Sozialpädagogische Unterstützungsmöglichkeiten für minderjährige Mütter in Marzahn-Hellersdorf


Bachelorarbeit, 2021

127 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Zusammenfassung

Abstract

1 Einleitung

2 Stand der Forschung/Theoretischer Hintergrund

3 Begriffsbestimmungen
3.1 Adoleszenz und Pubertät
3.2 Teenagerschwangerschaft
3.3 Bindungsmuster
3.4 Sozialraum

4 Herausforderungen einer Teenagerschwangerschaft
4.1 Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz und Pubertät
4.1.1 Risiken für die Kinder minderjähriger Mütter
4.2 Lebensweltlicher Kontext von Jugendlichen
4.3 Motive und Hintergründe der Schwangerschaft
4.4 Finanzielle Situation
4.5 Zukunftsvorstellungen

5 Allgemeine Leistungen und Hilfen in Deutschland für junge Eltern
5.1 Hilfeformen nach dem SGB VIII

6 Sozialraum Marzahn-Hellersdorf
6.1 Minderjährige Schwangere und Mütter in Marzahn-Hellersdorf
6.2 Leistungen- und Hilfeangebote für Teenagereltern in Marzahn-Hellersdorf
6.2.1 Ambulante Hilfen
6.2.2 Stationäre Hilfen
6.3 Erziehungshilfen für junge Mütter im Rahmen von TeeMo
6.3.1 Konzept der Einrichtung
6.3.2 Experteninterview
6.4 Interviews mit minderjährigen Müttern
6.4.1 Motive und Hintergründe der Schwangerschaft
6.4.2 Lebensweltlicher Kontext
6.4.3 Veränderungen und Herausforderungen durch die minderjährige Mutterschaft
6.4.4 Wünsche und Zukunftsvorstellungen
6.4.5Wünsche und Zukunftsvorstellungen

7 Fazit

8 Literaturverzeichnis

9 Anhang

Anlage A1: Experteninterview „TeeMo“

Anlage B1: Interview junge Mutter 1

Anlage B2: Interview junge Mutter 2

Anlage B3: Interview junge Mutter 3

Anlage D1: Interviewbogen

Anlage D2: Einwilligungserklärung zum Interview

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Geburten nach Alter der Mutter (Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2020)

Abbildung 2 Reifung der Geschlechtsmerkmale (Quelle: Artelt, 2012: 18)

Abbildung 3 Lebenssituation (Quelle: Häußler-Sczepan et al., 2008: 148)

Abbildung 4 Planung Schwangerschaft I (Quelle: Matthiesen et al., 2009: 43)

Abbildung 5 Planung Schwangerschaft II (Quelle: Häußler-Sczepan et al., 2008: 172)

Abbildung 6 Motive (Quelle: Häußler-Sczepan et., 2008: 171)

Abbildung 7 Gründe Sex ohne Verhütung (Quelle: Heßling & Bode, 2015: 177)

Abbildung 8 Verhütungsprobleme (Quelle: Aus Heßling & Bode, 2015: 183-184)

Abbildung 9 Ausbildungssituation (Quelle: Häußler-Sczepan et al., 2008: 144)

Abbildung 10 Zukunftsvorstellungen (Quelle: Darstellung nach Häußler-Sczepan et al., 2008: 174)

Abbildung 11 Alter der Mütter in Berlin (Quelle: Blankenburg, et al., 2016: 34)

Abbildung 12 Alter der Mütter in Marzahn-Hellersdorf (Quelle: Blankenburg, et al., 2016: 36)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Übersicht über Interviewpartnerinnen (Quelle: Darstellung nach Braun & Meißner, 2020: LIVff; (Frank, 2020: XIXff; Schmidt, 2020: XXXVff)

Abkürzungsverzeichnis

BGB Bürgerliches Gesetzbuch

BzgA Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

bzw beziehungsweise

etc et cetera

ggf gegebenfalls

KiLeLe Kinder lernen Leben

SGB Sozialgesetzbuch

usw und so weiter

z.B zum Beispiel

Zusammenfassung

Ziel dieser Bachelorarbeit ist es herauszufinden wie minderjährigen Mütter in Marzahn­Hellersdorf ein gelingendes Aufwachsen ihrer Kinder, trotz der der ihnen bevorstehenden Herausforderungen durch die Soziale Arbeit ermöglicht werden kann. Die Forschungsfrage lautet dazu: Inwiefern ist es minderjährigen Müttern durch die sozialpädagogischen Unterstützungsmöglichkeiten in Marzahn-Hellersdorf möglich, ein gelingendes Aufwachsen ihrer Kinder zu erreichen? Um die Forschungsfrage zu beantworten, ist es notwendig die Hintergründe, Motive und Bedarfe der Teenagereltern in Bezug auf den Sozialraum Marzahn-Hellersdorf, zu erforschen.

Die Bachelorarbeit baut auf verschiedenen literarischen Werken und einigen Studien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf. Da fast alle Werke und Studien über 10 Jahre alt sind, wurden qualitative Interviews für einen aktuellen Vergleich durchgeführt und hinzugezogen.

Die Antworten der interviewten Mütter zeigten, dass der Einsatz von altersbezogenen Projekten sehr großen und guten Einfluss auf die jungen Mütter haben kann. Insbesondere dem Risikofaktor der sozialen Isolation wird hier entgegengewirkt. Da die jungen Mütter meistens keinen finanziellen Spielraum haben und eingeschränkt mobil sind, ist eine Verankerung von verschiedenen Projekten an unterschiedlichen Standorten sinnvoll, sodass wirtschaftliche und infrastrukturelle Herausforderungen abgebaut werden können.

Abstract

The aim of this bachelor thesis is, to find out how underage mothers in Marzahn­Hellersdorf can be enabled by social work to grow up successfully with their children, despite the challenges of underage mothers. The research question is: To what extent is it possible for underage mothers to achieve a successful growing up of their children through the social pedagogical support possibilities in Marzahn-Hellersdorf? In order to answer the research question, it is necessary to explore the background, motives and requirements of teenage parents in relation to the social space Marzahn­Hellersdorf.

The bachelor thesis is based on different literary works and some studies of the Federal Center for Health Education. Since almost all works and studies are more than 10 years old, qualitative interviews were conducted and consulted for a current comparison.

The answers of the interviewed young mothers showed, that the use of age-related projects can have a very great and fine influence on the young mothers. Especially the point of social isolation is counteracted here. Since the young mothers usually have no financial leeway and limited mobility, it makes sense to anchor different projects at different locations so that economic and infrastructural difficulties have no influence on participation.

1 Einleitung

Die Geburt eines Kindes greift für jede Frau in all ihre Lebensbereiche ein. Die Ankunft des Kindes verändert den Alltag, die Arbeit, Freizeitgestaltung, Planung der Urlaubsziele und vieles mehr. Aus diesem Grund lässt sich annehmen, dass die Geburt eines Kindes für eine minderjährige Mutter noch tiefgreifendere Veränderungen mit sich zieht. (Friedrich, Remberg, & Geserick, 2005: 114)

Im Jahr 2019 brachten insgesamt 4.549 Mütter im Alter von unter 18 Jahren ihr erstes oder zweites Kind in Deutschland zur Welt. Wirft man einen weiteren Blick auf die 19- und 20-jährigen Mütter wird deutlich, dass das Thema Schwangerschaft von minderjährigen Müttern noch immer sehr präsent ist: So brachten im Jahr 2019 1.127 Mütter im Alter von 19 und 20 Jahren ihr zweites Kind zur Welt, 108 Frauen gebaren bereits das dritte Kind und sogar 9 Frauen ihr viertes Baby. (Statistisches Bundesamt, 2020)

Bereits vor der Geburt stehen die Bedürfnisse des Babys im Mittelpunkt: Die Mutter ist an das Haus, gegebenfalls (ggf.) sogar das Elternhaus gebunden, während der Partner*in oder die Freunde weiterhin ihren Hobbys nachgehen können (Friedrich, Remberg, & Geserick, 2005: 114). Aufgrund ihres Alters haben die jungen Mütter noch keine abgeschlossene Berufsausbildung oder sogar keinen Schulabschluss. Durch die Geburt des Kindes verändern sich langfristig die gesamten Lebensentwürfe, Gedanken und Planungen zu ihrem weiteren Leben, sodass die jungen Mütter vor einem großen Konglomerat an Pflichtaufgaben stehen (Straube, 2008: 1). Zudem ist das gesamte Jugendalter eine hochsensible Phase, in der sich der Körper aller heranwachsenden Menschen verändert und viele Entwicklungsaufgaben stattfinden (Friedrich et al., 2005: 119). Eine Schwangerschaft in dieser Umbruchphase stellt eine enorme psychische Belastung für junge Schwangere dar, da bereits die Entscheidung, ob das Kind geboren werden soll, eine hohe Verantwortungsaufgabe ist (Artelt, 2012: 11). Unabhängig wie die jungen Frauen sich entscheiden, benötigen sie in dieser Phase Hilfe und Unterstützung von Dritten, um nicht an einer sozialen Isolation oder ähnlichen (o.ä.) risikobehafteten Herausforderungen zu verzweifeln. Die Schwangerschaft im Teenageralter ist ein vorurteilsbelastetes Thema in der Gesellschaft: Den jungen Frauen wird häufig die Verantwortung, Mündigkeit als Vertreterinnen ihrer Kinder zu fungieren sowie die eigene Selbstständigkeit in Bezug auf die Selbst- und Fremdfürsorge abgesprochen, sodass diese gesellschaftliche Klassifizierungen den Zugang zu anderen oder älteren Müttern erschwert (Straube, 2008: 1).

