Zur Pädagogik im Zeitalter der Aufklärung

Unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses von Zwang und Freiheit nach Kant


Seminararbeit, 2017

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Aufklärung: Eine Einführung

3. Pädagogik im Zeitalter der Aufklärung

4. Die Rolle der Erziehung

5. „Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange?“

6. Resümee

7. Quellen- und Literaturverzeichnis
7.1 Quellen
7.2 Literatur

1. Einleitung

„Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Kant 1784, S. 53). Dieses Zitat wurde zum Leitspruch der Aufklärung und impliziert die Aufforderung sich von einer geistigen Unterdrückung, welche den Gebrauch eben dieses Verstandes verhindert, zu emanzipieren. Bei der aufklärerischen Befreiung aus dieser Unterdrückung wohnt der Pädagogik eine immanente Rolle inne. Die Bedeutsamkeit der Erziehung für die Aufklärung ergibt sich einmal „aus der aufklärerischen Überzeugung, der Mensch sei perfektibel, das heißt der Mensch könne sich fortschreitend vervollkommnen“ (Schmid 2006, S. 17) und zum anderen aus dem Anspruch der Aufklärung Glückseligkeit für alle Menschen realisierbar zu machen (vgl. ebd., S. 17f.). „Die Aufklärung, besonders die deutsche, ist überzeugt von der Allmacht der Erziehung“ (ebd., S. 18) den Menschen aus seiner „selbst verschuldeten Unmündigkeit“ (Kant 1784, S. 53) zu befreien und den Bürger zu einem autonomen und freien Menschen zu machen. Daher ist diese Hausarbeit der Pädagogik im Zeitalter der Aufklärung gewidmet und soll aufzeigen welche Rolle die Erziehung bei der Vermittlung von aufklärerischer Freiheit einnimmt.

Erziehung stellt jedoch auch immer eine Form von Zwang dar, von welchem man sich im Zeitalter der Aufklärung ja eigentlich zu befreien versuchte. Inwieweit und ob der Zwang in Form von Erziehung im Widerspruch mit den aufklärerischen Überzeugungen steht soll im Folgenden geklärt werden. Schwerpunktmäßig wird Kants Sichtweise auf die aufklärerische Erziehung behandelt und die Problematik wie man „die Freiheit bei dem Zwange“ (Kant 1803, S. 711) durch Erziehung kultiviert.

Um sich diesen Fragen anzunähern beginnt die Hausarbeit zunächst mit einer Einführung in das Zeitalter der Aufklärung. Diese soll zum einen ein Bild der damaligen Gesellschaft liefern und zum anderen erklären wie sich die aufklärerischen Überzeugungen überhaupt äußern, dazu wird schwerpunktmäßig Kants 1784 erschienene Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? herangezogen. Das nachfolgende Kapitel wird sich mit der Pädagogik zur Zeit der Aufklärung beschäftigen, hier soll aufgezeigt werden, wie sich diese unter dem Einfluss des aufklärerischen Denkens veränderte. Das darauffolgende Kapitel wird sich damit beschäftigen, welche Rolle die Erziehung speziell nach Kant für die Aufklärung hat und welche Anforderungen er an eben diese stellt, damit sie Aufklärung möglich macht. Daran anschließend ist das nächste Kapitel der Problematik gewidmet, dass man Freiheit auch durch Zwang, in Form von Erziehung, vermittelt, hier liegt der Schwerpunkt wieder auf Immanuel Kants Vorstellungen, wie dieser Problematik begegnet werden soll. Zum Schluss wird ein Resümee gezogen, in welchem eine letzte kritische Auseinandersetzung mit dem Wandel der Pädagogik zur Zeit der Aufklärung stattfinden soll. Das sich daraus ergebende Dilemma Freiheit durch Zwang, in Form von Erziehung, vermitteln zu müssen wird hier erneut aufgegriffen. Die Frage, inwieweit sich Zwang und Freiheit ergänzen können oder ob es ein nicht auflösbarer Widerspruch bleibt, soll beantwortet werden.

2. Aufklärung: Eine Einführung

Die hier stattfindende Einführung in die Aufklärung, beginnt mit einer Bestandsaufnahme der gesellschaftlichen Zustände der Zeit. „In Deutschland leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vier Fünftel der Bevölkerung auf dem Land“ (Schmid 2006, S. 15), man spricht von einer „Agrargesellschaft“ (ebd.). In dieser Agrargesellschaft herrschte zur Zeit der Aufklärung Massenarmt, die sich in Verelendung, Hungersnot und Versorgungskrisen äußerte, ausgelöst durch „Kriege[...], Missernten, Bevölkerungswachstum [und] Geldentwertung“ (ebd.). Der zu dieser Zeit neuentstandene Begriff des „Pauperismus“ (ebd.) beschreibt diese katastrophale Verarmung der Bevölkerung. Des Weiteren ist die Gesellschaft der Aufklärungsepoche „ständisch gegliedert in Adel, Bürgertum und Bauern“ (ebd., S. 16), man spricht von einer Ständegesellschaft.

