Der Einfluss von Depressionen auf den Kunstprozess am Beispiel von Franz Marc


Seminararbeit, 2021

25 Seiten, Note: 13,0

Anonym


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Biographie von Franz Marc mit Schwerpunkt auf seinen Depressionen
2.1 Die Umstände die Auslöser für seine Psychischen Belastungen waren
2.2 Franz Marcs Beziehung zu Annette Simon
2.3 Marie Schnürs Rolle in seiner Weiterentwicklung
2.4 Franz Marcs Geldsorgen als Hindernis zur Selbstvollkommenheit
2.5 Die Entfaltung seines Potentials nach Jahren der Depression

3. Der Wandel seiner Kunst über die Jahre
3.1 Franz Marcs anfänglicher Naturalismus und die Bedeutung der Kunst für ihn
3.2 Einfluss der Depressionen auf seine Kunst
3.3 Tiere als Verkörperung des Leids
3.4 Franz Marcs Wandel zum Impressionismus
3.5 Franz Marc als Impressionist

4. Werkanalyse: „Der tote Spatz“

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

In dieser Seminararbeit wird das Werk „Der tote Spatz“ von Franz Marc ,aus dem Jahre 1905 im Bezug auf seine Depressionen analysiert. Die Arbeit wird in zwei Teile geteilt sein, wobei der erste Teil eine kurze Biographie sein wird, die den Schwerpunt auf seine seelischen Krisen legt, um eine Grundlage für die darauf folgende Analyse zu schaffen. Die Biographie wird sich genauer mit den Jahren von 1903 bis 1907 beschäftigen, da dieser Zeitraum für ihn eine schwere psychische Belastung dargestellt hat. Sein Leben wird auf die Ursachen und Anfänge seiner Depression, welche Rolle Annette Simon und Marie Schnür dabei spielten, sowie die Auswirkungen auf seine Kunst, untersucht. Diesbezüglich wird seine Kunst über die Jahre hinweg miteinander verglichen, um die Folgen seiner seelischen Zustände für sein künstlerisches Tun zu veranschaulichen. Zu diesem Thema werden auch Textstellen aus einem von Maria Marc, einer seiner Ehefrauen, geschriebenen Buch verwendet, die die Zustände aus nächster Nähe beschreiben. Sie hat unter anderem über ihn geschrieben:“[...]Sobald noch die sentimentalen Gefühlsmomente mitspielten,wurde ihm kein Gelingen seiner noch so guten Absichten zuteil.“1 Dies zeigt wie stark er von seinen Gefühlen gelenkt worden ist, was schließlich auch der Grund für seine Depressionen werden würde. Außerdem hat er sich leicht von der Negativität anderer anstecken lassen, da er durch sein empathisches Wesen ihr Leid als sein eigenes verspürt hat. Seine Kunst wird dadurch im Verlauf seines Lebens von seiner Idee einer übergreifenden Ordnung über alles geprägt. Doch in den Jahren 1903 bis 1907 schien sein melancholisches Wesen in der Vordergrund zu rücken, was sich in Selbstzweifel, Krisen, Affären und der Zerstörung eines Bilde äußerte. Diese Melancholie hat er in seiner Ölskizze „Der tote Spatz“ zu Ausdruck gebracht, welche sich zurzeit in einer Privatsammlung befindet. Dieses Werk was seine Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in Form eines toten Spatzen darstellen soll, wird anschließend unter Einbezug der zuvor untersuchten psychischen Probleme analysiert. Zudem wird seine besondere Beziehung zu Tieren und seine Weltanschauung erklärt.

2. Biographie von Franz Marc mit Schwerpunkt auf seinen Depressionen

2.1 Die Umstände die Auslöser für seine Psychischen Belastungen waren

Franz Marc ist einer der berühmtesten deutschen Maler und spielte eine große Rolle in der Bewegung des Expressionismus.Doch um dies zu erreichen, hat er zahlreiche Hürden in seinem Leben überwinden müssen, während er seine Kunst und sich selbst immer weiterentwickelt hat.

