Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit Rilkes 1910 erschienenem Tagebuchroman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge". Im Zentrum von Maltes städtischen Aufzeichnungen steht seine Konfrontation mit der Metropole Paris, die er als „Angriff einer neuen, unbegreiflichen Wirklichkeit“ erlebt. Dieser „Angriff“ ist einerseits Ursache für seine Angst auf der Gegenwartsebene und andererseits Anlass für seine Flucht in Erinnerungen und die damit verbundene Auseinandersetzung mit den Ängsten seiner Kindheit. Durch Schreiben, d.h. durch das Verfassen der Aufzeichnungen, versucht Malte, seiner Ängste Herr zu werden. Angst wird im Roman immer wieder thematisiert. Malte kann Angst nicht nur spüren, sondern in einer Gasse auch riechen. Er beobachtet ein schlafendes Kind, das Angst atmet (MLB, 7). Vor einer Abrissmauer sieht er „die Materialisierung von Lebensgefühlen, vor allem von Ekel und Angst“ (MLB, 42). Malte vergegenwärtigt sich die Ängste seiner Kindheit und verwendet in einem einzigen Satz das Wort „Angst“ zehn Mal (MLB, 57).
Angst als Motiv wird auch in der mir vorliegenden Forschungsliteratur sehr häufig erwähnt, jedoch nur in einem Aufsatz in den Fokus einer Untersuchung gerückt. Hans Schwerte legt in Maltes Angst den Schwerpunkt allerdings nicht auf die Verbindung von Großstadt und Angst, sodass ich mich in meiner Hausarbeit mit diesem Aspekt befassen möchte.
Das Ziel meiner Arbeit ist, den Einfluss der Großstadt nicht nur auf den Inhalt von Maltes Aufzeichnungen, sondern auch auf deren Form und Sprache zu untersuchen und dabei Angst als Wirkung der Großstadt in den Fokus zu nehmen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Motiv der Angst
- 2.1. Begriffsdefinition „Motiv“
- 2.2. Begriffsdefinitionen „Angst“ und „Furcht“
- 2.3. Das Motiv der Angst als Zusammenhang stiftendes Element zur Verbindung disparater Stoffbereiche
- 3. Angst als Wirkung der Großstadt
- 3.1. Maltes urbane Wahrnehmung
- 3.2. Narratologische Aspekte in der Darstellung von Maltes Wahrnehmung
- 3.3. Begünstigende Faktoren für Maltes Angst
- 3.4. Maltes Angst als Wirkung der Großstadt
- 4. Die wieder auferstandenen Ängste der Kindheit
- 4.1. Angst als Maltes Begleiter seit seiner Kindheit
- 4.2. Die „Wiederbelebung“ der Kindheitsängste durch die Erfahrungen der Großstadt
- 5. Schreiben als Mittel gegen die Angst
- 5.1. Sehen als Voraussetzung für Schreiben
- 5.2. Alleinsein als Voraussetzung für Schreiben
- 5.3. Schreiben als Versuch der Bewältigung der Angst
- 6. Der Einfluss der Großstadt auf die Darstellung der Angst bzw. der Angst machenden Umstände
- 6.1. Narratologische Aspekte
- 6.2. Die Form der Aufzeichnungen
- 6.3. Die Sprache der Aufzeichnungen
- 7. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht Rilkes "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" mit dem Fokus auf das Motiv der Angst und dessen Verbindung zur Großstadt-Erfahrung. Ziel ist es, den Einfluss der Metropole Paris auf Maltes Angst, die Darstellung dieser Angst in den Aufzeichnungen und die Form sowie Sprache des Textes zu analysieren.
- Angst als zentrales Motiv in Rilkes Werk
- Die Großstadt als Auslöser und Verstärker von Angst
- Narratologische Aspekte der Angst-Darstellung
- Die Rolle des Schreibens als Bewältigungsmechanismus
- Verbindung zwischen Kindheitsängsten und städtischen Erfahrungen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und beschreibt den Fokus auf Rilkes "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge", insbesondere die Konfrontation Maltes mit der Großstadt Paris und die daraus resultierende Angst. Sie benennt das Ziel der Arbeit, den Einfluss der Großstadt auf Inhalt, Form und Sprache der Aufzeichnungen zu untersuchen, wobei die Angst im Zentrum der Analyse steht. Die Einleitung skizziert den Aufbau der Arbeit und erwähnt die Limitationen des gewählten Forschungsansatzes.
2. Das Motiv der Angst: Dieses Kapitel definiert die zentralen Begriffe "Motiv", "Angst" und "Furcht". Es etabliert "Angst" als ein zentrales, strukturgebendes Motiv in Rilkes Werk, das die disparaten Stoffbereiche der Aufzeichnungen miteinander verbindet. Die unterschiedlichen Definitionen von Angst aus literaturwissenschaftlicher und psychologischer Perspektive werden beleuchtet und im Kontext des Romans erläutert.
3. Angst als Wirkung der Großstadt: Dieses Kapitel untersucht Maltes Wahrnehmung der Großstadt und analysiert narratologische Aspekte wie Fokalisierung, Erzählerbeteiligung und Erzählzeitpunkt, um die Darstellung seiner Angst zu verstehen. Es werden Faktoren identifiziert, die Maltes Angst begünstigen, und die Angst wird explizit als Wirkung der Großstadt gedeutet. Die Kapitel beschreibt die Großstadt als einen Ort der Anonymität, Überforderung und Bedrohung, der Maltes existenzielle Ängste verstärkt.