Das Thema der Bachelorarbeit Sozialpädagogische Unterstützungsmöglichkeiten für minderjährige Mütter im Sozialraum Marzahn-Hellersdorf befasst sich nicht nur mit der Frage, welche Unterstützungsmöglichkeiten vorhanden sind, sondern möchte vielmehr beleuchten, welche Wünsche und Bedarfe die jungen Mütter in der Schwangerschaft und nach der Geburt haben. Die Forschungsfrage, die durch die Bachelorarbeit begleiten soll, lautet dazu: Inwiefern ist es minderjährigen Müttern durch die sozialpädagogischen Unterstützungsmöglichkeiten in Marzahn-Hellersdorf realisierbar, ein gelingendes Aufwachsen ihrer Kinder zu erreichen?

Durch die noch nicht abgeschlossene Pubertät und Adoleszenz haben minderjährige Mütter besondere Herausforderungen in ihrer Mutterschaft zu bewältigen. Unabhängig von ihren sozialen Bedingungen und die des Sozialraums benötigen Teenagermütter besondere Unterstützung: Um diese erste Hypothese zu analysieren liegt im ersten Teil der Fokus auf die Schwangerschaft im Teenageralter. Zunächst wird hierbei umfangreich auf die Vorgänge und Entwicklungsaufgaben in der Pubertät und Adoleszenz eingegangen, damit die Bedeutung für den weiblichen Körper und den möglichen Risiken und Herausforderungen einer Schwangerschaft im Jugendalter verdeutlicht wird. Um jedoch zu verstehen, aus welchem Grund junge Frauen sich minderjährig für die Schwangerschaft und Geburt eines Kindes entscheiden, wird auf die Hintergründe und Motive der frühen Schwangerschaft eingegangen. Weitere Punkte, die zur Ergründung der Hypothese dabei berücksichtigt werden, sind neben den Beweggründen der frühen Schwangerschaft, die Herausforderungen einhergehend durch die finanzielle Situation oder Veränderung des lebensweltlichen Kontextes durch die frühe Mutterschaft. Abgeschlossen wird dieser Kernpunkt mit den Zukunftsvorstellungen der jungen Mütter oder Eltern.

Nachdem im zweiten Abschnitt kurz erläutert wird, welche Leistungen minderjährige Mütter in Deutschland erhalten können, wird der Sozialraum Marzahn-Hellersdorf im dritten Abschnitt genauer betrachtet. Hierbei werden soziale Demografieberichte miteinbezogen und die Besonderheiten und Herausforderungen des Bezirkes in den Vordergrund gestellt. Die Hypothese lautet, dass im Sozialraum Marzahn-Hellersdorf Besonderheiten durch seine Struktur gegeben ist. Im letzten Punkt dieses Abschnittes werden die Angebote untersucht und vorgestellt, welche der Bezirk für die Unterstützung von minderjährigen Schwangeren und Müttern bereitstellt.

Im vierten und abschließenden Teil wird, um die vorliegenden teilweise älteren Statistiken zu vergleichen, der Kontakt mit der Einrichtung TeeMo vorgestellt. Dies beinhaltet die Vorstellung eines geführten Expert*inneninterview mit der Leitung des Projekts TeeMo sowie drei Interviews mit Frauen, die minderjährig das erste Mal Mutter wurden. Die leitende Hypothese ist hierbei: Die Bedarfe, Wünsche und Interessen von minderjährigen Müttern unterscheiden sich außerhalb der Kindesthematik von älteren Müttern. Auf Grund gesellschaftlicher Vorurteile nehmen minderjährige Mütter, zum Beispiel (z.B.) aus Scham, nicht an offenen Mutter-Kind Angeboten teil. Um hierbei gute Vergleiche zu den Erkenntnissen aus den genutzten Studien und der Literatur zu ziehen, wurden die Frauen zu den Motiven sowie Hintergründen ihrer frühen Schwangerschaft, Veränderungen und Herausforderungen der frühen Schwangerschaft, Einstellungen zum Sozialraum Marzahn-Hellersdorf und der Inanspruchnahme von Unterstützungen oder Projekten, aber auch zu ihrer finanziellen Situation sowie abschließend zu ihren Zukunftsvorstellungen oder Wünschen interviewt.

2 Stand der Forschung/Theoretischer Hintergrund

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Lebendgeborene von minderjährigen Müttern (Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2020)

Die Forschung zum Thema Schwangerschaft im minderjährigen Alter ist zum heutigen Stand veraltet. Insbesondere wurden die zuletzt durchgeführten Studien im Zeitraum 2005 bis 2009 durchgeführt und veröffentlicht. Dennoch ist das Thema Schwangerschaft und Geburt im minderjährigen Alter nach wie vor in Deutschland präsent. Wie aus der Abbildung 1 Lebendgeborene von minderjährigen Müttern zu entnehmen ist, wurden 2019 insgesamt 3233 Kinder von Müttern unter 18 Jahren zu Welt gebracht. Im Vergleich zur restlichen Bevölkerung sind dies 0,4 Prozent. 2018 waren es etwa 400 Lebendgeburten mehr, sodass der Prozentuale Anteil der minderjährigen Mütter bei 0,5 Prozent lag. Für 2020 sind noch keine Daten veröffentlich worden. Der Großteil der Kinder wird dabei unehelich geboren, dies ist aber auf Grund der Minderjährigkeit nicht verwunderlich. Trotz dessen, dass die Zahl von 0,4 Prozent gering erscheint, brauchen viele dieser minderjährigen Mütter Hilfe und Unterstützung bei dem Konglomerat an neuen verantwortungsvollen Aufgaben.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) gab zuletzt 2005 bis 2006 Studien zu minderjährigen Müttern in Auftrag, welche 2008 und 2009 veröffentlicht wurden: Die Studien von Friedrich, Remberg & Geserick (2005), Häußler-Sczepan, Wienholz, Busch, Michel, & Jonas (2008) und Matthiesen, Block, Mix, & Schmidt (2009) wurden trotz dessen, dass sie über 10 Jahre alt sind intensiv für diese Arbeit genutzt, da keine neueren Studien oder wissenschaftliche Erkenntnisse vorhanden sind. Insbesondere die Studie von Häußler-Sczepan et al., (2008) welche einen Bezug zu den Bundesländer Berlin und Brandenburg aufzeigt, ist für diese Bachelorarbeit sehr nützlich gewesen. Die Studie wurde von der BzgA zur Vermeidung von Teenagerschwangerschaften durchgeführt. Zudem wollten sie erforschen, ob vorhandene Angebote und Hilfen den jungen Frauen und Eltern bekannt sind, ob sie besucht werden oder aus welchen Gründen sie vermieden werden. Die intensive Befragung der Teilnehmerinnen zu den Themen familiäre und soziale Herkunft, Schulsituation, Motive und Hintergründe der Schwangerschaft sowie die der Zukunftsvorstellungen hat einen relevanten Beitrag für diese Arbeit geleistet. (Häußler- Sczepan et al., 2008)

Aktuellere Werke stammen von Artelt (2012) und Biel (2012), welche über adoleszente Elternschaft berichten. Diese Werke nutzen allerdings ihrerseits häufig die vorgestellten BzgA Studien, sodass diese nur wenig als Primärquelle genutzt werden konnten. Das Buch Teenagermütter von Diller-Wolff (2011) wurde in vielen Passagen als direktes Beispiel für diese Bachelorarbeit zitiert. In diesem Buch wurden insgesamt 20 junge Mütter, ihre Eltern und Expert*innen rund um das Thema frühe Elternschaft befragt und ihre Geschichten niedergeschrieben. Untersuchungen zur Jugendsexualität werden von der BzgA etwa alle fünf Jahre veröffentlicht, sodass hier die Studie von Heßling & Bode (2015) genutzt wurde, um Aufschlüsse über das Sexual- und Verhütungsverhalten von jungen Erwachsenen zu erlangen.

Als weitere Forschungsmethode für diese Bachelorarbeit wurden qualitative Expert*inneninterviews als Unterstreichung für die Literaturarbeit genutzt. Die geführten Interviews wurden intensiv ausgewertet, interpretiert und relevante Aussagen für die Arbeit genutzt. Die Forschungsfrage und die Hypothesen wurden dabei deduktiv aufgestellt. Ferner wurden die Gütekriterien für eine qualitative Forschung, Transparenz, Intersubjektivität und Reichweite sichergestellt. Es wurde sich für die Nutzung von Interviews entschieden, da die Literatur und relevante Studien veraltet sind und teilweise bis zu 15 Jahren zurückliegen. Neben dem Abgleich zwischen den Erhebungen bezüglich den Schwerpunktthemen Planung der Schwangerschaft, Motiven, Hintergründen und Zukunftsvorstellungen, sollte ebenfalls Bezug auf den Sozialraum Marzahn-Hellersdorf genommen werden. Zunächst wurden zunächst Expert*inneninterviews aus objektiver Sicht durchgeführt mit den Fachkräften, aber auch mit minderjährigen Müttern. Hierbei machte sich eine schwierige Zusammenarbeit und Planbarkeit der minderjährigen Mütter bemerkbar, außerdem wurde eine Durchführbarkeit der Interviews durch die Einschränkungen des Covid-19 Virus erschwert, sodass schlussendlich nur drei Interviews durchgeführt werden konnten, aber auch zwei ältere Mütter interviewt wurden. Obwohl geplant war aktuelle Teilnehmerinnen aus dem Projekt TeeMo zu interviewen, führten die Aussagen der beiden älteren Mütter zu sehr interessanten Erkenntnissen.

3 Begriffsbestimmungen

Im Folgenden Abschnitt werden für diese Arbeit als relevant angesehene Begriffe definiert.

