auf Hürden, die es ihnen erschweren eigenständig zu sein und sich in ihrem Interesse zu bilden, die Welt zu erkunden, sich zu entwickeln. Pädagogen sind häufig damit überfordert, jedem Kind gerecht zu werden. Eine vorbereitete Umgebung und eine offene kommunikative Haltung der Pädagogen als Lernbegleiter sind hier meist schon ausreichend, um den Kindern ein Grundgerüst zu bieten.
In dieser Arbeit möchte die Autorin auf die professionelle und sensible Haltung der Pädagogen eingehen und mit der Arbeit ein Konzept erarbeiten, das im pädagogischen Alltag Anwendung finden kann. Ein Konzept, das sowohl dem Kind und seinen Bedürfnissen, sowie dem Pädagogen gerecht wird.
Wie schon erwähnt, befinden sich Pädagogen häufig in einem Zustand der Überforderung, der es den Kindern verwehrt ihren Interessen und ihrer selbstständigen Entwicklung nachzugehen. Natürlich spielen hier auch äußere Faktoren eine bedeutende Rolle, wie zu wenig Platz, zu viele Kinder in einer Gruppe, zu wenig Personal. Diese Faktoren sollen nicht unbenannt bleiben, finden hier jedoch keine Beachtung, da es hier um die Haltung der Pädagogen und den pädagogischen Alltag geht. Auch unter weniger guten Alltagsbedingungen.
In den folgenden Kapiteln wird die Autorin auf einige theoretische Hintergründe eingehen sowie eine professionelle und sensible Haltung der Pädagogen beschreiben und erarbeiten. Zuerst werden die Begriffe „Selbstständigkeit", „professionell" und „sensibel" definiert, um den Hintergrund des Titels und die Idee der Arbeit näher zu beschreiben. In den weiteren Kapiteln wird sich die Autorin mit verschiedenen theoretischen Hintergründen beschäftigen. Freuds und Eriksons Modell-Theorien der Entwicklungspsychologie geben hierbei einen Einblick in die Handlungsweisen der Kinder. Lerntheoretische Annahmen, wie Ergebnisse aus der Hirnforschung, Konstruktivismus und Lernen am Modell geben einen Einblick, wie Kinder lernen und wie Pädagogen in diesem Prozess angemessen handeln, begleiten und gegebenenfalls unterstützen können. Da auch Kommunikation für Kinder und Pädagogen eine hohe Wichtigkeit in der Entwicklung und Begleitung der Selbstständigkeit aufweist, wird die Autorin hierzu drei Modelle näher beschreiben: die Anatomie einer Nachricht nach Schulz von Thun, das aktive Zuhören sowie die fünf Axiome nach Watzlawick. Alle beschreiben den zwischenmenschlichen Prozess und dessen Optimierung. Sie geben eine Struktur, an der sich Pädagogen in ihrem Alltag orientieren können. Darauffolgend wird die Autorin zwei pädagogische Ansätze beschreiben: den pädagogischen Ansatz nach Emmi Pikier und den pädagogischen Ansatz nach Maria Montessori. Emmi Pikier ist besonders im Krippenbereich gefordert, da sie stark auf eine beziehungsvolle Pflege und den Umgang mit Säuglingen und Kleinkindern eingeht. Der Ansatz Montessoris wird hier mehr Anklang im Elementarbereich finden. Beide sind mit ihrer Haltung Vorreiter für eine ausgeprägte Individualitätsentwicklung, sowie die Entwicklung der Selbstständigkeit und Eigenständigkeit eines Menschen. Als Handlungsmethoden folgen dann Beobachtung und Scaffolding im sozialpädagogischen Alltag. Nachfolgend wird es um die Rolle der Beziehung zwischen Kind und Pädagoge gehen. Darin enthalten sind unteranderem die Bindungstypten und die Eingewöhnung in Krippe und Kindergarten. Um die körperliche Entwicklung in diesem Prozess nicht außer Acht zu lassen, wird sich die Autorin im nächsten Kapitel mit den Themen Psychomotorik und Bewegungserziehung auseinandersetzen, sowie deren Zusammenhang zur Entwicklung des kindlichen Selbst. Auch die Entwicklung des Körpers und der körperbezogenen Kompetenzen und Funktionen eines Kindes sind entscheidend für die Entwicklung der Selbstständigkeit. Ohne Körper- und Bewegungserfahrungen können Kinder kein Selbstkonzept entwickeln. Die Orientierung am eigenen Körper ist die Basis jeder Orientierung im Raum. Das Thema des nächsten Kapitels wird das Freispiel im pädagogischen Alltag und seine Bedeutung auf die Selbstständigkeitsentwicklung.
