Gegenstand dieser Arbeit sind Inhalte, Werte und geschlechtsspezifische Rollenbilder, die seit 1950 von den wesentlichen Bildungsträgern Österreichs, mit Spezialisierung auf Oberösterreich, vermittelt wurden.
Im Bereich der Landwirtschaft gab es seit jeher eine starke Rollendifferenzierung zwischen den Geschlechtern. Männer und Frauen hatten ihre eigenen Arbeitsbereiche und Kompetenzen. Durch Sozialisation und Ausbildung wurden diese Rollenbilder auf die nächste Generation übertragen. Im Laufe der Zeit änderten sich die Rahmenbedingungen für die Betriebe, Fremdarbeitskräfte wurden weniger, Betriebe vergrößert oder im Nebenerwerb geführt. Dies führte zu einer neuen Arbeitsaufteilung zwischen den Geschlechtern und einen damit einhergehenden Abgleich im Bildungsbereich.
Ähnliche ungeschriebene Gesetze, wie die Arbeitsteilung in der Landwirtschaft, gab es im Bereich der landwirtschaftlichen Schulen. Theoretisch war es schon immer möglich gewesen, auch als Frau eine auf Landwirtschaft und nicht auf ländliche Hauswirtschaft spezialisierte Schule zu besuchen, doch praktisch gesehen war es nicht üblich. Es gab konkrete Vorstellungen, was Burschen und was Mädchen zu lernen hatten. Nach der Hauptschule wurden viele Hofnachfolger nicht vor die Wahl der Schule gestellt, sondern es war selbstverständlich, die eine oder andere Fachrichtung (Landwirtschaft oder ländliche Hauswirtschaft) zu besuchen.
In der Erwachsenenbildung herrschte eine ähnliche Aufteilung der Themenbereiche. Frauen setzten sich mit Haushalt, Werken, Wohnen, aber auch mit dem Thema Gesundheit und Persönlichkeitsbildung auseinander, Männer mit Spezialfragen der Landwirtschaft. Es wurden keine eigenen Seminare für Männer angeboten, für Frauen jedoch schon. Die Landjugend war viele Jahre in getrennten Mädchen- und Burschengruppen organisiert. Im Laufe der Zeit fusionierten die Gruppen und wurden ab sofort partnerschaftlich geführt.
Inhaltsverzeichnis
- A. Gegenstand und Struktur der Arbeit
- 1. Aufgabenstellung
- 2. Methoden
- 3. Quellen
- 4. Aufbau der Arbeit
- B. Grundlagen
- 1 Geschlechtsspezifische Aspekte
- 1.1 Definition des Begriffes Geschlecht
- 1.2 Berufstätigkeit von Frauen
- 1.3 Geschlechtsspezifische Aspekte in der Ausbildung
- 1.4 Wandel der Familie
- 1.5 Feminismus und Emanzipation
- 1.6 Männeremanzipation
- 1.7 Gesellschaftlicher Wandel des Bauern
- 2 Wesentliche Entwicklungen in der Land- und Forstwirtschaft in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts
- 2.1 Entwicklung der Betriebs- und Arbeitskräftestruktur
- 2.2 Modernisierung, Mechanisierung
- 2.3 Produktion und Förderungsmaßnahmen
- 2.4 Auswirkungen des EU-Beitritts auf die Landwirtschaft
- 2.5 Die Situation der Bäuerin
- 2.6 Aktuelle Situation
- C. Empirischer Teil
- 1 Landwirtschaftskammer, Ländliches Fortbildungsinstitut
- 1.1 Geschichte der Institution
- 1.2 Das Zeitalter der technischen Neuerungen
- 1.2.1 Bildungsangebote Landwirtschaft
- 1.2.2 Bildungsangebote Hauswirtschaft
- 1.2.3 Vermittelte Rollenbilder der Frau als Bäuerin
- 1.3 Von der Basis- zur Spezialausbildung
- 1.3.1 Bildungsangebote für Männer
- 1.3.2 Bildungsangebote für Frauen
- 1.3.3 Der Beruf der Bäuerin ist nicht mehr gefragt
- 1.4 Bauer und Bäuerin als Unternehmer
- 1.4.1 Frau und Mann am Bauernhof treten als Unternehmer auf
- 1.4.2 Landwirtschaftliche Aufbaukurse
- 1.4.3 Vergleich der LFI-Kursprogramme
- 1.5 Meisterausbildung in Landwirtschaft und ländlicher Hauswirtschaft
- 1.5.1 Historische Entwicklung
- 1.5.2 Landwirtschaftliche Meisterausbildung
- 1.5.3 Meisterausbildung in ländlicher Hauswirtschaft
- 1.5.4 Vergleich der Ausbildungszahlen
- 2 Jugendwerk der Landwirtschaftskammer, Landjugend
- 2.1 Entstehung der Landjugendbewegung
- 2.1.1 Gründung von 4-H-Klubs und Landjugendgruppen
- 2.1.2 Aufbau und Organisation der Österreichischen Landjugend
- 2.1.3 Besonderheiten bei Gründungen in den einzelnen Bundesländern
- 2.1.4 Bundesweite Organisation
- 2.2 Ziele der Landjugendbewegung
- 2.3 Allgemeines Bildungs- und Arbeitsprogramm
- 2.3.1 Brauchtumspflege
- 2.3.2 Exkursionen und Lehrfahrten
- 2.3.3 Wettbewerbe
- 2.3.4 Fachliche Weiterbildung und Aktivitäten
- 2.3.5 Arbeitsaufgaben und Kurzlehrbriefe
- 2.4 Inhaltliche Schwerpunkte und Projekte im Laufe der Zeit
