Die Besonderheiten des Monologs in "Der Bau" von Franz Kafka


Hausarbeit (Hauptseminar), 2021

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Der Innere Monolog - Eine allgemeine Auseinandersetzung mit dem Begriff
2.2 Besonderheiten der Erzählsituation des Monologs
2.3 Die Aussagekraft des Monologs über den Erzähler
2.3.1 Probleme und Beziehungen zu sich selbst und mit anderen
2.3.2 Die Sorgen und Ängste
2.3.3 Entscheidungsfindung und die Charakteristik der inneren Unruhe
2.3.4 Selbstkritik und wichtige Erkenntnisse
2.4 Zusammenhang tierischer Erzählstimme und Monolog
2.5 Auswirkungen des Monologs auf den Leser

3. Schlussbemerkung

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Erzählung „Der Bau" wurde Ende 1923 und 1924 von Franz Kafka verfasst und im Jahr 1928 durch Max Brod veröffentlicht. Es handelt sich hierbei um eine von Kafkas letzten Erzählungen, die erhalten geblieben sind. „Der Bau" lässt sich aus der Sicht eines unbestimmten Tieres lesen, welches in Abgeschiedenheit zur Außenwelt in einem unterirdischen selbsterrichteten Bau lebt. Der Bau spielt in der monologischen Erzählung eine zentrale Rolle im Leben des Tieres und schenkt ihm die ersehnte Ruhe und Geborgenheit in der Abgeschiedenheit. Vor allem aber bietet der Bau ihm durch die vielen eingebauten Vorsichtsmaßnahmen den nötigen Schutz vor den potenziellen Feinden der Außenwelt. Der Bau hat für das Tier dabei nicht nur die Rolle seines Zuhauses übernommen, er ist ebenso der volle Stolz des Tieres und verkörpert die Konstruktion seiner selbst, mit der er durch und durch verschmolzen ist.

Um die Besonderheiten der Erzählung mit dem Fokus auf das monologische ausführen zu können, muss zunächst geklärt werden, was der Monolog im Eigentlichen ist. Es werden einige Besonderheiten des inneren Monologs aufgezählt und es wird eine Abgrenzung und Differenzierung des Begriffs Innerer Monolog zu verwandten Begriffen vorgenommen. Anschließend wird gezielt auf die Eigentümlichkeiten im Monolog von Kafkas „Der Bau" eingegangen und er wird in eine der zuvor aufgeführten Kategorien eingeordnet. Es wird im Folgenden betrachtet, wie die Gefühls- und Gedankenwelt des Tieres (durch die Betrachtung des Monologs) aufgebaut ist und welche Besonderheiten erkennbar sind. Im Unterpunkt 2.4 des Hauptteils wird die Verknüpfung zwischen der tierischen Erzählstimme und des Monologs diskutiert, d.h. ob eine klare Grenze zwischen diesen Gegensätzen gezogen werden kann oder inwiefern dies Schwierigkeiten aufweist. Die Auswirkung des Monologs auf die Erzählung als Konstruktion wird als Nächstes betrachtet. Der Monolog wird hier auf seine Funktion untersucht. Anschließend werden die zentralen Erkenntnisse in der Schlussbemerkung übersichtlich zusammengefasst und in Form eines Fazits ausformuliert.

2. Hauptteil 2.1 Der Innere Monolog - Eine allgemeine Auseinandersetzung mit dem Begriff

Die Gattung des Monologs ist heutzutage in der modernen Literatur weit verbreitet. Der Monolog an sich stellt jedoch nur einen Überbegriff dar, welcher in verschiedene Unterbegriffe kategorisiert werden kann. Der Unterschied zum ursprünglichen Monolog besteht darin, dass die Handlung bei ihm verbal stattfindet, während bei dem inneren Monolog1 der Inhalt im „Innenraum des Bewußtseins"23 der jeweiligen Figur in der 1. Person Singular in der Gegenwart behandelt wird. Der innere Monolog behandelt also die inneren Gedanken- und Gefühlsprozesse aus der Sicht der jeweiligen Figur, mit der absoluten Abwesenheit des eigentlichen Erzählers. Allerdings können im Inneren Monolog narrative Informationen in verschiedenen Codierungen getarnt vorliegen [...]'4, damit die Lesbarkeit der Geschichte durch die zwischen den Zeilen gegebenen Informationen ermöglicht wird.5

