Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung der roten Kapelle in dem Roman "Ästhetik des Widerstands" von Peter Weiss.
Die Arbeit bewegt sich von der „Roten Kapelle“ hin zur Ästhetik des Widerstands. Diese Anführung an die historische Harnack-Schulze/Boysen Gruppe, wie sie im ersten Teil der Arbeit erfolgen wird, dient einer Erleichterung des Verständnisses für eine historische Darstellung der Romanfiguren und schafft die Möglichkeit eines Vergleichs zwischen Historie und Roman.
Hierbei nähert sich der erste Teil der Arbeit der Harnack/Schulze-Boysen Gruppe mit den Methoden historisch-kritischer Forschung, wobei der Schwerpunkt auf einer biografischen und zeithistorischen Untersuchung liegt.
Im zweiten Teil der Arbeit, "Die Ästhetik des Widerstands" – ein widerständiger Roman, erfolgt eine Analyse der „Roten Kapelle“ im Roman aus einer hermeneutischen und sozialgeschichtlichen Perspektive.
Nennenswert erscheint auch die Frage nach dem Forschungsstand der zu untersuchenden Gegenstände, insbesondere derer, die die „Rote Kapelle“ betreffen, die auch in Kapitel zur Vergangenheitsbewältigung und zur Aufarbeitungspolitik noch näher diskutiert werden sollen.
Während der Umfang an wissenschaftlicher Literatur zur Ästhetik des Widerstands umfangreich und insbesondere seit dem Abschluss der Romantrilogie im Jahr 1981 und dem Tod des Autors am 10. Mai 1982 im ständigen Wachsen begriffen ist, erfuhr die „Rote Kapelle“ erst in den 1990er eine erkennbare Neubewertung seitens der historischen Publizistik.
Vor allem die Bemühungen um und anschließende Einbeziehung der Widerstandsgruppierung Harnack/Schulze-Boysen in die Berliner Gedenkstätte "Deutscher Widerstand" Ende der 1980er Jahren und speziell die bald daraufhin folgende Dauerausstellung „Rote Kapelle“ müssen als ein erster objektiver Impuls und eine Zäsur in der Annäherung der Geschichte an den Freundschaftskreis Harnack/Schulze-Boysen in der bundesdeutschen Öffentlichkeit verstanden werden.
„Ein Portrait der Widerstandsgruppen um Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen in Fotografien und Selbstzeugnissen“ im Jahr 1992 stellten eine weitere bedeutende Aufarbeitungszäsur dar, in deren Folge ein ernsthaftes geschichtswissenschaftliches Interesse an der Erforschung von „Roter Kapelle“ geweckt wurde, das sich von manipulativen Fehleinschätzungen zu befreien suchte.
2 ZurForschungslageunddemmethodischenVorgehen
II Die„RoteKapelle“imhistorischen Kontext
1. Entstehung,Weltanschauung,Mitgliederübersichtund–profile
1.1 HarroSchulze-Boysen–einMannwieeineFlamme21
1.3 Hans Coppi und HorstHeilmann
1.4 Wasbliebunsanderesübrig,alsdieVölkerzuinformieren,wasderFaschismusgegensieim Schilde führte32
2 DasWirkenunddieZerschlagungderHarnack/Schulze-BoysenGruppe
2.1 TausendGrüßeallenFreunden38
2.2 Graduelle Programmatikunterschiede innerhalb der Gruppe
3 DieAusnahmeerscheinungdesdeutschenWiderstands
3.1Warum sind nicht mehr Leute aus Trotzgut?61
3.2 Und die Gestapo schrieb Geschichte
3.3 Die Erinnerungs(un)kultur
III Die Ästhetikdes Wider stands–einwiderständigerRoman
1. Die „kämpfende Ästhetik“ – eine Symbiose kultureller, politischer und gesellschaftlicherSchöpfung
1.1 Kunst und Literatur als Mittel friedlichen Widerstands
1.2 Ein politischer Weg–eine Volksfront
1.3 Der Widerstand in der Ästhetik des Widerstands
2 Schönheit: sie ist zu finden in den Gesichtern des Widerstands106-Die„Rote Kapelle“in der ÄsthetikdesWiderstands
2.1 Dichtung und Wahrheit
2.2 Die„RoteKapelle“–ein Paradigma für die Verwirklichung der Volksfrontidee
2.3 Die Frauen der Harnack/Schulze-BoysenGruppeinderÄdW
2.4 Politische Zielstellung der b Harnack/Schulze-BoysenGruppe
2.5 Plötzensee
2.6 Heilmann anUnbekannt155
2.7 OHerakles!
IV Resümee
Literatur
I Einleitung
1. KämpfendeÄsthetik1
Am Anfang der Ästhetik des Widerstands2 entwickelt Peter Weiss die Deutung des Pergamonaltars3, eines Monuments der Sieger, im Rahmen derer sich, für die allgemeine Literaturwissenschaft, sowohl die ästhetische als auch politisch-historische Grund- konstellation des ganzen Werkes offenbart. Dieliterarische Interpretation des Altars vollzieht Weiss in einem dramatischen historischen Moment, im faschistisch durchtränkten Deutschland des Jahres 1937, während des europaweiten Kampfs gegen die Mächte des TerrorsundderUnmenschlichkeit.DasSchemadieseshistorischenProzessesspiegeltsicham ModelldesAltarswieder:AlseineGeschichtederKämpfederKlassen,alsZusammenhangvon Unterdrückung, Leiden und Widerstand. Widerstand wird als Bedingung proletarischer Selbstfindung erkannt – als Bedingung für Humanität, ja für das Wesen der Unterdrückten aller Zeitalter. Eine Ästhetik des Widerstands also, stellt eine Ästhetik dar, die als Notwendigkeit der Wertorientierung und kulturgeschichtliche Begründung eigenen Handelns verstandenwerdensollteundimGegensatzzueinerÄsthetikderHerrschaftoderästhetischer Inszenierung der Macht steht. Weiss vermittelt den Widerstand vor allem als zivilisationsgeschichtliche Überlebensnotwendigkeit. In seinem vollen Umfang reicht der Widerstandsbegriff jedoch vom nonkonformistischen Protest bis zum aktiven oder gar gewaltsamenWiderstand,undwirdsowohlinderTheoriealsauchinderPraxisnachscharfen Kriterien analysiert, verschiedenen Reaktionen typologisiert und abgestuft, um Unzufriedenheit per se nicht sofort mit Widerstand gleichzusetzen.4 Insbesondere der Widerstandsbegriff gegen den Faschismus und die nationalsozialistische Herrschaft schließt somit jede Form von Verweigerung und Opposition ein, von leiser Obstruktion bis zum versuchten Hitler-Mord, die sich nationalsozialistischer Herrschaft und Ideologie entgegenstellte,nichtnurausEntsetzenundSchamüberdieVerbrechen,dievonStaats
1Weiss, Peter, Notizbücher 1971 - 1980. Band I. Frankfurt 1981, S. 420. Im Folgenden als NB 71-80, I abgekürzt.
2Weiss, Peter, Die Ästhetik des Widerstands. Roman. Band 1- 3. Berlin 2016. Die einzelnen Bände erschienen jeweils 1975, 1978 und 1981. 1983 wurde der Roman durch den selben Suhrkamp Verlag erneut zusammen- gefasst und in einem einzigen Band herausgegeben. Der vorliegenden Neuen Berliner Ausgabe liegt die zusammengefassteundfortlaufendpaginierteSuhrkamp-Ausgabevon2005alsTextgrundlagevor.ImFolgenden als ÄdW abgekürzt, mit Angabe des jeweiligen Bandes, Teils undSeitenzahl.
3 Der z. Z. wegen der umfassenden Grundsanierung verdeckte Pergamonaltar lässt sich demnächst wieder im Pergamonmuseum der Staatlichen Museen zu Berlin bewundern.
4Vgl.Hüttenberger,Peter,Vorüberlegungenzum„Widerstandsbegriff“.In:Kocka,Jürgen(Hrsg.),Theorienin der Praxis des Historikers (= Geschichte und Gesellschaft, Sonderheft 3). Göttingen 1977, S. 117- 137, insbes. S. 132.