Er ist am 8. Februar 1880 in München geboren worden und hat seine künstlerische Ausbildung 1900 an der Münchner Kunstakademie bei Gabriel von Hackl begonnen. Doch zuvor ließen sich schon in seiner Jugend Anzeichen seiner Unsicherheit erkennen, denn, obwohl Marc schon früh und mit wenig Talent zu malen begonnen hat, hat er ursprünglich Pfarrer werden wollen, ist jedoch dann zu einem Studium im Fach Philologie umgeschwenkt, um Lehrer zu werden. Aber dieser Weg scheint nicht der richtige für ihn zu sein, denn während seiner einjährigen Militärausbildung hat er sich entschieden Maler zu werden und beginnt seine Ausbildung kurz darauf. Diese dauert jedoch nur zwei Jahre, denn er hat seine Ausbildung abgebrochen und sich nicht mehr an der Akademie eingeschrieben, weil ihm im Unterricht von Gabriel von Hackl und Wilhelm Diez die Emotionalität in und zu den Bildern gefehlt hat. Daran sieht man was emotionale Bindungen für ihn bedeutet haben und wie gefühlsbestimmt er sein Leben geführt hat. Seine Frau Maria hat über ihn gesagt: „|...|Sobald noch die sentimentalen Gefühlsmomente mitspielten, wurde ihn kein Gelingen seiner noch so guten Absichten zuteil“2. Zudem beschreibt sie sein zerrissenes Inneres ,was sich aus einem sanften, liebevollen

Menschen und einer „Sehnsucht auf ein unpersönliches Sein“[1] zusammensetzte. Als sie ihn das erste Mal im Februar 1905 traf, war sie bedrückt und obwohl Marc und sie sich an diesem Abend zum ersten Mal getroffen haben, bemerkt er, dass Maria neben sich gestanden hat. „Er hat mir später erzählt, dass er immer überlegt hätte, wer der Mann sei, durch dessen Einfluss ich dazu gekommen sei, Dinge zu sagen, die ihm höchst unnatürlich für mich schienen, und so zu sprechen, wie ich es tat. Er dachte ,dass diese Art zu denken und zu reden ganz und gar nicht zu mir passte und ich unter einem Einfluss stünde, der für mich unheilvoll sein müsste. Das stimmte genau!“3. Er war einfühlsam und empathisch genug gewesen um den großen Einfluss ihrer Eltern und das dadurch entstehende Leid zu verstehen. Doch so leicht wie er das Leid Anderer erkannt hat, so leicht wurde er auch selbst davon bewegt.

