Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem wohl dunkelsten Kapitel der
deutschen Vergangenheit, mit der Verfolgung der Juden während des
Nationalsozialismus. Hier steht insbesondere Auschwitz als Synonym für die
Verfolgung der jüdischen Bevölkerung und die versuchte Ausrottung eines
ganzen Volkes durch die Nationalsozialistische Herrschaft und deren
konzeptionell betriebene Ausrottungsmaschinerie, die ihren Ausdruck in der
Etablierung von Konzentrationslagern fand.
Die Gräueltaten, die in den Konzentrationslagern, aber auch in den besetzten
Gebieten, durch die Nazis begangen worden sind, sind nur schwer
nachzuvollziehen. Der menschliche Verstand findet kaum einen Zugang zur
Reflexion dieser dunklen Seite der deutschen Geschichte. Eine Möglichkeit, sich
einen Weg in die deutsche Vergangenheit zu bahnen, ist, einen Zugang über die
Literatur der Shoa und der deutschen Bewältigungsliteratur zu suchen. Dieser
Weg führt unweigerlich zu der Frage, ob Auschwitz überhaupt literarisch
darstellbar ist. Diese Infragestellung der Darstellbarkeit der damaligen Ereignisse
ist im Nachkriegsdeutschland der 50er und 60er Jahre unumgänglich mit einem
Namen verbunden: Theodor W. Adorno. Diese Diskussion nahm Anstoß an seine
Aussage, „ [die] zu den härtesten Urteilen gehört, die über unsere Zeit gefällt
werden könnte: Nach Auschwitz sei es nicht möglich, ein Gedicht zu schreiben.“
Die Schwierigkeiten einer Auschwitz-Darbietung, so formuliert Adorno selbst,
liegen in der Darstellung des Leidens der Opfer und im „ästhetischen
Stilisationsprinzip des unausdenklichen Schicksals“ derselben. Indem die
Unmenschlichkeit, trotz aller Härte und Unversöhnlichkeit, zum Bild gemacht
werde, sei es, als ob die Scham vor den Opfern verletzt werde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Bemerkungen
- Historischer Hintergrund
- Rolf Hochhuth: Der Stellvertreter
- Realitätsgetreue Darstellung des Nationalsozialismus als Ziel des Stellvertreters
- Die moralische Intention
- Der Doktor
- Analayse des Fünften Aktes
- Auschwitz auf der Bühne
- Peter Weiss: Die Ermittlungen
- Fragmentarisch- reduktionistische Momente
- Die Täter- und Opferperspektive: Erinnern und Berichten als Konzept des,,Ermittelns\" über Auschwitz
- Einheitliche Momente
- Erklärungsmodell und Geschichtsdeutung
- Die lineare Geschichtsdeutung
- Die Ausbeutungsthese
- Kontinuitätsthese
- Fragmentarisch- reduktionistische Momente
- Gesellschaftlich-politisches Wirkungspotential von „Die Ermittlung“
- Kritik an „Die Ermittlung“
- Vergleich
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Darstellung von Auschwitz in der deutschen Literatur, insbesondere im Dokumentartheater der 60er Jahre. Sie analysiert zwei zentrale Werke: Rolf Hochhuths „Der Stellvertreter“ und Peter Weiss' „Die Ermittlung“. Die Arbeit untersucht, wie diese Stücke die Schrecken des Holocaust auf der Bühne reflektieren und welche Intentionen die Autoren dabei verfolgen.
- Die Darstellung des Holocaust und die Frage der Darstellbarkeit
- Die Rolle der Moral und der menschlichen Verantwortung im Angesicht des Grauens
- Die Analyse der Figurenkonzeption und der ästhetischen Gestaltung der Stücke
- Die Interpretation von Auschwitz im Kontext der deutschen Geschichte und der politischen Situation der Nachkriegszeit
- Die Kritik am Kapitalismus und die Suche nach Erklärungen für den Nationalsozialismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einleitenden Bemerkungen, die die Problematik der Darstellung von Auschwitz in der Literatur beleuchten. Im ersten Teil wird Hochhuths „Der Stellvertreter“ analysiert, wobei die doppelte Intention des Autors, die realitätsgetreue Darstellung des Holocaust und die moralische Ansprache des Publikums, im Vordergrund steht. Der zweite Teil widmet sich Peter Weiss' „Die Ermittlung“, wobei der Fokus auf der ästhetischen Gestaltung des Stückes und der antikapitalistischen Intention des Autors liegt. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Aspekte der beiden Stücke und vergleicht die Ansätze der beiden Autoren, um die Komplexität der Darstellung von Auschwitz in der Literatur zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der deutschen Nachkriegsgeschichte, dem Holocaust und der Verfolgung der Juden. Sie analysiert die Werke von Rolf Hochhuth und Peter Weiss, die sich mit der Darstellung von Auschwitz auf der Bühne auseinandersetzen. Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Holocaust, Auschwitz, Dokumentartheater, „Der Stellvertreter“, „Die Ermittlung“, Moral, Verantwortung, Kapitalismus, Geschichtsdeutung.
- Quote paper
- Nadja Haupt (Author), 2008, Das Dokumentartheater bei Peter Weiss und Rolf Hochhuth, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118466