wegenbegangenwurden,sondernausEinsichtindieUntergangbringendeNaturdesRegimes und letztendlich aus Anstand und Mitleid mit den Opfern. Der Pergamonaltar zu Beginn des Romans darf jedoch weder als ein Funktionsträger des Romans, noch als der ursprüngliche Impuls seiner Entstehung verstanden werden5, sondern als ein autonomes ästhetisches Gebilde, dessen Autonomie in seiner Unabhängigkeit von jeglicher ideologischen Botschaft liegt.VielmehrkommtdiezentraleRollefürdieKonzeptionderÄsthetikdesWiderstands,der WiderstandsgruppeumArvidHarnackundHarroSchulze-Boysen-dersogenannten„Roten Kapelle“–zu,wovondievorliegendeArbeitauchausgeht,ungeachtetderTatsache,dassdie Geschichte ihres Wirkens und ihrer Zerschlagung erst im zweiten Teil des dritten Bandes geschildertwird.FürdieseThesesprichteinVermerkPeterWeiss`inseinenNotizen6vom10. April19727:
„GesprächmitOttoraDouglas.[…]SieistdieSchwestervonLibertas[HervorhebungP.W.], derFrauvonSchulze-Boysen.[…]DieBeziehungenLibertas–Schulze-Boysen–Coppi– Heilmann.[…]Handlungsverlaufnochnichtgeplant.Wächstvonselbstheran,ausdem aufgelagertenMaterial.“
HinsichtlichdieserAnnahme,dassdieAufnahmederWiderstandsgruppe„RoteKapelle“in Weiss‘Roman,sowohldasFundamentalsauchdieliterarischeUmrahmungderÄsthetikdes Widerstandssei,stelltdievorliegendeArbeiteinenUntersuchungsversuchderDarstellungder Harnack/Schulze-Boysen Gruppe in der Ästhetik des Widerstands dar. Hierbei sollten sowohl möglicheMotivendesAutorsfürdieAufnahmeder„RotenKapelle“inseinenRomanermittelt werden, als auch die literarische Funktion der Widerstandsgruppe im Werk analysiert und wirkungsgeschichtlich untersucht werden. Angesichts vieler Parallelen der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft mit den 1930er Jahren des letzten Jahrhunderts, nicht zuletzt im faschistischenDuctuseinesBjörnHöckes,8sollabschließendauchderFragenachgegangen
5Vgl.hierzuu.a.Müller,Karl-Josef,HaltloseReflexion:überdieGrenzenderKunstinPeterWeiss‘Roman„Die Ästhetik des Widerstands“ (= Epistemata: Reihe Literaturwissenschaft, Bd. 92). Würzburg 1992; u. Madsen Hvidtfeldt, Karen, Widerstand als Ästhetik. Peter Weiss und die Ästhetik des Widerstands. In: Bogdal, Klaus- Michael, Schütz, Erhard, Vögt, Jochen (Hrsg.), Literaturwissenschaft/Kulturwissenschaft. Wiesbaden 2003, insbesondere S.115-126.
6 NB 71-80, I.
7 Ebd. S. 62f.
8U.a.„SigmarGabriel,dieserVolksverderber,anderskannichihnnichtnennen.“(AufeinerDemoinErfurt,März 2016.) Vgl. hierzu „Hätte man während des Ersten Weltkrieges zwölf- oder fünfzehntausend dieser hebräischen Volksverderber so unter Giftgas gehalten, wie Hunderttausende unserer allerbesten Arbeiter aus allen Schichten undBerufenesimFeldeerduldenmussten,dannwäredasMillionenopferderFrontnichtvergeblichgewesen.“, in „Mein Kampf“ Adolf Hitlers, 1925, zit. nach Benz, Wolfgang, Graml, Hermann, Weiß, Hermann (Hrsg.),EnzyklopädiedesNationalsozialismus,Stuttgart1998,S.14oder„WirDeutschen,alsounserVolk,sinddaseinzige
werden, worin die Aktualität des Werks und ein Bezug zur interkulturellen Literaturwissenschaft im Rahmen eines DaF-Studiums zu verorten sind. Dies wird im Rahmen der Zusammenfassung als kritische Reflexion dieser Arbeit erfolgen.
2 ZurForschungslageunddemmethodischenVorgehen
Bereits der Titel der vorliegenden Arbeit impliziert die in ihr bevorzugte Vorgehensweise: Sie bewegtsichvonder„RotenKapelle“hinzurÄsthetikdesWiderstands.DieseAnführungan die historische Harnack-Schulze/Boysen Gruppe, wie sie im ersten Teil der Arbeit erfolgen wird, sollte einer Erleichterung des Verständnisses für eine historische Darstellung der Romanfiguren dienen und die Möglichkeit eines Vergleichs zwischen Historie und Roman schaffen.HierbeinähertsichderersteTeilderArbeitderHarnack/Schulze-BoysenGruppemit den Methoden historisch-kritischer Forschung, wobei der Schwerpunkt auf einer biographischen und zeithistorischen Untersuchung liegt. Im zweiten Teil der Arbeit, Die Ästhetik des Widerstands – ein widerständiger Roman, erfolgt eine Analyse der „Roten Kapelle“ im Roman aus einer hermeneutischen und soziogeschichtlichen Perspektive. Nennenswert erscheint auch die Frage nach dem Forschungsstand der zu untersuchenden Gegenstände, insbesondere derer, die die „Rote Kapelle“ betreffen, die auch in Kapitel zur Vergangenheitsbewältigung (II 3.2) und zur Aufarbeitungspolitik (II 3.3) noch näher diskutiert werden sollen. Während der Umfang an wissenschaftlicher Literatur zur Ästhetik des Widerstands umfangreich und insbesondere seit dem Abschluss der Romantrilogie im Jahr 1981 und dem Tod des Autors am 10. Mai 1982 im ständigen Wachsen begriffen ist9, erfuhr die „Rote Kapelle“ erst in den 1990er10 eine erkennbare Neubewertung seitensder
Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“ (Dresden, 17. Januar 2017, über das Holocaust-Denkmal in Berlin).
9 Vgl. hierzu die enorme Ausweitung der Anzahl von Wissenschaftsdisziplinen, die sich neben der Literaturwissenschaft mit Weiss` Werk befassen: Theaterwissenschaft, Philosophie und Ästhetik, Sprachwissenschaft, Psychologie bzw. Psychoanalyse, Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichte undKunstwissenschaft aber auch die Häufigkeit internationaler Konferenzen und Ausstellungen über Peter Weiss, die von der Internationalen Peter Weiss Gesellschaft (IPWG) seit 1988 koordiniert werden. Des Weiteren vgl. noch relativ aktuelle öffentliche Lesung von ÄdW seitens prominenter Lesenden im Rahmen der Feierlichkeit zum 100. Geburtstag des Autors im November 2016 organisiert von Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin und Peter- Weiss-Haus Rostock.
10Über die im Rahmen der „Rote Kapelle“- Prozesse vor dem Reichskriegsgericht in Berlin 1942/43 hingerichteten, bzw. bereits während der Vernehmungen getöteten oder in den Selbstmord getriebenen, WiderstandskämpfergabesinderDDReineReihebiographischausgerichteterPublikationenbereitsunmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges: Lehmann und Biernat/Kraushaar direkt zur Gruppe, sowie die Reihe von Widerstands-Anthologien: Das Heimliche 1946, Besonders 1948, Helden 1952, Erkämpft 1958, Deutsche 1970, in denen der größte Teil der Widerstandskämpfer gewürdigt wird, wenn auch unter absichtlichen Fehlinterpretationen.In denvergleichbarenEditionenausderBundesrepublik–DasGewissen1954und1957–
historischen Publizistik. Vor allem die Bemühungen um und anschließende Einbeziehung der Widerstandsgruppierung Harnack/Schulze-Boysen in die Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand11 Ende der 1980er Jahren und insbesondere die bald daraufhin folgende Dauerausstellung„RoteKapelle“müssenalseinersterobjektiverImpulsundeineZäsurinder Annäherung der Geschichte an den Freundschaftskreis Harnack/Schulze-Boysen in der bundesdeutschen Öffentlichkeit verstanden werden. „Ein Portrait der Widerstandsgruppen um Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen in Fotografien und Selbstzeugnissen“ im Jahr 1992stellteneineweiterebedeutendeAufarbeitungszäsurdar,inderenFolgeeinernsthaftes geschichtswissenschaftliches Interesse an der Erforschung von „Roter Kapelle“ geweckt wurde, das sich von manipulativen Fehleinschätzungen zu befreien suchte12
II Die„RoteKapelle“imhistorischen Kontext
DieNamensgebung„RoteKapelle“istaufdieinFunkerkreisenallgemeinüblicheBezeichnung der Funker als Pianisten zurückzuführen.13 Die Zusammenfassung mehrerer Funker bzw. Funkerstationen, die mit derselben – vermuteten – Empfangsstation in Verbindung standen, als„Kapelle“entwuchsdemsprachlichenStilinnerhalbderverschiedenenSicherheits-und Abwehrdienststellen Nazideutschlands. Das dienstübliche Kompetenzgerangel in diesen Wehrmachts-, NS- und staatlichen Subbürokratien setzte sich in der Nazi-Memoiren- Literatur14 fort und den darauf fußenden Kolportagen15 um die geistige Urheberschaft des eingängigenBegriffs„RoteKapelle“,sowieumdenjeweiligenAnteilanderAufdeckungder verschiedenenWiderstandsbewegungen,dieunterdiesemSammelnamengefasstwurden.
ist nur wenigen von ihnen ein eigener Beitrag gewidmet, dazu noch mit vielen Irrtümern und schwerwiegenden Entstellungen.
11Steinbach,Peter,EinKämpfer,bereitdieFolgenaufsichzunehmen.In:DeutschesAllgemeinesSonntagsblatt, 1989,Nr.35;Tuchel,Johannes,WeltanschaulicheMotivationeninderHarnack/Schulze-BoysenOrganisation.In: Kirchliche Zeitgeschichte, 1 (1989), S. 268-293.
12 S. u. Vermerk 8.
13 S. Benz, Wolfgang, Pehle, Walter H. (Hrsg.), Lexikon des deutschen Widerstandes. Frankfurt 1994, S. 281.
14 Vgl. u.a. Schellenberg, Walter, Aufzeichnungen. Die Memoiren des letzten Geheimdienstchefs unter Hitler. Wiesbaden/München1979,S.248.„WirgabendiesemRingdamalsdenNamen‚RoteKapelle‘(imGegensatz zur‚SchwarzenKapelle‘-demWiderstandskreisumAdmiralCanarisundGeneralOster,…)“.DerBezugzur„SchwarzenKapelle“maghier,beieinemVertreterdesRSHA,nochangehen,gleichzeitigberichtetSchellen- bergaber,dassderFall„RoteKapelle“vonAnfanganauchmitCanariskoordiniertwurde:„DerFallführtezu BesprechungenzwischendemChefderFunkabwehr,GeneralThiele,AdmiralCanaris,Müllerundmir.“Ebd.S. 249.