Darauffolgend beschreibt die Autorin die Raumgestaltung im Krippen- und Elementarbereich zur Unterstützung der Selbstständigkeitsentwicklung. Als letztes Thema wird im gesamten die Rolle der Pädagogen als Lernbegleiter im pädagogischen Alltag beschrieben. Zum Schluss folgt eine Diskussion der Methode sowie der Ergebnisse mit anschließendem Fazit und einem Ausblick auf weitere Themen und Handlungsfelder.
2 Begriffsdefinitionen zum Titel
Um den Hintergrund und die Intention des Titels zu verdeutlichen, werden hier drei Begriffe des Titels definiert: (1) „Selbstständigkeit", (2) „professionell", (3) „sensibel" und damit die Wichtigkeit für das Thema und die Arbeit hervorheben. Jeder einzelne hat eine eigene wichtige Bedeutung für das Thema und den pädagogischen Alltag, sowie in der Arbeit mit Kindern und deren Familien.
2.1 Definition „Selbstständigkeit"
Dem Begriff „Selbstständigkeit" werden im Duden drei Bedeutungen zugewiesen: 1) Die Eigenständigkeit, 2) die Unabhängigkeit und 3) die Existenz als Selbstständiger (vgl. Bibliographisches Institut GmbH 2021c).
Die Eigenständigkeit wird hier in Zusammenhang mit der Erziehung der Kinder beschrieben, diese zur Selbstständigkeit zu erziehen. Bei der Unabhängigkeit wird Bezug genommen auf die Wahrung der Selbstständigkeit, bzw. diese zu erringen (ebd.).
Maria Montessori (2007) beschreibt in ihrem Buch „Das kreative Kind" (S.77f.) den Begriff der Unabhängigkeit als einen Prozess, der mit den ersten Schritten der natürlichen Entwicklung, der Geburt des Kindes, beginnt. Das Kind macht sich hier frei von der Abhängigkeit der Mutter. Es befreit sich „aus dem Gefängnis des mütterlichen Leibes" (ebd.) und bildet einen eigenen „psychischen Körper", indem es seine Umwelt absorbiert und analysiert. Diesen physischen Prozess beschreibt Montessori als solch starken Impuls, den nur der Tod unterbrechen könne. Die Umwelt übt eine Anziehungskraft auf das Kind aus, die es Impulse spüren lässt, die Welt zu erobern. Sie beschreibt den Prozess der Selbstständigkeitsentwicklung, der Unabhängigkeit, also als ein unaufhaltsames natürliches Phänomen, demjedes Kind schon im Mutterleib nachgeht (ebd.).