2.2 Franz Marcs Beziehung zu Annette Simon

Als Maria 1906 wieder nach München gekommen ist, hat sie Marc ein zweites Mal auf dem Bauernball getroffen, doch er war diesmal derjenige der niedergeschlagen war und nur zu dem Fest ging um seine Stimmung zu heben. Der Grund für seine Niedergeschlagenheit ist die Erkrankung seiner damaligen Geliebten Annette Simon gewesen. Die beiden haben sich, nachdem sie sich 1889 kennengelernt hatten, verliebt, doch Annette ist verheiratet gewesen, hat ein Kind gehabt und ist neun Jahre älter als Franz gewesen, wodurch sich ihre Beziehung schwer gestaltet. Doch aufgrund ihrer Krankheit und zugunsten ihrer Genesung ist sie weggezogen und hat ihr Verhältnis mit Marc beendet, da sie der Meinung gewesen ist, dass sie nicht stark genug wäre um die Beziehung aufrecht zu erhalten. Doch „Marc hing mit unerschütterlicher Treue und leidenschaftlicher Liebe an ihr und konnte keinen neuen Anfang finden. Der Versuch der Überwindung dieses schmerzlichen Jugenderlebnisses hat viel schweres Leid über ihn und über mich gebracht. Er war kein Mensch, dem es leicht wurde, von einem anderen im Leben zu gehen.“4 Die zeigt wie sehr es ihn zu schaffen gemacht hat, als sie zuerst erkrankt ist und daraufhin auch noch ihre Beziehung beendet hat. Er gibt viel, verliert aber auch dementsprechend viel. „Er stand, unter den inneren Konflikten und Problemen leidend, zwischen zwei Lebenszeiten und sah keinen Ausweg aus der Verwirrung, in die er geraten war.“5, denn wegen seiner starken emotionalen Bindung zu ihr, konnte er noch nicht ganz von ihr loslassen, wodurch er in Melancholie verfallen ist, die Maria jedoch kurz unterbrechen konnte. Doch nicht nur Annette hat ihm Sorgen bereitet, denn auch sein Vater war an Multipler Sklerose erkrankt, wodurch sich seine Melancholie weiterhin verschlimmert hat. Während ihrer gemeinsamen Zeit im München hat sich das Verhältnis von Maria und Marc verbessert, doch Maria spürte, dass er insgeheim Annette geliebt hat, weshalb sie seine Annährungsversuche, zunächst abwehrt. Und trotz Marias Liebe und seiner offensichtlichen Zuneigung zu ihr, zerstörte ihn seine fortwährende Liebe zu Annette. Trotzdem fühlte er sich zu Maria hingezogen, hat er gezögert ihre Beziehung weiterzuentwickeln, da er der Überzeugung war, dass alles in seiner Nähe leiden müsste. Daran kann man seine starken Selbstzweifel und Unsicherheiten erkennen, die er zuvor durch seine Liebe zu Annette kompensiert hat. „In der Zeit ihres engen Zusammenlebens war für Franz die Liebe zu Annette sein einziger Lebensinhalt; das konnte aber nie und nimmer so bleiben. Er sollte ein ganzer Mensch werden, in dessen Existenz alles andere mit eingeschlossen war. Er brauchte einen entwicklungsfähigen Menschen neben sich, der ihm folgte, wohin er wollte und musste.“6 Annette konnte ihm in ihrem schlechten gesundheitlichen Zustand nicht so in seinem Leben beistehen, wie er es brauchte. Die Entscheidung ist von Annette ausgegangen, was zur Folge gehabt hat, dass Marc die Ablehnung noch schwerer annehmen konnte, als wenn sie es gemeinschaftlich beschlossen hätten. Denn Menschen die von ihrem Partner verlassen worden waren und die Trennung nicht zusammen entschieden, wurden, einer Studie zufolge, eher depressiv als wenn die Trennung von beiden Seiten aus geplant war.7 Dennoch haben die beiden ein freundschaftliches Verhältnis, durch ihre wiederholten Besuche im Atelier, aufrecht erhalten. Der Grund für ihre enge Bindung war vermutlich, dass sie sich charakterlich sehr geähnelt haben, denn beide haben in ihrer eigenen Welt gelebt, wie Maria es beschreibt. Die Besuche, Briefe und zufälligen Treffen in der Stadt haben Marc schwer zugesetzt, denn so hat er sich nie ganz von ihr loslösen können.

2.3 Marie Schnürs Rolle in seiner Weiterentwicklung

Dennoch ist er mit Maria zusammengezogen, denn sie ist vermutlich eine der wenigen Personen gewesen die ihn verstehen, wo sie doch selbst von Zweifeln und Konflikten bedrückt war. Depressive Menschen suchen oft die Gesellschaft von Menschen mit ähnlichen Gemütszuständen, was jedoch nicht zur Genesung beiträgt, denn negative Gefühle sind bei sehr empathischen Menschen, was Franz Marc war, ansteckend.8 Sie haben einige Zeit zusammen in Kochel gelebt, wo sie von Marie Schnür, einer Lehrerin an der Damenakademie des Münchner Künstlervereins, besucht wurden. Diese verliebt sich jedoch in Franz Marc, woraufhin eine Affäre der Beiden das Verhältnis zu Maria zu etwas Unklarem wandelt, was Marc zusätzlich belastet hat. Grund dafür könnte sein melancholischer Zustand sein, den er mit der Liebe Anderer zu kompensieren versucht hat. Liebe anderer führt zu einem Zustand der Zufriedenheit und Glücksgefühle9,den er allein durch seine Depressionen nicht mehr erreichen konnte. Marias zuvorige Distanz zu ihm führte vermutlich dazu, dass er sich wieder nach diesem Gefühl sehnte, was ihm Marie Schnür geben konnte. Maria spürt in einem Gespräch seine innere Zerrissenheit, nicht nur zwischen seinem jetzigen leben und seinem Leben mit Annette, sondern auch bei seinem künstlerischen Schaffen. Dies zeigt sich in seinem Perfektionismus, durch den er sogar ein Bild zerstörte.