15Vgl. Höhne, Heinz, Kennwort: Direktor. Die Geschichte der Roten Kapelle. Frankfurt, 1970, S.13f.
„Rote Kapelle“ war ein Sammelbegriff der deutschen militärischen (Funk-)Abwehr für verschiedene Gruppen in Holland, Belgien, Frankreich und der Schweiz, die in den ersten Jahren des Zweiten Weltkrieges für den sowjetischen militärischen Nachrichtendienst tätig waren.SieübermittelteninerheblichemUmfangkriegswichtigeInformationennachMoskau. Die „Rote Kapelle“ in Deutschland soll hiervon abgegrenzt werden. Hier handelt es sich ursprünglich um den Fahndungsnamen unter dem die Geheimpolizei (Gestapo) nach der Berliner Widerstandsgruppe um Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen gefahndet und ermittelt hatte, in der Annahme sie stünde mit sowjetischen Nachrichtendiensten der OGPU, später NKWD, in Verbindung. Diese zum einen ungenaue Einordnung und zum anderen der Gestapo zu verdankende Namengebung wurde in der Nachkriegszeit sowohl von der Justiz und der Geschichtsschreibung, als auch von der breiteren Öffentlichkeit beibehalten. ZutreffenderistderimFolgendenhäufigerverwendeteBegriff„Harnack/Schulze-Boysen Gruppe“, nicht zuletzt hinsichtlich der Tatsache, dass es sich um eine Widerstandsgruppe handelt, die sich selbst keinen Namen erteilte.16 Im Folgenden wird daher zunächst die Widerstandsgruppe Schulze-Boysen/Harnack zeitgeschichtlich und biographisch näher dargestellt werden.
1. Entstehung,Weltanschauung,Mitgliederübersichtund–profile
Mitte der 1930er Jahre bildeten sich um den späteren Luftwaffenoffizier Harro Schulze- Boysen,umseinespätereFrauLibertasundum denÖkonomenArvidHarnackundseineFrau Mildred zunächst zwei lose, private und von aneinander unabhängige Freundschafts- und Diskussionskreise. Hier handelte es sich um keine fest gefügte Organisation mit üblich dazugehörenden Mitgliederlisten, sondern um Freundeskreise, die durch gemeinsame Ausflüge, gegenseitige Einladungen, Diskussionen und Feste zusammengehalten wurden. Ein kameradschaftliches Miteinander prägte ihr Zusammensein. Sie waren eine Minderheit, mussten vorsichtig agieren, mussten an die realen Lebensumstände, an die Unzufriedenheit der Menschen anknüpfen und behutsam die Front der Gegner erweitern. Zu ihnen gehörten
u. a. der Bildhauer Kurt Schumacher und seine Frau Elisabeth, der Schriftsteller Günther Weisenborn,derDramaturgAdamKuckhoffundseineFrauGreta,derSchriftstellerWalter
16SieheTuchel,KZG1(1989),S.267-292;Tuchel,Johannes,DieGestapo-Sonderkommission„RoteKapelle“.In: Coppi, Hans, Danyel, Jürgen, Tuchel, Johannes (Hrsg.), Die Rote Kapelle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Berlin 1994, S.145-159.
Küchenmeister,dieTänzerinOdaSchottmüller,dieJournalistenJohnGraudenz,JohnSiegund Gisela von Poellnitz, Fabrikant Leo Skrzypczynski, ehemaliger Ressortchef für Außenpolitik Wilhelm Guddorf, die Ärzte John Rittmeister und Elfriede Paul sowie viele andere junge Intellektuelle. Die weiteren Freunde des Ehepaares Schulze-Boysen waren ehemalige Schüler einer Reformschule auf der Insel Scharfenberg in Berlin-Tegel und stammten häufig aus kommunistisch und sozialdemokratisch geprägten Arbeiterfamilien, wie Hans und Hilde Coppi, Hermann Natterodt und Hans Lautenschläger. Erst um das Jahr 1940 stellten Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen den Kontakt zwischen ihren beiden Kreisen her.17 In ihren Freundes- und Bekanntenkreise hatten die beiden führenden Persönlichkeiten Schulze- Boysen/Harnack viele Mitglieder unterschiedlichster Herkunft und Richtungen: Ein Gestapobericht,18 der als Prozessgrundlage gegen über 150 verhafteten Mitgliedern zusammengestellt wurde, nennt über 20% Berufssoldaten, Beamten und Staatsanwälte, 21% Künstler,SchriftstellernundJournalisten,13%ArbeiterundMittelständlern,30%Akademiker und Studenten und 17% Wehrmachtsangehörige.19In der Tatsache, dass sich die „Rote Kapelle“keineswegsnurausderArbeiterschaftrekrutierte,sondernzueinemgrößtenTeilaus den Funktionseliten der oberen Mittelschicht (Intellektuelle, Beamte, Akademiker, Offiziere), sahdieGestapoeinenBeweisdafür,„wiegefährlichdieseGruppewarundgewordenwäre“.20
1.1 HarroSchulze-Boysen–einMannwieeineFlamme21
DerOberleutnantderLuftwaffeSchulze-Boysen(1909-1942)istzusammenmitArvidHarnack die Schlüsselfigur in einer weltanschaulich und politisch vielschichtigen Widerstandsgruppe, diesichdertödlichenDynamikdesnationalsozialistischenRegimeswidersetzte.Erverbrachte seineJugendinBerlinundWiesbaden,woer1928dasAbiturmachte.ImgleichenJahrbegann er in Freiburg ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, das er 1929 in Berlin fortsetzte. In diesen Jahren engagierte er sich politisch beim Jungdeutschen Orden.22 ImJahr
17 Vgl. Benz, 1994, S. 281-284 u. Roon, Ger van, Widerstand im Dritten Reich, München 1979, S. 59f.
18EineKopiedesGestapo-AbschlussberichtesistinderGedenkstätteDeutscherWiderstandinBerlinausgestellt. Dersog.„Gestapo-Abschlußbericht“–gemäßderStrafprozessordnungder„Abschlußdespolizeilichen ErmittlungsverfahrensvorderrichterlichenVernehmung“–istAnfangNovember1942entstanden,alsovordem erstenProzess,deram15.12.1942gegendieführendenMitgliederder„RotenKapelle“eröffnetwurde.
19 Ebd. S. 48f.
20 Ebd. S. 47.
21 Brunckhorst, Almut, Kundschafter im Auftrag Moskaus oder integraler Bestandteil des deutschen Widerstands gegen den Nationalsozialismus? Die Berliner Widerstandsorganisation um Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen ("Rote Kapelle"). Ein Testfall für die deutsche Historiographie. [=Die Ostreihe - Neue Folge] Hamburg 1998, S. 10.
22 „Die seelischen Kräfte und den Glauben, den man hat, kann man für die Sache hergeben, auch als20jähriger. WirwerdendendeutschenArbeiternichtwiedergewinnendurchwissenschaftlicheErörterungen,sondernnurmit
1932 brach Schulze-Boysen sein Studium ab und wurde Redakteur und Herausgeber der Monatszeitschrift Der Gegner, die 1933 von den Nationalsozialisten verboten wurde. In diesem Zusammenhang wurde Schulze-Boysen von der SA verhaftet, inhaftiert und schwer misshandelt.AbMai1933absolvierteereineAusbildungalsSeebeobachteranderDeutschen Verkehrsfliegerschule in Warnemünde, einer verdeckt arbeitenden paramilitärischen Ausbildungsbasis für die spätere Luftwaffe. 1940 beendete er sein Studium an der Auslandswissenschaftlichen Fakultät der Berliner Universität. Ab April 1934 war Schulze- Boysen Hilfsreferent in der Abteilung Fremde Luftmächte des Reichsluftfahrtministeriums in Berlin und gewann von da an sukzessive an Ansehen, sodass er im Jahr 1941 Oberleutnantim Reichsluftfahrtministeriumwurde,dasunterBefehlskommandoHermannGöringslag.ImJahr 1936 heiratete er Libertas Haas-Heye (1913-1942), Pressereferentin der Filmgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer (MGM). Ab dem Jahr 1935 sammelte sich um Schulze-Boysen vermehrt ein oppositioneller Freundeskreis aus allen Bevölkerungsschichten. Die Informationen von Schulze-Boysen, seine Argumente und die Diskussionen bestärkten FreundeSchulze-BoysensinihrerablehnendenHaltunggegenüberdemNazi-Staat.Zwarfügte sich Harro Schulze-Boysen auch in die Notwendigkeit der Einhaltung gewisser konspirativer Grundregeln,aberseinLebenfandinderÖffentlichkeitundnichtimUntergrundstatt.Diefür MancheverblüffendeOffenheit,mitderersichüberMissständeäußerteundübermilitärische Entwicklungen sprach, war für ihn zugleich auch Tarnung. Mit dieser Haltung war er weniger angreifbar.SeineFreundewarenbeeindrucktvonderSicherheitmitdersichderNazi-Gegner in der Öffentlichkeit bewegte und sahen in ihm eine höchstcharismatische Persönlichkeit. Er verfasste mit seinen Freunden Flugblätter,23 nutzte Gebäudewände und Fabriktoren als Plattform für Parolen gegen das Regime, veranstaltete Schulungen zu Fragen des Kommunismus und unterstützte verfolgte Mitbürger. Seine Spionagetätigkeit nahm Schulze- Boysen erstmals im Jahr 1938 auf, als er die sowjetische Botschaft über ein Kommandounternehmen der Abwehr24informierte, das die Verratenen das Leben kostete. Ende 1939 lernte er Arvid Harnack kennen. Ab dem Frühjahr 1941 gab ermilitärische
derMachtdesHerzens.[…]UnddahabenwirZwanzigjährigeneinPlus.“AusSchulze-BoysensBriefvom27. August 1929. In: Coppi, Hans, Andresen, Geertje (Hrsg.), Dieser Tod paßt zu mir. Harro Schulze-Boysen – Grenzgänger im Widerstand. Berlin 2002, S. 71.