2.2 Definition „professionell"
Das Wort „professionell" ist zurückzuführen auf den Begriff „Profession". Dieser stammt aus dem 16. Jahrhundert und wird vom französischen „profession" als Beruf oder Berufsstand abgeleitet, sowie aus dem lateinischen „professio" als öffentliches Bekenntnis oder offiziell angegebenes Geschäft (vgl. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache). Im Duden wird der Begriff mit zwei Bedeutungen beschrieben: 1) eine Tätigkeit als Beruf: a) ausüben oder b) betreiben, sowie 2) etwas ist benutzbar oder von Fachleuten anerkannt (vgl. Bibliographisches Institut GmbH 2021)
Es wird also im Gesamten auf den Beruf bezogen, auf die Tätigkeit, die man ausführt. Als professionell wird etwas angesehen, wenn es von Fachleuten ausgeführt wird und nicht von Laien. Das bedeutet für die pädagogische Praxis, dass das Handeln in jeder Situation im fachlichen, also professionellen, Kontext steht. Als Pädagoge hebt man sich durch sein fachmännisches Verhalten von „Nichtfachleuten" (beispielsweise Eltern) ab und handelt nach bestimmten Vorgaben oder Handlungsweisen, die man sich zuvor angeeignet hat. Als Pädagoge ist man Fachmann auf seinem Gebiet, jede Handlung und Verhaltensweise ist dementsprechend angepasst. Im Gegensatz zu Laien wissen Pädagogen ihr Handeln fachlich zu begründen und es mit verschiedenen theoretischen Hintergründen zu belegen.
2.3 Definition „sensibel"
Die Definition des Wortes „sensibel" wird im Bertelsmann Lexikon als folgende beschrieben: „empfindsam, feinfühlig, empfindlich" (Lexikographisches Institut 1996, S.8926). Im Duden werden diese drei Eigenschaften ebenfalls zugewiesen: jemand ist (1) besonders empfindsam, (2) empfindlich gegenüber Schmerz oder Reizen von außen, (3) jemand besitzt besonders viel Sorgfalt oder Fingerspitzengefühl. Das Wort selbst wird aus dem französischen (sensible) und dem lateinischen (sensibilis) abgeleitet, und beschreibt die Fähigkeit für Empfindungen, also etwas fühlen zu können (vgl. Bibliographisches Institut GmbH 2021d). In Bezug auf den Titel findet hauptsächlich der dritte Punkt Anwendung. Pädagogen benötigen für ihr Handeln und allgemein im pädagogischen Alltag viel Fingerspitzengefühl für die einzelnen Klienten. Jedes Kind, jeder Erwachsene muss wahrgenommen werden und auf jeden muss ein Pädagoge feinfühlig reagieren können. Eine sensible Art ist häufig von enormer Wichtigkeit für den Umgang mit Kindern und Familien. Jede Situation muss individuell eingeschätzt werden und erfordert eine darauf angepasste Reaktion. Besonders in der Entwicklungsbegleitung von Kindern ist eine sensible Haltung gefordert.
3 Entwicklungspsychologische Modelle nach Freud und Erikson
Von Geburt an entwickelt das Kind seine Identität und den Drang nach selbstständigem Handeln und Sein. Sigmund Freud entwickelte verschiedene Stufen in der Entwicklungspsychologie des Kindes. Der Psychoanalytiker Erik H. Erikson entwickelte dieses Modell der psychosozialen Entwicklungsphasen weiter. Freuds Annahme, die Entwicklung des Menschen ende mit der genitalen Phase, erweiterte Erikson um die Annahme, dass Entwicklung ein lebenslanger Prozess sei (vgl. Lohaus & Vierhaus 2019: S.15). Sigmund Freud wurde 1856 in Freiberg geboren und promovierte in Medizin 1881 an der Wiener medizinischen Fakultät, seine Habilitation erhielt er 1885 in Neuropathologie. Bei seinem Aufenthalt 1885/86 in Paris beschäftigte er sich zunächst mit Hysterie, 1900 entwickelt er die Traumdeutung. 