3.1 Adoleszenz und Pubertät

Die Lebensphase zwischen dem 12. und 21. Lebensjahr wird unterschiedlich bezeichnet. Soziologen sprechen hierbei über die Jugend, Biologen von der Pubertät und als Adoleszenz wird sie von Psychologen bezeichnet. (Straube, 2008: 3) Die Soziologen wollen die „[...] historische Bedingtheit einer nach Alter sortierten Gruppe von Menschen [...]“ (Fend, 2000, S.23 zitiert nach Straube, 2008: 3) in dieser Phase betrachten. In dieser Arbeit wird jedoch nur tiefgreifend auf Pubertät und Adoleszenz eingegangen. Grundlegend lässt sich die Pubertät als Phase der körperlichen Veränderungen bezeichnen. Der kindliche Körper wird nach und nach in den eines Erwachsenen verwandelt, wodurch eine Fortpflanzung möglich ist. Die Adoleszenz hingegen bezeichnet die psychosoziale Entwicklung, welche länger als die Pubertät andauert. Da es einen großen Unterschied macht, ob der benannte Jugendliche erst 12 Jahre alt oder schon 18 Jahre alt ist, werden die Adoleszenz und die Pubertät in drei Phasen unterteilt: Frühe, mittlere und späte Adoleszenz. Wichtig ist außerdem zu differenzieren, dass die Pubertät im Allgemeinen für alle Heranwachsenden fast gleich abläuft. Die Entwicklung der Adoleszenz kann allerdings sehr unterschiedlich verlaufen. (Schwarz, 2004: 1)

3.2 Teenagerschwangerschaft

Als Teenagermütter oder Teenagerschwangerschaft sind in dieser Arbeit Mütter bis zu einem Alter von 18 Jahren gemeint. Aus diesem Grund wird häufig auch über minderjährige Mütter gesprochen. Einige Fachliteratur und Studien beziehen auch junge Paare und Frauen bis zu einem Alter von 21 Jahren mit ein. Wenn diese mitgenutzt wurden, wurde dies explizit gekennzeichnet.

3.3 Bindungsmuster

Die vier Bindungsmuster wurden in die Kategorien A, B, C und D eingeteilt. Die Beschreibungen fundieren auf einem zuvor durchgeführten Experiment: Die Mutter und das Kind befinden sich in einem Raum und spielen zusammen, nach einiger Zeit verlässt die Mutter den Raum und das Kind ist mit einer fremden Person alleine. Betrachtet wurde in diesem Experiment die Exploration des Kindes während des Spiels und die Reaktion des Kindes als die Mutter den Raum verlässt und das Verhalten, nachdem die Mutter zurückkehrt ist. (Bolten, 2009: 62; Kirschke & Hörmann, 2014: 8)

Beginnend mit der Kategorie A, dem unsicher-vermeidenden Bindungsmuster. Die Kinder haben hier kaum reagiert, als die Mutter den Raum verließ. Nur bei wenigen kam ein schwacher Protest auf, sie liefen ihren Müttern nicht nach, sondern spielten unbeirrt weiter. Als die Mutter zurückkam erfolgte eher Ignoranz, Trost wollten sie nicht zulassen, nicht auf den Arm genommen werden und vermieden Körperkontakt. (Bolten, 2009: 62)

Die Kategorie B beschreibt sicher-gebundene Kinder. Hierbei sind die Kinder deutlich gestresst, als die Mutter den Raum verlässt. Dies zeigt sich durch Weinen und Suchen. Dennoch ist es ihnen möglich Trost von der fremden Person zulassen. Als die Mütter wieder den Raum betraten, waren die Kinder hocherfreut und suchten Körperkontakt. Nach kurzer Zeit konnten sie den Trost zulassen, sich beruhigen und weiterspielen. (edb: 62)

Unsicher-ambivalente Kinder werden in der Kategorie C beschrieben. Diese Kinder sind nach der Trennung ebenfalls wie die sicher-gebundenen Kinder sehr gestresst, weinen und schreien sehr stark. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass die unsicher­ambivalenten Kinder sich nach der Rückkehr kaum beruhigen lassen, zudem zeigen sie sich im Körperkontakt ambivalent. Einerseits sind diese Kinder gewillt diesen zuzulassen, andererseits wehren sie mit strampeln, schlagen, wegstoßen oder wegdrehen sich weg. (edb: 62)

Die letzte Kategorie D, beschreibt Kinder mit einem unsicher-desorganisierten Bindungsmuster. Diese wurde jedoch erst nachträglich von Main und Solomon im Jahre 1986 hinzugefügt. Sie bemerkten in ihren Forschungen Kinder, die in ihren Bewegungen oder im Spiel wie erstarrt wirken. (Bolten, 2009: 62) Nach der Rückkehr der Mutter verhalten sie ambivalent und unsicher. (Kirschke & Hörmann, 2014: 11)

3.4 Sozialraum

Eine konkrete Definition des Begriffes ist nicht möglich, die Meinungen und Ideen gehen in der Literatur in verschiedene Richtungen. Da jeder einzelne Mensch den vorhandenen Ort für sich als eigenen Sozialraum und die Gegebenheiten dort verschieden nutzt, entstehen die differenzierte Meinungen, Haltungen und Theorien. (Pöppelmeier, 2007: 12) Dennoch soll in diesem Abschnitt auf die grundlegenden Formalitäten eines Sozialraums eingegangen werden.

Ein Sozialraum setzt sich aus den Punkten Wohnen, Bildung, Arbeit, Soziales, Infrastruktur und Freizeit zusammen. Ein Sozialraum kann durch objektive Merkmale begrenzt werden: Dies können festgelegte staatliche Grenzen sein, Grenzen durch Bebauung, Besiedlung oder Bahngrenzen, aber auch natürliche Grenzen wie Gewässer, Wälder können Sozialräume voneinander trennen. Im Gegensatz dazu stehen die subjektiven Merkmale definiert durch die einzelnen Menschen. Zum einen sind das die Menschen, die selbst im Sozialraum leben und sich mit diesem identifizieren. Zum anderen kann ein Sozialraum von außen bewertet werden. Dies kann positiv, aber auch negativ sein. Einzelne Bezirke werden z.B. in Berlin in den Medien deutlich schlechter dargestellt, dazu gehört auch der Bezirk Marzahn­Hellersdorf. (Pöppelmeier, 2007: 12f)

Da jeder Mensch eigene Vorlieben und Ansprüche an den Sozialraum hat, werden diese immer unterschiedlich bewertet. So erfreut sich beispielweise eine Person an den nahe gelegenen Restaurants, während ein anderer Nachbar*in diese auf Grund der Lautstärke als störend empfindet. Große Unterschiede findet man ebenfalls zwischen ländlichen und städtischen Sozialräumen. (Pohl, 2018: 6)

4 Herausforderungen einer Teenagerschwangerschaft

Eine Schwangerschaft und die Geburt des eigenen Kindes stellt für jede Frau eine große Veränderung dar. Minderjährige Mütter befinden sich selbst noch in ihrem eigenen Entwicklungsprozess, welcher begleitet ist von ambivalenten, teilweise kindlichen, aber auch schon gereifteren Verhaltensweisen. Sofern die Schwangerschaft ungeplant war, tritt noch ein größerer „Schockmoment“ (Artelt, 2012: 57) für die betroffene Schwangere ein und sie gerät in verschiedene Konfliktsituationen. Die Entscheidung, ob das Kind ausgetragen wird, muss die junge Frau für sich allein treffen. Im weiteren Verlauf wird das Umfeld mit der Schwangerschaft konfrontiert. Insbesondere bei den Eltern oder dem biologischen Vater kann dies zu emotionalen Reaktionen führen. Diese können von absoluter Unterstützung und Sicherheit, bis hin zu negativen Reaktionen reichen wie Verleumdung oder Ablehnung. (Artelt, 2012: 57f)

4.1 Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz und Pubertät

In diesem Abschnitt soll noch einmal tiefgreifender auf die Entwicklungsprozesse- und aufgaben sowie die Beschreibung der Phasen von Adoleszenz und Pubertät eingegangen werden. Die Adoleszenz und Pubertät werden in der Literatur in drei Phasen aufgeteilt, diese werden folgendermaßen grob unterschieden:

Die Frühpubertät und frühe Adoleszenz beginnen mit etwa 10 bis 13 Jahren bei Mädchen und zwischen 11 und 14 Jahren bei den Jungen (Schwarz, 2004: 1). Der Beginn der frühen Adoleszenz wird durch das Einsetzen der körperlichen Veränderungen gekennzeichnet (Straube, 2008: 3).

Darauf folgen die mittlere Pubertät und Adoleszenz, welche sich im Alter von 13 bis 16 Jahren bei den Mädchen und etwa ab 14 bis 17 Jahren bei den Jungen abspielt (Schwarz, 2004: 1).

Abgeschlossen wird die Entwicklung im Alter von 16 bis 20 Jahren bei den Mädchen und 17 bis 21 Jahren bei den Jungen. Benannt als späte Pubertät und Adoleszenz (Schwarz, 2004: 1).

