Die Form des Weltsystems bedingt immer auch eine bestimmte Form zumindest der Außenpolitik. Lag
das Hauptaugenmerk der North Atlantic Treaty Organization (NATO) zu Zeiten des Kalten Krieges
vornehmlich auf der atomaren Strategie, wie z.B. der „Flexible Response“ (vgl. Varwick, Woyke, 2000:
14f.), so begann mit dem Ende der bipolaren Weltordnung auch eine latente Umbruchsphase für die
Organisation. Diese endete mehr oder weniger im „Strategischen Konzept des Bündnisses“ von 1999.
Wohl auch unter den damals aktuellen Eindrücken der Humanitären Intervention im Kosovo verstand
sich die NATO nun mehr als Interventionsbündnis dessen „security […] remains [a] subject to a wide
variety of military and non-military risks which are multi-directional and often difficult to predict. These
risks include uncertainty and instability in and around the Euro-Atlantic area and the possibility of
regional crises at the periphery of the Alliance, which could evolve rapidly” (NATO, 1999: Abschnitt 20).
Weiterhin heißt an selber Stelle, dass ethnische und religiöse Konflikte, territoriale Streitigkeiten,
gescheiterte oder schwache Reformen, Menschenrechtsverletzung und die Auflösung von Staaten zu
Instabilität führen können, die sich kausal auch zu bewaffneten Konflikten auswachsen können, die das
euro-atlantische Bündnis betreffen – ein offenes Konzept, das nur wenig Konkretes bietet, gleichzeitig
aber auch sehr umfassend, z.B. ihm Rahmen militärischer Interventionen, gedeutet werden kann.
Genau dieses neue Konzept der NATO, als Reaktion auf die veränderten globalen Bedingungen, und
dessen Rückwirkung auf Politik und militärische Einsatzformen sind Gegenstand dieser Arbeit. Hier
kann bereits an dieser Stelle der Arbeit festgestellt werden, dass trotz breiter Zielformulierung keine
klaren strategischen oder taktischen Formulierungen oder etwaige Einsatzkriterien vorliegen – vielmehr
wird die Politik der NATO durch ad hoc Entscheidungen geprägt (vgl. Hippler, 2006: 24 – 30).
Politik bedient sich immer der Sprache, steht mit ihr aber in einem wechselseitigen Verhältnis. Dieses
soll in dieser Arbeit aufgezeigt werden: Wie wird Sprache durch Politik geformt und wie formt Sprache
im Rückschluss als Handlungszwang die Politik? Dies soll exemplarisch am Beispiel des immer noch
gültigen Strategischen Konzepts der NATO von 1999 und ihrem Einsatz in Afghanistan aufgezeigt
werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0 Einleitung
- 2.0 Das Strategische Konzept des NATO-Bündnisses von 1999
- 3.0 Kritische Diskursanalyse des Strategischen Bündniskonzepts
- 3.1 Causal Power
- 3.2 Genre
- 3.3 Repräsentation
- 3.4 Stil
- 4.0 Das NATO-Konzept in der Feuerprobe
- 5.0 Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem neuen NATO-Konzept von 1999 und dessen Auswirkungen auf die Politik und militärische Einsatzformen. Im Fokus steht eine kritische Diskursanalyse der NATO-internen Sprache, um die Ambivalenzen und potenziellen negativen Folgen eines offenen und unspezifischen Konzepts aufzuzeigen.
- Die Veränderung des Weltsystems nach dem Ende des Kalten Krieges und die damit verbundenen neuen Herausforderungen für die NATO
- Die Rolle der Sprache in der politischen Entscheidungsfindung und die Analyse von Diskursen zur NATO-Strategie
- Die Anwendung des neuen NATO-Konzepts im Afghanistan-Einsatz und dessen Auswirkungen auf die Praxis
- Die kritische Analyse des Strategischen Konzepts mit Hilfe der 'Critical Discourse Analysis' von Norman Fairclough
- Die Untersuchung der negativen Konsequenzen, die sich aus einem offenen und unspezifischen Konzept ergeben können
Zusammenfassung der Kapitel
1.0 Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den Wandel der NATO-Strategie nach dem Ende des Kalten Krieges. Sie erläutert die Bedeutung des Strategischen Konzepts von 1999 und die Notwendigkeit einer kritischen Diskursanalyse, um die Sprache der NATO zu analysieren.
2.0 Das Strategische Konzept des NATO-Bündnisses von 1999
Dieses Kapitel stellt das neue Strategische Konzept der NATO von 1999 vor und analysiert seine Inhalte. Es werden die Hintergründe des Konzepts, die veränderten globalen Bedingungen sowie die neuen Aufgaben und Herausforderungen der NATO beleuchtet.
3.0 Kritische Diskursanalyse des Strategischen Bündniskonzepts
Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Anwendung der 'Critical Discourse Analysis' auf das Strategische Konzept der NATO. Es untersucht die Konditionen und Bedürfnisse, die Repräsentationen und den Stil des Dokuments, um die Sprache der NATO zu dekonstruieren und ihre impliziten Botschaften aufzudecken.
4.0 Das NATO-Konzept in der Feuerprobe
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Einsatz des neuen NATO-Konzepts im Afghanistan-Einsatz. Es untersucht, wie die theoretische Produktion des Strategischen Konzepts in die praktische Handlung umgesetzt wurde und welche Auswirkungen dies auf die NATO-Mission hatte.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themenfelder dieser Arbeit sind: NATO-Strategie, Strategisches Konzept, 'Critical Discourse Analysis', Afghanistan-Einsatz, Diskursanalyse, Sprache und Politik, Interventionen, Sicherheit, Krisenmanagement, Militär, Politik, globale Ordnung.
- Quote paper
- Jens Engel (Author), 2008, Das neue NATO-Konzept in der Feuerprobe Afghanistan, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118338