Im November 1906 erfuhr Maria von Marc, dass dieser Marie Schnür heiraten werde und sie verlobt sind, damit sie ihr Kind bei sich großziehen konnte, was zuvor nicht möglich war, da es aus einem unehelichen Verhältnis hervorkam. Auch wenn es nur eine Scheinehe war trennte er sich von Maria um sein Gewissen zu beruhigen und eine gute Tat zu begehen, bei der er eine Mutter mit ihrem Kind wiedervereinte. Diese endgültige Trennung von Maria verkraftete er schwer, da er „er unterlag schon in seinen Jugendjahren tatsächlich einer gewissen Abhängigkeit von Menschen, die er liebte, und hatte das Bedürfnis nach verständnisvoller Nähe. Er brauchte einen Menschen neben sich, nur durfte niemand an ihn einen Anspruch stellen.“10.Doch die Ehe mit Marie Schnür gab ihm nicht das was er brauchte und so führte es ihn wieder zu Maria, welcher nie ganz losgelassen hatte und wollte, dass sie ihm aus dieser verzwickten und stressigen Situation hilft. Denn Schnür überforderte ihn mit ihrer Liebe zu ihm, die er nicht erwidern konnte, was sie jedoch nicht begriff und somit etwas zwischen ihnen zu erzwingen versuchte. Schnür war jedoch aus Egoismus entschlossen die Beziehung aufrecht zu erhalten und weigerte sich sich von ihm zu trennen, weshalb er, um weiteren Stress zu vermeiden, nachgab und sie heiratete, woraufhin er jedoch den Kontakt zu ihr bestmöglich abbrach. Als sich jedoch in München herumsprach, was für ein Verhältnis Marc, Maria und Marie hätten, wollte selbst Marcs Mutter nichts mit Schnür aufgrund der Gerüchte zu tun haben. Dies war ein weiterer Stressfaktor für Marc, mit dem er nicht umzugehen wusste und den er durch ständiges Pendeln zwischen seiner Familie, Schnür und Maria vergrößerte. Hinzu kam, dass sich Annettes Gesundheit zunehmend verschlechterte. 1908 lies er sich von Schnür scheiden, unter der Bedingung sie gäbe Ehebruch als Grund an, was zur Folge hatte, dass er später nicht mehr Maria heiraten durfte.

[...]


1 Maria Marc,“Das Herz droht mir manchmal zu zerspringen-Mein Leben mit Franz Marc“,München:Siedler Verlag,2016,S.17

2 Maria Marc,“Das Herz droht mir manchmal zu zerspringen-Mein Leben mit Franz Marc“, München:Siedler Verlag,2016,S.17

3 Maria Marc,“Das Herz droht mir manchmal zu zerspringen-Mein Leben mit Franz Marc“, München:Siedler Verlag,2016,S.24

4 Maria Marc,“Das Herz droht mir manchmal zu zerspringen-Mein Leben mit Franz Marc“ ,München:Siedler Verlag,2016,S.27

5 Maria Marc,“Das Herz droht mir manchmal zu zerspringen-Mein Leben mit Franz Marc“, München:Siedler Verlag,2016,S.28

6 Maria Marc,“Das Herz droht mir manchmal zu zerspringen-Mein Leben mit Franz Marc“, München:Siedler Verlag,2016,S.48

7 Jarret,Christian und Ginsburg,Joannah:“Psychologie-Von der Wahrnehmung bis zur Persönlichkeit:Eine Abenteuerreise durch die menschliche Psyche“,Kerkdriel,Niederlande:Librero Verlag,2017 , S.87

8 Jarret,Christian und Ginsburg,Joannah:“Psychologie-Von der Wahrnehmung bis zur Persönlichkeit:Eine Abenteuerreise durch die menschliche Psyche“,Kerkdriel,Niederlande:Librero Verlag,2017 , S.79

9 Jarret,Christian und Ginsburg,Joannah:“Psychologie-Von der Wahrnehmung bis zur Persönlichkeit:Eine Abenteuerreise durch die menschliche Psyche“,Kerkdriel,Niederlande:Librero Verlag,2017,S.85

10 Maria Marc,“Das Herz droht mir manchmal zu zerspringen-Mein Leben mit Franz Marc“, München:Siedler Verlag,2016, S.64

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss von Depressionen auf den Kunstprozess am Beispiel von Franz Marc
Note
13,0
Jahr
2021
Seiten
25
Katalognummer
V1185789
ISBN (eBook)
9783346628305
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
.
Schlagworte
Franz Marc, Depression
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Der Einfluss von Depressionen auf den Kunstprozess am Beispiel von Franz Marc, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1185789

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Der Einfluss von Depressionen auf den Kunstprozess am Beispiel von Franz Marc



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden