Diese Arbeit analysiert die Wirkung des Stilmittels Ironie in "Er laßt die Hand küssen" von Marie von Ebner-Eschenbach.
Marie von Ebner-Eschenbachs Novelle bietet wie auch andere ihrer Erzählungen eine Kritik am Adel. In den Dorf- und Schloßgeschichten erschienen, thematisiert die Novelle den bürgerlichen Realismus. Die Autorin selbst stammt aus dem Adel und habe für verbesserte Verhältnisse auf dem Land gestrebt. Sie habe sich erhofft, mit ihrem Handeln Verbesserungen zu erreichen und die Spanne zwischen dem Adel und dem Volk zu minimieren.
Der liberale Erzähler hat ein Ziel, das er mit seiner Geschichte erreichen will, und verwendet dabei eine Reihe von Mitteln, die sich in den Sphären der Ironie bewegen. Dabei ist die konservative Zuhörerin seine Adressatin, bei der er sich einen Wandel erhofft. Was der Erzähler mit seiner Geschichte bezwecken will und welcher Mittel er sich dabei bedient, soll in dieser Hausarbeit analysiert werden.
Um seinen Zweck und die Mittel dazu herauszuarbeiten, soll zunächst der Begriff der „Ironie“ geklärt werden, da diese ein durchgehendes stilistisches Mittel des Erzählers ist. Im Anschluss wird im Hinblick auf dieses Stilmittel der Bereich der Herrschaft näher beleuchtet, indem die Darstellungsweise der Großmutter des Erzählers untersucht wird. So werden die Verhältnisse zwischen der Herrin und ihren Untertanen thematisiert, aber auch ihre ironisch dargestellte Art zu handeln.
Im Kontrast dazu wird der Bereich der Bürgerlichen genauer analysiert, indem die ironische Darstellung der Diener, Mischka, aber auch des bürgerlichen Doktors analysiert wird. Die Diener haben auf der bürgerlichen Seite die größte Nähe zum herrschaftlichen Bereich und werden vom Erzähler dementsprechend übertrieben dargestellt.
Zuletzt wird auf die Zuhörerin eingegangen, die als das kritische Gegenüber Kommentare einwirft und den ironischen Erzähler hinterfragt. Sie entspricht dem Zielobjekt der Geschichte des Erzählers, da ihre Lebenssituation ähnlich wie die der Herrin ist, weshalb er sich einen Sinneswandel bei seiner Zuhörerin erhofft. Schließlich werden in einem Fazit die wichtigsten Ergebnisse rekapituliert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das erzählerische Mittel der Ironie
- Der Herrschaftsbereich
- Der Bereich der Bürgerlichen
- Die Bedeutung der Zuhörerin
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Erzähltechnik in Marie von Ebner-Eschenbachs Novelle „Er lässt die Hand küssen“. Im Fokus steht die Verwendung von Ironie als stilistisches Mittel zur Kritik am Adel und zur Darstellung der gesellschaftlichen Verhältnisse zwischen Herrschaft und Bürgertum. Die Arbeit untersucht, wie der Erzähler durch ironische Darstellung seine Ziele verfolgt und eine Veränderung bei seiner Zuhörerin anstrebt.
- Die Funktion der Ironie als Erzählmittel
- Die Darstellung des Herrschaftsbereichs und der sozialen Ungleichheit
- Die Charakterisierung der Figuren im bürgerlichen Bereich
- Die Rolle der Zuhörerin als Adressatin der Erzählung
- Die Intention des Erzählers und seine Kritik am Adel
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt die Novelle „Er lässt die Hand küssen“ von Marie von Ebner-Eschenbach vor. Sie beleuchtet die Adelskritik der Autorin und ihren Wunsch nach gesellschaftlicher Verbesserung. Der Fokus liegt auf der Analyse der Erzählweise, insbesondere der Verwendung von Ironie als Mittel zur Erreichung des erzählerischen Ziels. Die Arbeit skizziert den methodischen Ansatz, der die Klärung des Begriffs „Ironie“ und die Analyse verschiedener Bereiche der Erzählung umfasst, um den Zweck des Erzählers und die verwendeten Mittel herauszuarbeiten. Die Adressatin, die konservative Zuhörerin, bei der sich der Erzähler einen Sinneswandel erhofft, wird ebenfalls als wichtiger Aspekt eingeführt.
Das erzählerische Mittel der Ironie: Dieses Kapitel klärt den Begriff der Ironie im Kontext antiker Rhetorik und literarischer Stilmittel. Es wird der Unterschied zwischen Ironie und Lüge herausgestellt: Ironie signalisiert dem Zuhörenden bewusst das Gegenteil des Gesagten, während die Lüge die Täuschung verschleiert. Das Kapitel charakterisiert Ironie als Trope, der auf Kontrast und gegensätzlicher Bedeutung basiert. Es wird betont, dass die Ironie trotz des gegensätzlichen Ausdrucks keine Täuschungsabsicht verfolgt, da der Sprecher sprachliche Konventionen einhält und seine Behauptung für richtig ausgibt. Die Ironie wird als Mittel der Kritik an Verhalten und Institutionen dargestellt, die durch Signale die bewusste Abweichung von Konventionen aufzeigt und das eigentlich Gemeinte vermittelt.