23Vgl.FlugschriftvonHarroSchulze-BoysenunterMitarbeitvonJohnSieg:„DieSorgeumDeutschlandsZukunftgeht durch das Volk“ in mehreren Hundert Exemplaren in Berlin verteilt. In: BA R58 4105.
24 Die Abwehr war der militärische Geheimdienst der Wehrmacht im Spanischen Bürgerkrieg.
Informationen an den sowjetischen Auslandsnachrichtendienst weiter.25 Im Juli 1942 wurde ein im August 1941 von Moskau nach Brüssel gesendeter Funkspruch durch die Gestapo dechiffriert, in dem Schulze-Boysens Name und Adresse standen. Am 31. August 1942 wurde erwegenHoch-undLandesverratverhaftetundvomReichskriegsgerichtwegenVorbereitung zum Hoch-, Kriegsverrat, Zersetzung der Wehrkraft und Spionage26 zum Tode verurteilt und am22.Dezember1942inBerlin-Plötzenseeerhängt.AmselbenTagwurdeseineFrauLibertas enthauptet.
1.2 ArvidHarnack
Arvid Harnack (1901-1942) machte sein Notabitur in Stuttgart, bedingt durch den Ersten Weltkrieg, im Jahr 1918. Bis 1923 studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten Jena, Graz und Hamburg und wurde im Jahr 1924 zum Dr. jur. promoviert. Im Folgenden erhielt er ein Rockefeller-Stipendium in Nationalökonomie das ihm ein Studium an der University of Wisconsin-Madison (USA) ermöglichte, wo er seine künftige Ehefrau Mildred kennenlernteundimJahr1926heiratete.ZurückinDeutschlandgründeteerimJahr1931die
„Arbeitsgemeinschaft zu Studium der Planwirtschaft“, um dann im Jahr 1933 im Reichswirtschaftsministerium angestellt zu werden, wo er später Regierungs- und Oberregierungsrat wurde. Zusammen mit dem Schriftsteller Adam Kuckhoff und dessen Frau Greta baute er einen Diskussionskreis auf, der politische und wirtschaftliche Perspektiven nach dem erwarteten Sturz der Nationalsozialisten erörterte. Als geheimes Mitglied der KPD unterhielt er ab 1935 rege Kontakte zu Mitarbeitern des sowjetischen Nachrichtendienstes NKGB. Seit 1936 unterhielt er, mit Hilfe seiner amerikanischen Frau Mildred, Kontakte zur Botschaft der USA in Berlin, die er vermehrt vor der von Deutschland ausgehenden Kriegsgefahrwarnte.DieseKontaktewarenfreundschaftlichundhieltenbiszurAuflösungder Botschaft im Jahr 1941 an. Um seine illegale Aktivitäten zu tarnen, tritt Arvid Harnack 1937 derNSDAPbei.Ende1939nahmerKontaktzumHarroSchulze-BoysensFreundeskreisauf,wo er die Kommunisten Hilde Rake, später Coppi und Hans Coppikennenlernte.Im Jahr 1941 wurde Harnack Mitherausgeber der Widerstandszeitschrift Die innere Front. Anfang 1942 verfasste er eine Studie mit dem Titel Das nationalsozialistische Stadium des
25 An dieser Stelle scheint es wichtig zu erwähnen, dass der genaue Umfang der nach Moskau weitergegebenen Informationen und ihr tatsächlicher Effekt auf den Verlauf des Zweiten Weltkrieges bisher noch nicht wissenschaftlich aufgearbeitet wurde.
26Siehe„Vermerk“vom12.Dezember1942und„Feldurteil“desReichskriegsgerichtsgegenAngehörigeder „Roten Kapelle“ vom 19. Dezember 1942. In: Oleschinski, Brigitte, Gedenkstätte Plötzensee. Hrsg. v. Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 1995. S. 48-52 (Anhang).
Monopolkapitals, die Regimegegner in Berlin und Hamburg verbreiteten.27 Ähnlich wie Adam Kuckhoff, war auch Arvid Harnack gegen Schulze-Boysens „Aktionismus“ und lehnte ihn vehement ab. Er setzte sich verstärkt auf theoretischer Ebene mit dem verhassten Regime auseinander. Nach anfänglicher Zögerung und Weigerung den Funkbetrieb zu leiten, übernahm Harnack doch das Verschlüsseln der Nachrichten, die Karl Behrens dann an Hans Coppi überbringen sollte. Des Weiteren stellte Harnack eine Verbindung zwischen Schulze- Boysen und den Vertretern der sowjetischen Botschaft her, mit deren Hilfe zahlreiche Informationen über die Vorbereitungen des Angriffs auf die Sowjetunion an die Russen weitergegeben werden konnten.28 Im Rahmen der Verhaftungswelle der Gestapo unter dem Tarnnamen „Rote Kapelle“ wurden Arvid und Mildred Harnack am 7. September 1942 verhaftet29 und am 19. Dezember zum Tode verurteilt. Am 22. Dezember 1942 wurde Arvid Harnack in Berlin-Plötzensee erhängt. Seine Frau Mildred wurde am 16. März 1943 in Berlin- Plötzensee enthauptet.
1.3 Hans Coppi und HorstHeilmann
Zwei,fürdieGeschichtsschreibungzwarwenigerprominentenMitgliederder„RotenKapelle“, Hans Coppi (1916-1942) und Horst Heilmann (1923-1942), wurde in der Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss eine fundamentale Rolle zu teil, weshalb im Folgenden auchihr Lebensweg nachgezeichnet werdensoll.
Hans Coppi wuchs in einer Arbeiterfamilie in Berlin-Wedding auf und besuchte von 1929 bis 1932 die Schulfarm auf der Insel Scharfenberg im Tegeler See, wo er Harro Schulze-Boysen kennenlernt, der als leidenschaftlicher Segler seine Abende häufig in der Gegend verbrachte. Coppi schloss sich 1931/32 den „Roten Pfadfindern“ und dem KJVD an. Infolge illegalen Verteilens von Flugschriften wurde er als Achtzehnjähriger verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis im Konzentrationslager Oranienburg verurteilt. Nach seiner Entlassung wurde er wieder aktiv im Scharfenberger Freundes- und Widerstandskreis und arbeitete als Dreher in einer kleinen Maschinenbaufabrik. Ab Jahr 1939 war er in der Widerstandsgruppe um den
27 Brysac, Shareen Blair, The American Connection. In: Coppi, u. a. (Hrsg.), 1994, S. 180-191.
28 Berichte aus dem Archiv des russischen Auslandsnachrichtendienstes (NKWD) belegen, dass Schulze-Boysen vomHarnackalsvertrauenswürdigbezeichnetwurde,ergababerzubedenken,dassder„hitzigeDekabrist“mit seinen vielfältigen unüberschaubaren Kontakten ein Sicherheitsrisiko darstellen würde. S. hier Coppi, Andresen 2002,S.328u.Coppi,Hans,Die„RoteKapelle“imSpannungsfeldvonWiderstandundnachrichtendienstlicher Tätigkeit. Der Trepper-Report vom Juni 1943. Dokumentation. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jahrgang 44. (1996), III, S. 431-458.
29 Einen sehr aufschlussreichen Einblick hierzu bietet Harnack, Axel v., Arvid und Mildred Harnack. Erinnerungenan ihren Prozeß 1942/43. In: Die Gegenwart, Jahrgang 2 (1947), S. 15-17
Dramaturgen Wilhelm Schürmann-Horster engagiert, ab Juni 1941 nahm er den Auftrag Schulze-Boysens an, eine Funkverbindung der Widerstandsgruppe in die Sowjetunion herzustellen. Dies kam aufgrund mangelnder Vorkenntnisse und technischer Probleme nie zustande. Er heiratete Hilde Coppi, eine Sachbearbeiterin bei der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte im Juni 1941. Das Ehepaar beteiligte sich an Flugblatt- und Zettelklebeaktionen,30 an der Benachrichtigung von Angehörigen der deutschen Kriegsgefangenen über deren Zustand, und an der Hilfeleistung an Verfolgten bis zur Einberufung Hans Coppis zur Wehrmacht am 10. September 1942. Coppi wurde jedoch im Rahmen der Verhaftungswelle am 12. September 1942 verhaftet und am 22. Dezember durchs Erhängen ermordet. Seine Frau Hilde wurde am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
HorstHeilmannwurdegleichnachdemAbiturzurWehrmachteingezogenundarbeitetedort in der Einheit General der Nachrichtenaufklärung als Funker und Nachrichtendechiffrierer. Harro Schulze-Boysen lernte er an der Universität zu Berlin kennen, an der sie beide ein Studium der Auslandswissenschaften besuchten und an einer gemeinsamen Diplomarbeit arbeiteten. Als er Ende August 1942 im Rahmen seiner Dienststelle von dechiffrierten sowjetischenFunksprüchenvomNamenHarroSchulze-Boysenerfuhr,versuchteerdiesenzu warnen und wurde in der Konsequenz verhaftet und am 19. Dezember 1942 vom ReichskriegsgerichtzumTodeverurteilt.Am22.Dezember1942wurdeHorstHeilmann,trotz der,fürdasMilitärnichtvorgesehenenHinrichtungsmethode,31erhängt.Erwarerstneunzehn Jahre alt.