Die Altersangaben können im Einzelfall leicht abweichen beispielweise bei besonders frühreifen oder spät entwickelten Jugendlichen. Mädchen sind der Entwicklung von gleichaltrigen Jungen etwa 1,5 bis 2 Jahre voraus. Aus diesem Grund ist eine genaue Angabe nicht möglich. (Artelt, 2012: 15)

Da es sich bei dem Begriff der Pubertät um biologische Reifungsprozesse handelt, lassen sich diese an einem einzelnen Menschen relativ genau festmachen. Mit Beginn der ersten Veränderung betritt der jugendliche Mensch die Pubertätsphase oder auch die Phase der frühen Adoleszenz und beendet diese mit dem Abschluss des Wachstumes und Erreichen der Geschlechtsreife. (Artelt, 2012: 15)

Innerhalb der frühen Adoleszenz kommt es zu enormen Wachstumsschüben. Das Körpergewicht verändert sich dem Wachstumsschub angepasst ebenfalls. Weiterhin verändert sich die ganze physische Gestalt der jungen Menschen. Insbesondere durch diesen Gestaltwandel werden geschlechtsspezifische Merkmale sichtbarer. Bei den jungen Frauen werden die Hüften breiter, währenddessen bei den jungen Männern die Schultern deutlich breiter werden. (Artelt, 2012: 15f)

Neben diesem sichtbaren Wandeln findet auch innerhalb des Körpers eine große Veränderung im Hormonhaushalt statt. Durch diesen wird der Körper geschlechtsreif und damit fortpflanzungsfähig. Etwa im Alter von neun Jahren beginnt die hormonelle Umstellung im Körper der Mädchen. Verantwortlich dafür sind die Hormone Östrogen und Progesteron. Das Östrogen ist hierbei für die Bildung der weiblichen Brust, Wachstum der Schamhaare sowie für die Fettbildung zuständig. Durch das Hormon Progesteron wird der Menstruationszyklus gebildet und somit die Fruchtbarkeit ermöglicht. Bei den jungen Männern ist das Hormon Testosteron dafür verantwortlich, dass seine Behaarung, Hoden und Penis wachsen oder der Stimmbruch eingeleitet wird. Vereinfacht dargestellt wird die Entwicklung in der Pubertät von Mädchen und

Jungen, unterteilt in die drei Phasen, in folgender Abbildung 2 Reifung der

Geschlechtsmerkmale wiedergegeben: (Artelt, 2012: 16ff)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Reifung der Geschlechtsmerkmale (Quelle: Artelt, 2012: 18)

Unterschiede zwischen den Entwicklungen findet man allerdings nicht nur zwischen beiden Geschlechtern, sondern auch innerhalb des gleichen Geschlechts. Ist ein Reife- oder Wachstumsprozess bei einem einzelnen Jugendlichen deutlich früher als im Durchschnitt einhergegangen, wird dies als Akzeleration bezeichnet. Findet dies im Gegensatz deutlich später statt, wird dies als Retardation gekennzeichnet.

Zurückkommend auf die Abbildung 2 die Reifung der Geschlechtsmerkmale, in der die Reifeprozesse von Jugendlichen dargestellt wurden, ist es sinnvoll im Zuge dieser Arbeit, die Prozesse der Mädchen noch einmal genauer zu untersuchen. Etwa im Alter von 11 bis 14 Jahren finden große Veränderungen bei den jungen Frauen statt: Besonders kritisch kann hierbei der Punkt Wachstum der Brust sein. Ängste über verzögertes, unregelmäßiges Wachstum oder bleibende Asymmetrie der Brüste können zu großen Unsicherheiten der jungen Mädchen führen. Hinzu kommt der Einfluss des gesellschaftliches Schönheitsideal, welches die Mädchen aus Social Media o.ä. erfahren und sich daran vergleichen. Die jungen Frauen haben hierbei ggf. lange an der Akzeptanz ihres eigenen Körpers zu arbeiten. Nicht außer Acht zu lassen ist, für die Thematik der Teenagermütter, das Einsetzen der Menstruation, welche ebenfalls etwa in diesem Alter geschieht. Interessant ist dabei, dass eine säkulare Akzeleration im letzten Jahrhundert stattgefunden hat. So war das durchschnittliche Alter der ersten Menarche vor über 100 Jahren noch bei über 16 Jahren, ist es heute im westeuropäischen Raum bereits bei 12 bis 13 Jahren. Biologisch betrachtet bedeutet das Einsetzen der Periode, dass die Möglichkeit der Fortpflanzung besteht. Durch dieses Ereignis, das Einsetzen der Menarche, verändert sich das Bewusstsein einer jungen Frau hinsichtlich ihres Körpers und auch zu ihrem sexuellen Empfinden, Verhalten und Erleben. Dies müssen die jungen Frauen jedoch erst erkennen und durchleben. Weiterhin kann das Einsetzen der Periode auch zu negativen Gefühlen oder Ängsten führen. Gründe hierbei können sein, wenn die Regelblutung, im Vergleich zu Freundinnen oder Mitschülerinnen, sehr spät einsetzt und damit die Idee aufkommt, dass etwas mit dem eigenen Körper nicht stimmt. Weitere Möglichkeiten sind die Beeinträchtigungen im Alltag, z.B. Schwimmbadbesuch oder die grundlegende Möglichkeit einer Schwangerschaft. Fehlt es hierbei an Aufklärung, aufgrund einer Tabuisierung der Thematik, sind die jungen Frauen höchst verunsichert. (Artelt, 2012: 18ff)

Der junge Mensch durchläuft bis zum Heranreifen nicht nur die oben benannten drei Phasen, sondern auch drei Ebenen. Die erste Ebene „biologisch-körperlich“ (Straube, 2008: 4) wird mit dem Begreifen und der Akzeptanz des eigenen Körpers beschrieben. Die zweite Ebene wird als „sozial-familiäre“ (Straube, 2008: 4) Ebene bezeichnet und meint das Loslösen vom Elternhaus und die emotionale Zugehörigkeit zu einer Peergroup. Die dritte Ebene wird als „gesellschaftlich-ökonomisch“ (Straube, 2008: 4) benannt. Hierbei geht es um die berufliche Orientierung, das Erreichen der wirtschaftlichen Unabhängigkeit und um die Orientierung in der Gesellschaft. Jede Ebene findet in jeder Phase der Pubertät und Adoleszenz statt, die eine etwas mehr, die andere etwas weniger. (Straube, 2008: 4)

Wie bereits angesprochen wird die Pubertät und Adoleszenz in drei Phasen unterteilt. Kernpunkt der ersten Phase ist die physische Reifung. Die jungen Menschen wachsen

sehr stark und die primären sowie sekundären Geschlechtsmerkmale reifen heran. Dominiert wird diese Phase durch Stimmungsschwankungen, aber auch von „fehlender Selbstbeherrschung“ (Schwarz, 2004: 1) und geringerem

Durchhaltevermögen bei schwierigen Aufgaben. (Schwarz, 2004: 1)

Die mittlere Adoleszenz findet im Alter von circa 13 bis 17 Jahren statt. Die Jugendlichen haben ihre sexuelle Reife abgeschlossen, körperlich scheinen sie bereits sehr erwachsen. Der Körper erhält nun seine endgültigen Proportionen und Formen. (Straube, 2008: 4) In dieser Phase findet eine große Entwicklung der intellektuellen Fähigkeiten statt. Die Ideen und Gedanken sind jedoch sehr auf die eigenen Wünsche, Ideen und Vorstellungen ausgerichtet. Viele Jugendliche neigen zur Introvertiertheit, es kann jedoch auch in Aggressivität umschlagen bis hin zu Rebellionen im Elternhaus. In dieser sozialen Reife spielt die Peergroup eine sehr große Rolle. Die Äußerlichkeiten von Freunden rücken in den Hintergrund, für den Jugendlichen vermehrt die inneren Werte, geteilte Wertvorstellungen und so weiter (usw.). (Schwarz, 2004: 2f) Die Gleichaltrigen lösen die Eltern als Unterstützungsnetzwerk ab und sind nun die ersten Ansprechpartner*innen. Die Gruppe wird als „Quelle des Selbstbewusstseins“ (Straube, 2008: 4) entdeckt. Der Einfluss von Freunden kann in diesen Jahren eine sehr große Rolle spielen und das Leben des Jugendlichen nachhaltig verändern (Schwarz, 2004: 2f). Im Idealfall ist die Peergroup ein positiver Einflussfaktor. Weitere wichtige Einflussfaktoren, neben dem Elternhaus und der Peergroup, ist die Schule und mittlerweile auch die Medien (Straube, 2008: 4).

Wichtig ist jedoch zu beachten, dass sowohl die Schule als auch Eltern zwar in den Hintergrund rücken und ihr Stellenwert sich verändert, ihre Funktionen jedoch erhalten bleiben. Jugendliche können also nur durch das Zusammenspiel ihr eigenes Ich entdecken und erkennen und somit ihren eigenen Standpunkt im Leben finden und vertreten. (Straube, 2008: 4)

Abschließend beginnt die späte Adoleszenz, die Jugendlichen sind zwischen 16 bis 21 Jahre alt und es kehrt wieder Ruhe und Gleichgewicht in ihr Leben ein. Während sich Kinder und jüngere Jugendliche mehr in der Gegenwart bewegen, setzt für diese jungen Erwachsenen vermehrt ein Verantwortungsgefühl, auch für die eigene Zukunft ein. Der junge Mensch kann seine Fähigkeiten und Grenzen gut einschätzen und wird deutlich selbstbewusster. Die intellektuellen Fähigkeiten wurden bereits in der mittleren Adoleszenz festgelegt, aber das Denken wird nun tiefer und dem Menschen 12

gelingt nun die Selbstreflexion. Insbesondere auf der Ebene der emotionalen Reife findet nochmals ein großer Sprung statt. Das Interesse für das andere und eigene Geschlecht wird weiterentwickelt, dies war vorher nur in Ansätzen entwickelt.