1902 erhält Freud die Professur für Neuropathologie. Er begründete und entwickelte die Psychoanalyse (vgl. Eckelmann 2014). Freund beschreibt drei Modelle, in die er die menschlichen Verhaltensweisen einordnet: (1) Das „topographische Modell", in das er das Bewusste, Unterbewusste und Vorbewusste eines Menschen einordnet, (2) das „Instanzmodell", dem er das ICH, ES und ÜBER-ICH zuordnet und (3) das „Phasenmodell der psychosexuellen Entwicklung, in dem er die Entwicklungsphasen des Menschen beschreibt (vgl. Dentler 2017: S. 67)
Freud entwickelte im Instanzmodell drei zentrale Instanzen der Persönlichkeit: Das ES, das ICH und das ÜBER-ICH. Freud geht davon aus, dass der Mensch ab seiner Geburt Triebbedürfnisse entwickelt. Zu Beginn der Entwicklung ist das ES vorherrschend. Das ES bemüht sich um die unmittelbare Triebbefriedigung. So empfindet schon ein Säugling das Bedürfnis nach Nahrung und versucht alles, um sein Bedürfnis befriedigen zu können, ohne Rücksicht auf seine Umwelt. Im weiteren Verlauf der Entwicklung eines Kindes, entwickeln sich auch das ÜBER-ICH und das ICH. Das ÜBER-ICH repräsentiert die Normen und Werte der Gesellschaft und des Umfelds des Kindes, im Gegensatz zurTriebbefriedigung. Das ICH erhält im Laufe der Entwicklung zunehmend eine große Bedeutung, es wirkt und agiert als Vermittler zwischen ES und ÜBER-ICH. Das ICH ist bemüht die Triebbefriedigung mit den Werten und Normen der Gesellschaft zu vereinen. Im Laufe der Entwicklung verändern sich auch die Quellen der Triebbefriedigung. Diese ordnet er den Entwicklungsphasen eines Kindes zu.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Entwicklungsphasen nach Sigmund Freud
(Lohaus & Vierhaus 2019: S.14f.).
Sowohl Freud als auch Erik H. Erikson behaupten, dass die „biologisch vorprogrammierten Entwicklungsstufen" (Kasten 2018: S.56) nur erfolgreich durchlaufen werden können, wenn eine positive und gelungene Erziehung, sowie Sozialisation stattfinden. Während der oralen Phase im ersten Lebensjahr festigt sich die Libido im oralen Bereich: dem Mund und den Lippen. Orale Aktivitäten, wie Lutschen oder Beißen, bringen einen Lustgewinn. Das Stillen gibt dem Säugling Sicherheit, mit dem Abstillen wird ihm diese genommen. Ihm wird die wichtigste orale Triebbefriedigung vorenthalten. Er kann darauf mit verschiedenen negativen Emotionen reagieren, wie Angst und Aggression. Freud gibt an, dass ein zu frühes Abstillen im späteren Leben zu einer pessimistischen Grundhaltung führen kann (vgl. Kasten 2018: S. 55ff.). Innerhalb der analen Phase, im zweiten und dritten Lebensjahr, bereitet dem Kind hauptsächlich die Darmentleerung, bzw. das Zurückhalten und Ausscheiden des Darminhaltes und damit verbunden die Kontrolle über den eigenen Körper, Lustgewinn. Das Kind sieht die Ausscheidung als etwas Wertvolles. Mit der Sauberkeitserziehung lernt das Kind seine Organe, sowie seine Ausscheidungen zu kontrollieren und diese als „unsauber" die Toilette hinunterzuspülen. In dieser Phase lernt das Kind auch, dass esTrotz und Protest durch die Ausscheidungen ausdrücken kann. Freud ist hier der Ansicht, dass eine zu frühe Sauberkeitserziehung später zu übertriebener Sauberkeit führt (ebd.). Die phallische Phase, im vierten bis sechsten Lebensjahr, rückt die Genitalien des Kindes in den Vordergrund (ebd.).