1.4 Wasbliebunsanderesübrig,alsdieVölkerzuinformieren,wasderFaschismusgegensieim Schilde führte32
Ein besonderes Merkmal der Harnack/Schulze-Boysen Widerstandsgruppe ist der außerordentlich hohe Frauenanteil. Die Frauen bildeten mehr als ein Drittel der Mitglieder. Sie waren nicht nur Ehefrauen, Schwestern, Mütter oder Freundinnen, sondern betätigten sichaktivanderArbeitderGruppe.LibertasundMildred,HildeundElfriede,Elisabethund
30V.a.dieZettelklebeaktiongegendieantisowjetischePropagandaausstellung„DasSowjetparadies“imBerliner Lustgarten.
31 Das Reichskriegsgericht sah für Kriegsdienst- und Eidesverweigerer sowie andere Wehrmachtsverbrecher das UrteilzumToddurchErschießenvor.NurfürMitgliedervonausländischenunddeutschenWiderstandsgruppen wurde der Tod durch Erhängenangeordnet.
32 Greta Kuckhoff, überlebendes Mitglied der Harnack/Schulze-Boysen Gruppe. Zit. nach Rosiejka, Gert, Die Rote Kapelle. „Landesverrat“ als antifaschistischer Widerstand. Hamburg 1986, S. 3.
Greta, Marta und Cato, Liane, Eva-Maria und all die übrigen Frauen gewannen neue Mitstreiter, sammelten wichtige Nachrichten, vervielfältigten und verteilten Flugblätter, übersetzten Texte in die Sprachen verschleppter ausländischen Zwangsarbeiter, stellten ihre Wohnungen für konspirative Treffen und den Funkverkehr zur Verfügung, diskutierten letztendlich in verschiedenen Zirkeln mit. Was sie nicht taten, war die Vorgabe der Richtungen, Inhalte und Zielsetzungen der Widerstandsgruppe, einen Aspekt über den sich viele Historiker immer noch nicht einig sind,33 da es berücksichtigt werden muss, dass die Männer fast immer die Frauen zu schützen versuchten, indem sie ihre Rolle weitgehend marginalisierten. Dennoch muss an dieser Stelle vor allem die Normalität hervorgehoben werden, mit der die Frauenmitglieder der „Roten Kapelle“ ihren illegalen Tätigkeiten nachgegangen sind. Jürgen Danyel schreibt hierzu:
„Vergleicht man die Schulze-Boysen/Harnack-Gruppe mit anderen Widerstands- zusammenhängen,sofällt[…]dieNormalitätauf,mitdersicheinegroßeZahlvonFrauen selbstbestimmt in den politischen Diskurs, die Entscheidungsfindung und die Aktionen der Gruppe einbrachte.“34
Der bei der Verurteilung seitens des Volksgerichtshofes häufig angewandte Satz „Die Angeschuldigte war in die illegale Tätigkeit ihres Mannes eingeweiht, sie hat sie nicht nur gebilligt,sondernauchnachbestenKräftengefördert“35scheinteineGrundlagezu haben, denn auch die Ärztin Elfriede Paulschrieb:
„Sollte ich meine eigene Rolle in der Gruppe um Harro Schulze-Boysen einschätzen, so lag meine Aufgabe im Wesentlichen im Organisatorischen. Bestimmte Treffs, außer den Zusammenkünften in meiner Wohnung, konnten unter dem Tarnschutz der Praxis verabredet werden. Meine Hausbesuche in den verschiedensten Gegenden Berlins gaben gute Gelegenheit, Post in die entlegenen Briefkästen zu werfen.“36
InderZeitdesNationalsozialismus,inderdasUmfeldvorallemDemutundUnterordnungvon Frauenverlangte,erscheintdiesehoheAnzahlanselbstbewusstenFrauender„RotenKapelle“
33 Vgl. hier u. a. Herlemann, Beatrix, Die Rote Kapelle und der kommunistische Widerstand. In: Coppi, Hans, Danyel,Jürgen,Tuchel,Johannes(Hrsg.),DieRoteKapelleimWiderstandgegenNationalsozialismus(=Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Reihe A: Analysen und Darstellungen). Berlin 1994, S.79-90.
34 Danyel, Jürgen, Die Rotte Kapelle innerhalb der deutschen Widerstandsbewegung. In: Coppi, u. a. (Hrsg.), 1994, S. 12-38, hier S. 26.
35 Ebd. S.85.
36Paul,Elfriede,EinSprechzimmerderRotenKapelle.Berlin1981,S.100.InteressanterscheinthiereinVergleich mitderAussageGretaKuckhoffs„MansagtemirnichtdieganzeWahrheit,daswarunbehaglich -aberichwar gewohnt, nicht zu fragen.“ In: Kuckhoff, Greta, Vom Rosenkranz zur Roten Kapelle. Ein Lebensbericht. Berlin 1976, S.309.
und das gleichberechtigte Miteinander der Geschlechter aufgrund seiner Modernität fast unglaublich außergewöhnlich. Tatsächlich hatte die Gestapo noch nie davor eine so große Anzahl an Frauen in einer Sache festgenommen, wie im Rahmen der Verhaftungswelle unter demCodenamen„RoteKapelle“imHerbst1942.BeivierzigFrauenisteskaummöglichjede einzelne detailliert vorzustellen. An dieser Stelle soll stattdessen erwähnt werden, dass die meisten von der Gestapo als besonders gefährlich eingestuftwurden.
Das Spektrum ihrer sozialen Herkunft reichte vom großbürgerlichen Elternhaus bis zur einfachen Proletarierherkunft, die Herkunft aus den Akademikerkreisen überwog jedoch. Bis aufvierFrauenwarenallezumZeitpunktihrerVerhaftungberufstätig–überdieHälftewaren in Ministerien, Museen und anderen Institutionenangestellt.37
2 DasWirkenunddieZerschlagungderHarnack/Schulze-BoysenGruppe
2.1 TausendGrüßeallenFreunden38
Die Widerstandsaktivitäten der Harnack/Schulze-Boysen Gruppe, wenn auch zunächst unabhängigvoneinander,reichenbisindasJahr1933zurück.InjenemerstenJahr,indemdie Nationalsozialisten an der Macht waren, mussten die meisten Antifaschisten erst einmal verarbeiten, was geschehen war, und versuchen, sich einen klaren Überblick über ihre Lage zu verschaffen. Die liberalen und links orientierten Intellektuellen hatten die ihnen normalerweise zur Verfügung stehenden Mittel, sich an der Politik zu beteiligen, eingebüßt, und außerdem bestand für sie die Gefahr, ihr Auskommen zu verlieren. Die Katastrophe des Jahres 1933 hatte nicht nur Verhaftungswellen zur Folge, viele Menschen wurden ermordet oderinsExilgetrieben,unddiesalleswirktesicheinschneidendaufdasöffentlicheLebenaus. ImGegensatzzuvielenIntellektuellen,diesichzur„innerenEmigration“entschlossenhatten, uminSchlupfwinkelnaufdemLand,ohneMitläuferzuwerden,aberauchohneStellunggegen das Regime zu beziehen, darauf gewartet hatten, dass die Herrschaft der Nationalsozialisten wieder zu Ende ging, bildeten Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen mit ihren Freunden acht Jahre lang eine kontinuierliche Opposition, deren Motto sich vielleicht am treffendsten mit den Wörtern des Wachmeisters aus Schillers Wallenstein: Wer nichts waget, der darf nichtshoffen39beschreibenlässt.SieplädiertenunermüdlichfüreineEinheitvonprogressiven BürgerlichenundArbeitern,vonParteilosenundKommunisten,vonFrauenundMännern
