Frauenfitnessstudios. Reproduktion der Geschlechterunterschiede oder Emanzipation der Frau


Hausarbeit, 2020

25 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Forschungsstand

3 Methode und Aufbau der Studie

4 Theoriedarstellung
4.1 Die Krise der Männlichkeit
4.2 Frauen und Fitness
4.3 Zusammenfassung

5 Die Studie
5.1 Aufbau
5.2 Ergebnisdarstellung und -beschreibung
5.2.1 Fitseveneleven
5.2.2 Fit One
5.2.3 Fitness First

6 Diskussion und Bewertung

7 Fazit / Ausblick

8 Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: fitseveneleven Studio 1 Kardiotraining

Tabelle 2: fitseveneleven Studio 1 freies Krafttraining

Tabelle 3: fitseveneleven Studio 1 gerätegestütztes Krafttraining

Tabelle 4: fitseveneleven Studio 2 Kardiotraining

Tabelle 5: fitseveneleven Studio 2 freies Krafttraining

Tabelle 6: fitseveneleven Studio 2 gerätegestütztes Krafttraining

Tabelle 7: Fit One Kardiotraining

Tabelle 8: Fit One freies Krafttraining

Tabelle 9: Fit One gerätegestütztes Krafttraining

Tabelle 10: Fitness First Kardiotraining

Tabelle 11: Fitness First freies Krafttraining

Tabelle 12: Fitness First gerätegestütztes Krafttraining

1 Einleitung

Der Boom der Fitnessstudios hatte seine Anfänge in den 1980er Jahren1 und hält bis in die Gegenwart weiter an. Ende 2013 war jeder 10. Bürger in Deutschland in einem Fitnessstudio angemeldet.2

Fitnessstudios sind Anlagen, die Trainings in verschiedenen Formen (z.B. Krafttraining, Kardiotraining, Wellnessprogramme, Gymnastik, etc.) anbieten.3 Dabei sind sie meistens unterteilt in einen Krafttrainingsbereich, Kardiobereich und Kursbereich.4 Die Haupttreiber des Fitnessbooms sind Fitnessstudioketten, die sich unterteilen lassen nach Premium-, Discount- und Nischenanbieter, wobei sich diese oftmals im Angebot und Preis unterscheiden.5 Zusätzlich wird unterschieden zwischen verschiedenen Fitnessstudiokategorien. Diese sind Wellnessstudios,

Multifunktionsstudios, Kraftstudios und Frauenstudios.6

Auf den reinen Frauenstudios soll im Folgenden das Hauptaugenmerk liegen. Sie machen 9,1% des Marktanteils aus7, sind also nicht nur vergleichsweise selten, sondern auch ein neues Phänomen auf dem Fitnessmarkt. Diese Neuheit erklärt die lückenhafte Forschung auf diesem Gebiet. Während die verschiedenen Beweggründe der Geschlechter ein Fitnessstudio im Allgemeinen aufzusuchen besonders gut erforscht sind, lässt sich wenig bis keine Literatur finden, die Frauenfitnessstudios länger als auch nur einen Nebensatz lang betrachtet. Der Anspruch der folgenden Studie ist es nicht, diese Lücke zu schließen. Stattdessen wird versucht eine Grundlage zu legen, auf der weitere Forschungen aufbauen können, um das Phänomen der Frauenfitnessstudios wissenschaftlich zu betrachten. Dabei liegt der Studie folgende Fragestellung zugrunde:

Inwiefern lässt sich anhand ihres Aufbaus das Verhalten von Frauenfitnessstudios zu den bestehenden Geschlechterunterschieden im Kraftsport ableiten?

Es wird die Hypothese verfolgt, dass die bestehenden Geschlechterdifferenzen reproduzieren werden, anstatt zur Auflösung dieser beizutragen.

2 Forschungsstand

Wie bereits erwähnt, fehlt es an Forschung zu dem Bereich der Frauenfitnessstudios. Viel lässt sich jedoch zu der Geschichte der Fitnessstudios und zu den Motiven der FitnessstudiogängerInnen finden. William James Hoverd zieht in seinem Werk „Working out my salvation. The contemporary gym and the promise of “self” transformation” (2005) zusätzlich eine Verbindung zwischen Religion und dem Sport.