Innerhalb der phallischen Phase durchleben die Kinder auch den Ödipuskomplex (bei Jungs) bzw. Elektrakomplex (bei Mädchen). Die Kinder entdecken die genitalen Unterschiede der Geschlechter und entwickeln jeweils zum andersgeschlechtlichen Elternteil eine Anziehung (vgl. Lohaus & Vierhaus 2019: S.14f.). Jungs beispielsweise fühlen sich eher zur Mutter hingezogen und entwickeln eine feindselige Abneigung gegenüber dem Vater. Es entwickelt sich, laut Freud, der Wunsch den Vater zu beseitigen, um diesen bei der Mutter zu ersetzen (vgl. Freud 2009: S.271). Ebenso bilden sich in dieser Phase die Grundlagen des ÜBER ICH und das Gewissen, die dafür sorgen Ge- und Verbote der Eltern zu achten und einzuhalten. Wird der Ödipuskomplex/Elektrakomplex nicht angemessen bewältigt, kommt es zu einer übermäßigen neurotischen Reaktion, z.B. einer Fixierung auf einen Elternteil (vgl. Kasten 2018: S.57). Im Anschluss daran identifiziert sich das Kind mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil, um so indirekt die eigenen Wünsche erfüllen zu können. Dadurch kommt es zur Übernahme der Normen und Werte und so zur vollständigen Ausbildung des ÜBER-ICH und ICH. Das ICH übernimmt vermehrt seine Vermittlerrolle und entwickelt Strategien, um die ES-lmpulse in eine annehmbare Form zu bringen, die sozial akzeptabel sind (vgl. Lohaus & Vierhaus 2019: S.14f.). Während der Latenzphase nimmt vorrübergehend die Bedeutung des genitalen Lustgewinns ab. Die Wissbegier intellektueller Art nimmt dafür um so mehr zu und wirkt als Umleitung der ES-Energien. In der genitalen Phase wirken die genitalen Zonen wieder vermehrt als Quelle des Lustgewinns (vgl. Lohaus & Vierhaus 2019: S.14f.). Laut Freud kommt es in der kindlichen Entwicklung nicht zu Entwicklungsproblemen, solange die Bedürfnisse des Kindes in den einzelnen Phasen angemessen erfüllt werden. Probleme entstehen erst dann, wenn die Bedürfnisse nicht ausreichend oder übermäßig erfüllt werden. Dies führt zu Fixationen, also einem Stillstand der jeweiligen Entwicklungsphase, was damit verbunden ist, dass Bedürfnisse in späteren Entwicklungsphasen besonders stark befriedigt werden müssen. Diese Bedürfnisse stammen dann auch aus Quellen, die nicht altersentsprechend zugeordnet werden. Dazu kann z.B. im Erwachsenenalter eine vermehrte orale Beschäftigung zählen, wie das Rauchen (ebd.). Die Theorie der Psychoanalyse von Erik H. Erikson baut auf den Annahmen Freuds auf. Erikson wurde 1902 in Frankfurt am Main geboren, interessierte sich zunächst für eine künstlerische Ausbildung und war sieben Jahre lang unentschlossen in seiner Berufswahl. Später absolvierte er bei Anna Freud in Wien eine Ausbildung in Kinderanalyse. Gleichzeitig absolvierte er ein Montessori-Studium, was ihn zur Erwachsenentherapie brachte (vgl. Conzen 2010: S.12ff.). In seiner Arbeit als Psychoanalytiker entwickelte er, auf der Grundlage Freuds Psychoanalyse, ein eigenes psychoanalytisches Modell. In seinem Modell geht er davon aus, dass die Entwicklung ein lebenslanger Prozess ist und schreibt der Ich-Entwicklung eine höhere Bedeutung zu, als es Freud getan hat. Erikson geht davon aus, dass die Persönlichkeitsentwicklung durch das Durchlaufen und Lösen mehrerer psychosozialer Krisen geprägt wird. Der erste Entwicklungsschritt, den ein Kind durchlebt, ist der Aufbau eines Urvertrauens. Durch eine konstante Befriedigung seiner Bedürfnisse baut der Säugling Vertrauen zu seiner Umwelt und seinen Bezugspersonen auf. Er lernt, dass immer jemand für ihn und seine Bedürfnisse da ist. Können die Bedürfnisse des Säuglings nicht konstant befriedigt werden entwickelt er ein Urmisstrauen. Erikson beschreibt in seinen Phasen immer zwei mögliche Entwicklungen, die sich durch das Erleben und Lösen der Krisen, in die eine oder andere Richtung definieren (vgl. Lohaus & Vierhaus 2019: S. 16).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Entwicklungsphasen des psychosozialen Konzepts nach Erik H. Erikson (Lohaus & Vierhaus 2019: S. 16).