37 Tuchel, 1989, S. 268-293.
38 Coppi, Andresen, 2002, S. 337.
39 Schiller, Friedrich, Dramen, Band II. Köln 1999, S. 248.
jeden Alters im Kampf gegen den Nationalsozialismus, da sie sich bereits 1933 des baldigen Ausbruchs eines Weltkrieges gewiss waren.40 Sie kritisierten die NS-Diktatur und verteilten regimekritische Flugblätter in der Hoffnung damit die breitere Öffentlichkeit über die verübten Gräuel aufklären und zur Verweigerung des Gehorsams bewegen zu können. Die verfolgtenNazi-GegnerundderenAngehörigenunterstütztensiemitGeld,Lebensmittelnund Kleidung, sich dabei stets der Gefahr bewusst, welche Strafedafür seitens der NS-Terrorjustiz vorgesehen war. Darüber hinaus organisierten einzelne Mitglieder der „Roten Kapelle“ verschiedene Hilfenetzwerke für verfolgte Juden, die sie mit Lebensmittelkarten und gefälschten Papieren versorgten. Insbesondere nach den Pogromen im November 1938 verhalfen sie Juden zu einem Versteck oder zur Flucht. Der spektakulärste Fall der Fluchthilfe war wohl die Flucht des aus dem Aschendorfer Moor in Niedersachsen entkommenen KZ- Häftlings Rudolf Bergtel. „Schulze-Boysen brachte ihn in Fliegeruniform zum Anhalter Bahnhof und setzte ihn in den Zug nach Österreich. Schumacher saß in einem anderen Abteil. Als passionierter Bergsteiger kannte er sich in den Bergen an der österreichisch-schweizerischen GrenzeinBregenzgutausundwiesBergteldenWegindieSchweiz.“41Angesichtsdes Überfalls auf die Sowjetunion42 intensivierte die „Rote Kapelle“ die eigenen Widerstandsaktivitäten,insbesonderedieArbeitmitFlugblätternundFlugschriften.Umauch die Zwangsarbeiter für die Sammlungsbewegung zu gewinnen, wurden Flugblätter und BeilagenderZeitung„DieinnereFront“aufFranzösischabgefasst.43
Am bedeutsamsten waren jedoch zwei Aktionen: Zum einen die Verfassung und Verteilung desFlugblattes„DieSorgeumDeutschlandsZukunftgehtdurchdasVolk“44vomFebruar1942 in dem unbeirrt gefragtwird:
40Vgl.hieru.a.denBriefSchulze-BoysenanseinenVatervom15.September1933.„[…]Ichhabenurdaszwar unbestimmbare, aber sichere Gefühl, daß wir – à la longue – einer europäischen Katastrophe von Riesenausmassen entgegengehn. Wenn es zu einem neuen Krieg kommt, sind natürlich alle [Hervorhebung H. Sch.-B.] daran schuld.“ In: Coppi, Andresen, 2002 S.171.
41 Coppi, Andresen, 2002, S. 275. Vgl. auch Paul, 1981, S. 115-118.
42 Nach Hitlers Bekanntgabe seines Kriegsentschlusses am 31. Juli 1940 begannen OKW, OKH und OKM mit der strategischen Kriegsplanung und ließen jeweils unabhängige Angriffsstudien erstellen, die ab 3. September zusammengeführt und Hitler am 5. Dezember vorgelegt wurden. Am 18. Dezember 1940 erließ Hitler als Führer und oberster Befehlshaber der Wehrmacht die „Weisung Nr. 21“ an den Wehrmachtführungsstab im OKW: Damit befahl er den Oberkommandos der drei Wehrmachtteile, den Angriff auf die Sowjetunion bis zum Mai 1941 gezielt vorzubereiten. Harro Schulze-Boysen erfuhr von diesem geplanten Angriff und versuchte im Folgenden die russische Seite darüber zu informieren.
43ZurKontaktaufnahmemitfrz.Zwangsarbeiterns.Coppi,Andresen,2002,S.364.DasFaksimileeiner„Beilage derillegalenZeitung„DieinnereFront“,diesichanfranzösischeZwangsarbeiterrichtete“undmöglicherweise von dem Gruppenmitglied Eva-Maria Buch ins Frz. übersetztwurde.
44BAR58.4105,06.März1942,SS-Abschrift,Schulze-Boysen.Die6-seitige,einzeiligaufWachsmatrizengetippte
unddannhektographierteSchriftwurdeaufdemPostwegankath.u.ev.Pfarrämter,Professoren,Ärzte,
„Mit welchem Ideal vor Augen soll das Volk den Krieg führen? Die allgemeine Unfreiheit, dertotaleRückschritt,dassindkeineIdeale,fürdiemanfreudigstirbt,ihrHerren!DasVolk weiß, dass es sich eines Tages vor der Geschichte, vor sich selbst und vor der Welt wird verantwortenmüssen.“45
ZumanderenveranstaltetendieMitgliederder„RotenKapelle“einegroßeZettelklebeaktion gegen die antisowjetische Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“46 im Berliner LustgartenmitderAufschrift:„StändigeAusstellungDasNAZI-PARADIESKriegHungerLüge Gestapo Wie lange noch?“ Da der erhoffte Massenaufstand der Deutschen gegen Nationalsozialisten jedoch trotz all dieser Bemühungen ausblieb und die Harnack/Schulze- Boysen Gruppe sich eingestehen musste, dass der Faschismus von innen heraus allein nicht mehr zu schlagen war, bemühte sie sich um Informierung und Zusammenarbeit mit Regierungs-undWiderstandskreisenimAusland.DieResonanzhierbeiwarallerdingsgenauso enttäuschend gering. Zur ersten Begegnung des Luftwaffenoffiziers Schulze-Boysens mit dem russischen Kontakt Alexander Korotkow kam es in Harnacks Wohnung am 27. März 1941. Anfang April informierte Korotkow die Zentrale in Moskau, dass im Stab der Luftwaffe die Verkehrsknotenpunkte, Objekte und Orte für eine Bombardierung auf sowjetischem Territorium festgelegt worden seien. Der Angriff auf die Sowjetunion sei endgültig entschieden und könne in kurzer Zeit erfolgen. Stalin war jedoch äußerst misstrauisch, er glaubtenichtaneinenEinfalldeutscherTruppenimJahre1941.DeshalberhieltKorotkowaus MoskaudenAuftrag,dieBeziehungzuSchulze-Boysenzuintensivierenunddokumentarisches Material oder Kopien von entsprechenden Dokumenten zu beschaffen. Dieses Ansinnen lehnten sowohl Harnack als auch Schulze-Boysen ab, weil sie damit ihre Sicherheit gefährdet hätten. Es sollten jedoch die personellen und funktechnischen Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit in Kriegszeiten geschaffen werden. Arvid Harnack erklärte sich bereit, InformationenfürdensowjetischenNachrichtendienstzusammelnundauchzuchiffrieren.
Ingenieure, Rechtsanwälte, den früheren Finanzminister Popitz, selbst den Staatssekretär im Justizministerium Freisler, in Berlin tätige Auslandskorrespondenten, aber auch Wehrkreis- bzw. Wehrbezirkskommandos in ganz Deutschland verschickt. Die Adressen hatte Marie Terwiel aus dem Telefonbuch herausgesucht. 288 Exemplare erhielt die Gestapo bis Mitte März 1942 zurück. Die Gesamtzahl der verschickten Exemplare ist nicht bekannt. Die Gestapo stellte Ende März ihre Nachforschungen ein, da sie den Verfasser nicht ermitteln konnte.
45 Ebd. S. 2.
46 Die Ausstellung wurde von der Reichspropagandaleitung der NSDAP organisiert und vom 8. Mai bis 21. Juni 1942gezeigtmitdemZielderRechtfertigungdesKriegesanderOstfrontundStärkungdesDurchhaltewillens deutscherWehrmacht.
Erweigertesichjedoch,„anderOrganisationderFunkstellepersönlichteilzunehmen.“47 Harro Schulze-Boysen hingegen war sofort bereit, Hans Coppi beim Aufbau des Senders zu unterstützen und dabei seine Kenntnisse im Funken einzubringen, die er auf einem Fliegerlehrgang in Warnemünde erworben hatte.48 Harnack/Schulze-Boysen Gruppe erhielt im Folgenden finanzielle Ersthilfe und zwei Funkgeräte mit einem begrenzten Aktionsradius von1000Kilometer.Am26.Juni1941sandteSchulze-BoyseneinenProbefunkspruch„1000 GrüßeallenFreunden“,dasdereinzigeFunkspruchbleibensollte,deraufdervereinbarten Frequenz aus Berlin in Moskauankam.
2.2 Graduelle Programmatikunterschiede innerhalb der Gruppe
NachdenkonspirativenRegelnder„RotenKapelle“durftejedesMitgliednursovielvonder Organisation wissen, wie es für die eigene illegale Tätigkeit notwendig war. Dadurch sollte verhindert werden, dass bei der Festnahme und Folterung eines Mitglieds gleich die ganze Gruppe aufgedeckt würde. Eingebunden in den Aufbau einer Funkverbindung mit Moskau waren nur Harnack, Schulze-Boysen, Schumacher und Hans Coppi.49 Vielleicht ist dies auch das einzige Argument das für eine Harnack/Schulze-Boysen Organisation im traditionellen Sinne des Begriffs sprechen würde. Auch wenn der Freundschaftskreis um Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen unisono für eine Beseitigung des NS-Regimes war, gab es zum Teil erhebliche Meinungsunterschiede zwischen den Angehörigen auf welche Art und Weise diesesZielerreichtwerdensollte.DiegrößtenMeinungsverschiedenheitenlassensichgerade bei den beiden Schlüsselfiguren der Widerstandsgruppe beobachten. Bedingt durch seine Erfahrungen in den USA und v.a. seine amerikanische Ehefrau Mildred, stand Harnack einer Lösung der Situation durch US-Amerikaner und Engländer nah. Trotzdem war seine Zielvorstellung die eines planwirtschaftlich organisierten Nationalstaates nach dem Beenden des Krieges, mit einer sowohl nach West und Ost orientierten Außenpolitik und einem ausgeprägteninnerensozialenAusgleich.ImGegensatzdazu,bezeichnetesichHarroSchulze- Boysen selbst als Kommunist und hoffte auf eine Befreiung vom NS-Terror durch dieSowjets.
47„BerichteinesMitarbeitersdesAuslandsnachrichtendienstesdesNKGB,TrubetzkojvonJuni1941“,zit.nach Chawkin, Boris, Coppi, Hans, Zorja, Juri, Russische Quellen zur Roten Kapelle, in: Coppi, Danyel, Tuchel, 1994, S. 104-144, hier S. 134 (Dokument 47). Siehe auch S.108.