4. Die wieder auferstandenen Ängste der Kindheit: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Kindheitsängste Maltes und die Rolle der Großstadt als Katalysator für deren „Wiederbelebung“. Es wird untersucht, wie die Erfahrungen in der Großstadt vergangene Traumata wieder aufleben lassen und Maltes gegenwärtige Angst verstärken. Die Konfrontation mit der urbanen Umwelt triggert somit tiefgreifende emotionale Reaktionen.
5. Schreiben als Mittel gegen die Angst: Dieses Kapitel analysiert das Schreiben als Maltes Bewältigungsstrategie seiner Ängste. Es beleuchtet die Voraussetzungen für sein Schreiben, insbesondere das "neue Sehen" und das Alleinsein, und untersucht das Verfassen der Aufzeichnungen als einen Versuch, die Angst zu verarbeiten und zu bewältigen. Das Schreiben wird als Akt der Selbstreflexion und der Auseinandersetzung mit dem eigenen Erleben dargestellt.
6. Der Einfluss der Großstadt auf die Darstellung der Angst bzw. der Angst machenden Umstände: Dieses Kapitel analysiert den Einfluss der Großstadt auf die Darstellung von Angst und angstmachenden Umständen im Roman. Es untersucht narratologische Aspekte, Besonderheiten der Form und der Sprache der Aufzeichnungen, um den Zusammenhang zwischen urbanem Umfeld und der literarischen Gestaltung der Angst aufzuzeigen. Die Analyse umfasst sowohl inhaltliche als auch formale Aspekte des Textes.
Schlüsselwörter
Rainer Maria Rilke, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Angst, Großstadt, Urbanität, Motiv, Narratologie, Schreiben, Kindheitsängste, Bewältigungsmechanismen.
Häufig gestellte Fragen zu Rilkes "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge"
Was ist der Fokus dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit analysiert Rainer Maria Rilkes "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" mit dem Schwerpunkt auf dem Motiv der Angst und dessen Verbindung zur Erfahrung der Großstadt. Im Mittelpunkt steht der Einfluss von Paris auf Maltes Angst, die Darstellung dieser Angst in den Aufzeichnungen und die Form sowie Sprache des Textes.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Angst als zentrales Motiv in Rilkes Werk; die Großstadt als Auslöser und Verstärker von Angst; narratologische Aspekte der Angst-Darstellung; das Schreiben als Bewältigungsmechanismus; und die Verbindung zwischen Kindheitsängsten und städtischen Erfahrungen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, Das Motiv der Angst, Angst als Wirkung der Großstadt, Die wieder auferstandenen Ängste der Kindheit, Schreiben als Mittel gegen die Angst, Der Einfluss der Großstadt auf die Darstellung der Angst, und Schluss. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detailliert beschrieben.
Wie werden die Begriffe „Motiv“, „Angst“ und „Furcht“ definiert?
Kapitel 2 definiert die zentralen Begriffe "Motiv", "Angst" und "Furcht". Es wird "Angst" als ein zentrales, strukturgebendes Motiv in Rilkes Werk etabliert, das die disparaten Stoffbereiche der Aufzeichnungen miteinander verbindet. Die unterschiedlichen Definitionen von Angst aus literaturwissenschaftlicher und psychologischer Perspektive werden beleuchtet und im Kontext des Romans erläutert.
Wie wird Maltes Angst in Bezug auf die Großstadt analysiert?
Kapitel 3 untersucht Maltes Wahrnehmung der Großstadt und analysiert narratologische Aspekte, um die Darstellung seiner Angst zu verstehen. Faktoren, die Maltes Angst begünstigen, werden identifiziert, und die Angst wird explizit als Wirkung der Großstadt gedeutet. Die Großstadt wird als Ort der Anonymität, Überforderung und Bedrohung dargestellt, der Maltes existenzielle Ängste verstärkt.
Welche Rolle spielen die Kindheitsängste in der Arbeit?
Kapitel 4 konzentriert sich auf Maltes Kindheitsängste und die Rolle der Großstadt als Katalysator für deren „Wiederbelebung“. Die Arbeit untersucht, wie die Erfahrungen in der Großstadt vergangene Traumata wieder aufleben lassen und Maltes gegenwärtige Angst verstärken.
Wie wird das Schreiben als Bewältigungsmechanismus dargestellt?
Kapitel 5 analysiert das Schreiben als Maltes Bewältigungsstrategie. Es beleuchtet die Voraussetzungen für sein Schreiben (Sehen und Alleinsein) und untersucht das Verfassen der Aufzeichnungen als Versuch, die Angst zu verarbeiten und zu bewältigen. Das Schreiben wird als Akt der Selbstreflexion dargestellt.
Welchen Einfluss hat die Großstadt auf die Darstellung der Angst?
Kapitel 6 analysiert den Einfluss der Großstadt auf die Darstellung von Angst und angstmachenden Umständen. Es untersucht narratologische Aspekte, die Form und die Sprache der Aufzeichnungen, um den Zusammenhang zwischen urbanem Umfeld und der literarischen Gestaltung der Angst aufzuzeigen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Rainer Maria Rilke, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Angst, Großstadt, Urbanität, Motiv, Narratologie, Schreiben, Kindheitsängste, Bewältigungsmechanismen.
- Arbeit zitieren
- Karin Heiduck (Autor:in), 2008, Das Motiv der Angst in Rilkes "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118392