Im Mittelpunkt der Entwicklung steht immer die Ich-Entwicklung, die sich auf die Selbstständigkeit des Kindes auswirkt. Hat die Entwicklung einen positiven Verlauf, entwickelt sich die Identität des Kindes. Verläuft diese Phase eher negativ, kommt es zu einer Rollendiffusion. Erikson beschreibt diesen Prozess zwar erst in der Adoleszens, die Entwicklung des kindlichen Selbst beginnt aber schon von Anfang an (vgl. Lohaus & Vierhaus 2019:S. 16).
4 Lerntheoretische Annahmen
Lernen ist ein lebenslanger Prozess, der jeden Menschen von Geburt an begleitet. Erwachsene verbinden Lernen häufig mit Anstrengung, Auswendiglernen und Arbeit. Doch wie lernt der Mensch wirklich? Wie lernen Kinder und wie können Pädagogen sie dabei optimal unterstützen? Lernen ist nicht nur Lesen- oder Schreiben lernen, sondern auch Verhaltensweisen, Malen, Laufen, mit Emotionen umgehen, selbstständig sein (vgl. Schäfer 2005: S.12). Mit der Zeit sind dazu, auf Grundlage der Ergebnisse aus der Hirnforschung, verschiedene lerntheoretische Annahmen entstanden, unter anderem der Konstruktivismus und Lernen am Modell. Diese werden in diesem Kapitel in Bezug zum pädagogischen Alltag näher beschrieben.
4.1 Ergebnisse aus der Hirnforschung
Das Gehirn ist das sich am schnellsten entwickelnde Organ des Menschen. Kein anderes entwickelt sich so früh, so schnell. Bereits in der Schwangerschaft, etwa in der sechsten Woche, bilden sich erste Gehirnzellen. Bis zur Geburt sind es bereits ca. 120 Milliarden (vgl. Metzinger 2018, S. 18f.). In diesem Stadium ist es jedoch erst wenig entwickelt. Ab der Geburt sendet das Gehirn ständig Reize aus der Umwelt an die Sinnesorgane, diese leiten die Reize an die Neuronen weiter. Dadurch entstehen Synapsen (Verbindungen) und bilden ein neuronales Netzwerk. Die visuelle Wahrnehmung erreicht mit diesem Prozess bereits im ersten Lebensjahr des Kindes ihren Höhepunkt, (ebd. S.19). Mit jedem neuen Reiz, jeder neuen Herausforderung und allem was das Kind lernt, entstehen neue Synapsen und das Netzwerk wächst (ebd.). Heute geht die Forschung davon aus, dass sich jede Funktion des Gehirns und jede Vernetzung anhand der „Interaktion der Neuronen mit der Umgebung" (Zimmer 2011: S.4) entwickelt. Werden die bereits gewonnenen Synapsen jedoch nicht genutzt und dadurch weiter ausgebaut und gefestigt, bilden sie sich mit derZeit zurück (vgl. Zimmer 2011: S.4).