48 Zu Schulze-Boysens Ausbildung als Funker in der „Deutschen Verkehrsfliegerschule in Warnemünde“siehe seineBriefeausWarnemündeanseineEltern,insbes.denBriefvom17.November1933„[…]Mirgehtsgut.Im MorsenbinichnachwievoranderSpitze.Ichwürdejetztauchgernwiedermehrfliegen.[…]“In:Coppi,Andresen, 2002, S.179.
49SiehedazuAndresen,Geertje,DieTänzerin,BildhauerinundNazigegnerinOdaSchottmüller,1905-1943.Berlin 2005, S. 241-243 u.S.248-251.
Auf weiteren politischen Inhalte legte er sich nicht fest. Auch der russische Agent Korotkow beschrieb Harnack und Schulze-Boysen als zwei sehr verschiedene Menschen: „Harnack schmiede insbesondere Pläne für das Deutschland nach Ende der Nazi-Diktatur, während Schulze-Boysen mehr über die Aktionen nachdenke, die zur Erreichung dieses Zieles notwendig seien.“50 Demnach durften Harnacks Kreis eher „Theoretiker“ ausmachen, während Schulze-Boysens Freunde die Männer der Taten waren. Harro Schulze-Boysen gehörte als Oberleutnant im Reichsluftfahrtministerium zu den Offizieren, Arvid Harnack als Oberregierungsrat im Reichswirtschaftsministerium zu den Beamten. Wie Harnack und Schulze-Boysen mit diesen Temperaments- und Meinungsverschiedenheiten umgegangen sind, beschreibt vielleicht Greta Kuckhoff am aufschlussreichsten:
„Manchmal war es der eine, ein andermal der andere, der größere Einsicht und Erfahrung besaß. Der Meinungsstreit war nicht immer sanft, es gab durchaus Fragen, um die hart gestritten wurde. Es gab keine Herrschsucht, keine Nachtragerei. Aus dem Bewusstsein, dass der Kampf nur bei fester Einigkeit gewonnen werden könne, erwuchs eine freiwillige Disziplin, die standhielt im Wesenskern.“51
2.3 Es gilt nur letzte Wahrheit dem überscharfen Blick und ungetrübte Klarheit wird hier zum Daseinsglück52
Mitte August 1942 übergab die Funkabwehr der Gestapo die entschlüsselten Funksprüche in denenderNameunddieAdresseHarroSchulze-Boysensgenanntwurden.DieGeheimpolizei begannihnzubeobachten,wobeisiezunächstnichtsAuffälligesfeststellenkonnte.Außerhalb seinesDienstesbewegtesichSchulze-BoysenineinemKreisvonIntellektuellen,waszunächst keinen Verdacht auslöste. Nach einem Segelausflug am Sonntag 30. August gestand Schulze- Boysen gegenüber Horst Heilmann, dass er seit Jahren gegen das NS-Regime arbeite und mit sowjetischen Stellen kooperiere. Daraufhin berichtete ihm Horst Heilmann, dass in seiner Dienststelle Funksprüche aus Moskau entschlüsselt worden seien, die auf russische Agenten in Berlin hinwiesen. Schulze-Boysen bat Heilmann um Abschriften von diesenFunksprüchen.
50 Ebd.S.242f.DarüberhinaussiehedieprogrammatischeSchrift„Gegnervonheute–Kampfgenossenvon morgen“ von Schulze-Boysen 1932 entworfen. „Gegner in allen Lagern vereinigt euch!“ warSchulze-Boysens Adaption aus dem Kommunistischen Manifest. Er wollte kämpferische junge Menschen aus allen Parteien und Schichten für einen aktiven und effektiven Kampf gewinnen. In: Coppi, Andresen, 2002, S.154.
51 Kuckhoff, Greta, Vom Rosenkranz zur roten Kapelle. Berlin 1976. S. 230f.
52 Harro Schulze-Boysen war die ganze Zeit im Hausgefängnis des Reichssicherheitshauptamtes in der Prinz AlbrechtStr.8inhaftiert.InseinerZelleschrieberimNovember1942einGedicht„Gestapa,Zelle2“daser zwischen den Dielen seines Zellenbodens versteckte und das Günther Weisenborn im Sommer 1945 dort wiederfand. In: Coppi, Andresen, 2002, S.373f.
Später abends suchte er seinen Freund Hugo Buschmann auf, den er gebeten hat, eine Verbindung zu einem Kroaten in Zagreb herzustellen, den er gut kannte. Möglicherweise glaubte er, dort Zuflucht finden zu können. Am nächsten Tag wurde Schulze-Boysen im Luftfahrtministerium verhaftet. Dieser Zugriff der Gestapo erfolgte früher als geplant, aufgrund bei den Beobachtungen festgestellter Bekanntschaft zwischen Schulze-Boysen und Heilmann, der im Funkentzifferungsdienst tätig war. Die Gestapo befürchtete nämlich, dass Schulze-BoysenbereitsVerdachtgeschöpfthabenkönnte.IndennächstenTagenwurdenalle Freunde von Schulze-Boysen verhaftet. Die wegen der Brisanz des Falles auf 20 Beamte aufgestockte Gestapo-Sonderkommission verhaftete über 120 Personen. Tragisch ist, dass die Meisten von Libertas Schulze-Boysen verraten wurden, da sie zum einen von der Geheimpolizeibeobachtetwurde,alssienaivvonHauszuHausaufihremFahrradfuhr,inder Absicht ihre Freunde zu warnen und zum anderen bei ihrer Vernehmung bewusste Aussagen hinsichtlichandererGruppenmitgliedermachte,inderHoffnungaufeigeneBefreiung.Anfang November1942wurdeder„FallSchulze-Boysen“demKriegsgerichtsratManfredRoederbeim Reichskriegsgericht übergeben, der im Auftrag Görings als Anklagevertreter fungieren sollte. Mitte November erhielt Roeder den Abschlussbericht der Gestapo. Der für die NS-Führung angefertigteBerichtüberdie„RoteKapelle“vermitteltdasBildeineszentralgeführten,eng verflochtenen und hoch effizient arbeitenden sowjetischen Spionagenetzes in Westeuropa, dem der Berliner Freundschaftskreis als Ableger zugeordnet wurde. Der Prozess gegen den Oberleutnant Schulze-Boysen und weitere elf Angeklagte (Libertas Schulze-Boysen, Kurt Schumacher,ElisabethSchumacher,HansCoppi,KurtSchulze,ErikavonBrockdorff,Johannes Graudenz, Horst Heilmann, Arvid Harnack, Mildred Harnack, Herbert Gollnow) wegen
„Hochverrats u. a.“53wurde vor dem 2. Senat des Reichskriegsgerichtes in der
Witzlebenstrasse geführt. Am 19. Dezember wurde Schulze-Boysen wegen „Vorbereitung zum Hochverrat, Kriegsverrat, Zersetzung der Wehrkraft und Spionage zum Tode, zum Verlust der Wehrwürdigkeit und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte“54 verurteilt. Bis auf Mildred Harnack und Erika von Brockdorff55 wurden allen Angeklagten der sog. ersten Welle zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung wurde für den 22. Dezember56 1942 in
53 Siehe das Feldurteil im Namen des Deutschen Volkes vom 19. Dezember 1942 vom Reichskriegsgericht, 2. Senat, StPl (HLS) II 129/42 und StPL (RKA) III 495/42.
54 Ebd. Siehe anschließende Begründung und Vermerk.
55 Erwartungsgemäß wurden die beiden Frauen Mitte Januar 1943 zum Tode verurteilt.
56Am22.Dezember2017durfteichimRahmendesB.A.–KolloquiumsamInstitutfürDeutschalsFremdspracheeinenVortragzumThema:„Die‚RoteKapelle‘inderÄsthetikdesWiderstandsvonPeterWeiss“halten.Eswar
Plötzensee57 angeordnet, wobei der Ausgang des Prozesses bereits vor seinem Beginn festgestanden hatte: Bereits Mitte Dezember war im Hinrichtungsschuppen der Justizvollzugsanstalt Plötzensee der T-Eisenträger mit acht Haken für das Erhängen der Gruppe eingezogen worden – somit wurde die Möglichkeit geschaffen bis zu acht Menschen gleichzeitig hinrichten zu können. Die verurteilten Männer und Frauen wurden am 21. Dezember, zwei Tage nach der Urteilsverkündung nach Plötzensee überführt, wo sie in ihren Einzelzellen der „Isolierabteilung“ auf die Urteilsvollstreckung warteten.58 In diesem kurzen ZeitraumbegegneteihnenderGefängnispfarrerHaraldPoelchauderalsGefängnispfarrerden Zugang zu Verurteilten hatte und sie auch am Abend des 22. Dezembers 1942 zum Schafott begleitete. Trotz der kurzen Zeit die bis zur Hinrichtung der Harnack/Schulze-Boysen Gruppe zur Verfügung stand, nutzte Poelchau die wenigen Stunden, um die Todeskandidaten zu besuchen,ihneneinenseelensorglichenBeistand59zuleistenundtrotzdesstrengenVerbotes, Abschiedsbriefe an Freunde und Familien unter Gefangenen auszutauschen bzw. aus dem Gefängnis zu schmuggeln.60 Solche Nachrichten, die vielleicht einem recht banal erscheinen mögen, waren für die Mitglieder der Harnack/Schulze-Boysen von großer Bedeutung, da sie monatelang weder voneinander noch von ihren Familien etwas gehörthaben.
