Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem südamerikanischen Land Argentinien. Das Land erlebte zwischen 1976 und 1983 die blutigste Diktatur seiner Geschichte. Nach der Rückkehr zur Demokratie wurde deutlich in welchem Ausmaß Menschenrechtsverletzungen begangen wurden. Es gab keine "Exzesse" einzelner, die ihre Macht ausnutzten, wie die Militärs sich später rechtfertigten, es gab keinen "Krieg gegen die Subversion", sondern es gab einen kriminellen Plan der Militärführung, der zur Vernichtung ganzer Bevölkerungsteile führte. Unvorstellbare Grausamkeiten sind in diesen Jahren der Diktatur begangen wurden.
In dem krisengeplagten Land übernahmen die Militärs 1976 aber nicht zum ersten Mal die Macht im Staate, vielmehr waren sie im Laufe des Jahrhunderts zu einem anerkannten politischen Akteur geworden, der in 46 Jahren 13mal eine zivile Regierung aus dem Amt putschte. Warum aber gerade die Diktatur in den 70er Jahren einen derart repressiven Charakter annahm, dieser Frage gilt es u.a. in dieser Arbeit nachzugehen. Dazu wird die Vorgeschichte der Diktatur und die politische Geschichte des zurückliegenden Jahrhunderts skizziert. Die eskalationsträchtige Konfliktdynamik soll auf dies Weise durchsichtig gemacht werden.
Die vorliegende Arbeit versteht sich als theoriegeleitete empirische Studie. Das Untersuchungsfeld ist die Diktatur in Argentinien. Den theoretischen Rahmen liefert das Spiralmodell von Thomas Risse und Kathryn Sikking. Es ist das Ergebnis eines transatlantischen Forschungsprojektes an dem amerikanische und deutsche Wissenschaftler mitgewirkt haben. Auf der Basis von Länderstudien wurden die Wirkungen internationaler Menschenrechtsnormen auf den politischen Wandel im Innern des Staates systematisch analysiert. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen dabei die transnationalen Menschenrechtsnetzwerke. Ihren Einfluß galt es besonders im Falle Argentiniens zu prüfen.
Die beschriebene Aufgabe ist dann auch verantwortlich für die inhaltliche Struktur der Arbeit. Nach einer Erläuterung des Modells werden die historischen Wurzeln und unmittelbaren Voraussetzungen der argentinischen Diktatur beschrieben. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird den Akteuren besondere Aufmerksamkeit gewidmet, die in der jeweiligen Phase die Dynamik des Modells bestimmen. Insgesamt lassen sich dann drei Schwerpunkte erkennen.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Spiralmodell
- Die politische Entwicklung Argentiniens im 20. Jahrhundert
- ,,La Dictadura"
- Das gewalttätige Vorspiel
- Der Putsch 1976
- Die Ideologie der Diktatoren
- Die Systematik des Terrors
- Die Dynamik des Spiralmodells
- Die argentinische Menschenrechtsbewegung
- Das transnationale Netzwerk
- Vom Leugnen bis zu taktischen Konzessionen
- Das Verhalten der Junta
- Auf dem Weg zur Demokratie
- Die argentinische Demokratie
- Der ewige „präskriptive Status\"?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der argentinischen Diktatur zwischen 1976 und 1983 und der anschließenden Rückkehr zur Demokratie, wobei das Spiralmodell von Thomas Risse und Kathryn Sikking als theoretischer Rahmen dient. Ziel ist es, die eskalationsträchtige Konfliktdynamik in Argentinien mithilfe des Modells zu erklären und den Einfluss internationaler Menschenrechtsnormen auf den politischen Wandel zu analysieren.
- Die historische Entwicklung Argentiniens und die Vorgeschichte der Diktatur
- Die Funktionsweise des Spiralmodells und seine Anwendung auf den Fall Argentinien
- Die Rolle der transnationalen Menschenrechtsnetzwerke in der Opposition gegen die Diktatur
- Die Reaktion der argentinischen Junta auf den internationalen Druck
- Die innergesellschaftliche Opposition, insbesondere die Menschenrechtsbewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Thematik der Arbeit und die bevorstehende Analyse der argentinischen Diktatur. Kapitel 2 erläutert das Spiralmodell von Risse und Sikkink, das die verschiedenen Stadien und Mechanismen auf dem Weg von einem repressiven Regime zu einem Staat, der die internationalen Menschenrechtsnormen achtet, erklärt. Kapitel 3 beschreibt die politische Entwicklung Argentiniens im 20. Jahrhundert und skizziert die Vorgeschichte der Diktatur. Kapitel 4 beleuchtet die argentinische Diktatur mit ihren zentralen Aspekten, wie dem gewalttätigen Vorspiel, dem Putsch von 1976, der Ideologie der Diktatoren und der Systematik des Terrors. Kapitel 5 analysiert die Dynamik des Spiralmodells in Argentinien, wobei die Rolle der Menschenrechtsbewegung und des transnationalen Netzwerks im Fokus stehen. Kapitel 6 untersucht das Verhalten der Junta in Bezug auf die Menschenrechtsverletzungen und die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft, während Kapitel 7 die argentinische Demokratie und die Frage nach einem dauerhaften „präskriptiven Status“ beleuchtet.
Schlüsselwörter
Argentinien, Diktatur, Menschenrechte, Spiralmodell, Risse und Sikkink, transnationale Netzwerke, Menschenrechtsbewegung, internationale Normen, politische Entwicklung, Repression, Demokratie, „präskriptive Status“
- Arbeit zitieren
- Marten Mylius (Autor:in), 2002, Der Fall Argentinien im Spiralmodell. Die argentinische Diktatur 1976 bis 1983 und die Rückkehr zur Demokratie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11855