Der innere Monolog lässt sich signifikant von dem „traditionellen Selbstgespräch“6 und der „freien indirekten Gedankenwiedergabe" [6] abgrenzen. Das traditionelle Selbstgespräch unterscheidet sich unter anderem durch den ..] auktorialen Kontext [...] sowie durch seine rhetorische Prägung und rationale Argumentationsstruktur in der Form des Dialogs." 7 Das „Ich" geht in den Dialog mit sich selbst, Wolfgang G. Müller spricht hier von einer Debatte, welche in einer Konflikt- oder Entscheidungssituation geführt wird. Die freie indirekte Gedankenwiedergabe unterscheidet sich von dem Erzählerbericht lediglich durch die Ersetzung des üblichen Erzählers durch die innere Sprache des dargestellten Charakters /..J"8 9. Die freie indirekte Gedankenwiedergabe wiederum ist gekennzeichnet durch das Tempus im Präteritum, die 3. Person Singular und durch die „freie indirekte Gedankenwiedergabe' [29], durch welche die der Charakter die Funktion des Erzählers übernimmt. Trotz dessen nennt Müller Gemeinsamkeiten zwischen dem inneren Monolog und der freien indirekten Gedankenwiedergabe. Beide Techniken lenken die Erzählkunst in die Richtung der Innenweltdarstellung10. Deutlich schwieriger lässt sich die Grenze zu dem sogenannten „Bewusstseinsstrom"11 ziehen. Der sogenannte Bewusstseinsstrom wird laut einigen Theoretikern als ein Überbegriff verstanden, welchen man mithilfe des traditionellen Selbstgesprächs, der freien indirekten Gedankenwiedergabe und des Gedankenberichts darstellen kann.12 In der Literaturwissenschaft lässt der Begriff Bewusstseinsstrom sich dem inneren Monolog unterordnen und er gilt als eine Extremform der Wiedergabe [von] innerer Sprache [..J"13. Müller betont in diesem Zusammenhang die Affinität mit der Metapher des Stroms, welche durch die ..] nicht rational gesteuerte[n] Bewußtseinsabläufe [...] in ihrer Ungelenktheit, Inkohärenz und Flüchtigkeit f.-.J"14 15 charakterisiert werden kann. In anderen Worten unterscheidet sich der Bewusstseinsstrom vom inneren Monolog durch die ,,[...] mundsprachlichen Unreinheiten, die die Spontanität mentaler Sprache suggerieren sollen. 'A [5] Der Bewusstseinsstrom kann also sowohl schriftlich als auch mündlich überliefert werden, währenddessen der Innere Monolog als „konzeptionell nicht geäußerte Sprache" definiert wird.16 Er hingegen muss die „assoziative, grammatikalisch reduzierte Gedankensprache"17 nicht nachahmen.

2.2 Besonderheiten der Erzählsituation des Monologs

In diesem Kapitel wird gezielt darauf geachtet, wie der Monolog erzählt wird und welche Besonderheiten auftreten. Bei den auftretenden Beispielen wird lediglich auf die Erzählweise geachtet, der Inhalt der Erzählung wird im nächsten Kapitel thematisiert. Bei dem Monolog in „Der Bau" handelt es sich um eine literarische Indiskretion, der Leser „belauscht" die Gedanken des Tieres. Es handelt sich hierbei um einen Gedankenbericht, um einen inneren Monolog. Dies lässt sich beispielsweise dadurch belegen, dass die Gedanken des Tieres zwar rational, aber dennoch ungefiltert überliefert werden. Ein auktorialer Erzähler lässt sich daher vollkommen ausschließen, vielmehr übernimmt das Tier in einigen Textstellen die Rolle des Erzählers ein und beschreibt neben seinen Gedanken, seine darauffolgenden Taten und alles, was nebenher passiert. Auffällig sind beispielsweise die häufigen Beschreibungen des Protagonisten über

[...]


1 Nähere Erläuterungen zu den Monologformen- siehe Kapitel 2

2 Müller, Wolfgang G. (1994), S. 208

3 Gomes, Mario (2008), S. 125

4 Ebd.

5 Vgl. Ebd.

6 Müller, Wolfgang G. (1994), S. 208

7 Ebd.

8 Müller, Wolfgang G. (1994), S. 209

9 Ebd.

10 Vgl. Ebd.

11 Ebd. S.

12 Müller, Wolfgang G. (1994). S. 209. Zit. Vgl. Humphrey, R. (1954). S. 23 ff.

13 Müller, Wolfgang G. (1994). S. 209.

14 Ebd.

15 Gomes, Mario (2008). S. 99f. Zit. Edel, L. (1955): S. 84

16 Gomes, Mario (2008). S. 100

17 Ebd.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Besonderheiten des Monologs in "Der Bau" von Franz Kafka
Hochschule
Universität Erfurt
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
19
Katalognummer
V1187701
ISBN (eBook)
9783346620699
ISBN (Buch)
9783346620705
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Untersuchung des Monologs
Arbeit zitieren
David Müller (Autor:in), 2021, Die Besonderheiten des Monologs in "Der Bau" von Franz Kafka, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1187701

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