Gegenüber dem Elternhaus stellt sich wieder eine konstruktive Zusammenarbeit ein, da die Jugendlichen ein eher objektives Bild über die Eltern entwickelt haben. Des Weiteren findet auf der sozialen Ebene eine Erweiterung des Freundeskreises statt. Nachdem wie bereits oben beschrieben, die Schüchternheit abgelegt wird, vermischen sich häufig die Freundeskreise. Zuvor hatten die jungen Menschen häufig nur einzelne beste Freunde. Dies wird nun mit verschiedenen Beziehungen und Kontakten erweitert. (Schwarz, 2004: 3) Des Weiteren ist natürlich die Vorstellung eines „Lebensplans“ (Schwarz, 2004: 3) ein wichtiger Kernpunkt der späten Adoleszenz. Damit einher geht das Suchen einer Ausbildung beziehungsweise (bzw.) eines Berufes, sowie die eigene Positionierung in der Gesellschaft. (Straube, 2008: 4)

Nach Fegert, Streeck-Fischer, & Freyberger (2009), welche ein umfassendes Werk über die „Psychiatrie und Psychotherapie der Adoleszenz des jungen Erwachsenalters“ veröffentlich haben, wurden folgende Aufgaben, die die Jugendlichen nach Abschluss der Phasen und Ebenen bewältigt haben sollten, genannt:

1. Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu den Gleichaltrigen beiderlei Geschlechts
2. Erwerb einer männlichen bzw. weiblichen sozialen Rolle
3. Akzeptanz des eigenen körperlichen Aussehens und effektiver Einsatz des Körpers
4. Erlangung emotionaler Unabhängigkeit von den Eltern und anderen Erwachsenen
5. Aufbau einer sicheren ökonomischen Unabhängigkeit
6. Berufswahl und Berufsvorbereitung
7. Vorbereitung auf Heirat und Familienleben
8. Erwerb der intellektuellen Fertigkeiten und Begriffe, die für ein Leben als reifer Bürger notwendig sind
9. Bereitschaft und Fähigkeit zu sozial verantwortlichen Verhalten (Havighurst, 1952: 33-71 zitiert nach Fegert et al., 2009: 92f)

Die Entwicklung eines jungen Menschen als einen einfachen Reifeprozess zu betrachten, ist nicht verhältnismäßig. Die Entwicklung des Individuums wird durch die sozialen, physischen, biologischen und kulturellen Bedingungen entweder gelenkt, ermöglicht, versperrt oder auch beeinträchtigt. Mit dieser Herausforderung muss der einzelne Mensch zurechtkommen. Entwicklung bedeutet also viel mehr, Herausforderungen anzunehmen und diese für sich zu bewältigen. Für die Bewältigung brauchen die Jugendlichen Orientierungshilfen. Damit eingeschlossen werden Lehrer*innen, Berater*innen, aber auch die Eltern, welche ebenfalls vor neuen Aufgaben und Herausforderungen stehen. (Fegert et al., 2009: 102)

4.1.1 Risiken für die Kinder minderjähriger Mütter

Um das Thema Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz abzuschließen, muss diskutiert werden, warum eine Schwangerschaft im jungen Alter Risiken mit sich bringt. Fegert, Streeck-Fischer, & Freyberger (2009: 147f) haben die Risiken für Kinder minderjähriger Mütter als sehr drastisch beschrieben:

Tatsächlich lassen sich jugendliche Mütter gemäß vorliegender Studien als nicht oder wenig feinfühlend beschreiben, was sich in unterstimulierenden Verhalten, wie etwa durchgängigen Schweigen und fehlenden Anregungen für die Kinder, oder aber in überstimulierenden Verhalten, wie harschem oder ruppigen Pflegeverhalten, zeigt. Bei hinreichender Intensität lassen sich beide Verhaltenstendenzen dann als Vernachlässigung bzw. Misshandlung beschreiben. (Coley & Chase-Lansdale, 1998; Woodward, Fergusson, Horwood, 2001 zitiert nach Fegert et al. 2009: 148)

Die Autoren sind der Meinung, minderjährige Mütter als eine Hochrisikogruppe einzustufen. Die Mutterschaft befindet sich nicht in der normalen Entwicklung eines jungen Menschen, die jungen Frauen sind einer sehr starken Belastung ausgesetzt, wodurch ihre Persönlichkeitsentwicklung gehemmt wird. Betrachtet man noch einmal die oben genannten neun Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz wird klar, dass sich möglicherweise viele davon durch eine Mutterschaft sich nicht entfalten können. (Coley & Chase-Lansdale, 1998; Woodward, Fergusson, Horwood, 2001 zitiert nach Fegert et al., 2009: 148)

Bereits der erste Punkt „Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu den Gleichaltrigen beiderlei Geschlechts“ (Havighurst, 1952: 33-71 zitiert nach Fegert et al., 2009: 92f) zeigt auf, dass dieser Aufbau sich zumindest mit der Schwangerschaft und Geburt eines Kindes verändert. Der Freundeskreis der Jugendlichen verändert sich, die jungen Mütter haben weniger Zeit und verlieren den Kontakt. Verzögert lässt sich zumeist ein neuer Freundeskreis aufbauen. Auch mit dem weiteren Absatz „Akzeptanz des eigenen körperlichen Aussehens und effektiver Einsatz des Körpers“ (Havighurst, 1952: 33-71 zitiert nach Fegert et al., 2009: 92f) wird klar, dass dies zumindest durch eine Schwangerschaft und Geburt gebremst wird. Die jungen Frauen müssen sich zunächst an ihre veränderte Figur gewöhnen und haben ggf. noch mit den Veränderungen zu kämpfen. Durch eine Schwangerschaft verändert sich der weibliche Körper noch einmal massiv und in diesem Punkt können die jungen Mädchen keine Vergleiche zwischen sich und ihren Freundinnen ziehen. Die nächste Aufgabe wird als „Erlangung emotionaler Unabhängigkeit von den Eltern und anderen Erwachsenen“ (Havighurst, 1952: 33-71 zitiert nach Fegert et al., 2009: 92f) bezeichnet. Viele junge Frauen bleiben in der Schwangerschaft und nach der Geburt zunächst zu Hause und leben im Elternhaus. Durch diese und weitere Gründe ist keine soziale Ablösung möglich. Die Punkte „Aufbau einer sicheren ökonomischen Unabhängigkeit“ und „Berufswahl und Berufsvorbereitung“ (Havighurst, 1952: 33-71 zitiert nach Fegert et al., 2009: 92f) lassen sich zusammenfassend betrachten. Durch eventuellen Schul- oder Ausbildungsabbruch bzw. nur der Unterbrechung durch die Geburt fällt es einigen minderjährigen Müttern schwer wieder in den Schulalltag einzusteigen oder die Motivation aufzubringen, dies fortzusetzen. Eine finanzielle und ökonomische Unabhängigkeit vom Elternhaus oder dem Staat ist zumeist nur durch einen guten Abschluss und sicheren Beruf möglich. (Havighurst, 1952: 33-71 zitiert nach Fegert et al., 2009: 92f, 147f)

Jugendliche Mütter sind laut Fegert et al. durch die frühe Schwangerschaft belastet. Zudem benennen die Autoren, dass durch diese einhergehenden Unsicherheiten und Ängste es ihnen nicht möglich ist sicher gebundene Kinder zu erziehen. Vielmehr wachsen die minderjährigen Mädchen selbst in schwierigen Lebensverhältnissen auf und erlebten selbst in ihrer Kindheit eine hohe psychosoziale und finanzielle Belastung sowie kühle familiäre Beziehungen bis hin zu Misshandlungen (Häußler-Sczepan, Wienholz, Busch, Michel & Jonas, 2008: 148ff). Auch ein vorangegangener hoher Gebrauch von Alkohol, Tabak oder anderen Substanzen ist keine Seltenheit. (Fegert, Streeck-Fischer, & Freyberger, 2009: 148)

Die Verhaltensweisen von unsicher gebundenen Kindern, häufiges Weinen und Schreien, führen zu einer Verstärkung der ungeeigneten Maßnahmen der Mütter (Fegert et al., 2009: 148f). Außerdem wird auf Risiken bei der Versorgung hingewiesen. Die jungen Mütter können hierbei sehr schnell in eine Überforderung geraten, welche in zwei Extreme umschlagen können: Vernachlässigung und Misshandlung. (Ziegenhain, 2005: 381) Da die jungen Mütter jedoch häufig selbst aus schwierigen Situationen stammen, schlechtere Bildungschancen hatten oder sogar Traumata nicht verarbeitet haben, ist es wahrscheinlich, dass ihnen die Möglichkeit fehlt, sich in ihr Baby einzufühlen und u.a. durch fehlende Hilfestellung aus der Familie überfordert sind oder ihr erlebtes an ihr Kind weitertragen. Laut der bereits oben benannten Studie von Woodward et al., (2001) zeigten später Kinder von minderjährigen Müttern im Jugendalter auffällige Verhaltensweisen wie Delinquenz, Missbrauch von Substanzen und frühzeitige sexuelle Aktivität mit ebenfalls frühen Schwangerschaften. „Damit sind wiederrum Bedingungen für eine transgenerationale Weitergabe unsicherer Bindungsmuster oder von Bindungsmustern gegeben.“ (Woodward et al., 2001 zitiert nach Fegert et al., 2009: 148)

4.2 Lebensweltlicher Kontext von Jugendlichen

Um umfassend die Hintergründe und Motive der minderjährigen Mütter zu erforschen ist es unablässig die familiäre und soziale Herkunft in Erfahrung zu bringen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung befasste sich bereits 2008 ausführlich mit dieser Frage. Dazu befragten sie viele verschiedene Berliner und Brandenburger Beratungsstellen, Pädagog*innen aus Mutter-Kind-Einrichtungen oder Mitarbeiter*innen aus Bildungseinrichtungen. Die verschiedenen Einrichtungen haben häufig die Erfahrung gemacht, dass die jungen Mütter aus Ein-Eltern-Familien stammen und die Jugendlichen somit früh Scheidung oder Trennung erfuhren und ggf. Patchwork-Familien in aufwuchsen. Allgemein erlebten die Teenagermütter in ihrer Familie vermehrt instabile, konfliktbehaftete Verhältnisse. Dazu kam, dass die Familien multi-problembelastet waren, z.B. auf Grund von Arbeitslosigkeit, starken Drogen­oder Alkoholmissbrauch. Ebenso kam es auch vor, dass die jungen Frauen bereits durch das zuständige Jugendamt betreut wurden. In der folgenden Abbildung wurde dies für Berlin und Brandenburg zusammenfassend dargestellt: (Häußler-Sczepan et al., 2008: 148ff)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 Lebenssituation (Quelle: Häußler-Sczepan et al., 2008: 148)

In der gezeigten Abbildung 3 Lebenssituation erkennt man, dass die befragten Pädagog*innen in Berlin und Brandenburg, die Lebenssituation der meisten ihrer minderjährigen Klient*innen als problematisch einstuften (Häußler-Sczepan et al., 2008: 148ff).

