Christian Kracht gilt als ein Vertreter der jüngeren Generation, ein Popliterat. Der Begriff der Popliteratur wird einer nicht ganz klar umrissenen Literaturgattung Mitte des 20. Jahrhunderts zugeordnet. Krachts Werk Faserland wird als der typischste Roman seiner Zeit schlechthin gesehen. Der Akteur, ein typischer Flaneur , ist ein reicher junger Mann Ende 20, der quer durch Deutschland, von Sylt bis zum Bodensee, komfortabel reist und von seinen Erfahrungen in der Wohlstandsgesellschaft und deren Partyszene erzählt. Er geht in angesagte Clubs und Bars, ist auf Parties und einem Rave zu finden. Der Titel Faserland kann in unterschiedlicher Art gedeutet werden. Das englische „Fatherland“, wobei das „th“ als eingedeutschtes „s“ zu lesen ist, wäre eine Variante. Hinweise, dass sein Vaterland in diesem Werk thematisiert wird, gibt es viele wie zum Beispiel die zahlreichen Rückbezüge auf die Zeit des Nationalsozialismus. Eine Anspielung auf die Kleidungsfasern ist ebenfalls möglich. Der Ich-Erzähler befasst sich viel mit dem äußeren Erscheinen von Menschen, die ihm begegnen. Verknüpfungen von Fasern zeigen ein Bild. In dem Roman werden viele Thematiken zusammen geknüpft, wie etwa die Party- und Drogenszene oder das Labelcrashing und es entstehen verkörperte Klischees. Diese werden durchgehend beibehalten und es wird nicht durch Kommunikation oder Interaktion versucht, diese zu widerlegen. Es finden keine richtigen tief gehenden Gespräche statt, da alle aneinander vorbeireden und niemand dem anderen zuhört. Im Folgenden werden die Hauptproblematiken, die Beziehungen des Ich-Erzählers zu Männern und Frauen, aufgezeigt, die dazu geführt haben, dass die Unsicherheit des Protagonisten immer allgegenwärtig ist. Zwischenmenschliche Beziehungen, sei es zu Frauen oder zu Männern, bilden ein großes Problem für den namenlosen Ich-Erzähler. Er weiß nicht, wie er sich ihnen gegenüber verhalten soll. Äußerlichkeiten nimmt er detailreich wahr und analysiert diese für sich, um dadurch auf den Charakter des entsprechenden Menschen schließen zu können . Doch sein Inneres gibt er nicht preis und so kommt es zu einer Oberflächlichkeit, die sich in der kompletten Gesellschaft verbreitet zu haben scheint.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Ich-Erzähler
- Der Erzählstil
- Die zwischenmenschlichen Beziehungen: Männer
- Die zwischenmenschlichen Beziehungen: Frauen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Christian Krachts Roman "Faserland" beleuchtet die Identitätsfindung des Ich-Erzählers im Kontext seiner zwischenmenschlichen Beziehungen. Der Roman zeichnet ein Bild der deutschen Wohlstandsgesellschaft Ende des 20. Jahrhunderts und thematisiert dabei die oberflächliche Natur der sozialen Interaktion und die Suche nach Identität in einer Welt voller Klischees.
- Identitätsfindung des Ich-Erzählers
- Zwischenmenschliche Beziehungen und ihre Oberflächlichkeit
- Die deutsche Wohlstandsgesellschaft und ihre Partyszene
- Klischeehafte Darstellungen von Menschen und Verhaltensweisen
- Die Rolle des Dandytums und des Flaneur im Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Ich-Erzähler und seine Lebenswelt vor. Er ist ein reicher, junger Mann, der durch Deutschland reist und seine Erfahrungen in der Partyszene schildert. Der Titel "Faserland" wird in verschiedenen Bedeutungen interpretiert, mit Anspielungen auf Vaterland, Kleidungsfasern und die oberflächliche Verbindung von Menschen.
Das Kapitel über den Ich-Erzähler analysiert seine Persönlichkeit. Er ist namenlos und scheint keine feste Identität zu haben. Er ist privilegiert, aber zugleich verunsichert und emotional distanziert. Sein Verhalten ist geprägt von Flucht und Rastlosigkeit, er provoziert und zeigt mangelnde Toleranz gegenüber anderen.
Die Kapitel über die zwischenmenschlichen Beziehungen beleuchten die Schwierigkeiten des Ich-Erzählers im Umgang mit Männern und Frauen. Er analysiert die Äußerlichkeiten von Menschen, doch sein Inneres bleibt verborgen. Oberflächlichkeit und mangelnde Kommunikation prägen seine Beziehungen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Romans sind: Identität, zwischenmenschliche Beziehungen, Wohlstandsgesellschaft, Partyszene, Klischee, Dandytum, Flaneur, Oberflächlichkeit, Kommunikation, Flucht, Rastlosigkeit, Toleranz, Provokation.
- Quote paper
- Helene Erwin (Author), 2008, Identitätsfindung des Ich-Erzählers in Bezugnahme auf die zwischenmenschlichen Beziehungen bei Christian Krachts 'Faserland', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118626