Der Herrschaftsbereich: Dieses Kapitel analysiert die ironische Darstellung der Großmutter des Erzählers als Herrin. Der Erzähler wählt bestimmte Sequenzen, um ihr Handeln als ein „Gutes wollen und Böses schaffen“ darzustellen, während andere Details ausgelassen werden. Die Auslassung von Hinweisen auf Mischkas Mitverantwortung für sein Schicksal verdeutlicht die Position des Erzählers. Die Kapitel beleuchtet die Ambivalenz der Großmutter: Sie betont Moral und Sittlichkeit, handelt aber von eigenen Begierden geleitet. Die ironische Darstellung der Beförderung Mischkas und die Beschreibung der Handlung der Großmutter zeigen ihre Ambivalenz zwischen Fürsorglichkeit und Menschenverachtung. Die Ambivalenz des Gesagten und des Gemeinten unterstreicht den Zweck der Geschichte, wobei der Erzähler nicht die Seite des Herrschaftsbereichs vertritt, trotz der scheinbaren Identifikation durch seine Sprache. Mischkas Zwang zum Trinken von Branntwein verdeutlicht die tödlichen Auswirkungen der Herrschaft.
Häufig gestellte Fragen zu „Er lässt die Hand küssen“ - Eine Analyse der Erzähltechnik
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit analysiert die Erzähltechnik in Marie von Ebner-Eschenbachs Novelle „Er lässt die Hand küssen“, insbesondere die Verwendung von Ironie als stilistisches Mittel zur Kritik am Adel und zur Darstellung der gesellschaftlichen Verhältnisse zwischen Herrschaft und Bürgertum. Der Fokus liegt auf der Untersuchung, wie der Erzähler durch ironische Darstellung seine Ziele verfolgt und eine Veränderung bei seiner Zuhörerin anstrebt.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Funktion der Ironie als Erzählmittel, die Darstellung des Herrschaftsbereichs und der sozialen Ungleichheit, die Charakterisierung der Figuren im bürgerlichen Bereich, die Rolle der Zuhörerin als Adressatin der Erzählung und die Intention des Erzählers und seine Kritik am Adel.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über das erzählerische Mittel der Ironie, ein Kapitel über den Herrschaftsbereich, und einen Schluss. Die Einleitung führt in die Thematik ein und skizziert den methodischen Ansatz. Das Kapitel zur Ironie klärt den Begriff und seine Funktion in der Erzählung. Das Kapitel zum Herrschaftsbereich analysiert die ironische Darstellung der Großmutter und deren Handeln. Der Schluss fasst die Ergebnisse zusammen.
Was wird unter dem Begriff „Ironie“ in dieser Arbeit verstanden?
Ironie wird als Trope definiert, der auf Kontrast und gegensätzlicher Bedeutung basiert. Im Gegensatz zur Lüge signalisiert Ironie dem Zuhörenden bewusst das Gegenteil des Gesagten, ohne jedoch eine Täuschungsabsicht zu verfolgen. Sie dient als Mittel der Kritik an Verhalten und Institutionen.
Wie wird der Herrschaftsbereich in der Novelle dargestellt?
Der Herrschaftsbereich, repräsentiert durch die Großmutter des Erzählers, wird ironisch dargestellt. Der Erzähler wählt bestimmte Sequenzen, um ihr Handeln als ein „Gutes wollen und Böses schaffen“ darzustellen, während andere Details ausgelassen werden. Die Ambivalenz der Großmutter zwischen Moral und Begierde wird hervorgehoben, um die Kritik des Erzählers zu unterstreichen.
Welche Rolle spielt die Zuhörerin?
Die Zuhörerin ist eine konservative Person, bei der der Erzähler durch seine Erzählung einen Sinneswandel erreichen möchte. Sie ist eine wichtige Adressatin der Erzählung und ihr Verständnis der ironischen Darstellung ist zentral für die Wirkung der Novelle.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit zeigt, wie die Autorin durch den gezielten Einsatz von Ironie eine scharfe Kritik am Adel und den gesellschaftlichen Verhältnissen übt und gleichzeitig den Wunsch nach gesellschaftlicher Verbesserung zum Ausdruck bringt. Die Analyse der ironischen Erzähltechnik verdeutlicht die Intention des Erzählers und die Wirkung auf die Adressatin.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für das Verständnis der Arbeit?
Schlüsselbegriffe sind: Ironie, Erzähltechnik, Adelskritik, Gesellschaftskritik, Herrschaft, Bürgertum, soziale Ungleichheit, Ambivalenz, Erzählerintention, Adressatin.
- Arbeit zitieren
- Melina Boll (Autor:in), 2021, Das Stilmittel der Ironie in Marie von Ebner-Eschenbachs "Er laßt die Hand küssen", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1187646