Auch Diller-Wolff (2011) hat in ihrem Buch Teenagermütter insgesamt 10 junge Mütter befragt und hierbei sehr verschiedene Hinter- und Beweggründe erfahren. Die BzGA befragte insgesamt fast 90 junge Frauen bezüglich ihrer Lebenssituation (Häußler- Sczepan et al., 2008: 148ff) vor der Geburt des Kindes, sodass Diller-Wolff nur eine kleine Stichprobe aufzeigen konnte. Im Folgenden werden drei Interviewpartnerinnen von Diller-Wolf und ihre Lebenssituation aus ihrer Sicht vorgestellt:

Die erste Interviewpartnerin berichtet von einer schwierigen Situation im häuslichen Umfeld. Später erzählt die junge Mutter von ihrem umgesetzten Plan ein Kind zu bekommen, um zurück zu ihrer Familie zu kehren. (siehe 5.4.1)

Zu Hause war ich unter großen Druck: Ich musste für meine Brüder sorgen, mein Vater war beruflich häufig unterwegs. [.] Ich weiß nur noch sehr genau, dass es ständig Ärger gab: Egal ob ich oder meine Brüder etwas falsch machten, ich bekam Schläge. Mein Vater, ein Alkoholiker, hatte drei Entzüge gemacht [...]. Er hat sie (die Mutter) auch geschlagen; als ich neun, zehn war, bin ich dazwischengegangen. [...] Meine Mutter fürchtete die Kontrolle, hatte es mit Sauberkeit und Hygiene nie sehr ernst genommen. Das ging so weit, dass ich nachts aufstehen musste, bevor mein Vater nach Hause kam. [.] Nachbarn haben sich eines Tages eingemischt und das Jugendamt eingeschaltet [.], ich war zwölf, als ich eine Pflegefamilie kam. (Diller-Wolff, 2011: 12f)

Die zweite Interviewpartnerin berichtet von einem Aspekt, der von der BzGA in diesem Punkt nicht berücksichtigt wurde: Der Einfluss der Peergroup. Der Freundeskreis kann auf die Jugendlichen sehr großen Einfluss haben. Dieser Einfluss kann positiv, aber auch mit den Vorstellungen des Elternhauses kollidieren und somit zu großen Spannungen zwischen dem Teenager und Eltern führen. (Friedrich et al., 2005: 84)

Ich war als Teenager ein Alptraum. [.] Mit 16 bin ich von zu Hause abgehauen, weil ich keine Regeln akzeptieren wollte. [.] Großen Einfluss hatte mein damaliger Freundeskreis auf mich, der überwiegend aus Kriminellen bestand. In meiner Clique war es üblich zu klauen, einige prügelten sich gerne und regelmäßig, sie waren der Polizei durchaus bekannt. (Diller-Wolff, 2011: 174)

Das letzte Beispiel steht im Gegensatz zu den vorher aufgeführten Schwerpunktthemen. Es zeigt, dass auch junge Mädchen aus mittleren oder hohen sozialen Schichten und Elternhäusern stammen können, wo zunächst keine Probleme ersichtlich sind und erst durch die Veränderungen in der Pubertät oder auch durch den Einfluss im Freundeskreis Diskrepanzen entstehen können:

Mein Vater ist Einzelhandelskaufmann [.], wenn er nach Hause kam lagen wir meist schon im Bett. Meine Mutter ist Rechtsanwältin für Familienrecht. [.] Ordentlichkeit, Zimmer aufräumen, korrektes Benehmen bei Tisch, diese Dinge waren ihr wichtig. Sexualität, Liebe, Kinder, ich kannte das nur aus der Schule. [.] In der Pubertät klappte zwischen uns beiden (Mutter) gar nichts mehr. Ich war ungern zu Hause, weil es dort nur Ärger gab. (Diller-Wolff, 2011: 32)

Es lässt sich nicht unbedingt klassifizieren aus welchen Verhältnissen minderjährige Mütter stammen, auch Schwangerschaften aus gut situierten Elternhäusern sind möglich. Nichtsdestotrotz zeigt sich in allen Untersuchungen eine Tendenz. In diesen stammen die jungen Mütter eher aus Elternhäusern, in denen ein großer Bedarf an Hilfe besteht, allgemein schwierige Verhältnisse in den Familien vorherrschen oder die Eltern in Trennung leben. (Häußler-Sczepan et al., 2008: 148ff)

Matthiesen, Block, Mix, & Schmidt (2009) beschäftigten sich mit der Frage in welchen Familien- und Wohnverhältnissen sich minderjährige Mütter befnden. Von über 200 befragten Frauen befanden sich fast die Hälfte der Eltern in Trennung oder Scheidung. Daraus folgend lebten insgesamt 79 Teenagermütter bei einem Elternteil, nur neun mit dem Kindsvater zusammen und der Rest in sozialpädagogischen Einrichtungen oder anderen Wohnformen. (Matthiesen et al., 2009: 158)

4.3 Motive und Hintergründe der Schwangerschaft

Ein Großteil der Schwangerschaften von minderjährigen Müttern wird in der Literatur und dem Volksmund zumeist als „ungeplant“ oder sogar als „Unfall“ (Häußler-Sczepan et al., 2008: 165), bezeichnet. Dazu kommen verschiedene Formate wie Fernsehen oder Zeitschriften, die dies unterstreichen. (Häußler-Sczepan et al., 2008: 165) Die folgende Studie bestätigt dies zunächst:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 Planung Schwangerschaft I (Quelle: Matthiesen et al., 2009: 43)

Etwa 98% der Schwangerschaften werden von den Befragten hierbei als ungeplant benannt wie aus Abbildung 4 zu entnehmen ist. Der Anteil von ungeplanten Schwangerschaften ist bei Hauptschülerinnen höher als bei Gymnasiastinnen. Dennoch stellt sich die Frage, ob diese Schwangerschaften nur aus „Verhütungspannen“ (Matthiesen et al., 2009: 69) entsprungen sind oder ob noch weitere Motive dahinterstehen. (Matthiesen et al., 2009: 43, 69)

Ebenfalls wurde eine von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Auftrag gegebene Studie mit der vorangegangenen im Jahr 2008 veröffentlicht. Die Autoren untersuchten in dieser jedoch explizit die Teenagerschwangerschaften in Berlin und Brandenburg. Auch sie stellten ihren Interviewpartnerinnen eine ähnliche Frage bezüglich der Planung ihrer Schwangerschaften. Allerdings nahmen sie eine Änderung vor: „Wurde die Schwangerschaft bewusst herbeigeführt?“ (Häußler-Sczepan et al., 2008: 165ff)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5 Planung Schwangerschaft II (Quelle: Häußler-Sczepan et al., 2008: 172)

Wie sich im Vergleich zur Abbildung 4 zeigt hat sich aus der Veränderung der Fragestellung eine andere Tendenz ergeben. Zwar wurde die Befragung für die Berlin- Brandenburg Studie etwa zwei Jahre zuvor geführt, eine solch große Veränderung in der Denkweise der Jugendlichen scheint jedoch fragwürdig. Im weiteren Verlauf des Abschnittes werden die Motive und Hintergründe der Teenagerschwangerschaften untersucht, die ebenfalls vermuten lassen, dass ein Großteil der Jugendlichen die Schwangerschaft unterbewusst geplant hat. So sind die Schwangerschaften für den Moment möglicherweise ungeplant, wurden aber im Grunde genommen durch unzureichende oder keine Verhütung bewusst herbeigeführt, da der Wunsch nach einem Kind bei den jungen Frauen schon lange im Unterbewusstsein vorherrschte. Nur der Zeitpunkt war den jungen Frauen nicht klar oder die Idee, dass sie doch recht schnell schwanger wurden, sodass die Schwangerschaft als ungeplant benannt wurde. Möglicherweise wurden die Frauen auch von Schamgefühlen, die von der Familie und Gesellschaft herbeigeführt wurden, zusätzlich beeinflusst. (Häußler- Sczepan et al., 2008: 165)

Die Theorie bestätigt Straube (2008: 20f) in ihren Ausführungen. Die Autorin ist der Meinung, dass die jungen Mütter Gründe für die Schwangerschaft suchen, die außerhalb des eigenen Verantwortungsbereichs liegen, um sich so von einer direkten Schuld zu befreien (Straube, 2008: 20f):

Nur wenige sind bereit, sich einzugestehen, dass die Schwangerschaft die Konsequenz ihres eigenen Handelns ist. Nicht selten wird die Entscheidung für ein Kind „unbewusst bewusst“ getroffen und ist mit der Hoffnung verbunden, mit dem Kind und der damit eigenen Familie einen Neubeginn zu starten. (Straube, 2008: 20f)

