Die Antike Humoralpathologie


Seminararbeit, 2007

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen

3 Das Viererschema des Philosophen Empedokles

4 Viererschemata in der Medizin
4.1 Corpus Hippocraticum
4.1.1 De morbis (Über die Krankheiten)
4.1.2 De natura hominis (Über die Natur des Menschen)
4.1.3 De aere, aquis, locis (Über die Umwelt)
4.1.4 De humoribus (Über die Säfte)
4.1.5 „Schwarze Galle“
4.2 Galen

5 Resümee

6 Bibliographie
6.1 Quellen
6.2 Literatur

1 Einleitung

Die Humoralpathologie ist die Lehre von den Körpersäften, welche nach antikem Verständnis ein Bestandteil des menschlichen Körpers sind, und die bei Ungleichgewicht zu Krankheit und Tod führen.

In dieser Hausarbeit soll die Entstehung der Theorie der Humoralpathologie bis zu Galen aufgezeigt werden. Denn das galenische Viererschema der Humoralpathologie, umgangssprachlich Säftelehre genannt, beeinflusste das medizinische Denken und Verständnis der Menschen noch bis in die Neuzeit hinein. Aus Gründen der Zweckmäßigkeit werden vorab in Kapitel 2 einige Grundlagen gelegt und wichtige Begriffe erklärt. Die darauffolgenden Kapitel werden größtenteils in chronologischer Reihenfolge abgehandelt. Kapitel 3 geht auf einen der philosophischen Ursprünge der Säftelehre ein. In Kapitel 4 werden einige ausgewählte Quellen näher betrachtet. Auf Grund des Umfangs dieses Gebietes der antiken Medizin und der großen Anzahl von Quellen, kann nur auf einige ausgewählte Quellen näher eingegangen werden. Diese sind zum Teil nicht alle als Übersetzung verfügbar, werden aber trotzdem, auf Grund der Wichtigkeit in dieser Arbeit behandelt. In diesem Fall wurde auf Quellenanalysen zurückgegriffen.1 Die verwendeten Abkürzungen für die Quellen wurden aus DNP entnommen.2

Ziel dieser Arbeit ist es, den geschichtlichen Transformationsprozess der Humoralpathologie nachzuvollziehen, und die Humoralpathologie von ihren Anfängen bis zu Galen zu rekonstruieren.

2 Grundlagen

"Humoral" stammt von dem lateinischen Wort Umor und bedeutet Saft.3 Das griechische Wort

Pathos wird mit Leiden, Krankheit oder auch Lehre von den Krankheiten übersetzt. Die

„Pathologie" ist somit die Lehre von den abnormen und krankhaften Veränderungen im menschlichen Körper, sowie die Lehre von der Entstehung und Entwicklung (Pathogenese) einer Krankheit.4 Dieses ist jedoch die heutige moderne Definition des Begriffes „Pathologie". Der griechische Arzt Galen definierte im 2. Jahrhundert n. Chr. den pathologischen Teil der Medizin als denjenigen,

"...bei dem wir das Widernatürliche suchen, die Ursachen der Krankheit aufspüren und das

Zusammenströmen der Symptome und den Zustand der Leiden erforschen".5

Der Begriff Säftelehre ist ein Synonym für Humoralpathologie. Sie ist ein theoretisches Konstrukt der antiken Medizin, das die Krankheit als eine Störung der Mischung (griechisch Krasis) des Säftehaushaltes ansieht. Zum einem im ganzen Körper, zum anderen auch nur in einem Teil von ihm. Diese Störung wird Dyskrasie genannt, während Eukrasie das Säftegleichgewicht bezeichnet. Liegt dieses Säftegleichgewicht vor, ist der Mensch gesund.6

Charakterisierend ist das sogenannte Viererschema. Dieses stellt das Grundgerüst für die Humoralpathologie dar. Dabei werden vier typgleiche Objekte miteinander in einem in sich schlüssigen System verbunden. Beispielsweise die vier Elemente, vier Jahreszeiten usw.

3 Das Viererschema des Philosophen Empedokles

Bevor die Medizin von der Philosophie getrennt wurde, begründete der griechische Naturphilosoph und Vorsokratiker Empedokles (ca. 490 – 430 v. Chr.) die Lehre von den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde.7

In seinem Werk "Das Naturgedicht" (Пερί φύσεως) stellen die vier Elemente die Götter dar und der Kosmos wird aus den Elementen gebildet. Alle Materie besteht aus einem bestimmten Mischungsverhältnis von Feuer, Wasser, Erde und Luft. Dieses gilt analog auch für den Aufbau des menschlichen Körpers. So besteht zum Beispiel das Fleisch aus einer gleichmäßigen Mischung aller Elemente, die Sehnen aus Feuer, Erde und zwei Teilen Wasser, sowie die Knochen aus je zwei Teilen Wasser und Erde sowie vier Teilen Feuer.8