- 2.4.1 Kontakt mit Amerika
- 2.4.2 Beziehung Stadt-Land
- 2.4.3 Ausstellungen
- 2.4.4 Jahr der Frau 1975 – Jahr der Partnerschaft
- 2.4.5 Umweltschutz
- 2.4.6 Das Zeitalter der Projekte
- 2.4.7 Internationalität
- 2.4.8 Vermehrte Bildung für Funktionäre und Betreuer/innen
- 2.4.9 Mit einem Schwerpunktthema ins neue Jahrtausend
- 2.5 Geschlechtsspezifische Tätigkeiten und vermittelte Rollenbilder
- 2.5.1 Burschenspezifische Aufgaben
- 2.5.2 Mädchenspezifische Aufgaben
- 2.5.3 Vermittelte Rollenbilder
- 3 Landwirtschaftliche Fachschulen
- 3.1 Überblick
- 3.2 Schule für hauptsächlich Mädchen: Mistelbach bei Wels
- 3.2.1 Geschichtliche Entwicklung
- 3.2.2 Wege nach der Fachschule
- 3.2.3 Projekte und Schulveranstaltungen
- 3.2.4 Schulstatistik
- 3.2.5 Lehrpläne und -inhalte
- 3.3 Schule für hauptsächlich Burschen: Katsdorf
- 3.3.1 Geschichtliche Entwicklung
- 3.3.2 Projekte und Schulveranstaltungen
- 3.3.3 Schulstatistik
- 3.3.4 Lehrpläne und -inhalte
- 3.4 Vergleich der Lehrpläne der Fachrichtung Landwirtschaft mit Ländlicher Hauswirtschaft
- 4 Höhere Bundeslehranstalten
- 4.1 Überblick
- 4.2 Höhere Bundeslehranstalt Elmberg
- 4.2.1 Geschichtliche Entwicklung
- 4.2.2 Wege nach der HBLA Elmberg
- 4.2.3 Schulautonomie und Schulentwicklung
- 4.2.4 Projekte und Schulveranstaltungen
- 4.2.5 Auslandskontakte
- 4.2.6 Maturathemen einst und jetzt
- 4.3 Höhere Bundeslehranstalt Ursprung
- 4.3.1 Geschichtliche Entwicklung
- 4.3.2 Schulstatistik
- 4.3.3 Wege nach der HBLA Ursprung
- 4.3.4 Projekte und Schulveranstaltungen
- 4.3.5 Lehrplan und Schulentwicklung
- 4.3.6 Maturathemen im Vergleich
- 4.4 Vergleich der Lehrpläne HBLA Elmberg und HBLA Ursprung
- Entwicklung der Bildungsangebote in der land- und hauswirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung
- Veränderte Rollenbilder von Frauen und Männern in der Landwirtschaft
- Einfluss von gesellschaftlichen Entwicklungen auf die Aus- und Weiterbildung
- Geschlechtsspezifische Aspekte in der Berufswahl und Karriere
- Bildungspolitik und ihre Auswirkungen auf die Geschlechterverhältnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation untersucht die Geschlechterverhältnisse in der land- und hauswirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung in Österreich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie analysiert die Entwicklung der Bildungsangebote und die damit verbundenen Rollenbilder von Frauen und Männern in diesem Bereich.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel A beschreibt den Gegenstand und die Struktur der Arbeit. Es werden die Aufgabenstellung, die verwendeten Methoden, die Quellen und der Aufbau der Arbeit dargelegt.
Kapitel B behandelt die theoretischen Grundlagen. Es werden geschlechtsspezifische Aspekte wie die Definition des Begriffes Geschlecht, die Berufstätigkeit von Frauen, geschlechtsspezifische Aspekte in der Ausbildung, der Wandel der Familie, Feminismus und Emanzipation sowie Männeremanzipation beleuchtet. Weiters werden wesentliche Entwicklungen in der Land- und Forstwirtschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts betrachtet, darunter die Entwicklung der Betriebs- und Arbeitskräftestruktur, Modernisierung und Mechanisierung, Produktion und Förderungsmaßnahmen, Auswirkungen des EU-Beitritts auf die Landwirtschaft, die Situation der Bäuerin und die aktuelle Situation.
Kapitel C befasst sich mit dem empirischen Teil der Arbeit. Es werden die Landwirtschaftskammer, das Ländliche Fortbildungsinstitut und das Jugendwerk der Landwirtschaftskammer (Landjugend) sowie landwirtschaftliche Fachschulen und höhere Bundeslehranstalten untersucht. Die Kapitel analysieren die Geschichte der Institutionen, die Bildungsangebote, die vermittelten Rollenbilder, die Entwicklung der Lehrpläne und -inhalte sowie die Schulstatistik.
Schlüsselwörter
Geschlechterverhältnisse, Land- und Hauswirtschaft, Aus- und Weiterbildung, Bildungsangebote, Rollenbilder, Frauen, Männer, Landwirtschaft, Ländliche Hauswirtschaft, Fachschulen, Höhere Bundeslehranstalten, Österreich, 20. Jahrhundert.
- Quote paper
- Dr. Leopoldine Hageneder (Author), 2007, Geschlechterverhältnisse in der land- und hauswirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118765