Ebenfalls bestätigt Antje Diller-Wolff (2011) in ihrem Werk die Tendenz, dass minderjährige Mütter häufig ihre Schwangerschaft geplant haben bzw. nicht mehr auf Verhütung geachtet haben. So erzählt z.B. eine 19-jährige junge Frau, die mit zwölf Jahren in eine Pflegefamilie kam auf Grund von Alkoholmissbrauch und Gewalt in der Herkunftsfamilie: „Ich wollte dann aber schwanger werden, ich wollte weg aus der Einrichtung, zurück in die Nähe meiner Familie. Eine Schwangerschaft schien mir die einzige Möglichkeit zu sein, dies zu erreichen.“ (Diller-Wolff, 2011: 13)

Auch eine andere 20-Jährige hegte schon sehr lange den Wunsch nach einem Kind. Viele Jahre davor kümmerte sie sich um ihre kleinen Geschwister, mit 16 Jahren wurde der Wunsch konkretisiert und schlussendlich erfüllt:

Ich habe zu der Zeit viel ferngesehen, es gab eine tägliche Dokuserie, die hieß „mein Baby“. Darin wurden Schwangere mit der Kamera begleitet, die dann ihre Babys kriegten und auch danach noch weiter gefilmt und interviewt wurden. Mir wurde immer deutlicher bewusst, dass ich auch bald schwanger werden wollte, vielleicht nicht sofort, aber bald. [.] Ich wollte ein eigenes Kind haben, ich wollte meine eigene kleine Familie haben und es besser machen, als ich es von meinen Eltern kannte. (Diller-Wolff, 2011: 151)

Insbesondere dieses Fallbeispiel bestätigt die Idee, dass die Schwangerschaft im Grunde nicht mehr „geplant“ (Häußler-Sczepan et al., 2008: 165) war, aber dennoch bewusst herbeigeführt wurde in dem z.B. nicht mehr großen Wert auf Verhütung gelegt wurde.

Diller-Wolff befragte 2011 neben den jungen Müttern ebenfalls Pädagog*innen, Eltern, aber auch Frauenärzt*innen. Eine Gynäkologin aus Soltau bestätigte ebenfalls, dass viele junge Schwangere die Schwangerschaft bewusst geplant haben aus unterschiedlichen Gründen:

Die Liebe und Zuwendung, die sie im Elternhaus nicht bekommen, versuchen sie sich auf andere Art und Weise zu holen, und nehmen dann auch eine Schwangerschaft in Kauf. Ein Baby ist etwas, das man lieben kann und von dem man auch Liebe erhält. Es bedeutet Wärme, Zuwendung und Geborgenheit. Die schwerwiegenden Folgen, die eine Schwangerschaft in dem Alter mit sich bringen kann, werden ausgeblendet. Leider nutzen manche Mädchen eine Schwangerschaft auch als Druckmittel, um den Partner zu halten. (Diller-Wolff, 2011: 45f)

Auch die Beauftragten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erarbeiteten in ihrer Studie insgesamt fünf Motive warum die minderjährigen Schwangeren sich für das Austragen ihres Kindes entschieden bzw. eine Schwangerschaft geplant haben, die Angaben sind hierbei in Prozent:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6 Motive (Quelle: Häußler-Sczepan et., 2008: 171)

Wie aus der Abbildung 6 Motive zu entnehmen ist, ist das Motiv Persönlichkeitsentwicklung mit 30 Prozent auf Platz eins der genannten Motive. Miteinher geht die Annahme der jungen Mütter, dass eine Schwangerschaft zum Erwachsensein führt, da ein Kind eine hohe Verantwortungsübernahme und Selbstständigkeit sowie Partner*innenbindung bedeutet. Teilweise haben die Teenager auch bis zu dem Zeitpunkt der Schwangerschaft das Gefühl gehabt, in ihrem Umfeld kaum beachtet geworden zu sein und sich selbst auch als nutzlos empfunden. Durch die Schwangerschaft haben sie die Idee anerkannt und gleichzeitig einen Sinn oder eine Aufgabe in ihrem Leben zu bekommen. (Häußler-Sczepan et al., 2008: 166ff; 171)

Mit nur 2 Prozent weniger ist das Motiv Konfliktlösung auf dem zweiten Platz platziert worden. Insgesamt wurden in Berlin 35 junge Frauen befragt. 20 davon gaben an, dass sie den Wunsch nach emotionaler Wärme und Stabilität haben. Die restlichen 15 Befragten wollten sich vom Elternhaus abgrenzen und durch ihre eigene Familie Selbstwirksamkeit erleben. Hintergrund dieser Aussagen sind zumeist erlebte Defizite aus dem Elternhaus oder aber emotionale und körperliche Ablehnung sowie Verlust in der Kindheit. Ein Baby stellt hierbei die ideale Möglichkeit da, um Nähe und Zuwendung zu erfahren. Außerdem haben die jungen Mütter vermehrt den Wunsch gehabt mit dem Kindsvater eine eigene stabile Familie gründen zu können und so die negativen Erlebnisse aus dem Elternhaus hinter sich zu lassen. (Häußler-Sczepan et al., 2008: 167f)

Das Motiv Perspektivlosigkeit landete mit 21 Prozent auf dem dritten Rang. Bei der Befragung im Jahre 2008 wurde dabei der Punkt schlechte berufliche Chancen aufgrund geringer Bildungsbeteiligung von 15 der 26 befragten Teilnehmerinnen genannt. Die Frauen begründeten dies damit, dass sie vermutlich schlechte Chancen im Ausbildungs- und beruflichen Kontext haben werden und eine Mutterschaft in Kombination mit der finanziellen staatlichen Unterstützung eine bessere Alternative zur einfachen Arbeitslosigkeit sei. Ein weiterer genannter Grund war die Unzufriedenheit in der aktuellen schulischen oder beruflichen Ausbildung. Durch die Schwangerschaft konnte diese temporär oder komplett verlassen werden, ohne, dass dies von der Familie oder Gesellschaft negativ betrachtet werden könnte. (Häußler- Sczepan et al., 2008: 168)

Das vorletzte genannte Motiv mit insgesamt 17 Prozent ist die Ablehnung eines Schwangerschaftsabbruchs. Hierbei spielten besonders stark die ethisch-moralischen Einstellungen mit ein, bei einigen Mädchen aber auch religiöse Gründe. Sie gaben an, dass sie die Beendigung der Schwangerschaft gleichsetzen mit „Tötung und Mord“ Häußler-Sczepan et al., 2008: 169). Einige junge Mütter nannten weiterhin, dass sie der Meinung sind Verantwortung für ihr eigenes Handeln, inklusive der Konsequenzen übernehmen zu müssen. Das heißt also die Verantwortung für den ungeschützten Geschlechtsverkehr und die Geburt des Kindes. Einige junge Frauen hatten auch Angst, dass sie nach dem Schwangerschaftsabbruch sehr stark unter den psychischen Konsequenzen leiden oder in ein paar Jahren keine Kinder mehr bekommen könnten, auf Grund des medizinischen Eingriffs. Ein Drittel der interviewten Frauen hatte die zwölfte Schwangerschaftswoche schon überschritten, sodass kein legaler Abbruch mehr möglich war. (Häußler-Sczepan et al., 2008: 169)

Der letzte Punkt der insgesamt fünf Motive traditioneller Lebensentwurf durch Vorbilder wurde von 4 Prozent genannt. Hierbei haben einige befragte Frauen dies bereits in ihrer Familie erlebt oder mediale Vorbilder gehabt. So wurde die eigene Mutter beispielweise ebenfalls minderjährig schwanger und sie erlebten diesen geringen Altersabstand als sehr wertschätzend. (Häußler-Sczepan et al., 2008: 170)

Wie bereits im ersten Teil dieses Abschnitts angesprochen werden einige junge Frauen auch schwanger, weil sie nicht oder nachlässig verhütet haben. Das Durchschnittalter für den ersten Geschlechtsverkehr liegt laut einer Gynäkologin bei 15 bis 16 Jahren. Teilweise hatte sie auch schon Jugendliche in ihrer Praxis, die bereits mit 12 oder 13 Jahren ihre ersten sexuellen Kontakte erlebt haben. (Diller-Wolff, 2011: 45)

Heßling & Bode (2015: 177ff) befragten 2015 über 3.000 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 25 Jahren zum Thema Sexualität. Zunächst wurden die Jugendliche nach der Häufigkeit ihrer Sexualkontakte befragt. Diejenigen die schon häufiger Geschlechtsverkehr hatten, wurden nun bezüglich ihres Verhütungsverhalten in der Vergangenheit befragt. 77 Prozent der Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren und 63 Prozent der Jungen gaben an „immer sehr genau“ auf die Verhütung zu achten. Den restlichen weiblichen 23 Prozent und 37 Prozent männlichen Interviewpartner wurde dann die folgende Frage gestellt: „Was waren die Gründe dafür, dass Sie und ihr Partner/Ihre Partnerin nicht verhütet haben?“ (Heßling & Bode, 2015: 177ff).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7 Gründe für Sex ohne Verhütung (Quelle: Heßling & Bode, 2015: 177)

Wie in der Abbildung 7 Gründe für Sex ohne Verhütung dargestellt wurde, nannten die Jugendlichen im Durchschnitt immer zwei Gründe, warum nicht verhütet wurde: Der häufigste Grund bei den Mädchen ist das Vergessen der Pille. Eine sichere Verhütung durch die Pille kann nur durch diszipliniertes Verhalten, der täglichen Einnahme zugesichert werden. Auch bei den befragten Jungen ist das Vergessen der Pille häufig genannt worden. Jedoch sind die Mädchen eher diejenigen, die das Vergessen bemerken, da sie diese auch einnehmen. Der männliche Part erfährt nur davon, wenn die Partnerin in darüber in Kenntnis setzt. (Heßling & Bode, 2015: 177ff)