Die kommerziellen Fitnessstudios, wie man sie heute kennt, hatten ihre Anfänge Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts. Die ersten Studios eröffneten in Berlin kurz vor dem ersten Weltkrieg.8

Diese Studios orientierten sich am klassischen Body-Building und wurden hauptsächlich von Männern genutzt.9 Heutzutage sind die Studios mehr auf Gesundheit und Wellness ausgerichtet, was durch den erhöhten Anteil an Senioren in den Studios erklärt wird.10

Die Motive für eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio variieren abhängig vom Geschlecht. Jedoch lässt sich übergreifend sagen, dass es in der heutigen Gesellschaft zu einem gesteigerten Gesundheitsbewusstsein kommt, besonders da die sogenannten Zivilisationskrankheiten als eine immer stärkere Bedrohung wahrgenommen werden. Aus diesem Grund wird versucht die Gesundheit durch den Sport zu erhalten und zu fördern.11

Das Motiv der Gesundheit ist also ein Wichtiges, wenn es darum geht sich für eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio zu entscheiden. Doch der gesundheitliche Aspekt ist nicht der einzige Beweggrund für die SportlerInnen.

Fit sein ist in und wer fit ist, der wird folglich auch gesellschaftlich anerkannt. Fit ist jedoch von schön kaum mehr zu trennen. Fitness wird zur Voraussetzung für Schönheit.12

Es scheint also zusätzlich noch gesellschaftliche Hintergründe zu geben, sowie Ästhetische. Vor allem Jüngere legen mehr Wert auf Ästhetik als auf die Gesundheit.13 Besonders Frauen ist der Aspekt Aussehen, Figur und Gewicht aufgrund der gesellschaftlichen Idealvorstellung (auf die später noch genauer eingegangen wird) besonders wichtig.14

Georgios F. Zarotis stellt fest, dass Frauen eher intrinsisch motiviert sind, sie also ihren Anreiz durch die Sache selbst erhalten, während Männer eher extrinsisch, also ihre Motivation durch sachfremde Komponenten wie soziales Ansehen o.ä. ausgelöst wird.15 Auch, wenn sich Gemeinsamkeiten in der Motivation der Sportler finden lassen, so bleiben die Beweggründe dennoch sehr individuell und können von Person zu Person variieren. Sie sind vielfältig und schwer differenzierbar.16

Aus diesem Grund soll an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen werden. Eine Zusammenfassung der unzähligen Studien über die Motivation hinter dem Sport soll hier nicht erfolgen. Stattdessen soll noch kurz auf Hoverds Werk eingegangen werden, der Ähnlichkeiten zwischen Religion und Fitness sieht. So beschreibt er beispielsweise den personal trainer als Priester des Körpers.17 Für ihn versprechen die Fitnessstudios die Moral der guten Gesundheit. Jedes Individuum hat, so Hoverd, die moralische Verantwortung seinem Körper diese Gesundheit zu erhalten. Dadurch wird der Körper das Ziel der Erlösung.18 each and every individual has a moral interpretive and responsibility to pursue the ‘good health' of his or her body19

Wie gezeigt werden konnte, wurde bereits einiges in Hinblick auf Fitnessstudios erforscht. Im Folgenden werden zusätzlich noch im Detail die Geschlechterunterschiede im Kraftsport anhand der Theorie nach Shari L. Dworkin vorgestellt. Dennoch geht keins der erwähnten Werke auf das Phänomen der Frauenfitnessstudios ein, was erneut auf die Lücke in der wissenschaftlichen Forschung hindeutet.

3 Methode und Aufbau der Studie

Die folgende Studie ist eine Untersuchung von vier Frauenfitnessstudios im hessischen Raum, im Umfeld Wiesbaden und Frankfurt am Main. Dabei werden diese auf ihren Aufbau hin untersucht. Die vier Studios gehören zu drei verschiedenen Fitnessstudioketten, wobei diese zusätzlich zu den Frauenstudios auch gemischte Studios (also für Männer und Frauen zugänglich) anbieten. Zwei der ausgewählten Sportanlagen stammen aus der Kette fitsevenelven, die insgesamt fünf Frauenfitnessstudios koordiniert. Das dritte Betrachtungsobjekt gehört der Kette Fit One an und ist das bisher einzige reine Frauenstudio dieser, ebenso wie das vierte und letzte Studio, das von der Kette Fitness First geleitet wird. Die Wahl der verschiedenen Studios erfolgte aufgrund ihrer Homogenität. So ermöglicht eine Auswahl an verschiedenen Fitnessstudioketten eine repräsentativere Ergebnisdarstellung. Zusätzlich entstammen die Studios aus ähnlichen Preisklassen (fitseveneleven 21, 90€ alle 14 Tage, 43,80€ pro Monat20, Fit One 30 - 50€ monatlich21, Fitness First 13€ pro Woche, 52€ pro Monat22 ), was sie der gleichen Studiokategorie zuordnen lässt und somit eine allgemeingültige Aussage über diese Kategorie ermöglicht.