4 Viererschemata in der Medizin

4.1 Corpus Hippocraticum

Das Corpus Hippocraticum entstand wahrscheinlich im hellenistischen Alexandria und umfasst ca. 70 Schriften. Es wird angenommen, dass das Corpus Hippocraticum nicht von einem einzigen Autor verfasst wurde. Vielmehr wurden die Schriften gesammelt und zu einem Werk unter dem Namen des berühmten griechischen Arztes Hippokrates zusammengetragen. Über den Arzt selbst ist außer seiner Berühmtheit wenig mit Sicherheit bekannt.9 In der Forschung wird bezweifelt, ob

Hippokrates überhaupt eine Schrift zur Behandlung einer Krankheit im Corpus Hippocraticum selber verfasst hat.10

Im Corpus Hippocraticum findet in Teilen eine Synthese aus der philosophischen Elementenlehre und der Medizin statt. Dieser Vorgang ist jedoch nicht homogen. Auf Grund der Vielzahl von Autoren, welche im Corpus Hippocraticum vertreten sind, gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Ansichten und Theorien zur Säftelehre, die auch nicht vollständig dargestellt sind. Vielmehr muss aus den Fragmenten oftmals ein komplettes System zusammengesetzt werden.

4.1.1 De morbis (Über die Krankheiten)

In der Schrift über die Krankheiten (Abkürzung morb.) werden vier Säfte genannt.

„Galle, Blut, Wasser und Schleim werden zu viel und zu wenig durch die Speisen und Getränke. Die Leibeshöhle ist, wenn sie gefüllt ist, für den Körper die Quelle aller Säfte.“11

Diese Säfte werden jedoch nicht nur in der Leibeshöhle gebildet, sondern auch in den Kardinalorganen Herz, Kopf, Milz und Leber, den sogenannten Quellen. Das Blut wird dem Herzen zugeordnet, Phlegma dem Kopf, Wasser der Milz und die Galle der Leber. Dyskrasie lässt nicht nur die Kardinalorgane erkranken, sondern die Erkrankung befällt den ganzen Körper. Dieses Ungleichgewicht der Säfte wird hauptsächlich durch falsche Ernährung verursacht.12

„Wenn der Mensch nur wenig isst und trinkt, so führt das keinerlei Krankheiten herbei.“13

Dieses könnte man als Indiz dafür deuten, wie wichtig dem Verfasser die Prophylaxe von Krankheiten in Form der Diätik war. Das ist die „Kunst der angemessenen Lebensweise“. Dazu zählen körperliche Ertüchtigung, Körperpflege und eine der Jahreszeit angepassten Ernährungsweise.14

Neben den jeweils vier Säften und Quellen werden noch die vier Wege beschrieben, über welche der Mensch die Säfte ausscheiden kann. Diese sind der Mund, die Nase, der After und die Harnröhre. Solange der Mensch die überschüssigen Säfte über diese vier genanntenWege ausscheiden kann, wird er nicht krank.

[...]


1 Insbesondere die Arbeit von E. Schöner, Das Viererschema in der antiken Humoralpathologie, (Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften Heft 4), Wiesbaden 1964.

2 P. Potter, B. Gundert, Hippokrates aus Kos, in: DNP 5, 1998, 591f.

3 Humoral, Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, 258. neu bearb. Aufl., Berlin 1998, S. 701.

4 Pathologie, Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, 258. neu bearb. Aufl., Berlin 1998, S. 1208.

5 P. Potter, Pathologie, in: K.-H. Leven (Hrg.), Antike Medizin. Ein Lexikon, München 2005, Sp. 672f.

6 V. Nutton, Humoralism, in: W.F. Bynum, R. Potter (Hrsg.), Companion Encyclopedia of the history of Medicine Vol. 1, London und New York 1993, S. 281.

7 C. Oser-Grote, Empedokles, in: K.-H. Leven (Hrg.), Antike Medizin. Ein Lexikon, München 2005, Sp. 251f.

8 E. Schöner, Das Viererschema in der antiken Humoralpathologie, (Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften Heft 4), Wiesbaden 1964, S. 9f.

9 P. Potter, B. Gundert, Hippokrates aus Kos, in: DNP 5, 1998, Sp. 590-600.

10 "...as yet, no conclusive proof of his authorship of any specific treatise in the Corpus." V. Nutton, Humoralism, in: W.F. Bynum, R. Potter (Hrsg.), Companion Encyclopedia of the history of Medicine Vol. 1, London und New York 1993, S. 283.

11 Hippokr. morb. 2, Übersetzung E. Schöner, Das Viererschema der Humoralpathologie, Wiesbaden 1964, S. 36.

12 E. Schöner, Das Viererschema in der antiken Humoralpathologie, (Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften Heft 4), Wiesbaden 1964, S. 36f.

13 Hippokr. morb. 4, Übersetzung E. Schöner, Das Viererschema der Humoralpathologie, Wiesbaden 1964, S. 37.

14 G. Wöhrle, Diätik, in: K.-H. Leven (Hrsg.), Antike Medizin. Ein Lexikon, München 2005, Sp. 317-219. (Quellen) und das der Ausscheidungswege.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Antike Humoralpathologie
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Antike Medizin
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
14
Katalognummer
V118502
ISBN (eBook)
9783640218226
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Antike, Humoralpathologie, Antike, Medizin
Arbeit zitieren
Peter Schwarze (Autor:in), 2007, Die Antike Humoralpathologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118502

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