Über ein Drittel der Jugendlichen gaben an, dass der Geschlechtsverkehr zu spontan eintritt und sie nicht mehr an Verhütung denken konnten. Die beiden dritthäufigsten Gründe sind der Einfluss von Alkohol und Drogen sowie die recht unbedachte Überlegung, dass nichts passieren wird. Insbesondere bei den Jungen scheint die Einnahme von Substanzen sich auf ihr Verhütungsverhalten auszuwirken. (Heßling & Bode, 2015: 181f)

Generell besteht auch die Möglichkeit, dass eine Schwangerschaft auf Grund eines Anwendungsfehlers bei der Verhütung entstanden ist. Obwohl noch mehr Verhütungsmethoden existieren werden hier nur die beiden am häufigsten genutzten Verhütungsmethoden und deren Anwendungsfehler aufgezeigt: Pille und Kondom. Etwa dreiviertel (73 Prozent) der befragten Jugendlichen gaben in der Befragung 2015 an ein Kondom zu benutzen. Die Pille kam mit 47 Prozent auf den zweiten Platz. Da einige Jugendliche Pille und Kondom als Kombinationsverhütungsmittel nutzen kam es zu Mehrfachnennungen in den Interviews. Nur 7 Prozent benutzen andere Methoden wie z.B. Hormonspirale, Kupferspirale und ähnliche Präparate. (Heßling & Bode, 2015: 156)

Wie aus der linken Grafik der Abbildung 8 Verhütungsprobleme zu entnehmen ist, haben 67 Prozent der Mädchen im Alter von 14 bis 25 Jahren die Pille schon mindestens einmal vergessen. Es sticht die Tatsache hervor, dass 30 Prozent der jungen Frauen Unsicherheiten hatten, ob die Pille gewirkt hat, da sich sie kurz vorher erbrochen haben oder Durchfall hatten. Dies lässt ebenfalls die Möglichkeit einer ungeplanten Schwangerschaft offen, wenn dann trotzdem ungeschützter Verkehr stattfand. (Heßling & Bode, 2015: 184ff)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8 Verhütungsprobleme (Quelle: Aus Heßling & Bode, 2015: 183-184)

Eine von Diller-Wolff interviewte junge Frau erlebte dies: „[...] und zog mir eine Magen­Darm-Grippe zu. Ich wollte trotzdem meinen Spaß haben und dachte nicht daran, dass die Wirkung der Pille stark beeinträchtigt ist, wenn man sich öfter übergeben hat.“ (Diller-Wolff, 2011: 176).

Die männlichen befragten Jugendlichen wurden zum Thema Anwendungsproblemen eines Kondoms befragt (Abbildung 8, rechte Grafik). Das am meisten genannte Problem ist hier, dass das Kondom geplatzt oder gerissen ist. Wird dies erst nach dem Geschlechtsverkehr bemerkt und die Partnerin nimmt nicht die Pille ein ist auch hier eine Schwangerschaft nicht unwahrscheinlich. (Heßling & Bode, 2015: 184)

4.4 Finanzielle Situation

Die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung herausgebrachten Studien in den Jahren 2005 und 2008 haben sich auch mit der wirtschaftlichen Situation von minderjährigen Schwangeren und Müttern beschäftigt.

Häußler-Sczepan, Wienholz, Busch, Michel, und Jonas (2008) gingen davon aus, dass häufig ungebildete junge Mädchen schwanger werden. Die jungen Frauen stammen ebenfalls aus problembelasteten Familien und führen durch ihre ebenfalls frühe Mutterschaft die Biografie ihrer Herkunftsfamilie weiter. Für die Datenerfassung der Studie wurden für diesen Abschnitt keine Selbstauskünfte der jungen Mütter genutzt, sondern die Aussagen und Interpretationen der Fachkräfte, in dessen Kontext die Jugendlichen sich bewegen. Dies sind also Fremdeinschätzungen aus der Sichtweise der beratenden und betreuenden professionell Beschäftigten. (Häußler-Sczepan et al., 2008: 143)

Da die finanzielle und wirtschaftliche Lage der schulischen und beruflichen Laufbahn vorausgeht, wurden die Expert*Innen in der sich die jungen Mütter zu dieser Zeit befanden, befragt. Aus den Befragungen der Expert*Innen ergab sich die Darstellung folgender Grafik: (Häußler-Sczepan et al., 2008: 143)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9 Ausbildungssituation (Quelle: Häußler-Sczepan et al., 2008: 144)

Berlin n = 74, Brandenburg n = 93, Mehrfachnennungen

Diese Darstellung der Abbildung 9 Ausbildungssituation zeigt eine Übersicht über die schulische Lage von minderjährigen Müttern in Berlin und Brandenburg. Ein beachtlicher Teil der minderjährigen Mütter bewegt sich in der unteren sozialen Schicht. Ein großer Anteil der Befragten aus Berlin hat keinen Schulabschluss, darauf folgen mit insgesamt 15 Angaben die Schülerinnen mit einem Hauptschulabschluss. 16 der insgesamt 58 Befragten in diesem Abschnitt aus Berlin weisen ein geringes Bildungsniveau im Allgemeinen vor. Nur sehr wenige haben ein Gymnasium besucht oder eine Berufsausbildung begonnen. Die Berufsausbildung ist allerdings ausgeklammert zu betrachtet, da einige junge Mütter auf Grund ihres Alters die Beurfsausbildung noch nicht begonnen haben. (Häußler-Sczepan et al., 2008: 144)

Auch die Aussagen einiger befragten Beratungsstellen bestätigen, dass die meisten jungen Mütter die Schule vor oder in der Schwangerschaft abgebrochen haben, somit keinen Schulabschluss haben und ein geringes Bildungsniveau aufweisen:

Seitdem ich da genauer hingucke und die Mädchen befrage, sehe ich, die, die minderjährig sind und schwanger, sind häufig Haupt- oder Realschülerinnen, ganz selten Gymnasiastinnen, also wenn die jetzt noch in der Schule sind. (2­09 Beratungsstelle, Berlin; zitiert nach Häußler-Sczepan et al., 2008: 145)

Wenn die nicht mehr in der Schule sind, abgebrochen oder auch schon beendet, dann sind sie häufig ohne Ausbildungsplatz und ohne Arbeit. (2-07 Beratungsstelle, Berlin; zitiert nach Häußler-Sczepan et al., 2008: 145)

Auf Grund der zumeist nicht abgeschlossenen Berufsausbildung oder dem Schulabbruch haben die jungen Mütter einen sehr begrenzten finanziellen Rahmen, verglichen mit anderen Bevölkerungsgruppen. Der geringe wirtschaftliche Status lässt den jungen Frauen wenig Handlungsspielraum, um ihren Konsum um ihre altersgerechten Freizeitinteressen abzudecken. Inwiefern den jungen Müttern ein Umgang mit den mangelnden finanziellen Ressourcen in der Schwangerschaft und nach der Geburt gelingt, wurde im Jahre 2005 in der Studie von Friedrich, Remberg und Geserick im Auftrag BzgA untersucht. Insgesamt wurden für diesen Abschnitt sieben minderjährige Mütter ohne Partner gefragt. (Friedrich et al., 2005: 136)

Fünf dieser sieben Frauen beziehen staatliche Transferleistungen, das heißt Sozialhilfe, Unterhaltvorschuss oder Erziehungsgeld. Eine junge Mutter hat ihre Ausbildung noch abschließen können und bezieht seitdem Sozialhilfe. Eine andere Befragte konnte eine Ausbildung beginnen und ist seither auf keine externe finanzielle Hilfe angewiesen. Diese Mutter ist auch die Einzige, die einer beruflichen Tätigkeit nachgeht. Die anderen Frauen sind entweder arbeitssuchend oder an Umschulungsmaßnahmen interessiert, aber auch die Gedanken an den Beginn einer Schul- bzw. Ausbildungsideen wurden von zwei Frauen geäußert. (Friedrich et al., 2005: 137)

Friedrich, Remberg, & Geserick (2005: 137ff) wollten herausfinden, wie die jungen Mütter ihre finanzielle Situation selbst bewerten und haben dafür drei Typologien erstellt. Zur Auswertung wurden die Aussagen der sieben jungen Frauen genutzt, das heißt es geht hierbei um die eigene Bewertung und Einschätzung der Situation und

[...]

Ende der Leseprobe aus 127 Seiten

Details

Titel
Sozialpädagogische Unterstützungsmöglichkeiten für minderjährige Mütter in Marzahn-Hellersdorf
Hochschule
MSB Medical School Berlin - Hochschule für Gesundheit und Medizin
Note
1,5
Autor
Jahr
2021
Seiten
127
Katalognummer
V1185742
ISBN (eBook)
9783346626844
ISBN (Buch)
9783346626851
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Teenager, Teenagermütter, Schwangerschaft, minderjährige Mütter, junge Mütter, frühe Schwangerschaft, Marzahn-Hellersdorf, Berlin, Marzahn, Hellersdorf, Schwangerschaft im Teenageralter, ungeplant schwanger, SGB VIII, Motive und Hintergründe, Pubertät, Adoleszenz
Arbeit zitieren
Lisa Menzel (Autor:in), 2021, Sozialpädagogische Unterstützungsmöglichkeiten für minderjährige Mütter in Marzahn-Hellersdorf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1185742

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