Diese Studios sollen auf ihren Aufbau hin untersucht werden, um anhand dessen eine Aussage darüber zu treffen, ob sie die bestehenden Geschlechterunterschiede im Kraftsport fördern oder nicht fördern. Um diese Diskussion zu ermöglichen wird zunächst auf die Gedanken und Forschungsergebnisse von Shari L. Dworkin eingegangen. Anschließend werden die Beobachtungen in den Fitnessstudios beschrieben. In einem weiteren Schritt werden diese mit der Theorie in Bezug gesetzt und diskutiert, inwiefern diese auf die Studios zutrifft oder nicht zutrifft. Anschließend folgen eine kurze Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse der Studie und ein Ausblick auf zukünftige Forschungen.

4 Theoriedarstellung

4.1 Die Krise der Männlichkeit

Der organisierte Sport hatte seine Anfänge, wie bereits erwähnt, Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts. Dabei bestand sein Hauptziel darin Maskulinität zu produzieren, weshalb hauptsächlich Männer Fitness betrieben. Frauen und Männer wurden, und werden auch heute noch, im Sport separiert. Besonders für Frauen ist es notwendig, um erfolgreich in ihrer Sportart zu sein, für das andere Geschlecht attraktiv zu wirken. Diese Konventionen von Maskulinität und Feminität sind bis heute beständig.23

Diese Konventionen werden durch die gesellschaftliche Umgebung vorgegeben. Dworkin beschreibt zum einen die „Hegemonic masculinity“ als die dominante Form des Männlichen zu einer bestimmten Zeit (weiß, heterosexuell, Mittelklasse).24 Die „emphasized feminity“25 ist das weibliche Pendant dazu. Diese sozial vorgegeben Form des Weiblichen verändert sich über die Zeit abhängig von der hegemonic masculinity. [26] Das heute vorherrschende Idealbild der Frau, das unter anderem durch die Medien und die Werbung stark verbreitet wird, bedeutet einen schmalen, kompakten, straffen Körper mit Muskeln zu haben, die zwar definiert, aber nicht zu dominant sind, damit der Körper nicht zu massig wird.27 Männer hingegen versuchen ihren Körper durch das Training immer massiger werden zu lassen.28 Das bedeutet, dass der Muskelaufbau für sie an erster Stelle steht.. Männer sind besorgt um ihr physisches Auftreten und haben Angst vor zu viel Körperfett, da die Gesellschaft Muskulatur mit gutem Aussehen und Macht verbindet.29

Gleichzeitig bedeutet es für Männer einen athletischen Körper zu haben gesund und sexuell attraktiv zu sein.30 Der männliche als auch der weibliche Körper ist somit produziert und geformt durch die sozialen Bedingungen, die Möglichkeiten der Geschlechter in der Gesellschaft, die kulturelle Bedeutung der Körper und durch die Begegnung mit Anderen.1

[...]


1 Vgl. Bacher, Gerald (2011): Strategieentwicklung in der Fitnessbranche am Beispiel eines Fitnessstudios aus dem Medium-Preissegment. Magisterarbeit. Universität Wien, Wien. Sportwissenschaft. Online verfügbar unter http://othes.univie.ac.at/17521/, abgerufen am 28.07.2020, S.13

2 Vgl. Wienke, Kai (2013): Welchen Einfluss hat Social Media auf einen möglichen Erfolg von Fitnessstudios? Eine Bestandskundenanalyse von Fitnessstudios. Bachelorarbeit. Hochschule Mittweida University of Applied Science, Mittweida. Angewandte Medien. Online verfügbar unter https://monami.hs-mittweida.de/frontdoor/deliver/index/docld/48892/file/Bachelorareit_Kai_Wienke.pdf S.8

