Max Frischs Roman „Homo faber” gilt in der Forschung als eines der bestuntersuchten Werke der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Wenn man zudem der Tatsache Rechnung trägt, dass die Anzahl neuer wissenschaftlicher Publikationen zu diesem Roman seit den frühen 1980er Jahren relativ gering ist, so wird der Eindruck erweckt, es gebe keine neuen Perspektiven, unter denen man den Text analysieren könnte.
Die vorliegende Arbeit ist unter der Prämisse verfasst worden, dass dieser Eindruck täuscht.
Dabei wird neben der Geschlechterproblematik der Tod als ein zentrales Motiv des Romans behandelt. Drei Fragen stehen im Mittelpunkt der Untersuchung. Gefragt wird nämlich erstens nach der Bedeutung, die dem Tod in der Romanhandlung zukommt, zweitens nach dem Verhältnis zwischen Tod und Geschlecht und drittens nach einer Bewertung der Antworten, die auf die beiden ersten Fragen gegeben werden können.
Zudem ist der Verlauf der Interpretation geprägt von einer Perspektivenerweiterung. Ausgehend von Untersuchungen konkreter Textpassagen werden – jeweils unter dem Gesichtspunkt der Gender-Thematik – Beobachtungen zur Erzählstruktur des gesamten Romans sowie zu Frischs Gesamtwerk getroffen, bevor der Roman „Homo faber” skizzenhaft in den Kontext von Moderne und Postmoderne gestellt wird. Auf diese Weise werden zugleich Ansichten, die in der Forschungsliteratur anzutreffen sind, hinterfragt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der „weibliche” Tod: Die Dichotomien des Romans
- 2.1 Die Zwischenlandung in Houston
- 2.2 Der Selbstmord Joachims
- 3. Die tote Frau: Sabeth als „Schöne Leiche”
- 3.1 Sabeths Tod und die Erzählstruktur des Romans
- 3.2 Sabeths Tod und die Entwicklung der Hauptfigur Walter Faber
- 4. Der sterbende Mann: Umkehrung der Dichotomien
- 4.1 Der Aufenthalt in Habana
- 4.2 Zur Frage nach einer Wandlung der Hauptfigur
- 5. „Homo faber” – ein Roman zwischen Moderne und Postmoderne?
- 5.1 „Homo faber” und der Feminismus der Simone de Beauvoir
- 5.2 „Homo faber” aus der Perspektive der Gender-Forschung
- 5.3 „Homo faber” und die Diskurse der Postmoderne
- 6. Zusammenfassung
- 7. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Max Frischs Roman „Homo faber“ unter Berücksichtigung der Gender-Forschung und untersucht das Verhältnis von Tod und Geschlecht als zentrale Motive. Die Analyse hinterfragt etablierte Forschungsansätze und betrachtet den Roman aus neuen Perspektiven, die durch die Gender-Forschung und postmoderne Denkstrukturen ermöglicht werden. Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung des Todes in der Romanhandlung zu ergründen, das Verhältnis zwischen Tod und Geschlecht zu beleuchten und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen zu bewerten.
- Das Verhältnis von Tod und Geschlecht in „Homo faber“
- Die Konstruktion von „männlichem“ und „weiblichem“ Geschlecht im Roman
- Die Rolle der Erzählstruktur in der Darstellung von Tod und Geschlecht
- Die Entwicklung der Hauptfigur Walter Faber im Kontext von Tod und Geschlecht
- Die Einordnung des Romans in die Diskurse von Moderne und Postmoderne
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Diese Einleitung legt die Grundlage für die Analyse von Max Frischs „Homo faber“, indem sie die Forschungslage zum Roman beleuchtet und die Notwendigkeit einer neuen Perspektive, die durch die Gender-Forschung ermöglicht wird, hervorhebt. Die Arbeit stellt die zentrale These der Konstruiertheit von Geschlecht in den Mittelpunkt und kündigt die methodologische Herangehensweise an, die verschiedene Literaturtheorien kombiniert, um neue Interpretationen zu ermöglichen. Die drei zentralen Forschungsfragen werden formuliert: die Bedeutung des Todes in der Handlung, das Verhältnis von Tod und Geschlecht und die Bewertung der Ergebnisse. Der Aufbau der Arbeit wird skizziert und die kritische Auseinandersetzung mit bestehender Forschung angekündigt.
2. Der „weibliche” Tod: Die Dichotomien des Romans: Dieses Kapitel analysiert zwei Schlüsselszenen: die Zwischenlandung in Houston und Joachims Selbstmord. Es untersucht, wie diese Episoden die dualistischen Weltbilder der Hauptfigur Walter Faber aufzeigen, indem sie die enge Verbindung zwischen „Weiblichkeit“ und Tod in seiner Perspektive herausstellen. Die Analyse beleuchtet die polaren Gegensätze, die Fabers Denken prägen und wie diese Gegensätze seine Wahrnehmung von Frauen und Tod beeinflussen. Die Interpretation legt den Fokus auf die Konstruktion von Weiblichkeit in Fabers Denken und dessen Auswirkungen auf seine Handlungen und Beziehungen.
3. Die tote Frau: Sabeth als „Schöne Leiche”: Der Tod Sabeths wird hier als zentraler Punkt für die Romanhandlung untersucht. Die Analyse betrachtet die Auswirkungen von Sabeths Tod auf die Erzählstruktur und die Entwicklung der Hauptfigur Walter Faber. Es wird deutlich gemacht, dass die Bedeutung des Textes nicht allein mit den Intentionen des Autors gleichgesetzt werden kann, sondern vielschichtige Interpretationen zulässt. Der Fokus liegt auf der Analyse von Sabeths Tod als Katalysator für Fabers Entwicklung und die daraus resultierenden Veränderungen in seiner Wahrnehmung der Welt.