Die Aufklärung steht metaphorisch für „Erkenntnis“ (Oelkers 2000, S. 71), die Erkenntnis, dass eben diese Ständegesellschaft nicht mehr tragbar sei. So gerät die Ständegesellschaft während der Epoche der Aufklärung immer stärker ins Wanken. Die vorherrschenden katastrophalen Zustände gepaart mit der aufklärerischen „Forderung an jeden Menschen, [...] alle religiösen, gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Traditionen kritisch zu prüfen“ (Bürmann et al. 2000, S. 133), lassen in der Gesellschaft Zweifel an der „Legitimität adliger Vorrechte“ (Schmid 2006, S. 16) aufkommen. Die Überzeugung der Aufklärung ist es, sich „in seinem Verhalten und Handeln von der Vernunft leiten zu lassen“ (ebd., S. 17). Diese Vernunft soll den Menschen befähigen „zu entscheiden, was wahr und was falsch ist“ (ebd.) und zu erkennen, dass alle Menschen gleich sind, auch in ihren Rechten (vgl. ebd., S. 16f.). Die daraus entstehende vom Bürgertum ausgeübte Adelskritik und die Forderung nach Freiheit und Gleichheit findet in der Französischen Revolution 1789 ihren Höhepunkt (vgl. ebd., S. 16). Die Aufklärung ist also eine „kritische Auseinandersetzung mit allen Lebensbereichen“ (Bürmann et al. 2000, S. 133). Folglich wird mit der Aufklärung „der Wandel von der traditionellen ständischen Gesellschaft zur modernen bürgerlichen angekündigt und vorbereitet“ (ebd., S. 15). Der nachfolgende Abschnitt wird sich wie angekündigt mit Kants Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? befassen.

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ (Kant 1784, S. 53), so leitet Immanuel Kant seine Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? ein. Als Ursache für eben diese Unmündigkeit nennt Kant die „Faulheit und Feigheit“ (ebd.) eines Großteils der Menschheit, deshalb seine nachfolgende Aufforderung „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (ebd.). Die Natur habe längst aufgehört den Menschen zu leiten, dennoch seien die Menschen unmündig geblieben (vgl. ebd.). Die Faulheit und Feigheit, welche Kant anprangert respektive aufzeigt, äußert sich darin, dass die Menschen eine Bequemlichkeit entwickelt hätten, in der sie jegliche Verantwortung und Notwendigkeit selber denken zu müssen an andere abgegeben haben. So hätten sie „ein Buch, das für [sie] Verstand hat, ein Seelsorger, der für [sie] Gewissen hat, einen Arzt, der für [sie] die Diät beurteilt, u.s.w.“ (ebd.). Diese Bequemlichkeit, sich von der Verantwortung und Notwendigkeit sich seines eigenen Verstandes bedienen zu müssen loszusagen, mache es nun sogenannten „Vormündern“ (ebd.) leicht die „Oberaufsicht“ (ebd.) über das Volk zu gewinnen. Zusätzlich zu der Bequemlichkeit komme die von den Vormündern gepredigte Gefahr, die einem drohe, wenn man denn versuche von seinem eigenen Verstand Gebrauch zu machen (vgl. ebd., S. 53f.). Seine verwendeten Begriffe, mit welchen er den Zustand der „beinahe zur Natur gewordenen Unmündigkeit“ (ebd., S. 54) beschreibt, machen die Abneigung Kants gegenüber selbigen deutlich. Das Volk bezeichnet er als „Hausvieh“ (ebd., S. 53), welches von den Vormündern „zuerst dumm gemacht“ (ebd.) worden sei und dann in einem „Gängelwagen“ (ebd.) eingesperrt worden sei.

Wie befreit man sich jedoch nun von dieser eben benannten beinahe zur Natur gewordenen Unmündigkeit? Aus dem Zustand unfähig zu sein sich seines eigenen Verstandes bedienen zu können? Sich selber aufzuklären ist laut Kant praktisch unmöglich, dass sich aber eine Gruppe von Menschen aufklärt und sich so aus der Unmündigkeit befreit „ist eher möglich [...], wenn man ih[r] nur Freiheit läßt[sic], beinahe unausbleiblich“ (ebd., S. 54). Als Grundvoraussetzung zu dieser Aufklärung der Massen ernennt Kant die „Freiheit“ (ebd., S. 55). Diese erfahre jedoch von allen Seiten Einschränkung, nämlich durch, von Kant genau benannte, Vormünder, beispielsweise dem „Offizier [...] [und dem] Geistliche[n]“ (ebd.). Kant versteht Aufklärung jedoch nicht als Loslösung von allen „Einschränkungen der Freiheit“ (ebd.). Für die Aufklärung hinderliche Einschränkungen seien lediglich jene, welche den „öffentliche[n] Gebrauch seiner Vernunft“ (ebd.) verhindern würden. Der „Privatgebrauch“ (ebd.) selbiger dürfe hingegen auch „öfters sehr enge eingeschränkt“ (ebd.) werden, ohne dass dem Gedanken einer aufgeklärten Gesellschaft widersprochen würde. Den Privatgebrauch grenzt Kant insofern vom öffentlichen Gebrauch der Vernunft ab, als dass ein Bürger in seiner Rolle als „passives Glied“ (ebd., S. 56) in der Gesellschaft, beispielsweise als ein sich im Amt befindlicher „Offizier“ (ebd.) oder als Steuerzahler, im Sinne seiner Funktion zu handeln habe, wie es die Allgemeinheit von ihm verlangt (vgl. ebd., S. 55f.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Zur Pädagogik im Zeitalter der Aufklärung
Untertitel
Unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses von Zwang und Freiheit nach Kant
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
14
Katalognummer
V1187513
ISBN (eBook)
9783346621993
ISBN (Buch)
9783346622006
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pädagogik, Aufklärung, Zwang, Freiheit, Immanuel Kant, Erziehung, Widerspruch, Unmündigkeit
Arbeit zitieren
Jan Dissemond (Autor:in), 2017, Zur Pädagogik im Zeitalter der Aufklärung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1187513

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