Johann Christoph Gottscheds ‚Sterbender Cato‘ spielt als erste deutsche Aufklärungstragödie in diesem Zusammenhang eine sehr wichtige Rolle, da er in seinem Werk die entscheidenden Diskurse seiner Zeit, verkörpert durch Tugend, Politik und Liebe, in die Bürgerkriegssituation gegen Ende der römischen Republik transferiert und durch seine Charaktere austragen lässt. Seine Lehrsatzdramaturgie im ‚Sterbender Cato‘ befördert die pädagogische Funktion des Helden Cato und dient dem Publikum „als Wunsch zur Nacheiferung“ . Dieses gilt, was in dieser Hausarbeit gezeigt werden soll, sowohl für die stoisch- tugendhafte politische Einstellung Catos als auch für das Konzept der „vernünftigen Liebe“, das seinen Liebesbeziehungen zugrunde liegt. Bewunderung und Schrecken erzeugt im ‚Sterbender Cato‘ jedoch nicht nur die Tugendhaftigkeit Catos und sein durch Fanatismus ausgelöster Tod sondern auch die Skrupellosigkeit der lasterhaften Charaktere, die mit dem Helden nicht nur politische sondern auch Konflikte, die durch unterschiedliche Liebes- bzw. Tugendkonzeptionen ausgelöst werden, austragen. Das Ziel meiner Hausarbeit soll sein, die Konfliktebenen von Liebe, Tugend und Politik sowie ihre parallel angelegten Zusammenhänge innerhalb des ‚Sterbender Cato‘ darzustellen.
Zu diesem Zweck möchte ich zunächst die parallele Ausrichtung der politischen Einstellung der Protagonisten zur Darstellung der Tugendhaftigkeit derselben darstellen. Hierzu werde ich den innenpolitischen Konflikt und den außenpolitischen Konflikt mit den dazugehörigen Protagonisten Cato, Cäsar und Pharnaces schildern und daraufhin zeigen, wie Gottsched den einzelnen Protagonisten in Abhängigkeit ihrer politischen Einstellung Tugendhaftigkeit oder Untugendhaftigkeit zuschreibt.
Darauffolgend möchte ich zeigen, wie Gottsched die Liebeskonzeptionen der Frühaufklärung inhaltlich mit der politischen Konfliktsituation verknüpft. Hierbei sollen die Liebeskonzeptionen dargestellt und mit konkreten Beispielen aus dem ‚Sterbender Cato‘ nachgewiesen sowie ihre inhaltliche Darstellung bewertet werden.
Wie die einzelnen Charaktere zum pädagogischen Lehrsatz des Dramas- mangelnde Affektkontrolle in Liebe und Politik führt zum zwangsläufigen Scheitern- beitragen, soll Inhalt meiner Schlussbetrachtung sein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politische Konstellation und Tugendhaftigkeit im „Sterbender Cato“
- innenpolitischer Konflikt
- Cato als tugendhafter Republikaner mit Fehler
- Cäsar als ehrsüchtiger Monarch
- außenpolitischer Konflikt
- Pharnaces als lasterhafter Gegenspieler Catos
- Zusammenfassung
- Inhaltliche Verknüpfung von Liebeskonzeptionen der Frühaufklärung und der Politik im „Sterbender Cato“
- Das Konzept der vernünftigen Liebe
- Verbot der zärtlichen Liebe durch die Politik - Cäsar und Arsene
- Verurteilung der triebhaften Liebe - Pharnaces
- Väterliche Liebe vs. Liebe zur Republik - Vernünftige Liebe als Gradmesser zwischenmenschlicher Beziehungen
- Sprachliche Verknüpfung von Liebe und Politik
- Netze und Stricke - Gefangenschaft
- Liebesbeziehung als kriegerische Auseinandersetzung
- Feuer und Glut
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Johann Christoph Gottscheds „Sterbender Cato“, eine Schlüsselarbeit der deutschen Aufklärungstragödie, im Hinblick auf die Verknüpfung von Liebeskonzeptionen, Tugendhaftigkeit und Politik. Sie untersucht, wie Gottsched die entscheidenden Diskurse seiner Zeit in die Bürgerkriegssituation der römischen Republik transferiert und durch seine Charaktere austragen lässt.
- Die Darstellung der politischen Konstellation und der Tugendhaftigkeit der Protagonisten Cato, Cäsar und Pharnaces im „Sterbender Cato“
- Die Analyse der inhaltlichen Verknüpfung von Liebeskonzeptionen der Frühaufklärung und der politischen Konfliktsituation im Drama
- Die Untersuchung der sprachlichen Verknüpfung von Liebe und Politik im „Sterbender Cato“
- Die pädagogische Funktion des Dramas und die Rolle der Affektkontrolle in Liebe und Politik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Entwicklung der Liebeskonzeption in der frühen Neuzeit und stellt die Bedeutung von Gottscheds „Sterbender Cato“ als erste deutsche Aufklärungstragödie heraus.
Das zweite Kapitel analysiert die politische Konstellation des Dramas, die durch den innenpolitischen Konflikt zwischen Cato als Republikaner und Cäsar als Monarchist sowie den außenpolitischen Konflikt mit Pharnaces als lasterhaftem Gegenspieler Catos geprägt ist.
Das dritte Kapitel untersucht die inhaltliche Verknüpfung von Liebeskonzeptionen der Frühaufklärung und der politischen Konfliktsituation im „Sterbender Cato“.
Das vierte Kapitel analysiert die sprachliche Verknüpfung von Liebe und Politik im Drama.
Die Schlussbetrachtung befasst sich mit der pädagogischen Funktion des Dramas und der Rolle der Affektkontrolle in Liebe und Politik.
Schlüsselwörter
Deutsche Aufklärungstragödie, „Sterbender Cato“, Johann Christoph Gottsched, Liebeskonzeptionen, Tugendhaftigkeit, Politik, Bürgerkrieg, Republik, Monarchie, Vernunft, Affektkontrolle, Pädagogik
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- Florian Saß (Author), 2008, „Man opfert uns dem Staat, Und wer aus Sehnsucht liebt, begeht den Hochverrat“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118598