4. Der sterbende Mann: Umkehrung der Dichotomien: Dieses Kapitel erörtert die mögliche Wandlung der Hauptfigur im Laufe der Romanhandlung. Es analysiert, inwiefern Fabers anfängliche Dichotomisierungen nicht überwunden, sondern nur in ihrer Bewertung abgewandelt werden. Der Fokus liegt auf der Entwicklung von Fabers Verständnis von Geschlecht und Tod, und wie sich dies im Verlauf des Romans manifestiert. Konkret wird das Frauenbild im „Homo faber“ thematisiert und kritisch hinterfragt.
5. „Homo faber” – ein Roman zwischen Moderne und Postmoderne?: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss von Simone de Beauvoirs Feminismus auf den Roman und problematisiert diesen Aspekt aus der Gender-Perspektive. Es versucht, „Homo faber“ in den Kontext von Moderne und Postmoderne einzuordnen, basierend auf den zuvor getroffenen Beobachtungen zu Gender und Tod. Die Analyse betrachtet, wie der Roman sowohl moderne als auch postmoderne Diskurse aufgreift und wie diese Diskurse die Interpretation beeinflussen.
Schlüsselwörter
Homo faber, Max Frisch, Gender-Forschung, Tod, Geschlecht, Weiblichkeit, Männlichkeit, Dualismus, Erzählstruktur, Moderne, Postmoderne, Simone de Beauvoir, Textinterpretation, Dichotomie, Wandlung der Hauptfigur.
Häufig gestellte Fragen zu Max Frischs "Homo Faber"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert Max Frischs Roman "Homo Faber" unter Berücksichtigung der Gender-Forschung. Der Fokus liegt auf dem Verhältnis von Tod und Geschlecht als zentrale Motive des Romans und untersucht diese aus neuen Perspektiven, die durch die Gender-Forschung und postmoderne Denkstrukturen ermöglicht werden. Die Arbeit hinterfragt etablierte Forschungsansätze und zielt darauf ab, die Bedeutung des Todes in der Romanhandlung zu ergründen, das Verhältnis zwischen Tod und Geschlecht zu beleuchten und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen zu bewerten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Das Verhältnis von Tod und Geschlecht in "Homo Faber", die Konstruktion von „männlichem“ und „weiblichem“ Geschlecht im Roman, die Rolle der Erzählstruktur in der Darstellung von Tod und Geschlecht, die Entwicklung der Hauptfigur Walter Faber im Kontext von Tod und Geschlecht und die Einordnung des Romans in die Diskurse von Moderne und Postmoderne.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) legt die Grundlage der Analyse und stellt die Forschungsfragen. Kapitel 2 ("Der „weibliche” Tod") analysiert die Verbindung zwischen "Weiblichkeit" und Tod in Fabers Perspektive. Kapitel 3 ("Die tote Frau") untersucht Sabeths Tod als zentralen Punkt der Handlung und dessen Einfluss auf Faber. Kapitel 4 ("Der sterbende Mann") erörtert Fabers mögliche Wandlung und die Veränderung seiner Dichotomisierungen. Kapitel 5 ("Homo faber" – ein Roman zwischen Moderne und Postmoderne?) ordnet den Roman in den Kontext von Moderne und Postmoderne ein und betrachtet den Einfluss des Feminismus von Simone de Beauvoir. Kapitel 6 bietet eine Zusammenfassung und Kapitel 7 ein Literaturverzeichnis.
Welche Schlüsselstellen im Roman werden besonders betrachtet?
Die Arbeit analysiert insbesondere zwei Schlüsselszenen: die Zwischenlandung in Houston und Joachims Selbstmord (Kapitel 2), sowie den Tod Sabeths und dessen Auswirkungen auf die Erzählstruktur und die Entwicklung der Hauptfigur (Kapitel 3). Der Aufenthalt in Habana und die Frage nach Fabers Wandlung werden ebenfalls detailliert untersucht (Kapitel 4).
Welche methodische Herangehensweise wird verwendet?
Die Arbeit kombiniert verschiedene Literaturtheorien, um neue Interpretationen von "Homo faber" zu ermöglichen. Sie nutzt die Gender-Forschung als zentrale Perspektive und bezieht postmoderne Denkstrukturen mit ein, um etablierte Forschungsansätze zu hinterfragen.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit kommt zu Schlussfolgerungen über die Bedeutung des Todes und des Verhältnisses von Tod und Geschlecht in "Homo Faber". Sie bewertet die Entwicklung der Hauptfigur und ordnet den Roman in den Kontext von modernen und postmodernen Diskursen ein. Die genauen Schlussfolgerungen sind im Fazit (Kapitel 6) detailliert dargestellt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren diese Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Homo faber, Max Frisch, Gender-Forschung, Tod, Geschlecht, Weiblichkeit, Männlichkeit, Dualismus, Erzählstruktur, Moderne, Postmoderne, Simone de Beauvoir, Textinterpretation, Dichotomie, Wandlung der Hauptfigur.
- Arbeit zitieren
- M.A. Mario Paulus (Autor:in), 2002, Das Verhältnis von Tod und Geschlecht in Max Frischs Roman -Homo faber-, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11841