Das Gehirn besteht aus zwei Hälften, denen verschiedene Funktionen zugewiesen werden. Sie sind durch den Corpus callosum, einen Nervenstrang, miteinander verbunden. Die Gehirnhälften sind mit den Körperfunktionen der gegenüberliegenden Körperhälfte verbunden: die rechte Gehirnhälfte erhält Impulse durch die linke Körperhälfte, die linke Gehirnhälfte erhält Impulse durch die rechte Körperhälfte. Je nach Entwicklung und
Interesse des Kindes ist jeweils eine Gehirnhälfte stärker ausgeprägt. Bei den meisten Menschen dominiert, durch die Schule, hauptsächlich die linke Gehirnhälfte, da dort der Fokus auf logischem Denken und Fakten liegt. Nur wenn beide Hälften miteinander kooperieren, kann das Kind z.B. lesen lernen. Daher ist es wichtig, das Kind von Anfang an ganzheitlich zu fördern (vgl. Pluntke 2021). Mit der Förderung sensorischer Reize kann das Gehirn wachsen. Zimmer (2011) beschreibt sensorische Reize als „Nahrung für das Gehirn" (S.5). Alles, was das Gleichgewicht und die Bewegung fördert, fördert auch das Wachstum des Gehirns und die Verbindung zwischen den beiden Gehirnhälften. Kinder lernen so z.B. durch Schaukeln oder Balancieren und verknüpfen damit Kreatives mit Rationalem (vgl. Zimmer 2011, S.5).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: die Zuordnung der Aufgaben der Gehirnhälften (vgl. Pluntke 2021).
„Alles was den Entdecker- und Erfindergeist der Kleinen speist, ist von Vorteil für die Entwicklung des noch wachsenden Gehirns. Denn Kinder lernen das am besten, was sie selbst ausprobieren und unmittelbar erfahren" (Metzinger 2018, S. 20 zit. n. Jaszus u.a. 2008, S. 302). Für den Prozess kindlichen Lernens in der Hirnforschung sind also sich wiederholende Tätigkeiten, bei denen die Kinder selbst mitwirken, am besten. Die Pädagogen sind hier dazu angehalten eine möglichst umfangreiche, aber dennoch nicht überladene Umgebung für die Kinder vorzubereiten, die es ihnen ermöglicht vielfältige Erfahrungen sammeln zu können und diese zu vertiefen. Dabei muss auf die Einzigartigkeit und Individualität jeden Kindes geachtet und diese in jedes Vorhaben einbezogen werden (ebd. S.21).
4.2 Konstruktivismus
„Es ist noch kein Mensch zur Selbstständigkeit ,geführt' worden." (Berkemeier et al. 2016: S. 30 zit.n.Arnold 2007:S.ll)
Im Konstruktivismus wird angenommen, dass Menschen die Realität um sich herum nicht wahrnehmen können. Sie konstruieren sich ihre Welt und Realität aus dem Erlebten selbst. Die Wirklichkeit jedes individuellen Menschen spielt sich also ausschließlich in dessen Kopf ab (vgl. Berkemeier et al. 2016: S. 31). Die Bildungsprozesse der Kinderfinden in Interaktion mit anderen Kindern, und auch Erwachsenen, statt. Das Kind erlebt diesen Prozess nicht passiv, es gestaltet sich seinen Lernprozess kreativ, eigenständig und aktiv, indem es sein bisheriges Wissen rekonstruiert und transformiert. Den Prozess des Konstruierens mit anderen nennt man auch „Ko-Konstruktion". Die Entwicklung des Kindes ist hierbei ein gemeinsamer Prozess aller Beteiligten. Anhand des Vorbildes durch andere Kinder und Erwachsene und in Interaktion und Zusammenarbeit mit diesen, entwickelt das Kind Problemlösestrategien und intuitive Theorien. Ko-Konstruktive Prozesse sind im pädagogischen Alltag beispielsweise Rollenspiele oder das Freispiel (s. Kap. 12). Ko- Konstruktivismus wird auch als „soziales Lernen" bezeichnet (vgl. Textor 2007). Fähigkeiten, Werte und Kenntnisse lernt das Kind anhand aktiver individueller Konstruktion, sie werden dem Kind nicht von außen vermittelt. Von Belehrungen oder auch durch Unterricht lernen Kinder nur wenig. Kinder müssen sich ihre nächste Entwicklungsstufe anhand ihrer sozialen und materiellen Umwelt eigenständig erarbeiten (vgl Textor 2000). Hier werden zwei Prozesse differenziert:
- Assimilation: neu Erlerntes wird in schon bestehende Denkmuster eingeordnet
- Akkommodation: bereits Gelerntes wird durch neues Wissen erweitert (ebd.).