3 DieAusnahmeerscheinungdesdeutschenWiderstands
In vieler Hinsicht muss man über die Harnack/Schulze-Boysen Organisation als eine Ausnahmeerscheinung des deutschen Widerstands sprechen. Wie bereits im Kapitel 1.4
für mich eine große Ehre genau am 75. Jahrestag der Hinrichtung der Harnack/Schulze-Boysen Gruppe diesen mutigen und außerordentlichen Menschen auch auf diese Weise gedenken zudürfen.
57 In der heutigen JVA Plötzensee in Berlin-Plötzensee wurden in der Zeit des Nationalsozialismus nicht, wie ursprünglich vorgesehen, nur Freiheitsstrafen vollzogen, vielmehr galt das Gefängnis als die zentrale Hinrichtungsstättefürdensog.VollstreckungsbezirkIVunterderLeitungdesberüchtigtenScharfrichterWilhelm Röttger,der,alsgelernterSchlosser,zusammenmitseinendreiGehilfenmehreretausendHinrichtungenvollzog, darunter die Hinrichtung der Harnack/Schulze-Boysen Gruppe und die Massenhinrichtung während der Plötzenseer Blutnächte im Herbst 1943. Näheres hierzu u. a. in Poelchau, Harald, Die letzten Stunden. Erinnerungen eines Gefängnispfarrers aufgezeichnet von Graf Alexander Stenbock-Fermor. Berlin 1949. u. Poelchau, Harald, Von Henkern und Henkersknechten. In: Aufbau. Kulturpolitische Monatsschrift, hrsg. v. Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. Jahrgang 5 (1949), V, S.28.
58DieTodeskandidatenkamenspätestensfürdenletztenTagindiesog.TodeszelleninPlötzensee,woamfrühen Abend die Hinrichtungenbegannen.
59 Der seelische Beistand für die politischen Gefangenen und Widerstandskämpfer war von der NS-Justiz nicht vorgesehen und daher streng verboten.
60 Für sein Engagement wurde sowohl Harald, als auch seine Frau Dorothee Poelchau noch zur Lebenszeit in die Gedenkstätte Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt. Siehe unter http://db.yadvashem.org/righteous/righteousName.html?language=en&itemId=4022278.
ausgeführt,warderFrauenanteilinder„RotenKapelle“füreineWiderstandsgruppeunüblich hoch, weshalb dieser Aspekt an dieser Stelle nicht weiter diskutiert werden soll. Nach einem kurzen Umriss der objektiven historischen Tatsachen die für eine AußergewöhnlichkeitderHarnack/Schulze-BoysenGruppezurZeitihresBestehenssprechen, soll der Schwerpunkt auf den etwas außergewöhnlichen Umgang mit der „Roten Kapelle“ im Nachkriegsdeutschland und ihre späte Anerkennung und Rehabilitation gelegtwerden.
3.1Warum sind nicht mehr Leute aus Trotzgut?61
WährenddieBerlinermeistensvorgaben,vonerschreckendenGeschehnisseninDeutschland in der Folge der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und später nach dem Kriegsausbruch in Osteuropa, nichts zu wissen, verschlossen die Mitglieder der Harnack/Schulze-Boysen Widerstandsgruppe von Anfang an, weder ihre Augen noch ihren Verstand hinsichtlich immer häufiger werdenden Repressalien gegenüber all denen, die mit dem Naziregime nicht konform waren. Während sie Tag für Tag dem Naziregime dienten, waren sie gleichzeitig in Aktionen verwickelt, die ihre Kollegen in den Ministerien aber auch ihre Familien mit Sicherheit erstaunt hätten, wären sie ihnen zu Ohren gekommen. Sie bewegten sich außerdem zwischen den Resten der Bohème und denen der klassischen Arbeiterbewegungskultur einerseits und zwischen angesehenen Intellektuellen und Nazibonzen andererseits. Bezeichnend für die „Rote Kapelle“ ist ihr Freundschaftsgefühl:Die alten persönlichen Beziehungen wurden gepflegt und neue Bekanntschaften geschlossen. Diese gemeinsamen Segel- und Paddelfahrten, Garten- und Salonfeste, Konzertbesuche, Wanderungen etc. dienten vor allem dem Zusammenhalt der Widerstandskreise und der Entwicklung eines ausgeprägten Gemeinschaftsgefühls. Viele der Mitglieder der Harnack/Schulze-Boysen Widerstands-organisation standen über neun Jahre im antifaschistischen Widerstandskampf: ohne die moralische und psychische Stärkung durch Freundschaft wäre dies den meisten wohl kaum möglich gewesen.62 Außerdem akzentuiert die Geschichtswissenschaft bei aller Vielfalt und Heterogenität den „mehrheitlich
‚gutbürgerlichen‘ Herkunftshintergrund“ der Gruppenmitglieder, ihren relativhohen
61Canetti, Elias, Die Provinz des Menschen. Aufzeichnungen 1942-1972. München 1973, S. 96.
62 Die Bedeutung der Freundschaft und Treue veranschaulicht vielleicht am ehesten Heinrich Scheel in seinem BerichtüberdenHarnack/Schulze-Boysen-Gerichtsprozess:„IneinemProzesssaßendiesechsAngeklagten immer in einer Entfernung von drei Metern voneinander auf ihren Stühlen. Als sich der Gerichtshof nach Antrag vonfünfTodesurteiltenzurückzog,erhobensichdieAngeklagten,eiltenaufeinanderzuundgabensichdieHand. Sie kümmerten sich nicht um das wütende Rufen der Beamten. Ihre Freundschaft und Treue war stärker als alle Vorschriften.“MündlicheMitteilungHeinrichScheelsanGertRosiejkaam15.Dezember1984.In:Rosiejka,1986, S.81.
„Bildungsgrad“(„MehralseinDrittelderMitgliederbesuchteeineHochschule,undmehrals dieHälfteerwarbdasAbitur“),eingeringesDurchschnittsalter(„mehrals50%derMitglieder waren1941jüngerals35Jahreund85%untervierzig“),den„hohenAnteilvonFrauen“(„67 Männer[=62,6%]und40Frauen[=37,4%]“),dereher„untypischfürWiderstandsgruppen“ ist und die überwiegende Zugehörigkeit zum linken politischen Spektrum (38% der Gruppenmitgliederwarenvor1933inderKPD/KJVD,6%sympathisiertenmitderKPDund4% waren in der SPD).63 Trotz bestehender Unterschiede hinsichtlich der Weltanschauung der Mitglieder, blieb eine politische Aufklärung nach innen und die Weitergabe kriegswichtiger Nachrichten nach außen, gleichgültig ob an die USA oder an die Sowjets, die bis zum Schluss verwendeteDoppelstrategieimHandelnder„RotenKapelle“.DasHauptzielhierbeiwarallen Mitgliederngemeinsam:„DieAufklärungundAufrüttelungderÖffentlichkeit“,64wobeider Schwerpunktaufdem„Versuch,einepublizistischeGegenöffentlichkeit[…]durchFlugblätter, Klebezettel, illegale Zeitungen [herzustellen]“65 lag. Im Zentrum ihrer Arbeit nach dem KriegsbeginnstanddieOrganisierungeinerumfassendenWiderstandsbewegung,dieletztlich in einem Volksaufstand gegen den Faschismus münden sollte. Zu konkreten politischen Überlegungen für die Zeit nach dem Nationalsozialismus ist leider nur wenig überliefert. Jedenfalls sollte verhindert werden, dass das Naziregime durch eine Militärdiktatur oder ein monarchistisch-ständisches Regierungssystem ersetzt würde. Sie plädierten für eine soziale Umwälzung die mit der Wiederherstellung demokratischer Verhältnisse einhergehen sollte. Unmissverständlichstelltensiehierzufest:„DasdeutscheVolkbrauchteinesozialistische RegierungderArbeiter,derSoldatenundderwerktätigenIntelligenz.“66
3.2 Und die Gestapo schrieb Geschichte
Mehr als zehntausend Berliner gedachten am 22. September 1946 im Berliner Lustgarten der Opfer des Nationalsozialismus. Dabei wurde auch die Harnack/Schulze-Boysen Widerstandsgruppe öffentlich geehrt. Eine vielbeachtete Rede über die deutsche Widerstandsbewegung hielt Günther Weisenborn im Berliner Hebbel-Theater.67 Unmittelbar
63AlleZitateundZahlenfindensichindemAufsatzFoitzik,Jan,GruppenbildungimWiderstand,in:Coppi,Danyel, Tuchel, 1994, S. 68-78, hier S.69f.
64Steinbach,Peter,WiderstandsorganisationHarnack/Schulze-Boysen.Die„RoteKapelle“–einVergleichsfallfür dieWiderstandsgeschichte,in:Ders.,WiderstandimWiderstreit.DerWiderstandgegendenNationalsozialismus in der Erinnerung der Deutschen. Ausgewählte Studien. Paderborn 1994, S. 234-256, hier S.244.
65Prümm,Karl,„DieZukunftistvergeßlich.“DerantifaschistischeWiderstandinderdeutschenLiteraturnach 1945. In: Wagener, Hans (Hrsg.), Gegenwartsliteratur und Drittes Reich. Deutsche Autoren in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Stuttgart 1977, S. 33-68, hier S.36.
66 BA R58.4105, S. 4.
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