3 Vgl. Kraft, David (2014): Der Fitnessmarkt in Deutschland. Eine empirische Untersuchung zur Fitnessstudionutzung der heutigen Generation. Bachelorarbeit. Hochschule Mittweida Universitiy of Applied Science, Mittweida. Gesundheitsmanagement. Online verfügbar unter https://monami.hs- mittweida.de/frontdoor/index/index/docld/5820, abgerufen am 28.07.2020 S.4

4 Vgl. Bacher 2011 S.13

5 Vgl. Wienke 2013 S.10f

6 Vgl. Bacher 2011 S.14

7 Vgl. Wienke 2013 S.12

8 Vgl. Wienke 2013 S.4

9 Vgl. Rampf, Juliane (1999): Drop-out und Bindung im Fitness-Sport. Günstige und ungünstige Bedingungen für Aktivitäten im Fitness-Studio. Zugl.: Bayreuth, Univ., Diss., 1998. 1.Aufl. Hamburg: Czwalina (Sportwissenschaftliche Dissertationen und Habilitationen, 48), S.21

10 Vgl. Kraft 2014 S.9f.

11 Vgl. Zarotis, Georgios F. & Tokarski, Walter (2005): Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Motivausprägung in gesundheitsorientierten Sport- und Fitness-Anlagen. In: Spektrum Freizeit. Forum für Wissenschaft, Politik & Praxis 28 (2), Online verfügbar unter https://duepublico2.uni-due- de/receive/duepublico_mods_00033510, abgerufen am 28.07.2020, S.85f.

12 Zarotis & Tokarski 2005 S.86

13 Vgl. Kraft 2014 S.35

14 Vgl. Zarotis, Georgios F. (1999): Ziel Fitness-Club. Motive im Fitnesssport; Gesundheit? Aussehen? Ausgleich? Spaß? Aachen: Meyer & Meyer (Edition Sport & Freizeit, 8), S.66

15 Vgl. Zarotis 1999 S.53 & 65

16 Vgl. Rampf 1999 S.49

17 Vgl. Hoverd, William James (2005): Working out my salvation. The contemporary gym and the promise of "self" transformation. Oxford: Meyer & Meyer Sport (Sport, culture & society, 7), S.81

18 Vgl. Hoverd 2005 S.23ff

19 Hoverd 2005 S.25

20 Vgl. Homepage Fitseveneleven, https://fitseveneleven.de/onlinevertrag/, abgerufen am 30.07.2020

21 Vgl. Homepage Fit One, https://www.fit-one.de/ladysone-raunheim.html, abgerufen am 30.07.2020

22 Vgl. Homepage Fitness First, https://www.fitnessfirst.de/clubs/frankfurt, abgerufen am 30.07.2020

23 Vgl. Dworkin, Shari L. & Messner, Michael A. (2002): Just do.what? Sport, bodies, gender. In: Sheila Scraton & Anne Flintoff (Hg.): Gender and Sport. A reader. London: Rotledge, S.17

24 Dworkin, Shari L. (2001): "Holding Back": Negotiating a Glass Ceiling on Women's Muscular

Strength. In: Sociological Perspectives 44 (3), Online verfügbar unter https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1525/sop.2001.44.3.333, abgerufen am 27.07.2020, S.335

25 Dworkin, ebd.

26 Vgl. Dworkin ebd.

27 Vgl. Dworkin, Shari L. & Wachs, Faye Linda (2009): Body panic. Gender, health, and the selling of fitness. New York: New York University Press. Online verfügbar unter http://site.ebrary.com/lib/academiccompletetitles/home.action, abgerufen am 27.07.2020 S.1

28 Vgl. Dworkin & Wachs 2009 S.6

29 Vgl. Dworkin & Wachs 2009 S.8

30 Vgl. Dworkin & Messner 2002 S.18

31 Vgl. Dworkin 2001 S.333

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Frauenfitnessstudios. Reproduktion der Geschlechterunterschiede oder Emanzipation der Frau
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
1,7
Autor
Jahr
2020
Seiten
25
Katalognummer
V1184333
ISBN (eBook)
9783346608994
ISBN (Buch)
9783346609007
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fitnessstudio, Geschlechterunterschiede, Gender, Frauenbild, Soziologie, Frauenfitnessstudio, Fitnessstudioketten, Discounterstudios
Arbeit zitieren
Raphaela Rabold (Autor:in), 2020, Frauenfitnessstudios. Reproduktion der Geschlechterunterschiede oder Emanzipation der Frau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1184333

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