Das Lernen der Kinder wird auch im hessischen Bildungs- und Erziehungsplan (HBEP) als ko- konstruktiver Prozess beschrieben: „Bildung im Kindesalter gestaltet sich als sozialer Prozess, an dem sich Kinder und Erwachsene aktiv beteiligen. Nur in gemeinsamer Interaktion, im sozialen Dialog und im ko-konstruktiven Prozess findet Bildung, nicht zuletzt als Sinnkonstruktion, statt." (Fthenakis, Berwanger & Reichert-Garschhammer 2019: S. 21). Die soziale Interaktion unter den Kindern und auch zwischen Kind und Erwachsenem wird hier als „Schlüssel zur Wissens- und Sinnkonstruktion" (ebd.) beschrieben. Das Kind lernt also am besten in Interaktion mit seiner Umwelt (ebd.).
4.3 Lernen am Modell
Kinder lernen durch Nachahmung und Beobachtung von anderen Kindern und Erwachsenen. Im pädagogischen Alltag sind der Pädagoge, die Umwelt und die anderen Kinder das Modell, an dem sich das Kind orientiert und von denen es lernt. Das Kind orientiert sich an seiner Umwelt, es nimmt sie wahr und übernimmt Handlungsweisen und Vorgänge, die für seine Entwicklung von Bedeutung sind. Albert Bandura beschreibt hierzu das „Lernen am Modell" oder auch „Beobachtungslernen" (vgl. Gudjons & Traub 2016, 5.224) . Das Lernen der Kinder beruht hierbei auf Nachahmung des Modells, sowie der Identifikation mit dem Modell und seinem Verhalten. Das Kind entwickelt verschiedene Schemata zur Informationsverarbeitung, mit denen es das wahrgenommene Verhalten des Modells auswertet, umwandelt und anpasst (vgl. Hurrelmann 2006, S. 64). Nach Bandura geschieht dieser Prozess in vier Phasen: (1) die „Aufmerksamkeitszuwendung", (2) die „Behaltensphase", (3) die „Reproduktionsphase" und (4) die „motivationale Phase" (ebd. 5.225) . Das Verhalten des Modells wird wahrgenommen, das Kind speichert das Verhalten und übt es selbst aus. Danach wertet es den Effekt aus und beschließt das Verhalten entweder weiter anzuwenden oder es nicht zu wiederholen. Das Lernen wird in diesem Prozess als eine „Person-Situation-Interaktion" (Gudjons & Traub 2016, S.225 zit. n. Weidenmann 1989, 1004) beschrieben und somit nicht als ein Imitieren angesehen (ebd.). Das Lernen am Modell als soziales Lernen geht von einer lebenslangen Lernfähigkeit aus. Lernen ist somit ein sich ständig weiterentwickelnder Prozess. Je nach Entwicklung des Kindes, seiner Persönlichkeit und seinen bisherigen Erfahrungen verändert sich das Lernen und damit auch das Ergebnis des oben beschriebenen Prozesses. Bereits gelernte Prozesse werden immer weiter optimiert, überarbeitet oder vergessen - sie passen sich den neuen veränderten Lebensumständen des Kindes (und des Erwachsenen) an (vgl. Hurrelmann 2006, S. 65). Sieht ein Kind z.B. den Pädagogen beim Aufräumen seiner zuvor benötigten Utensilien, wird es das Aufräumen seiner Spielsachen übernehmen. Lässt der Pädagoge seine Sachen selbst einfach liegen, verlangt aber vom Kind, seine Spielsachen immer
[...]
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung aller personalisierten Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl fürjedes Geschlecht.
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